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Verhandlungstheorie englisch negotiation research bezeichnet allgemein die Theorien und Erkenntnisse zum Vorgehen zur Taktik und Strategie in Verhandlungen dem Prozess durch den Individuen oder Gruppen Geschaftstransaktionen aushandeln oder Arbeitsvereinbarungen treffen 1 Verhandlungstheorie hat sich als eigenes Forschungsgebiet uber mehr als drei Jahrzehnte an wichtigen betriebswirtschaftlichen Schulen etabliert 2 Dabei gibt es nicht eine Theorie sondern verschiedene Denkansatze und Forschungsrichtungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bekannte Modelle und Ansatze 3 Spieltheoretische Ansatze 4 Psychologische Ansatze 4 1 Kognitive Ansatze 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVerhandlungen werden seit der Urzeit der Menschheit gefuhrt Kinder verhandeln mit Eltern um die Dauer des Fernsehens Gewerkschaften mit Arbeitgebern um Lohne Kunden mit Lieferanten um Lieferzeiten uvam 3 Ihren wissenschaftlichen Ursprung haben Verhandlungstheorien in der mathematischen Analyse John von Neumanns und Oskar Morgensterns die zu den Erkenntnissen John Nashs fuhrten 2 Als eigenstandige Forschungsrichtung wurde die Verhandlungstheorie nach Mara Olekalns und Wendi L Adair durch die Veroffentlichung von nur drei Buchern etabliert 4 Dies sind Robert B McKersie und Richard E Walton 1965 A Behavioural Theory of Labour Negotiations Jeffrey Z Rubin und Bert R Brown 1975 The Social Psychology of Bargaining and Negotiation Morton Deutsch 1977 The Resolution of ConflictBekannte Modelle und Ansatze BearbeitenDie Verhandlungstheorie von Komorita und Chertkoff 1973 betont den Einfluss von sozialer Interaktion Informationsaustausch Vertrauen und Kooperation auf den Verhandlungsprozess Sie untersuchen die Entwicklung von Verhandlungsstrategien die Wahrnehmung der Gegenseite und den Einfluss sozialer Normen Ziel ist es die Verhandlungsdynamik und ergebnisse besser zu verstehen Das Rubinstein Verhandlungsmodell 1982 von Ariel Rubinstein ist ein Spieltheorie Modell das den Verhandlungsprozess mit zeitlichen Einschrankungen analysiert Es beinhaltet abwechselnde Angebote zwischen zwei Parteien wobei jeder Spieler eine begrenzte Zeit hat um das aktuelle Angebot anzunehmen oder abzulehnen Das Modell untersucht den Einfluss von Zeitpraferenzen und Abzinsung auf das endgultige Verhandlungsergebnis Es bietet Einsichten in die strategischen Entscheidungen der Spieler und die Rolle der Zeit bei Verhandlungen Spieltheoretische Ansatze Bearbeiten Hauptartikel Spieltheorie Spieltheorie war fur ca 50 Jahre das vorherrschende Paradigma fur die Verhandlungstheorie 5 Das Gefangenendilemma galt als die bevorzugte Methode der Untersuchung und Robert Axelrods Tit for Tat 6 zeigte sich als eine der starksten Strategieentwicklungen 5 Die Spieltheorie setzt dabei auf Annahmen die in der wirklichen Welt nicht immer beobachtet werden Diese sind 5 Spieler sind immer rational Spieler versuchen ihren Gewinn Nutzen zu maximieren Spieler akzeptieren den hochsten Gewinn Spieler akzeptieren nur Losungen an ihrer Verlustgrenze oder besser Spieler kennen die Regeln des Spiels Spieler gehen von der Pramisse aus dass alle anderen Parteien ebenfalls vollstandig rational sind Die Anzahl der Spieler ist fix und allen Parteien bekannt Jede Partei erkennt die verfugbaren Optionen und entwickelt klare unveranderliche Praferenzen zwischen diesen Optionen Jede Partei kennt die Optionen und Praferenzen der anderen Parteien oder kann sie zumindest abschatzen Kommunikation ist begrenzt stark kontrolliert oder fur den Konflikt Verhandlung nicht relevant Eine Entscheidung ist moglich und trifft sich an einem fur beide Seiten akzeptablen Punkt Psychologische Ansatze BearbeitenIn der psychologischen Verhandlungsforschung lassen sich die kognitiven von den motivationalen Ansatzen unterscheiden 3 Andere Ansatze beispielsweise der Selbstregulationsansatz fanden dagegen kaum Niederschlag 3 In den 1960er und 1970ern erfreute sich die Verhandlungsforschung in den Sozialwissenschaften einer grossen Beliebtheit 7 Diese verlor sich in der kognitiven Wende der spaten 1970ern nur um in den folgenden 1980ern und 1990ern einen Boom zu erleben 7 Viele der Fortschritte beruhen auf der verhaltenspsychologischen Erklarung der Entscheidungstheorie Ende der 1990er wurden Rufe laut die sozialen Auswirkungen zuruck in den Fokus der Betrachtung zu rucken 7 In der fruhen Phase dieser Forschung konzentrierten sich Forscher auf die individuellen Eigenschaften und Charakteristisken der Verhandler und die situationalen Faktoren der Verhandlung 7 Keiner dieser Faktoren war in der Lage wesentliche Unterschiede im Verhandlungsprozess oder im Ergebnis der Verhandlungen zu erklaren 7 Die untersuchten situativen Faktoren beispielsweise Wahlerschaften Leistungsanreize und Belohnungen Macht Termindruck die Anzahl der Verhandler auf beiden Seiten oder die Anwesenheit von Zeugen der Verhandlung konnten auch keine wesentlichen Unterschiede erklaren 7 Alles in allem litten diese Forschungsansatzen an verschiedenen konzeptionellen Problemen die eine Losung des Problems verhinderten 7 Die Forschung der 1980er bis 90er konzentrierte sich stark auf behavioristische Grundlagen 7 Mehr Interaktionen zwischen praskriptiven und deskriptiven Forschern fuhrte zu einer Verbesserung der Entscheidungsperspektive 7 Kognitive Ansatze Bearbeiten Verhandlungssituation fordern von Teilnehmern fortlaufend komplexe Entscheidungen deren Inhalt den weiteren Verlauf der Verhandlungen beeinflussen 3 Die Bedeutung vieler dieser Entscheidungen sind zum Zeitpunkt der Entscheidung nicht bekannt vergl Begrenzte Rationalitat und die Folgen damit nicht vollstandig abschatzbar Die Themen kognitiver Verhandlungsforschung sind daher Welche Informationsprozesse Aufnahme Verarbeitung Entscheidung Kommunikation spielen vor wahrend und nach der Verhandlung eine Rolle Die vorweggenommene Erkenntnis ist dass die Mangel in den verschiedenen Prozessen und Prozessketten nicht zu optimalen Ergebnissen fuhren konnen 3 Im Umgang mit dieser Situation greifen Menschen auf Vereinfachungen zuruck also kognitive Skripte Heuristiken oder ahnliche Prozesse die es ihnen ermoglichen die Situation zu bewaltigen 3 Diese Beschrankung auf bekannte Verfahren fuhrt im Gegenzug zu einer Begrenzung der Moglichkeiten auch als kognitive Barrieren bezeichnet 3 Solche Barrieren wurden von verschiedenen Forschern behandelt beispielsweise 3 Nullsummenannahme von Max H Bazerman und Margaret Ann Neale Ankerheuristiken durch Amos Tversky und Daniel Kahneman relative Abwertungen durch Ross und Ward 1955 Effekte der Gewinn und Verlustfokussierung erneut durch Tversky Kahneman Bazermann und weitereIn der haufigsten Vereinfachung der Nullsummenannahme gehen viele Verhandler davon aus dass die Ziele der Parteien entgegengesetzt sind und sich wechselseitig ausschliessen 3 Literatur BearbeitenMara Olekalns und Wendi L Adair Hrsg Handbook of Research on NegotiationEinzelnachweise Bearbeiten Verhandlungsglossar der Harvard Law School abgerufen am 20 November 2016 a b Leigh L Thompson 2006 Negotiation Theory and Research Frontiers of Social Psychology Psychology Press 2006 ISBN 978 1 135 42352 0 Seite 1 ff a b c d e f g h i Roman Trotschel und Peter M Gollwitzer 2004 Verhandlungsfuhrung psychologische Grundlagen In Krieg und Frieden Handbuch Konflikt und Friedenspsychologie Weinheim Beltz pp 116 128 Mara Olekalns und Wendi L Adair 2013 The Complexity of Negotiating From the Individual to the Context and what lies between in Mara Olekalns und Wendi L Adair Herausgeber Handbook of Research on Negotiation 1 Kapitel ISBN 978 1 78100 589 7 doi 10 4337 9781781005903 a b c Greg Walker Fundamentals of Game Theory and Negotiation Gregg Walker Dept of Speech Communication Oregon State University In Webseite der Oregon State University Abgerufen am 13 Oktober 2018 englisch Robert Axelrod Die Evolution der Kooperation 7 Auflage Oldenbourg 2009 ISBN 978 3 486 59172 9 a b c d e f g h i Max H Bazerman Jared R Curhan Don A Moore and Kathleen L Valley 2000 Negotiation Annu Rev Psychol 2000 51 279 314 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verhandlungstheorie amp oldid 235438018