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Der Bertrand Wettbewerb ist in der Volkswirtschaftslehre eine Form des Preiswettbewerbs bei homogenen Gutern 1 Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Bertrand Modell des Preiswettbewerbs 2 1 Spieltheoretische Betrachtung 2 2 Gleichgewicht im Bertrand Wettbewerb 2 2 1 Behauptung 2 2 2 Beweis 2 3 Bertrand Paradoxon 2 4 Unterschiedliche Grenzkosten 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDer Bertrand Wettbewerb wurde als Modell von Joseph Bertrand fur die Wettbewerbsform des Oligopols in seiner einfachsten Form als Duopol im Jahre 1883 entwickelt 2 Es handelt sich um eine Weiterentwicklung des Cournot Oligopols Der wesentliche Unterschied ist dabei dass der Preis und nicht das Absatzvolumen als Aktionsparameter eingesetzt wird Pendants sind der Mengenwettbewerb und der Qualitatswettbewerb Bertrand Modell des Preiswettbewerbs BearbeitenAuf einem Markt mit einem homogenen Gut z B Trinkwasser gibt es zwei Anbieter A und B Duopol Diese Anbieter konkurrieren nur durch die simultane Bekanntgabe des Preises Alle Konsumenten kaufen nur bei dem Anbieter mit dem niedrigsten Preis Dieser Anbieter kann dann die gesamte Nachfrage befriedigen Bieten beide Unternehmen den gleichen Preis teilen sie sich den Markt d h 50 der Konsumenten gehen zu Anbieter A der Rest zu Anbieter B Die Fixkosten sind zu vernachlassigen und Grenzkosten sind konstant somit gilt hier Grenzkosten Durchschnittskosten Spieltheoretische Betrachtung Bearbeiten Aus spieltheoretischer Sicht liegt dem Bertrand Wettbewerb die Uberlegung zugrunde dass beide Anbieter uber die Preise strategisch agieren Handeln beide Anbieter nach dieser Maxime so wird auch hier ein Nash Gleichgewicht fur beide Unternehmen erreicht beide bieten letztlich zu ihren Grenzkosten an Denn beide Unternehmen werden sich fiktiv so lange unterbieten bis der Grenzkostenpreis erreicht ist Es ist immer eine Reaktion notwendig da derjenige mit dem niedrigeren Preis die gesamte Nachfrage auf sich zoge Keine Reaktion ist mehr notig bzw moglich wenn Preis Grenzkosten erreicht ist Der Angebotspreis entspricht dem Wettbewerbspreis Das Nashgleichgewicht ergibt sich damit nicht langfristig sondern sofort Beide Unternehmen werden im Geiste bereits die Antwort des Konkurrenten auf das eigene Handeln antizipieren Das eigene Handeln wurde so lange durchdacht bis auf die beste Antwort des Konkurrenten die eigene beste Antwort eben genau der angedachten Handlung entspricht Das heisst fur keinen der Spieler gibt es im Nash Gleichgewicht einen Anreiz dieses zu verlassen Jedes Unternehmen weiss dass es Nullgewinne machen wurde wenn es einen Preis uber den Grenzkosten setzte denn es kann sich bereits denken dass der Konkurrent den gesetzten Preis marginal unterbieten wurde Preise oberhalb der Grenzkosten zu setzen ist also nicht vernunftig man selbst macht Nullgewinne der Konkurrent Gewinn ebenso ist es nicht rational einen Preis unterhalb der Grenzkosten zu setzen denn das fuhrt zu Verlusten oder bestenfalls zu Nullgewinnen falls der Konkurrent warum auch immer den eigenen Preis nochmals unterbietet Die einzige Preissetzung die sich im Nachhinein nicht als falsch herausstellt ist die den Preis gleich den Grenzkosten zu setzen Gleichgewicht im Bertrand Wettbewerb Bearbeiten Behauptung Bearbeiten Es existiert ein eindeutiges Nash Gleichgewicht in dem gilt Preis des Anbieters A Preis des Anbieters B K displaystyle text Preis des Anbieters A text Preis des Anbieters B K nbsp Grenzkosten Dabei wird die Pramisse unterstellt dass beide Unternehmen eine gleiche Kostenstruktur mit gleichen konstanten Grenzkosten besitzen Im Anschluss wird der Fall beschrieben wenn diese Pramisse nicht erfullt ist Beweis Bearbeiten Fur den Anbieter A gibt es vier Moglichkeiten bei der Preiswahl Der Preis liegt unter den Grenzkosten des eigenen Unternehmens Das Unternehmen macht bei jeder verkauften Einheit Verlust daher kann dieser Fall nicht eintreten stattdessen wird der Anbieter den Preis erhohen oder den Markt verlassen Der Preis liegt sowohl uber den Grenzkosten als auch uber dem Preis von Anbieter B Alle Konsumenten werden vom Anbieter B versorgt Anbieter A kann zu diesem Preis keinen Absatz erzielen und wird nicht zu diesem Preis weiter anbieten Der Preis von Anbieter A entspricht dem von Anbieter B und liegt uber den Grenzkosten Beide Unternehmen teilen sich den Markt im Verhaltnis 1 1 auf Hierbei wird zwar von Anbieter A Gewinn erzielt aber es handelt sich trotzdem nicht um ein stabiles Gleichgewicht im Sinne des Nash Gleichgewichts denn wenn einer der beiden Anbieter vom Gleichgewicht abweicht und den Preis reduziert kann dieser wie im Fall 2 den gesamten Markt bedienen und den Gewinn damit erhohen wahrend der andere Anbieter erneut keinen Absatz erzielt Der Preis von Anbieter A entspricht dem von Anbieter B und liegt in Hohe der Grenzkosten Im Gegensatz zum Fall 3 liegt hier ein stabiles Gleichgewicht da kein Anbieter mehr davon abweichen kann denn durch eine Preisreduzierung oder Preiserhohung kann sich der Anbieter nicht besser stellen Daher ist dies die einzige Losung fur die Preiswahl dies gilt analog auch fur Anbieter B und es handelt sich somit um ein Nash Gleichgewicht Bertrand Paradoxon Bearbeiten Das mit diesem Ergebnis von Bertrand gefundene Bertrand Paradoxon bezeichnet einen Zustand in dem zwei Anbieter sich in einer Situation befinden in der sie keinen Profit machen weil keiner der beiden Marktmacht besitzt Dieses zunachst unplausible Ergebnis beruht auf der unendlich grossen Preiselastizitat der Nachfrage bei einem homogenen Gut Dabei ist zu berucksichtigen dass es sich hierbei wie bei allen spieltheoretischen Darstellungen um ein Modell handelt das nicht beanspruchen kann und auch nicht beansprucht die reale Wirklichkeit abzubilden sondern von verschiedensten Wirklichkeitsaspekten abstrahiert Auf der Seite der Nachfrage wird vorausgesetzt dass Wechsel des Anbieters jederzeit und ohne Aufwand moglich ist und rational erfolgt also Faktoren wie Markenimage Marketing Gewohnheiten usw keine Rolle spielen Auf Angebots wie Nachfrageseite wird perfekte Information vorausgesetzt Und auf Angebotsseite werden schliesslich feste Grenzkosten vorausgesetzt wahrend in Wirklichkeit weder Mehrwertrate noch Produktivitat statisch sind Was das Modell leistet ist gerade die Relevanz dieser zusatzlichen Voraussetzungen hervorzuheben Unterschiedliche Grenzkosten Bearbeiten Bei unterschiedlichen Grenzkosten ist die Stellung des gunstigsten Anbieters mit der des Anbieters im Monopol vergleichbar da er die komplette Marktnachfrage auf sich vereint Er hat aber keine Monopolmacht es besteht im Gegenteil eine standige Bestreitbarkeit der Marktstellung bspw durch einen neu hinzutretenden Konkurrenten mit nochmals geringeren Grenzkosten In diesem Fall ginge sofort die gesamte Marktnachfrage verloren Durch die fehlende Marktmacht und die daraus resultierende Unmoglichkeit Monopolgewinne zu erzielen kann sich eine Pareto optimale Situation ergeben Literatur BearbeitenPrimarliteratur Leon Walras Theorie Mathematique de la Richesse Sociale Journal des Savants 1883 S 499 508 Sekundarliteratur Hal Varian Grundzuge der Mikrookonomik 5 Auflage Munchen 2001 ISBN 3486255436 dort S 467 ff Kap 27 9 Ulrich Fehl Peter Oberender Grundlagen der Mikrookonomie 7 Auflage ISBN 3800628481 dort S 69 ff Wilhelm Pfahler Harald Wiese Unternehmensstrategien im Wettbewerb Eine spieltheoretische Analyse Springer Verlag Heidelberg zweite Auflage 2006 ISBN 3 540 28000 6 Alexander F Tieman Gerard van der Laan Harold Houba Bertrand Price Competition in a social environment in De Economist 149 2001 S 33 51 Weblinks BearbeitenErlauterung auf den Seiten der Universitat Heidelberg Memento vom 7 Juni 2007 im Internet Archive uber wayback PDF Datei 156 kB Modell von Bertrand auf mikrooekonomie deEinzelnachweise Bearbeiten Eberhard Feess Andreas Seeliger Umweltokonomie und Umweltpolitik 2013 S 25 Joseph Bertrand Theorie des Richesses Revue de Theories mathematiques de la richesse sociale par Leon Walras et Recherches sur les principes mathematiques de la theorie des richesses par Augustin Cournot in Journal des Savants 1883 S 499 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bertrand Wettbewerb amp oldid 223054606