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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Mythos Begriffsklarung aufgefuhrt Ein Mythos seltener der Mythus veraltend die Mythe Plural Mythen von altgriechisch mῦ8os Laut Wort Rede Erzahlung sagenhafte Geschichte Mar lateinisch mythus ist in seiner ursprunglichen Bedeutung eine Erzahlung Im religiosen Mythos wird das Dasein der Menschen mit der Welt der Gotter oder Geister verknupft 1 Mythen erheben einen Anspruch auf Geltung fur die von ihnen behauptete Wahrheit Kritik an diesem Wahrheitsanspruch gibt es seit der griechischen Aufklarung bei den Vorsokratikern z B Xenophanes um 500 v Chr Fur die Sophisten steht der Mythos im Gegensatz zum Logos welcher durch verstandesgemasse Beweise versucht die Wahrheit seiner Behauptungen zu begrunden 2 In einem weiteren Sinn bezeichnet Mythos auch Personen Dinge oder Ereignisse von hoher symbolischer Bedeutung 3 oder auch einfach nur eine falsche Vorstellung oder Luge 4 So wird etwa das Adjektiv mythisch in der Umgangssprache haufig als Synonymbegriff fur marchenhaft vage fabulos oder legendar verwendet 5 Eine bis zum Ende des 19 Jahrhunderts gebrauchliche heute seltene Verdeutschung ist die Mythe als Singular Das Ensemble aller Mythen eines Volkes einer Kultur einer Religion wird als Mythologie von griechisch my8ologia Sagendichtung bezeichnet 6 So spricht man z B von der Mythologie der Griechen der Romer der Germanen Inhaltsverzeichnis 1 Begriffliche Abgrenzung und Merkmale 2 Begriffsgeschichte 2 1 Antike 2 2 Mittelalter 2 3 Renaissance und Aufklarung 2 4 Romantik und 19 Jahrhundert 2 5 20 Jahrhundert 3 Aspekte des Mythos in den Wissenschaften 3 1 Mythos in der Philosophie 3 2 Mythos im Strukturalismus und Poststrukturalismus 3 3 Mythos in der Psychologie 3 4 Mythos und Ritual in der angelsachsischen Sozial und Kulturanthropologie 3 5 Mythos in Soziologie Staats und Geschichtswissenschaft 3 6 Mythos und Religionswissenschaft 3 7 Mythos und Literaturwissenschaft 4 Typen und Funktionen von Mythen 5 Die Bibel und andere schriftlich fixierte Mythensammlungen 6 Verbreitung von Mythen 7 Historische Uberschichtung von Mythen 8 Zeitgenossische Mythen 9 Missbrauch und Kritik 10 Zitate 11 Siehe auch 12 Literatur 13 Weblinks 14 EinzelnachweiseBegriffliche Abgrenzung und Merkmale BearbeitenIm 19 und 20 Jahrhundert finden sich stark voneinander abweichende Definitionen Die Ansicht dass es den Mythos als kulturubergreifende sinnstiftende Erzahlweise gebe hatte in der Zeit des Neuhumanismus zahlreiche Anhanger Die Psychoanalyse oder die anthropologische Schule von Claude Levi Strauss fuhrten diese Auffassung ins 20 Jahrhundert fort Hans Ulrich Gumbrecht hat vor einigen Jahren versucht das anscheinend Gemeinsame der Mythen auf eine moderne Art der Beobachtung zuruckzufuhren die Bedeutung wahrnehmen will und eine auf Prasenz gerichtete Wahrnehmung im Unterschied dazu fur mythisch halt 7 Anders als verwandte Erzahlformen wie Sage Legende Fabel oder Marchen gilt ein Mythos sofern dieser Begriff nicht in seiner umgekehrten Bedeutung als ideologische Falle oder Lugengeschichte verwendet wird als eine Erzahlung die Identitat ubergreifende Erklarungen Lebenssinn und religiose Orientierung als eine weitgehend koharente Art der Welterfahrung vermittelt 8 In manchen Mythen deuten die Menschen sich selbst ihre Gemeinschaft oder das Weltgeschehen in Analogie zu Natur oder kosmischen Kraften Regelmassige Ablaufe in der Natur und der sozialen Umgebung werden auf gottliche Ursprungsgeschichten zuruckgefuhrt So merkt Andre Jolles an dass alles was Bestand hat oder haben soll in seinem Ursprung heiliggesprochen werden muss 9 Das Zeitverstandnis des Mythos ist nicht auf Differenz und Entwicklung sondern auf Einheit und zyklische Wiederholung ausgerichtet Jenseits der geschichtlichen Zeit sind Mythen in einem von numinosen Kraften oder Personifikationen beherrschten Raum angesiedelt In inhaltlicher Hinsicht werden Mythen manchmal eingeteilt in kosmogonische oder kosmologische Mythen die die Entstehung und Gestalt der Welt thematisieren und anthropogene Mythen uber die Erschaffung oder Entstehung des Menschen Ebenso wird oft versucht eine Unterscheidung zwischen einerseits Ursprungs und Begrundungsmythen zur Erklarung bestimmter Riten Gebrauche oder Institutionen und andererseits Grundungsmythen uber den Ursprung bestimmter Orte oder Stadte historischen Mythen uber die Fruhzeit eines Stammes oder Volkes sowie eschatologischen Mythen die sich auf das Ende der Welt beziehen zu treffen Solche Abgrenzungen sind bei komplexen Mythensystemen nur schwer moglich Zu vielen Mythen gibt es Gegenmythen die den Untergang des Bestehenden oder den Kampf antagonistischer Krafte versinnbildlichen Doch denkt der Mythos oft auch Gegensatze als Einheit Die stoffwissenschaftliche Mythosforschung versteht den antiken Mythos als einen insgesamt polymorphe n und je nach Variante polystrate n Erzahlstoff mit implizitem Anspruch auf Relevanz fur die Deutung und Bewaltigung menschlicher Existenz in dem sich transzendierende Auseinandersetzungen mit Erfahrungsgegenstanden solchermassen verdichten dass aktive Eingriffe numinoser Machte eine fur die Gesamthandlung wesentliche Rolle spielen 10 Nach einer haufig vorgebrachten Idealvorstellung entstanden ursprungliche Mythen 11 in schriftlosen Kulturen und wurden durch einen ausgewahlten Personenkreis wie Priester Sanger oder Alteste mundlich weitergegeben Die Verschriftlichung und anschliessende Sammlung und Ordnung in Genealogien oder kanonischen Handbuchern wird verschiedentlich als Anzeichen fur ein Nachlassen der traditionellen Wirkungsmacht der Mythen gesehen In schriftlosen Religionen spielten mundlich uberlieferte Erzahlungen eine vergleichbar wichtige Rolle wie die Heiligen Schriften in den Weltreligionen 12 Sie dienen zum Teil heute noch der Weitergabe und Erhaltung des Glaubens und der damit verbundenen Wertvorstellungen 13 Ob sich solche Erzahlungen mit dem europaischen Begriff Mythos in Ubereinstimmung bringen lassen ist umstritten Der Ethnologe und Erforscher der Mythen der nord und sudamerikanischen indigenen Volker Franz Boas pladierte bereits 1914 dafur neben dem Begriff des Mythos die Gattungsbegriffe der Erzahler zu verwenden 14 Er sah in den Mythen einerseits einen Kulturspiegel der materiellen und geistigen Kultur der von ihm erforschten Volker andererseits Geschichten folk tales die sich uber weite Kulturraume hinweg in oft vereinfachter Form verbreiten Unabhangig von den Abgrenzungsversuchen der Begriffe Mythos und Erzahlung mischen sich nach Boas die Elemente beider in kaum trennbarer Weise Der Mythos betone das ethnisch partikulare Element insofern sei er eine ethnographische Autobiographie die Geschichte konne aber auch wandern 15 Diese Position vertritt auch Elke Mader die sowohl alte indianische als auch moderne Mythen untersucht 16 Hartmut Zinser sieht hingegen zwischen den ethnologischen Theorien des Mythos kaum Gemeinsamkeiten 17 Heute ist es in der wissenschaftlichen Literatur ublich eine Definition des Gemeinten voranzustellen wenn das Wort Mythos verwendet wird Begriffsgeschichte BearbeitenAntike Bearbeiten Die Vorstellung von Autoritat hoherer Wahrheit und allgemeiner Relevanz mitsamt dem Verdacht der Verblendung ist nicht ursprunglich mit dem Begriff Mythos verbunden Die schriftliche Sammlung und Fixierung von Mythen bei Hesiod und Homer fallt jedoch bereits in ein Spatstadium in dem die Mythen ihre ursprungliche Funktion verloren hatten und in asthetisch poetisch distanzierter Form uberliefert wurden Xenophanes und Hekataios von Milet hielten Mythen fur moralisch verwerfliche oder lacherliche Erfindungen Epikur lehnt Gottermythen radikal ab Seit dem 5 Jahrhundert v Chr gab es Versuche der Rechtfertigung insbesondere der homerischen Mythen Theagenes von Rhegion der als Begrunder der allegorischen Homerinterpretation gilt und die Stoa betrachten die Gottermythen als Naturallegorien So erschien ihr Zeus als eine Allegorie des Himmels Rationalistische MythenkritikDaneben entwickelten sich auch rationalistische Interpretationen des Mythos Euhemeros fuhrte die Gottermythen darauf zuruck dass Konige als Wohltater der Menschheit fur ihre Verdienste vergottlicht worden seien wie dies im hellenistischen und spater im romischen 18 Herrscherkult geschah Auch Palaiphatos fuhrte die griechischen Mythen auf historische Ereignisse und Verhaltnisse zuruck und verfiel dabei in rationalistische Spekulationen So sei Europa die Geliebte des Zeus nicht von einem Stier entfuhrt worden sondern von einem Mann namens Taῦros Stier Fur Poseidonios hingegen den von den keltischen Druiden faszinierten Begrunder einer historischen Mytheninterpretation bewahren die Mythen das Wissen einer goldenen Vorzeit Die barbarischen Gesellschaften erschienen den Griechen in dieser Zeit des politischen und gesellschaftlichen Niedergangs als Widerspiegelung ihrer eigenen Vergangenheit 19 20 Mythos als literarische GattungFur Platon kann mythos Wahres und Falsches enthalten Dichter werden dazu aufgefordert moglichst wahre mythoi zu dichten Die literarische Gattung des so genannten platonischen Mythos hingegen kann ganz Unterschiedliches umfassen Ein Gleichnis eine Metapher oder ein Gedankenexperiment Platon schuf in seinem Dialog Timaios einen Mythos von der Entstehung der Welt Kosmogonie von dem wesentliche Aspekte durch den Neuplatonismus bis hin zu Georg Friedrich Creuzer rezipiert wurden Aristoteles billigt einem Mythos nur die Moglichkeit einer Annaherung an die Wahrheit zu Er verstand unter Mythos die Nachahmung von Handlung also von etwas Bewegtem im Unterschied zu den statischen Charakteren die seiner Auffassung nach noch keine Dichtung ausmachen Mythos ware also vom Gehen eines Menschen zu sprechen statt bloss seinen Gang zu charakterisieren Aristoteles sah seinen Text als eine Art Gebrauchsanleitung fur Dichter Mythos war fur ihn ein Merkmal einer gelungenen Tragodie Ebenfalls bei Aristoteles findet die Verengung des Begriffs Mythos auf die bis heute gebrauchliche Bedeutung statt namlich auf den typischen griechischen Gotter und Heldenmythos Im Hellenismus und der romischen Antike wurde der Mythos immer mehr als moralisch padagogisches Instrument propagiert und genutzt so von Moralpredigern wie Dion Chrysostomos 21 Olympiodoros der Jungere um 565 unterschied zwischen poetischen und philosophischen Mythen Fur ihn waren die poetischen Mythen Homers und Hesiods absurd moralisch anstossig und ethisch unannehmbar obwohl er das Christentum ablehnte Daher suchte er nach der verborgenen allegorischen Wahrheit in der Tiefe der Mythen 22 23 Mittelalter Bearbeiten Das Christentum betrachtete den Mythos uberwiegend als konkurrierende heidnische Theologie doch aufgrund einer gewissen Toleranz uberlebte er als Bildungsgut einiger Geistlicher und Dichter so bei Dante bei dem sich Begeisterung und Abwehr mischen bei Konrad von Wurzburg Trojanerkrieg vor 1287 24 und in den Carmina Burana Allerdings stand die christliche Religion vor der Aufgabe die griechisch romische Mythologie und insbesondere ihre Gotterwelt durch Damonisierung Euphemerisierung oder allegorisierende Moralisierung unschadlich zu machen Damit erfullten die Mythen ahnliche padagogische Funktionen wie die christlichen Legenden der Mythosbegriff wurde nicht mehr benutzt Die hofische mittelalterliche Welt bediente sich jedoch der antiken Romane zur dynastischen Legitimation und Identitatsbildung Ein Beispiel fur diese sog Origo gentis stellt der Eneasroman des Heinrich von Veldeke dar 25 Snorri Sturluson betrachtete die altnordischen Gotterlieder im Licht eines spatheidnisch christlichen Synkretismus lieferte aber eine rationalistisch euhemeristische Erklarung der Vergottlichung von Freyr und Njord als angebliche fruhere schwedische Konige Deren Verehrung beruhte offenbar darauf dass sie ihrem Volk Wohlstand reiche Ernten und grosse Viehbestande verschafften wobei die Gestalten des wohltatigen Konigs und des Fruchtbarkeitsgottes verschmolzen 26 Renaissance und Aufklarung Bearbeiten In der Zeit des Renaissance Humanismus wurde die klassische Mythologie verstarkt rezipiert ohne dass sie im religiosen Sinne noch ernst genommen wurde Im Barock wurden sie schliesslich zum rein allegorischen Beiwerk allgemein menschlicher Empfindungen Giambattista Vico war der erste Autor der sie als ernstzunehmende kulturelle Konstrukte begriff Fur ihn ist der vom Menschen geschaffene Mythos integraler Bestandteil der Kultur Er sei die wahre und strenge Geschichte der Sitten bei den altesten Volkern Griechenlands 27 Wahrend der Aufklarung entwickelten sich die antiken Mythen denn auch zur Konkurrenz der biblischen Erzahlungen und gewannen dadurch eine neue Bedeutung Die enge Verbindung von Mythos und unabwendbarem Schicksal die die franzosische Klassik im 17 Jahrhundert charakterisiert hat mit der Emanzipation der antiken Mythen gegenuber den biblischen Erzahlungen zu tun Das klassische Drama kleidete moderne politische Themen ins Gewand antiker Mythen Die moderne Dramentheorie geht auf die Theorie der antiken Tragodie und ihre christliche Rezeption zuruck Das tragische Schicksal eines Helden wie Odipus ist vorbestimmt und unausweichlich Die christlichen Vorstellungen der Pradestination gehen dagegen von den fortbestehenden Moglichkeiten der Reue und verzeihenden Gnade aus also von einer grundsatzlichen Freiwilligkeit bei der Gut und Bose freilich genau definiert sind In der Betonung der Unausweichlichkeit mythischer Vorgaben auch in modernen Varianten eines wissenschaftlichen Determinismus wie er etwa in den Begriffen Archetypus Odipuskonflikt Elektra Komplex oder Schicksalsanalyse zum Ausdruck kommt aussert sich eine zur Tradition gewordene Auflehnung gegen christliche Moralvorstellungen Die Aufklarung verstand den Mythos als kindliche Vorstufe zum begrifflichen Denken und hielt ihn durch dieses fur uberwunden Charles de Brosses wies die Moglichkeit der allegorischen Deutung des Mythos zuruck und sah in ihm ein Produkt der Unwissenheit er erkannte im Fetischismus des Mythos die angebliche Ursprungsform der heidnischen Religionen Fur Giambattista Vico war er nur noch Ausdruck geringer Denkkraft und allzu grosser Phantasie 28 Auch zur ethisch moralischen Erziehung wurden die antiken Stoffe in der Phase der Fruhaufklarung verstarkt genutzt Johann Christoph Gottsched ubersetzte Mythos mit Fabel Versuch einer critischen Dichtkunst vor die Deutschen 1730 Mythos konnte in dieser Bedeutung sowohl das Grundgerust einer erzahlten Handlung sein als auch die Sittenlehre bezeichnen die einer Erzahlung zugrunde liegt Die Vorstellung vom Mythos als Sittenlehre hat in der Folge die altere erzahltechnische Bedeutung verdrangt Der Machtverlust der Kirchen in jener Zeit forderte in vielen Augen einen Ersatz fur biblische Stoffe die ihrer Autoritat beraubt waren Traditionell ubernahmen die antiken Epen und Dramen diese Aufgabe Die Welt der antiken Mythen schuf einen Freiraum gegenuber konservativen religiosen Vorstellungen so noch in der Weimarer Klassik Romantik und 19 Jahrhundert Bearbeiten In der Romantik wurde der Mythos wieder nicht als Gegenwelt zum Religiosen sondern als seine Erneuerung verstanden Jean Paul betrachtet die mit der Abwertung der Korperwelt verbundene Abwendung von der Erden Gegenwart hin zur Himmels Zukunft als den eigentlichen Mythos seiner Zeit und die Quelle aller romantischen Dichtung Auf der Brandstatte der Endlichkeit erwachsen Engel Teufel und Heilige und die Sehnsucht nach der Unendlichkeit oder die unendliche Seligkeit Der sinnlich heitere griechische Mythos verwandle sich in eine Damonologie der Korperlichkeit 29 Fur die meisten Romantiker waren Mythen jedoch verhullte Weisheiten die aus einer bildlich denkenden Urzeit stammten Diese Poetisierung des Mythos mundete zwischen 1800 und 1840 in die Frage nach dem Ursprung der Mythologien der Welt die die romantischen Dichter umtrieb Sie griffen neben den griechischen Mythen zunehmend auf mittelalterliche nordische spater auch auf die indische Mythologie zuruck die von Friedrich Schlegel als Ausdruck einer von Priestern esoterisch behuteten Urreligion betrachtet wurde welche Aussenstehenden nur symbolisch mythisch mitgeteilt und sich in den Mysterien der Griechen erhalten habe Die Mythen fassten die poetischen Elemente der Ursprache zu einer Ansicht des Weltganzen zusammen bei der auch Naturerscheinungen eine bedeutende Rolle spielten In Schellings Philosophie ist der Mythos nicht mehr vom Menschen erdacht sondern der Mensch scheint umgekehrt ein Instrument des Mythos zu sein Fur Schelling und Schlegel ist nicht mehr die Philosophie sondern die Poetik in Form einer neuen Mythologie die vor allem asthetische Lehrerin der Menschheit Friedrich Creuzer argumentiert antirationalistisch dass der Mythos nur durch Anschauung und Erfahrung erschlossen werden konne Er trennt die innere Seite den theologischen Gehalt von der ausseren dem Volk verstandlichen Seite 30 Akseli Gallen Kallela Lemminkainens Mutter fugt die Gliedmassen ihres Sohnes wieder zusammen 1897 Szene aus dem Kalevala 1835 von Elias Lonnrot das wichtig fur die Entwicklung des finnischen Nationalbewusstsein wurde Die verlorene und zugleich beschworene Autoritat des Mythos wurde zu einem wesentlichen Thema der Zeit Vor allem in jungen Nationen wurde die Rekonstruktion und Sammlung nationaler Mythen zum Gegenstand einer nationalromantischen Dichtung z B in Finnland das Kalevala Dabei scheute man vor Fiktion z B das estnische Kalevipoeg und Falschung im Fall des angeblichen keltischen Ossian Mythos nicht zuruck In der angestrengten Suche nach Urmythen zeigt sich die eng begrenzte Wirkung der Aufklarung die die Mythen als Formen von Priestertrug zu eliminieren suchte Fur Karl Marx war der Mythos der Versuch die Naturkrafte in der Einbildung in Form einer kunstlerischen Verarbeitung der Natur zu gestalten Er sei eine wichtige historische Quelle der Volksphantasie werde jedoch mit der fortschreitenden Naturbeherrschung uberflussig 31 Darwinistisch beeinflusst war das Mythenverstandnis des in Oxford wirkenden Religions und Sprachwissenschaftlers Friedrich Max Muller Mythen waren nach Muller ursprunglich vorwissenschaftliche Erzahlungen zur Naturerklarung sie berichteten von Naturphanomenen z B vom Lauf der Sonne und einmaligen Naturereignissen und erhielten ihre spatere personifizierte Form im Laufe der Jahrtausende durch sprachliche Verzerrung der Uberlieferung Aus dem Sanskrit Wort dyaus leuchtender Himmel seien die Namen des Himmels und Vatergottes Dyaus Pita Himmelsvater Zeus Patir Zeὺs patὴr Jupiter Tyr Ziu usw abgeleitet 32 Nach Friedrich Nietzsche der von Muller beeinflusst wurde ist das Unbehagen in der Kultur der Moderne Ausdruck eines Mythosverlusts Der Mythos sei eine Abbreviatur der Erscheinung Die Geburt der Tragodie aus dem Geiste der Musik 1872 Norbert Bolz stellt fest dass diese Rhetorik bis heute Tradition hat Dem mythenlosen Menschen der Moderne fehlt die Kraft der Abbreviatur der Horizontbegrenzung die der Mythos leistet Der Mythos ist die Matrix des Weltbildes er stellt ein Bild von der Welt und umstellt die Welt mit Bildern 33 Der Mythos schafft Wissen durch Erzahlung im Gegensatz zur wissenschaftlichen Erklarung Diese von Aristoteles zur Einteilung der Wissenschaften gebrauchte Unterscheidung wird im 19 Jahrhundert von der Romantik als Reaktion auf den Vormarsch der Naturwissenschaften zu einer Rechtfertigung des Erzahlens gegenuber dem Erklaren oft verbunden mit einem romantischen Glauben an die Existenz und Relevanz von Volksmarchen oder Volksliedern Die mundliche Uberlieferung von Mythen wurde daher oft als Beleg fur gemeinsame Autorschaft und uraltes Einvernehmen eines Volks gesehen Im selben historischen Zusammenhang steht die Rechtfertigung des Irrationalen gegenuber dem Rationalen Als Gegensatz zum Mythos wird oft der Logos begriffen der dem rationalen Diskurs zuganglich ist Im Unterschied zur Historie lassen sich die Gegenstande des Mythos nicht nachprufen und hangen eher mit einem kollektiven Glauben an seine Wirklichkeit oder Wahrheit zusammen Dem Logos ist heute die wissenschaftliche Geschichtsschreibung zuzuordnen wahrend sich mit dem Mythos u a die Glaubenslehre die Literaturwissenschaft und die Soziologie befassen Mit dem Begriff Mythos wird seit dem 19 Jahrhundert oft die Vorstellung einer wiederholten Bestatigung im Erleben und Erzahlen verbunden die sich einem linearen Zeitbegriff und einem Fortschrittsdenken entgegenstellt Abgesehen von Schopfungsmythen behandelt der Mythos nach dieser Auffassung regelhaft wiederkehrende Konstellationen und Konflikte Goethe verstand den Mythos als Menschenkunde in hoherem Sinne Hinsichtlich seiner Wiederholungsstruktur nannte er ihn die abgespiegelte Wahrheit einer uralten Gegenwart 1814 Nietzsche pragte das Wort von der ewigen Wiederkunft 1888 Thomas Mann definierte das Wesen des Mythos als zeitlose Immer Gegenwart 1928 Er sei vorbewusst denn Mythos ist Lebensgrundung er ist das zeitlose Schema die fromme Formel in die das Leben eingeht indem es aus dem Unbewussten seine Zuge reproduziert 34 20 Jahrhundert Bearbeiten Um 1900 verbanden sich romantische und neuhumanistische Vorstellungen mit den Erkenntnissen einer beginnenden wissenschaftlichen Ethnologie und Psychologie Von Sigmund Freud ging die Vorstellung aus dass Mythen als Projektionen menschlicher Probleme und Erfahrungen auf ubermenschliche Wesen deutbar seien Oft werde im Mythos das Handeln und Wirken von Gottern in Anlehnung an menschliche Verhaltnisse anthropomorph dargestellt Gotterfamilien Gottergeschlechter Dass mit diesem Begriff des Mythos Eigenschaften der griechischen Mythologie auf Aussereuropaisches ausgeweitet werden trug ihm den Vorwurf des Eurozentrismus ein Freuds Interesse am Mythos wurde mit abweichenden Lehrmeinungen von C G Jung geteilt Im Gegensatz zu Freud der den Mythos als eine Sublimierung seelischer Verdrangungsprozesse begreift sieht Jung im Mythos einen Spiegel eines kollektiven Unbewussten das sich in zeitlosen in verschiedenen Kulturen ubereinstimmenden Archetypen ausdruckt 8 Auch Lucien Levy Bruhl stellte der rationalistischen Tradition die Idee von grundsatzlich verschiedenen Arten von Wissen gegenuber zu denen der Mythos als Kollektivvorstellung gehore Er sei Ausdruck der Bindung von Gruppen an ihre Vergangenheit und zugleich ein Mittel ihre Solidaritat zu starken Die Gefahrdung von Ordnungen und Werten in der Zeit um die Weltkriege einerseits und ein zunehmender Pluralismus andererseits beforderten den Glauben an eine Universalitat mythischer Vorstellungen unabhangig von Kulturen und Weltbildern Der Literaturwissenschaftler Andre Jolles hatte mit seinem Buch Einfache Formen 1930 einigen Einfluss auf die Mythentheorie nicht nur im Vorfeld des Nationalsozialismus In der Absicht den Mythos vom Vorurteil des Primitiven 35 zu befreien stellte er ihn neben die Instanz des Orakels das gleichfalls wahrsage Hinzu komme das Moment der Aufforderung Neben dem Urteil das Allgemeingultigkeit schafft steht die Mythe die Bundigkeit beschwort 36 Schliesslich nimmt Jolles in der Mythe den Sog des Determinismus wahr wo Geschehen Notwendigkeit als Freiheit bedeutet da wird Geschehen Mythe 37 Aspekte des Mythos in den Wissenschaften BearbeitenDas 20 Jahrhundert versuchte den Mythos zu rehabilitieren nicht indem man abstreitet dass er durch die moderne Wissenschaft ersetzt wird sondern indem man zeigt dass er eine ganz andere Funktion hat als die Wissenschaft oder dass er nichts uber die physikalische Welt sagt sondern symbolisch gelesen werden muss Zumindest letztere Variante lasst eine Reihe von wichtigen Funktionen des Mythos ausser Acht die in der Folge diskutiert werden Dabei ist es aufgrund der Vielzahl der Theorieansatze nur schwer moglich klare Entwicklungslinien zu ziehen Charakteristisch sei fur die Mythenforschung gegen Ende des 20 Jahrhunderts eine jeweils monolaterale Auslegung der Funktionen des Mythos die vergleichende Aspekte vernachlassigt so der Indologe Michael Witzel Mythos in der Philosophie Bearbeiten Mythos als Weltdeutung wird schon durch die Vorsokratiker in den Gegensatz zur Erkenntnis des Logos gesetzt wobei die auf Thales von Milet zuruckgefuhrten ersten Anfange wissenschaftlichen Denkens bereits seit Aristoteles als Anfang der Philosophie uberhaupt interpretiert werden Der Mythos bleibt in der Folge der Dichtung vorbehalten bis die Kirchenvater sich gegen die griechischen Gotter aussprachen die so sind wie nicht einmal Menschen sein durfen 38 Dieser theologische Absolutismus wirkt nach bis hin zu Renaissance und Barock als in Dichtung und Malerei die Gotter langst wieder Einzug gehalten hatten jedoch philosophisch mittels Allegorese ins christliche Weltbild eingepasst werden konnten Erst der Gottesbegriff Spinozas und der Umschlag in die Suprematie des Subjekts 39 durch Bacons Wissenschaftsbegriff und den durch Hobbes und Locke weiter vorangetriebenen Empirismus erlaubten 1725 dem Fruhaufklarer Giambattista Vico in seiner scienza nuova den Entwurf einer Geschichtsphilosophie in der die poetologisch allegorische Wahrheit der Mythen in der Fruhzeit des Menschen durch einen Aufschwung zum rationalen Bewusstsein abgelost wird das jedoch die Imagination schwacht und somit wieder zum Abstieg fuhrt bis eine neue Wissenschaft die Vico in seiner Zeit gekommen sah den endgultigen Aufstieg sichert 40 Mit Beginn der Moderne sieht sich die Theologie dann angesichts des Massenatheismus ausserstande die Legitimation der bestehenden Ordnung gegenuber der sich im revolutionaren Umbruch befindlichen Gesellschaft zu sichern Andererseits kann die mit der Aufklarung zur neuen Richtschnur gewordene empirische Wissenschaft nicht als Religionsersatz dienen da ihre Geltungsanspruche grundsatzlich hypothetisch formuliert sind Hypothesen reichen aber nicht hin zur Legitimation von staatlicher Macht 41 In diesem Umfeld verstarkt sich die Bedeutung von Philosophie und unter dem neuen Primat der Freiheit sind es schliesslich Kants Postulate der praktischen Vernunft die Das alteste Systemprogramm des deutschen Idealismus gleichermassen Hegel wie Schelling zugeschrieben 1797 aufgreift um die Forderung nach einer Neuen Mythologie als Mythologie der Vernunft zu formulieren Die Philosophie muss mythologisch werden um die Philosophen sinnlich zu machen Der Mythos bleibt in der Folge ein zentrales Thema des Deutschen Idealismus Schelling bezeichnet noch 1842 im Prozess der Mythologie Mythen als Erzeugnisse der Substanz des Bewusstseins selbst und als grundlegend fur das menschliche Bewusstwerden Vermittelt durch den Schelling Schuler Johann Jakob Bachofen wurde gewissermassen als Erbe der Nachtseite der Romantik der nicht olympische Grund unterhalb der apollinischen Heiterkeit der homerischen Gotterwelt 42 den Schelling in seinem Spatwerk anspricht zum Gegenpol der hellenistischen Klassizitat in radikalster Formulierung bei Nietzsche Bachofen sah noch nach dem erfolgten Ubergang vom Mutterrecht zum Patriarchat den Gottervater Zeus unter der Herrschaft der Schicksalsgottin Moira und setzte in diesem Zusammenhang das Dionysische gegen das Apollinische Dieser Gegensatz wird 1871 zentrales Thema in Nietzsches Die Geburt der Tragodie aus dem Geiste der Musik Hier zeigt sich deutlich die latente Sprengkraft der entsubjektivierenden Mythenrezeption Nietzsches Trotz Furcht und Mitleid sind wir die Glucklich Lebendigen nicht als Individuen sondern als das eine Lebendige mit dessen Zeugungslust wir verschmolzen sind 43 Der endgultige Schritt zur Remythisierung 44 als Grundstein der wiedererlangten Geltung des Mythos im 20 Jahrhundert durfte 1885 durch Nietzsches Also sprach Zarathustra erfolgt sein Die dort postulierte ewige Wiederkunft des Gleichen ist nicht als metaphysische Aussage zu verstehen sondern als ein provozierendes Deutungsangebot Dionysos mit Satyr Bronze 4 Jh v Chr Nationalmuseum Athen Die wohl wirkungsmachtigste Tradition der Philosophie der Gegenwart fuhrt von Nietzsche aus weiter uber Freud und den franzosischen Strukturalismus bis zur Postmoderne wobei die Struktur des Mythos ein zentrales Thema bleibt Ernst Cassirer interessiert sich hingegen aus erkenntnistheoretischer Perspektive fur die Stellung des Mythos im System der symbolischen Formen Er charakterisiert den Mythos als eigene Denkform neben Sprache Kunst und Wissenschaft durch folgende Merkmale Der Mythos ebenso wie das religiose Ritual mache keine Unterscheidung zwischen verschiedenen Realitatsstufen Immanenz Transzendenz Er kenne zudem keine Unterscheidung zwischen Vorgestelltem und wirklicher Wahrnehmung Traum Wacherlebnis und keine scharfe Trennung zwischen der Sphare des Lebens und des Todes Er kenne keine Kategorie des Ideellen denn alles auch Krankheit und Schuld habe Dingcharakter Er betrachte Gleichzeitigkeit oder raumliche Begleitung als Ursache von Ereignissen post hoc ergo propter hoc Mit dieser Beschreibung folgt Cassirer in etwa dem was Lucien Levy Bruhl als pralogisches pre logique Denken bezeichnet Diese Merkmale des Denkens lassen sich laut Cassirer nicht nur im echten Mythos also der Gottererzahlung sondern auch in anderen Textarten wie in Gebeten und Liedern nachweisen 45 Einerseits steht fur Cassirer der Mythos als symbol und welterschaffendes Phanomen auf einer Stufe mit der modernen Wissenschaft gleichzeitig betrachtet er ihn jedoch als ein primitives Phanomen Unter dem Eindruck des Nationalsozialismus und nach seiner Flucht in die USA spricht Cassirer von modernen politischen Mythen die er vollstandig in den Bereich der Irrationalitat verweist Damit entfernt er sich weit von Levy Bruhls Begriff des pralogischen Denkens dessen Werk La Mentalite primitive von 1921 wurde dem Zweiten Weltkrieg oft als rassistisch kritisiert wovor ihn Mary Douglas in Schutz nahm 46 und folgt Malinowskis funktionalistischer Interpretation des Mythos als eines letzten Mittels der magischen Kontrolle des nicht Kontrollierbaren Cassirer bezieht dies jedoch nicht auf die Kontrolle der physischen Natur sondern auf die der Gesellschaft und des Staates 47 Damit verschwimmt jedoch jeder Unterschied zwischen Mythos und blosser Ideologie Gegenuber solcher Abwertung die zur Annahme fuhrt dass der Mythos fur den modernen Menschen entbehrlich ja schadlich ist sieht Hans Blumenberg in der Tradition Arnold Gehlens den Mythos als eine Form der Verarbeitung existenzieller Grunderfahrungen die den Menschen uberlasten Das Narrativ des Mythos lehre einen Umgang mit diesen Situationen und stelle somit eine Entlastungsfunktion Arnold Gehlen fur den Menschen dar Dabei lasse sich der Mythos nicht in klare nicht bildhafte Sprache uberfuhren Gerade seine Polyvalenz gebe ihm seinen Reichtum und mache seine Interpretierbarkeit und Anwendbarkeit im Sinne eines Nachvollzugs in unterschiedlichsten Krisen moglich Somit ist der Mythos als Weltdeutung des imaginaren Denkens die wohl fruheste Antwort auf das menschliche Bedurfnis nach Orientierung und Sicherheit angesichts des unveranderbaren Absolutismus der Wirklichkeit 48 Er entspricht der ursprunglichen Struktur menschlichen Denkens Unbestimmte Angst lahmt so dass der Mensch bestrebt ist sie in objektbezogene Furcht umzuwandeln mit der es sich leichter leben lasst Dazu erfindet er Namen Geschichten und Zusammenhange die das Unvertraute vertraut machen das Unerklarliche erklaren und das Unbenennbare benennen Was durch den Namen identifizierbar geworden ist wird aus seiner Unvertrautheit durch die Metapher herausgehoben durch das Erzahlen von Geschichten erschlossen in dem was es mit ihm auf sich hat Blumenberg 48 Auf diese Weise wird das Nichtmenschliche vermenschlicht und es entsteht eine verwandtschaftliche Bindung an das Grosse Ganze 49 Der Mythos ist nicht hinterfragbar er erzahlt statt zu belegen er ist die Beschworung der Dauerhaftigkeit der Welt im Ritual 50 Dies verweist auf die tiefe Verwurzelung des Mythos im menschlichen Denken zur Erhaltung des Subjekts durch seine Imagination gegen das unerschlossene Objekt 39 im Vergleich zum Traum als reiner Ohnmacht gegenuber dem Getraumten vollige r Ausschaltung des Subjekts und reine r Herrschaft der Wunsche 51 Der franzosische Schriftsteller und Philosoph Albert Camus stellte 1942 in Der Mythos des Sisyphos die antike Figur des Sisyphos als potenziell selbstbestimmten und daher glucklichen Menschen dar In der beharrlichen Sinnlosigkeit einer Sisyphusarbeit zeige sich die Freiheit des Menschen eher als in seiner Ergebenheit gegenuber Autoritaten Kurt Hubner legt im letzten Kapitel seines Buches Kritik der wissenschaftlichen Vernunft 52 und in seinem Buch Die Wahrheit des Mythos eine systematische und inhaltliche aber nicht funktionalistische und nicht strukturalistische Deutung des Mythos als einer eigenstandigen Wirklichkeitsauffassung vor Weiter setzt er sich kritisch mit den klassischen und aktuellen Mythosdeutungen sowie mit den Anspruchen der Naturwissenschaften auseinander In Abgrenzung zur naturwissenschaftlichen Ontologie versucht er die Frage nach der Rationalitat und Wahrheit des Mythos zu klaren Mythos im Strukturalismus und Poststrukturalismus Bearbeiten Dass Mythen keine primitiven Formen der Sinnbildung sind sondern ausgefeilte Techniken mit deren Hilfe eine Analogie zwischen Natur und Sozialordnung begrundet stabilisiert und Sicherheit gestiftet werden kann wird seit den Arbeiten von Claude Levi Strauss allgemein anerkannt Sie haben eine epistemische das Wissens bzw Glaubenssystem systematisch ordnende soziale und anthropologische Funktion 53 1949 erschienen Levi Strauss Elementare Strukturen der Verwandtschaft 1962 Das Ende des Totemismus und 1964 1971 das vierbandige Hauptwerk Das Rohe und das Gekochte Mythos ist hier wie fur Edward Tylor siehe unten eine grundlegende protologische Struktur menschlichen Denkens in allen Kulturen Im Verlauf eines Mythos kann alles geschehen er weist keine Kontinuitat auf Dennoch kann das wilde Denken 54 wie alles Denken in Gegensatzpaaren geordnet werden die nicht aus einer unbegrenzten Imagination heraus entstehen sondern durch Beobachtung und Hypothesenbildung gewonnen wurden Darin sind sie den Systematiken der modernen Welt ahnlich Ausserdem bieten diese Gegensatzpaare wie das Rohe und das Gekochte Exogamie und Inzest wilde und gezahmte Tiere Himmel und Erde Uber und Unterbewertung der Blutsverwandtschaft durch Inzest und Vatermord usw eine Reihe von Losungen fur den Widerspruch dass sich der Mensch einerseits als Teil der Natur und gleichzeitig als kulturelles Wesen erfahrt 55 Dabei wird die Diachronie die chronologische Anordnung der Handlung in der Synchronie der Gegensatzpaare aufgehoben Man wird nicht zogern Freud nach Sophokles zu unseren Quellen des Odipusmythos zu zahlen Ihre Versionen verdienen dieselbe Glaubwurdigkeit wie andere altere und dem Anschein nach authentischere Da ein Mythos aus der Gesamtheit seiner Varianten besteht muss die Strukturanalyse sie alle mit dem gleichen Ernst betrachten 56 Kein Element des Mythos und keine Gruppe von Elementen hat fur sich eine Bedeutung weder eine wortliche noch eine symbolische sie gewinnen ihre Bedeutung erst aus der Beziehung auf andere Elemente bzw Gruppen Das Gleiche gilt fur einzelne Mythen wie auch fur das Verhaltnis von Mythos und Ritual Darin besteht die Anleihe bei der modernen strukturalistischen Semiologie was Levi Strauss den Vorwurf eingetragen hat die Mythen aus ihrem Zusammenhang gerissen zu haben Das dem Mythos immanente wilde Denken Levi Strauss ist ebenso stringent wie das moderne Denken es unterscheidet sich davon dadurch dass es der Sphare der konkreten Wahrnehmung angepasst ist wahrend das abstrakt wissenschaftliche Denken davon abgehoben ist Das wilde Denken ist die Ubersetzung eines unbewussten Erfassens der Wahrheit des Determinismus 57 Der Interpretation bietet sich derart ein Schema das dauernde Wirkung besitzt 58 Damit betont Levi Strauss wie Tylor die kognitionssteuernde Rolle der Mythen die emotionalen Funktionen des Mythos etwa seine Fahigkeit existenzielle Angste zu verarbeiten treten in den Hintergrund Die Handlung und damit die narrative Deutung seien gegenuber der Ordnung stiftenden kognitiven Struktur zweitrangig die Syntax des Mythos ist sozusagen wichtiger als seine Semantik Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Als Losung des Widerspruchs von Gegensatzpaaren im Mythos sieht der belgische Kulturanthropologe und Levi Strauss Schuler Marcel Detienne ein Mitbegrunder der Ecole de Paris den in vielen v a griechischen Mythen erscheinenden Kompromiss zwischen den Extremen an Solche Extreme bzw Kompromisse auf den verschiedenen Ebenen des Mythos sind miteinander assoziiert Wahrend auf der Ebene der Ernahrung das rohe Fleisch und der Salat das eine und die Gewurze das andere Extrem bilden vermittele das gebratene Fleisch und das Getreide zwischen diesen Extremen Auf einer anderen Ebene entspreche das dem Menschen der zwischen dem Tierreich und den Geistwesen stehe Diese wiederum werde mit den sonnengereiften Gewurzen assoziiert wahrend rohes Fleisch mit Kalte und dem Winter verbunden sei Salat und rohes Fleisch stehen fur Enthaltsamkeit Gewurze symbolisieren sexuelle Ausschweifungen und Promiskuitat Dazwischen stehe die Ehe die durch Getreideanbau und gebratenes Fleisch reprasentiert werde Die Verteilung der Opfergaben sei dazu analog So gehen die Gewurze an die Gotter ihr Rauch steigt zum Himmel empor 59 Georges Dumezil Les dieux souverains des Indo Europeens 1938 Auch Georges Dumezil 60 behandelt Mythen nicht in historischer Perspektive sondern ist am Strukturvergleich interessiert Er versucht Strukturen unter der Oberflache der Mythen der altindoeuropaischen Volker nachzuweisen die anders als bei Levy Strauss keine Ordnung des Denkens in Gegensatzpaaren sondern in drei Klassen aufweisen welche die Mythen das Pantheon und die gesamte sakrale Lebensordnung strukturieren Diese sog trifunktionelle Ideologie bildet seit mindestens 1500 v Chr die drei Hauptklassen oder Kasten der indoeuropaischen Volker ab Priester Herrschaft Krieger und Bauern Wachstum und findet sich auch im Gotterhimmel Ihre Entdeckung wurde wichtig fur die Entwicklung der vergleichenden Religionswissenschaft Die Gotter haben nach Dumezil einerseits eine magische andererseits eine richtende Funktion Die Identitat zweier Gotter ergibt sich aus ihrer analogen Funktion im jeweiligen Pantheon Allerdings passt die Dreiteilung z B nicht zur nordischen Mythologie die keine Priester dafur aber Sklaven kennt Witzel halt die von Dumezil untersuchten Mythensysteme fur den Versuchs im Prozess der Bildung von fruhen Staatsgebilden die unteren Klassen und Kasten vom mythischen Privileg gottlicher Abstammung auszuschliessen Wahrend die Klassen der Arya ihre Abstammung auf die Sonne zuruckfuhrten wird die untere Klasse im Sanskrit als अम न ष amanuṣa nicht menschlich oder un menschlich bezeichnet 61 Andere strukturelle Klassifikationsansatze stammen von Mislav Jezic und Franciscus Bernardus Jacobus Kuiper Das in der Mythenforschung vorherrschende gedankliche Vorbild ist das der stammbaumartigen Klassifizierung der indoeuropaischen Sprachen die die Rekonstruktion einer hypothetischen Ursprache erlauben soll Bruce Lincoln kehrt das Modell um und analysiert die Verzweigungen der ursprunglichen indoeuropaischen Mythen z B des Narrativs vom Bruderpaar Manu ein Priester der strukturell Odin oder Romulus entspricht und Yemo Ymir oder Remus ein Konig wobei der Viehraub eine zentrale Rolle spielt 62 Diese Mythenadaptionen interpretiert Lincoln in der Tradition Antonio Gramscis als autoritative ermachtigende Narrative durch welche die Klassengrenzen wie in Dumezils System gezogen werden Michael Witzel untersucht die Mythen vieler Volker aus sprachwissenschaftlicher Sicht und in vergleichender sowie historischer Perspektive Er erweitert das strukturell genetische Modell der Indogermanistik durch den Strukturvergleich mit Mythen aus samtlichen anderen Sprachgrossraumen und bezieht historische Aspekte in die vergleichende Analyse ein Dabei kritisiert er das Mythenverstandnis von Robert Bellah 63 der in seiner Unterscheidung der Stadien religioser Entwicklung ein primitives vorneolithisches Stadium postuliert in dem physische Phanomene direkt durch mythische Figuren reprasentiert werden die untereinander unverbunden sind und einzeln verehrt werden und ein zweites archaisches Stadium mit Vorstellungen einer systematischen gottlichen Ordnung die sich in Mythensystemen ausdruckt Auf dieses folgt nach Bellah wiederum das Stadium der historischen Religionen Doch nur weil es keine archaologischen Hinweise auf komplexe spatpalaolithische Mythen gebe oder weil die Existenz von Abbildungen schamanistischer Aktivitaten auf fruhen Hohlenmalereien vereinzelt bestritten werde 64 konne nach Witzel deren Existenz zufolge nicht ausgeschlossen werden Aus der Tatsache dass einfache Jagerkulturen kaum archaologische Spuren hinterlassen durfe nicht der Schluss gezogen werden dass sich in der Zeit von 50 000 bis 20 000 v Chr keine Evolution komplexer Mythen vollzogen habe Komplexe syntaktisch gegliederte Sprache gebe es immerhin seit 40 000 bis 50 000 Jahren 65 so dass orale Traditionen seit dieser Zeit verbal weitergegeben werden konnten 66 Er datiert den Ursprung strukturierter Mythen auf die Zeit der spatpalaolithischen Felsmalerei und billigt ihnen gerade in strukturierter Form als story line eine grosse Stabilitat bei ihrer Uberlieferung zu Die bleibende und aktuelle Gultigkeit der Struktur des Mythos ist Thema der Semiologie etwa in Roland Barthes Mythen des Alltags wobei dieser sich extrem kritisch zur Lesbarkeit des Mythos aussert Der Verbraucher des Mythos fasst die Bedeutung als ein System von Fakten auf Der Mythos wird als ein Faktensystem gelesen wahrend er doch nur ein semiologisches System darstellt 67 Kritisch ist die Stellung der Postmoderne zum Mythos als Welterklarungsmodell wie schon am Titel des Anti Odipus 68 von Deleuze Guattari ersichtlich Im Vorwort zum zweiten Band Mille Plateaux heisst es zu Nietzsche Nietzsches Aphorismen brechen die lineare Einheit des Wissens nur auf um im gleichen Zuge auf die zyklische Einheit der ewigen Wiederkehr zu verweisen die im Denken als Nichtgewusstes anwesend ist 69 Fur die meisten Poststrukturalisten und Linguisten wie schon fur Albert Camus sind Mythen also autonome Texte die von jeder rituellen Praxis getrennt sind und uber deren Ursprung und Zweck zu spekulieren sich verbietet Mythos in der Psychologie Bearbeiten Bereits in der Antike gab es Bestrebungen die im Mythos dargestellten Geschehnisse als Sinnbilder der menschlichen Psyche zu deuten So legte beispielsweise Lukrez in seinem Lehrgedicht de rerum natura eine solche Interpretation vor Darin versuchte er die beruhmten Qualen von Tantalos Tityos und Sisyphos aus seinem naturalistisch rationalen Weltbild heraus zu erklaren 70 Demnach steht die Angst die Tantalos vor dem uber seinem Kopf schwebenden Stein hat fur die standige Furcht vor den strafenden Gottern Tityos verspurt keine Schmerzen weil ihm Adler die standig nachwachsende Leber aus dem Leib reissen sondern weil er sich in Liebessehnsucht verzehrt Sisyphos ist das Sinnbild des rastlos strebenden Menschen der sich nie mit dem Erreichten begnugt und niemals zur Ruhe kommt Fur die Volkerpsychologie und Apperzeptionstheorie der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts und der Jahrhundertwende war der Mythos die Anschauungs und Denkweise des primitiven Menschen fur den jede Anschauung zum Symbol werde Wilhelm Wundt 71 Heymann Steinthal Eduard Meyer mit Religion habe er nichts zu tun Auch fur Wilhelm Dilthey war der Mythos keine Religion sondern ein Stadium der intellektuellen Entwicklung Von Adolf Bastian dem Grundungsdirektor des Museums fur Volkerkunde in Berlin stammt die Idee des Elementargedankens 72 also von Urmythen die an weit auseinanderliegenden Orten der Welt aufgetreten sind so dass sie offenbar nicht durch Diffusion verbreitet wurden Er erklarte dieses Phanomen durch die Homogenitat der menschlichen Psyche und bereitete damit das Archetypenkonzept C G Jungs vor obwohl er gleichzeitig an die Theorien Tylors anschloss Sigmund Freud sprach bereits 1896 von endopsychischen Mythen auf denen er eine Metapsychologie als Orientierung fur das Konstrukt der inneren Dramaturgie aufbaut wobei er hier erstmals Odipus erwahnt verwarf diese These aber wieder da sie in letzter Konsequenz zuruck zu den eingeboren Ideen Platons gefuhrt hatte In der Traumdeutung von 1899 unterschied er zwischen der manifesten wortlichen und der latenten symbolischen Bedeutungsebene von Traum Mythen Auf der manifesten Ebene scheitert beispielsweise Odipus beim Versuch dem ihm vorhergesagten Schicksal zu entgehen Auf der latenten Ebene ist er erfolgreich bei der Befriedigung seiner geheimen Wunsche Auf einer noch tieferen Ebene lasst sich der mannliche neurotische Leser bzw der Traumende vom Mythos fesseln und wird erneut zu dessen Urheber indem er Befriedigung fur seine verdrangten Wunsche findet indem er sie symbolisch ausagiert Mythen sind nur offentlich gemachte Traume In seinem Spatwerk definierte Freud 1937 den Mythos freilich als Latenz vorgeschichtlicher Menschheitserfahrung 73 An die fruhen Arbeiten Freuds schloss Otto Rank an der Traume ebenfalls als symbolische Befriedigung verdrangter Wunsche ansah aber daruber hinaus eine differenzierte Handlungsstruktur des Heldenmythos vor allem in der ersten Lebenshalfte bis zur Etablierung des eigenen Ich in Form einer Durchschnittssage 74 anhand von 30 Mythen herausarbeitete Schon Geburt als erste Erfahrung von Todesangst die im spateren Werk Ranks sogar in den Vordergrund tritt und Uberleben galten ihm als Heldentaten Auf der wortlichen Ebene ist Odipus unschuldiges Opfer auf der symbolischen Ebene ist er Held weil er es wagt seinen Vater zu toten Carl Gustav Jung beschrieb Mythen als Ausdruck von Archetypen also tief im Unbewussten verankerten aber nicht individuellen sondern quasi kollektiv ererbten menschlichen Vorstellungs und Handlungsmustern die uberall erscheinen konnen im Traum in der Vision im Marchen Im Unterschied zu den unbewussten Archetypen sind Mythen nach Jung jedoch bewusste sekundare Elaborationen dieser Archetypen Besonders die Gottermythen die Gotter symbolisieren die Archetypen der Eltern spiegeln leicht erkennbar das Handeln und Wirken von Menschen wider schon ihre daher anthropomorph genannte Darstellung erfolgt meist analog zu menschlichen Gegebenheiten oder Erfahrungen die nur in die Gotterwelt projiziert werden z B Gotterfamilien geschlechterfolgen Ehezwiste Trug und List der Gotter in der Griechischen Mythologie Archetypen und Mythen konnen uber langere Zeit verlorengehen oder verdrangt werden wie z B der Mythos der Muttergottheit im Christentum der allerdings in Form der Verehrung der Maria wieder auftaucht sog Atavismus Fur C G Jung barg der Mythos immer auch Gefahren So fuhre die starke Identifikation mit den Archetypen wie die des puer aeternus ewiger Jungling mit dem Archetypus der Grossen Mutter im Unterschied zu Freud und Rank nicht mit der konkreten Mutter oder einer Ersatzfigur im Erwachsenenalter zu einem Leben als ewiger psychischer Saugling Der Archetypus als solcher ist zwar eine zu akzeptierende Realitat aber der konkrete puer aeternus gibt sein Ich zugunsten des Unbewussten auf er strebt die Ruckkehr in den vorgeburtlichen Zustand der mystischen Einheit an 75 Der Antagonismus zwischen Mythos und Aufklarung wurde von den Vertretern des Archetypenkonzepts letztlich zu Gunsten des Mythos gedeutet Der Mythos wird als rituelle Wiederholung von Urereignissen betrachtet als erzahlerische Aufarbeitung menschlicher Urangste und hoffnungen In dieser Funktion habe er einen unaufholbaren Vorsprung gegenuber Begriffssystemen Mythen konnen nach dieser Auffassung als bildhafte Weltauslegungen und Lebensdeutungen in Erzahlform allgemeine Wahrheiten enthalten und sich als unzerstorbar erweisen Dafur stehen Ideen des Altphilologen und Religionswissenschaftlers Karl Kerenyi der sich mit der griechischen Mythologie beschaftigte Von C G Jung beeinflusst sprach Kerenyi von der Psychologie als Individualmythologie und von der Mythologie als Kollektivpsychologie 76 Die etymologische Definition der mythologia als das Erzahlen legein von Geschichten mythoi verweist Kerenyi zufolge erst auf den zweiten Blick auf einen Grundtext den der Mythos bestandig variiert Erzahlen ist in der Mythologie schon Begrunden 77 Der Mythos sei zeitlos seit jeher war er ungetrennt beides Gegenwartiges und Vergangenes Diese Paradoxie des Gleichzeitigen und Vergangen war im Mythos immer schon da 78 Station der Heldenreise Odysseus im Schattenreich Odyssee 11 Gesang Romisches Fresko Der Sprachwissenschaftler und Mythologe Joseph Campbell Schuler des Indologen Heinrich Zimmer gilt als einer der Begrunder der vergleichenden Mythenforschung Er untersuchte in seinem Buch Der Heros in tausend Gestalten 1949 anders als Rank der das Kindheits und Jugendalter betrachtete die Mythen der zweiten Lebensphase die Heldenreise als Aufbruch in eine neue ubernaturliche oder Gotter Welt und Bestehen von Abenteuern Fur ihn drucken Mythen ganz normale Entwicklungsaspekte der Personlichkeit aus Seine Mythenleser leben die Abenteuer nur im Geist aus die Mythen verschmelzen mit der Alltagswelt in welche die Heldinnen und Helden jedoch stets zuruckkehren Campbell betonte die lokalen Anpassungsformen und Beschrankungen universeller Elementarmythen die seit der Zeit der fruhen Hochkulturen aus Grunden der Herrschaftslegitimation und sozialen Integration erfolgt seien Diese Einvernahme von Mythen habe mit dem Zweiten Weltkrieg ihren Hohepunkt erreicht Als spezifische Anpassungsform des Mythos an die amerikanische Gesellschaft identifizierte er den Monomythos des lone rider der gegen das Bose kampft 79 Film und Fernsehen sind die Orte in denen die Mythen heute weiterentwickelt werden Besonders das Kino ist geeignet Mythen zu pflegen da es vorzugsweise mit starken Stars bzw Star Paaren und wenig komplexen Erzahlmustern arbeitet Es kommt der Bildlastigkeit des Mythos naher als es die Literatur vermag Insbesondere der Hollywood Film setzt auf Stars statt auf das Narrativ und damit auf psychologische Universalien statt auf Kulturalismen Dabei kommt es jedoch zu psychologisch bedeutsamen kulturspezifischen Uberformungen und Fortentwicklungen der zitierten oder neu kreierten Mythen So wurde die Rolle der Frau im zunehmend mysogynen amerikanischen Film zeitweise verdrangt durch das unzertrennliche mannliche Paar male bondage dessen einer Partner haufig ein edler Wilder Schwarzer Indigener oder Polynesier wie die Figur des Queequeg im Roman Moby Dick war 80 Den homoerotischen Subtext dieser Entwicklung auch in der Literatur so bei James Fenimore Cooper Mark Twain und Herman Melville hatte schon der Literaturwissenschaftler Leslie Fiedler aufgedeckt der die amerikanische Literatur fur pathologisch vom Tode besessen hielt 81 Der amerikanische Ethnologe Alan Dundes betrachtet den Mythos aus tiefenpsychologischer Sicht als Wunschsystem Dundes arbeitete die vielen unbewussten Wunsche und Utopien heraus die sich in teils auch kulturspezifischen Mythen und Marchen konzentrieren liess allerdings offen welche Rolle der Mythos bei der gesellschaftlichen Kanalisierung dieser Wunsche spielt In der Tradition Mircea Eliades stehend mass er dem Mythos im Unterschied zu Marchen folktales jedoch eine sakrale Bedeutung bei In ihnen manifestiere sich das Ubernaturliche 82 Donald Winnicott ein Vertreter der britischen Schule der Objektbeziehungstheorie sah im Mythos einen Zwischenbereich des Erlebens der den Menschen von der anstrengenden Aufgabe entlastet dauerhaft die innere und aussere Realitat zueinander in Beziehung zu setzen 83 Der Mythos sei die Fortsetzung des kindlichen Spiels im Ubergang zur Erwachsenenwelt er schaffe wie Kunst und Religion eine eigene Welt von Bedeutung und Sicherheit in der ausseren Welt Fur Jacques Lacan der auf Levi Strauss Strukturalismus aufbaut sind Mythen und Rituale fur das Individuum notwendig um die Widerspruche einer okonomischen und sozialen Realitat zu verschleiern die es nicht umfassend symbolisch reprasentieren kann Das individuelle Subjekt produziert uber alle diese Widerspruche hinweg ein phantasmatisches Szenario idem es sich in stilisierter Form zeremoniell in Szene setzt 84 Heute sehen die meisten modernen Vertreter der Tiefenpsychologie die Rolle des Mythos als positiv fur die normale Ich Entwicklung an Er schaffe nicht nur symbolische Befriedigung fur die Verdranger und Neurotiker und unterstutze nicht die Weltflucht wie der Traum sondern lehre als kollektiv geteilte Erfahrung den bewussten Verzicht die Sublimierung und die Auseinandersetzung mit der Realitat Darin unterscheide sich der Mythos grundsatzlich vom Traum so der Psychoanalytiker Jacob Arlow aber auch vom Marchen das im Unterschied zu den Helden des Mythos eine sanftere alltagstauglichere Sozialisationsinstanz sei so Bruno Bettelheim In jungster Zeit beschaftigt sich ein Wissenschaftsdialog zwischen Neurobiologie Anthropologie und Religionspsychologie mit Mythen z B mit der Frage warum Menschen immer wieder mit teleologischen Modellen operieren die bei einer intentionalen Instanz enden 85 Mythos und Ritual in der angelsachsischen Sozial und Kulturanthropologie Bearbeiten Die britische Schule der Sozialanthropologie die teils auf Vorarbeiten von Altphilologen und protestantischen Bibelforschern aufbaute untersuchte vor allem das Verhaltnis von Mythos und Ritual wobei sie in ihrer fruhen Phase kaum eigene Feldforschung durchfuhren konnte sondern sich auf Berichte von Forschungsreisenden usw verlassen musste Kennzeichnend der breite interdisziplinare Ansatz der Myth and Ritual School der ethnologische soziologische altertums und religionswissenschaftliche orientalistische psychologische evolutionstheoretische und philologische Aspekte einschloss Diese Studien wurden von der von Franz Boas begrundeten amerikanischen Schule der Kulturanthropologie fortgefuhrt wobei Boas im Gegensatz zu evolutionistischen Ansatzen und weltumspannenden Verbreitungsstudien von Mythen wie sie zu seiner Zeit Mode waren die Aufmerksamkeit auf die spezifischen und kulturellen Gegebenheiten einer Region lenkte aber die Tatsache der weiteren Verbreitung der Mythen als Erzahlungen durchaus anerkannte Fur Edward Burnett Tylor handelte es sich bei Mythos der von ihm dem Bereich der Religion zugerechnet wird um eine Art pralogischer Proto Science die zum Ritual im selben Verhaltnis steht wie die Wissenschaft zur Technik Rituale werden nach Tyler aufgrund von Mythen entwickelt und dienen dem Versuch der Naturbeherrschung oder kontrolle Aufgrund der Regelmassigkeit der Rituale kann man den Mythos quasi als ein Gesetz zur entsprechenden Handlung verstehen es handele sich beim Ritual sozusagen um einen angewandten Mythos sog ritual from myth approach 86 87 Mythen werden nicht mehr benotigt sobald sich moderne Religionen oder Ideologien auf eine entwickelte Ethik und Metaphysik grunden Auch fur James George Frazer 88 stand am Anfang das Wort des Mythos wobei dem Ritual die Bedeutung der dramatischen Darstellung des Erzahlten zufiel Fur den schottischen presbyterianischen anti katholisch und damit anti rituell eingestellten Arabisten William Robertson Smith waren Mythen demgegenuber nur dogmatische Erklarungen fur religiose Rituale deren Ursache nicht mehr verstanden werden So begleiten die alten Volker den Kreislauf der Vegetation durch Rituale Von den altorientalischen Vegetationskulten blieb bei den Griechen nur noch der Adonis Mythos lebendig sog myth from ritual approach Die fruhen Religionen waren fur Robertson Smith im Kern Ansammlungen von Ritualen nicht von Vorstellungen oder Erzahlungen die spater daraus entstanden sind 89 Ahnlich postulierte der Literaturtheoretiker Stanley Edgar Hyman 1919 1970 dass das pralogische Ritual alter sei als der Mythos der sich nachtraglich als logisch atiologische Erzahlung zur Erklarung von Naturphanomenen verselbststandigt habe 90 Fur die Vertreter dieses Ansatzes wirkt das Ritual also ex opere operato d h durch seinen blossen Vollzug wird Heil bewirkt ohne dass dabei die Erzahlung erinnert werden muss eine Vorstellung die auch im Christentum noch nachwirkt 91 Allerdings bleiben dabei die Fragen nach der Entstehung und dem zahen Uberleben von Ritualen unbeantwortet Myrrha gebiert Adonis und wird in einen Baum verwandelt Michel Faulte 17 Jahrhundert Wellcome Library 92 Robertson Smith ubeeinflusste jedoch durchaus Einfluss die umfangreichen Arbeiten von James George Frazer uber den im Jahresablauf durch das Schneiden und Zerstampfen des Getreides sterbenden in die Unterwelt hinabsteigenden und im Fruhling wieder auferstehenden Gott der Pflanzenwelt wie er im ursprunglich vorderasiatischen Adonis Mythos beschrieben wird Die Gotter waren fur Frazer nur Symbole fur naturliche Vorgange Der natural law man sei durchaus zu logischem Denken fahig er benutze jedoch magische Rituale wenn er an die Grenzen seines kausalen Naturverstandnisses stosst und wenn diese Rituale versagen also etwa bei Missernten helfe ihm der Mythos also der Glauben an unsichtbare Machte sich mit den Grenzen seiner Macht abzufinden Der Mythos beschreibe also naturliche Vorgange er gehe dem Ritual voraus das zu einem rein landwirtschaftlichen Vorgang wird 93 Frazer unterschied weiterhin zwischen Mythos und Magie Magie basiere zwar ebenfalls auf Glauben sei aber wie Wissenschaft auf Uberprufbarkeit ausgerichtet Dieselbe Ursache werde immer dieselbe Wirkung erzielen Die Altphilologin Jane Ellen Harrison hingegen halt den Mythos nur fur eine versprachlichte Form des Rituals fur eine Art von Sprechakt der allerdings selbst magische Qualitaten besitzt 94 Von Frazer ubernimmt sie die Bereitschaft die Religion der Griechen und der Juden als eher primitiv einzustufen Gotter sind Projektionen der durch die dramatische Kraft der Rituale ausgelosten Euphorie Mythen dienen sowohl nach Frazer als auch nach Harrison dazu Rituale vor dem Vergessenwerden zu schutzen und neue Mitglieder in die Gemeinschaft einzufuhren Sie konnen sich verselbststandigen und vom Ritual ablosen oder das Ritual verselbststandigt sich und wird um seiner selbst ausgefuhrt was fur Harrison den Ursprung jeder Art von Kunst darstellt Auch Samuel Henry Hooke und neuerdings Gregory Nagy sprechen dem Mythos eine performative wortmagische Bedeutung zu 95 Die Rolle von Mythen und Ritualen als Sozialisationsinstanzen aber auch als Symbolisierung von Aggressionen und Totungsriten betont der deutsche Altphilologe Walter Burkert der wie der Erforscher der Navajo Clyde Kluckhohn Mythos und Ritual fur unabhangig voneinander entstanden halt aber untersucht wie sich ihre Wirkung wechselseitig verstarkt Das Ritual verwandle eine einfache Geschichte in eine soziale Norm der Mythos verleihe dem menschlichen Handeln eine gottliche Legitimation Demgegenuber weist Frits Staal die Idee der Myth and Ritual School zuruck und spricht von der Bedeutungslosigkeit der Rituale Sie wurden keine kulturellen oder sozialen Werte vermitteln sondern seien Selbstzweck 96 Fur Bronislaw Malinowski stand nicht die rituelle sondern die soziale Legitimationsfunktion des Mythos im Vordergrund Er hielt Mythen fur nachtragliche oder begleitende Legitimationen von Ritualen es gebe aber viele Alltagstatigkeiten zu denen ebenfalls Mythen erzahlt werden oder Heldenmythen die zum Nacheifern anregen sollen Mythos und Ritual seien also nicht zwingend miteinander verbunden Mythen und Rituale dienten nicht primar der Erklarung naturlicher oder physikalischen Phanomene sondern vielmehr der Bewaltigung gesellschaftlicher Zumutungen Der Mythos solle unbequeme moralische Regeln Rituale und Gebrauche rechtfertigen Er habe nicht die Funktion die Rituale zu erklaren sondern legitimiere sie dadurch dass er ihren Ursprung in ferner Vergangenheit ansiedelt So erleichtere der Mythos den Menschen sie anzuerkennen Mythen seien Teil der vielfaltigen funktionalen wirtschaftlichen sozialen oder religiosen pragmatischen und performativen Elemente einer Kultur also nicht nur reine Vorstellung Reflexion oder Erklarung sondern Bestandteile handlungsbestimmender Wirklichkeit Sie seien daher nur als Teil der Handlungen die bestimmte Aufgaben in bestimmten Gemeinschaften erfullen und nur durch teilnehmende Beobachtung und den Dialog mit den mythmakers zu verstehen 97 Unter Berufung auf Malinowski argumentierte Mircea Eliade dass viele Rituale nur ausgefuhrt werden weil man sich dabei auf einen Ursprungsmythos stutzen oder eine mythische Figur imitieren kann der das Ritual begrundet haben soll Mythen legitimieren nach Eliade aber nicht nur Rituale sondern erklaren den Ursprung der verschiedensten Phanomene sog atiologische Mythen Der Mythos wirke als eine Art Zeitmaschine er bringe die Menschen den alten Gottern oder Heroen nahe 98 Witzel betrachtet hingegen das Verhaltnis von Mythos und Ritual als eine unentscheidbare chicken and egg discussion Witzel 2011 S 372 Robin Horton 1932 2019 wurde oft als Neo Tylorianer bezeichnet doch fur ihn sind personalisierende mythische Erklarungsmodelle der Welt nicht mit einem primitiven oder religiosen Denken verbunden sondern sie entstehen in einer Umwelt in der Dinge nicht berechenbar und weniger vertraut sind als Menschen also in nicht industriegesellschaftlichen Kulturen Dieser gesellschaftliche Kontext bestimmt die Form des Denkens So werden in afrikanischen Religionen die letzten Entscheidungen grundsatzlich menschenahnlichen Wesen zugeschrieben 99 Fur Karl Popper der an das Denken Hortons anschliesst und dessen Thesen radikalisiert besteht schliesslich kein grundsatzlicher Unterschied zwischen der Struktur des Mythos und der der westlichen Wissenschaft letztere ist allerdings in eine Diskussionskultur eingebettet und uberprufbar der Mythos hingegen ist es nicht 100 Damit bezieht er wie viele britische Ethnologen eine kontrare Position zu der des franzosischen Ethnologen Lucien Levy Bruhl der das mythische Denken schlechthin fur pralogisch halt Auch der polnisch amerikanische Kulturanthropologe Paul Radin ein Schuler von Franz Boas und Erforscher des Kults der Winnebago und ihrer epischen Erzahlungen von den Taten ihrer Kulturheroen ist ein scharfer Kritiker Levy Bruhls Er geht davon aus dass Menschen in primitiven Gesellschaften auch nicht mythisch ja philosophisch denken konnen Der Unterschied zwischen dem Denken des Durchschnittsmenschen mit dem Hang zum Mythos als einer mechanischen Erklarung sich wiederholender Vorgange im Sinne von Nietzsches Wiederkehr des Immergleichen und dem Denken der Ausnahmepersonlichkeit sei in allen Gesellschaften in ahnlicher Weise ausgepragt 101 Heute sieht die Ethnologie die Bestimmung der Rolle des Mythos im strukturfunktionalistischen Ansatz Malinowskis und anderer Autoren als zu normativ und statisch an Sie betont demgegenuber die permanente Evolution der Mythen im Prozess gesellschaftlichen Wandels Damit tritt die aktive Rolle des mythmakers in den Vordergrund 102 Joseph Campbell unterschied in diesem Sinn bereits fruher links und rechtshandige Mythen Letztere seien normenkonform und unterstutzten den sozialen Status quo Linkshandige Mythen zeugten hingegen von sozialer Innovation durch erfolgreiche Regelverletzung z B der Mythos von Prometheus Mythos in Soziologie Staats und Geschichtswissenschaft Bearbeiten Die Sozial und Geschichtswissenschaften haben sich bisher nicht darauf einigen konnen ob sie den Begriff Mythos im alltagssprachlichen Sinn oder als theoretisch definierten Begriff fur Personen kollektive Bewegungen und Ereignisse verwenden wollen die Gegenstand eines offentlichen Kults geworden sind Sind Prozesse der modernen Mythenbildung zum einen Gegenstand sozialwissenschaftlicher und historischer Untersuchungen so waren historische Mythen andererseits Quellen die Aufschluss uber die Sozialstruktur fruherer Gesellschaften geben konnten wie z B die Analysen Georges Dumezils Auch die Historiker reflektieren im Rahmen der kulturwissenschaftlichen Wende des Fachs den Mythosbegriff seit einigen Jahren und untersuchen Traditionsbildung kollektive Erinnerung und Mentalitaten Die Grundlagen soziologischer Mythosforschung schuf Emile Durkheim mit seinen Untersuchungen uber den Totemismus in Australien 103 Dabei ging er nicht von einem evolutionistischen Paradigma aus sondern erkannte dass die Eingeborenen Australiens komplexe religiose Systeme erschaffen hatten die ahnliche Funktionen wie die Weltreligionen erfullten Kernelement des Religiosen ist nach Durkheim die Unterscheidung zwischen zwei absolut getrennten Spharen dem Heiligen und dem Profanen In der sakularisierten Moderne ersetzt die Gesellschaft in den kollektiven Vorstellungen der Menschen die Religion Sie glauben an die soziale Ordnung und errichten Institutionen und Riten um diese zu stabilisieren Ahnlich definierte Robert Bellah die Zivilreligion als den religiosen Anteil der zivilen Kultur einer Demokratie durch den ein schutzender Baldachin von Glaubenswahrheiten und Mythen uber ihr errichtet wird welche die sozialen Regeln legitimieren Fur den franzosischen Sozialisten Georges Sorel fur den der Wahrheitsgehalt des Mythos gleichgultig war sind Mythen hingegen Leitideologien Bilder von grossen Schlachten die geschlagen werden mussen um die Gesellschaft auf neue moralische Grundlagen zu stellen sie haben eine Mobilisierungfunktion wie der Mythos des Generalstreiks der Syndikalisten der marxistische Mythos der Endkrise des kapitalistischen Systems oder der katholische Kampf zwischen Satan und der Kirche 104 Fur Benedict Anderson 105 sind alle grossen Gemeinschaften die uber die dorfliche face to face Kommunikation hinausgehen imaginierte Gemeinschaften sie benotigen machtige Gemeinschaftsvorstellungen Das gilt nicht nur fur moderne Gesellschaften die Anderson untersucht sondern auch fur fruhere Grundungs und Geschichtsmythen wie z B fur das Deuteronomistische Geschichtswerk das den Aufbau eines judischen Zentralstaats legitimiert und die Grunde fur seinen Zerfall aus theologischer Sicht darstellt 106 Der Rechtswissenschaftler Otto Depenheuer erinnert daran dass viele Staats und Rechtstheorien durch Mythen abgesichert sind so der Leviathan von Thomas Hobbes Fur Depenheuer ist der religiose ebenso wie der politische Mythos wie fur Nietzsche 107 ein zusammengezogenes Weltbild das auf Angst vor der Kontingenz Unubersichtlichkeit und Orientierungslosigkeit antwortet und Koharenz sowie ein Gefuhl des Aufgehobenseins und der Identitat durch Ausblendungsstrukturen und Reduktion von Komplexitat stiftet 108 Auch der rationalistische Staat das Recht und die Verfassung sind nicht frei von mythologischen Denkmustern Erzahlungen und den ihnen korrespondierenden Ritualen Fur Samuel Salzborn ist das Ziel der politischen Mythen letztlich die Versohnung der Gegensatze die Auflosung von Ambivalenzen also eine Art symbolisches Konfliktmanagement Darin folgt er Levi Strauss 109 Ein Beispiel dafur ist der Streit der Humanisten uber die Frage ob Karl der Grosse ein Deutscher oder ein Franzose gewesen sei der inzwischen dadurch entscharft wurde dass Karl zur grundungsmythischen Referenzgestalt des vereinigten Europas wurde 110 Die alltagssprachliche Verwendung des Mythosbegriffs der dem Begriff der Wahrheit entgegengestellt wird 111 ignoriert aus soziologischer Sicht dass gedankliche Konstrukte und kollektive Vorstellungen mit gleichem Recht Teil der Realitat und legitime Forschungsobjekte sind wie die harten historischen und sozialen Fakten Matthias Waechter definiert Mythos aus soziologischer Sicht heute wie folgt Mythos bezieht sich auf gemeinsam erlebte und durch herausragende Individuen gepragte Geschichte Diese wird im Prozess ihrer Mythologisierung aus ihrem unmittelbaren zeitgebundenen Kontext herausgelost und auf eine uberzeitliche Ebene gehoben ihre Protagonisten werden mit transzendentalen Attributen versehen 112 Der Mythos erfullt eine Schlusselrolle beim Erwerb der Legitimierung und Stabilisierung politischer Autoritat nicht jeder darf ihn aber interpretieren Ein Beispiel dafur ist der in der Okonomie weit verbreitete marktwirtschaftliche Mythos von der unsichtbaren Hand Das 20 Jahrhundert als ein Zeitalter der Katastrophenerfahrungen brachte eine Inflation der Mythenproduktion mit sich denn in Krisenphasen sind der Drang nach politischer Mobilisierung und das Bedurfnis nach Trost und Sinngebung besonders gross Personenmythen sind nicht auf autoritare diktatorische Systeme beschrankt Auch in modernen Republiken wurden Fuhrerfiguren charismatisiert wie z B Ataturk Fur Thorstein Veblen ist der infantile Begierdeuberschuss Ursache der Heldenverehrung und vieler Mythen darin spiegelt sich die Fruhzeit eines uberwiegend rauberischen Wirtschaftssystems aber die Mythen des Kapitalismus und ihre Heroen sind Veblen zufolge Tauschungen und Illusionen make believe In pluralistischen Gesellschaften werden oft extrem gegensatzliche Stromungen mit ihren jeweiligen Helden mythisiert wie z B in den USA die untergegangene Sudstaatenkultur Johnny Reb und der Mythos der Sklavenbefreier Billy Yank Auch sozial geachtete Subkulturen mitsamt ihren Helden und deren Gegenspielern werden Gegenstand von Mythen so Al Capone oder Eliot Ness und die Gruppe der Unbestechlichen Gerade die USA sind ein Hort der unerschopflichen Produktion von Helden und Sozialmythen teils in extremer metaphorischer Verkurzung geworden von George Washington der nie log bis zum Melting Pot und zum Tellerwascher der es bis zum Millionar brachte Ist heute einerseits die Technik selbst zum Mythos geworden so haben auf der anderen Seite die Informationstechnologien die Entstehungs und Funktionsweisen von modernen Mythen grundlegend verandert Diese erwachsen heute aus einem kommunikativen Prozess in dem Produzenten und Rezipienten interagieren So entsteht eine Nachfrage nach immer neuen Mythen und ein Markt fur kommerziell produzierte Kunstmythen im Zuge der Globalisierung vor allem fur transnationale kulturunabhangig rezipierbare Mythen z B Star Wars Mythos und Religionswissenschaft Bearbeiten Rudolf Bultmann untersucht das Christentum auf die im Neuen Testament enthaltenen bei wortlicher Auslegung primitiv erscheinenden Erklarungsmodelle und in der Welt wirkenden Krafte z B Satan Er fordert dazu auf diese Modelle symbolisch zu lesen und unterscheidet zwischen Demythologisierung und Entmythisierung Wahrend die Letztere in dem Versuch besteht einen wissenschaftlich belegbaren Kern fur die Mythen zu finden und den Rest des Mythos zu verwerfen ist das Resultat der Demythologisierung der symbolische Bedeutungskern des Mythos den es herauszuschalen gilt Ein so verstandener Mythos handelt nicht von der Welt selbst sondern vom menschlichen Erleben der Welt Der Mythos spricht aus wie sich der Mensch selbst in seiner Welt versteht 113 er will anthropologisch nicht kosmologisch interpretiert werden Das Neue Testament handelt dieser Interpretation zufolge von dem Entfremdungsgefuhl der Menschen die Gott noch nicht gefunden haben und dem Gefuhl der Einheit mit der Welt derer die ihn gefunden haben Um Mythen akzeptieren zu konnen muss man also weiter an Gott glauben so die Kritik von Segal 114 In ahnlicher Weise demythologisiert Hans Jonas die Gnosis und reduziert sie auf die Tatsache der Entfremdung der Menschen Fur diese Verteidigung der gnostischen Mythologie muss er sie jedoch entmythisieren indem er alle der modernen Wissenschaft widersprechenden Bestandteile opfert Wahrend fur viele Mythentheoretiker allen voran Tylor die Wirkung des Mythos darin bestand dass er wortlich genommen wurde gehen die modernen Religionswissenschaften im Gegenteil davon aus dass ihre Wirkung auf moderne Christen erst durch symbolisches Lesen bzw allegorische Deutung entsteht Dass diese von der Religionswissenschaft vorgeschlagene Lesart der Mythen auch die der fruheren Volker war ist mehr als zweifelhaft 115 Auch fur Mircea Eliade sind Mythen nicht symbolisch zu lesen Es handelt sich aber fur ihn anders als fur die angelsachsische Schule der Sozialanthropologie und Ethnologie nicht um Erklarungen der ewigen Wiederkehr der Phanomene sondern um Ursprungs und Grundungsmythen die ein zusammenhangendes System von Aussagen uber letzte Wirklichkeiten also ein metaphysisches System ausdrucken 116 Der Mythos sei die rituelle Rezitation des kosmogonischen Mythos die Reaktualisierung des primordialen Ereignisses 117 durch welche der Mensch an den Beginn der Welt zuruckprojiziert und mit den Gottern vereint werde Diese Vereinigung mache die post paradiesische Trennung ruckgangig Der Nutzen des Mythos bestehe in der Begegnung mit dem Gottlichen Diese kann die Wissenschaft nicht leisten und daher brauche der moderne Mensch den Mythos auch wenn er sich nicht mit Gottern sondern mit profanen Helden identifizieren mochte 118 Letzten Endes habe also gar keine Sakularisierung stattgefunden Selbst das Kino bietet dem modernen Menschen heute die Moglichkeit aus der Zeit herauszutreten 119 Allerdings bleibt die Frage ob sich hierbei der Mensch wirklich in der Zeit zuruckversetzt fuhlt oder sich die Vergangenheit nur vorstellt letztlich eine offene psychologische Frage Witzel postuliert dass sich die Idee des gottlichen Ursprungs des Himmels der Erde und des Menschen nicht durch Diffusion verbreitet habe Letzten Endes seien alle Hochreligionen auf diese Idee zuruckzufuhren die dem von ihm so bezeichneten spatpalaolithischen laurasischen Mythenkomplex angehore der sich mit der Ausbreitung des modernen Menschen lokal verzweigt habe Dieser enthalt die Elemente der Schopfung des Todes und der Wiedergeburt der Tiere wie auch der Menschen stellt also eine Metapher des menschlichen Lebenszyklus dar Im Neolithikum sei dieser Gedanke zur Idee der Abstammung von der Sonne weiterentwickelt worden Tieropfer und schamanistische Rituale seien durch Verehrung von Pflanzen und die Idee der Wiedergeburt der Erde im Fruhling spater durch anthropomorphe Vegetationsgotter wie Osiris und Adonis ersetzt worden Zugleich schlossen die Eliten in der Zeit der fruhen Staatenbildung die unteren Klassen oder Kasten vom Privileg gottlicher Abstammung aus so in Agypten Indien China Japan und bei den Inka und Azteken wobei es jedoch zu Widerspruchen und inneren Konflikten in der Konstruktion der Mythen kam 120 Unter Einfluss des monotheistischen Zoroastrismus mit seinem Dualismus von Gut und Bose sei die Idee einer automatischen Wiedergeburt verloren gegangen Das palaolithische Element des Tieropfers habe sich jedoch bis heute teils in symbolischer Form erhalten Lamm Gottes Der Islam stelle die modernste und abstrakteste Variante der Hochreligionen dar aber noch das Opferfest knupfe an die steinzeitliche Tradition an 121 Mythos und Literaturwissenschaft Bearbeiten In Verbindung mit dem Ritual kann der Mythos als ein magischer oder religioser Gebrauchs Text verstanden werden Er wird nach Auffassung vieler Wissenschaftler erst dann zur Literatur also zum autonomen Text wenn er vom Ritual getrennt wird Bezeichnenderweise haben die antiken heidnischen Mythen oft ohne die mit ihr verknupften religiosen Vorstellungen und Rituale uberlebt was fur die alttestamentlichen Mythen nicht gilt Deren Kenntnis ist heute weitgehend auf den Kreis der Anhanger der christlichen Religionen beschrankt 122 Auch die meisten der nur in literarischer Form als Skaldendichtung uberlieferten zur Zeit der Aufzeichnung teils schon vom Christentum beeinflussten nordischen Mythen bereiten dem heutigen Leser grosse Verstandnisprobleme Allerdings liegt dies weniger an der heute fast vollstandigen Unkenntnis der mit diesen Mythen ursprunglich verbundenen magisch schamanistischen oder religiosen Vorstellungen und Ritualen sondern an der manierierten technisch extrem anspruchsvollen und von ratselhaften Umschreibungen Kenningar durchsetzten poetischen Form der Dichtung die zum Vortrag vor Konigen und Adligen bestimmt war Eine Trennung der ursprunglichen Mythen von der literarischen Erfindung ist kaum moglich 123 Der Ursprung von Tragodie und Heldenepos im RitualBritische Anthropologen und Altphilologen haben vielfach versucht die Entstehung von mythischen Erzahlungen aus sinnentleerten oder abgestorbenen Ritualen abzuleiten FitzRoy Somerset 1885 1964 der vierte Baron Raglan ein Amateuranthropologe untersuchte insbesondere den Ursprung von Heldenmythen Diese haben seiner Meinung nach ihren Ursprung nicht in der Historie sondern in Ritualen die nicht mehr ausgeubt werden Zuruck bleiben idealisierte Heldengestalten mit einer idealen Biographie 124 Aus einer Vielzahl von Heldengeschichten filtert Lord Raglan aus 21 Epen bzw Mythen 22 Lebensabschnitte bzw Charakterzuge heraus Das Muster des Heldenlebens stellt der Konig als exemplarischer mythischer Retter dar der als Vorbild fur die realen Fuhrungspersonlichkeiten dienen soll und sich fur sein Volk opfert oder vom Thron vertrieben wird In dieses Muster passen z B Odipus oder Konig Saul Obwohl Lord Raglan auch Jesus in dieser Reihe sah vergass er ihn in seinem Buch um Konflikte mit dem Verleger zu vermeiden Rene Girard knupft explizit an Frazers Szenario des Mythisch Rituellen und implizit an Lord Raglan an ohne diesen direkt zu zitieren Fur ihn sind alle Mythen Berichte uber Gewaltanwendungen die immer die gleiche Polarisierung aufweisen alle gegen alle alle gegen einen und Bruder gegen Bruder Er lasst das Volk seinen Helden in einem Ausbruch der Gewalt verbannen oder toten weil er der Urheber ihres Elends z B Odipus der Urheber der Pest ist In einer spateren Phase kann der Verbrecher aber wieder zum Wohltater oder Helden werden Fur Frazer hingegen ist der Vorgang der Totung des Pflanzengottes oder eines nicht mehr fruchtbaren Konigs ein Fruchtbarkeitsritual dieses erfullt einen rein landwirtschaftlichen Zweck und ist nicht von Hassausbruchen begleitet Entsprechend muss der Konig oder Gott ersetzt oder verjungt werden 125 Der Dramentheoretiker Francis Fergusson sieht hierin eine Wurzel des Dramas in dem es im Kern um Leiden und Erlosung gehe wenn auch dabei nicht die Opferung des Konigs durch das Volk sondern seine Selbstaufopferung im Vordergrund stehe Fur ihn steht der Konig des shakespeareschen Dramas sinnbildlich fur Gott 126 Wahrend Walter Burkert die Gemeinsamkeiten von Mythos Sage und Marchen als traditionelle uberindividuelle Erzahlformen betont wobei Mythen echte Eigennamen verwenden grenzt Andre Jolles den Mythos von anderen einfachen Erzahlformen wie Sagen und Marchen nicht durch ihnen zugrunde liegende narrative Muster sondern durch je unterschiedliche Haltungen zur Welt ab die von ihnen verkorpert werden Die Sage baut sich die Welt als Familie und deutet sie nach dem Begriff des Stammes des Stammbaums der Blutsverwandtschaft Das Marchen ist bestimmt durch eine Ethik die auf die Frage antwortet wie muss es in der Welt zugehen der Mythos hingegen ist durch forschendes Fragen gekennzeichnet 127 Insofern konnte man von einer eher anthropologischen als literaturwissenschaftlichen Begrundung des Mythos sprechen Der kanadische Literaturtheoretiker Northrop Frye sieht im Mythos die Wurzel auch anderer literarischer Gattungen insbesondere solcher die sich mit dem Lebenszyklus eines Helden Geburt und Erwachen Triumph Isolation und Uberwaltigung befassen den Frye mit dem Zyklus der vier Jahreszeiten dem taglichen Zyklus der Sonne und dem Zyklus von Traum und Erwachen in Verbindung bringt Die Komodie assoziiert Frye beispielsweise mit dem Fruhling die Tragodie mit dem Herbst 128 Gilbert Murray der Nietzsches Theorie des Dionysischen weiterentwickelt sieht den Ursprung der Tragodie in Mythos und Ritual von Leiden Tod und Wiederauferstehung des Jahresgeistes oder damon einem heiligen dionysischen Tanz der durch die Elemente Wettkampf Niederlage Epiphanie gekennzeichnet ist zu dem spater die Klage und der Bericht des Boten hinzutreten Dieser Position haben sich bis heute viele Wissenschaftler angeschlossen 129 Fur Kenneth Burke sind Mythen in Erzahlungen verwandelte Metaphysik Sie drucken symbolisch etwas aus das Menschen fruherer Kulturen nicht wortlich ausdrucken konnten So stehen fur ihn die sechs Tage der Schopfung fur einen Versuch die Welt in sechs Kategorien zu unterteilen 130 Die postmoderne Reduzierung des Mythos auf eine reine Erzahlung und seine Abtrennung vom Ritual kommen aus Sicht dieser Ansatze einer Trivialisierung des Mythos gleich Rosario Assunto sieht dass sich seit der Romantik und seit Dostojewski der Prozess der Trennung der Literatur vom Mythos und Ritual wieder umkehrt Mit Ausnahme des Realismus und des Naturalismus vollziehe sich seither die Ruckwandlung des Nur Asthetischen und Schongeistigen in den Mythos Je mehr sich die Philosophie im 20 Jahrhundert auf Logik und Sprachphilosophie zuruckgezogen und eine Welt ohne Mythen geschaffen habe ubernehme die Literatur die Aufgabe der Philosophie und fulle diese Leerstelle sie wende sich von der reinen Schau ab und werde wieder zum Bedeutungstrager Schauplatze werden zu Sinnbildern die Literatur steige zum ungeformten Unbewussten hinab und bringe es zum Bewusstsein 131 Ahnlich urteilt Cesare Pavese die Rolle der Literatur Sie gebe dem Mythos eine Form ohne suchtig nach dem Unbewusstein zu werden 132 Julia Kristeva beschreibt die Unertritt des Mythos von einer vorsprachlich semiotischen Phase in eine sprachlich symbolische in der zwar sprachliche Regeln bewusst eingehalten werden sich Unbewusstes jedoch weiterhin manifestiert und so dem Subjekt innerhalb sprachlicher Fixierungen einen gewissen Raum der Ausdrucksfreiheit lasst 133 Mythen in der LiteraturFrancis Fergusson unterscheidet zwischen der Literatur die nach dem Vorbild von Mythen konstruiert ist z B Die Verwandlung von Kafka Werken die selbst mythische Qualitat erreichen wie z B Moby Dick von Herman Melville oder die Stucke von Federigo Garcia Lorca und Werke die vergangene Mythen thematisieren 134 Fur die europaische Kultur waren die griechisch romischen Mythen stets von besonderer Bedeutung Seit Homers Ilias und Odyssee und Hesiods Theogonie wurden sie zum Stoff der Dichtung und Gegenstand der kunstlerischer Elaboration Kallimachos von Kyrene sammelte um 270 v Chr Grundungsmythen und stellte sie in seinem Werk Aitia zusammen In romischer Zeit sammelte Ovid Verwandlungsmythen in seinen Metamorphosen Wahrend die antiken Mythen eng mit Naturerscheinungen verbunden und dem Diesseits zugewandt waren wurden sie von den Kirchenvatern eher als moralische Lehrstucke aus christlich kritischer Perspektive verstanden In spaterer christlicher Zeit entstanden neue weltabgewandte und naturfeindliche Mythen in denen sich der ethische Dualismus und ewige Kampf zwischen Gut und Bose Gott und Satan spiegelte Petrarca Dante Chaucer Shakespeare Milton und viele andere bedienten sich in ihren Werken wieder der antiken Mythen die ihnen zahlreiche literarische Motive lieferten Die aristotelische Auffassung dass die Tragodie von besseren Menschen handeln solle fuhrte seit dem 17 Jahrhundert zur sogenannten Standeklausel die den Mythos einer aristokratischen Welt von Gottern und Adligen vorbehielt und die Burgerlichen ausschloss Als Abschwachung dieser einstmals brisanten Abgrenzung erklart sich die Auffassung dass der Mythos von Gottern handle und die Sage von Menschen obwohl Odipus zum Beispiel ein Furst und kein Gott ist Seit dem Ende des 18 Jahrhunderts wurde die klassische Mythologie als Zeichen einer Uberwindung der aristokratischen Franzosischen Klassik siehe Tragodie von mittelalterlichen und exotischen Stoffen abgelost die ihrerseits mythischen Stellenwert bekamen Die Weimarer Klassik versuchte dagegen die antiken Stoffe zu verburgerlichen und auf diese Weise am Leben zu halten Antike Mythen kamen seit dem Ende des 19 Jahrhunderts wieder auf zahlreiche Werke von Jean Giraudoux Albert Camus Jean Anouilh Jean Paul Sartre oder Eugene O Neill nehmen oft schon im Titel Bezug darauf Beispiele fur in der Neuzeit entstandene Mythen die sich in zahlreichen Varianten finden sind der Fauststoff oder das Motiv des Frauenhelden Don Juan Auf antike Vorbilder zuruckfuhren lassen sich dagegen der Pygmalion Stoff oder Romeo und Julia Ein Produkt der fruhen Aufklarung ist die Figur des Edlen Wilden ein Versuch der Aufwertung kolonialisierter Volker der jedoch z T mit kannibalistischen und erotischen Elementen vermengt wurde Auch moderne literarische Mythen wie Star Wars folgen dem typischen Lebenslauf antiker Heroen und verwenden Elemente der klassischen Mythen wie das Labyrinth den weisen Ratgeber oder den Wachter der Schwelle 135 Ein anderes Beispiel ist der von H P Lovecraft geschaffene Cthulhu Mythos der mit solchen Versatzstucken spielt und nachfolgend selber so zitiert und verwendet wird 136 137 oder die von J R R Tolkien entworfene Welt von Mittelerde 138 Typen und Funktionen von Mythen BearbeitenAls Erzahlung die eine ordnende Beschreibung der Welt 139 liefert betrachtet lassen sich verschiedene Typen oder Funktionen von Mythen unterscheiden Schopfungsmythen Kosmogonische und kosmologische Mythen erzahlen von der Entstehung bzw Schopfung der Welt und erklaren ihren Aufbau und ihren Lauf siehe z B Afrikanische Kosmogonie indoeuropaischer Schopfungsmythos In vielen solcher Mythen spielen das Urmeer das Urchaos das Urei oder ein Urtier eine Rolle z B die Schildkrote die den Kosmos tragt oder der Drache als Verkorperung des Chaos Anthropogonien berichten von der Entstehung der Menschen wie z B der Mythos von Ask und Embla oder der Mythos von der Erschaffung des Menschen aus den Tranen des Sonnengotts Re Theogonien erzahlen von der Entstehung und dem Schicksal der Gotter siehe Hesiods Theogonie und die Orphische Theogonie 140 Rene Antoine Houasse Der Streit zwischen Minerva and Neptun um 1700 eine Darstellung des Grundungsmythos von AthenGrundungsmythen fuhren die Erbauung eines Heiligtums oder einer Stadt oder die Ethnogenese eines Volkes oder Stammes Ethnogonie auf Gotter Urvater oder Helden zuruck Ursprungsmythen auch genealogische Mythen Herkunftsmythen oder origines gentium sollen die Bedeutung von Herrscherdynastien oder ganzen Volkern durch fiktive Abstammungsketten erhohen Genealogische oder Charter Mythen ein von Malinowski gepragter Begriff und Soziogonien legitimieren bestimmte Abstammungslinien und Besitzanspruche sie sind oft mit Ursprungsmythen verbunden z B Landnamabok und Islendingabok mit der These der angeblichen Abstammung der nordischen Konige von den Trojanern Eine typische Soziogonie enthalt das Purushasukta im 10 Buch des Rigveda Dort wird beschrieben wie die verschiedenen indischen Kasten wahrend eines Opfers aus dem Urriesen Purusha entstanden Aus dessen Kopf wurden dabei die Brahmanen aus den Armen die Kshatriya aus den Schenkeln wurden die Vaishya und aus den Fussen die Shudra John Gadsby Chapman 1808 1889 Pocahontas Taufe 1840 Eine Kopie des Gemaldes befindet sich in der Rotunde des Capitols in WashingtonGeschichtsmythen dienen oft der Ableitung einer oft nur vorgestellten nicht real erfahrenen nationalen Gemeinschaft oder Identitat Beispiele sind das Deuteronomium welches den Ursprung des judischen Staates erklart der Tellmythos oder die Geschichte von Pocahontas die als assimilationswillige Indigene dargestellt wird was eine friedliche Unterwerfung der wilden Indigenen unter die englischen Siedler suggeriert 141 Sie sind Vorlaufer der modernen politischen Mythen die fast nahtlos an sie anschliessen So diente der Bogomilen Mythos sowohl in Osterreich Ungarn nach 1900 als auch im modernen Jugoslawien um 1970 dazu eine direkte ethnische Kontinuitat vom bogomilischen Adel des Mittelalters zur modernen bosnisch muslimischen Elite herleiten zu konnen ohne auf das Identitatskriterium des muslimischen Glaubens zuruckgreifen zu mussen 142 Christoffer Wilhelm Eckersberg Odysseus racht sich an Penelopes Freiern 1814 Heldenmythen handeln von Menschen mit ubermenschlicher Kraft oder Halbgottern die nach grossen Zielen streben die das normal menschliche Vermogen ubersteigen Ihre Schopferkraft und Kreativitat versiegen nie wie die des Odysseus mit ihren Taten werden sie anderen ein Vorbild Oft werden sie wegen ihrer Taten vergottlicht Herakles Indra In den Heldensagen des Mittelalters sind Mythos und Geschichte eng verwoben z B Attila Konig Artus oft ist ein historischer Kern erkennbar Moderne Heldenmythen dienen oft autoritaren oder totalitaren Regimes als Motivationsmittel Atiologische Mythen erklaren besondere erklarungsbedurftige Erscheinungen in der Welt Eine Unterkategorie bilden die Naturmythen die unerklarliche Naturphanomene begreiflich machen sollen so vor allem das Erwachen und Sterben der Natur im Ablauf der Jahreszeiten aber z B auch den Zug der Lemminge 143 So erklart der Mythos von Narziss den Ursprung der Narzisse aber auch des krankhaften Narzissmus Die in Griechenland wachsenden weissen Narzissen griech narkaw narkao ich werde taub verstromen einen betaubenden Duft und der Mythos zeigt bildhaft die lahmende Wirkung ubersteigender Selbstliebe 144 Soteriologische Mythen erzahlen vom Kommen eines Retters oder Erlosers der der Welt das Heil bringen soll Oft sind sie mit moralischen Konzepten wie Sunde Busse und Vergebung verbunden 145 Der aztekische Kulturheros Quetzalcoatl und der Gott der Unterwelt Mictlantecuhtli Codex Borgia Quetzalcoatl will die Knochen der Toten aus der Unterwelt stehlen Mictlantecuhtli zerschlagt sie daraus erschafft Quetzalcoatl die Menschenrassen Mythen die von Kulturheroen wie Prometheus Maui oder Huangdi dem Gelben Kaiser berichten schildern die Erfindung oder Ubermittlung wichtiger Kulturtechniken die oft den Gottern gestohlen werden Sie sind verwandt mit Schelmen oder Trickster Mythen die von kreativen Menschen oder Halbgottern berichten die zu verbluffenden Schopfungsakten fahig sind In vielen Fallen sind die Kulturbringer auch Agrargotter und Totengotter in einer Person was auf den dauernden Austausch zwischen beiden Bereichen verweist 146 Oft haben die Kulturheroen multiple Funktionen So wurden dem Gelben Kaiser im Laufe der Zeit eine grosse Anzahl an kulturellen Hinterlassenschaften sowie die Schopfung religiosen und esoterischen Wissens zugeschrieben An der Schwelle zur Neuzeit entwirft Francis Bacon im Kapitel XI seines Buches The Wisdom of the Ancients das den Titel Orpheus or Philosophy Explained of Natural and Moral Philosophy tragt einen neuen Orpheus Mythos in dem der Held als Metapher fur eine Philosophie stehen die sich von ihren traditionellen Aufgaben uberfordert nicht darauf beschrankt die gottliche Harmonie in der Welt zu suchen sondern sich den menschlichen Werken zuwendet den Menschen die Tugend lehrt sie anleitet Hauser zu bauen und ihre Felder zu bestellen also die Welt und die neuen britischen Kolonien aktiv zu gestalten 147 Der bereits erwahnte Pocahontas Mythos sieht in der Hauptlingstochter auch eine Kulturbringerin die den ersten amerikanischen Boom mit entfacht Er imaginiert sie als Urtyp der virginischen Tabakpflanzersfrau Szene aus der Oper Herzog Blaubarts Burg von Bela Bartok Judith Olga Haselbeck und Blaubart Oszkar Kalman in der Urauffuhrungsproduktion 1918 vor dem Offnen der siebten TurErotische Mythen wie der der Wasserfrau Undine ursprunglich ein Naturgeist oder der des Erotomanen Ritter Blaubart ursprunglich wohl ein Drachenmythos werden bis in die Gegenwart immer wieder fort oder umgeschrieben Die weiblichen Hauptfiguren dieser Mythen dienen oft als Projektionsflache mannlicher Wunschvorstellungen zerstoren diese oft und unerwarteterweise Auch kannibalistische und inzestuose Motive sowie Mischwesen spielen dabei eine Rolle Haufig verbirgt sich dahinter eine Geschichte gewaltsamer Eroberungen und Kolonisierungen Auch in diese Kategorie lasst sich der multifunktionale Pocahontas Mythos einreihen erzahlt er doch die Geschichte von der Belle Sauvage der schonen Wilden und dem White Hero 148 Bisweilen wird der Kampf der Geschlechter mit drastischen Mitteln ausgefochten wie in den Mythen der brasilianischen Indigenen 149 In der chinesischen Mythologie existiert ebenfalls eine Dark Lady die als Gottin der Langlebigkeit und Sexualitat verehrte Xuannu die in Kleidern aus Eisvogelfedern erscheint und auf einem Fenghuang reitet ein Vogel der wie der Phonix der griechischen Mythologie mit Feuer aussoziiert ist Zahlreiche erotische Mythen sind aus Indien bekannt so die um den ekstatischen Gott Indra Der Weltenbrand der nordischen Mythologie Die letzte Phase von Ragnarok Zeichnung von Emil Doepler 1905 Eschatologische Mythen erzahlen von den Letzten Dingen eschata die am Ende der Zeit oder nach dem Tod geschehen werden Eschatologisch ist vor allem die Feststellung eines Bruchs der so tief ist dass das an seinem Ende stehende Neue nicht mehr als die Fortsetzung des Bisherigen verstanden werden kann Antimythen 150 oder Zerstorungsmythen Wahrend die Schopfungsmythen die Existenz des Menschen in der Welt erklaren sollen versucht der Antimythos alles was dessen Existenz bedrangt oder in Frage stellt zu bannen bzw rational zu erklaren Die Bibel und andere schriftlich fixierte Mythensammlungen BearbeitenGrosse Teile der Bibel der traditionellen Gegenwelt zum antik heidnischen Mythos konnen als Mythensammlung betrachtet werden Diese These von David Friedrich Strauss bedeutete 1836 noch eine grosse Provokation Die Genesis des Pentateuch enthalt in diesem Sinne mythische Erzahlungen wie zum Beispiel uber die Erschaffung der Welt in sieben Tagen und uber den Garten Eden Es fehlen jedoch bestimmte fur andere Schopfungs und Grundungsmythen typische Aspekte So ist aufgrund der monotheistischen Perspektive keine Rede von Konflikten innerhalb eines polytheistischen Pantheons die Konflikte zwischen Gott und der Menschheit entstehen allein aus deren sundigem Charakter Wahrend etwa die Sintflut in der babylonischen Vorlage der biblischen Erzahlung im Atraḫasis Epos durch einen Konflikt zwischen verschiedenen Gottheiten motiviert und nur zufallig durch das lastige Larmen der Menschen ausgelost erscheint muss die Bibel andere Schuldige dafur finden Die allgemeine Schlechtigkeit der Menschen dient der Motivierung der Flut was allerdings ebenfalls als ungenugende Begrundung der schweren Strafe erscheint 151 Auch fehlen die Vorstellungen eines gottlichen Zeugungsakts der Erschaffung der Welt als Sieg eines Demiurgen uber damonische Krafte oder ein das Chaos personifizierendes Ungeheuer Das verweist darauf dass die uns bekannte Fassung der Genesis bereits durch einen Prozess der Entmystifizierung hindurch gegangen ist Schliesslich ist auch eine Verbindung zu den in anderen Kulten zu wiederholenden Zyklen der Natur nicht vorhanden 152 was die Genesis zum grossen Teil als relativ spates rational motiviertes und komponiertes Werk ausweist Die aus der Genesis vermutlich eliminierten Motive gibt es in den Mythen vieler unterschiedlicher Kulturen Es handelt sich um sogenannte Mythologeme wie der mannliche Ursprung des Lebens 153 das Urkind das Urei der Kindermord und weitere Gilgamesch Epos Enkidu kampft mit dem Lowen Teil eines Rollsiegels Zu den Mythen Niederschriften die nicht auf die griechisch romische Tradition zuruckgehen gehoren u a der Osirismythos das Atraḫasis Epos das Gilgamesch Epos das Keret Epos und andere ugaritische Mythen die Urgeschichte im Ersten Buch Mose 1 11 der mittelpersische Schopfungsmythos Bundahischn der Mythos vom weisen Achiqar das Grimnismal die Voluspa und die Ragnarok in der Edda die Purusha Sukta im Rigveda und andere vedische Mythen die Aitareya Upanishad die Mythen des Avesta das Buch der Geheimnisse von Henoch der Schopfungsmythos der Maya im Popol Vuh der von Paul Rabin dokumentierte Trickstermythos der Winnebago Der gottliche Schelm der Finn Zyklus und der Ulster Zyklus der Inselkelten mit ihren teils mythischen teils sagenhaften ElementenViele dieser Mythen etwa das Gilgamesch Epos oder die Ragnarok beinhalten nicht nur Vorstellungen zur Entstehung der Welt sondern auch apokalyptische Darstellungen sie projizieren ein Bild der Zerstorung der Welt in der Zukunft Verbreitung von Mythen BearbeitenDie Erforschung der Entstehung Verbreitung und Wanderung von Mythen ist Gegenstand einer vergleichenden Mythenforschung die teils aus sprachwissenschaftlicher Sicht teils im Rahmen der Strukturalen Mythenanalyse im Anschluss an Claude Levi Strauss erfolgt Wissenschaftler die vergleichende Mythenforschung betreiben haben sich in der International Association for Comparative Mythology IACM zusammengeschlossen die ihre Kongresse seit 2007 abhalt 154 Auf dem 11 Kongress in Edinburgh wurden z B mythische Jenseitsvorstellungen Otherworld der indoeuropaischen und semitischen Volker sowie aus Japan und Lateinamerika diskutiert Kulturdiffusionisten wie Hermann Baumann gingen von der Entstehung eines Weltmythos in den Vorlaufergemeinschaften der Hochkulturen zwischen Nil und Indus aus der sich seit etwa 3000 v Chr in Wellen bis nach China und in Teilen Afrikas und Amerika verbreitete Zum Inventar dieser Mythen zahlen der Sonnengott die gottlichen Zwillinge das Weltei Schon Georges Dumezil der als erster die Mythen der Indoeuropaer historisch vergleichen betrachtete und spater Dominique Briquel wiesen darauf hin dass die Pseudo Geschichte des fruhen Rom grosse Ahnlichkeit mit Vorstellungen aufweist die sich bei fruhen indoeuropaischen Volkern und im Mahabharata finden Das geht vermutlich auf die Verwendung alter mundlicher Quellen durch die romischen Historiker des 3 Jahrhunderts v Chr zuruck Auch zahlreiche andere Mytheme wie die irisch walisische Erzahlung uber die Reisen des Brendan oder Bran in die Anderswelt die japanischen Mythen uber die Bruder Hoori und Hoderi Jager und Fischer oder das litauische Marchen von Jurate und Kastytis aber auch das indonesische Marchen von Kawulusan Parpara weisen grosse Ahnlichkeiten auf worauf der franzosische Anthropologe und Sprachforscher Paolo Barbaro von der Ecole Pratique des Hautes Etudes in Paris hinweist Er postuliert die Existenz einer auf das jungere Palaolithikum zuruckgehenden Vorstellung eines ewigen und einsamen Jenseits im damals noch nicht befahrbaren Meer Yuri Berezkin nutzte faktorenanalytische Methoden um 695 kosmologische und andere mythologische Motive z B die altere Sonne vor der heutigen die vielen Sonnen die die Erde beinahe verbrennen das Erloschen der vielen Sonnen und Monde die Sonne die aus einem Baum wachst usw 155 in 372 Regionen auf allen Kontinente zu gruppieren 156 und ermittelt so verschiedene Hauptkomponenten also relativ isolierbare Einzelkonzepte die in vielen regionalen Mythen vorkommen Die erste Hauptkomponente die Vorstellungen zur Kosmogonie reprasentiert ist vor allem in ganz Eurasien besonders jedoch in den vom Schamanismus beeinflussten Regionen Sudsibiriens und der Mongolei was der Verbreitung des genetischen Haplotyps C3 entspricht daneben in Nordamerika und Nordafrika stark ausgepragt In Sudafrika und Australien ist sie nur schwach verbreitet und in Neuguinea und grossen Teilen Amazoniens uberhaupt nicht vorhanden Die lokale Haufung solcher Vorstellungen verweist auf eine Verbreitung von Motiven und Strukturen im Zuge der Erstbesiedlung des nordlichen Eurasiens durch den Homo sapiens die weit uber den indoeuropaischen Sprachraum hinausgeht und fruher erfolgte als jede schriftlich Uberlieferung aber junger ist als die Mythen die sich entlang der ersten Out of Afrika Wanderungswelle am Rande des Indischen Ozeans bis nach Melanesien finden 157 Eine zweite Hauptkomponente bildet eine jungere Schicht von Trickster Mythen Sie wurde nach Berezdin durch Kulturkontakte verbreitet nach Witzel sind sie jedoch alter und fast universell anzutreffen In die spatpalaolithische Zeit nach der Out of Africa Wanderung in der sich das komplexe symbolisch Denken entwickelt habe das auch seinen kunstlerischen vermutlich an schamanistische Rituale gebundenen Ausdruck fand und neue Techniken und Waffen wie den Bogen hervorbrachte setzt Michael Witzel die Entstehung und Verbreitung des in Eurasien verbreiteten von ihm so genannten laurasischen Mythensystems an das bemerkenswert viele gemeinsame Komponenten aufweist 158 Die altesten Mythen seien in bemerkenswert konservativer Form uberliefert worden und hatten auch unter veranderten naturraumlichen und klimatischen Bedingungen z B in Ackerbauergesellschaften wesentliche Elemente beibehalten auch wenn z B Wildtiere wie der Bar durch domestizierte Tiere wie Hund oder Rentier ersetzt wurden Die Existenz einer kompletten Story line wie sie Witzel in den laurasischen Mythen sieht spricht nicht gegen sondern erleichtert ihre Tradierung Die Story line konne immer weiter ausgesponnen werden Selbst die schriftlose Kultur der Dayak besitze einen Mythenvorrat von etwa 15 000 Seiten Mit dieser These der Pfadabhangigkeit vom Mythen weist Witzel die marxistische aber in ahnlicher Form auch von Emile Durkheim vertretene Theorie zuruck dass jede Gesellschaft sich ihren Uberbau und damit ihre Mythologie entsprechend ihren Produktionsbedingungen schaffe Anpassungsprozesse an naturraumliche Bedingungen seien freilich haufig aber die Adaptionen behalten immer auch Motive der Vorgangerkulturen bei Nur kleinere Abspaltungen von grossen Gruppen seien besonders innovativ in der Weiterentwicklung von Mythen 159 Im Einklang mit den Befunden Berezkins postuliert Witzel dass bei vielen Volkern der Nordhalbkugel von Indoiranern Semiten und Skythen bis zu den Japanern Polynesiern Azteken und Maya das von ihm nach dem alten Grosskontinent Laurasia so genannte laurasische System in Form einer konsistenten story line von der Kosmogonie bis zur finalen Zerstorung der Welt existiere Hingegen gebe es ein solches System bei den meisten Volkern Afrikas sudlich der Sahara den Aborigines Australiens und den Melanesiern nicht Deren wesentlich altere Mythen die u a durch das Fehlen der Vorstellung von einem Weltenursprung und ende gekennzeichnet seien bezeichnet er nach dem langst untergegangenen Grosskontinent Gondwana als gondwanisch 160 Noch alter sei moglicherweise eine nach dem Urkontinent Pangaa benannte Mythenschicht Dieser Sprachgebrauch ist metaphorisch Pangaa und Gondwana waren im Palaoltihikum langst verschwunden aber die Metapher bezieht sich auf die Out of Africa Theorie des anatomisch modernen Menschen Homo sapiens die Witzel als ursachlich fur die Mythenverbreitung annimmt Diese ging ihm zufolge mit den Wanderungsbewegungen des Menschen wahrend des mittleren und jungeren Palaolithikums durch die auch die Verzweigung der Sprachfamilien erfolgte Uberformt worden seien diese Mythen durch neolithische Fruchtbarkeitskulte und durch Mythen die im Zuge der fruhen Staatsbildungen der Hochkulturen entstanden sowie spater durch Christentum Judentum oder Buddhismus Der altere gondwanische Mythenstrom habe sich ausgehend vom sudlichen Afrika uber Sudasien und die Andamanen bis nach Papua Australien und Tasmanien verbreitet diese Mythen fehlt die Kosmologie und die Vorstellung eines in die Weltlaufe eingreifenden und von Menschen adressierbaren hochsten Wesens Die Verbreitung des jungeren laurasischen Mythensystems sei vermutlich von Afrika uber Sudwestasien bis nach Europa und Amerika erfolgt und decke sich etwa mit dem Verbreitungsbereich der von vielen Forschern angenommenen nostratischen Sprachfamilie und mit der Verbreitung der Haplotypen Insbesondere in der Sahelzone habe es jedoch einen Austausch zwischen dem laurasischen und dem gondwanischen System in beiden Richtungen gegeben 161 Gemeinsam sei beiden Systemen die Vorstellung eines obersten aber meist unsichtbaren Wesens das die Menschen bestrafen kann einer Flutkatastrophe und von Trickster Figuren Witzels Heuristik ist kein Diffusions oder Kulturkontaktmodell sondern stellt eine genetische Kladistik analog zum Stammbaum der Sprachen oder zur Verbreitung der Mutationen der DNA dar Die Mythen des alten Orients und Griechenlands sind in diesem Modell relativ junge regionale Entwicklungsformen wobei die ursprunglich aus dem indoeuropaischen Mythenkomplex stammenden griechischen Mythen spatestens zur Zeit Homers in Ionien und zur Zeit Hesiods in Attika Elemente semitischer Mythen aufgenommen haben 162 Diese Mythen sind bereits an die Legitimationsbedurfnisse einer Aristokratie angepasst und spiegeln die Realitaten einer sesshaften Landwirtschaft betreibenden Gesellschaft die es so zur Zeit des Ursprungs der Mythen nicht gegeben hat Historische Uberschichtung von Mythen BearbeitenDie Mehrheit der heutigen Wissenschaftler verneint weitraumige Diffusionsprozesse von Mythen und favorisiert psychologische Erklarungsmodelle ihrer Ahnlichkeit aufgrund universell menschlicher Erfahrungen oder kognitiver Strukturen in der Tradition Adolf Bastians und Carl Gustav Jungs Diese Ansatze kritisiert Witzel mit dem Argument sie wurden in omnikomparatistischer Manier anything in myth anywhere and anytime mit anything else vergleichen und dabei die historische Uberschichtung von Mythen vernachlassigen So musse man z B aus den altesten Mythen die neolithischen Hinzufugungen uber den Ursprung von Agrikulturprodukten wie Reis und Mais oder uber domestizierte Tiere eliminieren um ihren Urzustand zu rekonstruieren Anzeichen fur solche spateren Uberlagerungen seien quasi Mutationen des Mythos also Innovationen die sich nur in dessen jungeren Versionen finden 163 Solche Innovationen stellen nicht nur die Fruchtbarkeitsmythen der neolithischen Bauernkulturen dar sondern auch die Mythen der gottlichen Abstammung der Herrscherdynastien der fruhen vorderasiatischen Hochkulturen der Himmelsaufstieg der Herrscher oder die judischen christlichen hinduistischen und buddhistischen Mythen 164 So wurden im alten Agypten die Mythen bei jedem Wechsel der religiosen Zentren quasi umgeschrieben Chinesische Gottheiten wurden von spateren Dynastien historisiert so dass aus dem Gott der Unterwelt der Gelbe Kaiser Huangdi wurde Der auf den Andamanen archaologisch um 3000 v Chr bezeugte Ur Eber der durch das Wuhlen im Schlamm die Erde hervorbrachte wurde im Hinduismus zur dritten Inkarnation Vishnus dem Rieseneber Varaha 165 und aus dem Zwillingspaar Manu dem Priester und Yama dem Todesgott wurden in der romischen Legende Romulus und Remus Zu Uberlagerungen kam es etwa bei Ubernahme fremder Schriftsysteme so in Japan durch Ubernahme der chinesischen Schriftzeichen 166 Ein Beispiel fur die historische Uberschichtung mundlich uberlieferter Mythen sind die der Irokesen die zu verschiedenen Zeiten von europaischen Beobachtern aufgezeichnet wurden Im irokesischen Schopfungs und Kulturschaffungsmythos spielen die beiden Enkel der Erdmutter der Himmelstrager Teharonhiawagon der den Mais bringt und der erfolgreiche Jager Tawiskaron Feuerstein eine wichtige Rolle Der Sieg des Bodenbaus nach 1400 forderte das Bevolkerungswachstum und damit das Konfliktpotenzial unter den irokesischen Stammen Der Mythos berichtet dass der Himmelstrager ihnen zwar verschiedene Pflanzen zum Anbau uberliess um durch den Zwang zum Austausch den Frieden unter ihnen zu sichern Sein Gegenspieler brachte aber Hass und Neid in die Welt und wird in den fruhen Versionen des Mythos von seinem ackerbauenden Bruder getotet siehe auch die Geschichte von Kain und Abel In den seit dem 17 Jahrhundert uberlieferten Versionen ergreift die Erdmutter jedoch Partei fur Feuerstein Das hangt mit der Verdrangung einiger Stammer aus ihren Siedlungsgebieten und ihrem Ubergang zur Pelzjagd zusammen Seit dem 18 Jahrhundert finden sich im Mythos sogar Erklarungen fur den Ursprung weisser und schwarzer Amerikaner Selbst die Schopfungsgeschichte wird also den historischen Veranderungen flexibel angepasst was bei schriftlich fixierten Mythen schwieriger ist Die Bruderkriege werden schliesslich durch die missionarische Uberzeugungsarbeit des Handsome Lake einer Inkarnation des Himmelstragers beendet wodurch die historische Realitat der Neuzeit luckenlos an den Mythos anschliesst 167 In der Neuzeit uberlagern auch Vorstellungen neureligioser Heilsbewegungen wie z B die Cargo Kulte die alten Mythen Hinzu kommen Verzerrungen etwa durch Missionare die die Mythen schriftloser Volker aufzeichneten und ihren eigenen Vorstellungen entsprechend glatteten wie dies die Spanier mit den Mythen der Inka und Azteken taten 168 Die Vorstellung von Trollen die mit riesenhafter Gewalt ausgestattet waren wurde durch die Christianisierung und vor allem die Reformation in Skandinavien uberlagert seit etwa 1600 stellt man sich die Trolle im Volksglauben meist in verzwergter Form vor Zeitgenossische Mythen BearbeitenEs gibt keine historische Notwendigkeit dass Mythen dauerhaft durch eine rationale Weltsicht verdrangt werden Eine solche Annahme pragte zwar die zweite Halfte des 19 Jahrhunderts erfuhr jedoch im 20 Jahrhundert keine Bestatigung Neueren Datums sind politische Mythen die politische Systeme oder scheinbar zwangslaufige gesellschaftliche Entwicklungen legitimieren z B der US amerikanische Mythos vom Melting pot der nicht die verschiedenen nationalen Traditionen der Zuwanderer sondern die gemeinsame Zukunft in den Fokus stellt oder Menschen fur Ziele autoritarer oder totalitarer Regime mobilisieren sollen z B der Mythos von Langemarck oder Alfred Rosenbergs Buch Der Mythus des 20 Jahrhunderts das beansprucht Mythen des katholischen und protestantischen Christentums zu entzaubern aber einen neuen Rassemythos propagiert Heutige Mythen die im Sinne von Roland Barthes Natur und Geschichte verwechseln oder Alltagliches vergottern sind in der Regel nicht mehr religios legitimiert Sie beruhen auf nicht mehr verifizierbaren kollektiven Erinnerungen auf einem Cocktail aus Erzahlungen von Bekannten Darstellungen im Film und in anderen Medien Uberlieferungen und oder kollektiven Erlebnissen an die man sich verklarend erinnert In Form von kollektiven Irrtumern konnen Mythen sozialen Zusammenhalt erzeugen und Herrschaft sichern aber auch Subkulturen und Untergrundbewegungen legitimieren Anders als die aus der Geschichte bekannten Verschworungsmythen wie etwa der antisemitischen Legende uber einen angeblichen Ritualmord an Werner von Oberwesel bezieht der moderne Verschworungsmythos seine Narrative meist aus angeblich natur wissenschaftlichen Erkenntnissen Die massenhafte Verbreitung solcher Mythen seit dem Zweiten Weltkrieg wird oft auf den Verlust verbindlicher gesellschaftlicher Deutungsangebote zuruckgefuhrt die durch mehr oder weniger abwegige aber wissenschaftlich formulierte Alternativdeutungen als Verschleierungsversuche von Verschworungen oder der Mainstream Medien delegitimiert werden sollen 169 170 So hat sich die dominante Rolle des Mythos in der Sinngebung des Alltags nicht vollig verfluchtigt sondern ausdifferenziert in ein ganzes Syndrom von Sinnbildungsverfahren wie die wirkmachtigen Erzahl und Bildformen der Popularkultur die Metaphern der Okonomie und Politik neue zeremonielle und rituelle Praktiken des Alltags und eine neue Semiotik der sozialen Interaktion in der mit vielem was rational endgultig nicht zu klaren ist pragmatisch umgegangen wird 171 Im allgemeinsten Sinn kann ein moderner Mythos nach dieser Vorstellung ein Begriff oder Konzept z B Jugend ein Erklarungsmuster ein Produkt mit grosser offentlicher Ausstrahlung ein Ereignis eine soziale Bewegung eine legendenumwobene Person 172 oder eine Kunstfigur der Popkultur wie James Bond sein 173 Entsprechende Personen werden auch als Stars bezeichnet entsprechende Gegenstande als Kultobjekte entsprechende herausragende im Gedachtnis verankerte Bilder als Medienikonen entsprechende Ereignisse auch als Ereignisse von Kultstatus Die Stars die im Film ubermenschliche Eigenschaften zeigen bekommt man nie personlich sondern nur in abgeschlossenen Kino Tempeln zu Gesicht Darin gleichen sie trotz oder gerade wegen ihrer Fehler den Gottern aber auch ihre Fallhohe bei Skandalen ist gewaltig Diese Vorstellung ist vor allem im angelsachsischen Raum zu beobachten wenn dort etwa vom Mythos Marilyn Monroe die Rede ist Ein erzahlerischer Mythos ist dagegen das Aufstiegsszenario vom Tellerwascher zum Millionar Eng verwandt mit Mythen sind moderne Sagen Urban Legends Hoax sowie auch Verschworungstheorien Sie werden meist zu einem bestimmten politischen psychischen oder sozialen Zweck konzipiert und tradiert Wahrend Legenden ursprunglich den im Lauf der Erzahltradition modifizierten Lebenslauf eines einer Heiligen zum Kern haben ist eine Sage eine volkslaufige zunachst auf mundlicher Uberlieferung beruhende kurze Erzahlung objektiv unwahrer oft ins Ubersinnlich Wunderbare greifender phantastischer Ereignisse die jedoch als Wahrheitsbericht gemeint sind und den Glauben der Zuhorer ernsthaft voraussetzen Gero von Wilpert Missbrauch und Kritik BearbeitenIm Zeitalter der Renaissance und des Barock wurden zahlreiche antike Mythen wiederentdeckt ihre Aufwertung und Integration in die Feste der hofischen Kultur ist ein Merkmal des heraufziehenden Absolutismus der seine oft sogar fiktiven genealogischen Wurzeln und seine Legitimation im klassischen heroischen Zeitalter suchte Die Oper nahm sich seit ihrer Entstehung um 1600 vorzugsweise antike mythische aber auch historische Stoffe zur Grundlage ihr gelang es die emotionale Intensitat der Rezitation der Mythen erheblich zu steigern Allein etwa 70 Opern aus der Zeit von 1600 bis 2005 behandeln den Orpheus Mythos Orpheus und andere waren beliebte Identifikationsfiguren die je nach Bedurfnis der Auftraggeber dustere freundliche oder dramatische Effekte auf der Buhne hervorbringen konnten Seit dem spaten 18 Jahrhundert und dem Heraufkommen des Burgertums das nach neuen Identifikationsfiguren suchte verblasste der Nachruhm der antiken Heroen Richard Wagners Opernzyklus Der Ring des Nibelungen 1851 1874 war ein Versuch den Mythos zu modernisieren was von Nietzsche zunachst enthusiastisch begrusst dann schroff abgelehnt wurde Die Neukonstruktion autoritarer und nationalistischer Mythen durch die nationalromantischen Bewegungen vieler Nationen in Form von Nationalepen seit dem 19 Jahrhundert zog zahlreiche Moglichkeiten des Missbrauchs nach sich Die Vorliebe fur germanische Mythologie die sich am Ende des 19 Jahrhunderts entwickelte gipfelte im Nationalsozialismus Der Ideologe Alfred Rosenberg schrieb 1930 Der Mythus des 20 Jahrhunderts ein Werk mit dem er sich gegen das Christentum richtete und das weite Verbreitung fand Die Blut und Boden Ideologie nach Michel Foucault verband sich mit einem traumerischen Schwarmen von einem hoheren Blut das sowohl den systematischen Volkermord an anderen wie auch die Bereitschaft zur totalen Selbstaufopferung einschloss Und die Geschichte hat es gewollt dass die hitlerische Sexualpolitik eine lacherliche Episode geblieben ist wahrend sich der Mythos vom Blut in das grosste Massaker verwandelte dessen sich die Menschen bis heute erinnern konnen Michel Foucault Der Wille zum Wissen 174 Kritisch sieht Eric Voegelin aus der Perspektive des Emigranten die politischen Religionen und politischen Mythen mit denen er sich in seinem monumentalen Werk Order and History 5 Bde auseinandersetzt Er untersucht den Zusammenhang zwischen Mythos und politischen Ordnungssystemen von den klassischen Mythen Mesopotamien Agypten Griechenland uber das Judentum und Christentum bis hin zu den modernen politischen Mythen des Totalitarismus auseinander Auch in modernen Demokratien erleben politische Mythen in Krisenzeiten und Umbruchphasen sowie bei Identitats und Legitimationsdefiziten immer wieder eine Konjunktur So erfuhr der amerikanische Frontier Mythos unter der Regierung von George W Bush in den USA eine Renaissance 175 Frederick Jackson Turner veroffentlichte 1893 seine Frontier These in der er den Erfolg des Modells der Vereinigten Staaten mit den Erfahrungen aus der Eroberung des Westens verknupfte Dieser These zufolge formte sich die amerikanische Identitat an der Grenze zwischen den zivilisierten Siedlungen der Europaer und der Wildnis Die Trager dieser amerikanischen Identitat haben Jackson zufolge das Selbstbewusstsein aus der Zahmung der Wilden vereint mit deren Starke Auch die Entmythologisierung durch Aufklarung kann scheitern wenn die Aufklarung selbst zum Mythos wird Max Horkheimer und Theodor W Adorno behandelten in ihrer Dialektik der Aufklarung 1944 das Scheitern der Aufklarung im Nationalsozialismus Mythen wie magische Riten meinen nach ihrer Meinung die sich wiederholende Natur Sie ist der Kern des Symbolischen ein Sein oder ein Vorgang der als ewig vorgestellt wird weil er im Vollzug des Symbols stets wieder Ereignis werden soll 176 Mit dem Versuch die Natur zu beherrschen wird ihrer Auffassung nach der einst mythische Zugang zur Welt seit der Aufklarung rational gemacht Als Herrschaft aber schlage Aufklarung selbst in Mythos zuruck in den Positivismus einer Affirmation des Bestehenden Seit diesem Scheitern stehen die Mythen der Moderne wie Fortschritt und Nationalismus verstarkt in der Kritik Ernst Cassirer Georges Sorel oder Elias Canetti brachten kritische Begriffe wie Mythos des Staates Geschichtsmythos politischer Mythos ins Gesprach Christliche Vorbehalte gegenuber dem neuzeitlichen Mythosbegriff hat der Literaturwissenschaftler Rene Girard mit seiner These erneuert dass der Mythos dazu diene die Gewalt von Opferritualen zu verschleiern La Violence et le sacre 1972 Die Wurzel des Opfers sei die Jagd eine ursprungliche Ausdrucksform der Aggression Eine Neufassung hat die Mythenkritik im 20 Jahrhundert durch Roland Barthes erfahren Anlass fur seine Untersuchungen war Meistens ein Gefuhl der Ungeduld angesichts der Naturlichkeit die der Wirklichkeit von der Presse oder der Kunst unaufhorlich verliehen wurde einer Wirklichkeit die wenn sie auch die von uns gelebte ist doch nicht minder geschichtlich ist Ich litt also darunter sehen zu mussen wie Natur und Geschichte standig miteinander verwechselt werden Roland Barthes Mythen des Alltags 177 Nach Barthes ist es eine wesentliche Funktion des Mythos wie beispielsweise die conditio humana des klassischen Humanismus an Stelle der Geschichte der Dinge eine sich vorgestellte Natur zu stellen Derart wird der Mythos durch den Verlust der historischen Eigenschaft der Dinge bestimmt Die Dinge verlieren in ihm die Erinnerung an ihre Herstellung 178 Dahinter verberge sich ein ideologischer Missbrauch 179 dem er in seinen Mythen des Alltags nachging Die moderne Werbewirtschaft macht sich aus kommerziellen Grunden die Mythologisierung von Produkten zunutze so beispielsweise in den neuen Mythen von der ewigen Jugend oder dem Genuss ohne Reue 8 Damit wird ein Effekt verstarkt der unter Kritikern als elementarer Bestandteil des Kapitalismus gesehen wird das Phanomen des Warenfetischismus Siehe auch Politischer MythosZitate Bearbeiten Mythen man erschrecke nicht vor diesem Worte sind Gottergeschichten im Unterschiede von den Sagen deren handelnde Personen Menschen sind Hermann Gunkel Nur solches Denken ist hart genug die Mythen zu zerbrechen das sich selbst Gewalt antut Max Horkheimer Theodor W Adorno 1944 Mythos ist immer als das Ergebnis einer unbewussten Tatigkeit und als ein freies Produkt der Einbildungskraft bezeichnet worden Ernst Cassirer 1946 Jeder Mythos erzahlt wie eine Realitat entstand sei es nun die totale Realitat der Kosmos oder nur ein Teil davon Eine Insel eine Pflanzenart eine menschliche Einrichtung Mircea Eliade 1957 Der Mythos verbirgt nichts und stellt nichts zur Schau Er deformiert Der Mythos ist weder eine Luge noch ein Gestandnis Er ist eine Abwandlung Roland Barthes 1957 Mythen sind Geschichten von hochgradiger Bestandigkeit ihres narrativen Kerns und ebenso ausgepragter marginaler Variationsfahigkeit Hans Blumenberg 1979Siehe auch BearbeitenGesamtgenealogie der griechisch mediterranen Mythologie Moderne Sage urbane Legende Wildes Denken im Unterschied und in Korrelation zum wissenschaftlichen Denken Literatur BearbeitenAllgemein Walter Burkert Axel Horstmann Mythos Mythologie In Historisches Worterbuch der Philosophie Band 6 Basel 1984 S 280 318 Antike Udo Reinhardt Hundert Jahre Forschungen zum antiken Mythos 1918 20 2018 20 Ein selektiver Uberblick Altertum Rezeption Narratologie Mythological Studies Band 5 De Gruyter Berlin Boston 2022 ISBN 978 3 11 078634 7 Symbolkundliche Forschungen Georg Friedrich Creuzer Symbolik und Mythologie der alten Volker 1837 1858 DNB Heinrich Zimmer Indische Mythen und Symbole Schlussel zur Formenwelt des Gottlichen Aus dem Englischen von E W Eschmann 5 Auflage Munchen 1993 ISBN 3 424 00693 9 Sozialpsychologische Ansatze Joseph Campbell Die Masken Gottes Aus dem Amerikanischen von Hans Ulrich Mohring Munchen 1996 ISBN 3 423 59034 3 Norbert Bischof Das 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