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Henry Alexander Murray 13 Mai 1893 in New York City 23 Juni 1988 in Cambridge Massachusetts war ein US amerikanischer Psychologe der uber dreissig Jahre lang an der Harvard University lehrte 1935 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewahlt Inhaltsverzeichnis 1 Wirken 2 Schriften 3 Literatur 4 EinzelnachweiseWirken BearbeitenVon Darwin McDougall und Freud beeinflusst fuhrte Murray in den 1930er Jahren an der Harvard Psychological Clinic gemeinsam mit zahlreichen Kollegen eine umfangreiche Studie zur menschlichen Personlichkeit durch Ihre Ergebnisse bildeten die Grundlage seines 1938 erschienen Hauptwerkes Explorations in Personality das die Motivationspsychologie bis heute pragt 1 In diesem Buch entwickelte Murray eine Theorie der Personlichkeit in deren Zentrum die Begriffe need press und thema stehen Fur die in einem Organismus wirkenden motivierenden Krafte gab es seinerzeit unterschiedliche Ausdrucke inclinations drives instincts needs impulses usw Murray entschied sich fur die Bezeichnung Bedurfnis need synonym dazu nutzte er Trieb drive 2 Murrays Begriff des Bedurfnisses umfasst zwei Aspekte 3 Ein Bedurfnis ist fur ihn einerseits ein temporares Geschehen Es entsteht dauert an und vergeht es ist eine Folge von Kraften keine statische Entitat Ein Bedurfnis beschreibt er daneben als ein bestandiges Personlichkeitsmerkmal Es besteht in der Bereitschaft auf eine bestimmte Art und Weise unter gegebenen Umstanden zu reagieren Den dynamischen Prozess des Bedurfnisgeschehens kennzeichnet er als eine in der Gehirnregion zu lokalisierende Kraft die anfangs lediglich einen vagen Mangel oder Druck darstellen kann der subjektiv zum Erlebnis von Unruhe Unbehagen und Unzufriedenheit fuhrt und die als blinder Impuls zunachst keine Ahnung davon haben muss was sie braucht die als ein vormotorisches Spannungsgefuhl erfahren wird das uns antreibt und das nicht nachlasst bis eine bestimmte Situation eingetreten ist die Wahrnehmung Denken und Handeln organisiert und die gewohnlich zu einem bestimmten Verhalten oder einer Phantasie fuhrt das wenn der Organismus kompetent ist und die ausseren Widerstande nicht unuberwindbar sind die bestehenden Umstande so verandert dass eine Endsituation entsteht die den Organismus beruhigt oder befriedigt 4 Murrays Konzeption zufolge hat jedes Bedurfnis neben dem energetischen oder quantitativen auch einen typischen richtungsbezogenen oder qualitativen Aspekt der es von anderen Bedurfnissen unterscheidet Als erstes unterscheidet Murray hierbei zwischen primaren viszerogenen und sekundaren psychogenen Bedurfnissen Viszerogene Bedurfnisse werden von periodischen korperlichen Ereignissen hervorgerufen und gestillt Viszerogene Bedurfnisse des Menschen 5 Wirkrichtung Ausloser Ergebnis Bedurfnis HandlungPositiv Organismus wird zu Objekten hingetrieben Mangel fuhrt zur Aufnahme Einatmen Inspiration Wasser Water Nahrung Food Empfindung Sentience Sinnliche Eindrucke suchen und geniessen taktile olfaktorische geschmackliche akustische visuelle Wahrnehmungen Bewegungen kunstlerische AktivitatAusdehnung fuhrt zur Abgabe Absondern Lebensquellen Sex Sex Erotische Beziehung aufbauen und pflegen Geschlechtsverkehr habenStillen Lactation Negativ Organismus wird dazu getrieben sich von Objekten zu separieren Ausscheiden Abfall Ausatmen Expiration Urinieren Urination Stuhlgang Defecation Schaden fuhrt zum Ruckzug Schadstoffe meiden Noxavoidance Sich von schadlichen ekelerregenden Objekten abwenden husten ausspucken erbrechenHitze meiden Heatavoidance Aufrechterhaltung angemessener Temperatur Vermeidung von extremer Hitze und Kalte Bekleiden des Korpers Aufsuchen eines UnterschlupfsKalte meiden Coldavoidance Leidvermeidung Harmavoidance Fliehen und verstecken vermeiden von Infektionen Schmerzen und Verletzungen durch Naturgefahren Tiere Unfalle BrutalitatPassivitat Passivity Entspannung Ruhe SchlafDas beste Kriterium zur Unterscheidung einzelner Bedurfnisse erblickt Murray in den Effekten die durch das Subjekt erzeugt werden Er geht davon aus dass eine grosse Zahl von spezifischen Teilbedurfnissen sub needs existiert Jedes dieser Bedurfnisse ist zwar einzigartig aufgrund von Gemeinsamkeiten lassen sie sich aber zu Klassen gruppieren Diesen ordnet Murray jeweils ein Hauptbedurfnis major need zu So umfasst das Nahrungsbedurfnis etwa einzelne Bedurfnisse nach verschiedenen Arten von Nahrungsmitteln z B Salz Zucker Vitamine 6 Die meisten viszerogenen Bedurfnisse z B Hunger und Durst scheinen so Murray angeboren zu sein Auch die psychogenen Bedurfnisse liessen sich bei allen Volkern beobachten In ihren Erscheinungsformen sind vor allem letztere aber in hohem Masse vom kulturellen Umfeld beeinflusst 7 Psychogene Bedurfnisse haben keinen subjektiv lokalisierbaren korperlichen Ursprung Sie werden von inneren Spannungen veranlasst und hangen von ausseren Bedingungen ab Ihre Befriedigung erfolgt auf mentaler bzw emotionaler Ebene Psychogene Bedurfnisse des Menschen 8 Bereich Bedurfnis HandlungUnbelebte Gegenstande Erwerb Acquisition Besitz aneignen ErwerbsarbeitErhaltung Conservance Dinge reparieren reinigen vor Schaden bewahrenOrdnung Order Dinge saubern sortieren organisieren verstauenZuruckbehalten Retention Besitz wahren sparsam und geizig seinKonstruktion Construction Organisieren und BauenEhrgeiz Leistungs und Geltungsstreben Uberlegenheit Superiority Leistung Achievement Schwieriges vollbringen etwas schnell tun einen hohen Standard erreichen sich selbst und andere ubertreffenAnerkennung Recognition Selbstdarstellung prahlen Respekt erwarten nach hohem sozialen Status strebenZurschaustellung Exhibition Selbstinszenierung Aufmerksamkeit erregen amusieren schockierenStatus verteidigen Demutigung vermeiden Unverletzbarkeit Inviolacy Misserfolgsvermeidung Infavoidance Handeln unterlassen aus Angst zu versagen Demutigung vermeidenSelbstgerechtigkeit Defendance Versagen und Verfehlungen verbergen sich gegen Kritik und Vorwurfe verteidigenWettmachen Counteraction Demutigungen und Misserfolge durch erneutes Handeln ausloschen und wiedergutmachen Form des Leistungsbedurfnisses Macht ausuben widerstehen oder nachgeben Machtausubung Dominance Beeinflussen kontrollieren verbieten diktieren fuhren uberzeugenEhrerbietung amp Folgsamkeit Deference Bewundern verehren bereitwillig folgen mit Freude dienenUbereinstimmen Similance Zustimmen sich mit anderen identifizieren nachahmenAutonomie Autonomy Sich Einflussnahme widersetzen Freiheit suchen nach Unabhangigkeit strebenGegensatzlichkeit Contrarience Einzigartig anders als andere sein die Gegenseite vertretenSadomasochismus Aggression Aggression Jemanden beschuldigen herabsetzen angreifen verletzen schwer bestrafenUnterwurfigkeit Abasement Sich abwerten ergeben fugen Strafe akzeptierenHemmung Schuldvermeidung Blamavoidance Sozial nicht akzeptiertes Verhalten Tadel und Bestrafung vermeidenZuneigung suchen austauschen geben vorenthalten Anschluss Affiliation Freundschaften eingehen und pflegen sich anderen anschliessen gesellig sein zusammenarbeiten vertrauen liebenZuruckweisung Rejection Ignorieren diskriminieren bruskieren ausschliessenFursorglichkeit Nurturance Mitgefuhl zeigen Kindern und hilflosen Personen helfenHilfesuchen Succorance Um Hilfe bitten sich an einen fursorglichen Elternteil halten einem Beschutzer nahe seinSpiel Play Unterhaltung suchen spielen lachenFragen und erzahlen Erkennen Cognizance Erkunden Fragen stellen untersuchen Neugierde befriedigen Wissen suchenErklaren Exposition Informieren demonstrieren interpretieren vortragenVerstehen Understanding Analysieren abstrahieren unterscheiden Relationen definieren synthetisieren verallgemeinernMurray selbst raumte ein dass seine Klassifikation der Bedurfnisse noch nicht zur Ganze befriedigt Es fehle ihr an eindeutigen Kriterien um Bedurfnisse zu kategorisieren 9 Die auf ihn folgende Psychologengeneration z B David McClelland hat sich starker der Untersuchung weniger sehr breiter Motive Leistung Anschluss Macht gewidmet 10 Bei Murray selbst ist diese grobere Untergliederung bereits angelegt Er erblickt in den meisten Bedurfnissen die er beschrieben hat soziale Reaktionssysteme die Subjekte dazu bringen ihren Status zu erhohen 1 bzw ihn zu verteidigen 2 Zugehorigkeiten affiliations zu bilden und mit Verbundeten zusammenzuarbeiten sowie sie zu loben zu lenken und sie zu verteidigen 3 oder feindlichen Objekten zu widerstehen 4 11 Bedurfnisse werden in bestimmten Fallen ohne aussere Stimuli allein durch innere Vorgange z B Suche nach Nahrung Sexualpartner ausgelost Haufig spielen jedoch Reize in der Umwelt eine entscheidende Rolle um Bedurfnisse anzuregen 12 Murray bezeichnet ein anziehendes oder abstossendes Objekt das dem Lebewesen begegnet als press Unter press versteht er einen temporaren Stimulus in der Umwelt der dem Organismus in Gestalt einer drohenden Gefahr oder eines in Aussicht stehenden Vorteils erscheint Meist trifft ein press den Organismus und regt ein Bedurfnis an Ein Bedurfnis veranlasst den Organismus aber auch nach einem press zu suchen bzw es zu vermeiden oder wenn er ihm begegnet sich ihm zuzuwenden und auf es zu reagieren 13 Die Kombination aus press und need nennt Murry thema Ein Thema definiert er als die dynamische Struktur einer einzelnen Interaktion zwischen Lebewesen und Umwelt 14 Aufbauend auf diesem Konzept entwickelte Murray zusammen mit Christiana Morgan den Thematischen Auffassungstest TAT 1943 fertigte Murray in Zusammenarbeit mit zwei weiteren Wissenschaftlern ein Gutachten uber die Personlichkeit Adolf Hitlers fur den damaligen US amerikanischen Geheimdienst OSS an Als Projektleiter fungierte dabei der Walter C Langer In dieser Personlichkeitsstudie sollte vor allem das mogliche zukunftige Verhalten Hitlers im Hinblick auf die sich anbahnende Niederlage Deutschlands analysiert werden Schriften BearbeitenExplorations in Personality Oxford University Press New York 1938 online What should psychologists do about psychoanalysis In Journal of Abnormal and 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