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Die Theorie der offenbarten Praferenzen englisch Revealed Preference Theory dient der Modellierung von Konsumentenentscheidungen ausgehend von beobachtbaren bzw beobachteten Entscheidungen in der Mikrookonomie Sie grenzt sich damit von der Annahme von nicht direkt beobachtbaren Praferenzordnungen bzw Nutzenfunktionen als sonst in der Mikrookonomie ublicher Ausgangspunkt der Modellierung individueller Entscheidungen ab Die Theorie der offenbarten Praferenzen ist eng verbunden mit der Haushaltstheorie bzw der Konsumententheorie in der Mikrookonomie Sie wurde massgeblich von Paul A Samuelson begrundet 1 2 und unter anderem von Hendrik Houthakker 3 und Hal R Varian 4 weiterentwickelt Inhaltsverzeichnis 1 Ansatz 2 Formale Darstellung 3 Axiome der Theorie offenbarter Praferenzen 4 Kritik 5 Literatur 6 EinzelnachweiseAnsatz BearbeitenDas Konzept der Praferenzordnungen und Nutzenfunktionen das ublicherweise der Theorie von Entscheidungen der Haushalte zu Grunde gelegt wird ist abstrakt und wird als inhaltslos kritisiert 1 Welcher Konsument ist sich schon bewusst mit einer ordentlich definierten Funktion zu existieren die alle Konsumentscheidungen bestimmt Man kann auch mit einiger Berechtigung fragen ob Konsumenten wirklich vollstandig konsequent und rational entscheiden Es gibt viele Grunde warum das nicht so zu sein braucht Dazu ein Beispiel Fragen wir jemanden mit welcher Farbe er seine Wohnung streichen mochte und geben ihm zwei sehr ahnliche Grautone zur Auswahl so kann es sein dass er die beiden Tone nicht auseinanderhalten kann und sagt er sei indifferent Nehmen wir dann den helleren Grauton und legen einen noch helleren Grauton daneben wird er ebenfalls indifferent sein wenn er wieder keinen Unterschied feststellen kann Wenn man so weitermacht und am Ende den hellsten Grauton neben dem zu Anfang benutzten dunklen Grauton halt so kann es sein dass sich nun eine eindeutige Praferenz zugunsten einer der beiden Tone ergibt Damit hatte man eine Reihe von Praferenzen erzeugt die die Transitivitatsannahme verletzt Andreu Mas Colell Michael D Whinston Jerry R Green Mas Colell et al Microeconomic Theory Kapitel 1B Gewohnlich lasst sich die Praferenzordnung bzw Nutzenfunktion eines Konsumenten nicht direkt beobachten sofern sie uberhaupt vorhanden ist Man kann bestenfalls eine Reihe von Konsum Entscheidungen bei verschiedenen Preisen beobachten Genau dies ist Ansatzpunkt der Revealed Preferences Angenommen im obigen Beispiel ware die letzte Entscheidung zugunsten des helleren Grautons ausgefallen Damit lasst sich dann sagen dass der Konsument den helleren Grauton gegenuber dem dunkleren im direkten Vergleich bevorzugt Der hellere Ton ist also directly revealed preferred Angenommen der Konsument soll sich nun zwischen Rot und Blau entscheiden und er wahlt Rot Danach soll er sich zwischen Rot und Grun entscheiden und er wahlt Grun Nun haben wir zwei directly revealed preferred Relationen Wenn Rot gegenuber Blau bevorzugt wird und Grun gegenuber Rot dann sagt man dass Grun gegenuber Blau indirekt bevorzugt wird indirectly revealed preferred Man trifft nun haufig fur die weitere Verwendung des Konzepts der Revealed Preferences in okonomischen Modellen weitere Annahmen uber die Konsistenz individueller Entscheidungen Das schwache Axiom der Revealed Preferences trifft die Annahme dass wenn er Rot gegenuber Blau als mindestens ebenso gut offenbart hat er nicht mehr Blau eindeutig gegenuber Rot vorziehen kann Das starke Axiom der Revealed Preferences geht davon aus dass wenn Rot direkt gegenuber Blau und Grun direkt gegenuber Rot als besser offenbart ist also Grun indirekt gegenuber Blau der Konsument nicht mehr Blau direkt gegenuber Grun eindeutig vorziehen kann Erst mit dieser zusatzlichen Annahme sind die Revealed Preferences aquivalent zu der alternativen Theorie von Praferenzordnungen zur Beschreibung individueller Entscheidungen Formale Darstellung BearbeitenAnmerkung Die Art der Darstellung variiert von Lehrbuch zu Lehrbuch von Artikel zu Artikel Im Folgenden wird grob der Schreibweise von Varian 5 gefolgt die wiederum Ahnlichkeiten mit Houthakker 1950 3 aufweist Es seien xt t 1 T Mengen eines Guterbundels die ein Konsument in den Perioden t gewahlt hat Es seien pt die zugehorigen Preise Der Gesamtpreis eines in t gewahlten Guterbundels ist dann pt xt Ein Konsument K hat in einer Periode t die Mengen xt zu den Preisen pt gewahlt In einer Folgeperiode z wahlt er moglicherweise abweichende Mengen xz zu moglicherweise abweichenden Preisen pz Angenommen die Mengen der Folgeperiode waren zu den Preisen der ersten Periode zu einem geringeren oder gleichen Gesamtpreis zu haben gewesen als die tatsachlich in der ersten Periode gewahlten Mengen also pt x z pt xt Dann bedeutet dies der Konsument hatte in der ersten Periode xz wahlen konnen hat aber stattdessen xt vorgezogen Auf Basis solcher beobachtbarer Konsumentscheidungen definiert man zwei Relationen Directly Revealed Preference Das Guterbundel xt ist directly preferred gegenuber einem alternativen Guterbundel xz wenn beide gewahlt werden konnten aber xt tatsachlich gewahlt wurde Dafur schreiben wir x t R D x z displaystyle mathbf x t R D mathbf x z nbsp Formale Definition x t R D x z t z 1 T K hat x t gew a hlt und p t x t p t x z displaystyle mathbf x t R D mathbf x z Leftrightarrow exists t z in 1 T text K hat x t text gew ddot a text hlt und mathbf p t mathbf x t geq mathbf p t mathbf x z nbsp Revealed Preference Ist eine Reihe von directly preferred Relationen fur Guterbundel xt xu xv xy xz gegeben so dass xt directly revealed preferred gegenuber xu was wiederum directly revealed preferred gegenuber xv ist usw bis schliesslich xy directly preferred gegenuber xz ist so sagen wir dass xt indirectly revealed preferred gegenuber xz ist und schreiben x t R x z displaystyle mathbf x t R mathbf x z nbsp Formale Definition x t R x z t u v y z 1 T p t x t p t x u p u x u p u x v p y x y p y x z displaystyle mathbf x t R mathbf x z Leftrightarrow exists t u v y z in 1 T mathbf p t mathbf x t geq mathbf p t mathbf x u mathbf p u mathbf x u geq mathbf p u mathbf x v mathbf p y mathbf x y geq mathbf p y mathbf x z nbsp Es handelt sich hier also um eine Transitivitatsannahme fur bekundete Praferenzen Die Relation R ist die transitive Hulle der Relation RD Axiome der Theorie offenbarter Praferenzen BearbeitenSchwaches Axiom der offenbarten Praferenzen Wenn x t R D x z displaystyle mathbf x t R D mathbf x z nbsp dann gilt nicht x z R D x t displaystyle mathbf x z R D mathbf x t nbsp 5 Das schwache Axiom der offenbarten Praferenzen ist eine grundlegende Konsistenzannahme uber die Entscheidungen von Konsumenten Es besagt dass wenn der Konsument die direkte Wahl zwischen xt und xz hatte und er xt einmal xz vorgezogen hat er nicht mehr umgekehrt xz gegenuber xt vorzieht Fur beobachtete Entscheidungen die den Annahmen einer Praferenzordnung entsprechen ist das schwache Axiom immer erfullt Das schwache Axiom wird zwar haufig Modellen die auf der Theorie der offenbarten Praferenzen aufbauen zu Grunde gelegt Experimente zeigen aber dass es Situationen gibt in denen Konsumenten nicht entsprechend dem Axiom handeln So zum Beispiel beim Decoy Effekt Starkes Axiom der offenbarten Praferenzen Wenn x t R x z displaystyle mathbf x t R mathbf x z nbsp dann gilt nicht x z R x t displaystyle mathbf x z R mathbf x t nbsp 5 Das starke Axiom der offenbarten Praferenzen besagt wenn der Konsument einmal xt indirekt gegenuber xz vorgezogen hat wird er xz auch indirekt nicht mehr xt vorziehen Er handelt also auch uber mehrere Perioden bzw Entscheidungen hinweg konsistent Man kann beweisen dass es zu Entscheidungsstrukturen die das starke Axiom erfullen immer eine Praferenzordnung gibt bzw man eine Nutzenfunktion definieren kann 3 Es ist also im Wesentlichen eine zu Praferenzordnungen aquivalente Annahme uber individuelle Entscheidungen Kritik BearbeitenAmartya Sen kritisierte die Theorie offenbarter Praferenzen wiederholt Er wies u a darauf hin dass die Axiome dieser Theorie nicht auf empirischen Beobachtungen basieren konnen sondern zwangslaufig die Folge eines impliziten Verhaltensmodells seien etwas was der Darstellung der Theorie durch ihren Begrunder Paul A Samuelson widerspricht Sen betonte des Weiteren dass auch die Annahme der Konsistenz der Entscheidungen der vermeintlichen normativen Neutralitat der Theorie widerspreche Er schlug auch die Idee von als ob Verhalten die beispielsweise zu einer bewussten Uberwindung des Gefangenendilemmas verwendet werden konnte wenn die betreffenden Akteure aus strategischen Grunden so handeln als ob sie eine andere Nutzenfunktion hatten als ihre tatsachliche um ein besseres Ergebnis zu erreichen Ein solch vorausschauendes Verhalten sei ebenfalls mit der Theorie offenbarter Praferenzen im Widerspruch 6 Literatur BearbeitenPeter Schonfeld Grundzuge der Theorie der faktischen Praferenz In Journal of Economics Band 22 Nr 3 1962 Andreu Mas Colell Michael D Whinston Jerry R Green Microeconomic Theory Oxford University Press New York Hal R Varian Microeconomic Analysis Norton New York 1992 Einzelnachweise Bearbeiten a b Paul A Samuelson A Note on the Pure Theory of Consumer s Behaviour In Economica Band 5 Nr 17 Februar 1938 ISSN 0013 0427 S 61 71 JSTOR 2548836 Paul A Samuelson Consumption Theory in Terms of Revealed Preference In Economica Nr 15 1948 ISSN 0013 0427 S 243 253 a b c S Hendrick Houthakker Revealed Preference and the Utility Function In Economica Nr 17 1950 S 159 174 Hal R Varian The Nonparametric Approach to Demand Analysis In Econometrica Nr 50 1982 S 945 972 a b c Hal R Varian Revealed Preference In Samuelsonian Economics and the 21st Century September 2006 citeseerx ist psu edu PDF Amartya Sen Behaviour and the Concept of Preference In Economica Band 40 1973 S 241 259 JSTOR 2552796 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Offenbarte Praferenzen amp oldid 200070166