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Der Preiswettbewerb oder Preiskonkurrenz ist in der Wirtschaft ein Wettbewerb bei dem Anbieter auf einem relevanten Markt den Preis fur Guter und Dienstleistungen als Aktionsparameter einsetzen Pendants sind der Mengenwettbewerb und Qualitatswettbewerb Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Geschichte 3 Preiswettbewerb nach Guterart 4 Preiswettbewerb nach Marktform 5 Preiswettbewerb in einzelnen Wirtschaftszweigen 6 Preis und Qualitatswettbewerb 7 Wirtschaftliche Aspekte 8 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDer Preiswettbewerb ist Kernthema der Preispolitik eines Unternehmens Mit Hilfe des Preiswettbewerbs streben die Anbieter danach mit einem gunstigen Preis Leistungs Verhaltnis bei den Nachfragern zum Verkaufserfolg zu kommen 1 Aktionsparameter ist mithin der Marktpreis beim Mengenwettbewerb jeweils bei gegebenem Preis das Absatzvolumen und beim Qualitatswettbewerb die Produkt oder Dienstleistungsqualitat Innerhalb des Preiswettbewerbs konnen zwei unterschiedliche Preisstrategien verfolgt werden die Niedrigpreispolitik oder die Hochpreisstrategie Bei der Niedrigpreispolitik sind Preisuntergrenzen zu beachten Beim simultanen Preiswettbewerb verandern die Anbieter den Preis zum selben Zeitpunkt beim sequentiellen Preiswettbewerb erfolgen die Preisanderungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten Geschichte BearbeitenAdam Smith bezog 1776 den Wettbewerb noch ausschliesslich auf die Preiskomponente 2 Im Jahre 1838 schrieb Augustin Cournot uber das nach ihm benannte Cournot Oligopol 3 1877 sandte Leon Walras einen Entwurf seiner Theorie mathematique de la richesse sociale an Joseph Bertrand der zunachst jedoch nicht antwortete Erst nachdem Walras 1883 auf die grosse Bedeutung Cournots hingewiesen hatte 4 nahm Bertrand noch im selben Jahr Stellung zu beiden Arbeiten wobei er den Preiswettbewerb im homogenen Oligopol untersuchte 5 Der Cournotschen Mengenreaktion stellte Bertrand eine Preisreaktion gegenuber 6 Inzwischen war Leon Walras Theorie der Preisfestsetzung im Rahmen eines perfekten Wettbewerbs 1874 Bestandteil seiner reinen Politischen Okonomik 7 Henry L Moore ging 1906 davon aus dass Guter gleicher Qualitat einen einheitlichen Preis haben mussten 8 Lawrence Abbott klassifizierte 1955 seine Marktformen in eine obere Stufe vollkommener Wettbewerb eine mittlere Stufe reiner Preiswettbewerb oder reiner Qualitatswettbewerb und eine untere Stufe Fehlen von Wettbewerb 9 Reiner Preiswettbewerb ist fur ihn eine hohere Form der mittleren Stufe Preiswettbewerb nach Guterart BearbeitenUnterschieden wird hierbei zwischen homogenen und heterogenene Gutern Homogene Guter verschiedener Anbieter sind vollig identisch Der Preiswettbewerb mit homogenen Gutern wird Bertrand Wettbewerb genannt 10 Alle Nachfrager kaufen bei vollstandiger Information und rationalem Verhalten das billigste Produkt Bereits bei lediglich zwei Anbietern fuhrt ein Preiswettbewerb dazu dass die Anbieter die Grenzkosten als Preis wahlen Bei heterogenen Gutern dagegen fuhrt ein geringfugig hoherer Preis nicht zu einem Nachfrageruckgang der Preis kann hier als Aktionsparameter eingesetzt werden 11 Ein Preiswettbewerb ist deshalb bei heterogenen Produkten am sinnvollsten Preiswettbewerb nach Marktform BearbeitenIm Monopol ist jeder Wettbewerb ausgeschlossen also auch der Preiswettbewerb Eine Kostenfuhrerschaft im Sinne eines Grenzkostenvorteils fuhrt im Falle eines homogenen Gutes bei Preiswettbewerb stets zu einem faktischen Monopol des Kostenfuhrers 12 Eine Sonderform ist die monopolistische Konkurrenz bei es sich aber formal um ein Polypol auf einem unvollkommenen Markt handelt Jeder Anbieter verfugt uber einen monopolistischen Spielraum innerhalb dessen es ihm moglich ist ahnlich wie in einem Monopol Preis oder Menge festzulegen 13 Im Stackelberg Duopol ist zumindest der Marktfuhrer in der Lage die Reaktion des Konkurrenten vorherzusehen und entsprechend zu reagieren 14 In Oligopolen hangt der Preiswettbewerb bei heterogenen Gutern vom preispolitischen Spielraum der Anbieter ab wobei auf Wachstumsmarkten ein grosser Preiswettbewerb erwartet werden kann bei Marktsattigung oder Schrumfpmarkten dagegen ist der Preisspielraum gering 15 Senkt ein Oligopolist den Preis wird ein anderer zur Vermeidung eines Nachfrageruckgangs ebenfalls den Preis senken 16 Im Polypol ist der Einfluss eines Anbieters auf die Preise vernachlassigbar gering Preiswettbewerb in einzelnen Wirtschaftszweigen BearbeitenDer Einzelhandel hat mit der Einfuhrung eigener Handelsmarken den Preiswettbewerb mit den Markenprodukten der Nahrungsmittelhersteller intensiviert 17 Typisch sind im Einzelhandel die gebrochenen Preise weil Verbraucher einen Produktpreis von 19 90 Euro als wesentlich gunstiger beurteilen als ein Produkt das 20 10 Euro kostet Der objektiv kleinen Differenz 0 20 Euro steht eine deutlichere Differenz in der Beurteilung dieser Preise gegenuber 18 Rabatte Lockvogelangebote und Sonderangebote verscharfen diesen Preiskampf zusatzlich Die Verwendung ublicher Handelsspannen fuhrt Erich Gutenberg zufolge zu Einschrankungen des Preiswettbewerbs 19 Innerhalb des Bankwesens betrifft der Preiswettbewerb die Soll und Habenzinsen und Bankgebuhren Kredite und Bankguthaben werden durch ihre unterschiedliche individuelle Ausgestaltung insbesondere Laufzeit und Verwendungszweck zu heterogenen Gutern bei denen Qualitatswettbewerb moglich ist 20 Im Versicherungswesen findet der Preiswettbewerb uber die Gestaltung der Versicherungspramien statt die das Entgelt fur die Gefahrtragung oder die Geld oder Naturalleistung des Versicherungsunternehmens im Versicherungsfall darstellt 21 Preis und Qualitatswettbewerb BearbeitenPreis und Qualitatswettbewerb konnen wie folgt gegenubergestellt werden Preiswettbewerb Qualitatswettbewerb MengenwettbewerbAktionsparameter Preis Produktqualitat Dienstleistungsqualitat AbsatzvolumenWettbewerbsstrategie Preisfuhrerschaft Qualitatsfuhrerschaft MengenfixiererAls Wettbewerbsstrategie kann Preisfuhrerschaft oder Qualitatsfuhrerschaft angestrebt werden Bei der Preisstrategie verfolgen die Anbieter das Ziel mit einem gunstigen Preis Leistungs Verhaltnis vor anderen Anbietern bei den Nachfragern zum Verkaufserfolg zu kommen Wirtschaftliche Aspekte BearbeitenBeim Preiswettbewerb sind die Produkte Dienstleistungen homogen und weisen keine Praferenzen auf 22 Liegt eine gunstigere Kostenstruktur vor kann der Preiswettbewerb zu einem Wettbewerbsvorteil fuhren und damit die Gewinnchancen erhohen Coopetition verhindert einen Preiswettbewerb 23 Grenzanbieter konnen nicht am Preiswettbewerb teilnehmen da ansonsten die Umsatzerlose die Gesamtkosten unterschreiten 24 Hochpreisstrategien halten sich aus dem Preiswettbewerb heraus 25 Im Preiswettbewerb setzt das Gewinnmaximum moglichst hohe und das Nutzenmaximum moglichst niedrige Preise voraus 26 Der Preiswettbewerb kann wie der Qualitatswettbewerb zum Verdrangungswettbewerb von Konkurrenten fuhren 27 Das kann auch die Abwanderung von Anbietern in Niedriglohnlander herbeifuhren um von dort aus mit geringeren Arbeitskosten am Preiswettbewerb wieder teilnehmen zu konnen 28 Im Hinblick auf die grosseren Verzogerungseffekte in der Anpassung an Qualitatsanderungen der Konkurrenz gehen auf Qualitatsvorsprungen beruhende Pioniergewinne nicht so schnell verloren wie beim Preiswettbewerb so dass Unternehmen den Qualitatswettbewerb bevorzugen 29 Denn es ist generell davon auszugehen dass den Konkurrenten die Aktionsmoglichkeiten erst im Laufe der Zeit zuwachsen und nicht wie im Preiswettbewerb sofort verfugbar sind 30 Einzelnachweise Bearbeiten Springer Fachmedien Wiesbaden Hrsg Kompakt Lexikon Wirtschaft 2014 S 442 Adam Smith Der Wohlstand der Nationen 1776 Chapter V VII S 84 f Augustin Cournot Recherches sur les principes mathematiques de la theorie des richesses 1838 S 1 ff Leon Walras Theorie Mathematique de la Richesse Sociale 1883 S 1 ff Joseph Bertrand Theorie des Richesses Revue de Theories mathematiques de la richesse sociale par Leon Walras et Recherches sur les principes mathematiques de la theorie des richesses par Augustin Cournot in Journal des Savants 1883 S 499 ff Rudolf Richter Das Konkurrenzproblem im Oligopol 1954 S 16 Leon Walras Elements d economique politque pure 1874 S 1 ff Henry L Moore Paradoxes of Competition in Quarterly Journal of Economics 20 2 1906 S 212 ff Lawrence Abbott Qualitat und Wettbewerb 1958 S 237 Eberhard Feess Andreas Seeliger Umweltokonomie und Umweltpolitik 2013 S 25 Dieter Koster Wettbewerb in Netzproduktmarkten 1999 S 47 Bernd Woeckener Strategischer Wettbewerb 2014 S 48 Heinz Dieter Hardes Alexandra Uhly Grundzuge der Volkswirtschaftslehre 2007 S 246 ISBN 9783486585575 Dieter Koster Wettbewerb in Netzproduktmarkten 1999 S 75 Ingo Schmidt Eine interdisziplinare Einfuhrung 2012 S 79 f Eberhard Feess Andreas Seeliger Umweltokonomie und Umweltpolitik 2013 S 205 Dirk Langer Nahrungs und Genussmittelindustrie in Andreas Kost Hrsg NRW Lexikon Politik Gesellschaft Wirtschaft Recht Kultur 2000 S 226 Gerold Behrens Franz Rudolf Esch Maria Neumaier Erika Leischner Hrsg Gabler Lexikon Werbung 2001 S 146 Erich Gutenberg Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre Band 2 Der Absatz 1955 S 300 f Wolfgang Grill Hrsg Gabler Bank Lexikon Bank Borse Finanzierung Band 1 1995 S 1248 Jorg Freiherr Frank von Furstenwerth Peter Prave Werner Consten VersicherungsAlphabet VA 2001 S 489 491 Ludwig G Poth Gudrun S Poth Gabler Kompakt Lexikon Marketing 2003 S 396 Ludwig G Poth Gudrun S Poth Gabler Kompakt Lexikon Marketing 2003 S 71 Ludwig G Poth Gudrun S Poth Gabler Kompakt Lexikon Marketing 2003 S 161 Ludwig G Poth Gudrun S Poth Gabler Kompakt Lexikon Marketing 2003 S 179 Friedrich Karl Flick Der Qualitatswettbewerb im marktwirtschaftlichen System 1965 S 67 Ute Arentzen Eggert Winter Hrsg Gabler Wirtschafts Lexikon Band I 1997 S 3164 Ute Arentzen Eggert Winter Hrsg Gabler Wirtschafts Lexikon Band I 1997 S 1973 Ute Arentzen Eggert Winter Hrsg Gabler Wirtschafts Lexikon Band I 1997 S 3163 f Gerhard Pietsch Qualitatswettbewerb und Qualitatspolitik der Betriebe 1968 S 10Normdaten Sachbegriff GND 4175636 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Preiswettbewerb amp oldid 233840271