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Anima Mundi ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Weitere Bedeutungen sind unter Anima Mundi Begriffsklarung aufgefuhrt Die Weltseele altgriechisch psyxh toῦ pantos psychḗ tou pantos lateinisch Anima mundi ist ein religioses und naturphilosophisches Konzept Es beruht auf der Vorstellung einer Analogie zwischen der Gesamtheit des Kosmos und dem einzelnen Lebewesen speziell dem Menschen Das Universum als Makrokosmos soll analog zum Menschen dem Mikrokosmos strukturiert sein Als Lebens und Bewegungsprinzip wird fur beide eine transzendente Seele angenommen So wie man sich ein einzelnes Lebewesen als beseelt und von seiner Einzelseele belebt vorstellt so wird der Kosmos als lebendiger mit einer eigenen Seele ausgestatteter Organismus aufgefasst Inhaltsverzeichnis 1 Antike 1 1 Platonismus 1 2 Nichtplatonische Traditionen 1 3 Judentum und Christentum 2 Mittelalter 3 Fruhe Neuzeit 4 Moderne 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenAntike BearbeitenPlatonismus Bearbeiten Der Begriff Weltseele wurde von Platon gepragt In seinem Dialog Timaios entwarf er eine Theorie der Beseelung der Welt 1 Er bezeichnete die Weltseele als selbstbewegt in ihrer Eigenbewegung sah er ihr Hauptmerkmal Als notwendig betrachtete er sie aus zwei Grunden Erstens hielt er ein Prinzip auf das Bewegung generell zuruckgefuhrt werden kann fur erforderlich in seinem Spatwerk Nomoi 2 betonte er die Weltseele sei die Ursache aller Bewegung in der Natur Auf sie fuhrte er die Bewegungen am Himmel ebenso wie diejenigen auf der Erde zuruck Zweitens benotigte er die Weltseele als das Prinzip vermittels dessen er die im Kosmos waltende Vernunft mit der Weltmaterie verband Nach dem im Timaios erzahlten Mythos hat der Demiurg der Weltschopfer die Weltseele zusammen mit dem Kosmos erschaffen Dies vollbrachte der Demiurg indem er Unterschiedliches in einem komplexen aus vier Schritten bestehenden Prozess in einem Mischkrug mischte Aus unteilbarem und teilbarem Sein bildete er eine dritte Seinsform aus unteilbarem und teilbarem Identischem eine dritte Form des Identischen aus unteilbarem und teilbarem Verschiedenem eine dritte Form des Verschiedenen Diese drei Mischungen verband er dann in einem vierten Schritt zur Weltseele Dank dieser Mischung enthalt die Weltseele Elemente von allem und wird dadurch in die Lage versetzt alles wahrzunehmen und zu erkennen Ihr steht die Herrschaft uber den Weltkorper zu so wie der Einzelseele des Individuums die Herrschaft uber dessen Korper Die Weltseele durchdringt und umgibt den Korper des Kosmos seine Materie Sie ist die vermittelnde Instanz zwischen der rein geistigen spirituellen Ideenwelt und dem physischen Weltkorper Plato formuliert seinen Text auf der Basis eines mathematischen Konzeptes welches er von dem der Schule des Pythagoras zugehorigen Gelehrten Philolaos ubernahm 3 Diese pythagoreische Lehre galt als Geheimlehre zu der nur Eingeweihte einen Zugang haben Fur diese war das von Plato angegebene Zahlenverhaltnis 256 243 nachvollziehbar In den Nomoi prufte Platon die hypothetische Moglichkeit dass die Weltseele auch Schlechtes hervorbringen kann oder dass es zwei Weltseelen gibt von denen die eine Gutes die andere Schlechtes bewirkt Da die Himmelsbewegungen geordnet und daher mathematisch beschreibbar sind schloss er diese Moglichkeit aus denn er war davon uberzeugt dass eine schlechte Weltseele nur Chaos erzeugen konnte Daraus ergab sich fur ihn dass die Weltseele als Verwalterin des gesamten Kosmos die beste Seele sein musse 4 Allerdings bedarf sie nach der platonischen Naturphilosophie zur geordneten Bewegung der Vernunft des Nous Der Nous der im Timaios vom Demiurgen reprasentiert wird lenkt als ubergeordnete Instanz die Weltseele von aussen Das Verhaltnis der Weltseele zur Vernunft warf Fragen auf die von Platon nicht abschliessend geklart wurden Die in seinen Werken nicht gelosten Probleme des Weltseele Konzepts wurden im spateren Platonismus erortert wobei die Platoniker zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangten Unter anderem ging es um die Frage ob die Weltseele auch uber eine eigene Vernunft verfugt oder sich nur dank fremder Lenkung vernunftgemass verhalt 5 Im Mittelplatonismus wurde der Versuch unternommen die Existenz des Ubels auf einen Mangel der Weltseele zuruckzufuhren Plutarch vertrat eine dualistische Position Da in der sinnlich wahrnehmbaren Welt Gutes mit Schlechtem gemischt ist nahm er zwei entgegengesetzte Prinzipien archai und einander widerstreitende Krafte dynameis an Eine der Krafte fuhrt in die richtige Richtung die andere in die verkehrte Die negative Kraft kann sich normalerweise nur im Bereich unterhalb der Mondsphare also insbesondere auf der Erde auswirken der jenseits der Mondbahn gelegene Himmelsbereich ist eigentlich frei von Schlechtigkeit kann aber in bestimmten Perioden des Weltgeschehens von ihr infiziert werden Plutarch identifizierte das negative Prinzip mit der Urseele Seele an sich Seele im Urzustand Weltseele Diese sei von Natur aus unvernunftig bewege sich ungeordnet und werde nur dank der Herrschaft der ordnenden Vernunft der sie unablassig Widerstand entgegensetze auf das Gute ausgerichtet Plutarch betrachtete die Weltseele als unaufloslich mit der ihr zugehorigen von ihr beseelten Weltmaterie verbunden 6 Einen ahnlichen Dualismus lehrte der Mittelplatoniker Numenios Er betrachtete den guten Gott und die uble Materie als gleichermassen ursprunglich und nahm eine schlechte Weltseele an in der er den Ursprung des Ubels sah Die Auswirkungen des Schlechten das der Weltseele und der von ihr beseelten Materie innewohne seien im gesamten Kosmos spurbar 7 Im Neuplatonismus hingegen wurde die Weltseele zu den vollkommenen Elementen der geistigen Welt gezahlt Sie galt als die unterste der drei hierarchisch geordneten Naturen oder wie man spater zu sagen pflegte Hypostasen welche die geistige Welt ausmachen Plotin der Begrunder der neuplatonischen Tradition meinte die Weltseele unterscheide sich von den Einzelseelen dadurch dass sie standig auf den Geist Nous ausgerichtet und immer mit ihrem Korper verbunden sei wahrend die Ausrichtung und der Korperbezug der Einzelseelen Veranderungen unterworfen seien Indem sie den Kosmos beseele verleihe sie ihm gottliche Qualitat Das Interesse der antiken Neuplatoniker richtete sich hauptsachlich auf die Einzelseele und deren Schicksal die Weltseele erorterten sie fast nur im Rahmen der Timaios Kommentierung Nichtplatonische Traditionen Bearbeiten Aristoteles lehnte das platonische Konzept der Weltseele ab und verwarf insbesondere die Vorstellung dass sie nicht nur bewege sondern auch selbst in standiger Bewegung sei 8 Von dem platonischen Konzept abgeleitet aber stark abgeandert war die Auffassung der Stoiker von der Beseelung der Welt Sie nahmen ein aktives den ganzen Kosmos durchdringendes feuriges Prinzip das Pneuma an Damit verbanden sie die Vorstellung die Welt sei ein beseeltes unsterbliches gottliches Lebewesen dem sie Sinne und Vernunft zuschrieben Die Einzelseelen betrachteten sie als Teile der Weltseele Fur die Stoiker war die Weltseele jedoch nicht wie im Platonismus eine eigenstandig existierende geistige Substanz mit einem bestimmten Rang und einer besonderen Aufgabe in der hierarchischen Weltordnung sondern nur ein bestimmter Aspekt einer einheitlichen korperlich gedachten Welt Diese materialistische physikalische Sichtweise konkurrierte mit der spirituellen der Platoniker Judentum und Christentum Bearbeiten Dem Judentum und daher auch dem antiken Christentum war die Vorstellung einer Weltseele ursprunglich vollig fremd Daher wollte auch der stark vom Platonismus beeinflusste judische Denker Philon von Alexandria sie nur als Metapher gelten lassen Auch bei den verschiedenen Stromungen des Gnostizismus fand das Konzept keinen Anklang nur der besonders synkretistisch orientierte Manichaismus nahm es auf Die Manichaer betrachteten die Weltseele jedoch nicht wie die Platoniker und die Stoiker als von Natur aus dem Weltkorper zugeordnet sondern hielten ihren Aufenthalt in der materiellen Welt fur das Ergebnis einer Katastrophe das ebenso wie bei den Einzelseelen durch Erlosung ruckgangig zu machen sei Unter den antiken Kirchenvatern fallt Augustinus der sich vor seiner Bekehrung zeitweilig erst zum Manichaismus dann zum Neuplatonismus bekannt hatte durch sein positives Verhaltnis zum Gedanken einer Beseeltheit der Welt auf Er halt ihn fur eine kuhne Hypothese die weder mit Vernunftgrunden beweisbar noch aus der Bibel abzuleiten sei aber moglicherweise zutreffe 9 Noch im 6 Jahrhundert bekennt sich Boethius in seiner Consolatio philosophiae ausdrucklich zur Idee der alles bewegenden Seele der Welt 10 Mittelalter BearbeitenIm Mittelalter war die platonische Vorstellung einer Beseeltheit des Kosmos aus einigen damals sehr beliebten antiken Werken bekannt Dazu gehorten neben der Consolatio philosophiae des Boethius der Timaios Kommentar des Calcidius der Kommentar des Macrobius zum Somnium Scipionis Ciceros und Vergils Aeneis 11 Im 9 Jahrhundert bekannte sich der neuplatonisch orientierte christliche Philosoph Johannes Scottus Eriugena zur Idee der Belebtheit der ganzen Welt Im 11 Jahrhundert ubernahm der in Spanien lebende judische Philosoph Solomon ibn Gabirol Avencebrol Avicebron im Rahmen seiner Rezeption des Neuplatonismus auch die Vorstellung einer Weltseele Im 12 Jahrhundert wurde das Weltseele Thema erneut aufgegriffen Der Platoniker Wilhelm von Conches der den Timaios kommentierte nannte die Weltseele eine belebende naturliche Kraft und schrieb sie sei zugleich mit der Welt geschaffen worden Er brachte sie eine schon in der Antike auftauchende Uberlegung erneuernd vorsichtig mit dem Heiligen Geist in Zusammenhang Allerdings identifizierte er sie nicht ontologisch mit dem Heiligen Geist was wegen dessen Ungeschaffenheit theologisch problematisch ware sondern liess die Frage ihres Verhaltnisses zur dritten Person der Dreifaltigkeit ausdrucklich offen Petrus Abaelardus betonte die platonische Lehre von der Weltseele sei nicht konkret sondern nur gleichnishaft gemeint gewesen anderenfalls ware sie nach seiner Ansicht eine Dummheit Dennoch unterstellten ihm seine Gegner er habe der Weltseele eine reale Existenz zugeschrieben und sie mit dem Heiligen Geist identifiziert diese angebliche Behauptung Abaelards wurde 1140 kirchlich verurteilt Die einflussreichen Theologen Bernhard von Clairvaux und Wilhelm von Saint Thierry bekampften die Gleichsetzung der Weltseele mit dem Heiligen Geist nachdrucklich Fruhe Neuzeit BearbeitenAm Ubergang vom Spatmittelalter zur Fruhen Neuzeit steht der Philosoph und Theologe Nikolaus von Kues 1401 1464 In seinem Werk De docta ignorantia setzt er sich mit der platonischen Auffassung von der Weltseele auseinander Er betrachtet die Weltseele als universale Form die den Dingen innewohne aber nicht eigenstandig ausserhalb von ihnen existiere Er setzt sie nicht mit dem Heiligen Geist gleich sondern halt sie fur dessen Ausfaltung 12 Sein jungerer Zeitgenosse Marsilio Ficino teilt die platonische Uberzeugung von der Beseeltheit der gesamten Welt ebenso wie auch Giovanni Pico della Mirandola doch halten sich diese Denker von einer pantheistischen Deutung dieses Konzepts fern Zu den Anhangern der Weltseele Idee zahlen ferner Agrippa von Nettesheim 1486 1535 Gerolamo Cardano 1501 1576 fur den die Weltseele sich in der Warme manifestiert und Francesco Patrizi da Cherso 1529 1597 Giordano Bruno ist ebenfalls der Meinung dass man in allen Dingen Seele und Leben antreffe und dass die Seele als Form aller Dinge uberall die Materie ordne und beherrsche Er betont starker als seine Vorganger den Aspekt der Immanenz Gottes in der Welt Der Weltseele die er als die allgemeine Form des Weltalls bezeichnet schreibt er eine universale Vernunft intelletto universale zu welche er mit der Wirkursache des Weltalls gleichsetzt Er meint die Weltseele sei uberall doch sei ihre Allgegenwart in einem geistigen Sinne zu verstehen nicht korperlich oder der Ausdehnung nach Bruno rezipiert die neuplatonische Tradition nur teilweise fasst aber in deren Sinn die Weltseele als eine vermittelnde Instanz auf Im 17 Jahrhundert wird im Zuge der sich verstarkenden Mechanisierung des Weltbilds die herkommliche panpsychistische Naturauffassung der Naturalisten Naturphilosophen von prominenten Denkern und Wissenschaftlern entweder radikal verworfen oder ignoriert Mit der Vorstellung einer Belebtheit der gesamten Welt wird auch die Idee einer Weltseele zuruckgewiesen So betrachtet Marin Mersenne die Weltseele als reines Phantasiegebilde Schon 1611 12 beklagt der Dichter John Donne in seinem Gedicht An Anatomy of the World den Tod der Weltseele Anklang findet das Weltseele Motiv weiterhin in der antiaristotelischen Naturphilosophie insbesondere bei Robert Fludd Kunstlerisch wird die Weltseele als nackte Gottin dargestellt deren Kopf von einem Sternenkranz umgeben ist Auf einem Holzstich aus dem 17 Jahrhundert sieht man sie auf einer Weltkugel mit einem Fuss im Wasser Meer und einem Fuss auf der Erde stehend Die rechte Brust ist mit einem Stern die linke mit einer Sonne verziert das Schamdreieck mit einem Mond 13 Darstellungen der Weltseele finden sich vor allem in alchemistischen Buchern und Grimoires Im Zeitalter der Aufklarung wird die Weltseele meist als Phantasievorstellung betrachtet Hermann Samuel Reimarus bezeichnet sie als eine aus Unwissenheit resultierende Erfindung die nichts erklaren konne Ein Verteidiger des Weltseele Konzepts ist jedoch Salomon Maimon 1800 Er halt die Weltseele fur eine von Gott erschaffene Substanz und deutet sie metaphysisch als endliche Universalform Dieses Verstandnis der Weltseele ist nach seiner Ansicht mit dem naturwissenschaftlichen Kenntnisstand seiner Zeit kompatibel Immanuel Kant bestimmt 1790 den Hylozoismus als die physische Variante des Realismus der Zweckmassigkeit der Natur Dieser Realismus grunde die Zwecke in der Natur auf dem Analogon eines nach Absicht handelnden Vermogens dem Leben der Materie in ihr oder auch durch ein belebendes inneres Princip eine Weltseele 14 Demnach ist die Weltseele fur Kant ein physisches innerweltliches Prinzip der Erklarung der Zweckmassigkeit der Natur durch ein an sich Seiendes im Gegensatz zur Annahme eines mit Absicht hervorbringenden gottlichen Wesens gemass der hyperphysischen Erklarung die der Theismus bietet Die Theorie der Weltseele beschreibt das Verhaltnis von Welt und Gott als Gemeinschaft commercium nach dem Muster der Gemeinschaft von Leib und Seele 15 Im Opus postumum bestimmt Kant den organischen Naturkorper als Maschine das heisst als einen seiner Form nach absichtlich gebildeten Korper Nach seiner Uberlegung kann aber eine Absicht zu haben nimmermehr ein Vermogen der Materie seyn Somit kann ein solcher Korper seine Organisation nicht blos von den bewegenden Kraften der Materie herhaben Also muss ein einfaches mithin immaterielles ob als Theil der Sinnenwelt oder ein von ihr unterschiedenes Wesen als Beweger ausser diesem Korper oder in ihm angenommen werden Kant halt es fur unmoglich zu entscheiden ob dieses Wesen gleichsam als Weltseele Verstand besitzt oder nur ein den Wirkungen nach dem Verstande analogisches Vermogen 16 In einer Reflexion zur Anthropologie erwagt Kant die Moglichkeit das Gemeinsame der geistigen Fahigkeiten des Menschen auf Teilhabe an einer solchen ubergreifenden Instanz zuruckzufuhren Die Einheit der Weltseele konne die Erklarung sein Dabei geht Kant von der Uberlegung aus dass der menschliche Geist aufs allgemeine geht und somit aus dem allgemeinen Geist geschopft ist 17 Moderne BearbeitenSchelling griff den Begriff Weltseele auf und machte ihn sogar zum Thema seiner Schrift Von der Weltseele 1798 Allerdings verstand er ihn nur als Metapher fur ein organisierendes Prinzip das nach seiner Auffassung die organische und die anorganische Natur kontinuierlich verbindet und die ganze Natur zu einem allgemeinen Organismus verknupft Den antiken Philosophen schrieb er eine Ahnung von diesem Prinzip zu die sie dazu veranlasst habe an eine Weltseele zu denken 18 Goethe der Schelling schatzte und dessen Schrift uber die Weltseele kannte benannte sein 1803 erstmals gedrucktes Gedicht Weltschopfung unter dem Einfluss seiner Schelling Lekture in Weltseele um Auch in seinem 1821 entstandenen Gedicht Eins und Alles nahm Goethe auf die Weltseele Bezug Weltseele komm uns zu durchdringen Dabei ging es ihm um die Erfahrung der Einheit und Lebendigkeit der Natur 19 In der Literatur der Romantik in der Seele zu den Schlusselbegriffen gehort kommt der Ausdruck Weltseele ofters vor besonders bei Novalis Friedrich Schlegel schrieb 1800 ein Gedicht Die Weltseele Hier liegt ein dichterischer Sprachgebrauch vor mit dem kein Anspruch auf philosophische Eindeutigkeit verbunden ist nbsp Hegel rechts und Napoleon in Jena 1806 Illustration aus Harper s Magazine 1895Hegel verwendete den Begriff Weltseele selten In einem Brief an Friedrich Immanuel Niethammer vom 13 Oktober 1806 in dem er von der Besetzung Jenas durch die Truppen Napoleons berichtete schrieb er den Kaiser diese Weltseele sah ich durch die Stadt zum Rekognoszieren hinausreiten es ist in der Tat eine wunderbare Empfindung ein solches Individuum zu sehen das hier auf einen Punkt konzentriert auf einem Pferde sitzend uber die Welt ubergreift und sie beherrscht 20 In seiner Encyclopadie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse stellte er fest die allgemeine Seele musse nicht als Weltseele gleichsam als ein Subject fixirt werden denn sie sei nur die allgemeine Substanz welche ihre wirkliche Wahrheit nur als Einzelnheit Subjectivitat hat 21 Der amerikanische Schriftsteller Ralph Waldo Emerson 1803 1882 verwendete den Begriff Uberseele er beschrieb die All Seele als Lebensprinzip der Natur und als Einheit in der das Einzeldasein jedes Menschen enthalten und mit allen anderen vereint sei Ein weiterer Befurworter der Idee der Beseeltheit des Kosmos war der Naturphilosoph Gustav Theodor Fechner 1801 1887 ein Aussenseiter im damaligen Wissenschaftsbetrieb 22 Der von Schelling beeinflusste russische Religionsphilosoph Wladimir Sergejewitsch Solowjew 1853 1900 knupfte an gnostische Vorstellungen an indem er einen Absturz der Weltseele annahm sie sei aus dem Mittelpunkt der All Einheit des gottlichen Daseins heraus in die Peripherie der geschopflichen Vielheit gefallen Damit habe sie sich ihrem eigenen Wesen entfremdet und die gesamte Schopfung in die Unordnung hinabgezogen Aus dem dadurch hervorgerufenen Chaos sei das Bose entstanden dessen Frucht das Leid sei 23 Der irische Dichter William Butler Yeats 1865 1939 stellte sich die Weltseele als ein kollektives Reservoir von mentalen Inhalten der Menschheitsgeschichte vor zu dem die einzelnen Menschenseelen Zugang hatten In diese Richtung zielt auch die Interpretation von Carl Gustav Jung der das Weltseele Konzept auf das den einzelnen Seelen gemeinsame kollektive Unbewusste bezog 24 Anima Mundi ist der Titel eines 1992 entstandenen Tierfilmes von Godfrey Reggio Literatur BearbeitenLudwig Ott Die platonische Weltseele in der Theologie der Fruhscholastik In Kurt Flasch Hrsg Parusia Studien zur Philosophie Platons und zur Problemgeschichte des Platonismus Festgabe fur Johannes Hirschberger Frankfurt am Main 1965 S 307 331 Mischa von Perger Die Allseele in Platons Timaios Teubner Stuttgart Leipzig 1997 ISBN 3 519 07645 4 Heinz Robert Schlette Weltseele Geschichte und Hermeneutik Knecht Frankfurt am Main 1993 ISBN 3 7820 0661 5 Henning Ziebritzki Heiliger Geist und Weltseele Das Problem der dritten Hypostase bei Origenes Plotin und ihren Vorlaufern Mohr Tubingen 1994 ISBN 3 16 146087 1Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Weltseele Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Rudolf Eisler Worterbuch der philosophischen Begriffe Band 1 2 Auflage Berlin 1904 Stichwort WeltseeleAnmerkungen Bearbeiten Platon Timaios 29e 37c Platon Nomoi 896a 897c Die Fragmente der Vorsokratiker Philolaos Fragment B6 Platon Nomoi 896d 899b Siehe dazu Klaus Schopsdau Ubersetzer Platon Nomoi Gesetze Buch VIII XII Ubersetzung und Kommentar Gottingen 2011 S 416 f Michael Bordt Weltseele In Christian Schafer Hrsg Platon Lexikon Darmstadt 2007 S 320 322 hier 321 f Vgl Michael Bordt Platons Theologie Freiburg Munchen 2006 S 222 226 John M Dillon The Heirs of Plato Oxford 2003 S 22 26 51 54 172 174 185 193 John M Dillon The Middle Platonists London 1977 S 45 f 83 202 208 254 284 287 289 374 f Zu Plutarchs Auffassung siehe Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Band 4 Die philosophische Lehre des Platonismus Stuttgart 1996 S 162 164 Quellentext und Ubersetzung und S 399 406 458 465 Kommentar Zu dieser Ansicht des Numenios siehe Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Band 4 Die philosophische Lehre des Platonismus Stuttgart 1996 S 124 127 164 173 Quellentext und Ubersetzung und S 466 471 Kommentar Zur Position des Aristoteles siehe Heinz Robert Schlette Weltseele Geschichte und Hermeneutik Frankfurt am Main 1993 S 80 85 Heinz Robert Schlette Weltseele Geschichte und Hermeneutik Frankfurt am Main 1993 S 118 122 Boethius Consolatio philosophiae 3 m 9 13 14 dieses Gedicht in der Consolatio fusst auf Platons Timaios Vergil Aeneis 6 726 f Karl Hermann Kandler Nikolaus von Kues 2 Auflage Gottingen 1997 S 85 f Abbildungen bietet C G Jung Psychologie und Alchemie Gesammelte Werke Band 12 Olten 1972 S 66 und 223 Immanuel Kant Kritik der Urtheilskraft In Kant s Werke Akademie Ausgabe Band 5 Berlin 1913 S 165 485 hier 392 Immanuel Kant Reflexionen zur Metaphysik In Kant s Werke Akademie Ausgabe Band 18 Berlin Leipzig 1928 S 551 Immanuel Kant Opus postumum In Kant s Werke Akademie Ausgabe Band 22 Berlin Leipzig 1938 S 548 Immanuel Kant Reflexionen zur Anthropologie In Kant s Werke Akademie Ausgabe Band 15 1 S 55 493 hier 416 Vgl Stefan Hessbruggen Walter Weltseele In Marcus Willaschek u a Hrsg Kant Lexikon Band 3 Berlin 2015 S 2628 Schelling Von der Weltseele In Schelling Werke Bd 6 hrsg Jorg Jantzen Stuttgart 2000 S 257 Yuho Hisayama Weltseele Weltgeist und das Ungesagte in Goethes Altersgedicht Eins und Alles In Goethe Jahrbuch 2018 Wallstein Gottingen S 39 46 doi org 10 5771 9783835343931 39 Johannes Hoffmeister Hrsg Briefe von und an Hegel Bd 1 1785 1812 3 durchgesehene Auflage Hamburg 1969 S 119 121 hier 120 Wolfgang Bonsiepen Hans Christian Lucas Hrsg Georg Wilhelm Friedrich Hegel Enzyklopadie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse 1830 Gesammelte Werke Bd 20 Hamburg 1992 S 390 Monika Fick Sinnenwelt und Weltseele Der psychophysische Monismus in der Literatur der Jahrhundertwende Tubingen 1993 S 41 44 Siehe dazu Johannes Madey Wladimir Sergejewitsch Solowjew und seine Lehre von der Weltseele Diss Munchen 1961 S 131 ff C G Jung Psychologie und Alchemie Gesammelte Werke Bd 12 Olten 1972 S 221 Normdaten Sachbegriff GND 4330983 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Weltseele amp oldid 236551814