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Richard Albrecht Laqueur 27 Marz 1881 in Strassburg 25 November 1959 in Hamburg war ein deutscher Althistoriker und Klassischer Philologe Er bekleidete Lehrstuhle fur Alte Geschichte an den Universitaten Giessen 1912 1930 Tubingen 1930 1932 und Halle 1932 1936 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben und Wirken BearbeitenRichard Laqueur ein Sohn des Augenarztes und Universitatsprofessors Ludwig Laqueur und dessen Ehefrau Marie Laqueur geborene Bamberger besuchte bis 1898 das Gymnasium in Strassburg und studierte anschliessend von 1898 bis 1903 klassische Philologie und Geschichte in Strassburg Bonn und erneut in Strassburg Seine akademischen Lehrer waren Eduard Schwartz und Bruno Keil 1899 1900 leistete er als Einjahrig Freiwilliger im Feldartillerieregiment in Strassburg Militardienst Laqueur war 1903 04 Assistent am Klassisch philologischen Seminar und wurde im Jahr 1904 in Strassburg promoviert Seine akademische Laufbahn wurde von Eduard Schwartz gefordert Laqueur bereiste zu Studienzwecken Italien Griechenland Kleinasien Spanien und Frankreich 1907 erfolgte seine Habilitation fur klassische Philologie und Hilfswissenschaften an der Universitat Gottingen 1908 ubte er einen Lehrauftrag an der Universitat Kiel aus 1909 heiratete er Im selben Jahr wurde er ausserordentlicher Professor fur Klassische Philologie an der Universitat Strassburg Weitere Berufungen erhielt er nach Kiel 1909 Basel 1910 und Groningen 1911 die er samtlich ablehnte 1912 wurde er stattdessen in Strassburg ordentlicher Professor Noch im selben Jahr wechselte er als ordentlicher Professor an die Universitat Giessen und blieb dort bis 1930 Der deutsch national gesinnte Laqueur beteiligte sich am Ersten Weltkrieg zunachst als Batterieoffizier 1915 als Batteriefuhrer sowie 1918 als Abteilungsfuhrer Im Krieg erhielt er hohe Auszeichnungen und Kriegsorden Er wurde mit dem Eisernen Kreuz I und II Klasse der Hessischen Tapferkeitsmedaille dem Mecklenburgischen Militarverdienstkreuz und dem Hanseatenkreuz ausgezeichnet Anfang des Jahres 1919 kehrte er nach Giessen zuruck 1923 24 war er Rektor der Giessener Universitat Er nahm ausserdem am Ruhrkampf teil Bis 1930 war er Mitglied der DVP 1930 wurde er nach Tubingen berufen und verliess Giessen Zwei Jahre spater folgte er einem Ruf an die Universitat Halle und wurde dort Nachfolger von Wilhelm Weber Aufgrund seiner hohen Auszeichnungen als Kriegsteilnehmer fiel er nach der nationalsozialistischen Machtubernahme 1933 zunachst noch unter das Frontkampferprivileg zum 1 Januar 1936 verlor er dann wegen seiner judischen Abstammung seinen Lehrstuhl in Halle Anfang 1939 emigrierte Laqueur in die USA Dort fand er jedoch keine wissenschaftliche Stellung mehr Er arbeitete in einer Handelsgesellschaft und lebte in sehr einfachen Verhaltnissen Ein Buch uber Science and Imagination das er damals verfasste blieb unveroffentlicht In seiner Freizeit betrieb er Shakespeare Studien Die US amerikanische Staatsburgerschaft erwarb er nicht Nach Kriegsende bemuhten sich die Universitat Halle und die Universitat Berlin darum Laqueur wieder auf einen Lehrstuhl zu berufen Die Ruckkehr scheiterte 1947 jedoch am Einspruch durch die sowjetische Besatzungsmacht beruhend unter anderem auf seiner ehemaligen Mitgliedschaft in der SA Reserve II 1 Nach seiner Ruckkehr aus den USA konnte er 1955 das Werk Shakespeares dramatische Konzeption veroffentlichen 1952 ging er nach Hamburg und wurde dort 1959 zum Honorarprofessor ernannt Zu seinen Forschungsschwerpunkten zahlten neben der griechischen und romischen Geschichte die Geschichte des hellenistischen und romischen Judentums und vor allem die antike Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftstheorien Sehr fruh konzentrierte er sich auf die antike Geschichtsschreibung des Hellenismus und der romischen Kaiserzeit Er beschaftigte sich mit antiken Historikern wie Polybios 1913 Flavius Josephus 1920 und Eusebius 1929 Weitere Studien galten politischen Problemen der romischen Geschichte der Statthalterschaft Caesars uber den romischen Triumph und dem Toleranzedikt von Mailand Fur Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft schrieb er zahlreiche Historiker Artikel unter anderem zu Nikolaos von Damaskus Timagenes von Alexandria Malchus von Philadelphia und Georgios Synkellos Heute weitgehend vergessen gehorte Laqueur in den 1920er und fruhen 1930er Jahren zu den fuhrenden deutschen Althistorikern In den nur wenigen Nachrufen wurde seine personliche Umganglichkeit und Gelehrsamkeit betont Laqueurs bedeutendster Schuler war Fritz Moritz Heichelheim Schriften Auswahl BearbeitenPolybius Aalen 1974 ISBN 3 511 00290 7 Der judische Historiker Flavius Josephus Ein biographischer Versuch auf neuer quellenkritischer Grundlage 2 Auflage Darmstadt 1970 1 Auflage erschien bereits 1920 Digitalisat Shakespeares dramatische Konzeption Tubingen 1955 Das Deutsche Reich von 1871 in weltgeschichtlicher Beleuchtung Tubingen 1932 Epigraphische Untersuchungen zu den griechischen Volksbeschlussen Leipzig 1927 Diodors Geschichtswerk Die Uberlieferung von Buch I V hg v Kai Brodersen Studien zur Klassischen Philologie 71 Frankfurt Main 1992 Literatur BearbeitenKarl Christ Griechische Geschichte und Wissenschaftsgeschichte Historia Einzelschriften Band 106 Steiner Stuttgart 1996 ISBN 3 515 06915 1 S 205 207 Karl Christ Romische Geschichte und deutsche Geschichtswissenschaft Beck Munchen 1982 ISBN 3 406 08887 2 S 176 f Kay Ehling Laqueur Richard In Peter Kuhlmann Helmuth Schneider Hrsg Geschichte der Altertumswissenschaften Biographisches Lexikon Der Neue Pauly Supplemente Band 6 Metzler Stuttgart Weimar 2012 ISBN 978 3 476 02033 8 Sp 699 700 Hans Georg Gundel Laqueur Richard In Neue Deutsche Biographie NDB Band 13 Duncker amp Humblot Berlin 1982 ISBN 3 428 00194 X S 634 f Digitalisat Fritz Moritz Heichelheim Richard Laqueur Lebensskizze eines deutschen Gelehrten In Giessener Hochschulblatter Band 9 Nr 2 1961 S 4 f Burkhard Meissner Forschung Lehre und Organisation des Lehrstuhles fur Alte Geschichte der Universitat Halle im 20 Jahrhundert Profilsuche zwischen Orient und Abendland Mangel und Fluktuation In Hermann Josef Rupieper Hrsg Beitrage zur Geschichte der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg 1502 2002 Mitteldeutscher Verlag Halle Saale 2002 ISBN 3 89812 144 5 S 223 242 Joseph Vogt Richard Laqueur In Historische Zeitschrift Band 197 1963 S 789 f Laqueur Richard In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 15 Kura Lewa Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica Saur Munchen 2007 ISBN 978 3 598 22695 3 S 167 170 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Richard Laqueur im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Richard Laqueur im Catalogus Professorum HalensisAnmerkungen Bearbeiten Isolde Stark Die misslungenen Berufungen von Richard Laqueur nach Halle und Berlin In Thomas Bruggemann Burkhard Meissner Christian Mileta Angela Pabst Oliver Schmitt Hrsg Studia Hellenistica et Historiographica Festschrift fur Andreas Mehl Computus Verlag Gutenberg 2010 ISBN 978 3 940598 09 7 S 413 436 hier S 414f Lehrstuhlinhaber fur Alte Geschichte an der Universitat Giessen Max L Strack 1904 1912 Richard Laqueur 1912 1930 Fritz Taeger 1930 1935 Kurt Stade 1937 1941 Franz Hampl 1941 1945 Wilhelm Hoffmann 1962 1968 Hans Georg Gundel 1968 1978 Helga Gesche 1978 2003 05 Hans Ulrich Wiemer 2007 2010 Karen Piepenbrink seit 2012 Inhaber der Lehrstuhle fur Alte Geschichte an der Universitat Tubingen 1 Lehrstuhl Alfred von Gutschmid 1877 1887 Ernst Kornemann 1902 1918 Wilhelm Weber 1918 1925 Joseph Vogt 1926 1929 Richard Laqueur 1930 1932 Woldemar Graf Uxkull Gyllenband 1932 1939 Joseph Vogt 1940 1944 1946 1962 Hermann Bengtson 1963 1966 Wilhelm Hoffmann 1968 1969 Karl Ernst Petzold 1970 1985 Frank Kolb 1986 2013 Sebastian Schmidt Hofner seit 2014 2 Lehrstuhl Karl Friedrich Stroheker 1963 1979 Hildegard Temporini Grafin Vitzthum 1979 2004 Mischa Meier seit 2004 Inhaber des Lehrstuhls fur Alte Geschichte an der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg Eduard Meyer 1889 1902 Ulrich Wilcken 1903 1906 Benedikt Niese 1906 1910 Ernst von Stern 1911 1924 Wilhelm Weber 1925 1931 Richard Laqueur 1932 1936 Franz Altheim 1948 1950 Hans Joachim Diesner 1958 1977 Andreas Mehl 1992 2011 Stefan Pfeiffer seit 2013 Normdaten Person GND 119071304 lobid OGND AKS LCCN no93021327 VIAF 41928284 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Laqueur RichardALTERNATIVNAMEN Laqueur Richard AlbrechtKURZBESCHREIBUNG deutscher Althistoriker und Klassischer PhilologeGEBURTSDATUM 27 Marz 1881GEBURTSORT StrassburgSTERBEDATUM 25 November 1959STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Richard Laqueur amp oldid 226840436