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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zur Felsengruppe im Grahamland siehe Trickster Rocks Trickster engl Gauner Betruger und Schwindler 1 werden Figuren in der Mythologie oder Literatur genannt die mit Hilfe von Tricks die Ordnung im gottlichen Universum durcheinanderbringen Der Gott Loki ist in der nordischen Mythologie ein durchtriebener Trickster Die Figur des Tricksters handelt in der Mythologie meist aus moralischen Grunden er fungiert oft als Kulturheros 2 also jemand der eine grosse Tat mit fundamentalen gesellschaftlichen Auswirkungen vollbringt etwa indem er den Menschen den Ackerbau erklart oder das Feuer bringt Die typischen Trickster sind an ihrem zwiespaltigen Charakter zu erkennen Auf der einen Seite brechen sie die Regeln um den Menschen Gutes zu tun auf der anderen Seite jedoch auch um Konflikte meist zwischen den Gottern zu provozieren 3 Je nach Ursprungsmythologie werden sie als Tiergestalt Halb Gotter oder Geister beschrieben Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Rezeption 3 Charakterisierung 4 Ein Mythologem im Theater 5 Der Trickster als Gestaltenwandler 6 Kreativitat und Neuerung 7 Im Christentum 8 Beispiele 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenTrickster ist abgeleitet vom englischen Wort trick das wiederum aus dem Franzosischen stammt Das Mundartwort trique steht fur Betrug Kniff Das franzosische Verb tricher bedeutet beim Spiel betrugen mogeln Seinen Ursprung hat tricher im vulgarlateinischen Verb triccare 4 Im 19 Jahrhundert griff Benjamin Disraeli das Wort auf um einen politischen Opponenten als Lugner zu bezeichnen Im 20 Jahrhundert hat sich Trickster zu einem Terminus entwickelt der Gestalten sowohl aus europaischen als auch aussereuropaischen Kulturen beschreibt Der Begriff bezeichnet eine gottliche oder mit ubernaturlichen Eigenschaften ausgestattete Mythengestalt die sich vor allem durch ihre Listigkeit aber auch durch ihre Tolpelhaftigkeit auszeichnet derartige Figuren haben sich weltweit in etlichen Formen ausgepragt Ins Deutsche wird der Begriff oft sinngemass mit Gottlicher Schelm ubertragen Die ethnologische Figur wurde erstmals 1868 von dem Mythensammler Daniel Garrison Brinton in seinem Buch Myths of a New World eingefuhrt In der heutigen deutschen Alltagssprache wird oft nur die Bezeichnung Trickser ohne t verwendet im Sinne einer Person die Tricks anwendet Im Englischen gilt aber die Form Trickster fur die Alltags sowie die literarische Bedeutung Rezeption BearbeitenPaul Radin Karl Kerenyi und Carl Gustav Jung haben 1954 den Schelmen Zyklus der Winnebago unter dem Titel Der gottliche Schelm veroffentlicht Zum Schelm und somit synonym zum Trickster schreibt Radin in seinem Vorwort 5 Kaum ein Mythos hat eine so weltenweite Verbreitung wie der unter dem Namen Der Schelm bekannte Von wenigen Mythen konnen wir so zuversichtlich behaupten dass sie zu den altesten Ausdrucksformen der Menschheit gehoren und nur wenige andere Mythen haben ihren ursprunglichen Inhalt derart unverandert bewahrt Der Schelmen Mythos besteht in klar erkennbarer Form sowohl bei den einfachsten Urvolkerschaften als bei den entwickelteren Volkern wir finden ihn bei den alten Griechen den Chinesen den Japanern und in der semitischen Welt Viele von den Schelmen Zugen wiederholen sich in der Gestalt des mittelalterlichen Gauklers und leben weiter bis auf den heutigen Tag im Hanswurst des Kasperle Theaters und im Clown Obwohl immer wieder mit anderen Mythen kombiniert und ofters auf drastische Weise neu aufgebaut und neu dargestellt scheint die Grundhandlung sich doch stets durchgesetzt zu haben C G Jung bezeichnete die Gestalt des Tricksters als ein getreues Abbild eines noch in jeder Hinsicht undifferenzierten Bewusstseins welches einer der tierischen Ebene noch kaum entwachsenen Psyche entspricht 6 er stelle somit eine kollektive Schattenfigur dar 7 Paradoxerweise ahnlich dem naiven Dummling im Marchen oft zum Heil fuhrend 8 sei er mythologisch gesehen auch ein Vorlaufer des Heilbringers 9 Der Trickster ist ein kosmisches Urwesen gottlich tierischer Natur dem Menschen einerseits uberlegen vermoge seiner ubermenschlichen Eigenschaften andererseits unterlegen vermoge seiner Unvernunft und Unbewusstheit Auch dem Tiere ist er nicht gewachsen wegen seiner bemerkenswerten Instinktlosigkeit und Ungeschicktheit Diese Defekte kennzeichnen seine menschliche Natur welche den Umweltbedingungen schlechter angepasst ist als ein Tier dafur aber die Anwartschaft auf eine viel hohere Bewusstseinsentwicklung das heisst eine betrachtliche Lernbegierigkeit besitzt welche auch durch den Mythos gebuhrend hervorgehoben wird 10 Marie Louise von Franz hob die listig demaskierende und damit letztlich hilfreiche Funktion des Tricksters in Marchen hervor 11 Psychologisch gesehen agiere die Trickstergestalt oft als ein Verwirrung stiftender Spiegel eines ungut tricksterhaft eingestellten Bewusstseins 12 sodass der betrugerische Mensch sich am Ende selber betrogen sieht So viele Bemuhungen es auch geben mag eine Trickster Kategorie zu beschreiben so widersprechen sie in ihrer Beschranktheit doch der Idee der Trickster Figur an sich wie William J Hynes treffend schildert Der schiere Reichtum an Tricksterphanomenen kann einen leicht dazu verfuhren dass der Trickster undefinierbar sei Zu definieren heisst Grenzen zu ziehen und Trickster scheinen erstaunlich resistent zu sein gegen Eingrenzungen Sie sind zwanghafte Grenzubertreter 13 Charakterisierung BearbeitenIch bin der Geist der stets verneint Und das mit Recht denn alles was entsteht Ist werth dass es zu Grunde geht Drum besser war s dass nichts entstunde So ist denn alles was ihr Sunde Zerstorung kurz das Bose nennt Mein eigentliches Element Mephistopheles Zitat aus Johann Wolfgang von Goethe Faust Eine TragodieDer Trickster ist eine stark ambivalente Figur Er verkorpert das Prinzip der Vereinigung von Gegensatzen und steht in dieser Hinsicht dem Selbst nahe Er ist weder gut noch bose er ist listenreich und zugleich ein Tolpel In jeder Facette seines Wirkens wird er zu einem Reprasentanten der Vieldeutigkeit des Lebens Nach William J Hynes 1993 konnen sechs grundlegende Charakteristiken festgestellt werden die bei vielen Tricksterfiguren vorkommen wobei aber nicht alle Eigenschaften bei einer Auspragung vorhanden sein mussen Ambiguitat Zweiseitigkeit Anomalie Abweichung von der Norm und Polyvalenz Vieldeutigkeit siehe auch Anpassungsfahigkeit Betruger und Falschspieler Gaukler Kartenspieler Zauberer Gestaltwandler Meister der Verwandlung Tauschung Metamorphose Umkehrer oder Veranderer einer Situation Motivator Revolutionar Bote und oder Imitator von Gottheiten Bricoleur franz Bastler Tuftler Erfinder ein Terminus von Levi Strauss s a Bricolage Der Trickster wird auch als Pechvogel oder Betrogener dargestellt Er ist in jeder Beziehung gierig und oft ungeduldig nach Nahrung nach Leben nach Wissen und er besitzt eine enorme Libido An die Ziele seiner Gier gelangt er meist durch Gewalt List oder Betrug So sind die Mythen des Tricksters nicht nur erheiternd sondern konnen auch sehr brutal sein wenn er zum Beispiel mordet vergewaltigt Kinder als Mahlzeit betrachtet oder experimentiert ohne Rucksicht auf die Folgen Zur Psychologie der Tricksterfigur schreibt C G Jung Wie Paul Radin darstellt fangt der Zivilisationsprozess schon innerhalb des Tricksterzyklus selber an womit die Uberwindung des ursprunglichen Zustandes deutlich angezeigt ist Die Kennzeichen der tiefsten Unbewusstheit wenigstens fallen von ihm ab statt brutal grausam dumm und sinnlos zu handeln fangt der Trickster gegen den Schluss des Zyklus an Nutzliches und Sinnreiches zu tun Damit verrat sich schon innerhalb des Mythos die Entwertung der fruheren Unbewusstheit Man fragt sich allerdings was nunmehr mit den ublen Eigenschaften des Tricksters geschieht Der naive Betrachter nimmt wohl an dass wenn die dunkeln Aspekte verschwinden sie auch wirklich nicht mehr da sind Das ist aber erfahrungsgemass nicht der Fall Was wirklich geschieht ist dass das Bewusstsein sich von der Faszination des Ubels befreien kann und nicht mehr genotigt ist es zwanghaft mitzuleben aber das Dunkle und Bose ist nicht in Rauch aufgegangen sondern hat sich infolge Energieverlust ins Unbewusste zuruckgezogen wo es unbewusst verweilt solange im Bewusstsein alles wohlsteht 14 Ein Mythologem im Theater Bearbeiten nbsp Die Artikel Trickster Ein Mythologem im Theater und Schauspielstil Comoediantischer Stil uberschneiden sich thematisch Informationen die du hier suchst konnen sich also auch im anderen Artikel befinden Gerne kannst du dich an der betreffenden Redundanzdiskussion beteiligen oder direkt dabei helfen die Artikel zusammenzufuhren oder besser voneinander abzugrenzen Anleitung Die Bezeichnung Trickster fuhrten amerikanische Anthropologen und Kultursoziologen zur Benennung eines Mythologems ein das weltweit in zahlreichen Kulturraumen zu finden ist vor allem jedoch bei den indigenen Volkern Nordamerikas eingehend studiert und analysiert wurde Der Begriff erwies sich im Laufe des 20 Jahrhunderts als widerstandsfahiger und flexibler als andere und wurde zu einem weltliterarischen Begriff fur Uberlieferung aller Zeiten und Regionen Der Trickster ist oft ein zentraler Charakter in zahlreichen Schopfungsmythen meist handelt es sich dabei um orale Traditionen in Form von epischen Zyklen Einige Trickster sind machtige Gotter oder Heilige wie Eshu Elegba denen gehuldigt und geopfert wird die meisten Tricksterfiguren sind Kulturheroen einer fluktuierenden Vorzeit in deren Gestalt Menschen und Tiere ihr heutigen Zuschreibungen noch in statu nascendi durch Verwandlungen Streiche Tauschungen und Dilettantismus jeder Art austauschen konnten und oft ragt diese trugerische Vorzeit durch die jeweilige Aussenwelt in den Alltag hinein 15 Ins Deutsche ubersetzt bedeutet der Name so viel wie Schelm Schalk Tolpel Betruger Schon daran sieht man dass der Trickster keineswegs als ein einheitlich zu definierendes Phanomen zu betrachten ist So schreibt Michael Sakamoto im Kontext des japanischen butoh Tanztheaters to speak of tricksters especially supposed real life examples is to confuse convolute and multiply diverge from any single definition 16 Laut Walter Hirschberg kann der Trickster eine Art Gegenspieler der hochsten Wesen sein Er handelt in ihrem Auftrag und wird dann meist fur die Existenz des Ubels und der Unvollkommenheit in der Welt verantwortlich gemacht Paul Radin sieht im Symbol Trickster vage Erinnerungen einer archaischen Vergangenheit wo es noch keine klaren Unterscheidungen zwischen Gottlichem und Nicht Gottlichem gab Er betrachtet den Trickster als psychologisches Problem als einen Versuch des Menschen seine inneren und ausseren Probleme zu losen Gemeinsam ist den der Trickstern das Moment die Veranderung Sie keinen keine Grenzen und entziehen sich allen Normen Sie existieren nur damit sie Grenzen uberschreiten neu konstruieren und schlussendlich zerstoren konnen Zum Wesen des Tricksters gehort die Veranderung Sie sind amoralisch und verhalten sich so sprunghaft wie launenhaft Sie sind oder fuhlen sich weder Gottheiten noch irgendwelchen Regeln eines konsistenten Verhaltens verpflichtet die tatsachlichen Verhaltnisse sind ihr einziges Handlungsgebot Fast schon definitionsgemass schlupfen sie in verschiedene Masken wie es die Situationen von ihnen verlangt Tricksters essentialize change They are amoral and behave as incoherently as they please They are not or do not consider themselves beholden to deities or any rules of consistent behavior real circumstances being their only mandate for action Almost by definition they adopt different personae as situations call for them 17 Wie sieht ein Trickster aus und wo kommt er her Oft findet man ihn in Tiergestalt meist verbunden mit der Fahigkeit seine Gestalt zu wechseln und auch menschliche Gestalt anzunehmen Doch auch der umgekehrte Fall lasst sich bei anderen Tricksterfiguren finden welche primar menschlicher Gestalt sind ein alter Mann oder schwaches Kind und auch in Tiergestalt schlupfen konnen Auch kann er tierische oder menschliche Begleiter oder Geschwister haben Seine Herkunft liegt meist im Dunkeln Er kennt seine Eltern nicht oft wird er von einem alten Mann oder einer alten Frau aufgezogen Wie kam die Figur des Tricksters als Mythologem an das europaische Theater der Neuzeit Am deutlichsten sieht man das an lustigen Charakteren im Theater die ihre direkten Vorfahren in den Trickstergestalten der Antike haben Dazu zahlen sowohl Hanswurst Kasperl und Clown als auch Harlekin Schelm Petruschka und Pierrot Auch die Figuren von Lazzi und Zanni der Commedia dell arte fallen in diese Kategorie Als Narr und dummer Held taucht der Trickster im Mittelalter als Gaukler auf und spielt auch in den mittelalterlichen kirchlichen Brauchen eine Rolle Im 16 Jahrhundert erscheint der Trickster als lustige Figur dann in der profanen italienischen Komodie und ist seitdem aus der Theaterlandschaft nicht mehr wegzudenken Ein passendes Beispiel ist Papageno eine Figur aus Mozarts Zauberflote Dieser verteidigt im Gesprach mit Tamino voller Eifer seine Identitat als Mensch da er um seine Vogelgestalt weiss Ein Doppelwesen geheimnisvollen Ursprungs durch seine hochst Menschlichen appetitiven Begierden jedoch ein Vertrauen weckender volkstumlicher Typ Er ist dummschlau stolpert in ungewohnten Milieu hochst ungeschickt von einer Panne in die nachste 18 Auch ist er wie alle Trickster ein Vermittler dazu bestimmt eine Dualitat zu uberwinden Er ist der buntgefiederte Schalk der mit seiner Zauberwaffe des Glockenspiels zwischen den Machten der Finsternis und des Lichtes laviert Der Begriff des Tricksters wird bei Gerda Baumbach 19 unter anderem im Zusammenhang mit dem Comodien Stil als Praxis des doppelten Ortes verwendet Dieser Stil ist durch die maximale Beweglichkeit und Verschiebbarkeit sowie die Sprungfahigkeit zwischen Fiktionsebene und Realitatsebene gepragt In der Commedia dell arte oder auch Commedia all improviso improvisierte Komodie Commedia delle maschere Maskenkomodie und Commedia dei Zanni Komodie der Diener die im 16 und 17 Jahrhundert entstanden ist gilt Domenica Radulescu zufolge die Improvisationsmoglichkeit und die Professionalitat sowie Vorstellungskraft der Schauspielertruppen als wichtigstes Definitionskriterium Diese Besonderheit der Improvisation wird auch von Theresa J Faherty folgendermassen beschrieben Shakespeare did not find the trickster servant in Cinthio but the Italian theater is crowded with them In commedia where quick wit prevails and the ability to improvise on a restrictive or unfavorable state of affairs within the plot is the sine qua non of success tricky valet roles zanni are the most numerous According to folk etymology their lazzi interpolated bits of comic business are the snares or knots that hold the total performance together 20 Erhard Schuttpelz der sich in Der Trickster primar auf Claude Levi Strauss Die Struktur der Mythen bezieht sieht die wichtigste Funktion des Tricksters in der Vermittlung und der Uberwindung der Doppeltheit bzw der Dualitat indem die Tricksterfigur von Figur zu Figur springt Claude Levi Strauss beschreibt diese Polaritat des Tricksters folgendermassen Thus the mediating function of the trickster explains that since its position is halfway between two polar terms he must retain something of that duality namely an ambiguous and equivocal character But the trickster is not the only conveivable form of mediation some myths seem to devote themselves to the task of exhausting all the possible solutions to the problem of bridging the gap between two and one 21 nbsp Caterina Biancolelli als Colombina Kupferstich von Leroux 1686 Daraus lasst sich schliessen dass die Dualitat bzw Zwiespaltigkeit des Charakters der mythologischen Figur des Tricksters wie sie Levi Strauss definiert im Theater zu einer gewissen Sprunghaftigkeit zwischen Akteur und Kunstfigur wie es Baumbach beschreibt fuhrt Baumbach zufolge verfugt die Kunstfigur uber ein kulturelles Gedachtnis aufgrund der mythisch legendaren und spielerischen Existenz einer entsprechenden Strukturfigur Trickster hohen Alters welches sie einsetzt und sich auch in ihrem Kunst Namen widerspiegelt Ein Beispiel hierfur ist Alberto Naseli als Zan Ganassa oder Isabella Andreini und ihre Kunstfigur Isabella Eine weitere weibliche Tricksterfigur Colombina von Caterina Biancolleli wird von Domenica Radulescu in Caterina s Colombina The Birth of a Female Trickster in Seventeenth Century France analysiert Colombina war eine beliebte weibliche Tricksterfigur der Commedia dell arte die von Isabella Andreini kreiert wurde spater von Caterinas Grossmutter Isabella Biancolleli gespielt wurde und dann Radulescu zufolge von Caterina zu einem Hohepunkt von psychologischer Komplexitat gemeistert wurde Radulescu schreibt vor allem dem Element der Improvisation eine besondere Wichtigkeit zur Erarbeitung der Rollen zu Denn in den traditionellen Schauspielertruppen der Commedia dell arte war jeder Schauspieler fur die Kreation seiner Rolle selbst verantwortlich und die Rollen wurden auf der Buhne mittels Improvisationskunsten weiterentwickelt Es war kaum moglich solche improvisierten Dialoge schriftlich festzuhalten oder vorzugeben daher wurden viele Lucken in den Texten mit Vermerken wie lazzis verwiesen und kennzeichneten Stellen an welchen improvisierte Zwischenspiele stattfanden Der Charakter der Colombina entstand aus einer Tradition von weiblicher Performance und Komik die sich aus der Unterhaltungsbegabung von Kurtisanen weiblichen Jongleuren und Mimen Strassenkunstlerinnen etc zusammensetzt Laut Baumbach wird erst durch die Kunstfigur Colombina im Falle von Caterina Biancolleli die Verwandlung in unterschiedliche Sozialrollen Geschlechter und Geschlechterrollen Gotter Geister Tiere andere Kunstfiguren Maschere oder auch Objekte moglich Dabei ist zu beachten dass die Kunstfigur und der Akteur stets eine offene Doppeltheit bewahren und nie eindeutig voneinander abgegrenzt noch vollkommen miteinander verbunden sind Der Trickster als Gestaltenwandler BearbeitenOft wird der Trickster in Tiergestalt dargestellt Hase Spinne Kojote Wolf Krahe Er ist ein Meister der Verwandlung Er kann das Aussehen aller erdenklichen Lebensformen annehmen und dabei sowohl in alter als auch in junger Gestalt auftreten in diesen Eigenschaften gleicht der dem Mercurius des klassischen Mythos wie mehr noch der Alchemie Da der Trickster auch ein Hermaphrodit sein und er sein Geschlecht wechseln kann ist ihm ihr keine sexuelle Erfahrung fremd Als Frau erlebt der in seiner Urgestalt eher mannliche Trickster sogar Menstruation Ture Schwangerschaft und Geburt So kann der Trickster auch fur die Geburt der Helden verantwortlich sein Ob er Leben gibt oder nimmt entscheidet sich in der jeweiligen Situation Kreativitat und Neuerung BearbeitenDer Trickster ist als Kulturheros ein Stifter von Kultur und ein Medium kultureller Veranderung Er sieht die Dinge aus einer anderen Perspektive und hat daher die Moglichkeit sie kreativ umzudeuten Das passt zu seiner Eigenschaft als einem professionellen Tabubrecher der sich uber alle Regeln der Gemeinschaft hinwegsetzt dennoch aber Teil dieser Gemeinschaft bleibt Der Preis fur diesen Tabubruch ist aber meistens Isolation Dennoch geniesst der Trickster oft eine gewisse Immunitat und kann sich der Hochststrafe entziehen Auf seine Sexualitat bezogen bedeutet Tabubruch Inzest Homosexualitat und Geschlechtswechsel Transgender beides in vielen Kulturen eine geachtete Normverletzung Ein Beispiel fur diese sexuell konnotierten Eigenschaften sind im Winnebago Zyklus zu finden Wakdjunkaga will ein Eichhornchen in einem hohlen Baumstamm mit seinem uberlangen losen Penis den er sonst in seinem Rucksack tragt erschlagen Immer tiefer lasst er den Penis in das Loch hinab es gelingt ihm aber nicht das Eichhornchen zu toten sodass er seinen Penis wieder herauszieht Dieser wurde aber vom Eichhornchen in Stucke zernagt Das ist der Grund wieso der Penis heute kleiner ist Aus den Stucken des Penis schuf der Trickster in seiner Schopfungskraft verschiedene Gemusesorten die es vorher nicht gab Radin Kerenyi Jung 1954 Im Christentum BearbeitenAuffallig ist dass gerade im Christentum die Einordnung des Tricksters zu einem Problem gerat Hier ist er mit der Zeit auf seine rein negativen Eigenschaften beschrankt und zum Teufel gemacht worden Laut Wolfgang Stein hat sich in vielen vor allem osteuropaischen Marchen die Gestalt des Tricksters wahrscheinlich in der Gestalt des geprellten Teufels erhalten Auf der einen Seite sind seine schopferischen Taten aus der Sicht der Menschen nur noch negativ werden meistens nicht einmal erwahnt oder fordern einen hohen Preis Auf der anderen Seite finden sich Trickster Elemente auch in anderen Archetypen wieder darunter Magier Ritter Konig und Herold Beispiele BearbeitenAnansi bei den Akan Ashanti spinnengestaltig Westafrika Karibik Enki sumerische Religion Eleggua Eshu auch Elegua Elegba Exu Esu Echu bei den Yoruba spielt auch im afroamerikanischen Bereich eine grosse Rolle Guahayona bei den Taino Indianern fuhrt die Menschen in neue Lebensgebiete und besiegt Feinde der Taino Hermes Gotterbote Gott der Diebe Reisenden und Kaufleute griechische Mythologie Iktomi Lakota USA Kancil the Mouse deer Malaysia Indonesien Es handelt sich um eine nur kaninchengrosse Hirschart der in malaiischen Fabeln Schlaue und magische Krafte nachgesagt werden Kokopelli bei den Pueblo Indianern Kutka Sibirien fur die Itelmenen auch der Weltschopfer Legba bei den Ewe Togo und Fon Benin Loki germanische Mythologie Europa Manannan der Meeresgott und erste Clown bei den Iren Maui Halbgott Held und Feuerbringer Hawaii Neuseeland der die Nordinsel Neuseelands in Gestalt eines Riesenfisches geangelt haben soll Mephisto Goethes Faust Nanabozho bei den algonkin sprachigen Volkern ostl Nordamerika Pan arkadischer Hirtengott Prometheus Titanengeschlecht Aspekt des Kulturbringers steht im Vordergrund Bringt den Menschen das Feuer die Schrift die Heilkunst die Baukunst die Metallurgie die Schifffahrt und die Reitkunst uberlistet die Gotter Quikinnaqu der Grosse Rabe sibirische Koriaken Rubezahl Berggeist des Riesengebirges Sun Wukong Asien Affenkonig Rebell Susanoo Japan Bruder und Widersacher der Sonnengottin Kulturheros Gott der Unterwelt Syrdon ist Loki sehr ahnlich Ossetien Zentralkaukasus Tezcatlipoca mesoamerikanische Hochkulturen Till Eulenspiegel Tompa es dominieren sexuelle und skatologische Motive Tibet Wakdjũnkaga bei den Winnebago Walter O Dim ein Hauptcharakter und Antagonist aus Stephen Kings Dunklen Turm Zyklus Wenebojo bei den Anishinabe Literatur BearbeitenBarbara Babcock Abrahams A Tolerated Margin of Mess The Trickster and his Tales Reconsidered In Journal of the Folklore Institute 11 3 1974 ISSN 0015 5934 S 147 186 Franchot Ballinger Living Sideways Tricksters in American Indian Oral 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Kuper Hrsg Wie der Widerspruch in die Welt kam Von der Spinne und anderen Trickstern in Afrika Zerling Berlin 1998 ISBN 3 88468 066 8 Documenta Ethnographica 7 Claude Levi Strauss The Structural Study of Myth The Journal of American Folklore 68 270 Oktober Dezember 1955 S 428 444 Matthias Pache The Fox in the Andes An Alternative Interpretation of the Trickster In Anthropos 107 2 2012 S 481 496 Robert D Pelton The Trickster in West Africa A Study of Mythic Irony and sacred Delight University of California Press Berkeley CA u a 1980 ISBN 0 520 03477 5 Hermeneutics 8 Paul Radin The Trickster A Study in American Indian Mythology Kommentare von Karl Kerenyi und C G Jung Bell New York NY 1956 Paul Radin Karl Kerenyi C G Jung Der gottliche Schelm Ein indianischer Mythen Zyklus Schelmen Zyklus ubersetzt von Ilse Kramer Rhein Verlag Zurich 1954 Dominica Radulescu Caterina s Colombina The Birth of a Female Trickster in Seventeenth Century France In Theatre Journal 60 1 Marz 2008 S 87 113 Michael Andrew Y Sakamoto An Empty Room Butoh Performance and the Social Body in Crisis University of California Los Angeles 2012 Erhard Schuttpelz Der Trickster In Die Figur des Dritten Ein kulturwissenschaftliches Paradigma Hrsg von Eva Esslinger Tobias Schlechtriemen Doris Schweitzer Alexander Zons Suhrkamp Berlin 2010 S 208 224 Wolfgang Stein Der Kulturheros Trickster der Winnebago und seine Stellung zu vergleichbaren Gestalten in den oralen Traditionen nordamerikanischer Indianer Eine Kritik an der Kulturheros Trickster Konzeption Paul Radins Holos Verlag Bonn 1993 ISBN 3 86097 046 1 Volkerkundliche Arbeiten 3 Zugleich Munchen Univ Diss 1990 Ingeborg Weber Wolfgang Weber Auf den Spuren des gottlichen Schelms Bauformen des nordamerikanischen Indianermarchens und des europaischen Volksmarchens Frommann Holzboog Stuttgart u a 1984 ISBN 3 7728 0867 0 Problemata 98 Weblinks BearbeitenRolf Beyer Ein gottlicher Schelm Der Trickster Mythos In SWR2 Wissen Dieter Borchmeyer Faust Goethes verkappte Komodie PDF Datei 165 kB Elke Mader Guahayona In Mythen in Lateinamerika Johannes Klopf Vom Trickster als Archetyp zur Sozialfigur des erfolgreichen Psychopathen Strukturprinzipien und polymorphe Erscheinungsformen PDF Datei 318 kB Lutz Deckwerth Der Trickster erobert die gesellschaftlichen LeitfigurenEinzelnachweise Bearbeiten Langenscheidts Handworterbuch Nana Oforiatta Ayim Helden Sagen und Symbole Knesebeck Verlag Rebecca Mak Mythen der Welt Knesebeck Verlag Duden Das Herkunftsworterbuch Lemma Trick Paul Radin Karl Kerenyi u C G Jung Der gottliche Schelm Ein indianischer Mythen Zyklus Rhein Verlag Zurich 1954 S 7 C G Jung Zur Psychologie der Tricksterfigur GW 9 1 465 C G Jung Zur Psychologie der Tricksterfigur GW 9 1 484 C G Jung Zur Psychologie der Tricksterfigur GW 9 1 456 C G Jung Zur Psychologie der Tricksterfigur GW 9 1 472 C G Jung Archetypen S 168 16 Auflage DTV Verlag 2010 ISBN 978 3 423 35175 1 Dasselbe in GW 9 1 456 488 Zur Psychologie der Tricksterfigur Zitat 473 Marie Louise von Franz 1985 Der Schatten und das Bose im Marchen Kosel Verlag Munchen ISBN 3 466 34107 8 S 28 Marie Louise von Franz 1985 Der Schatten und das Bose im Marchen Kosel Verlag Munchen ISBN 3 466 34107 8 S 274 William J Hynes Mapping the Characteristics of Mthic Tricksters A Heuristic Guide S 33 45 in William J Hynes William G Doty Mythical Trickster Figures Contours Contexts and Criticisms Tuscaloosa University of Alabama Press 1993 S 33 Jung 2010 S 170 Erhard Schuttpelz Der Trickster S 212 f Sakamoto An Empty Room S 183 Sakamoto An Empty Room S 191 Jachimowitz Schaut her ich bin s der Trickster S 517 Baumbach Schauspieler Historische Anthropologie des Akteurs Band 1 Schauspielstile Theresa Faherty Othello dell Arte S 183 Levi Strauss The Structural Study Of Myth S 441 Normdaten Sachbegriff GND 4305613 1 lobid OGND AKS LCCN sh85137487 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Trickster amp oldid 237904986