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Der Schatten ist ein Konzept in der Analytischen Psychologie nach Carl Gustav Jung das wie das Konzept Persona mit der Metapher Licht und Schatten arbeitet Der Schatten ist einer der wichtigsten Personlichkeitsanteile und zugleich in seinem uberpersonlichen Aspekt ein Archetyp des kollektiven Unbewussten Der psychologische Begriff des Schattens hat sowohl eine individuelle als auch eine kollektive Bedeutung Zu Schatten im Sinne von Seele auch von Toten oder als realer Doppelganger Geist o A eines Menschen siehe Schatten Mythologie Inhaltsverzeichnis 1 Personlicher Schatten 1 1 Der Schatten als moralisches und Gegensatzproblem 1 2 Positiver Schatten 1 3 Schattenprojektion und Projektionsrucknahme 2 Archetypischer Schatten 2 1 Erscheinungs und Darstellungsformen 3 Pathologische Folgen 4 Literatur 5 EinzelnachweisePersonlicher Schatten Bearbeiten nbsp Schattenanteile des Menschen nach C G Jung im Verhaltnis zu Persona und Ich BewusstseinDer Schatten eines Menschen enthalt nach Jung was seinem positiven naiven Selbstbild und seiner Theatermaske Persona entgegensteht Des Schattens Dunkelheit vom Ich Bewusstsein aus gesehen ist auch seine Unbewusstheit und ausser Bosem konnen aus dem Schatten auch positive Entwicklungsimpulse kommen Es konnen personliche Schattenseiten und kollektive archetypische Strukturen des Schattens unterschieden werden Als Teilbereich der Psyche eines individuellen Menschen umfasst der Schatten nach C G Jung un oder teilbewusste Personlichkeitsanteile die haufig verdrangt oder verleugnet werden weil sie dem Vorstellungsbild des Ichbewusstseins von sich selbst entgegenstehen Seine des Schattens Natur lasst sich in hohem Masse aus den Inhalten des personlichen Unbewussten erschliessen 1 und deshalb sei Schattenarbeit zugleich auch Bewusstwerdungsarbeit am personlichen Unbewussten 2 Der Schatten als moralisches und Gegensatzproblem Bearbeiten Der Schatten ist ein moralisches Problem welches das Ganze der Ichpersonlichkeit herausfordert Handelt es sich bei dieser Realisierung doch darum die dunkeln Aspekte der Personlichkeit als wirklich vorhanden anzuerkennen 3 Diese Schattenseiten jedes Einzelnen reichen von den dem Ichbewusstsein nahen Motivationen die aber aufgrund moralischer Gesichtspunkte nicht gerne bewusstgemacht werden bis hin zum ganzen Reichtum des naturlichen Menschen einschliesslich seiner tierischen Ahnen 4 und entsprechenden Verhaltensweisen siehe hierzu auch Trickster Archetypische Symbole des Schattens sind zum Beispiel dunkle Doppelganger innen oder bose Widersacher innen des Helden bzw der Heldin Der Schatten in diesem Sinne stellt das Gegenstuck zur Persona der Theatermaske eines Menschen dar Er enthalt oft die negativen sozial unerwunschten und daher unterdruckten Zuge der Personlichkeit also jenen Teil des Ichs der wegen moglicherweise gesellschaftsinkompatibler Tendenzen gerne unbewusst gehalten wird Seine Entwicklung beginnt bereits in den ersten Lebensjahren des Menschen infolge der von der Umwelt an das Individuum herangetragenen Anforderungen Erwartungen Gebote und Verbote Diese lassen nur einen Teil der Personlichkeit zur Entfaltung kommen Der personliche Schatten wachst parallel zur Persona gleichsam als ihr Negativ der Schatten lebt dann ziemlich unabhangig vom Ich Bewusstsein mit Ist der Schatten der bewussten Kontrolle entzogen kann er ahnlich wie ein Komplex in obsedierender oder besser possedierender Art 5 affektvoll und storend dem Ich Bewusstsein dazwischenfunken Im Aspekt seiner Naturhaftigkeit und als Gegensatz zu Kollektivwerten besteht eine Ubereinstimmung dieses Schatten Konzepts mit dem Freud schen Begriff des Es das im Gegensatz zu Ich und Uberich unbewusste Teile der Personlichkeit reprasentiert Positiver Schatten Bearbeiten Das was uns noch fremd unheimlich ist nennt Jung positiver Schatten er meint hier nicht das was wir verdrangen sondern das was wir noch nicht wissen was uns fremd ist Die mehr oder weniger starke Dunkelheit des Schattens ist auch ein Zeichen seiner Bewusstseinsferne bzw Unbewusstheit dies braucht nicht immer mit dem Bosen identifiziert werden bzw die moralische Wertung des Schattens hangt stark vom verwendeten Referenzsystem ab Jung schrieb zu dieser Differenzierung Wenn man bis dahin der Meinung war dass der menschliche Schatten die Quelle allen Ubels sei so kann man nunmehr erkennen dass der unbewusste Mensch eben der Schatten nicht nur aus moralisch verwerflichen Tendenzen besteht sondern auch eine Reihe guter Qualitaten aufweist namlich normale Instinkte zweckmassige Reaktionen wirklichkeitsgetreue Wahrnehmungen schopferische Impulse und anderes mehr das Bose im Schatten entstehe oft erst durch die Verdrehung Verkruppelung Missdeutung und missbrauchliche Anwendung an sich naturlicher Tatsachen 6 Schattenprojektion und Projektionsrucknahme Bearbeiten Zunachst wird der eigene Schatten gewohnlich negiert oder aber auf Personen und Objekte ausserhalb des eigenen Ichs projiziert Unbewusste Schattenprojektionen auf den jeweils anderen Menschen 7 sind typische Elemente personlicher wie auch kollektiver z B nationaler Konflikte 8 9 Die Bewusstmachung dieser unwillkurlichen Schattenprojektionen kann daher die Moglichkeiten einer Konfliktlosung massiv verbessern 10 Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Schatten seine Integration in die Gesamtpersonlichkeit zahlt nach Jung deswegen zu den zentralen Aufgaben des menschlichen Reifeprozesses und stellt einen unabdingbaren Schritt auf dem Weg zur Ganzwerdung Individuation dar Als vorwiegend moralisches Problem fordert sie vom Individuum betrachtliche seelische Leistungen Haufig ist sie auch Gegenstand der Psychotherapie z B Psychoanalyse wo in einem geschutzten Rahmen die weitverbreitete Angst vor dem eigenen Schatten 11 uberwunden werden kann zu diesem Schritt kann auch die bekannte Wendung uber seinen Schatten springen passen Die bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen in Traumen oft drastisch augenfallig aufgezeigten Schatten bei sich selbst ist nach Jung sehr gewinnbringend denn Es ist oft tragisch zu sehen auf wie durchsichtige Weise ein Mensch sich selber und andern das Leben verpfuscht aber um alles in der Welt nicht einsehen kann inwiefern die ganze Tragodie von ihm selber ausgeht und von ihm selber immer wieder aufs Neue genahrt und unterhalten wird Gewohnlich jedoch fuhren nicht integrierte Schattenseiten zu ihrer Projektion auf andere Personen oder Gruppen s o Auf diese Weise entstehen unter anderem Vorurteile aber auch das bekannte Sundenbock Syndrom und Phanomene wie Fremdenfeindlichkeit Rassismus Antisemitismus oder auch Homophobie Auch die Idee des Teufels kann mitunter mit der Projektion des Schattens nach aussen erklart werden Archetypischer Schatten BearbeitenHinter den personlichen Schattenseiten eines Individuums steht nach Jung oft ein kollektiver Schatten also ein archetypischer Hintergrund welcher die Ausbildung des betreffenden personlichen Schattens beim Einzelnen fordert Wo er der Schatten aber als Archetypus in Frage kommt da begegnet man den gleichen Schwierigkeiten wie bei Animus und Anima mit anderen Worten es liegt im Bereiche der Moglichkeit dass man das Relativ Bose seiner Natur erkennt wohingegen es eine ebenso seltene wie erschutternde Erfahrung bedeutet dem Absolut Bosen ins Auge zu sehen 12 Der Archetyp des Schattens ist ein religioses Problem das C G Jung zeitlebens beschaftigt hat 13 Zum Beispiel konne der Antichrist als archetypischer Schatten Christi gedeutet werden und psychologisch gesehen entspreche jener dem Schatten des Selbst namlich der dunkeln Halfte der menschlichen Totalitat welche man nicht zu optimistisch beurteilen darf 14 Erscheinungs und Darstellungsformen Bearbeiten Zur archetypischen Struktur in der Erscheinung kollektiven wie auch personlichen Schattens in Traumen Mythen und Erzahlungen gehort sein Auftritt als Fremde r als Feind in als Rivale Rivalin oder allgemein als eine dem Traumer bzw Protagonisten negativ gesinnte Person In aller Regel gehort jene dem gleichen Geschlecht an wie die Person selbst unterscheidet sich von ihr aber haufig etwa durch ein anderes Temperament oder einen entgegengesetzten Lebensweg durch eine andere Hautfarbe oder Nationalitat Meist geht von der Figur etwas Bedrohliches ein Misstrauen oder etwas Furchterregendes aus Nicht selten kommt es auch zu einem Kampf des Traumers mit der Figur was auf zunachst unbewusster Stufe der Auseinandersetzung des Menschen mit seinem Schatten entspricht aber auch mit einer bewussten Auseinandersetzung einhergehen kann Auch in der Mythologie sowie in Werken der Kunst und Literatur wurde der Archetyp des Schattens vielfach dargestellt bzw verarbeitet Bekanntes Beispiel ist Mr Hyde die negative verbrecherische Seite des tugendhaften Arztes Dr Jekyll in Robert Louis Stevensons Erzahlung Der seltsame Fall des Dr Jekyll und Mr Hyde In Oscar Wildes Roman Das Bildnis des Dorian Gray bannt ein Maler den Schatten des Protagonisten Dorian Gray in ein Gemalde das kunftig die Spuren seines wilden Lebenswandels widerspiegeln wird wahrend er selbst unverandert jung und schon bleibt Weltweit ist in Marchen und Sagen das Motiv des Ritters anzutreffen der einen dunklen anderen Ritter oder einen Drachen besiegen muss um die Hand einer Jungfrau Prinzessin oder dergleichen also aus Sicht eines mannlichen Bewusstseins einen hochsten Wert seiner Liebe zu gewinnen Soweit der Drache hier nicht als Mutterarchetyp gedeutet wird kann er als Auspragung des Archetyps des Schattens aufgefasst werden der insbesondere der Erweckung der Anima und damit der Aufnahme von Liebesbeziehungen im Wege steht Die Totung des Drachen kann allegorisch fur die zumindest vorerst erfolgreiche Auseinandersetzung mit dem Schatten stehen dieses archetypische Muster wird zum Beispiel im Andromeda Mythos dem Mythos des Erzengels Michael und in Sankt Georg Legenden gezeigt Auch der alteste niedergeschriebene Mythos das Gilgamesch Epos enthalt in der Auseinandersetzung des Helden mit seinem tierhaften Blutsbruder einen Abriss der Schattenproblematik Mit Blick auf ein weibliches Bewusstsein kann der Schatten im Marchen zum Beispiel als die Stiefmutter die falsche Konigin die habsuchtige Schwester oder die intrigante Nebenbuhlerin erscheinen die besiegt oder seltener gewandelt werden muss damit die Heldin als Vorbild eines neuen weiblichen Bewusstseins die neue Konigin an der Seite ihres Prinzen individualpsychologisch gesehen ihres positiven Animus werden kann Pathologische Folgen BearbeitenNach ihrer Verdrangung in das Unbewusste bzw der Vermeidung dass ein archetypisch bedingter Schatten bewusster werden darf entfalten die negativen Zuge der eigenen Personlichkeit meist erhebliche Dynamik und Wirksamkeit Dies bricht sich nach Jung zum einen in entsprechenden Alb Traumen des Betreffenden Bahn es kann zu Angst und Zwangsneurosen fuhren Die Projektion des Schattens nach aussen ist auch Teil des psychiatrischen Krankheitsbildes der Paranoia sowie allgemein von Wahnvorstellungen Krankhafte Schattenprojektion wo der Schatten unter Umstanden auch in seinem kollektiven Aspekt die ganze Personlichkeit beherrscht kann schlimmste Folgen haben dieser Prozess war auch ein konstituierender Teil mit vielen Facetten in der Ideologie und Praxis des Nationalsozialismus So sagte Adolf Hitler z B uber Winston Churchill Seit mehr als funf Jahren jagt dieser Mann wie ein Verruckter in Europa umher auf der Suche nach etwas das er in Brand setzen konnte 15 Literatur BearbeitenCarl Gustav Jung Archetypen DTV Munchen 1990 ISBN 3 423 35125 X Anthony Stevens Jung Herder Freiburg im Breisgau 1999 ISBN 3 926642 32 7 Einzelnachweise Bearbeiten C G Jung 1950 Aion Beitrage zur Symbolik des Selbst GW Band 9 2 13 C G Jung 1950 Aion Beitrage zur Symbolik des Selbst GW Band 9 2 42 C G Jung 1950 Aion Beitrage zur Symbolik des Selbst GW Band 9 2 14 C G Jung 1950 Aion Beitrage zur Symbolik des Selbst GW Band 9 2 422 C G Jung 1950 Aion Beitrage zur Symbolik des Selbst GW Band 9 2 15 C G Jung 1950 Aion Beitrage zur Symbolik des Selbst GW Band 9 2 423 C G Jung 1950 Aion Beitrage zur Symbolik des Selbst GW Band 9 2 16 Carl Gustav Jung Uber die Archetypen des kollektiven Unbewussten Erstpublikation 1935 uberarbeitet 1954 In Gesammelte Werke 9 1 152 Carl Gustav Jung Aion Beitrage zur Symbolik des Selbst Erstpublikation 1948 uberarbeitet 1950 In Gesammelte Werke 9 2 13 19 Marie Louise von Franz Uber Projektion Ihre Beziehung zu Krankheit und seelischer Reifung In Psychotherapie Erfahrungen aus der Praxis Daimon Einsiedeln 1990 S 271 ISBN 3 85630 036 8 C G Jung 1950 Aion Beitrage zur Symbolik des Selbst GW Band 9 2 62 C G Jung 1950 Aion Beitrage zur Symbolik des Selbst GW Band 9 2 19 Siehe z B C G Jung 1952 Antwort auf Hiob GW 11 553 758 C G Jung 1950 Aion Beitrage zur Symbolik des Selbst GW Band 9 2 76 Adolf Hitler zitiert nach Marie Louise von Franz 1968 Der Individuationsprozess In C G Jung et al Der Mensch und seine Symbole 16 Auflage Walter Verlag Zurich ISBN 3 530 56501 6 S 156 229 Zitat S 172 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schatten Archetyp amp oldid 239387005