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Als Anschlussmotivation wird jene Motivation verstanden die das soziale Leben in Gruppen regelt und ein naturliches Bedurfnis des Menschen nach Anschluss und die Furcht vor Zuruckweisung darstellt Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung sozialer Bindungen 2 Bindungstheoretische Ansatze 3 Forschung zur Anschlussmotivation 3 1 Phase 1 3 2 Phase 2 4 Hoffnung auf Anschluss 5 Furcht vor Zuruckweisung 6 Messung des Anschlussmotives 6 1 Thematischer Auffassungstest TAT 6 2 Fragebogen 6 2 1 Typen des Anschlussmotives 7 Literatur 8 EinzelnachweiseUrsprung sozialer Bindungen BearbeitenGrundlegend fur die Entwicklung von sozialen Bindungen bzw Beziehungen wird in der Forschung die Ausbildung verschiedenartiger Verhaltenssysteme angefuhrt welche letztendlich die Fortpflanzung sichern sollten Wesentlich fur diese evolvierten Systeme ist die Annahme dass der Organismus auf das Erreichen bestimmter Ziele ausgerichtet wird und somit Handlung und Verhalten bestimmt Diese Systeme und damit auch die generierten Ziele und Motive stellen einen wesentlichen Bestandteil der menschlichen Natur dar Daher spricht auch viel dafur dass die Motive die das soziale Leben in Gruppen steuern auf evolvierten Strukturen beruhen Zu diesen Motiven gehoren unterschiedliche Formen der sozialen Bindung wie Kindesliebe Elternliebe Gattenliebe oder auch Freundschaften Diese Motive sind die Basis dafur den Menschen als soziales Wesen zu bezeichnen 1 Entwicklungsgeschichtlich lasst sich der Brutpflege ein als zentrale Notwendigkeit fur die Evolution von Bindungsverhalten betrachten Aus ihr entwickelte sich die erste Form von personlichen Bindungen Diese Dauerbindung des Kindes an die Mutter und die dadurch entstehende Familiarisierung sind zentraler Ausgangspunkt fur das weitere Aufbauen von Bindungen Die Notwendigkeit von engen und befriedigenden Bindungen bei einem heranwachsenden Kind lassen sich als biologische Basis fur die Anschlussmotivation heranziehen 2 Bindungstheoretische Ansatze BearbeitenDie Erforschung der Mutter Kind Bindung erfolgte in mehreren Schritten So setzte John Bowlby 1958 das Fundament fur die biologische Bindungstheorie Er ging von naturlichen Anreizen aus die im Zusammensein oder wieder vereint werden mit der Mutter liegen Mutter und Kind sind demnach pradisponiert Signale zu empfangen und auf sie zu reagieren So entsteht im ersten Lebensjahr die erste individualisierte Bindung 3 Differenzierter wurde dahingehend von Mary Ainsworth 1978 geforscht Mit Hilfe des Fremde Situations Test wurde die Qualitat der Mutter Kindbindung bestimmt Die vier Typen in welche die Qualitaten unterteilt wurden waren der sichere Bindungstyp der unsichere Bindungstyp der vermeidende Bindungstyp und der ambivalente Bindungstyp 4 Unabhangig von den Ursachen der Typen lassen sich eine Reihe von Gemeinsamkeiten zu hoch oder niedrig anschlussmotivierten Erwachsenen sehen 5 Forschung zur Anschlussmotivation BearbeitenDie Forschung in Hinblick auf die Anschlussmotivation beginnt 1938 bei den ersten Definitions und Messversuchen von Henry Murray Er klassifizierte Bedurfnisse im Zusammenhang mit Motiven wobei eins davon das hohere allgemeine soziale Bedurfnis das Hingezogen sein zu anderen Menschen war 6 Diesem untergeordnet ist das Bedurfnis nach Anschluss Als mogliche Ziele benannte er folgende anderen Nahe zu sein zu kooperieren sich auszutauschen und mit anderen befreundet sein Anschlussthematische Handlungen waren dabei Bekanntschaften machen andere erfreuen die Krankung anderer vermeiden und guten Willen und Zuneigung zeigen Die dabei involvierten Emotionen sind Vertrauen Empathie Liebe und Sympathie 5 Aus historischer Perspektive hinsichtlich der Forschung zur Anschlussmotivation lassen sich zwei Phasen erkennen Phase 1 Bearbeiten Die erste Phase war gepragt von der Annahme dass das Anschlussverhalten mit den Anschlussbedurfnissen variiert Erst Furcht und Unsicherheit wecken das Anschlussbedurfnis Als Grundlage hierfur wurde das Triebreduktionsmodell von Clark Hull herangezogen 7 Als zentrales Ziel des Anschlussverhaltens sahen die Forscher die Reduktion von Furcht oder Unsicherheit Phase 2 Bearbeiten In der 2 Phase der Forschung wurde im Gegensatz zur ersten der Fokus nicht auf die meidende namlich der Angst vor Zuruckweisung sondern auf die aufsuchende Komponente Hoffnung auf Anschluss gelegt Hier wurde durch ein TAT ahnliches Verfahren herausgefunden dass bei beliebten Personen die aufsuchende Komponente hoher ausgepragt ist und die meidende Komponente niedriger als bei unbeliebten Personen Hoffnung auf Anschluss BearbeitenHoffnung setzt sich aus zwei Teilen zusammen Es gibt die kognitive und die emotionale Seite So kann Hoffnung als besonderer Emotionszustand verstanden werden und somit der Leiter des motivierten Erleben und Handelns 8 Auf der kognitiven Seite ist Hoffnung eine Mischung aus verschiedenen Erwartungstypen Diese sind Situations Ergebnis Erwartung Wie wahrscheinlich ist es dass ohne Zutun das erwunschte Ergebnis entsteht Handlungs Ergebnis Erwartung Wie wahrscheinlich ist es dass mein Handeln zum erwunschten Ergebnis fuhrt Ergebnis Folge Erwartung Wie wahrscheinlich ist es dass das Ergebnis zu den gewunschten Folgen fuhrt Zur Differenzierung von hoch oder niedrig anschlussmotivierter Personen sind nur die beiden ersten Erwartungstypen geeignet So erwarten hoch anschlussmotivierte Personen eine Situation eher geeignet fur eine Kontaktaufnahme und fuhlen sich wohler in ihr Auch empfinden sie dies in mehr Situationen als jene mit geringer Anschlussmotivation Beim zweiten Erwartungstyp hat auch der hoher motivierte eher die Erwartung dass sein Handeln zu dem erwarteten Ziel namlich Anschluss zu finden fuhrt 5 Hinsichtlich den Emotionen lasst sich sagen dass die hoheren Erwartungen von positiven Emotionen begleitet werden wie Selbstsicherheit und Entspannung Sowohl aus der positiven Erwartung als auch aus den positiven Emotionen folgt ein zielangemesseneres Verhalten als bei Personen mit niedriger Motivation Ein anderes Merkmal fur hoch anschlussmotivierter Personen ist die emotionale Reaktion bei Annahme oder Zuruckweisung in einer Gruppe Diese Personen reagieren Starker in Form von Freude oder auch Hilflosigkeit Je geringer die Anschlussmotivation desto gleichgultiger fallt die Reaktion aus Merabian und Ksionsky listen folgende Merkmale fur hochmotivierte Personen auf 9 sie sehen andere sich selbst ahnlicher sie sehen andere in einem besseren Licht sie mogen andere mehr sie werden mehr von anderen gemocht sie wirken durch ihre freundliche Art ansteckend sie haben mehr Zuversicht und angenehme Gefuhle im Umgang mit anderen sie treffen im sozialen Kontext Verhaltensentscheidungen zielangemessener sie reagieren auf Anerkennung und Zuruckweisung sehr spezifischFurcht vor Zuruckweisung BearbeitenDer Gegensatz zur Hoffnung auf Anschluss ist die Furcht vor Zuruckweisung Diese Personen haben eine niedrige Handlungs Ergebnis Erwartung Daraus folgt ein genereller Zweifel an der Wirksamkeit des Anschlusshandelns Auch sind sie eher bereit unklare und mehrdeutige Signale des Gesprachspartners als Zuruckweisung zu empfinden Auch hier reagieren die Personen mit einer hohen Furcht vor Zuruckweisung bei Zuruckweisung hoch emotional Dies aussert sich in Hilflosigkeit Mudigkeit und Verzweiflung 9 Weitere Merkmale fur hohe Furcht vor Zuruckweisung 5 sie fuhlen sich in sozialen Situationen uberfordert sie sind in sozialen Situationen weniger zuversichtlich sondern eher verspannt und angstlich sie sehen sich selbst als unbeliebter und einsamer sie haben weniger soziales Geschick sie zeigen intensive emotionale Reaktionen sie zeigen niedrige Handlungs Ergebnis ErwartungMessung des Anschlussmotives BearbeitenUm das Anschlussmotiv messen zu konnen wurden verschiedene Testverfahren entwickelt um zu konkreten Kennwerten zu gelangen und die Auspragung des Anschlussmotives zu erkennen und zu analysieren Thematischer Auffassungstest TAT Bearbeiten Wahrend des TAT Testes mussen die Probanden Fantasiegeschichten erzahlen die auf vorgegebenen mehrdeutigen Bildern basieren So will man die Starke eines Motivs messen Ausgewertet werden die Aussagen nach einem spezifischen Inhaltsschlussels Wenn der Inhaltsschlussel ergibt dass ein Anschlussmotiv vorliegt wird die Geschichte weiter mit Kennwerten analysiert und berechnet Diese Art des Vorgehens wird heute als projektiv bezeichnet und ergibt eine implizite Messung 5 Fragebogen Bearbeiten In den 1970er Jahren wurde neben dem TAT Test eine andere Form der Messung erstellt Hierbei arbeitet man mit Fragebogen welche zu einer Selbsteinschatzung der Probanden fuhrt Dadurch werden die Kennwerte explizit erhoben Der Fragebogen von Mehrabian 1974 wurde theoriegeleitet entwickelt das heisst dass die Fragebogen auf der Vorstellungen der beiden unterschiedlichen Tendenzen des Anschlussmotives basieren Er nennt sie affiliative tendency Anschlusstendenz R1 und sensitivity to rejection Sensibilitat fur Zuruckweisung R2 10 Die Fragebogen fordern eine Vorhersage uber das Verhalten in Situationen mit nicht naher bekannten Personen So lasst sich hier die generelle Erwartung der Probanden erkennen Die Auswertung des Testes auf der Grundlage der zwei Tendenzen R1 R2 und ergeben vier verschiedene Typen des Anschlussmotives Typen des Anschlussmotives Bearbeiten 1 Typ R1 hoch amp R2 niedrig In den meisten Situationen werden die eigenen Anschlussbedurfnisse befriedigt 2 Typ R1 niedrig amp R2 hoch In den meisten Situationen bleiben die eigenen Anschlussbedurfnisse unbefriedigt 3 Typ R1 niedrig amp R2 niedrig Die meisten Situationen haben einen geringen positiven oder negativen anschlussthematischen Bekraftigungswert 4 Typ R1 hoch amp R2 hoch Die eigenen Anschlussbedurfnisse werden entweder Befriedigt oder zuruckgewiesen Die verschiedenen Typen sind ein Entwicklungsergebnis welches auf die Bekraftigungen in sozialen Interaktionen schliessen lasst die der Proband in der Kindheit erfahren hat 11 Literatur BearbeitenHull C L A behavior system An introduction to behavior theory concerning the individual organism 1952 New Haven Yale University Press Brandstatter Veronika Schuler Julia Puca Rosa Maria Lozo Ljubica Motivation und Emotion Allgemeine Psychologie fur Bachelor Springer 2013 Berlin Heidelberg Heckhausen Jutta Heckhausen Heinz Motivation und Handeln Springer Berlin Heidelberg 2010 Berlin Heidelberg Grossmann Klaus Hrsg Bindung und menschliche Entwicklung John Bowlby Mary Ainsworth und die Grundlagen der Bindungstheorie Klett 2015 Stuttgart Ahnert Liselotte Wieviel Mutter braucht ein Kind Bindung Bildung Betreuung offentlich und privat 2010 Heidelberg Mehrabian A Ksionzky S A theory of affiliation 1974 Lexington Mass Heath Einzelnachweise Bearbeiten Veronika Brandstatter Julia Schuler Rosa Maria Puca Motivation und Emotion Allgemeine Psychologie fur Bachelor Springer Berlin Heidelberg 2013 ISBN 978 3 642 30149 0 S 43 K Sokolowski H Heckhausen Soziale Bindung Anschlussmotivation und Intimitatsmotivation Hrsg Jutta Heckhausen Heinz Heckhausen Springer Berlin 2010 ISBN 978 3 642 12693 2 S 194 Klaus Grossmann Hrsg Bindung und menschliche Entwicklung John Bowlby Mary Ainsworth und die Grundlagen der Bindungstheorie Klett Stuttgart 2015 ISBN 978 3 608 94936 0 S 22 29 Mary Ainsworth Infant mother attachment In American Psychologist Band 34 S 932 937 a b c d e Vgl K Sokolowski Heinz Heckhausen Soziale Bindungen Anschlussmotivation und Intimitatsmotivation Hrsg Jutta Heckhausen Heinz Heckhausen Springer Berlin Heidelberg 2010 S 200 Vgl K Sokolowski Heinz Heckhausen Soziale Bindungen Anschlussmotivation und Intimitatsmotivation Hrsg Jutta Heckhausen Heinz Heckhausen Springer Berlin Heidelberg 2010 S 196 Vgl Hull C L 1952 A behavior system An introduction to behavior theory concerning the individual organism New Haven Yale University Press Veronika Brandstatter Julia Schuler Rosa Maria Puca Hrsg Motivation und Emotion Allgemeine Psychologie fur Bachelor Springer Berlin Heidelberg 2013 S 44 45 a b Vgl Mehrabian A 1970 The development and validation of measures of affiliative tendency and sensitivity to rejection Educational and Psychological Measurement 30 417 428 Vgl Mehrabian A 1969 Measures of achieving tendency Educational and Psychological Measurement 29 445 451 Vgl Mehrabian A amp Ksionzky S 1974 A theory of affiliation Lexington Mass Heath Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anschlussmotivation amp oldid 222416520