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Archetypus oder gelaufiger Archetyp Plural Archetypen bezeichnet in der Analytischen Psychologie die dem kollektiven Unbewussten zugehorig angenommenen dynamischen Grundstrukturen menschlicher Vorstellungs und Handlungsmuster Das Wort stammt aus griechisch arche Ursprung mit zugehorigem Prafix archi ur ober haupt und typos Schlag Abdruck nach typein schlagen und bedeutet also wortlich etwa Ur oder Grundpragung Oft wird Archetyp sprachlich ungenau mit Urbild ubersetzt da er sich auch in symbolischen Bildern zeigt Begrifflich eher zutreffend aber inhaltlich zu statisch ware das Wort Urform Archetypen sind definiert als psychische oder psychophysische Strukturdominanten die als unbewusste Wirkfaktoren das menschliche Verhalten und Bewusstsein beeinflussen Zum Phanomen des menschlichen Bewusstseins und seinen Formen zeige die Kulturgeschichte archetypische Bilder wie zum Beispiel der Sonne als Tagesgestirn oder des Mondes als hellstem Licht der Nacht Dies auch in Verbindung mit Vorstellungen von lichtbringenden also symbolisch verstanden bewusstseinsbringenden Gottheiten wie zum Beispiel Helios Sol und Re oder Selene Luna Einige Archetypen entsprachen phylogenetisch langwahrenden Ur Erfahrungen der Menschwerdung und Individuation wie z B weiblich mannlich Geburt Kindheit Pubertat Wandlungskrisen und Tod Auch die Vielfalt religioser Erfahrung konne angesehen werden als nach archetypischen Mustern strukturiert welche interreligios religionsubergreifend anzutreffen seien Das tiefenpsychologische Konzept der Archetypen geht auf den Schweizer Psychiater und Psychologen Carl Gustav Jung 1875 1961 zuruck der die Analytischen Psychologie entwickelte Es ist ein offenes Konzept das keine exklusiven Definitionen von Archetypen und keine bestimmte Anzahl derselben enthalt Ein Archetyp als solcher sei unanschaulich und unbewusst er sei in seiner Wirkung aber u a in symbolischen Bildern erfahrbar wie beispielsweise in Traumen Visionen Psychosen kunstlerischen Werken Marchen und Mythen Carl Gustav Jung leitete die Existenz von Archetypen vorwiegend aus dem Vergleich von Motiven aus Traumen besonders auch bei Kindern aus Marchen Sagen und astrologischen Vorstellungen sowie vergleichender Religionswissenschaft und Mythologie ab Auch die Motivik der Alchemie lieferte ihm viel Vergleichsmaterial Damit handelt es sich um ein induktives Konzept wobei allgemeine Aussagen bzw Thesen aus Gemeinsamkeiten gedeuteter empirischer Befunde abgeleitet werden Inhaltsverzeichnis 1 Die Archetypen in der Psychologie C G Jungs 1 1 Entwicklung des Konzepts 1 2 Archetyp und archetypisches Bild 1 3 Archetypische Symbole 1 4 Ahnliche Archetypen in allen Kulturarealen 1 5 Archetyp Trieb und Instinkt 1 6 Archetypische Grundlagen der Struktur der menschlichen Psyche 1 7 Der Archetyp als nicht rein Psychisches 1 8 Archetypen als Gegenstand verschiedener Wissenschaftsbereiche 2 Der Archetypus in der Dramaturgie 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDie Archetypen in der Psychologie C G Jungs BearbeitenEntwicklung des Konzepts Bearbeiten nbsp Engel als archetypisches Symbol des Vermittlers zum hochsten spirituellen WertDie Ursprunge von Jungs Theorie von Archetypen lassen sich auf seine Dissertation von 1902 Zur Psychologie und Pathologie sogenannter occulter Phanomene 1 verfolgen 2 Als ausgearbeitete Theorie sprach Jung erstmals 1934 bei einem Vortrag bei der Eranos Tagung im Sudschweizer Ort Ascona von Archetypen des kollektiven Unbewussten 3 Den Begriff Archetypus hatte Jung in Kenntnis seiner Verwendung im 1 2 Jh beim Ubergang vom Hellenismus zu den Kirchenvatern wie auch in der spirituellen Alchemie im Europa des 17 Jahrhunderts gewahlt 4 Er ubernahm also einen Begriff aus der spatantiken Philosophie welcher dort besonders bei Philon und Plotin entwickelt worden war 5 siehe auch Archetyp in der Philosophie Ausdrucklich nahm Jung in seinen fruhen Werken auch auf Konzepte der Anthropologie und Volkerpsychologie des 19 und fruhen 20 Jahrhunderts Bezug Fur die Konzeptentwicklung des Archetypus waren inhaltlich Motiv Vergleiche aus verschiedensten Quellen ausschlaggebend Jung beobachtete in Traumen und Phantasien von Menschen typische Mythologeme von denen die betreffenden Personen nie etwas hatten aus ihrem Umfeld horen konnen 6 7 8 Auch interkulturell traten archetypische Motive unabhangig von der Moglichkeit von Tradition und Migration auf 9 Dass gewisse archetypische Motive die der Alchemie gelaufig sind auch in Traumen moderner Personen welche keinerlei Kenntnisse der Alchemie haben auftreten hatte Jung von der Existenz allgemeiner Grundformen innerer Bilder uberzeugt Jung betonte das Uberpersonliche der Archetypen Die Inhalte des personlichen Unbewussten sind Erwerbungen des individuellen Lebens die des kollektiven Unbewussten dagegen stets und a priori vorhandene Archetypen 10 Archetyp und archetypisches Bild Bearbeiten C G Jung unterschied anfangs wenig spater klar zwischen dem unanschaulichen Archetyp als angenommenem Strukturprinzip einerseits und den archetypischen Bildern und Vorstellungen andererseits als konkrete Realisierungen von Archetypen zum Beispiel in den Traumen eines individuellen Menschen 11 1921 sprach Jung von einer Bindung der menschlicher Geistesbetatigung an Urbilder oder urtumliche Bilder Die Marchenerzahlungen der entlegendsten Volker zeigen in einer Ahnlichkeit ihrer Motive diese Gebundenheit selbst die Bilder die wissenschaftlichen Theorien zugrundeliegen zeigen diese Beschrankung zum Beispiel der Ather die Energie ihre Verwandlungen und ihre Konstanz die Atomtheorie die Affinitat usw 12 Spater wurde seine Unterscheidung von abstrakter Struktur und konkreter Realisierung genauer Die archetypischen Vorstellungen die uns das Unbewusste vermittelt darf man nicht mit dem Archetypus an sich verwechseln 13 Der Archetyp ist nicht eine konkrete Vorstellung sondern eine Tendenz Vorstellungen zu erzeugen die sehr variabel sind ohne ihr Grundmuster zu verlieren 14 Zur Verdeutlichung des Unterschieds zwischen dem unanschaulichen Archetyp und seinen anschaulichen Realisierungen verwendete Jung die Metapher von Kristall Mutterlauge versus individuellem Kristall 15 Der Archetyp konne analog dazu gesehen werden dass die Kristallbildung in der Mutterlauge gewissermassen praformiert sei ohne selber eine stoffliche Existenz zu besitzen Letztere erscheint erst in der Art und Weise des Anschliessens der Ionen und dann der Molekule Wie zum Beispiel der Mutterarchetypus jeweils empirisch erscheint ist aus ihm allein nie abzuleiten sondern beruht auf anderen Faktoren 16 Zur archetypischen Qualitat einer inneren Vorstellung gehort auch seine emotionale Aufladung seine Energie In der praktischen Erfahrung der Archetypen zeige sich sie die Archetypen sind Bilder und gleichzeitig Emotionen Man kann von einem Archetypus nur dann sprechen wenn diese beiden Aspekte gleichzeitig vorhanden sind 17 Jung baute seine Theorie innerer Beweggrunde menschlicher Vorstellungs und Verhaltensweisen auch auf die Diskussion von Wirklichkeit bei William James auf dessen psychologischer Vision und dessen pragmatischer Philosophie ich entscheidende Anregungen verdanke 18 James hatte 1902 uber das Unterbewusste Leben in der Seele geschrieben p 506 Yet the most unseen region in question is not merely ideal for it produces effects in the world But that which produces effects within another reality must be termed a reality itself so I feel as if we had p 507 no philosophic excuse for calling the unseen or mystical world unreal 19 C G Jung bezeichnete in diesem Sinne die unbewussten psychischen Faktoren als Weltmachte mit grosstem Einfluss auf die Menschheitsgeschichte 20 Archetypische Symbole Bearbeiten Ein archetypisches Symbol zeichnet sich dadurch aus dass es das menschliche Bewusstsein in Kontakt mit dem kollektiven Unbewussten bringt wenn es in einem Menschen aktuell lebendig resp funktional ist Symbolbedeutungen sind meist mehrdeutig und vielschichtig und hangen auch vom konkreten Kontext eines Menschen oder einer Kultur ab Symbole losen auch Assoziationen zu geistigen Ideen aus Beispiele fur archetypische Symbole konnen sein ein Kind ein Krieger ein Wanderer ein Beschutzer ein Heilsbringer Fruchte Hausbau Feuer und Brand ein Fluss ein See oder Meer An uberpersonlichen Bedeutungen und entsprechenden Assoziationen konnen hier allgemeinmenschliche und kulturspezifische unterschieden werden Dabei gibt es Grundassoziationen die sich in vielen Kulturen stark ahneln Zum Beispiel perfekte Kreise kennen alle Menschen von der Gestalt der Sonne und des Mondes wie auch von den Bahnen der Gestirne im Tageslauf Mit diesen allgemeinmenschlichen Wahrnehmungen verbunden wurde der Kreis in den meisten Kulturen zu einem Symbol fur die himmlische Sphare und ihrer zeitlichen Kreislaufe ihrer unendlichen Bewegung Ringe Kronen und Heiligenscheine oder im Daoismus der Kreis mit den Symbolen von Yin und Yang sind Beispiele konkreter Ausformungen des Kreises mit symbolischen Bedeutungen von Unendlichkeit und Wurde stiftender Verbundenheit mit einem umfassenden Ganzen Ein gleichmassiges Kreuz wird z B mit vier Himmelsrichtungen vier Jahreszeiten oder vier Mondphasen Wochen im Monat assoziiert die raumliche und zeitliche Orientierung bedeuten sowie die Anordnung von Gegensatzen um einen Mittelpunkt In rechteckigen raumlichen Formen gestaltet werden meist die irdischen Wohnungen Hauser und Felder der Menschen In der weltweit auftretenden Symbolgruppe des Mandalas wird haufig die Symbolik des Kreises und differenzierter Kreuzstrukturen kombiniert beispielsweise in China Indien Tibet in verschiedenen neolithischen Kulturen bei den Platonikern und in der Alchemie Ein Beispiel fur ein archetypisches Symbol in Tiergestalt ist die Schlange Sie tritt als religioses Symbol zum Beispiel im Hinduismus und Christentum auf und erscheint in Traumen auch bei Mitteleuropaern furchtbar oder heilsam auch wenn Schlangen in ihrer Lebenswelt nicht vorkommen und sie sich nicht bewusst mit ihnen befassen Ahnliche Archetypen in allen Kulturarealen Bearbeiten Die Mythologien bzw religiosen Systeme unterschiedlicher Kulturareale weisen viele ahnliche oder gleiche Strukturen Muster und symbolische Bilder auf Dies kann als Beleg fur einen gemeinsamen Hintergrund archetypischer Strukturen in der menschlichen Psyche gedeutet werden Ein Beispiel ist das weltweite Vorkommen von Mythen einer Grossen Gottin oder Mutter sog Mutterarchetyp Bereits altsteinzeitliche Venusfigurinen konnen ein Hinweis darauf sein Bekannte Gestalten der Religionsgeschichte wie beispielsweise die sumerische Inanna die agyptische Nut und Hathor die indische Shakti die germanische Freya und die japanische Amaterasu stellen eine Grosse Gottin dar wobei diese oft auch in verschiedene Aspekte Gottinbilder aufgefachert erscheint z B als Demeter Kore oder Persephone in der altgriechischen Religion Im Christentum sind dem Bild der Maria Eigenschaften aus dem Archetyp einer Grossen Mutter zugewachsen Ein neueres Beispiel fur die Verwirklichung dieser archetypischen Struktur der Vorstellung in religiosen Bewegungen mag auch das Wicca Heidentum sein Ein weiteres Beispiel ist der Archetyp des Helden und seiner manchmal auch gottlichen Widersacher Beispiele fur den Archetyp des Helden sind der sumerische Gilgamesch der agyptische Re in seiner Inkarnation im Pharao der germanische Donar Thor der griechische Perseus und Herakles Im Christentum wird dieser Archetyp besonders durch die Drachentoter Sankt Michael und St Georg wie auch alttestamentlich in den himmlischen Heerscharen dargestellt und in die religiosen Vorstellungen integriert Heldengestalten im Marchen hier erscheint diese Gestalt auch ofter weiblich als Heldin konnen archetypische Grundlagen eines sich behauptenden Ich Bewusstseins darstellen wie auch ihren Widersachern auf personlicher Ebene Schattenaspekte der Personlichkeit entsprechen 21 Auch der Baum ist ein sehr bekanntes archetypisches Motiv in der Kultur und Religionsgeschichte wie auch im Traumleben der Menschen Beispiele hierfur sind Vorstellungen von einem Weltenbaum oder Lebensbaum in der Kabbala als Baume des Lebens und der Erkenntnis im Alten Testament dann der Kreuzigung Christi in christlicher Ikonographie und Mystik Andere Beispiele sind der Weltenbaum Yggdrasil in der germanischen Mythologie der Yaxche Baum der Maya der Baum mit den Fruchten der Unsterblichkeit in China oder heilige Baume wie die Eiche des Zeus oder des Donar oder in druidischen Kulthandlungen die Sykomore als ein Ort der Gottin Hathor bei den Agyptern und der Bodhibaum im Buddhismus C G Jung hat besonders intensiv zu folgenden archetypischen Motiven geforscht und an ihnen seine Theorien entwickelt den archetypischen Grundlagen der Anima und des Animus und des Selbsts als Bereichen der Seele 22 dem Archetyp des Kindes 23 des Madchens der Kore 24 der Mutter 25 des Mandala 26 27 der Gestalt des Tricksters 28 des Wotan 29 archetypischer Aspekte im christlichen Trinitatsdogma 30 des Baumes 31 der Gegensatze und ihrer Vereinigung z B in der Symbolik von Sonne und Mond 32 wie auch von Konig und Konigin 33 Gemass der analytischen Psychologie macht die Gesamtheit der Archetypen die Struktur des kollektiven Unbewussten aus Archetyp Trieb und Instinkt Bearbeiten Archetypen beruhen aus biologischer Sicht auf einer Instinktgrundlage ohne mit dieser identisch zu sein Trotz oder gerade wegen der Verwandtschaft mit dem Instinkte stellt der Archetypus das eigentliche Element des Geistes dar 34 In der von Jung metaphorisch als Farbspektrum dargestellten Bandbreite des Psychischen sei die Triebdynamik sozusagen am infraroten Ende die archetypischen Bilder und ihre Dynamik am ultravioletten Ende und diese Gegensatze beruhrten sich in den typischen instinktiven Verhaltensmustern des Menschen 35 In ihrem biologischen Aspekt verstanden haben sich Archetyp Trieb und Instinkt evolutionar entwickelt als Niederschlag alles menschlichen Erlebens welches auch die Kultur und Bewusstseinsentwicklung des Menschen pragte 36 Beispiele fur ein solches instinktgepragtes Verhalten sind verschiedene Lebensphasen wie Kindheit und Jugend oder zwischenmenschliche Beziehungen wie das Mutter Kind Verhaltnis oder die Partnerwahl jedoch auch das Erforschen der Umwelt Erlernen der Sprache Teilnahme am wirtschaftlichen Leben Verhaltnis zur Religion und die Ubernahme sozialer Verantwortlichkeit Archetypische Grundlagen der Struktur der menschlichen Psyche Bearbeiten Jung erkannte in Traumen und Mythen einige Hauptkategorien von archetypischen Symbolen die mit der Struktur der menschlichen Psyche zusammenhangen unter anderem Das Ich Bewusstsein selber hat nach Jung eine archetypische Grundlage in einer Tendenz des Selbst Bewusstsein hervorzubringen Ein archetypisches Symbol des Bewusstseins ist die Sonne und die verschiedenen Sonnenheldenmythen wie Jung z B in Mysterium Coniunctionis schrieb Konig Sol wandert als der Archetypus des Bewusstseins durch die Welt des Unbewussten als eine Welt jener vielen Gestalten welche vielleicht ebenfalls eines Bewusstseins fahig sind 37 Ein Beispiel einer symbolischen Sonne als archetypischem Bild auch des menschlichen Bewusstseins ist der agyptische Sonnengott Re und seiner nachtlichen Erneuerungsreise durch die Unterwelt entsprechend war Christus als Sol Novus der als neuer Lichtbringer ein neues Bewusstsein auf die Welt bringe bezeichnet worden Auch andere Gestirne besonders der Mond und die Planeten wurden archetypische Symbole fur Erscheinungsweisen und Aspekte des Bewusstseins im Menschen Der Schatten enthalt un oder teilbewusste Personlichkeitsanteile die haufig verdrangt oder verleugnet werden weil sie dem Vorstellungsbild des Ichbewusstseins von sich selbst entgegenstehen Dies reicht von den dem Ichbewusstsein nahen Motivationen die aber aufgrund moralischer Gesichtspunkte nicht gerne bewusstgemacht werden bis hin zum ganzen Reichtum des naturlichen Menschen einschliesslich seiner tierischen Verhaltensweisen Archetypische Symbole des Schattens sind zum Beispiel dunkle Doppelganger oder bose Widersacher des Helden Unbewusste Schattenprojektionen auf den jeweils anderen Menschen sind typische Elemente personlicher wie auch kollektiver z B nationaler Konflikte 38 39 Die Bewusstmachung dieser unwillkurlichen Schattenprojektionen kann daher die Moglichkeiten einer Konfliktlosung massiv verbessern 40 Die Anima und der Animus bezeichnen gegengeschlechtlich erscheinende Seelenbereiche eines Menschen Archetypische Symbole der Anima konnen z B Sirene und die Loreley die romantische fremde Schonheit unerreichbare geistige Geliebte oder auch die Sophia sein Die Anima kann positiv oder negativ erscheinen und auf beide Weisen in der Personlichkeitsentwicklung wirken 41 42 43 44 Typische Symbole des Animus konnen z B der verlockende Magier der starke Held der zauberhafte Kunstler oder der spirituelle Fuhrer sein Der Animus ebenfalls kann positiv oder negativ erscheinen und in der Personlichkeitsentwicklung auf beide Weisen wirken 45 Beide Archetypen werden meist unwillkurlich in Personen des Gegengeschlechts projiziert und tragen somit zu deren manchmal uberwaltigender Faszination bei Der Archetyp des Selbsts umfasst sowohl das Ichbewusstsein als auch Unbewusstes und stellt das Zentrum und die Gesamtheit der menschlichen Psyche dar deren zentrale Steuerungs und Entwicklungsinstanz es ist Typische Symbole des Selbsts sind das gottliche Kind der oder die alte Weise der Stein der Weisen das Mandala und verschiedene Gottesbilder in ihrer Erscheinung in der Seele Bezogen auf Symbole des Selbsts schrieb Jung Einheit und Ganzheit stehen auf der hochsten Stufe der objektiven Wertskala denn ihre Symbole lassen sich von der imago Dei d h dem Gottesbild nicht mehr unterscheiden 46 Das Selbst kann nicht nur offensichtlich forderlich sondern auch dunkel und als Widersacher dem Ich gegenuber erscheinen Das Selbst wird ofter unwillkurlich in politische oder religiose Fuhrer projiziert auch in Ideologien oder soziale Massenbewegungen 47 Schatten Anima Animus und Selbst sind Sonderfalle in Jungs Theorie der Archetypen im Grunde Uberkategorien derselben Diese Begriffe beschreiben Grossbereiche seelischer Inhalte und zugleich der Psychologie der Personlichkeit die wiederum verschiedene Motivgruppen enthalten die Jung unter der Bezeichnung spezifischer Archetypen beschrieb Auch haben sich die mit diesen Begriffen verbundenen Konzepte mit der Zeit erkennbar entwickelt so dass nicht alle zwischenzeitlich gegebenen Definitionen miteinander konsistent sind Wenn ein archetypisches Verhalten unterdruckt wird so kann dies zu Neurosenbildung fuhren es zeigt sich aber auch in Aktivitaten des personlichen Schattens Selbst solche Tendenzen die einen hochst heilsamen Einfluss ausuben konnen verwandeln sich in wahre Damonen wenn sie verdrangt werden Deshalb haben viele wohlmeinende Leute sehr zu Recht Angst vor dem Unbewussten und nebenbei auch vor der Psychologie 48 Darauf bezugnehmend weiter je mehr sie verdrangt werden desto starker durchdringen sie die gesamte Personlichkeit in Form einer Neurose 49 Der Archetyp als nicht rein Psychisches Bearbeiten C G Jung entwickelte sein Konzept des Archetypus zunehmend in die Richtung diesen nicht allein auf den Bereich des Psychischen beschrankt zu sehen Es bestehe eine gewisse Wahrscheinlichkeit dass Materie und Psyche zwei verschiedene Aspekte ein und derselben Sache sind und somit sei auch der Archetypus im Grunde jenseits der psychischen Sphare bestimmt auch wenn er sich psychisch manifestiere 50 Archetypen haben daher eine Natur die man nicht mit Sicherheit als psychisch bezeichnen kann Sie besassen auch einen nicht psychischen Aspekt 51 Uber die Fragen des psychoiden Archetypus und der Beziehung von Psyche und Materie pflegte Jung einen jahrelangen Austausch mit dem Physiker Wolfgang Pauli 52 53 54 Archetypen als Gegenstand verschiedener Wissenschaftsbereiche Bearbeiten In vielen wissenschaftlichen Disziplinen wurde mittlerweile erforscht inwiefern die menschliche Spezies von arttypischen unbewussten Strukturen gepragt wird Solche Strukturen wurden unter anderem in der Ethologie der Anthropologie der Linguistik der Hirnforschung der Soziobiologie der Psychiatrie der Kognitionspsychologie der Evolutionspsychologie und in der experimentellen Traumforschung postuliert In diesen Bereichen entstanden fur archetypische Strukturen Ausdrucke wie angeborene Auslosemechanismen Verhaltenssysteme Tiefenstrukturen psychobiologische Reaktionsmuster tief homologe neurale Strukturen epigenetische Regeln und Darwin sche Algorithmen Der Archetypus in der Dramaturgie BearbeitenIn Film und Theater bieten sich Archetypen an um die einzelnen Rollen und ihre jeweilige Funktion zu charakterisieren Durch Archetypen kann ein Konsens zwischen Darstellern und Publikum hergestellt werden da man beim Zuschauer die verwendeten Schablonen als bekannt voraussetzen kann Die meisten archetypischen Darstellungen entwickelten sich aus den Mythologien die ihrerseits zur Verbreitung auch auf dramaturgische Mittel angewiesen waren und sind Die wichtigsten Archetypen sind der Held und daraus entwickelt der Antiheld und demgegenuber der Widersacher In Romanzen wie auch Liebesdramen zeigt sich oft das klassische Wechselspiel von Animus und Anima oft auch verbunden mit dem Archetyp des Helden oder der Heldin Siehe auch BearbeitenArchetyp Philosophie Participation mystique TraumdeutungLiteratur BearbeitenCarl Gustav Jung Traum und Traumdeutung Dtv 2001 ISBN 3 423 35173 X Carl Gustav Jung Lorenz Jung Archetypen ISBN 3 423 35175 6 Jolande Jacobi Die Psychologie von C G Jung Frankfurt 1977 ISBN 3 596 26365 4 Jolande Jacobi Komplex Archetypus Symbol 1957 Erich Neumann Die grosse Mutter Patmos 2003 ISBN 3 530 60862 9 Julius Schwabe Archetyp und Tierkreis Basel Schwabe 1951 Anthony Stevens Jung Freiburg i Br Herder 1999 Anthony Stevens Vom Traum und vom Traumen Deutung Forschung Analyse Munchen Kindler 1996 ISBN 3 463 40293 9 Christian Roesler Das Archetypenkonzept C G Jungs im Lichte aktueller Erkenntnisse aus Neurowissenschaften humangenetik und Kulturpsychologie Le concept d archetype de C G Jung a la lumiere des connaissances actuelles en neurosciences en genetique humaine et en psychologie culturelle Notions jungiennes et perspectives contemporaines HS 9 2014 S 163 189 doi 10 4000 rg 1749Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Archetypus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Carl Gustav Jung Zur Psychologie und Pathologie sogenannter occulter Phanomene Eine psychiatrische Studie Diss Univ Zurich Medizinische Fakultat Mutze Verlag Leipzig 1902 Neu herausgegeben in Carl Gustav Jung Psychiatrische Studien In Carl Gustav Jung Gesammelte Werke Band 1 1 150 Lilly Jung Merker und Elisabeth Ruf Vorwort zum Bd 1 von C G Jung Gesammelte Werke Bd 9 1 Walter Verlag Solothurn Dusseldorf 1995 S 10 Carl Gustav Jung Uber die Archetypen des kollektiven Unbewussten Eranos Jahrbuch 1934 Rhein Verlag Zurich 1935 S 179 229 In bearbeiteter Fassung 1954 publiziert als Von den Wurzeln des Bewusstseins Studien uber den Archetypus In Carl Gustav Jung Gesammelte Werke Band 9 1 Rascher Verlag Zurich 1954 1 86 Carl Gustav Jung Die Archetypen und das Kollektive Unbewusste Gesammelte Werke Band 9 1 5 Brockhaus Enzyklopadie in 24 Banden 19 Aufl 1987 Bd 2 S 79 Carl Gustav Jung Zur Psychologie des Kindarchetypus In Gesammelte Werke Band 9 1 259 geschrieben 1940 uberarbeitet 1951 Carl Gustav Jung Die Struktur der Seele In Gesammelte Werke Band 8 317 325 geschrieben 1931 uberarbeitet 1959 Carl Gustav Jung Symbole und Traumdeutung In Gesammelte Werke Band 18 1 531 geschrieben 1961 Carl Gustav Jung Die psychologischen Aspekte des Mutterarchetypus In Gesammelte Werke Band 9 1 153 Erstpublikation 1939 uberarbeitet 1954 Carl Gustav Jung 1948 50 Aion Beitrage zur Symbolik des Selbst In Gesammelte Werke 9 2 13 publiziert 1951 Carl Gustav Jung Von den Wurzeln des Bewusstseins Studien uber den Archetypus In Gesammelte Werke Band 9 1 5f Jungs teilweise uberarbeitete Erstpublikation zu Archetypen von 1935 mit spater eingefugter Fussnote 8 zur klaren Unterscheidung von Archetypen und archetypischen Vorstellungen Carl Gustav Jung Das Typenproblem in der modernen Philosophie In Gesammelte Werke Band 6 512 Erstpublikation 1921 8 AUflagen bis 1950 Carl Gustav Jung Theoretische Uberlegungen zum Wesen des Psychischen In Gesammelte Werke Band 8 417 Erstpublikation 1946 uberarbeitet 1954 Carl Gustav Jung Symbole und Traumdeutung In Gesammelte Werke Band 18 1 523 geschrieben 1961 Carl Gustav Jung Die psychologischen Grundlagen des Geisterglaubens In Gesammelte Werke Band 8 589 Erstpublikation 1920 uberarbeitet 1948 C G Jung 1938 rev 1954 Die psychologischen Aspekte des Mutterarchetypus GW 9 1 148 198 Zit 155 Carl Gustav Jung Symbole und Traumdeutung In Gesammelte Werke Band 18 1 589 geschrieben 1961 C G Jung 1937 Psychologische Determinanten des menschlichen Verhaltens GW 8 262 William James 1902 The Varieties of Religious Experience P 501 C G Jung 1932 Wirklichkeit und Uberwirklichkeit GW 8 747 Marie Louise von Franz Psychologische Marcheninterpretation Eine Einfuhrung Kosel Munchen 1986 ISBN 3 466 34147 7 Uberarbeitete Neuauflage von der Stiftung fur Jung sche Psychologie Kusnacht 2012 ISBN 978 3 908116 72 1 Z B Carl Gustag Jung Aion Beitrage zur Symbolik des Selbst In Gesammelte Werke 9 2 Publikation 1951 Z B Carl Gustav Jung Zur Psychologie des Kindarchetypus In Gesammelte Werke 9 1 259 305 Geschrieben 1940 uberarbeitet 1951 Z B Carl Gustav Jung Zum psychologischen Aspekt der Korefigur In Gesammelte Werke 9 1 306 383 Erstpublikation 1941 uberarbeitet 1951 Z B Carl Gustav Jung Die psychologischen Aspekte des Mutterarchetypus In Gesammelte Werke 9 1 148 198 Erstpublikation 1939 uberarbeitet 1954 Z B Carl Gustav Jung Uber Mandalasymbolik In Gesammelte Werke 9 1 627 mit vorangehenden Bilderseiten 718 Erstpublikation 1950 Carl Gustav Jung Uber Mandalasymbolik In Psychologie und Alchemie Gesammelte Werke 12 122 331 Erstpublikation 1935 1936 uberarbeitet 1952 Carl Gustav Jung Zur Psychologie der Tricksterfigur In Gesammelte Werke 9 1 456 488 Erstpublikation 1954 Vom Rhein Verlag ohne Jungs Einverstandnis zuerst unter dem Titel Der Gottliche Schelm publiziert Carl Gustav Jung Wotan In Gesammelte Werke 10 371 399 Erstpublikation 1936 Carl Gustav Jung Versuch einer psychologischen Deutung des Trinitatsdogmas In Gesammelte Werke 11 169 295 Erstpublikation 1941 uberarbeitet 1948 und 1953 Carl Gustav Jung Der philosophische Baum In Studien uber alchemistische Vorstellungen Gesammelte Werke 13 304 482 Erstpublikation 1945 uberarbeitet 1954 Carl Gustav Jung Sol Luna In Mysterium Coniunctionis Gesammelte Werke 14 1 101 129 und 149 227 Erstpublikation 1954 uberarbeitet 1968 Carl Gustav Jung Rex und Regina In Mysterium Coniunctionis Gesammelte Werke 14 2 1 208 Erstpublikation 1954 uberarbeitet 1968 Carl Gustav Jung Theoretische Uberlegungen zum Wesen des Psychischen In Gesammelte Werke Band 8 406 Erstpublikation 1947 uberarbeitet 1954 Carl Gustav Jung Theoretische Uberlegungen zum Wesen des Psychischen In Gesammelte Werke Band 8 414 Carl Gustav Jung Die Struktur der Seele In Gesammelte Werke Band 8 339 Erstpublikation 1931 uberarbeitet 1950 Carl Gustav Jung Mysterium Coniunctionis Untersuchungen uber die Trennung und Zusammensetzung der seelischen Gegensatze in der Alchimie Unter Mitarbeit von Marie Louise von Franz In Gesammelte Werke 14 2 169 Erstpublikation 1956 6 Carl Gustav Jung Uber die Archetypen des kollektiven Unbewussten Erstpublikation 1935 uberarbeitet 1954 In Gesammelte Werke 9 1 152 Carl Gustav Jung Aion Beitrage zur Symbolik des Selbst Erstpublikation 1948 uberarbeitet 1950 In Gesammelte Werke 9 2 13 19 Marie Louise von Franz Uber Projektion Ihre Beziehung zu Krankheit und seelischer Reifung In Psychotherapie Erfahrungen aus der Praxis Daimon Einsiedeln 1990 S 271 ISBN 3 85630 036 8 Carl Gustav Jung Uber die Archetypen des kollektiven Unbewussten Erstpublikation 1935 uberarbeitet 1954 In Gesammelte Werke 9 1 53 66 Carl Gustav Jung Uber den Archetypus mit besonderer Berucksichtigung des Animabegriffes Erstpublikation 1936 1954 In Gesammelte Werke 9 1 111 147 Carl Gustav Jung Zum psychologischen Aspekt der Korefigur Erstpublikation 1941 uberarbeitet 1951 In Gesammelte Werke 9 1 355 7 und 371 83 Carl Gustav Jung Aion Beitrage zur Symbolik des Selbst Erstpublikation 1948 uberarbeitet 1950 In Gesammelte Werke 9 2 20 27 Carl Gustav Jung Aion Beitrage zur Symbolik des Selbst Erstpublikation 1948 uberarbeitet 1950 In Gesammelte Werke 9 2 28 33 Carl Gustav Jung Aion Beitrage zur Symbolik des Selbst Erstpublikation 1948 uberarbeitet 1950 In Gesammelte Werke 9 2 60 Carl Gustav Jung Aion Beitrage zur Symbolik des Selbst Erstpublikation 1948 uberarbeitet 1950 In Gesammelte Werke 9 2 43 126 und 287 418 Carl Gustav Jung Symbole und Traumdeutung Geschrieben 1961 In Gesammelte Werke 18 1 580 Carl Gustav Jung Symbole und Traumdeutung Geschrieben 1961 In Gesammelte Werke 18 1 591 Carl Gustav Jung Theoretische Uberlegungen zum Wesen des Psychischen Erstpublikation 1947 erweitert 1954 In Gesammelte Werke 8 418 und 420 Carl Gustav Jung Theoretische Uberlegungen zum Wesen des Psychischen Erstpublikation 1947 erweitert 1954 In Gesammelte Werke 8 440 Carl Alfred Meier Hrsg Wolfgang Pauli und C G Jung Ein Briefwechsel 1932 1958 Unter Mitarbeit von C P Enz und M Fierz Springer Verl Berlin etc 1992 H Atmanspacher H Primas E Wertenschlag Birkhauser Hrsg Der Pauli Jung Dialog und seine Bedeutung fur die moderne Wissenschaft Springer Berlin 1995 Herbert van Erkelens Wolfgang Pauli und der Geist der Materie Studien aus der Existential psycholog Bildungs und Begegnungsstatte Todtmoos Rutte Bd 7 herausgegeben v Thomas Arzt et al Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2002 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Archetyp Psychologie amp oldid 238363438