www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Eduard Meyer Begriffsklarung aufgefuhrt Eduard Meyer 25 Januar 1855 in Hamburg 31 August 1930 in Berlin war ein bedeutender deutscher Althistoriker Agyptologe und Altorientalist Er war einer der letzten Historiker die eine wissenschaftliche Gesamtdarstellung des Altertums und nicht nur der griechisch romischen Antike verfassten Sein Bruder war der Keltologe Kuno Meyer 1858 1919 Eduard Meyer Gemalde 1910 11 von Lovis Corinth Kunsthalle Hamburg Meyers Hauptwerk ist die Geschichte des Alterthums 5 Bande 1884 1902 Indem er die historische Entwicklung in Vorderasien Agypten und Griechenland bis um 355 v Chr in einen umfassenden politik wirtschafts und kulturgeschichtlichen Rahmen stellte befreite er die griechische Geschichte aus der bislang ublichen isolierten Betrachtung Das Werk gilt als erstrangiger Beitrag zur Altertumswissenschaft Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Schulzeit in Hamburg 1 2 Studienzeit 1 3 Zwischen Studium und Professur 1 4 Professuren 1 5 Politische Position 2 Schriften 3 Quellen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSchulzeit in Hamburg Bearbeiten Eduard Meyer wuchs in seiner Geburtsstadt Hamburg auf Seine Eltern waren Henriette und Eduard Meyer Sein Vater war ein liberal eingestellter Hanseate und studierter Altphilologe Er interessierte sich fur Geschichte und veroffentlichte mehrere Bucher zur Geschichte Hamburgs und der Antike Den Sohnen Eduard und Kuno der sich spater als Keltologe einen Namen machte brachte er schon fruh die alten Sprachen nahe die er selbst am Johanneum unterrichtete Auch seine Sohne besuchten diese Schule Das Johanneum war das traditionsreichste Gymnasium der Stadt Zur Schulzeit Meyers wurde es vom Altphilologen Johannes Classen geleitet der als Mentor und Forderer Meyers gilt Die Beschaftigung mit Latein und Altgriechisch war obligatorisch und erreichte in der Oberstufe sogar wissenschaftliches Niveau Hier wurde Meyer von Lehrern wie dem Grazisten und Thukydides Spezialisten Franz Wolfgang Ullrich 1795 1880 und dem Latinisten und Horaz Spezialisten Adolph Kiessling unterrichtet Bei Kiessling war es beispielsweise ublich in lateinischer Sprache uber Horaz zu diskutieren Bereits als Schuler beschaftigte Meyer sich mit der Geschichte des antiken Kleinasiens Seine spatere Habilitation fusste auf den Vorarbeiten aus der Gymnasialzeit Auch Hebraisch und Arabisch begann er schon wahrend seiner Schulzeit zu erlernen Im Fruhjahr 1872 bestand er die Abiturprufung Aufgrund seiner ausgezeichneten Leistungen wurde ihm ein Stipendium gewahrt Studienzeit Bearbeiten Studienziel Meyers war es zunachst moglichst viele Sprachen des alten Orients zu erlernen um diese fur historische Studien verwenden zu konnen Als erstes ging Meyer an die Universitat Bonn Hier erfullten sich die hohen Anspruche des Studenten jedoch nicht Vor allem der Althistoriker Arnold Schaefer enttauschte ihn Nach nur einem Semester wechselte er deshalb zum Wintersemester 1872 73 an die Universitat Leipzig Leipzig war zu dieser Zeit ein Zentrum der Orientalistik Dort verliefen Meyers Studien ausserordentlich fruchtbar Er lernte beim Indogermanisten Adalbert Kuhn Sanskrit Persisch und Turkisch bei Otto Loth Arabisch Syrisch bei Heinrich Leberecht Fleischer und Agyptisch bei Georg Ebers Ausserdem studierte er Geschichte Philosophie und Volkerkunde Neben den indogermanischen und semitischen Sprachwissenschaften wandte Meyer sich auch der antiken Religionsgeschichte zu 1875 wurde er mit einer beim Agyptologen Georg Ebers verfassten religionsgeschichtlichen Studie uber die altagyptische Gottheit Set Typhon zum Doktor der Philosophie promoviert Zwischen Studium und Professur Bearbeiten Durch einen Zufall bekam Meyer nach der Promotion eine Anstellung beim englischen Generalkonsul in Konstantinopel Sir Philip Francis Dort war er als Erzieher der Kinder angestellt Fur Meyer war dies geradezu ideal da er auf diese Weise die Moglichkeit wahrnehmen konnte einige Statten der altorientalischen und antiken Kultur zu besichtigen Francis starb jedoch schon ein Jahr spater und wenige Monate darauf endete auch Meyers Anstellung Er begleitete die Familie noch nach England zuruck Dort konnte er das Britische Museum besuchen Nach seiner Ruckkehr nach Deutschland leistete Meyer zunachst seinen Militardienst in Hamburg ab 1878 ging er wieder nach Leipzig wo er sich im Fruhjahr 1879 fur das Fach Alte Geschichte habilitierte Seine Habilitationsschrift behandelte die Geschichte des Konigreichs Pontos Es folgten mehrere Jahre als Privatdozent in Leipzig Es war eine Zeit an die sich Meyer spater noch gern zuruckerinnerte da ihm der Kontakt und der Meinungsaustausch mit seinen gleichaltrigen Kollegen gefiel Ebenso mochte er es durch den Lehrauftrag gezwungen das komplette Spektrum der Alten Geschichte abzudecken Er sah es als einen heilsamen Zwang an der ihn letztlich auch dazu brachte sich mit der Alten Geschichte in ihrer Gesamtheit und innerhalb der anderen alten Kulturen zu beschaftigen Es entstand der Plan fur eine Gesamtgeschichte des Altertums Der erste Band erschien 1884 und begrundete den herausragenden Ruf des Verfassers in Fachkreisen Meyer war aufgrund seiner Sprachkenntnisse in der Lage auch fundierte Forschungen zum Bereich der altorientalischen Geschichte durchzufuhren Sein diesbezugliches Werk das von der oft einseitigen Idealisierung der griechisch romischen Antike losgelost war reicht jedoch nur bis ins 4 Jahrhundert v Chr auch spater erschien keine vergleichbare Veroffentlichung eines einzelnen Autors 1884 heiratete Eduard Meyer Rosine Freymond Professuren Bearbeiten nbsp Berliner Gedenktafel am Haus Mommsenstrasse 7 in Berlin LichterfeldeNach der Erlangung der Professur in Leipzig wurde er 1885 als Ordinarius auf den althistorischen Lehrstuhl nach Breslau berufen Dort setzte er seine Geschichte des Althertums fort und veroffentlichte auch andere Werke 1889 folgte er einem Ruf als erster Professor fur Alte Geschichte an die Universitat Halle 1900 wies er ein Lehrstuhlangebot der Universitat Munchen ab einen Ruf an die Friedrich Wilhelms Universitat zu Berlin nahm er hingegen 1902 an Am Winckelmannstag 1899 wurde er zum ordentlichen Mitglied des Deutschen Archaologischen Instituts ernannt Seit 1904 hielt Meyer sich mehrmals zu Kongressbesuchen und Gastprofessuren in den USA auf Im Studienjahr 1919 20 war er Rektor der Berliner Universitat Der Klassisch Philologische Verein Halle und der Akademisch Philologische Verein Berlin im Naumburger Kartellverband ernannten Meyer zum Ehrenmitglied 1 Er starb 1930 in Berlin Die Grabstatte befindet sich auf dem Parkfriedhof Lichterfelde in der Abteilung 15 Ugt 218 2 Politische Position Bearbeiten Im Ersten Weltkrieg trat Meyer fur weitreichende territoriale Annexionen ein 1915 war er dafur nicht nur grosse Gebiete im Osten zu annektieren sondern daruber hinaus Belgien dauerhaft zum Vasallenstaat zu degradieren und die deutsch franzosische Grenze rucksichtslos nach unseren Bedurfnissen zu revidieren Im August 1917 gehorte er zu den Grundern der Deutschen Vaterlandspartei DVLP 3 Nach Kriegsende schloss sich Meyer der Deutschnationalen Volkspartei DNVP an 4 Aus Protest gegen die Politik der Siegermachte gegenuber Deutschland gab Meyer die Ehrendoktorwurden zuruck die ihm von englischen und amerikanischen Universitaten unter anderem von Oxford und Harvard verliehen worden waren Schriften BearbeitenGeschichte des Alterthums 5 Bande 1884 1902 zahlreiche Nachdrucke Die wirtschaftliche Entwicklung des Altertums Ein Vortrag 1895 Agyptische Chronologie 1904 Die Israeliten und ihre Nachbarstamme Halle 1906 Der Papyrusfund von Elephantine Dokumente einer judischen Gemeinde aus der Perserzeit und das alteste erhaltene Buch der Weisheitsliteratur Leipzig 1912 Ursprung und Geschichte der Mormonen Mit Exkursen uber die Anfange des Islams und des Christentums Halle 1912 Caesars Monarchie und das Principat des Pompejus Stuttgart 1918 Ursprung und Anfange des Christentums 2 Bande 1921 1923 Spenglers Untergang des Abendlandes Berlin 1925 Quellen BearbeitenGert Audring Hrsg Gelehrtenalltag Der Briefwechsel zwischen Eduard Meyer und Georg Wissowa 1890 1927 Weidmann Hildesheim 2000 ISBN 3 615 00216 4 Literatur BearbeitenGert Audring Hrsg Gelehrtenalltag Der Briefwechsel zwischen Eduard Meyer und Georg Wissowa 1890 1927 Weidmann Hildesheim 2000 ISBN 3 615 00216 4 William M Calder III Alexander Demandt Hrsg Eduard Meyer Leben und Leistung eines Universalhistorikers Mnemosyne Supplementband 112 Brill Leiden 1990 ISBN 90 04 09131 9 Johanna Jantsch Die Entstehung des Christentums bei Adolf von Harnack und Eduard Meyer Habelt Bonn 1990 ISBN 3 7749 2403 1 Georgios Fatouros Meyer Eduard In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 5 Bautz Herzberg 1993 ISBN 3 88309 043 3 Sp 1418 1419 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Gustav A Lehmann Eduard Meyer In Neue Deutsche Biographie NDB Band 17 Duncker amp Humblot Berlin 1994 ISBN 3 428 00198 2 S 309 311 Digitalisat Burkhard Meissner Meyer Eduard In Peter Kuhlmann Helmuth Schneider Hrsg Geschichte der Altertumswissenschaften Biographisches Lexikon Der Neue Pauly Supplemente Band 6 Metzler Stuttgart Weimar 2012 ISBN 978 3 476 02033 8 Sp 817 821 Meyer Eduard In Encyclopaedia Judaica Band 11 1971 Spalte 1462 Walter Otto Eduard Meyer und sein Werk In Zeitschrift der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft Band 85 1931 S 1 24 Eugen Taubler In memoriam Eduard Meyer In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Romanistische Abteilung Band 51 1931 S 604 606 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Eduard Meyer Quellen und Volltexte Literatur von und uber Eduard Meyer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Eduard Meyer in den Historischen Pressearchiven der ZBW Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Eduard Meyer an der Universitat Leipzig Wintersemester 1879 bis Sommersemester 1885 Werke von Eduard Meyer bei Zeno org Digitale Edition wichtiger Briefbestande Eduard Meyers Eintrag zu Eduard Meyer im Catalogus Professorum Halensis Ed Meyer Eintrag bei der Koniglich Niederlandischen Akademie der WissenschaftenEinzelnachweise Bearbeiten M Gobel A Kiock Richard Eckert Hrsg Verzeichnis der Alten Herren und Ehrenmitglieder des Naumburger Kartell Verbandes Klassisch Philologischer Vereine an deutschen Hochschulen A Favorke Breslau 1913 S 60 H J Mende Lexikon Berliner Grabstatten Haude amp Spener Berlin 2006 ISBN 3 7759 0476 X Steffen Bruendel Volksgemeinschaft oder Volksstaat Die Ideen von 1914 und die Neuordnung Deutschlands im Ersten Weltkrieg Akademie Verlag Berlin 2003 ISBN 3 05 003745 8 S 148 149 Michael Gruttner u a Geschichte der Universitat Unter den Linden 1810 2010 2 Die Berliner Universitat zwischen den Weltkriegen 1918 1945 De Gruyter Berlin 2012 ISBN 978 3 05 004667 9 S 22 und 146 Inhaber der Lehrstuhle und Professuren fur Alte Geschichte an der Universitat Leipzig Lehrstuhl Erste Professur Ludwig Lange 1871 1885 Curt Wachsmuth 1886 1905 Ulrich Wilcken 1906 1912 Karl Julius Beloch 1912 1913 Johannes Kromayer 1913 1927 Helmut Berve 1927 1943 Wilhelm Schubart 1946 1952 Rigobert Gunther 1965 1992 Charlotte Schubert 1993 2021 Honorarprofessor fur Papyrologie Reinhold Scholl seit 1993 Professor fur Antike Bildungsgeschichte Ernst Bux 1948 1951 Ausserordentliche Ausserplanmassige Professuren Victor Gardthausen 1877 1921 Eduard Meyer 1885 Conrad Cichorius 1895 1900 Otto Theodor Schulz 1920 1954 Gottfried Hartel 1976 1990 Ordinarien fur Alte Geschichte an der Schlesischen Friedrich Wilhelms Universitat Carl Neumann 1866 1880 Benedikt Niese 1881 1885 Eduard Meyer 1885 1889 Ulrich Wilcken 1889 1900 Conrad Cichorius 1900 1916 Walter Otto 1916 1918 Ernst Kornemann 1918 1936 Joseph Vogt 1936 1940 Alfred Heuss 1941 1945 Inhaber des Lehrstuhls fur Alte Geschichte an der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg Eduard Meyer 1889 1902 Ulrich Wilcken 1903 1906 Benedikt Niese 1906 1910 Ernst von Stern 1911 1924 Wilhelm Weber 1925 1931 Richard Laqueur 1932 1936 Franz Altheim 1948 1950 Hans Joachim Diesner 1958 1977 Andreas Mehl 1992 2011 Stefan Pfeiffer seit 2013 Inhaber der Lehrstuhle fur Alte Geschichte an der Friedrich Wilhelms Universitat Berlin Erster Lehrstuhl Theodor Mommsen 1861 1885 Otto Hirschfeld 1885 1917 Ulrich Wilcken 1917 1931 Wilhelm Weber 1932 1945 Zweiter Lehrstuhl Ulrich Kohler 1886 1902 Eduard Meyer 1903 1923 Normdaten Person GND 118733281 lobid OGND AKS LCCN n88601846 NDL 00524428 VIAF 71438412 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Meyer EduardKURZBESCHREIBUNG deutscher AlthistorikerGEBURTSDATUM 25 Januar 1855GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 31 August 1930STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eduard Meyer amp oldid 237228967