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Kassenbestand ist allgemein der Bestand an Zahlungsmitteln Bargeld in Form von Geldscheinen und Munzen zu einem bestimmten Zeitpunkt Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Ermittlung des Kassenbestands 3 Bilanzierung 4 Bewertung 5 Betriebswirtschaftliche Aspekte 6 Kassenbestand bei Kreditinstituten 7 Mikrookonomische Aspekte 8 Kassenhaltung 9 Siehe auch 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenKassenbestande gibt es uberall dort wo die Bargeldhaltung eine Rolle spielt Der Kassenbestand wird dann erhoht durch Bareinzahlungen und ermassigt durch Barauszahlungen Beide Vorgange werden durch Belege Quittungen nachgewiesen die die Grundlage fur die Kontrolle des Kassenbestands und die Buchfuhrung darstellen Bei buchfuhrungspflichtigen Unternehmen ist der Kassenbestand ein Vermogensgegenstand des Umlaufvermogens in der Bilanz er wird mit Hilfe eines Kassenbuchs gefuhrt Dieses wird vom Kassenprufer gepruft mogliche Unterschiede zwischen dem Kassenbuch und dem tatsachlichen Kassenbestand sind die Kassendifferenz Ermittlung des Kassenbestands BearbeitenDer Kassenbestand wird durch Inventur Kassenaufnahme ermittelt indem Kassierer die Geldbestande zu einem bestimmten Zeitpunkt korperlich zahlen Die Haufigkeit einer Inventur hangt sowohl von der Haufigkeit der Bargeldbewegungen als auch von der Sicherheit ab Der buchhalterische Kassenbestand ergibt sich aus dem Anfangsbestand des Bestandskontos Kassenbuch zuzuglich der Einzahlungen und abzuglich der Auszahlungen die zusammen einen Endbestand ergeben Stimmt der buchhalterische Kassenbestand mit dem Ergebnis der Kassenaufnahme nicht uberein liegt ein Manko Kassenfehlbetrag oder ein Uberschuss vor Der Anfangsbestand enthalt meistens die Wechselgeldbestande die wahrend des Tages zwecks Kaufpreiszahlung vorzuhalten sind Die Kassenaufnahme wird auch als Kassensturz bezeichnet Das Wort hat seinen Ursprung im Umdrehen einer Handkasse auf dem Tisch um das hierin vorhandene Geld zu zahlen Im ubertragenen Sinne wird er oftmals auf die einmalige Bewertung der staatlichen Haushaltspolitik nach einem Regierungswechsel verwendet Bilanzierung BearbeitenNach 266 Abs 2 B IV HGB ist der Kassenbestand bei Nichtbanken als letzter Posten des Umlaufvermogens auf der Aktivseite der Bilanz auszuweisen Kern der Bilanzposition sind die betrieblichen Bargeldbestande Die Position erfasst daneben auch bargeldahnliche Vermogensposten wie Bankguthaben Buchgeld und alle Arten von Schecks Inhaber oder Orderschecks Bar oder Verrechnungsschecks Reiseschecks Leistungsbelege aus Kartenzahlungen Zum Kassenbestand gehoren neben dem inlandischen Bargeld auch Sorten und nicht verbrauchte Bestande an umlauffahigen Briefmarken Portokasse 1 Die Bilanzposition des Kassenbestandes fasst mit dem Kassenbestand Bankguthaben Schecks und Wechseln Vermogensbestandteile mit der hochsten Liquidierbarkeit zusammen Gedenkmunzen bei denen es sich um ein gesetzliches Zahlungsmittel handelt etwa die 2 Euro Gedenkmunzen der BRD gehoren ebenfalls zum Kassenbestand Nicht dazu gehoren Goldmunzen auch wenn sie in ihrem Herkunftsland als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt sind Bei ihnen uberwiegt die Sammlerfunktion zumal der Kurswert uber ihrem Nominalwert liegt Die Bilanzierung nach den International Financial Reporting Standards erfasst den Kassenbestand in der Position cash and cash equivalents IAS 1 66 Bewertung BearbeitenDer Kassenbestand ist der liquideste und mit keinem oder einem geringen Wertschwankungsrisiko ausgestattete Vermogensgegenstand des Umlaufvermogens Seine Bewertung erfolgt deshalb bei Bestanden in Euro zum Nennwert Da bei Fremdwahrungen Sorten Wahrungsrisiken bestehen sind diese Bestande am Bilanzstichtag nach strengem Niederstwertprinzip 253 Abs 4 Satz 1 und 2 HGB zu bewerten Betriebswirtschaftliche Aspekte BearbeitenKassenbestande konnen starken saisonalen Schwankungen unterliegen verstarkte Kaufe an Gehaltsterminen oder im Weihnachtsgeschaft Die Barzahlungs Einzahlungs oder Abhebegewohnheiten der Kundschaft spielen fur die Bemessung des Kassenbestandes eine entscheidende Rolle Wahrend im Handel fast ausschliesslich Einzahlungen durch Kaufe erfolgen sind bei Kreditinstituten die Kassen uberwiegend Auszahlungskassen beim Bankansturm konnen die Bestande dort nicht hoch genug sein Kassenbestande sind unverzinslich und daher unrentabel und unterliegen einem versicherbaren Diebstahlrisiko Bei Unternehmen mit hohem Barzahlungsanteil lohnt sich die Ermittlung der betriebswirtschaftlichen Kennzahl Barzahlungsanteil Kassenbestand Umsatzerlose displaystyle text Barzahlungsanteil frac text Kassenbestand text Umsatzerlose nbsp Die Kennzahl gibt an wie hoch der Anteil des Kassenbestands am Umsatz ist Auf das Geschaftsjahr bezogen gibt es die Kennzahl Days Sales in Cash 2 Days Sales in Cash Kassenbestand Umsatzerlose 360 displaystyle text Days Sales in Cash frac text Kassenbestand text Umsatzerlose cdot 360 nbsp Sie gibt an wie viele Tage vom Umsatz im Kassenbestand enthalten sind und spielt eine Rolle im Handel wo der Barzahlungsanteil relativ hoch ist Im Regelfall sind beide Kennzahlen wenig aussagekraftig da der Kassenbestand aus Sicherheits und Rentabilitatsgrunden bei den barzahlungsintensiven Unternehmen Einzelhandel taglich auf den erforderlichen Mindestbestand reduziert wird Bei der Ermittlung der Liquiditat gehort der Kassenbestand im Rahmen der Zahlungsmittel zur Formel Dynamische Liquiditat Zahlungsmittel Forderungen geschatzte Umsatze kurzfristige Verbindlichkeiten displaystyle text Dynamische Liquiditat frac text Zahlungsmittel text Forderungen text geschatzte Umsatze text kurzfristige Verbindlichkeiten nbsp Kassenbestand bei Kreditinstituten Bearbeiten nbsp Auszug aus einer BankbilanzEine besondere Rolle spielen Kassenbestande bei Kreditinstituten weil diese insbesondere die Aufgabe haben die Wirtschaft mit Bargeld zu versorgen Auch wenn sich bei Kreditinstituten die Barreserve seit Einfuhrung der Geldautomaten stark zu Lasten des Kassenschalters verlagert hat spielen die Kassenbestande noch immer eine grosse Rolle Die Kassenhaltung unterliegt dabei dem Dilemma zwischen dem von Banken zu disponierenden Bargeldverhalten der Kundschaft Rentabilitatsfragen und Sicherheitsaspekten Bankraub Saisonale Schwankungen Gehaltsabhebungen am Monatsultimo Urlaubszeit kommen auch im Bankwesen vor Zur Barreserve gehoren auch die Sichtguthaben bei der Zentralbank Als Kassenbestand sind nach 12 Abs 1 Satz 1 RechKredV gesetzliche Zahlungsmittel einschliesslich der auslandischen Noten und Munzen sowie Postwertzeichen und Gerichtsgebuhrenmarken auszuweisen Bankguthaben sind bei Kreditinstituten auf die taglich falligen Guthaben in Euro und Fremdwahrung bei Zentralbanken und Postgiroamtern beschrankt 12 Abs 2 RechKredV alle anderen Bankguthaben sind anders als bei Nichtbanken nach 14 RechKredV in der gesonderten Position Forderungen an Kreditinstitute zu aktivieren Goldmunzen auch wenn sie gesetzliche Zahlungsmittel sind Gedenkmunzen mit Agio und Barren sind als sonstige Vermogensgegenstande zu erfassen 12 Abs 1 Satz 2 RechKredV Bei Banken wird die liquideste Position zuerst ausgewiesen sie ist mit geringem Wertschwankungsrisiko behaftet und verursacht wegen der Refinanzierungskosten und dem Personal und Sicherheitsaufwand negative Erfolgsbeitrage 3 Als risikolose Bilanzposition braucht der Kassenbestand nicht mit Eigenmitteln unterlegt zu werden Art 134 Abs 3 Kapitaladaquanzverordnung Mikrookonomische Aspekte BearbeitenDas in Umlauf befindliche Bargeld bildet gemeinsam mit den Sichteinlagen und dem Zentralbankgeld die Geldmenge M1 M1 Bargeldumlauf Sichteinlagen Nichtbanken displaystyle mbox M1 mbox Bargeldumlauf mbox Sichteinlagen Nichtbanken nbsp Das Aggregat der Geldmenge M1 beinhaltet also auch die Bargeldbestande Erhoht sich der Bargeldbestand so erhoht sich unter sonst gleichbleibenden Bedingungen die Geldmenge M1 und umgekehrt Das Bargeldaggregat beeinflusst auch die Geldschopfungsfahigkeit der Kreditinstitute die bei steigendem Bargeldumlauf eingeschrankt wird 4 und umgekehrt Bargeld ist wie die Mindestreserve ein restriktiver Faktor der aktiven Giralgeldschopfung Werden Bargeldbestand und oder Mindestreserven erhoht sinkt die Giralgeldschopfungsmoglichkeit der Banken Kassenhaltung BearbeitenIn der volkswirtschaftlichen Geldnachfragetheorie steht die Kassenhaltung als Synonym fur die Geldhaltung von Bargeld und Buchgeld im Besitz der Wirtschaftssubjekte 5 John Maynard Keynes nennt drei Grunde fur die Kassenhaltung 6 Transaktionsmotiv da die Einnahmen weder zeitlich noch betragsmassig die Ausgaben decken werden die Wirtschaftssubjekte veranlasst liquide Mittel bereitzuhalten um fallige Ausgaben bestreiten zu konnen Vorsichtsmotiv Da Unsicherheit uber die kunftige Liquiditatsentwicklung herrscht treffen die Wirtschaftssubjekte mit ihrer Kassenhaltung Vorsorge Spekulationsmotiv Preis und Zinserwartungen sind ebenfalls eine Ursache fur die Kassenhaltung da mit sinkenden Zinsen eine hohe Kassenhaltung einhergeht und umgekehrt Entscheidend dafur dass bei absolut sicheren aber nicht synchronisierten Zahlungsein und ausgangen Kassenbestande fur Transaktionszwecke gehalten werden sind die Umtauschkosten fur die zinstragende Geldanlage Das betriebswirtschaftliche Kassenhaltungsproblem der optimalen Kassendisposition wird im Rahmen des Cash Management diskutiert Siehe auch BearbeitenKassenhaltungskoeffizientWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Kassenbestand Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Gerhard Scherrer Rechnungslegung nach neuem HGB 2011 S 195 Andreas Spiegel Wachstumsstrategien in der Medienbranche 2006 S 200 Hartmut Bieg Bankbilanzierung nach HGB und IFRS 2011 S 186 Reinhard Kohler Grenzen der Bundesbankpolitik 1979 S 56 Sybille Brunner Karl Kehrle Volkswirtschaftslehre 2014 S 585 John Maynard Keynes The General Theory of Employment Interest and Money 1936 S 195 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kassenbestand amp oldid 218355385