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Als gerechter Preis lateinisch iustum pretium wird ein nach ethisch normativen Kriterien ermittelter Preis bezeichnet der beim Austausch von Gutern zugrunde gelegt wird Die Frage der Preisgerechtigkeit ist Thema der Wirtschaftsethik und in ihrem Ursprung auf Aristoteles zuruckzufuhren Zur Beurteilung ob ein gerechter Preis vorliegt muss geklart werden welcher Gerechtigkeitsmassstab einem Urteil uber den Preis zugrunde liegt auf welche Weise der Preis ermittelt wurde und ob diese Preisermittlung dem gewahlten Massstab fur die Gerechtigkeit entspricht Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Probleme der Preisbeurteilung 3 Geschichte 4 Heutige Bedeutung 5 Fairer Handel 6 Abgrenzung Fair Value 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenGeht man vom Prinzip der Tauschgerechtigkeit lateinisch iustitia commutativa aus steht die Frage der Aquivalenz im Vordergrund Gerecht sind Preise wenn sich Leistung und Gegenleistung entsprechen Der Kaufer muss alle Sachinformationen zum erworbenen Gut haben und es darf keine Verzerrungen durch das Ausnutzen besonderer Konstellationen zum Beispiel uberhohte Wasserpreise bei Durre vorliegen Tauschgerechtigkeit orientiert sich am Leistungsprinzip Dem voraus geht das Prinzip der Verteilungsgerechtigkeit iustitia distributiva das sich an den Bedurfnissen orientiert Danach sind Preise ungerecht die einem Teil der Gesellschaft nicht zumindest eine angemessene Grundversorgung gewahrleisten Aus juristischer Sicht sind Preise die sittenwidrig sind verboten Hierzu zahlt insbesondere der Wucher also ein Missverhaltnis von Leistung und Gegenleistung unter Ausnutzung einer Notlage Probleme der Preisbeurteilung BearbeitenEin Preis wird gebildet wenn es zum Austausch von Gutern kommen soll Dabei kann der Preis von irgendjemandem politisch festgelegt werden Administrierter Preis oder er wird auf dem Markt als Marktpreis durch Angebot und Nachfrage bestimmt Bei der Beurteilung eines Preises unabhangig davon ob politischer Preis oder Marktpreis unterscheidet man den Gebrauchswert und den Tauschwert Zwischen diesen beiden subjektiven Massstaben besteht das so genannte Wertparadox Ein Gut mit hohem Gebrauchswert wie Wasser oder ein von einem Verwandten gemaltes Bild kann bei hoher Verfugbarkeit einen sehr niedrigen Tauschwert haben Andererseits konnen Guter mit einem niedrigen Gebrauchswert beispielsweise Luxusguter wie Diamanten einen sehr hohen Tauschwert haben Aus sozialer Sicht problematisch sind Guter die zugleich einen sehr hohen Gebrauchswert und einen sehr hohen Tauschwert haben Dies ist zum Beispiel der Fall wenn Nahrungsmittel oder Wohnraum so teuer sind dass die armen Teile einer Bevolkerung sie sich nicht leisten konnen Um der Problematik der Preisbestimmung mit subjektiven Massstaben zu entgehen wurde in der Geschichte der Preistheorie vorgeschlagen als objektiven Preis den Arbeitswert eines Gutes heranzuziehen Arbeitswerttheorie bei Smith Ricardo und Marx Wenn in der gesamten Volkswirtschaft die gleichen Arbeitswerte zugrunde gelegt werden kann danach Tauschgerechtigkeit erreicht werden Aber auch die Ermittlung eines objektiven Preises hat ihrerseits Probleme Zum einen wird unterstellt dass die zu einem bestimmten Arbeitswert erzeugte Ware auch verkaufbar ist also eine Nachfrage zum objektiven Wert uberhaupt besteht Ein objektiver Wert setzt zum anderen voraus dass der Lohn jeglicher Arbeit in gleicher Weise bemessen wird zum Beispiel nach der Arbeitszeit Aufgrund personlich unterschiedlicher Fahigkeiten ist aber die Arbeitsleistung pro Zeiteinheit nicht fur jeden gleich Ausserdem spielen die Produktionsbedingungen eine wichtige Rolle So fuhrt die Erzeugung einer bestimmten Getreidemenge auf einem kargen Boden im Bergland oder in einer fruchtbaren Flussebene zu unterschiedlichem zeitlichen Arbeitsaufwand Da das Produkt homogen ist wird ein Kaufer nicht bereit sein den hoheren Arbeitsaufwand durch einen hoheren Preis zu honorieren Ein neuer Ansatz in der Preistheorie ergab sich durch eine Verschiebung der Fragestellung im ausgehenden 19 Jahrhundert Thema war nicht mehr der richtige Preis eines Gutes sondern die Frage bei welchem Preis Angebot und Nachfrage zur Deckung kommen Dies fuhrte zu der Uberlegung dass ein Kaufer genau das Produkt kauft das ihm den grossten zusatzlichen Nutzen den Grenznutzen bringt Carl Menger Walras Jevons Die Grenznutzentheorie folgt der Hypothese dass bei knappen Gutern aufgrund der hohen Preise die Anbieter solange mehr produzieren wie Nachfrage vorhanden ist In der Folge verringert sich die Knappheit schrittweise und die Preise sinken allmahlich solange bis sich im Markt ein Preis einstellt bei dem Angebot und Nachfrage gleich hoch sind und ein Marktgleichgewicht erreichen Ein solches Gleichgewichtsmodell setzt strenge Anforderungen voraus Vollkommene Konkurrenz Markttransparenz und fehlende Transaktionskosten Neuere Modelle der Industrieokonomik differenzieren nach Situationen des unvollkommenen Marktes Monopol Oligopol etc fragen aber weiterhin nach der Art und Weise wie sich Preise im Markt bilden und verwenden das Konzept des Grenznutzens Da es sich um reine Erklarungsmodelle fur Preise handelt kann mit diesen Konzepten die Frage nach der Gerechtigkeit von Preisen nicht beurteilt werden Marktmacht soziale Ungleichheit oder Preisdiskriminierung werden in ihren Auswirkungen dargestellt aber nicht normativ bewertet Geschichte BearbeitenDie Unterscheidung von Tausch und Verteilungsgerechtigkeit geht auf Aristoteles zuruck Grundlage des Tausches ist fur ihn der Bedarf 1 Im Tausch herrscht zunachst Gerechtigkeit wenn Leistung und Gegenleistung sich entsprechen Allerdings ist darauf zu achten dass bei der Bemessung der Leistung auf die gesellschaftlichen Verhaltnisse Rucksicht genommen wird Wie also der Baumeister zum Schuster in demselben Masse verhalten sich die Schuhe zum Haus oder zum Nahrungsmittel ware das nicht moglich so gabe es weder Tausch noch Gemeinschaft 2 Je nach gesellschaftlicher Stellung kann also die Leistung unterschiedlich bewertet werden Die iustitia distributiva Verteilungsgerechtigkeit muss fur eine Ordnung sorgen in der nach der iustitia commutativa Tauschgerechtigkeit gehandelt werden kann In seiner Kommentierung zu Aristoteles betonte Albertus Magnus dass zur Preisgerechtigkeit die Berucksichtigung der aufgewendeten Arbeit und des eingesetzten Materials gehort 3 Auch Thomas von Aquin stutzt sich auf Aristoteles Er bestimmt den Wert eines Gutes als Marktpreis Der Wert der Dinge aber die zum Nutzen des Menschen in Umlauf kommen wird nach dem bezahlten Preis bemessen 4 Er schrankt allerdings ein Teurer verkaufen oder billiger einkaufen als eine Sache wert ist ist also an sich ungerecht und unerlaubt 4 Insbesondere das Ausnutzen einer Notlage ist untersagt weil der uberhohte Preis nicht auf eine Leistung des Verkaufers zuruckzufuhren ist Andererseits halt Thomas im Gegensatz zu Aristoteles der dies als Chrematistik ablehnte massvolle Gewinne aus dem Handel fur zulassig So darf der Preis auch eine Vergutung fur den entgangenen Nutzen des Verkaufers sein Wahrend bei Aristoteles und Thomas noch wichtig war dass der Preis nicht zu einer Veranderung der gesellschaftlichen Ordnung fuhren soll findet sich bei Thomas Cajetan die Auffassung dass ein Preis auch dann gerechtfertigt ist wenn er mehr ausmacht als dem Verkaufer zur Wahrung seiner Bedurfnisse notig ist weil dadurch ein Aufstieg in einen hoheren Stand moglich wird 5 Auch Gabriel Biel sah den Handel positiv Fur ihn war der gerechte Preis bestimmt vom Bedarf an einem Gut von dessen Seltenheit und vom Aufwand zu seiner Produktion Dabei sprach er dem Kaufmann auch einen Lohn als Aufschlag zu Eine starkere Betonung des Marktes und eine weitgehende Ablehnung staatlich beeinflusster Preise findet sich in der spanischen Scholastik so bei Luis de Molina der in diesem Zusammenhang von einem naturlichen Preis sprach 6 Im Gegensatz dazu sprach sich Martin Luther fur einen objektiven Preis aus der sich nach Arbeit Kosten Muhe und Risiko bestimmt Allerdings sah er das Problem einen angemessenen Wert hierfur zu finden Es ist ja nicht moglich so genau festzulegen wieviel du mit solcher Muhe und Arbeit verdient hast Es genugt dass du mit gutem Gewissen danach trachtest das rechte Mass zu treffen obwohl es doch eine Eigenart des Handels ist dass man das unmoglich schafft 7 Zum Bruch mit der Tradition im Preis sowohl subjektive als auch objektive Massstabe zur Geltung zu bringen kam es bei Thomas Hobbes Sein Gesellschaftsmodell beruht auf der Vertragskonzeption die auch fur die Preisfindung massgeblich ist Der Wert aller Gegenstande eines Vertrags bemisst sich nach dem Verlangen der Vertragspartner und deshalb ist der gerechte Wert der den sie zu zahlen bereit sind 8 Die Verteilungsgerechtigkeit findet hier keinen Eingang mehr Der Preis ist ausschliesslich subjektiv bestimmt Dies gilt auch fur die menschliche Leistung Die Geltung oder der Wert eines Menschen ist wie der aller anderen Dinge sein Preis Das heisst er richtet sich danach wieviel man fur die Benutzung seiner Macht bezahlen wurde und ist deshalb nicht absolut sondern von dem Bedarf und der Einschatzung eines anderen abhangig Denn mag jemand wie es die meisten Leute tun sich selbst den hochsten Wert beimessen so ist doch sein wahrer Wert nicht hoher als er von anderen geschatzt wird 8 Fur Hobbes ist Arbeit ein Gut wie jedes andere dessen Preis sich auf dem Markt ermittelt wobei der Preis sich nach der Wertschatzung Gebrauchswert der Nachfrage richtet Adam Smith ist bekannt fur sein Eintreten fur den Markt dessen unsichtbare Hand zu einer hoheren Effizienz und damit zu einem hoheren Wohlstand als die staatliche Lenkung des von ihm kritisierten Merkantilismus fuhrt Um zu untersuchen welchen Tauschwert eine Ware haben sollte befasste Smith sich mit der Angebotsseite Danach muss der Preis sowohl ein Einkommen fur die Arbeit als ursprunglicher Wertschopfung aber auch das Kapital das fur Produktionsmittel investiert wurde und schliesslich auch fur den Grundbesitzer als Bodenrente ermoglichen Es ist der Wert einer Ware fur seinen Besitzer der sie nicht selbst nutzen oder konsumieren sondern gegen andere tauschen mochte gleich der Menge Arbeit die ihm ermoglicht sie zu kaufen oder daruber zu verfugen Arbeit ist demnach das wahre oder tatsachliche Mass fur den Tauschwert aller Guter 9 Fur Immanuel Kant kann man die Forderung nach einem gerechten Preis aus seinen Uberlegungen zum Kategorischen Imperativ ableiten wo er bezogen auf das Reich der Zwecke feststellt dass alles entweder einen Preis oder eine Wurde hat Was einen Preis hat an dessen Stelle kann auch etwas anderes als Aquivalent gesetzt werden was dagegen uber allen Preis erhaben ist mithin kein Aquivalent verstattet das hat eine Wurde GMS BA 77 Durch den Anspruch auf seine Wurde hat der Mensch der niemals nur als Mittel sondern stets auch als Zweck zu behandeln ist auch Anspruch in der Gerechtigkeit Gegenseitigkeit zu erfahren 10 Dies gilt insbesondere auch fur den Lohn als Preis der Arbeit 11 In der Arbeitswertlehre von Karl Marx hat die Arbeit einen Doppelcharakter Alle Arbeit ist einerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft im physiologischen Sinn und in dieser Eigenschaft gleicher menschlicher oder abstrakt menschlicher Arbeit bildet sie den Warenwert Alle Arbeit ist andrerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft in besonderer zweckbestimmter Form und in dieser Eigenschaft konkreter nutzlicher Arbeit produziert sie Gebrauchswerte 12 Die konkrete Arbeit an einem Produkt schafft einen nutzlichen Gebrauchswert Abstrakt geht Arbeit hingegen als Arbeitszeit in den Tauschwert eines Produktes ein der den Preis einer Ware auf dem Markt bestimmt Der Tages oder Wochenwert der Arbeitskraft ist durchaus verschieden von der taglichen oder wochentlichen Betatigung dieser Kraft genauso wie das Futter dessen ein Pferd bedarf durchaus verschieden ist von der Zeit die es den Reiter tragen kann Das Arbeitsquantum wo durch der Wert der Arbeitskraft des Arbeiters begrenzt ist bildet keineswegs eine Grenze fur das Arbeitsquantum das seine Arbeitskraft zu verrichten vermag 13 Neben der grundsatzlichen Idee des Arbeitswertes ubernahm Marx von David Ricardo den Hinweis dass das Kapital Investitionen nach der Profitrate der einzelnen Branchen vornimmt und somit die Gewinnmoglichkeit zur Steuerung des Kapitaleinsatzes beitragt Der Einsatz von Kapital bestimmt aber die jeweiligen Produktionspreise Durch die Produktionsverhaltnisse des Kapitalismus lost sich der Wert der Arbeit vom Wert der Ware und wird selbst zur Ware Hierdurch kommt es zur Entfremdung Landflucht und Verarmung Spatestens bei Marx wird die Frage des gerechten Preises zu einer Frage der Sozialen Gerechtigkeit auch wenn Marx und Engels selbst die Losung der Verteilungsprobleme im Historischen Materialismus nicht als eine Frage von Gerechtigkeit sondern in der Uberwindung des Kapitalismus sahen Die materialistische Anschauung der Geschichte geht von dem Satz aus dass die Produktion und nachst der Produktion der Austausch ihrer Produkte die Grundlage aller Gesellschaftsordnung ist dass in jeder geschichtlich auftretenden Gesellschaft die Verteilung der Produkte und mit ihr die soziale Gliederung in Klassen oder Stande sich danach richtet was und wie produziert und wie das Produzierte ausgetauscht wird Hiernach sind die letzten Ursachen aller gesellschaftlichen Veranderungen und politischen Umwalzungen zu suchen nicht in den Kopfen der Menschen in ihrer zunehmenden Einsicht in die ewige Wahrheit und Gerechtigkeit sondern in Veranderungen der Produktions und Austauschweise sie sind zu suchen nicht in der Philosophie sondern in der Okonomie der betreffenden Epoche 14 Marx empfahl daher der Arbeiterschaft Statt des konservativen Mottos Ein gerechter Tagelohn fur ein gerechtes Tagewerk sollte sie auf ihr Banner die revolutionare Losung schreiben Nieder mit dem Lohnsystem 15 Fur den Okonomen Gustav v Schmoller der den Kathedersozialisten zuzurechnen ist ging es darum in der okonomischen Theorie auch ethische Werte zur Geltung kommen zu lassen Bei ihm tritt neben die Tauschgerechtigkeit auch wieder die Verteilungsgerechtigkeit in Form von gesellschaftlichen Institutionen Wir fordern heute vor Allem neben dem gerechten Tauschverkehr gerechte volkswirthschaftliche Institutionen das heisst wir fordern dass die Komplexe von Regeln der Sitte und des Rechts welche Gruppen zusammen arbeitender und zusammen lebender Menschen nach bestimmten Seiten hin beherrschen in ihren Resultaten mit denjenigen Idealvorstellungen im Einklang bleiben welche auf Grund unserer sittlichen und religiosen Vorstellungen die heute herrschenden oder zur Herrschaft gelangenden sind 16 In diesem Sinne spricht sich Schmoller fur staatliche Eingriffe bei Marktversagen aus Die behordliche und die freie Preisbildung haben jeweils ihre Vor und Nachteile und mussen sich deshalb gegenseitig korrigieren Auch Oswald von Nell Breuning als bedeutender Vertreter der katholischen Sozialethik hielt einen Dualismus von staatlichen und am Markt gebildeten Preisen fur sachgerecht In der Wirtschaftspolitik geht es im ersten Schritt darum eine vernunftige Ordnung die auch ethische Prinzipien berucksichtigt zu schaffen Gegenstand der gesellschaftlichen Strukturpolitik ist darum zunachst die Zielwahl welche Sozialstruktur fuhrt bei der derzeitigen gesamten Verumstandung soweit diese als Gegebenheit hinzunehmen ist zum Wohlbefinden der Glieder des Sozialkorpers Sodann die Mittelwahl unter der im okonomischen Bereich mit an erster Stelle steht die Setzung derjenigen Daten die zu jenem Gefuge der Lohne und Preise und damit zu jener Einkommens und in weiterer Sicht Vermogens Schichtung fuhren die den Unterbau abzugeben geeignet sind fur die als richtig erkannte Sozialstruktur 17 Zielfunktion der Wirtschaft ist eine optimale Bedurfnisbefriedigung und die Gewahrleistung der Unterhaltsfursorge Wenn es eine richtig gestaltete Ordnung gibt stellt sich auch im Markt unter Anwendung des Aquivalenzprinzips Tauschgerechtigkeit ein sachgerechter Preis ein Die Bestimmungsgrunde des Wertes sind zugleich die Bestimmungsgrunde des richtigen Preises und der richtige Preis im volkswirtschaftlichen Sinn ist der gerechte Preis im Sinne der Moral 18 Staatliche Eingriffe konnen geboten sein wenn sich missbrauchliche Verhaltnisse vor allem Marktmacht durch Monopole und Kartelle ergeben Grundsatzlich gelten aber der Vorrang der Wirtschaft und das Prinzip der Subsidiaritat Bundig formuliert der Soziologe Niklas Luhmann seinen historischen Begriff der Sache so Soziologisch gesehen bezog sich die Semantik des gerechten Preises mithin auf moralische Vorgaben damit auf das Gesellschaftssystem im ganzen also auf allgemeine Bedingungen menschlichen Zusammenlebens und im besonderen auf Schichtung Sie richtete sich gegen rein individuelles Gewinnstreben unter Ausnutzung aller sich anbietenden Moglichkeiten Die Semantik gerechter Preis ist mithin zu lesen vor dem Hintergrund der Differenz von Gemeinwohl das jedem Individuum sein Recht zukommen lasst und Eigensucht 19 Heutige Bedeutung BearbeitenDas Konzept des gerechten Preises wird in den an der Marktwirtschaft orientierten modernen Wirtschaftswissenschaften auf breiter Front als nicht praktikabel angesehen u a weil es keine objektive Moglichkeit zur Bestimmung eines gerechten Preises gibt Nach Einfuhrung der Sozialgesetzgebung die ein Existenzminimum gewahrleistet wurde in den westlichen Industrielandern mehrheitlich das Marktpreis Prinzip akzeptiert das die Preisbildung dem Angebot und der Nachfrage uberlasst Lohngerechtigkeit wird im Verhandlungsprozess zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern ohne Beteiligung des Staates durch deren Verbande hergestellt Aufgabe der Ordnungspolitik ist die Gestaltung der Rahmenordnung zum Beispiel zur Verhinderung von Verzerrungen der Preise durch Wettbewerbspolitik Interventionistische Eingriffe des Staates oder allgemeine staatliche Preisregelungen werden uberwiegend mit dem Argument der mangelnden Effizienz abgelehnt Umstritten ist in welchem Umfang der Staat mit Sozialpolitik in die Wirtschaftsordnung eingreifen soll und ob eine Angebotspolitik oder eine Nachfragepolitik der wirtschaftlichen Entwicklung besser dient Weicht der Marktpreis zu sehr vom gefuhlten gerechten Preis ab so greift die Politik auch heute noch durch Marktregulierung in die Preisbildung ein beispielsweise durch besondere Steuern Tabaksteuer Mineralolsteuer staatliche Zulagen steuerliche Absetzbarkeit eine reduzierte Mehrwertsteuer gesetzliche Regelungen wie Ver oder Gebote Im Fall steigender Roholpreise reagierte die deutsche Bundesregierung durch die Freigabe staatlicher Lagerbestande Die Frage des gerechten Preises spiegelt sich noch in der Diskussion um Mindestlohne die bei voller Arbeitszeit zumindest ein auskommliches Leben sicherstellen sollen oder um die Gehalter von Managern wider Fairer Handel Bearbeiten Hauptartikel fairer Handel Im Aussenhandel wird unter dem Stichwort fairer Handel von einer Reihe von Organisationen versucht Waren aus Entwicklungslandern zu einem fairen das heisst gerechten Preis zu verkaufen Abgrenzung Fair Value BearbeitenIm Rahmen der Bewertung von Vermogensgegenstanden nach IFRS wird ein Fair Value ermittelt Dieser ist aber gerade kein gerechter Preis im Sinne dieses Artikels sondern der Versuch eine Bewertung moglichst nah am Marktpreis zu finden Siehe auch BearbeitenRealpreisLiteratur BearbeitenChristian Hecker Lohn und Preisgerechtigkeit Historische Ruckblicke und aktuelle Perspektiven unter besonderer Berucksichtigung der christlichen Soziallehren Metropolis Marburg 2008 ISBN 978 3 89518 677 6 Ethik und Okonomie 6 Zugleich Kassel Univ Diss 2007 In welcher Form ist die Anwendung von Gerechtigkeitsuberlegungen auf okonomische Tauschprozesse moglich Werner Lachmann Volkswirtschaftslehre Teil 2 Anwendungen 2 vollstandige neu bearbeitete und erweiterte Auflage Springer Berlin 2004 ISBN 3 540 20219 6 Susanne Wied Nebbeling Preistheorie und Industrieokonomik 5 uberarbeitete und erweiterte Auflage Springer Berlin u a 2009 ISBN 978 3 540 93821 7 Springer Lehrbuch Weblinks BearbeitenUlrich van Suntum Freie Preise sind gerecht FAZnet vom 16 Dezember 2009 abgerufen am 17 Januar 2010 William Poundstone Priceless the Myth of Fair Value and How to Take Advantage of It Einzelnachweise Bearbeiten NE V 8 1133 NE V 8 1133 a Christian Hecker Lohn und Preisgerechtigkeit Metropolis Marburg 2008 44 a b S Th II II q77 a1 re Christian Hecker Lohn und Preisgerechtigkeit Metropolis Marburg 2008 56 Christian Hecker Lohn und Preisgerechtigkeit Metropolis Marburg 2008 57 Martin Luther Christ und Gesellschaft Berlin 1982 244 zitiert nach Christian Hecker Lohn und Preisgerechtigkeit Metropolis Marburg 2008 62 a b Thomas Hobbes Leviathan oder Stoff Form und Gewalt eines kirchlichen und burgerlichen Staates Suhrkamp 7 Aufl Frankfurt 1996 115 Adam Smith Der Wohlstand der Nationen dtv 5 Aufl Munchen 1990 28 Christofer Frey Einleitung in Christofer Frey Jurgen Hadrich Lars Klimert Hrsg Gerechtigkeit Illusion oder Herausforderung LIT Berlin 2006 7 19 hier 17 Christian Hecker Lohn und Preisgerechtigkeit Metropolis Marburg 2008 132 Das Kapital MEW 23 S 61 Lohn Preis Profit MEW 16 133 Friedrich Engels Herrn Eugen Duhrings Umwalzung der Wissenschaft MEW Bd 20 S 248 249 Lohn Preis Profit MEW 16 152 Gustav Schmoller Die Gerechtigkeit in der Volkswirtschaft in Jahrbuch fur Gesetzgebung Verwaltung und Volkswirtschaft 5 1881 19 54 hier 29 30 zitiert nach Christian Hecker Lohn und Preisgerechtigkeit Metropolis Marburg 2008 69 Oswald von Nell Breuning Berufsstandische Ordnung und Monopolismus in ORDO 3 1950 211 237 hier 232 zitiert nach Christian Hecker Lohn und Preisgerechtigkeit Metropolis Marburg 2008 109 110 Oswald von Nell Breuning Zum Wertbegriff in Max Meinertz Adolf Donders Hrsg Aus Ethik und Leben Munster 1931 128 136 hier 133 zitiert nach Christian Hecker Lohn und Preisgerechtigkeit Metropolis Marburg 2008 94 Niklas Luhmann Die Wirtschaft der Gesellschaft Suhrkamp Frankfurt am Main 1 Aufl 1988 ISBN 3 518 57883 9 S 23f Normdaten Sachbegriff GND 4156807 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerechter Preis amp oldid 233842495