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Hermann Baumann 9 Februar 1902 in Freiburg im Breisgau 30 Juni 1972 in Munchen war ein deutscher Ethnologe Afrikanist Kulturhistoriker und Nationalsozialist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Erste Forschungsreise April Dezember 1930 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBaumann hatte schon wahrend seiner Schulzeit auf dem Gymnasium Grundkenntnisse vom Anthropologen Eugen Fischer 1874 1967 und dem Ethnologen Ernst Carl Grosse 1862 1927 der Albert Ludwigs Universitat Freiburg erworben bevor er 1920 das Abitur machte Er studierte Volkerkunde und Afrikanistik in Berlin und Leipzig wo er 1925 promoviert wurde Seit 1921 arbeitete er als Volontar von 1925 war er an der von Alfred Schachtzabel geleiteten Afrikaabteilung des Berliner Museums fur Volkerkunde angestellt Von 1934 bis 1939 war er Kustos der dortigen neuen Eurasischen Abteilung die weniger aus wissenschaftlichen sondern aus politischen Grunden eingerichtet wurde und in das Konzept vom Lebensraum im Osten des Deutschen Reiches passte Von 1928 bis 1941 war Baumann Herausgeber der Zeitschrift fur Ethnologie Baumann war als Schuler von Leo Frobenius Vertreter eines Kulturdiffusionismus Er postulierte die Entstehung eines vielen Volkern gemeinsamen Weltmythos gegen Ende des 4 Jahrtausends vor Christus im Bereich zwischen Nil und Indus dieser habe sich in modifizierter Form bis nach China und in Teilen Afrikas verbreitet Baumann trat zum 1 August 1932 der NSDAP bei Mitgliedsnummer 1 256 683 1 und arbeitete intensiv an Planen fur koloniale Ruckeroberungen und Expansionen von Deutschland in Afrika mit die wegen des Kriegsverlaufs aber nie realisiert wurden 2 3 Baumann lehrte von 1939 bis 1945 als Professor am Institut fur Volkerkunde der Universitat Wien 1939 1945 nach seinem im Mai 1949 stattgegebenen Entnazifizierungsantrag von 1951 bis 1954 zunachst an der Universitat Mainz und von 1955 bis 1972 als Professor am Institut fur Volkerkunde und Afrikanistik der Universitat Munchen Seit 1965 war er ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 4 Nach seiner ersten Forschungsreise im Jahr 1930 stellte Baumann die weltweit erste systematische Sammlung der materiellen Kunst und Kultur Nordost Angolas zusammen 5 Im Jahr 1954 entdeckte er in Sud Angola die Felsbilder von Tchitundo Hulo Mucai und katalogisierte sie 6 Bei dieser Reise erwarb er auch eine uber 1000 Objekte umfassende ethnographische Sammlung die er im Museum von Dundo aufbewahren liess Fur ihn war die Feldforschung und Empirie von grosser Bedeutung er betrachtete mit Sorge den zunehmenden Einfluss von reinen Theoretikern ohne Bezug zur realen afrikanischen Welt Im Jahr 1972 kehrte er noch einmal nach Dundo zuruck um seine Sammlung zu bearbeiten und zu katalogisieren 7 Kurz nach der Ruckreise aus Angola verstarb Baumann in Munchen an den Folgen einer Malaria Erkrankung 8 Eines der umfassendsten Werke der deutschsprachigen Afrikanistik das von ihm herausgegebene postum erschienene Hauptwerk Die Volker Afrikas und ihre traditionellen Kulturen tragt seinen Namen Es ist aus dem Werk Volkerkunde von Afrika mit besonderer Berucksichtigung der kolonialen Aufgabe hervorgegangen an dem auch Diedrich Westermann und Richard Thurnwald mitgearbeitet haben Wegweisend waren darin u a seine Studien zum Feldbau und uber Kornerfruchte als alteste Kulturpflanzen Beatrix Heintze Hermann Amborn und Klaus E Muller zahlen zu seinen Schulern Laszlo Vajda war von 1957 bis 1962 sein Assistent Erste Forschungsreise April Dezember 1930 BearbeitenBaumanns erste Feldforschung startete am 19 April 1930 und knupfte an die Untersuchungen von Alfred Schachtzabel an Sie fuhrte ihn zum Volk der Chokwe in Nordost Angola Ziel war es eine weitgehend vollstandige ethnographische Sammlung fur das Museum fur Volkerkunde in Berlin zu beschaffen Er wurde von dem Ethnologen Heinrich Meinhard begleitet Nach einer dreiwochigen Seereise erreichten sie Lobito von wo aus sie mit der Benguelabahn ins Landesinnere fuhren Auf einer englischen Missionsstation nahe Luena bemuhte er sich intensiv die Sprache der Chokwe zu erlernen Er unternahm Marsche in die umliegenden Chokwe Dorfer sowie zu den Lunda mit bis zu 60 Mann starken Tragerkarawanen Er wollte ausdrucklich Gebiete besuchen die abseits der von den Portugiesen gebauten Strassen lagen und nicht mit dem Auto zu erreichen waren Er postulierte Das Auto darf ein Ethnologe nur zur Durchquerung grosser Gebiete die schon vollig unter europaischem Einfluss stehen verwenden Er hat wie vor 30 und 60 Jahren die Pflicht und das Recht das Volk seines Studiums von Dorf zu Dorf marschierend kennenzulernen Am 18 November 1930 brach er die Ruckreise aus Angola an Er brachte 1375 ethnographische Objekte nach Berlin mit in denen Feldbau Nahrungszubereitung Handwerke und Tanze der Chokwe und Luimbi dokumentiert werden Der Grossteil wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstort Nach Meinung der Ethnologin Beatrix Heintze habe er sich bei seiner Reise immer auch bemuht in die geistige und kulturelle Welt der Afrikaner einzudringen Seine Forschungsergebnisse sowie ihre einfuhlsame Darlegung zeugten von einem Vertrauensverhaltnis und gegenseitigem Respekt Schriften Bearbeiten nbsp Kalelwa Maske der Chokwe in Angola Sammlung Baumann im Ethnologischen Museum Berlin Erworben um 1938Die Mannbarkeitsfeiern bei den Tsokwe N O Angola Westafrika und ihren Nachbarn Reimer Berlin 1932 Baessler Archiv Beitrage zur Volkerkunde Band 15 Heft 1 Lunda bei Bauern und Jagern in Inner Angola Ergebnisse der Angola Expedition des Museums fur Volkerkunde Berlin 249 S Berlin 1935 Wurfel Verlag Schopfung und Urzeit des Menschen im Mythus der afrikanischen Volker Herausgegeben mit Unterstutzung der Staatlichen Museen in Berlin Baesslerstiftung und des Internationalen Instituts fur afrikanische Sprachen und Kulturen Dietrich Reimer Andrews amp Steiner Verlag Berlin 1936 mit Richard Thurnwald und Diedrich Westermann Volkerkunde von Afrika Mit besonderer Berucksichtigung der kolonialen Aufgabe Essener Verlagsanstalt Essen Berlin 1940 Beitrag in Koloniale Volkerkunde koloniale Sprachforschung koloniale Rassenforschung Berichte uber die Arbeitstagung im Januar 1943 in Leipzig Reimer Andrews amp Steiner Berlin 1943 Hrsg Koloniale Volkerkunde I In Zusammenarbeit mit der Kolonialwissenschaftlichen Abteilung des Reichsforschungsrates in der deutschen Forschungsgemeinschaft hrsg Wiener Beitrage zur Kulturgeschichte und Linguistik Jahrgang 6 Horn Ferd Berger 1944 Mit Beitragen von W Becker Donner Mattenklodt T M Bettini H v Sicard u H Baumann Fritz Valjavec Hrsg Historia Mundi Ein Handbuch der Weltgeschichte in zehn Banden Begrundet von Fritz Kern 1 Band Fruhe Menschheit Von Santiago Alcobe y Noguer Hermann Baumann Renato Biasutti u a Mit einer ausklappbaren Zeittafel Francke Bern 1952 Das doppelte Geschlecht Ethnologische Studien zur Bisexualitat in Ritus und Mythos Reimer Berlin 1955 Neuauflage 1986 Mit ausfuhrlichen Kapiteln uber den kultischen Geschlechtswandel bzw Geschlechtswechsel den Austausch der mannlichen und weiblichen Geschlechtsposition durch Kleidertausch oder den direkten Austausch seelischer Qualitaten der Geschlechter uber bisexuelle Vorstellungen bei u a den Dogon Bambara Kwotto Zande und im unteren Kongo Afrikanische Plastik und sakrales Konigtum Ein sozialer Aspekt traditioneller afrikanischer Kunst Bayerische Akademie der Wissenschaften Philosophisch Historische Klasse Sitzungsberichte Jg 1968 Heft 5 Beck Munchen 1969 Die Volker Afrikas und ihre traditionellen Kulturen Steiner Wiesbaden 1975 1979 Studien zur Kulturkunde 34 und 35 Teil 1 Allgemeiner Teil und sudliches Afrika Teil 2 Ost West und Nordafrika Vorlaufiger Bericht uber neue Felsbilder Funde in Sud Angola Paideuma Mitteilungen zur Kulturkunde Bd 6 H 1 Nov 1954 S 41 45 Frobenius Institut Literatur BearbeitenKlaus E Muller Menschenbilder fruher Gesellschaften Ethnologische Studien zum Verhaltnis Mensch und Natur Gedachtnisschrift fur Hermann Baumann Campus Verlag Frankfurt M 1983 Beatrix Heintze Ethnographische Zeichnungen der Lwimbi Ngangela Zentral Angola Aus dem Nachlass Hermann Baumann Wiesbaden Steiner 1988 Sonderschriften des Frobenius Instituts 5 ISBN 3 515 05170 8 Beatrix Heintze Deutsche Forschungsreisende in Angola Frankfurt am Main Lembek 2007 ISBN 978 3 87476 544 2 S 130 131 Peter Linimayr Wiener Volkerkunde im Nationalsozialismus Lang Frankfurt am Main u a 1994 ISBN 978 3 631 46736 7 Jurgen Braun Eine deutsche Karriere Die Biographie des Ethnologen Hermann Baumann 1902 1972 Edition Anakon Munchen 1995 ISBN 3 929115 50 6 Magisterarbeit Munchener ethnologische Abhandlungen Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hermann Baumann Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Hermann Baumann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Michael Lackner Cristian Alvarado Kultur und Rasse nach dem Nationalsozialismus Ein Gesprach mit Michael Lackner uber Hermann Baumann als akademischer Lehrer PDF Datei 1 2 MB Jana Schmitter weil ja Rasse und Kultur sich gegenseitig bedingende Wesenheiten sind Zur Wechselwirkung ethnologischer Arbeit und politischer Haltungen im Nationalsozialismus das Beispiel Hermann Baumann 2007 PDF Datei 135 kB Christoph Seidler Wissenschaftsgeschichte nach der NS Zeit das Beispiel der Ethnologie Die beiden Ethnologen Wilhelm Muhlmann 1904 1988 und Hermann Baumann 1902 1972 PDF Datei 599 kB Leopold Kretzenbacher Nachruf Hermann Baumann Bayerische Akademie der Wissenschaften PDF 618 kB Einzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 1770690 Institut fur Kultur und Sozialanthropologie der Universitat Wien Zur Geschichte des Instituts Harald Justin Unter Barbaren in Spiegel Geschichte Ausg Nr 2 2021 S 128 132 hier S 130 Mitgliedseintrag von Hermann Baumann mit Link zu einem Nachruf bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften abgerufen am 7 Januar 2017 Im Land der Chokwe preussischer kulturbesitz de 1 April 2019 abgerufen am 12 Oktober 2019 The mysterious rock carvings of Tchitundo hulo buala org 9 August 2010 abgerufen am 9 Oktober 2019 Die ethnographische Sammlung aus Sudwest Angola im Museum von Dundo Angola 1954 koeppe de abgerufen am 12 Oktober 2019 Helmut Straube Hermann Baumann 9 Februar 1902 bis 30 Juni 1972 In Paideuma Mitteilungen zur Kulturkunde Bd 18 1972 S 1 15 hier S 1Normdaten Person GND 119264218 lobid OGND AKS LCCN n82256771 VIAF 9929910 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Baumann HermannKURZBESCHREIBUNG deutscher Ethnologe Afrikanist und KulturhistorikerGEBURTSDATUM 9 Februar 1902GEBURTSORT Freiburg im BreisgauSTERBEDATUM 30 Juni 1972STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Baumann Ethnologe amp oldid 238474982