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Das Min Max Theorem ist ein grundlegendes Losungskonzept in der Spieltheorie und wird mitunter als Hauptsatz fur 2 Personen Nullsummenspiele bezeichnet 1 Die Minimierung der gegnerischen Maximal Auszahlung beider Spieler steht im Vordergrund und ist Ursache fur die Entstehung der Bezeichnung Min Max Theorem Alternativ wird das Min Max Theorem in der einschlagigen Literatur als Maximinlosung bezeichnet 2 Die Grundlage fur die duale Begriffsfindung bildet die Tatsache dass in Nullsummenspielen die Minimierung der gegnerischen Maximal Auszahlung Minimax sowohl der Minimierung des eigenen Maximal Verlustes als auch der Maximierung der eigenen Minimum Auszahlung Maximin entsprechen 3 Inhaltsverzeichnis 1 Spieltheoretische Formulierung 2 Einordnung 3 Allgemeine Vorgehensweise 4 Beispiel 5 Kritik 6 Literatur 7 Siehe auch 8 BelegeSpieltheoretische Formulierung BearbeitenDer Hauptsatz fur 2 Personen Nullsummenspiele beinhaltet In der gemischten Erweiterung X Y G displaystyle X Y G prime nbsp eines jeden 2 Personen Nullsummenspiels mit endlichen reinen Strategieraumen A und B existiert eine Konstante V und fur jeden Spieler mindestens eine gemischte Gleichgewichtsstrategie x displaystyle x nbsp bzw y displaystyle y nbsp mit der er eine erwartete Auszahlung von mindestens V garantieren kann Fur Spieler A existiert ein x x 1 x i x m displaystyle x lbrace x 1 x text i x text m rbrace nbsp mit x i 0 displaystyle x text i geq 0 nbsp und i 1 m x i 1 displaystyle sum i 1 m x text i 1 quad nbsp so dass max x displaystyle quad max limits x nbsp min y displaystyle min limits y nbsp G x y min y displaystyle G prime bigl x y bigr min limits y nbsp G x y V displaystyle G prime bigl x y bigr V nbsp Fur Spieler B existiert ein y y 1 y j y n displaystyle y lbrace y 1 y text j y text n rbrace nbsp mit y j 0 displaystyle y text j geq 0 nbsp und j 1 n y j 1 displaystyle sum j 1 n y text j 1 quad nbsp so dass min y displaystyle quad min limits y nbsp max x displaystyle max limits x nbsp G x y max x displaystyle G prime bigl x y bigr max limits x nbsp G x y V displaystyle G prime bigl x y bigr V nbsp 4 Einordnung BearbeitenIm Folgenden sei angenommen beide Spieler folgen dem Minimax Kriterium das heisst sie wahlen die gemischte Strategie die fur sie selbst die minimale erwartete Auszahlung maximiert und folglich den maximalen erwarteten Verlust minimiert Der Satz garantiert beiden Spielern in endlichen Zwei Personen Nullsummenspielen einen erwarteten Gewinn V insofern sie diejenige gemischte Strategie wahlen die nach dem Minimax Kriterium optimal ist Dieses Paar von Maximin und Minimax Strategien fuhrt dazu dass keiner der Spieler durch einseitige Veranderung seiner Strategie die eigene Position verbessern kann 5 Der Minimax Algorithmus der ebenfalls auf der Minimax Strategie beruht findet im Gegensatz zum Min Max Theorem im Bereich der sequenziellen Spiele Anwendung Der Satz wurde erstmals von John von Neumann 1928 in seiner Publikation Zur Theorie der Gesellschaftsspiele bewiesen 6 Die entstandene Strategienkombination beider Spieler bildet einen Sattelpunkt der einen Spezialfall des Nash Gleichgewichts fur Zweipersonen Nullsummenspiele darstellt 7 Fur die Ermittlung dieser Gleichgewichtsstrategie in sehr komplexen Nullsummenspielen wird die Lineare Optimierung genutzt Folglich darf Spieler A wenn er rational spielt abhangig von der Strategiewahl von Spieler B mindestens den Betrag V erwarten und Spieler B kann erreichen wenn er rational spielt dass Spieler A im Mittel auch nicht mehr als diesen Betrag gewinnt 8 Allgemeine Vorgehensweise BearbeitenEin 2 Personen Nullsummenspiel in Matrixform kann folgendermassen dargestellt werden Bimatrix Spieler B s1B displaystyle B nbsp s2B displaystyle B nbsp sn 1B displaystyle B nbsp snB displaystyle B nbsp Spieler A s1A displaystyle A nbsp u1 1 u1 2 u1 n 1 u1 ns2A displaystyle A nbsp u2 1 u2 2 u2 n 1 u2 n sm 1A displaystyle A nbsp um 1 1 um 1 2 um 1 n 1 um 1 nsmA displaystyle A nbsp um 1 um 2 um n 1 um nSpieler A ist der Zeilenspieler und Spieler B der Spaltenspieler Das Spiel wird aus Sicht des Spielers A betrachtet wobei im Strategienvektor s s A s B displaystyle s s A s B nbsp die Zeile durch s A displaystyle s A nbsp und die Spalte s B s A displaystyle s B s A nbsp bezeichnet wird In den Matrixzellen steht die Auszahlung u A s u B s displaystyle u A s u B s nbsp so dass die Auszahlung des Spielers A gleich dem Verlust des Spielers B entspricht Spieler A wahlt zuerst eine Strategie s A displaystyle s A nbsp Zeile wobei ihm bewusst ist dass der Gegner immer das Minimum der Auszahlungen in der Zeile wahlen wird die Spieler A vorgegeben hat Dementsprechend gibt Spieler A diejenige Strategie s A displaystyle s A nbsp Zeile vor in der das Zeilenminimum maximal Maximin Strategie ist so dass die Optimierungsregel fur Spieler A lautet max s A min s B u A s A s B displaystyle underset s A max underset s B min u A s A s B nbsp dd Diese garantiert ihm ein Auszahlungsminimum gleichgultig was Spieler B unternimmt Spieler B versucht seine Verluste zu minimieren und wahlt eine Strategie s B displaystyle s B nbsp Spalte die genau die umgekehrte Bedingung erfullt Minimax Regel Minimax Strategie so dass die Optimierungsvorschrift fur Spieler B lautet min s B max s A u A s A s B displaystyle underset s B min underset s A max u A s A s B nbsp dd Folglich kann er durch seine Minimax Strategie die Auszahlung des Spielers A auf hochstens gleich diesem Betrag begrenzen gleichgultig was Spieler A unternimmt Es gilt dementsprechend max s A min s B u A s A s B displaystyle underset s A max underset s B min u A s A s B nbsp displaystyle leq nbsp min s B max s A u A s A s B displaystyle underset s B min underset s A max u A s A s B nbsp 9 dd Der Hauptsatz fur 2 Personen Nullsummenspiele beinhaltet dass diese beiden optimalen Strategien einen gemeinsamen Wert v besitzen so dass notwendige und hinreichende Bedingung fur den Wert v displaystyle v nbsp Gleichgewicht Sattelpunkt lautet max s A min s B u A s A s B min s B max s A u A s A s B displaystyle underset s A max underset s B min u A s A s B underset s B min underset s A max u A s A s B nbsp 10 dd Spieler A darf folglich wenn er intelligent spielt eine Minimalauszahlung erwarten und Spieler B kann bewirken wenn er intelligent spielt dass Spieler A nicht mehr als die Minimalauszahlung gewinnt 11 Beispiel BearbeitenIn einem Tennisspiel soll im Folgenden das Min Max Theorem verdeutlicht werden In der Bimatrix wurden die Auszahlungen durch die entsprechenden Erfolgsquoten der beiden Spieler fur jede ihrer reinen Strategien ersetzt Spieler A schlagt zuerst auf Spielerin B Vorhand RuckhandSpieler A Vorhand 50 80Ruckhand 90 20Da die Interessen der beiden Spieler genau entgegengesetzt sind wird Spielerin B versuchen den Ball erfolgreich zu retournieren und die maximale Erfolgsquote ihres Gegners zu minimieren Minimax Strategie Mit diesem Vorwissen wird Spieler A versuchen seine eigene Minimum Erfolgsquote zu maximieren Maximin Strategie In diesem Beispiel betragt die Minimum Erfolgsquote von Spieler A fur jede seiner reinen Strategien in der Zeile Vorhand 50 und Ruckhand 20 Das Maximum dieser Minima Maximin betragt folglich 50 und garantiert ihm den grosstmoglichen Erfolg wenn er zu 100 auf die Vorhand spielt insofern Spielerin B in ihren eigenen Interessen so gut wie moglich retourniert Spieler A wurde die Strategie Vorhand wahlen Die Maximum Erfolgsquote von Spielerin B fur jede ihrer Strategien betragt in Spalte Vorhand 90 und Ruckhand 80 Das Minimum dieser Maxima Minimax betragt 80 und garantiert ihr den grosstmoglichen Erfolg insofern Spieler A in seinen eigenen Interessen so gut wie moglich retourniert Spielerin B wurde die Ruckhand wahlen Spielerin B Vorhand Ruckhand ZeilenminimunSpieler A Vorhand 50 80 50 Maximin Ruckhand 90 20 20Spaltenmaximun 90 80 Minimax Die Minmax und Maxmin Werte der beiden Tennisspieler sind unterschiedlich Maximin Spieler A 50 lt Minimax Spielerin B 80 Dementsprechend besitzt dieses Spiel kein Gleichgewicht Sattelpunkt in reinen Strategien denn jeder der beiden Spieler kann seine Position durch Mischen der reinen Strategien Vorhand und Ruckhand verbessern und die Erfolgsquote des Gegners schwachen da die richtige Position nicht mehr vorhersagbar ist Die Strategiensets die sich fur die beiden Spieler aus dem Mix ihrer reinen Strategien ergeben werden zunachst aus der Perspektive von Spieler A betrachtet Er spielt Vorhand mit der Wahrscheinlichkeit p displaystyle p nbsp und Ruckhand folglich mit der Wahrscheinlichkeit 1 p displaystyle 1 p nbsp Der p displaystyle p nbsp Mix gibt fur jede der reinen Strategien von Spielerin B den zu erwartenden Erfolg des Spielers A fur seine gemischte Strategie an Spielerin B Vorhand Ruckhand ZeilenminimunSpieler A Vorhand 50 80 50Ruckhand 90 20 20p Mix 50p 90 1 p 80p 20 1 p min Wenn Spielerin B Vorhand spielt entspricht die Erfolgsquote des Spielers A 50 p 90 1 p displaystyle 50p 90 1 p nbsp und bei Ruckhand 80 p 20 1 p displaystyle 80p 20 1 p nbsp Die Wahrscheinlichkeit p displaystyle p nbsp berechnet sich wie folgt 50 p 90 1 p 80 p 20 1 p displaystyle 50p 90 1 p 80p 20 1 p nbsp 70 1 p 30 p displaystyle 70 1 p 30p nbsp 70 100 p displaystyle 70 100p nbsp p 0 7 displaystyle p 0 7 nbsp erwartete Erfolgsquote 50 0 7 90 1 0 7 62 displaystyle 50 0 7 90 1 0 7 62 nbsp Nun werden die Strategiensets aus der Perspektive von Spielerin B betrachtet Sie spielt Vorhand mit der Wahrscheinlichkeit q displaystyle q nbsp und Ruckhand folglich mit der Wahrscheinlichkeit 1 q displaystyle 1 q nbsp Der q displaystyle q nbsp Mix gibt fur jede der reinen Strategien von Spieler A den zu erwartenden Erfolg der Spielerin B fur ihre gemischte Strategie an Spielerin B Vorhand Ruckhand q MixSpieler A Vorhand 50 80 50q 80 1 q Ruckhand 90 20 90q 20 1 q Spaltenmaximum 90 80 min Wenn Spieler A Vorhand spielt entspricht die Erfolgsquote der Spielerin B 50 q 80 1 q displaystyle 50q 80 1 q nbsp und bei Ruckhand 90 q 20 1 q displaystyle 90q 20 1 q nbsp Die Wahrscheinlichkeit q displaystyle q nbsp betragt 50 q 80 1 q 90 q 20 1 q displaystyle 50q 80 1 q 90q 20 1 q nbsp 60 1 q 40 q displaystyle 60 1 q 40q nbsp 60 100 q displaystyle 60 100q nbsp q 0 6 displaystyle q 0 6 nbsp erwartete Erfolgsquote 50 0 6 80 1 0 6 62 displaystyle 50 0 6 80 1 0 6 62 nbsp Spieler A konnte folglich durch das Mischen von reinen Strategien seine Maximin von 50 auf 62 anheben Spielerin B konnte durch das Nutzen ihrer gemischten Strategie ihr Minimax von 80 auf 62 senken Wenn beide Spieler ihre optimale gemischte Strategie gegeneinander spielen so entspricht der Maximin des Spielers A dem Minimax der Spielerin B und keiner kann sich gegenuber dem anderen besser stellen 12 Kritik BearbeitenEinigen Autoren zufolge wird dem Min Max Theorem in der Spieltheorie eine eher geringe Bedeutung beigemessen da sich dieses Losungskonzept ausschliesslich fur Zweipersonen Nullsummenspielen eignet Insbesondere wird die im Min Max Theorem getroffene Annahme beider Spieler der Gegner wahle immer nur die fur sich beste Strategie aus als wenig uberzeugend eingeschatzt Das Losungskonzept gilt nur als zweckmassig unter der Annahme dass der gegnerische Spieler die Maximierung seiner Auszahlung anstrebt und keinen Fehler begeht das heisst optimal und rational handelt 13 Literatur BearbeitenAvinash K Dixit Susan E Skeath Games of Strategy New York u a Norton Verlag 1999 ISBN 0 393 97421 9 Avinash K Dixit Barry J Nalebuff Spieltheorie fur Einsteiger Strategisches Know how fur Gewinner Stuttgart Schaffer Poeschel Verlag 1999 ISBN 978 3 7910 1239 1 Christian Rieck Spieltheorie Eine Einfuhrung Christian Rieck Verlag Eschborn 2006 ISBN 3 924043 91 4 Hans Buhlmann Hans Loeffel Erwin Nievergelt Entscheidungs und Spieltheorie Springer Verlag Berlin 1975 ISBN 3 540 07462 7 Frederick S Hillier Gerald J Liebermann Operations Research Verlag Oldenbourg Munchen u a 1996 ISBN 978 3 486 23987 4 John von Neumann Zur Theorie der Gesellschaftsspiele Mathematische Annalen Nr 100 1928 S 295 320 John von Neumann Oskar Morgenstern Theory of Games and Economic Behavior Verlag Princeton Paperback Princeton 1990 ISBN 0 691 00362 9 online bei archive org PDF 31 6 MB Manfred J Holler Gerhard Illing Einfuhrung in die Spieltheorie Berlin u a Springer Verlag 2006 ISBN 978 3 540 27880 1 Melvin Dresher Strategische Spiele Theorie und Praxis Verlag Industrielle Organisation Zurich 1961 Siehe auch BearbeitenSatz von Ky FanBelege Bearbeiten Hans Buhlmann Hans Loeffel Erwin Nievergelt Entscheidungs und Spieltheorie Springer Verlag Berlin 1975 S 182 Manfred J Holler Gerhard Illing Einfuhrung in die Spieltheorie Berlin u a Springer Verlag 2006 S 55 Thomas Riechmann Spieltheorie Munchen Vahlen Verlag 2008 S 87 Hans Buhlmann Hans Loeffel Erwin Nievergelt Entscheidungs und Spieltheorie Springer Verlag Berlin 1975 S 183 Frederick S Hillier Gerald J Liebermann Operations Research Verlag Oldenbourg 1996 S 360 John von Neumann Zur Theorie der Gesellschaftsspiele Mathematische Annalen Nr 100 1928 S 295 320 Digi Zeitschriften Christian Rieck Spieltheorie Eine Einfuhrung Christian Rieck Verlag Eschborn 2006 S 291 Melvin Dresher Strategische Spiele Theorie und Praxis Verlag Industrielle Organisation Zurich 1961 S 15 Melvin Dresher Strategische Spiele Theorie und Praxis Verlag Industrielle Organisation Zurich 1961 S 14 15 Christian Rieck Spieltheorie Eine Einfuhrung Christian Rieck Verlag Eschborn 2006 S 291 Melvin Dresher Strategische Spiele Theorie und Praxis Verlag Industrielle Organisation Zurich 1961 S 15 Avinash K Dixit Susan E Skeath Games of Strategy Norton Verlag New York u a 1999 S 194 198 Christian Rieck Spieltheorie Eine Einfuhrung Christian Rieck Verlag Eschborn 2006 S 292 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Min Max Theorem amp oldid 201433696