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Eine evolutionar stabile Strategie abgekurzt ESS engl evolutionarily stable strategy ist eine Strategie die vorausgesetzt genugend Mitglieder einer Population wenden sie an durch keine Alternativstrategie verbessert werden kann 1 Sie ist ein spieltheoretisches Konzept das in der Theoretischen Biologie 1973 von John Maynard Smith und George R Price formuliert wurde 2 Es entwickelte sich um sie herum die Evolutionare Spieltheorie In der Soziobiologie und in der evolutionaren Psychologie gibt es mehr oder weniger kontroverse Studien welche abwegiges bzw asoziales menschliches Verhalten als ESS zu interpretieren versuchen Zum Beispiel konnte mittels geeigneter Untersuchungen festgestellt werden ob ein bestimmter Anteil Krimineller an der Gesamtbevolkerung einer ESS entsprechen wurde Eine ESS gewahrleistet in einer Population die Uberlegenheit beziehungsweise Immunitat gegenuber einem Eindringling oder Mutanten Wenn es einem Eindringling gelingt sich mit seiner eigenen fremden Strategie zu behaupten spricht man von einer Invasion Es ist wichtig anzufugen dass sich eine evolutionar stabile Strategie nicht nur auf das Verhalten eines Individuums bezieht In einem weiteren Sinn konnte man auch die erbliche Ausstattung eines Lebewesens als Strategie auffassen so zum Beispiel konnte eine Pflanzenart die schlecht an saure Boden angepasst ist von einer anderen Art verdrangt werden welche aus genetischen Grunden eine bessere Anpassung zeigt Den evolutionar stabilen Zustand nennt man Gleichgewicht in evolutionar stabilen Strategien Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Beispiele 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksDefinition Bearbeitenx displaystyle x nbsp und y displaystyle y nbsp sind zwei gemischte Strategien P x y displaystyle Pi x y nbsp ist die Auszahlung bzw der Reproduktionserfolg eines Individuums mit Strategie x displaystyle x nbsp in einer Umwelt in der alle anderen die Strategie y displaystyle y nbsp ausfuhrenx displaystyle x nbsp ist nur dann eine ESS wenn fur alle y x displaystyle y neq x nbsp gilt P x x gt P y x displaystyle Pi x x gt Pi y x nbsp oder P x x P y x displaystyle Pi x x Pi y x nbsp und P x y gt P y y displaystyle Pi x y gt Pi y y nbsp Der erste Teil der Definition ist aquivalent zum so genannten strikten Gleichgewicht d h x ist beste Antwort auf sich selbst Keine andere Strategie schneidet gegenuber x besser ab als x selbst Der zweite Teil sieht vor dass wenn Strategie y in reiner x Umgebung nicht eliminiert wird da sie gleich erfolgreich ist x in reiner y Umgebung sich gegenuber y durchsetzen kann somit kann die Population nicht von x nach y kippen Eine aquivalente Definition lautet wie folgt Strategie x ist eine ESS falls fur alle y x displaystyle y neq x nbsp und hinreichend kleines e gt 0 gilt 1 e P x x e P x y gt 1 e P y x e P y y displaystyle 1 varepsilon Pi x x varepsilon Pi x y gt 1 varepsilon Pi y x varepsilon Pi y y nbsp Beide Seiten der Ungleichung stellen die Auszahlung des Reproduktionserfolgs in einer Population dar in der bis auf einen kleinen Anteil e von Mutanten alle die Strategie x verfolgen auf der linken Seite steht dieser erwartete Erfolg fur die x Strategie wahrend auf der rechten derjenige der Mutanten steht die Strategie y verfolgen Ist die definierende Bedingung erfullt kann es also in einer Population in der alle die Strategie x verfolgen zu keiner erfolgreichen Invasion durch Mutanten kommen vorausgesetzt dass Mutanten nur in zunachst kleiner Zahl auftreten konnen Beispiele BearbeitenIn einem Pokerclub spielen alle Spieler die Strategie X Nun kommt ein fremder Spieler zu Besuch Wenn seine andere Strategie Y nicht erfolgreich ist und er kein Geld gewinnt dann ist es wahrscheinlich dass er zur Strategie X wechselt ESS ist wirksam Wenn seine Y Strategie aber gewinnbringend ist dann wechseln alle Mitglieder von Strategie X auf Y Y ist also die ESS ein zweites Neumitglied mit Strategie Y wurde nicht besser fahren als die jetzigen Clubmitglieder Angenommen in Europa gabe es eine Vogelart die jeden Herbst nach Suden zieht Wenn nun ein Individuum auftritt das sich in milden Wintern dazu entscheidet in Europa zu bleiben dann hat es den Vorteil dass es im Fruhling schon die Nahrungs Ressourcen anzapfen kann bevor die anderen Vogel zuruckkehren Mit besseren Fettreserven im Korper ausgestattet ist das Individuum nun fahig besser als alle anderen Nachkommen grosszuziehen Jene Vogel die immer nach Suden ziehen sterben langfristig aus da sie sich schlechter fortpflanzen Ebenso ist es fur eine Vogelart von Nachteil immer in Europa zu bleiben der Winter konnte einmal so kalt sein dass viele von ihnen sterben und dann die vom Suden zuruckkommenden Vogel eine viel bessere Ausgangslage besitzen Die ESS der Vogelart besteht also darin Teile der Population in Europa zu belassen die je nach Milde des Winters mehr oder weniger erfolgreich uberleben Das Lehrbuch Beispiel der ESS das Habicht Taube Spiel Individuen der gleichen Population werden als Habichte aggressiv stark und Tauben friedlich ausweichend eingeteilt Stosst eine Taube zu einer reinen Tauben Population verandert sich nichts Das Gleiche gilt wenn sich ein Habicht zu anderen Habichten gesellt Es gibt aber vier besondere Falle Eine Taube stosst zu Habichten Da die Taube den Konflikten zum Beispiel ums Futter ausweicht und so Kraft und Korperverletzungen einspart fahrt sie eine erfolgreiche Strategie Dazu kann sie mittels Drohgebarden Aggressivitat vortauschen und kraftesparend Habichten Ressourcen abluchsen Ein Habicht stosst zu Tauben Die Tauben machen dem Neuankommling Platz und uberlassen ihm kampflos alle Ressourcen Der Habicht ist erfolgreich Eine Taube oder ein Habicht stosst zu einer gemischten Population in der Tauben und Habichte im korrekten Zahlenverhaltnis entspricht der ESS vorkommen Fur den Neuankommling spielt es nun eine Rolle ob er haufiger auf eine Taube oder auf einen Habicht treffen wird Hat sich die Population auf die geeignete Mischung eingependelt kann es ihr egal sein ob sich der Eindringling als Taube oder als Habicht verhalt Die so genannte Burger Strategie engl franz bourgeois entwickelt sich zur ESS und sie ist weitgehend immun gegenuber einer unausgewogenen Habicht Taube Zusammensetzung der Population Als Burger gilt Wenn man sich verteidigt ist man ein Habicht greift man jemanden an verhalt man sich wie eine Taube Im wiederholten Gefangenendilemma ist eine Population aus Tit for Tat Strategien nicht evolutionar stabil Wahrend sie resistent gegenuber Defektiere Immer Strategien ist kann sie von Kooperiere Immer Strategien unterwandert werden wie einfach anhand der Definition mit x Tit For Tat und y Kooperiere Immer nachgepruft werden kann TFT gegen Kooperiere Immer fuhrt zu gleichen Auszahlungen fur beide Spieler daher gilt Bedingung 1 P x x gt P y x displaystyle Pi x x gt Pi y x nbsp nicht Jedoch gilt auch Teil 2 der Bedingung 2 P x y gt P y y displaystyle Pi x y gt Pi y y nbsp nicht da auch in diesem Fall beide Strategien zu gleich hoher Auszahlung fur beide Spieler fuhren Eine Population aus Kooperiere Immer Strategien kann wiederum von Defektiere Immer unterwandert werden Literatur BearbeitenKenneth G Binmore and Larry Samuelson Evolutionary Stability in Repeated Games Played by Finite Automata In Journal of Economic Theory 1992 S 278 305 Maynard Smith John Evolution and the Theory of Games Cambridge u a Cambridge Univ Press 1982 Hofbauer Sigmund Evolutionary Games and Population Dynamics Cambridge Univ Press ISBN 0 521 62570 X Krebs John R Einfuhrung in die Verhaltensokologie Berlin etc Blackwell Wissenschafts Verlag 1996 Einzelnachweise Bearbeiten David McFarland Biologie des Verhaltens Evolution Physiologie Psychobiologie 2 Auflage Spektrum akademischer Verlag Heidelberg 1999 ISBN 3 8274 0925 X John Maynard Smith George R Price The Logic of Animal Conflict Nature Band 246 1973 S 15 18 doi 10 1038 246015a0Weblinks BearbeitenDie evolutionar stabile Strategie Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evolutionar stabile Strategie amp oldid 198235572