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Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Georges Eugene Sorel 2 November 1847 in Cherbourg 29 August 1922 in Boulogne sur Seine war ein franzosischer Sozialphilosoph und Vordenker des Syndikalismus Georges SorelSorel war Gegner der liberalen Demokratie Selbst keiner konkreten politischen Stromung zugehorig hatte er Einfluss auf viele antiliberale politische Bewegungen insbesondere durch seine positive Interpretation politischer Gewalt die die Gesellschaft kraftige und sittlichen Verfall aufhalte 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Sorels Themen und Standpunkte 2 1 Anknupfung an Proudhon und Marx 2 2 Zur Bedeutung von Mythen 2 3 Uber die Gewalt 2 4 Zeitdiagnose Dekadenz 2 5 Politische Positionen Haltung 3 Rezeption 3 1 Im Syndikalismus 3 2 Sorel und der Faschismus 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenGeorges Sorel wurde 1847 im franzosischen Cherbourg geboren Er wuchs in einer burgerlichen Familie auf und arbeitete viele Jahre als Beamter im Strassen und Bruckenbauwesen in Frankreich Wahrend dieser Jahre verlief sein Leben strebsam und unauffallig Ihm wurde das Kreuz der Ehrenlegion verliehen und er wurde zum Chefingenieur ernannt Mit 42 Jahren begann er zu schreiben und konnte durch Ansparungen und Erbschaften sein Amt niederlegen um sich voll und ganz der Wissenschaft zu widmen 2 Ab hier beginnt eine Zeit in der Sorel mehrere philosophiepolitische Phasen durchlauft Er beginnt mit einem traditionell philosophischen Stadium in dem er unter anderem auch monarchistische Positionen vertrat 3 1892 veroffentlichte er die drei Aufsatze Die alte und die neue Metaphysik in denen er sich vom traditionellen Denken abwendet und sich selbst als fortschrittlichen Sozialisten bezeichnet Die Jahre von 1893 bis 1898 waren gepragt von seiner Mitarbeit an verschiedenen sozialistischen Zeitschriften 4 Dabei wurde er stark durch die Ideen von Karl Marx beeinflusst Ihnen widmete Sorel zahlreiche kritische Analysen und ubernahm daraus einige Begriffe wie zum Beispiel den Klassenkampf fur sein eigenes Denkmodell 3 Der Theoretiker welcher schlussendlich den Sozialismus fur Sorel attraktiv machte durfte aber Pierre Joseph Proudhon gewesen sein Ahnlich wie bei Marx interessiert sich Sorel nicht fur dessen Umsetzung des Sozialismus in der realen Welt sondern vielmehr fur das aufgezeigte Menschenbild 5 Sorel war vom Syndikalismus wie ihn Proudhon vertrat durchaus angetan und schrieb dazu einige radikal revolutionare Werke Einen grossen Einfluss hatte er mit seinen Ideen auf syndikalistische Gewerkschaften aber nicht 3 Er lebte weiterhin ein ruhiges und zuruckgezogenes Leben in der Nahe von Paris und behielt eine gewisse Distanz zu politischen Bewegungen auch wenn er selbst deren Positionen vertrat 6 Die Dreyfus Affare erschutterte auch Sorel tief Sie hatte in Frankreich eine scharfe Trennung zwischen dem Staat und der Kirche zur Folge Der Hintergrund war dass 1898 erste Zweifel an der Schuld von Dreyfus aufkamen und die republikanische Aristokratie Sorel zitiert nach Freund 1972 109 die Zugel um Gerechtigkeit in die Hande nahm Zuerst kampfte Sorel noch an der Seite der Dreyfusaner hauptsachlich linke Intellektuelle und betrachtete die Affare als einen Kampf ums Recht genauer um die reine Rechtsordnung ohne politische Ideale 7 Ihn faszinierte vor allem wie die Sozialisten mit Leidenschaft fur die Gerechtigkeit eintraten 8 Als aber die Gegner hauptsachlich Nationalisten und die Kirche von Dreyfus und damit die Gegner der politischen Reformen durch eine Welle antisemitischer Leidenschaft eine Masse bildeten anderte Sorel seine Ansichten Er sah nun einen Aufstand der Massen gegen die republikanische Aristokratie Die Kirche welche mit dieser Leidenschaft ein Bundnis einging erweckte die Massen zu Protesten Der Antisemitismus ist fur Sorel die treibende Kraft im Aufstand des armen Volkes gegen eine dekadente Intellektualitat Dieser Antisemitismus ist im Gegensatz zum Sozialismus instinktiv in den Menschen vorhanden und muss nicht erzwungen werden Fur Sorel ist er somit auch eine treibende Kraft in der Demokratie und mobilisiert die Massen gegen eine besserwisserische und beherrschende Oberschicht 9 Was Sorel erschutterte war die Tatsache dass aus dem Kampf um Gerechtigkeit ein politischer Kampf wurde und der ganze Prozess ein undurchsichtiger Vorgang von Anschuldigungen und Gegenanschuldigungen wurde Zum Schluss wurde Dreyfus nicht durch einen Gerichtsspruch sondern durch politische Amnestie freigelassen Hieran diagnostizierte Sorel dass in Frankreich keine Gerechtigkeit herrschte sondern eine liberale Demokratie ihre Politik auslebte so wie sie es wollte Dreyfus hatte von einem Gericht freigesprochen werden sollen wie jeder andere Mensch auch 10 Nach dieser Enttauschung wurde es kurz still im Leben von Sorel Mit den Betrachtungen uber die Gewalt bekam das Denken Sorels einen neuen Ton Frankreich stand wahrend dieser Zeit kurz vor einem Burgerkrieg Die Menschen hatten Angst vor unkontrollierbarem Gewaltausbruch Dies veranlasste Sorel seine Theorie uber die Gewalt zu schreiben Ein weiterer Theoretiker nahm in diesem Zeitraum massgeblich Einfluss auf Sorel So schrieb Michael Freund was Hegel fur Marx war in hohem Masse Bergson fur Sorel Bei Henri Bergson fand Sorel die Lebensphilosophie welche er fur seinen Mythos uber den Generalstreik brauchte Er ubernahm die Idee der schopferischen Entwicklung wodurch er eine Erklarung fand wie sich die Lebensenergie der Masse mobilisieren lassen wurde 11 Das Buch Uber die Gewalt erschien zunachst 1906 in Form von Aufsatzen in einer sozialistischen Zeitschrift und wurde erst zwei Jahre spater zu einem Buch zusammengetragen und veroffentlicht Die darin enthaltenen Betrachtungen hatten Zundstoff in sich und konnen aus heutiger Sicht mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 in Verbindung gebracht werden Oder um es mit den Worten von Michael Freund auszudrucken die Generation die in den Idealen des Dreyfuskampfes humanitar demokratischen Ideen gross geworden war hatte verspielt 7 Die idealistischen Ideen der Liberalen verklangen und andere Ideologien ubernahmen die politische Fuhrung Dieses Buch kann als Sorels Hauptwerk betrachtet werden da es im Wesentlichen seine Ansichten uber das gesellschaftliche Leben wiedergibt Massgebend erhebt er darin Anklage gegen die Sozialdemokraten und Reformisten in Frankreich Er warf ihnen vor die zentrale Idee des revolutionaren Marxismus den Klassenkampf zu Gunsten eines staatserhaltenden sozialen Reformkurses aufgegeben zu haben 3 und nun nach eigenwilligen Belieben zu herrschen Dazu schrieb Sorel Die Erfahrung hat uns bis heute noch immer bewiesen dass unsere Revolutionare sobald sie nur zur Macht gelangt sind sich auf die Staatsrason berufen dass sie dann Polizeimethoden gebrauchen und die Gerichtsbarkeit als eine Waffe ansehen die sie gegen ihre Feinde missbrauchen konnen Die parlamentarischen Sozialisten entziehen sich dieser allgemeinen Regel durchaus nicht sie halten an dem alten Staatskultus fest sie sind daher wohlvorbereitet alle Missetaten des Ancien Regime zu begehen 12 Somit hat die Regierung zwar gewechselt aber der alte von ihm verhasste Staatsapparat ist dadurch nicht erschuttert worden er hat nur sein Gesicht gewechselt Weiterhin regiert eine intellektuelle Minderheit uber die Massen und unterdruckt deren Willen Fur Sorel ist der Staat aber grundsatzlich ein schwaches Konstrukt das einer Zivilgesellschaft untergeordnet ist Durch eine gesunde Debatte und plurale Offentlichkeit ergeben sich fur ihn die Werte in einer Gesellschaft Ab etwa 1908 beginnt sich Sorel immer mehr fur nationalistische und rechtskonservative politische Bewegungen zu interessieren vor allem fur die Action Francaise Durch die proletarische Gewalt hoffte Sorel auf eine Erneuerung Frankreichs Darauf dass das gute alte franzosische Burgertum wieder auferstehen wurde Dies war fur ihn eine Voraussetzung fur eine sozialistische Zukunft Nach der traurigen Ernuchterung durch die Dreyfus Affare bekamen nationalistische Bewegungen neuen Aufwind und versprachen eine Renaissance des alten Frankreichs Darin sah Sorel eine Moglichkeit seine Vorstellungen umzusetzen und solidarisierte sich teilweise mit dieser Bewegung 13 Im Buch Uber die Gewalt konnte schon vorausgesehen werden was auf Europa in den kommenden Jahren zukam Das Buch hatte grossen Einfluss auf Mussolini welcher es als eine theoretische Basisliteratur fur sein faschistisches Projekt benutzte Sorel selbst war von Mussolini angetan bewahrte aber stets eine gewisse Distanz Ganz im Gegenteil zur bolschewistischen Revolution in Russland Die letzte Auflage des Buches erganzte von Sorel um eine kurze Lobeshymne auf Lenin im Ausklang auch wenn er auf diesen als Theoretiker keinen Einfluss hatte 14 Sorels Ansichten wechselten somit im Laufe seines Lebens mehrmals Auch sind viele seiner Ideen oftmals nur aus bestimmten Standpunkten heraus nachvollziehbar Eins war und blieb er aber von Anfang an Er war ein vehementer Gegner der parlamentarischen Demokratie Sorel starb 1922 einsam und zuruckgezogen in einem kleinen Haus in Boulogne 15 Sorels Themen und Standpunkte BearbeitenAnknupfung an Proudhon und Marx Bearbeiten Sorel versuchte Ideen von Pierre Joseph Proudhon Okonom und ein fruher Vertreter des Anarchismus mit Theorien von Karl Marx zu verbinden 16 Vom Marxismus ubernahm er die Idee des Klassenkampfes Marx Okonomiekritik lehnte er aber ab So erkannte er den von Kapitalisten einbehaltenen Mehrwert zum Beispiel nicht als Diebstahl am Lohn der Arbeiterschaft sondern sah die unrechtmassige Aneignung der Arbeit und des Reichtums im Kapitalismus als von Anfang an gegebene Tatsache Der Klassenkampf entstehe aus dem Aufstand gegen den Reichtum 17 Ebenso ubernimmt Sorel sein wichtigstes Fundament den Begriff des Klassenkampfes nicht eins zu eins aus den Schriften von Marx Fur Sorel ist der Klassenkampf nichts Geschichtliches das sich in allen Gesellschaftsformen wiederfindet Vielmehr entsteht der Klassenkampf erst durch den aufkommenden Kapitalismus und bezeichnet den Kampf des Proletariats um das Recht denn nur im Recht kann die Arbeiterklasse existieren 18 Somit ist der Klassenunterschied bei Sorel nicht durch den Besitz von Produktionsmitteln gegeben vielmehr ist die Klasse das soziale Leben an sich welches im Recht ihre Ausformulierung erlangt Der Klassenkampf ist fur Sorel eine grundlegende Bedingung um eine eigene Klassenidentitat aufzubauen und selbststandig zu handeln In einer klassenlosen Gesellschaft ist die Masse eher dazu geneigt einer Fuhrungsfigur hinterherzulaufen als eigenstandig zu handeln Sorel zeigt dass die Fortschrittsidee in ihrer Ambivalenz von den Sozialisten und von der Bourgeoisie entweder als eine Garantie der kommenden immer ofter als gewaltlos vorgestellten Revolution oder als Versicherung gegen sie betrachtet wird in der Fortschrittsidee drucke sich der Klassengegensatz unmittelbar aus 19 Seine Auseinandersetzung mit dem Marxismus kann als eine Suche nach einer Erneuerung der Moral gewertet werden Er interessiert sich wenig fur dessen Analysen des kapitalistischen Systems sondern denkt dass im Marxismus das Potenzial stecken konnte eine moralisch erneuerte Gesellschaft zu schaffen 20 Das Buch Krieg und Frieden von Proudhon versteht Sorel als Nachweis dafur dass der Krieg eine schopferische Kraft ist ein Beweger des Menschengeschlechts 21 Das menschliche Dasein passiert auf einem kriegerischen Dasein Alles andere konnen sich die Menschen gar nicht vorstellen Um die Betrachtungen uber die Gewalt zu verstehen mussen sie aus der Sicht dieses Buches erklart werden Darin wird der Frieden angepriesen und die Arbeit zum Heroismus der Zukunft erklart Der Krieg ist allerdings in der Moderne verwerflich geworden ein Krieg der Maschinen Trotzdem bleibt er heilig und gottlich da in ihm eine enorme Energie schlummert Die Wurde dieses Krieges geht einher mit dem Kampf des Proletariats So schrieb Michael Freund Aus dem Kampf kommt die Disziplin welche die neue Gesellschaft tragt 22 Sie sei die Moral der Arbeiterschaft die Produzentenmoral Zur Bedeutung von Mythen Bearbeiten Sorel betonte in seinen Uberlegungen zu Mythen nicht deren Inhalt sondern ihre Fahigkeit Gemeinschaften zu bilden und Energien freizusetzen Sorel begriff den Mythos als Vorstellung von einem Schlachtbild das massenmobilisierend heroische Gefuhle und Instinkte fur eine zukunftige entscheidende Auseinandersetzung erwecken sollte Konkret wurde bei ihm der Mythos vom Generalstreik angesprochen 23 Der Moralismus der Arbeiterklasse ihr Kampfgeist und ihre Starke sollte durch soziale Mythen entwickelt werden statt durch den Glauben an eine Veranderung der Lebensbedingungen Der Sorelsche Mythos z B der vom Generalstreik erschafft Legenden die der Mensch lebt statt die Geschichte zu leben er erlaubt einer erbarmlichen Gegenwart zu entfliehen gewappnet mit einem unerschutterlichen Glauben 24 Ein Mythos kann nicht widerlegt werden da er im Grunde das gleiche ist wie die Uberzeugungen einer Gruppe da er der Ausdruck der Uberzeugungen in der Sprache der Bewegung ist und da es folglich nicht angeht ihn in Teile zu zerlegen 25 Nach Kurt Lenk handelt es sich bei Sorels Begriff des Mythos nicht um einen Ursprungsmythos wie in den Vorstellungen vieler konservativer Revolutionare die Verheissung der Wiederkehr einer verjungten heilen Welt sondern um einen Erwartungsmythos Er ist die Vorwegnahme einer sozialen Katastrophe einer Vernichtungsschlacht ein hergestellter Mythos der mittels des Generalstreiks das Proletariat heroisch und die Bourgeoisie erneut militant machen soll Der Sinn solch heroischer Gewaltanwendung ist weniger ein Sieg der einen uber die andere Seite als die Mobilisierung emotionaler Krafte 26 Hans Barth urteilte Das Ethos das dem revolutionaren Mythos entspricht ist kriegerisch Es sind die Tugenden des Soldaten die Sorel hervorhebt Mut Tapferkeit Selbstbeherrschung und Selbstverzicht Opferbereitschaft 27 Uber die Gewalt BearbeitenDie Gewalt ist fur Sorel kein physischer Kampf mit blutigem Ende Sie darf auch nicht verstanden werden als ein Mittel zur Umsetzung eines politischen Zwecks Er mochte eine neue Sicht auf die Gewalt schaffen Sie ist fur ihn nichts Zerstorendes sondern etwas Erhaltendes ein Einbruch von etwas Erhabenem in die Geschichte 3 So schrieb er in seinem Buch Es kostet viel Muhe die proletarische Gewalt zu verstehen solange man versucht mittels der Ideen zu denken die die burgerliche Philosophie in der Welt verbreitet hat nach dieser Philosophie ware die Gewalt ein Rest der Barbarei und berufen unter dem Einfluss des Fortschritts der Einsicht zu verschwinden 28 Die Gewalt ist nicht etwas was sich in der okonomischen oder gesetzlichen Welt widerspiegelt sondern vielmehr ein Phanomen des menschlichen Inneren eine Tatsache des moralischen Lebens Sie braucht nicht durch das Ideal oder Recht als gut oder bose dargestellt zu werden Sie steht uber diesen Zuschreibungen sozusagen ein hoheres Recht ein gottliches Recht Hier trennt Sorel die Gewalt von Macht welche fur ihn die Herrschaft uber Menschen anstrebt Die Gewalt muss ausserhalb der Ideen der sozialen Welt dargestellt werden 29 Der Mythos des Generalstreiks soll fur ein starkes und mutiges Proletariat sorgen welches auch bereit ist seine Rechte mit Gewalt zu verteidigen Als ein vergleichendes Beispiel nennt Sorel die katholische Religion Diese besteht schon seit hunderten von Jahren und ist in ihren Grundfesten kaum Veranderungen ausgesetzt gewesen Ihre Kraft schopft sie seines Erachtens aus den unzahligen Schlachten die sie gefuhrt hat mit dem Glauben am Schluss den Endsieg davon tragen zu konnen sprich ein Mythos des Reiches Gottes 30 Zeitdiagnose Dekadenz Bearbeiten Laut Lenk verbirgt sich in Sorels Gedanken ein kulturpessimistischer Begriff der Dekadenz Mit dem Ende der Produzentenmoral ihrer Fruhzeit habe so Sorel die Bourgeoisie sich in die Passivitat eines Konsumismus verloren aus welcher der politische Generalstreik der Arbeiter sie nun vertreiben soll 31 Durch diese Dekadenz und die Kritik der Aufklarung sah Sorel die Gemeinschaften und die Ordnungskategorien Religion Sitten und Recht bedroht Alle Traditionen sind verbraucht aller Glaube abgenutzt Alles vereinigt sich um den guten Menschen trostlos zu machen Ich kann von der Dekadenz kein Ende sehen und sie wird in einer oder zwei Generationen nicht geringer sein Das ist unser Schicksal 32 Durch die Gewalt sieht er einen Ausweg aus dieser Dekadenz hin zur proletarischen Gesellschaft Der Kampf ist fur ihn der wichtigste Schopfer der Moral und steht fur eine moralische Erneuerung Dadurch kann die Klasse des Proletariats fur sich selber denken und handeln Er glaubt ohne genaue Angaben daruber zu machen wie die Gesellschaft in Zukunft funktionieren wird dass dadurch eine strenge Arbeitsdisziplin herrschen wird und keine Menschen mehr uber andere Menschen Auch wenn sich seine Vorstellung von Gewalt nicht verbreiten konnte so sind vor allem sein intellektueller Antiintellektualismus und die tiefe Verachtung fur die parlamentarische Demokratie fur die kommenden Jahre und bis heute einflussreich geblieben Politische Positionen Haltung Bearbeiten Sorel vertrat unterschiedliche antiliberale Positionen 1909 brach Sorel mit dem Sozialismus 1910 zog es ihn fur kurze Zeit zur rechten Action Francaise Spater unterstutzt er die Russische Revolution Sorels Schriften und Leben sind nach Lenk bestimmt von einer glaubenslosen Glaubenssehnsucht der formalen Bejahung von Aktivitat als solcher ungeachtet ihrer inhaltlichen Richtung und Ziele 31 Sein Heroismus der reinen Tat kenne keine Kompromisse Dabei verkorpere Sorel eine antiburgerliche und antiintellektuelle Lebenshaltung die ihn sowohl fur den revolutionaren Syndikalismus als auch fur viele Spielformen des modernen Anti Intellektualismus attraktiv machte 31 Sorel anderte seine Meinung uber eine ganze Reihe von Fragen Seine Gegnerschaft zur Demokratie blieb jedoch immer standhaft und entschlossen sie blieb das unwandelbare Zentrum um das sein Denken kreiste 33 Fur Vogt ist das ein Zeichen dafur dass es Sorel weniger um eine politische Stellungnahme ging vielmehr um einen moralischen Widerwillen Rezeption BearbeitenIm Syndikalismus Bearbeiten Sorel hat auf den franzosischen und italienischen revolutionaren Syndikalismus gewirkt 34 In seinem Werk Die sozialistische Zukunft der Gewerkschaften finden sich die syndikalistischen Ideen Sorels die vor allem unter den italienischen Syndikalisten grossen Anklang finden Sorel und der Faschismus Bearbeiten Einige Syndikalisten traten spater zum Faschismus uber 1 wodurch Sorels Uberlegungen in das ausserste rechte politische Spektrum Eingang fanden Nachdem diese Theoretiker allen voran Sorels Schuler Edouard Berth und Georges Valois vergeblich versuchten den Mythos des Generalstreiks in der Wirklichkeit anzuwenden sahen sie darin keine Zukunft und gaben mit ihm auch den Begriff der Klasse und damit auch den Klassenkampf auf Als Alternative wandten sie sich der Nation zu Um die Mobilisierungskraft weiterhin nutzen zu konnen musste ein neuer Mythos gefunden werden An die Stelle des Streikes welcher fur eine Nation nicht von Vorteil ist da er sie gegenuber anderen Nationen schwachen wurde stellten sie nun den Krieg zwischen den Nationen Dieser Mythos wurde Mythos vom revolutionaren Krieg genannt Der Mythos des Generalstreiks hatte versagt und viele Syndikalisten haben dadurch aufgehort an die schopferische Kraft des Proletariats zu glauben unter ihnen auch Mussolini 35 Der italienische Diktator Benito Mussolini 1883 1945 nannte Georges Sorel auf die Frage welchem von seinen Lehrmeistern er am meisten verdanke 36 Sorel sehe so Hans Barth vor allem die moralische Qualitat der kampferischen Auseinandersetzung Der Kampf als das Ergebnis der antagonistischen Struktur des Menschen sei fur Sorel in letzter Instanz ein Kampf fur Recht und Gerechtigkeit 37 Sorel liesse sich daher nicht umstandslos in die Ideengeschichte des Nationalsozialismus bzw einer gewissenlosen brutalen und rassistischen Herrenmoral eintragen Barth konstatiert jedoch dass obgleich fur Sorel auch die Gewalt im Dienste der moralischen Gesamterneuerung der europaischen Volker stehen sollte die Auswirkung seiner Lehre doch in der schrankenlosen Machtausnutzung bestand 38 Schriften BearbeitenContribution a l etude profane de la Bible Paris 1889 Le Proces de Socrate Paris 1889 L ancienne et nouvelle metaphysique 1894 herausgegeben unter dem Titel D Aristote a Marx Paris 1935 La ruine du monde antique Paris 1898 Saggi di critica del marxismo Palermo 1903 Le systeme historique de Renan Paris 1906 Insegnamenti sociali della economia contemporanea Palermo 1907 La decomposition du marxisme Paris 1908 dt Die Auflosung des Marxismus Edition Nautilus Hamburg 1978 Les illusions du progres Paris 1908 engl The illusions of progress University of California Press Berkeley 1969 Reflexions sur la violence Paris 1908 dt Uber die Gewalt Universitats Verlag Wagner Innsbruck 1928 Suhrkamp Frankfurt am Main 1969 AL BE CH Verlag Luneburg 2007 Siehe dazu Klaus Grosse Kracht Georges Sorel und der Mythos der Gewalt In Zeithistorische Forschungen Studies in Contemporary History 5 2008 S 166 171 La revolution dreyfusienne Paris 1909 Materiaux d une theorie du Proletariat Paris 1919 De l utilite du pragmatisme Paris 1921 Literatur Bearbeiten nbsp Hans Barth Masse und Mythos Die ideologische Krise an der Wende zum 20 Jahrhundert und die Theorie der Gewalt Georges Sorel Erschien als Band 88 in rowohlts deutsche enzyklopadie 1959Moritz Pitscheider Vom Syndikalismus zur Nouvelle Droite Georges Sorel als linker Wegbereiter der Konservativen Revolution in Vojin Sasa Vukadinovic Hg Randgange der Neuen Rechten Philosophie Minderheiten Transnationalitat De Gruyter Oldenbourg Bielefeld 2022 S 39 74 Hans Barth Fluten und Damme Fretz amp Wasmuth Zurich 1943 zu Sorel insbes S 223 230 Hans Barth Masse und Mythos Die ideologische Krise an der Wende zum 20 Jahrhundert und die Theorie der Gewalt Georges Sorel Rowohlt Verlag Hamburg 1959 Helmut Berding Rationalismus und Mythos Geschichtsauffassung und politische Theorie bei Georges Sorel Oldenbourg Munchen Wien 1969 Michael Freund Georges Sorel Der revolutionare Konservatismus 2 Auflage Klostermann Frankfurt am Main 1972 Erstauflage 1932 Richard Dale Humphrey Georges Sorel Prophet without honor A Study in anti intellectualism Cambridge Mass 1951 Walter Adolf Johr Georges Sorel Ein Beitrag zur Geistesgeschichte und Gesellschaftsproblematik unserer Zeit In Ders Der Auftrag der Nationalokonomie Mohr Siebeck Tubingen 1990 S 416 447 Kurt Lenk Das Problem der Dekadenz seit Georges Sorel In Heiko Kauffmann Helmut Kellershohn Jobst Paul Hrsg Volkische Bande Dekadenz und Wiedergeburt Analysen rechter Ideologie Unrast Munster 2005 ISBN 3 89771 737 9 S 49 63 Zeev Sternhell Mario Sznaijder Maia Asheri Die Entstehung der faschistischen Ideologie Hamburger Edition Hamburg 1999 ISBN 3 930908 53 0 Zeev Sternhell Die Entstehung der faschistischen Ideologie Von Sorel bis Mussolini Hamburger Edition Hamburg 1999 Willy Gianinazzi Naissance du mythe moderne Georges Sorel et la crise de la pensee savante Ed de la MSH Paris 2006 ISBN 2 7351 1105 9 Jost Bauch Mythos und Entzauberung Politische Mythen der Moderne G Hess Verlag Bad Schussenried 2014 ISBN 978 3 87336 473 8 Leonore Bazinek Georges Sorel In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 23 Bautz Nordhausen 2004 ISBN 3 88309 155 3 Sp 1400 1409 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiquote Georges Sorel Zitate Literatur von und uber Georges Sorel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur uber Sorel in Cahiers Georges Sorel Mil neuf cent Revue d histoire intellectuelle Vortrag von Florian Ruttner Der Mythos des Radikalen Zu Denken und Wirkung Georges SorelsEinzelnachweise Bearbeiten a b Gaetan Picon Hrsg Panorama des zeitgenossischen Denkens S Fischer 1961 S 291 Michael Freund Georges Sorel Der revolutionare Konservatismus Hrsg Vittorio Klostermann 2 Auflage Frankfurt am Main 1972 S 13 a b c d e Georges Sorel und der Mythos der Gewalt Zeithistorische Forschungen Abgerufen am 31 Oktober 2017 Freund Georges Sorel Der revolutionare Konservatismus S 50 Freund Georges Sorel Der revolutionare Konservatismus S 43 f Freund Georges Sorel Der revolutionare Konservatismus S 13 f a b Freund Georges Sorel Der revolutionare Konservatismus S 108 ff Florian Ruttner Der Mythos des Radikalen Der Verrat an Aufklarung Vernunft und Individuum bei Georges Sorel Georges Bataille und Michel Foucault In A Gruber P Lenhard Hrsg Gegenaufklarung Der postmoderne Beitrag zur Barbarisierung der Gesellschaft ca ira Verlag Freiburg 2011 S 94 Freund Georges Sorel Der revolutionare Konservatismus S 110 f Freund Georges Sorel Der revolutionare Konservatismus S 118 Freund Georges Sorel Der revolutionare Konservatismus S 148 Georges Sorel Uber die Gewalt 6 Auflage Universitatsverlag Wagner Innsbruck 1928 S 124 Freund Georges Sorel Der revolutionare Konservatismus S 220 Freund Georges Sorel Der revolutionare Konservatismus S 194 Freund Georges Sorel Der revolutionare Konservatismus S 272 Wilfried Rohrich Der Mythos der Gewalt In Rolf Fechner Carsten Schluter Knauer Hrsg Existenz und Kooperation Festschrift fur Ingtraud Gorland zum 60 Geburtstag Duncker amp Humblot Berlin 1993 S 217 Freund Georges Sorel Der revolutionare Konservatismus S 95 Freund Georges Sorel Der revolutionare Konservatismus S 98 Georges Sorel Les illusions du progres Paris 1908 S 267 ff Peter Vogt Pragmatismus und Faschismus Kreativitat und Kontingenz in der Moderne Velbruck Wissenschaft Weilerswist 2002 S 105 Freund Georges Sorel Der revolutionare Konservatismus S 32 Freund Georges Sorel Der revolutionare Konservatismus S 196 Armin Pfahl Traughber Konservative Revolution und Neue Rechte Opladen 2013 S 125 Zeev Sternhell u a ebd Zitiert nach Lenk 2005 S 56 Lenk 2005 S 56 f alle Zitate nach Lenk s Literatur Hans Barth Masse und Mythos Die ideologische Krise an der Wende zum 20 Jahrhundert und die Theorie der Gewalt Georges Sorel Hamburg 1959 S 90 Sorel Uber die Gewalt S 56 Freund Georges Sorel Der revolutionare Konservatismus S 203 Sorel Uber die Gewalt S 24 a b c Kurt Lenk Das Problem der Dekadenz seit Georges Sorel In Heiko Kauffmann Helmut Kellershohn Jobst Paul Hrsg Volkische Bande Dekadenz und Wiedergeburt Analysen rechter Ideologie Munster 2005 S 56 Zitiert nach Lenk 2005 S 54 Pirou zitiert nach Vogt Pragmatismus und Faschismus Kreativitat und Kontingenz in der Moderne Velbruck Wissenschaft Weilerswist 2002 S 105 Lenk 2005 S 58 Zeev Sternhell Die Entstehung der faschistischen Ideologie Von Sorel bis Mussolini Hamburger Edition HIS Hamburg 1999 S 203 256 Erwin von Beckerath Wesen und Werden des faschistischen Staates Berlin 1927 ND Darmstadt 1979 S 148 Barth 1959 S 102 Hans Barth Fluten und Damme Zurich 1943 S 230 Normdaten Person GND 118751549 lobid OGND AKS LCCN n79126505 VIAF 2477110 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sorel GeorgesALTERNATIVNAMEN Sorel Georges Eugene vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG franzosischer Ingenieur und SozialphilosophGEBURTSDATUM 2 November 1847GEBURTSORT Cherbourg Departement Manche FrankreichSTERBEDATUM 29 August 1922STERBEORT Boulogne sur Seine Departement Seine Frankreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georges Sorel amp oldid 237014317