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Dieser Artikel behandelt den Guteraustausch zu anderen Bedeutungen siehe Handel Begriffsklarung Als Handel wird die wirtschaftliche Tatigkeit des Austauschs von materiellen oder immateriellen Gutern Handelsobjekten zwischen Wirtschaftssubjekten von der Produktion bis zum Konsum oder einer anderweitigen Guterverwendung bezeichnet Als naturliche Erweiterung der Arbeitsteilung die sich zu Berufen entwickelte ist der Handel fur alle Kulturen der Welt nachweisbar und ein essentieller Bestandteil der menschlichen Gemeinschaft und Entwicklung Handel in Danzig 17 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Arten 3 Handelsfunktionen 4 Begriffsgeschichte 5 Vorgeschichte 6 Geschichte und gesellschaftliche Bedeutung des Handels 7 Handelssprachen 8 Aspekte des modernen Handels 9 Ethische Aspekte 10 Spezialhandel 11 Globalisierung 12 Literatur 13 Weblinks 14 EinzelnachweiseAllgemeines Bearbeiten Interets des nations de l Europe developes relativement au commerce 1766 Materielle Guter sind insbesondere Waren und Commodities immaterielle Guter sind Dienstleistungen Handelsvertreter Forderungen Kredithandel Finanzprodukte Devisenhandel oder Konzessionen Lizenzen Patente Warenzeichen Markenzeichen gewerbliche Schutzrechte Firmenwerte und Urheberrechte Der Gross oder Einzelhandel mit materiellen Gutern ist typischerweise sehr vorratsintensiv sodass hiermit hohe Lagerrisiken und Kapitalbindung verbunden sind Als am Handel teilnehmende Wirtschaftssubjekte kommen Unternehmen Privathaushalte oder der Staat mit seinen Untergliederungen in Frage Handel ist in dieser Form der Austausch von Gutern und Dienstleistungen ohne deren Be oder Verarbeitung zwischen Wirtschaftssubjekten 1 Handel oder speziell der Warenhandel umfasst den Ankauf von Waren von verschiedenen Herstellern bzw Lieferanten die Beforderung Bevorratung und Zusammenfuhrung der Waren zu einem Sortiment sowie ihren Verkauf an gewerbliche Abnehmer Grosshandel oder an nicht gewerbliche Abnehmer Einzelhandel ohne dass die Waren wesentlich verandert oder verarbeitet werden Die Handeltreibenden Handelsunternehmen werden in der Regel in der Absicht der Gewinnerzielung tatig Die marktwirtschaftliche Leistung des gesamten Handels wie jedes einzelnen Handelsbetriebs liegt in der permanenten Gestaltung und Organisation von vier Markten das sind der Absatzmarkt der Beschaffungsmarkt der Konkurrenzmarkt und der interne Markt Die Tatigkeit der Handelsbetriebe stellt eine produktive Dienstleistung sui generis dar Im Unterschied zu Produktionsbetrieben werden im Handel abgesehen von gewissen branchenublichen Veredelungen keine neuen materiellen Guter hergestellt von reinen Dienstleistungsbetrieben unterscheiden sich die Handelsbetriebe durch das Warengeschaft und die damit einhergehende Lagerhaltung Haufig tritt der Handel in Verbindung mit produzierenden Tatigkeiten z B Handwerkshandel oder Dienstleistungen z B Wertpapierhandel auf Neben dem Warenhandel konnen handelsahnliche Geschafte auch mit anderen Gutern wie Kapital Dienstleistungen oder Wissen betrieben werden Gehandelt werden meist knappe Guter Diese Knappheit ist u a darin begrundet dass ein naturlicher Rohstoff nur in manchen Gegenden vorkommt dass Produktion und Konsum zeitlich oder mengenmassig auseinanderfallen oder dass bestimmte Waren nur von vielen Menschen in einem arbeitsteiligen Geflecht hergestellt werden Mit zunehmender Globalisierung und Differenzierung der Gesellschaft wachst die Notwendigkeit dass die Beschaffungs und Absatzspezialisten des Handels markteorganisierend tatig werden Der Handel ist Erkenntnisobjekt der speziellen Betriebslehre der Handelsbetriebslehre 2 Arten Bearbeiten Obsthandel auf einem lokalen Markt in Dhaka Bangladesch Man unterscheidet allgemein zwischen Prasenzhandel Versandhandel Fernabsatz und Online Handel Wahrend sich beim Prasenzhandel etwa der Supermarkt Kunde und Handler unmittelbar gegenuberstehen und Waren und Zahlung direkt miteinander austauschen benotigen die anderen Handelsarten noch Vermittlungsinstitutionen wie Spediteure fur die Warensendung oder Kreditinstitute fur die Bezahlung Hierdurch entstehen fur beide Vertragspartner Erfullungsrisiken die durch bestimmte Massnahmen vermindert oder ganz ausgeschaltet werden konnen siehe Settlement Rechtlich gesehen werden unter Handelspartnern Vertrage geschlossen Zwischen den am Handel beteiligten Partnern besteht eine Handelsbeziehung Es kann zwischen Binnenhandel lokaler regionaler nationaler Handel und Aussenhandel Fernhandel unterschieden werden Der Landergrenzen uberschreitende Handel zwischen Handelspartnern in der Europaischen Union zahlt zum EU Binnenhandel Handelsfunktionen BearbeitenAls Bindeglied zwischen Produktion und Verwendung erfullt der Handel nach Karl Oberparleiter 1955 folgende Funktionen 3 Uberbruckung des Raumes durch Transport 4 Zeituberbruckung durch Lagerung 5 Quantitatsfunktion etwa durch Bestellungszusammenfassung 6 Produktqualitat durch Sortimentierung 7 finanzielle Uberbruckung durch Warenkredit 8 und Werbung 9 Damit ubernimmt der Handel die Uberbruckung raumlicher zeitlicher mengenmassiger und qualitativer Spannungen zwischen Produktion und Konsum 10 Begriffsgeschichte BearbeitenBei der Definition von Handel ist es nach Rudolf Seyffert unerheblich ob diese Funktion von selbstandigen Institutionen Handelsunternehmen Handelsbetrieben Handlungen oder von angegliederten Institutionen Produzentenhandel Handwerkshandel landwirtschaftlicher Handel Konsumentenhandel staatlicher Handel erfullt wird Wahrend in fruhen primitiven Gesellschaften dieser Guteraustausch als Tausch von Ware gegen Ware Tauschhandel Naturaltausch stattfand kennen die entwickelten modernen Geldwirtschaften praktisch nur noch den Handel in der Form des Ankaufs und Verkaufs von Ware gegen Geld Handelsgeschaft Der Begriff Handel auch Kramhandel taucht zwar schon im 15 Jahrhundert auf tritt jedoch bis zum Ende des 18 Jahrhunderts und somit in der Entstehungs und ersten Blutezeit des stadtischen Handels und des Fernhandels hinter andere Begriffe wie Kaufmannschaft Handlung Commercien oder Kommerz zuruck Erst zu Beginn des 19 Jahrhunderts wird Handel in dem heute auch von der Handelsbetriebslehre verwendeten engeren Sinn verstanden als der gewerbsmassige Ankauf von materiellen Gutern Handelsware und deren Verkauf ohne wesentliche Be oder Verarbeitung Warenhandel Warenhandel ist Warenumsatz Warenverkehr Warenumschlag Diese Umsatzleistung ist die den Handel bestimmende Grundfunktion Rudolf Seyffert Handelsunternehmen sind diejenigen Institutionen die diese Grundfunktion und weitere Handelsfunktionen 11 a gewerbsmassig b ausschliesslich oder uberwiegend c im eigenen Namen sowie d auf eigene Rechnung und eigenes Risiko ausuben Sie sind damit die Spezialisten der Beschaffungs und der Absatzwirtschaft Die genannten Definitionen lassen jedoch die spezifische Bedeutung des Handels fur die Marktwirtschaft noch nicht erkennen Diese wird in folgender Umschreibung deutlicher Handel ist permanente und simultane Organisation von Absatzmarkten fur verschiedene Anbieter von Waren und von Beschaffungsmarkten fur verschiedene Nachfrager nach Waren und Diensten 12 Damit leistet der Handel etwas Konstitutives fur die Marktwirtschaft das kein anderer gewerblicher Sektor leistet Handel generiert Markte und zwar keine abstrakt gedanklichen sondern konkrete Orte des Waren und Diensteaustauschs Das gilt fur den stationaren Handel wie fur den Versandhandel und den Online Handel mit ihren zeit und ortsungebundenen Absatz und Beschaffungsgelegenheiten Ausser den im engeren Sinn Handel treibenden Institutionen sind handelsahnliche Institutionen am Guteraustausch beteiligt z B Handelshilfsgewerbe Handelsvertretungen Kommissionsagenturen und Kommissionare Vorgeschichte BearbeitenDie Verbreitung von Produkten sagt nichts uber die Art und Weise ihres Transports aus In der Betrachtung der Ur und Fruhgeschichte wird Handel daher mangels ausreichender Befundlage gleichgesetzt mit dem Ferntransport von Gutern meist Rohstoffen welche am Fundort naturlicherweise nicht vorkommen und nach langer Zeit durch Archaologen noch identifizierbar sind wie Feuerstein oder Muschelschalen und Schneckenhauser siehe auch Kaurigeld Dieser Definition entsprechend betrieb der Homo sapiens Handel schon sehr lange 13 14 15 Im Gegensatz dazu fehlt fur Neandertaler jeder Nachweis des Gebrauchs von Gegenstanden aus einer Entfernung von uber 50 Kilometern 13 Daher kann angenommen werden dass dem Neandertaler die Befahigung zum Handel fehlte 13 Es wird vermutet dass sich dieser Unterschied fur Neandertaler eher nachteilig auswirkte 13 16 dies unterstreicht die Bedeutung des Handels fur den modernen Menschen Einen deutlichen Beleg des bereits entwickelten Handels aus der Jungsteinzeit stellen Feuersteinstrassen dar Eines der ersten Schriftstucke der Menschheit der mesopotamische Codex Hammurapi aus dem 18 Jahrhundert v Chr behandelt vorzugsweise Eigentum und Handel etwa ein Drittel der Textstellen enthalt Regeln zum Handel und zur Behandlung von Sklaven einem kostbaren Handelsgut 17 18 Bereits in der Eisenzeit zeigt sich entlang der Mittelmeerkuste ein positiver statistischer Zusammenhang zwischen der Erreichbarkeit eines Ortes fur Seehandel und der Prasenz archaologischer Funde Dies legt nahe dass bereits zu diesem Zeitpunkt das Handelspotential eines Ortes ein wichtiger Faktor fur die Existenz menschlicher Siedlungen war 19 Der griechische Historiker Herodot beschrieb im 5 Jahrhundert v Chr als erster eine Handelsform der Karthager in Westafrika die spater als stummer Handel bekannt und in vielen Regionen der Welt beschrieben wurde Beim stummen Handel deponieren beide Handelspartner ihre Waren an einer Stelle und tauschen diese aus ohne sich gegenseitig zu sehen und zu horen Unklar ist inwieweit diese mutmasslich sehr fruhe Handelsform als historisch oder durchweg legendar verstanden werden soll Geschichte und gesellschaftliche Bedeutung des Handels BearbeitenDen Warenverkehr zwischen dem Hersteller und den Verwendern seiner Produkte bewerkstelligt seit Alters her der Handel Handler beschafften und lieferten die Produkte in kultureller Fruhzeit zunachst als Fernhandler Sofern sie als Uberbringer der Wirtschaftsguter Rohstoffe Betriebsmittel Investitions und Konsumguter den Warentransport nicht in eigener Regie betrieben organisierten sie jedoch den Warenverkehr Mit den Hochkulturen und Staaten verdichteten sich die Fernhandelsbeziehungen Erst im Mittelalter bildete sich ein regionaler und lokaler Handel heraus der dank seiner standischen Struktur und des jahrhundertelang in Kaufmannsfamilien tradierten Wissens auch an der Ausdehnung der Marktplatze und Stadte beteiligt war Das Auf und Ab der Reiche fuhrte zu Schwankungen der regionalen und uberregionalen Verflechtung So bestanden uber Jahrhunderte vergleichsweise intensive Handelsbeziehungen zu Wasser zwischen der bereits hoch differenzierten edelsteinreichen Induskultur 2600 1900 v Chr und der sumerischen Kultur mit dem Zerfall der Induskultur brachen sowohl ihr Binnenhandel als auch der Aussenhandel ein Im damals peripheren Europa ist fur die Bronzezeit bereits ein Tauschhandel nachgewiesen Beispiel fur einen fruhgeschichtlichen Handelsweg ist die Bernsteinstrasse In der Antike bildeten sich neue Reiche und Imperien so das minoische Kreta die Handelsniederlassungen der Phonizier und Karthager sowie der verschiedenen griechischen Stadtstaaten und schliesslich das Romische Reich im Westen Han China im fernen Osten entlang der eurasischen Achse intensivierte sich der Fernhandel Beispielsweise wurde in Rom chinesische Seide getragen ein Beleg fur den Austausch uber die Seidenstrasse Mit der eurasischen Volkerwanderung brachen diese Pfeiler des Fernhandels ganz oder zeitweise zusammen im Romischen Reich kam es mit dem Zerfall der Zentralgewalt auch zu einer internen Entdifferenzierung und dem Zusammenbruch zahlreicher Stadte Im eurasischen Hochmittelalter stabilisierten sich die Reiche bzw bildeten sich neue Imperien z B die riesigen aber kurzlebigen Mongolenreiche Der eurasische Fernhandel nahm wieder zu wurde wiederum intensiver und systematischer als in der vorhergegangenen Phase Europa beschleunigte das Entwicklungstempo und entwickelte sich allmahlich von einer peripheren Region zu einem Zentrum Der europaische Seehandel im Ubergang vom Mittelalter zur Neuzeit wurde wesentlich von Stadtrepubliken z B Venedig Genua flamische und niederlandische Stadte sowie Hansestadte beherrscht Damals operierten erstmals Fernkaufleute nach dem Soziologen Ferdinand Tonnies uberhaupt als diejenige Berufsgruppe anzusehen die in die traditionellen Gemeinschaften das rechenhafte Zweckdenken bringen und sie damit global vergesellschaften Besondere Bedeutung erlangten hierbei die Kaufmannsgilden Zusammenschlusse von Kaufleuten wie z B die Hanse Die Suche nach neuen Seewegen nach Indien und China siehe Indienhandel war eine wesentliche Motivation fur die Entdeckungsreisen am Ende des Mittelalters bzw am Anfang der Neuzeit So war Christoph Kolumbus davon uberzeugt Indien erreicht zu haben was auch das eigentliche Ziel seiner Reise gewesen war Mit dem Aufbluhen der auf Autarkie bedachten mittelalterlichen Stadte mit eigenem Munzwesen und von Zunften und Gilden getragenen eigenen Marktordnungen bildet sich ein glanzvoller stadtischer Einzelhandel heraus getragen von so erfolgreichen Kaufmannsdynastien wie denen der Fugger Welser Paumgartner und Tucher in Augsburg oder Nurnberg Erst mit Beginn der Industrialisierung kommt es zu einer institutionellen Spezialisierung und Aufteilung in Gross und Einzelhandel Von der Institutionengeschichte des Handels der Geschichte seiner Institutionen Tatigkeiten und Erscheinungsformen ist die Ideengeschichte des Handels zu unterscheiden Sie wird traditionell wenig treffend auch Dogmengeschichte 20 genannt da es sich bei den neu aufkommenden Ideen im Handel nicht um dogmatische Lehrsatze sondern um neues praktikables Kaufmannswissen und neue kaufmannische Techniken handelt ein weites Feld von der Entwicklung des Munz und Messwesens oder den Anfangen der doppelten Buchfuhrung bis hin zur Einfuhrung moderner Technologien im Handel wie webbasierte globale Geschaftskontakte oder die RFID Technologie Die vom 16 bis zum Ende des 18 Jahrhunderts wahrende Epoche der Handlungswissenschaft brachte eine Fulle von Lehrwerken hervor durchaus systematisch im Aufbau Mit dem spateren und heutigen Verstandnis von Handelswissenschaft hatten sie als Sammlungen von Rezepten und Moralanweisungen fur den Kaufmann jedoch wenig gemein und stellten eher Bucher zur Belehrung des Kaufmanns Bucher fur die Praxis dar Eduard Weber 21 Die gesellschaftliche Bedeutung des Handels ist ausserst vielgestaltig und unterliegt im Verlaufe der Jahrhunderte unterschiedlichen Beurteilungen Einerseits und durchaus uberwiegend erfahrt die Bedeutung des Handels fur die Gesellschaft positive Bewertungen Sie reichen etwa von der fruhen Pflege des kaufmannischen Bildungswesens bis zur Erfindung des Buchdrucks waren im Wesentlichen nur der Klerus Teile des Adels und Kaufleute des Lesens Schreibens und Rechnens kundig uber die Mehrung des allgemeinen Wohlstands sowie die Normierung von Rechtsregeln fur den Geschaftsverkehr und das Zahlungswesen bis hin zur neuzeitlichen Demokratisierung des Konsums Besonders der stationare Einzelhandel pragt mit seinem vielfaltigen Warenangebot und immer neuen Events als Erlebnisbuhne Karl Kaufmann nicht nur den Konsumstil sondern auch weitgehend das gesellschaftliche Leben sei es in der Symbiose von Klein und Mittelbetrieben mit Warenhausern in den Innenstadten sei es durch Eleganz und Luxus in Shopping Malls oder durch gunstige Versorgung in ausserstadtischen Shopping Centern Im langjahrigen Slogan eines Warenhauskonzerns Die Welt bei uns zu Gast spiegelt sich die kulturelle Funktion des Handels Karl Oberparleiter Verschaffung des unmittelbaren Zugangs zu Konsumgutern aus allen Kulturen fur jedermann Andererseits kennzeichnet die gesellschaftliche Beurteilung des Handels als Negativum eine anhaltende Tradition der Vorurteile Hans Otto Schenk Abwertende Urteile uber den Handel bzw die Handelskaufleute sind schon in der Antike und in der mittelalterlichen Lehre der Kirchenvater Patristik verbreitet die sich vor allem auf die wucherische Geldvermehrung und Schuldverzinsungen der Kaufleute bezogen Im 20 Jahrhundert sorgten vor allem die marxistisch leninistische Fehlinterpretation 22 einer vermeintlichen Unproduktivitat des Handels und der Nationalsozialismus mit seiner verachtlichen Ideologie gegenuber dem judischen Grosskapital der Warenhauser fur eine handelsfeindliche Stimmung Selbst die DDR Okonomik des Binnenhandels liess in ihrem Verbot freier Preiskalkulation in der Abschaffung des privaten Grosshandels und in Behinderungen des privaten Einzelhandels Geringschatzung des Handels fur die Gesellschaft erkennen Aber auch in der Gegenwart sind Vorurteile gegenuber dem Handel virulent sei es in Negativberichten uber vermeintliche Manipulationen der Kunden im Ladengeschaft sei es in kommunalen Eingriffen in die Standort und Sortimentswahl von Handelsbetrieben anhand von Sortimentslisten oder sei es sublimiert in abschatziger Ausdrucksweise Am Ende bleibt zu vermuten dass weitgehende oder gar vollstandige Vorurteilslosigkeit gegenuber dem Handel eine Illusion bleiben muss in der Theorie wie in der politischen und betrieblichen Alltagspraxis 23 Handelssprachen BearbeitenFernhandler die mit fremden Volkern Handel trieben konnten sich nicht in ihrer Muttersprache mit den auslandischen Kaufleuten verstandigen Deshalb haben sich Sprachen herausgebildet die zur gegenseitigen Verstandigung anlasslich von Handelsbeziehungen verwendet wurden Das waren einerseits Sprachen mit uberregionaler Bedeutung wie Persisch oder Haussa andererseits Behelfssprachen die ausschliesslich dem Handelsgebrauch dienten und uber keine Muttersprachler verfugten Pidginsprachen Bekannte Handelssprachen waren etwa die Lingua franca Sabir und Russenorsk Aspekte des modernen Handels BearbeitenDer Handel ist eine der bestimmenden Grossen fur eine Volkswirtschaft Das gilt gleichermassen fur den Binnenhandel der innerhalb der nationalen Grenzen oder einer Staatengruppe wie z B der EU ablauft wie fur den grenzuberschreitenden Aussenhandel und den durchlaufenden Transithandel Werden Waren ins Ausland verkauft so spricht man von Export im umgekehrten Fall von Import Nach der ausschliesslichen oder uberwiegenden Kundengruppe lassen sich im Binnenhandel Grosshandel mit Grossverbrauchern Wiederverkaufern und Einzelhandel mit Endverbrauchern bzw Konsumenten unterscheiden nach dem Grad der Selbstandigkeit unabhangiger und vertraglich gebundener vertikal oder horizontal kooperierender Handel In Abhangigkeit vom Standort der Handelstatigkeit ist der stationare Handel vom ambulanten Handel und vom elektronischen Handel bzw E Commerce zu unterscheiden Ubersteigt der Export eines Landes den Import so spricht man von einem Aussenhandelsuberschuss Exporte haben den Vorteil dass Geld ins Land fliesst aber den Nachteil dass man stark vom wirtschaftlichen Wohlergehen der Lander abhangig ist in die man exportiert So kann eine Wirtschaftskrise in einem Land auf ein anderes Land uberschwappen Auch haben Importe aus sog Billiglohnlandern eine ambivalente Wirkung Einerseits kann dadurch die inlandische Versorgung verbilligt werden andererseits konnen den konkurrierenden inlandischen Produzenten entsprechende Marktanteile verloren gehen Ubersteigen die Importe eines Landes seine Exporte so spricht man von einem Aussenhandelsdefizit Importe haben grundsatzlich den Vorteil dass man so Waren erlangt die im eigenen Land nicht vorhanden sind z B Rohstoffe oder Fruchte die nicht im eigenen Land wachsen Dies hat aber den Nachteil dass man sich von anderen Landern und deren Lieferungen abhangig macht Dies wurde insbesondere in der Olkrise deutlich als die Organisation Erdol exportierender Lander die Fordermengen von Erdol drastisch reduzierte was eine weltweite Energiekrise ausloste Fur die Erklarung der Bedeutung und der Vorteile des Aussenhandels lasst sich einerseits das Konzept der komparativen Kostenvorteile z B aufgrund von Technologieunterschieden Ricardo oder Ressourcenausstattung Heckscher Ohlin Theorem heranziehen andererseits die Theorie des unvollstandigen Wettbewerbs sowie viele weitere Aussenhandelstheorien Fur die Erklarung der Bedeutung und der Vorteile des Binnenhandels wurden zahlreiche Konzepte entwickelt Als die wichtigsten gelten nach Schenk das Arbeitsteilungskonzept die Theorie der komparativen Kostenvorteile die Theorie der komparativen Nutzenvorteile das Scharsche Gesetz die Theorie der Handelsfunktionen die Theorie der Markte und Wettbewerbsgenerierung die Transaktionstheorie wirtschaftsgeometrische Konzepte und die Gate keeper Theorie Insgesamt zeichnet den modernen Handel ein rasanter Strukturwandel und eine Dynamik aus Wandel im Handel wie kaum einen anderen Wirtschaftsbereich Als augenfalliges Kennzeichen dieses Wandels hatte Robert Nieschlag das Aufkommen immer neuer Betriebsformen bzw typen vor allem des Einzelhandels als eine Quasi Gesetzmassigkeit mit Dynamik im Handel beschrieben In den letzten Jahrzehnten kennzeichnen die gesamtwirtschaftliche Handelsdynamik folgende Umbruche okonomische Umbruche z B Kooperation und Konzentration Rationalisierung Betriebsvergleich und Betriebsberatung Selbstbedienung Betriebstypendifferenzierung Emanzipation und eigenstandiges Handelsmarketing technologische Umbruche z B Technisierung und Computerisierung Modernisierung Electronic Commerce organisatorische Umbruche z B betriebliche zwischenbetriebliche und uberbetriebliche Reorganisation informatorische Umbruche z B EDV gesteuerte Informationsbeschaffung und verwertung inner und zwischenbetriebliche Nutzung von elektronischen Medien soziale Umbruche z B soziales Engagement Flexibilisierung kooperativer Fuhrungsstil Ethische Aspekte BearbeitenWie bei allem menschlichen Handeln werden auch beim kaufmannischen Handel ethische Gesichtspunkte diskutiert Sie pragen beispielsweise den so genannten Fairen Handel als ein Modell eines sozial und okologisch vertraglichen Handels bei dem alle Handelsstufen von den Produzenten bis zu den Verbrauchern bewusst unter ethischen Gesichtspunkten fair im Sinne von gerecht betrachtet werden und bei dem vor allem den landwirtschaftlichen Erzeugern in Entwicklungslandern ein faires Entgelt gewahrt werden soll Diese Begriffswahl beinhaltet jedoch die Gefahr dass der normale Handel als nicht oder weniger fair betrachtet wird und dass die Tradition der Vorurteile gegenuber dem Handel Schenk perpetuiert wird Ohne Zweifel wendet das moderne Handelsmanagement geschickte Massnahmen psychotaktisch und strategisch abgesicherten Handelsmarketings an um die Marktteilnehmer zu bestimmten Verkaufs oder Kauf Entscheidungen zu veranlassen Grifflucken im SB Regal Platzierung preisgunstiger Artikel in der Buckzone uberdimensionierte Einkaufswagen suggestive Hintergrundmusik und tausend andere Praktiken begegnen uns taglich Derartige Verkaufs tricks konnen jedoch nicht per se als ethisch bedenklich gar als entmundigende Manipulation angesehen werden jedenfalls solange nicht wie die Kauf Entscheidungen nicht auf Uberrumpelung sondern auf Uberzeugung und freier willentlicher Entscheidung der Kaufer beruhen Spezialhandel BearbeitenDer Begriff Spezialhandel wird in verschiedenen Bedeutungen verwendet Im Aussenhandel bezeichnet zum Beispiel das Statistische Bundesamt den grenzuberschreitenden Warenverkehr des Erhebungsgebietes mit dem Ausland als Spezialhandel Ausland im Sinne der Aussenhandelsstatistik ist das Gebiet ausserhalb des Erhebungsgebietes Das Erhebungsgebiet der Aussenhandelsstatistik umfasst die Bundesrepublik Deutschland ohne den Zollausschluss Busingen Im Binnenhandel werden diejenigen Betriebsformen bzw Betriebstypen des Handels als Spezialhandel bezeichnet die sich durch extreme Sortimentsspezialisierung meist mit tendenziell schmalem und sehr tiefem Sortiment von anderen Betriebsformen auch vom Fachhandel unterscheiden Beispiele waren Grosshandel mit Lebendfischen oder Grosshandel mit Schiffsausrustungsbedarf und Einzelhandel mit Wolle oder Einzelhandel mit Babybedarf Globalisierung BearbeitenHeute steht der Welthandel im Kontext der Globalisierung Unter Federfuhrung der Welthandelsorganisation WTO sollen internationale Zollschranken abgebaut und der freie Waren GATT und Dienstleistungsverkehr GATS gefordert werden Diese Politik des Freihandels ist umstritten Globalisierungskritiker sehen darin eine Zementierung der Benachteiligung der Lander in der so genannten unterentwickelten Dritten Welt und auch eine Beeintrachtigung der hoheitlichen Verwaltung der Staaten Souveranitatsverlust Allerdings hat neben der Theorie s o auch die Empirie belegt dass internationaler Warenaustausch zu Wohlstand fuhrt So ist seit den 1950er Jahren die Armut siehe dort der Welt kontinuierlich gesunken auch sank die Anzahl der vom Hunger bedrohten Menschen Diese Grundidee einer freien Marktwirtschaft ist vielfach aber durch Krisen Korruption und staatliche Eingriffe in den Staaten beschrankt Statt Handel zuzulassen verschliessen sich viele Gebiete den Vorteilen des freien Handels Andererseits gehen einige Okonomen davon aus dass die dritte Welt nur mit Starthilfe etwa uber Entwicklungshilfe einen Aufstieg in die erste Welt schaffen konnten So mussten Infrastrukturen erst aufgebaut Humankapital erst angesammelt werden Heute hat der Globalisierungsgedanke auch Einzug in den Binnenhandel gehalten Unter dem Eindruck sich verscharfenden Wettbewerbs im Inland und begunstigt durch modernes Verkehrs und Transportwesen sicheren Zahlungsverkehr und die weltumspannende Internet Kommunikation erschliessen auch immer mehr inlandische Grosshandels und Einzelhandelskonzerne weltweit neue Markte Die in den 80er Jahren einsetzende Phase der Transnationalisierung U C Tager bzw Internationalisierung Grundung von Filialen im benachbarten Ausland ist auch fur grossere Handelsunternehmen die traditionell schon weltweit einkaufen in eine Phase der Globalisierung mittels Ubernahme Errichtung von Filialen oder Aufbau des neuen Handelssystems in weit entlegenen Staaten ubergegangen Uber 90 Prozent des allgemeinen Welthandels und mehr als 65 Prozent des Handels mit Erdol wurden im Jahr 2010 auf dem Seeweg betrieben 24 Literatur BearbeitenWilliam Bernstein A Splendid Exchange How Trade Shaped the World from Prehistory to Today Atlantic Books 2008 ISBN 1 84354 668 X Fernand Braudel Sozialgeschichte des 15 18 Jahrhunderts Der Handel Munchen 1986 David Christian Maps of Time An Introduction to Big History Foreword by William H McNeill University of California Press Berkeley 2005 ISBN 0 520 24476 1 Lothar Muller Hagedorn Der Handel Stuttgart 1998 Philipp Rossner Wirtschaft Handel in Europaische Geschichte Online hrsg vom Institut fur Europaische Geschichte Mainz 2017 Zugriff am 8 Marz 2021 pdf Thomas Rudolph Modernes Handelsmanagement Eine Einfuhrung in die Handelslehre Schaffer Poeschel Verlag 2 Auflage Stuttgart 2009 ISBN 978 3 7910 2892 7 Hans Otto Schenk Marktwirtschaftslehre des Handels Gabler Wiesbaden 1991 ISBN 3 409 13379 8 Softcover Reprint 2012 ISBN 978 3 322 84581 8 Hans Otto Schenk Richtungweisende Umbruche im Handel BBE Verlag Koln 1999 S 17 47 Hans Otto Schenk Psychologie im Handel 2 Auflage Oldenbourg Munchen Wien 2007 ISBN 978 3 486 58379 3 Rudolf Seyffert Wirtschaftslehre des Handels 5 Auflage Hg von Edmund Sundhoff Westdeutscher Verlag Opladen 1972 ISBN 3 531 11087 X Christoph Stuckelberger Ethischer Welthandel Eine Ubersicht Verlag Haupt Bern Stuttgart Wien 2001 ISBN 3 258 06362 1 Uwe Christian Tager Transnationalisierung von Handelssystemen In Otto Beisheim Hrsg Distribution im Aufbruch Vahlen Munchen 1999 ISBN 3 8006 2375 7 S 151 171 Joachim Zentes Handbuch Handel Strategien Perspektiven Internationaler Wettbewerb Gabler Wiesbaden 2006 ISBN 3 409 14298 3 Weblinks Bearbeiten Commons Handel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wikisource Handel Quellen und Volltexte Wiktionary Handel Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wikiquote Handel ZitateEinzelnachweise Bearbeiten Ludwig G Poth Marcus Pradel Gudrun S Poth Gabler Kompakt Lexikon Marketing 2003 S 168 Willy Schneider Grundlagen der Handelsbetriebslehre Dozentenedition 2017 S 3 ff Karl Oberparleiter Funktionen und Risiken des Warenhandels 1955 S 7 ff Karl Oberparleiter Funktionen und Risiken des Warenhandels 1955 S 7 Karl Oberparleiter Funktionen und Risiken des Warenhandels 1955 S 20 Karl Oberparleiter Funktionen und Risiken des Warenhandels 1955 S 33 Karl Oberparleiter Funktionen und Risiken des Warenhandels 1955 S 43 Karl Oberparleiter Funktionen und Risiken des Warenhandels 1955 S 55 Karl Oberparleiter Funktionen und Risiken des Warenhandels 1955 S 50 Eggert Winter Katrin Alisch Ute Arentzen Gabler Wirtschafts Lexikon Band 3 2004 S 1340 Naheres hierzu bei Hans Otto Schenk Geschichte und Ordnungstheorie der Handelsfunktionen Berlin 1970 Schenk 2007 S 16 a b c d Jared M Diamond The Great Leap Forward In Linda S Hjorth Barbara A Eichler u a Technology and Society Issues for the 21st Century and Beyond 3 Auflage Prentice Hall 2008 S 15 23 hier S Nachdruck von 1989 PDF Datei 114 kB 10 Seiten Colin Renfrew Trade and Culture Process in European Prehistory In Current Anthropology Band 10 Nr 2 3 April 1969 S 151 169 hier S Marshall David Sahlins Stone Age Economics Transaction Publishers 1972 S Leseprobe in der Google Buchsuche Richard D Horan Erwin Bulte Jason F Shogren How Trade Saved Humanity From Biological Exclusion An Economic Theory of Neanderthal Extinction In Journal of Economic Behavior amp Organization Band 58 Nr 1 2005 S 1 29 hier S doi 10 1016 j jebo 2004 03 009 Martha T Roth Mesopotamian Legal Traditions and the Laws of Hammurabi In Chi Kent L Rev Band 71 1995 1996 S 13 Seitenansicht auf heinonlinebackup com Erwin J Urch The Law Code of Hammurabi In American Bar Association Journal Band 15 Nr 7 1929 S 437 441 hier S 437 Seitenansicht auf JSTOR Jan David Bakker Stephan Maurer Jorn Steffen Pischke Ferdinand Rauch Of Mice and Merchants Connectedness and the Location of Economic Activity in the Iron Age In Review of Economics and Statistics Band 103 Nr 4 Oktober 2021 doi 10 1162 rest a 00902 Hans Otto Schenk Dogmengeschichte des Handels in Handworterbuch der Absatzwirtschaft Stuttgart 1974 Sp 487 504 Naheres bei Hans Otto Schenk Geschichte und Ordnungstheorie der Handelsfunktionen Berlin 1970 S 26ff Karl Marx unterscheidet in seinem Modell des gesellschaftlichen Produktionsprozesses vier Phasen Produktion Herstellung Zirkulation Handel Distribution Verteilung und Konsumtion Verbrauch Marx bezieht sich in seiner Definition der Arbeit auf Tatigkeiten in allen diesen vier Phasen gleichermassen ohne dabei die Zirkulation bzw den Handel abzuwerten Hans Otto Schenk Der Handel und die Tradition der Vorurteile In Handel in Theorie und Praxis Festschrift fur Dirk Mohlenbruch hrsg von Gesa Crockford Falk Ritschel und Ulf Marten Schmieder Wiesbaden 2013 S 23 vgl Kaplan Robert D Center Stage for the Twenty first Century Power Plays in the Indian Ocean in Foreign Affairs Marz April 2010 Bd 88 Nr 2 S 17 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4023222 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Handel amp oldid 234548153