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Traumdeutung bzw Oneirologie griechisch ὄneiros oneiros deutsch der Traum bezeichnet jene Tatigkeiten und weltanschaulichen Konzepte die hinter den im Traum erlebten Bildern Handlungen und Gefuhlen jeweils eine bestimmte meist wichtige symbolische Botschaft vermuten und versuchen sie methodisch zu deuten Die moderne Traumdeutung beruht auf den Forschungen Sigmund Freuds dessen psychoanalytische Theorie das Traumgeschehen als wichtige Informationsquelle uber unbewusste Erlebensweisen des Menschen auffasst In zahlreichen Publikationen legt sie eine Theorie dar welche die Entstehung und Bedeutung der Traume sowie ihre Deutung systematisiert In seinem Werk Die Traumdeutung bezeichnet Freud solche Arbeit deswegen auch als Traumanalyse Joseph deutet die Traume zweier Gefangener 17 JahrhundertInhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Traumdeutung 1 1 Fruhe Zeugnisse aus dem Nahen Mittleren Osten und Europa 1 2 Neuzeit bis vor der modernen Psychologie 2 Psychologische Herangehensweisen 2 1 Sigmund Freud 2 2 C G Jung 2 3 Calvin Hall 2 4 Ann Faraday 2 5 Gestalttherapie 2 6 Daseinsanalyse 2 7 Klientenzentrierte Psychotherapie 2 8 Focusing 3 Neurowissenschaftlich begrundete Herangehensweisen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte der Traumdeutung BearbeitenFruhe Zeugnisse aus dem Nahen Mittleren Osten und Europa Bearbeiten Dokumente altester Schriftkulturen enthalten auch Traume und Traumdeutungen In der Antike wurde den Traumen eine gottliche oder damonische Quelle zugeschrieben die dem Menschen auf diesem Wege eine Botschaft ubermittelte oder ihn in Versuchung fuhrte Bereits der altagyptische Konig Merikare sah um 2170 v Chr den Traum als Hinweis auf zukunftige Ereignisse Aus der Zeit des Mittleren Reiches ist eine Liste von 200 Traumdeutungen uberliefert 1 Der alteste Hinweis auf ein Ritual zur Erlangung eines Traums als gottlicher Botschaft und damit der alteste schriftliche Hinweis auf Traume uberhaupt findet sich wahrscheinlich schon auf der Geierstele des sumerischen Konigs E ana tum von Lagas ca 2450 v Chr Es heisst der Gott sei zu Haupten des liegenden Konigs hingetreten was aufgrund jungerer Parallelen wohl als Traumritual zu deuten ist 2 Der Stadtfurst Gudea von Lagas ca 2130 v Chr berichtet von Traumen in denen er angewiesen wird einen Tempel zu bauen Fur die Deutung der Traumbilder holt er sich Rat bei einer Gottin die als professionelle Traumdeuterin bezeichnet wird 3 In der altbabylonischen Zeit ca 2000 bis 1600 v Chr sind zahlreiche literarische Traume sowohl in sumerischer als auch in akkadischer Sprache uberliefert Hinzu kommen auch Berichte uber Traume aus Briefen 4 Insbesondere in der altbabylonischen Fassung des Gilgamesch Epos werden viele sehr lebhafte Traume geschildert Zum Beispiel berichtet Gilgamesch seiner Mutter uber einen Traum Da lag eine Axt und die Leute sammelten sich darum Das Aussehen der Axt war seltsam Ich sah sie und wurde froh Ich liebte sie wie eine Ehefrau liebkoste uber ihr Ich nahm sie und tat sie an meine Seite 5 Seine Mutter deutet den Traum als Hinweis auf die Ankunft seines spateren Freundes Enkidu Zahlreiche weitere literarische Traumberichte finden sich in der mesopotamischen Literatur bis zum letzten babylonischen Konig Nabonid 556 539 v Chr 6 Daneben gab es auch Sammlungen von Traum Omina in denen aus bestimmten Traumen auf zukunftige Ereignisse geschlossen wird Die umfangreichste Sammlung ist das heute so genannte Assyrische Traumbuch das 11 Tafeln umfasste und in der Bibliothek des Konigs von Assyrien Assurbanipal 669 bis 631 27 v Chr gefunden wurde 7 Notiert wurde auch zu welcher Zeit in der Nacht der Traum erschienen war und entsprechend wurde ihm mehr oder weniger Bedeutung beigemessen Das Alte Testament der Bibel enthalt rund 20 Traume von denen Jakobs Traum von den Engeln auf der Himmelsleiter Gen 28 12 EU und die Traumdeutungen durch Joseph besonders bekannt sind 8 Die gottgesandten Traume im Alten Testament sind meist ein Privileg der Propheten So spricht Jahwe aus der Wolkensaule zu Aaron und Mirjam Wenn es bei euch einen Propheten gibt so gebe ich mich ihm in Visionen zu erkennen und rede mit ihm im Traum Num 12 6 EU Zugleich wird im Alten Testament auch vor Missbrauch gewarnt z B Jer 27 9 EU Im Talmud und allgemein der judischen religiosen Tradition spielten Traum und Traumdeutung eine grosse Rolle Im 3 Jh z B lehrte Rabbi Chisda Ein ungedeuteter Traum gleicht einem ungelesenen Brief 9 Im Neuen Testament sind Traume entscheidend im Ablauf der Heilsgeschichte Jesus Vater Josef traumt er solle den Sohn seiner Verlobten Maria annehmen wenngleich er nicht von ihm gezeugt wurde Matthaus 1 20 EU Die Sterndeuter verraten das Jesuskind aufgrund eines Warntraumes nicht an Herodes Mt 2 12 EU wahrend Josef aufgrund eines Traumes mit Frau und Kind nach Agypten flieht Mt 2 13 EU und aus gleichem Anlass spater wieder zuruckkehrt Mt 2 19 EU Auch der Apostel Paulus lasst sich spater durch einen Traum leiten Apg 16 9 EU Trotzdem stand das fruhe Christentum der Traumdeutung uberwiegend angstlich und verdammend gegenuber nur Heiligen wurde ihr Sinn zugestanden Dies anderte sich im Hochmittelalter hin zu mehr Anerkennung bevor die kirchlich akzeptierte Traumdeutung wieder in den Wirren der Hexenverfolgung unterging 10 Eine Besonderheit bildeten im griechischen Asklepioskult die erwarteten Heilbehandlungsvorschlage aus der Trauminkubation wahrend eines Tempelschlafs Die Patienten mussten sich reinigen ein Opfer bringen und sich dann vor den Gotterstatuen im Allerheiligsten schlafen legen Der Tempelschlaf war bereits im Alten Agypten gangige Praxis von Priestern als Traumdeutungsspezialisten betreut so wurde der spatagyptische Gott Serapis der die Traume schickte dem Asklepios gleichgesetzt 11 Volkstumliche Auffassungen bildeten die Grundlage der Oneiromantie und sollen von biblischen Propheten wie Daniel praktiziert worden sein Der wichtigste Traumdeuter der griechischen Antike war Artemidor von Daldis 2 Jh n Chr Die Geschichte der Traumdeutung oder Traumdeuterey 12 lasst sich in Europa vor allem durch die sogenannten Traumbucher nachvollziehen in denen Traumsymbolen zukunftsweisende Bedeutungen zugemessen wurden Auch diese standen in langer Tradition Als altestes Traumlexikon ist das des Antiphon von Rhamnus 480 411 bekannt 13 Die arabischsprachigen Traumhandbucher des mittelalterlichen islamischen Kulturraumes benutzen die gleichen Formeln wie altagyptische und babylonische Omen Texte Wenn ein Mann das und das im Traum sieht dann passiert dies und das 14 Sie lehnen sich zum Teil an Artemidor an machten in ihren Einleitungen aber den Bezug der Traume zum Gottlichen deutlich 15 Der bekannteste Traumdeuter der islamischen Tradition war Ibn Sirin gest 728 dem zahlreiche Traum Handbucher zugeschrieben worden sind Bei den meisten dieser Handbucher handelt es sich allerdings um Fehlzuschreibungen 16 Im fruhen 11 Jahrhundert verfasste Abu Saʿd ad Dinawari ein umfassendes Traumhandbuch fur den abbasidischen Kalifen al Qadir bi llah reg 991 1031 in dem er die muslimische und die griechische Traumdeutungstradition zum Ausgleich zu bringen versuchte Seine Einleitung schloss er mit einer langen Liste von Namen muslimischer und nicht muslimischer Traumdeuter Seine Hauptautoritat war allerdings Artemidor 17 Eine der klassischen Methoden in der muslimischen Traumdeutung war es eine etymologische oder scheinetymologische Verbindung zwischen dem Traum und seiner Bedeutung herzustellen Ad Dinawari meinte zum Beispiel dass das Vorkommen eines Christen naṣrani in einem Traum dem Traumenden Sieg naṣr verheisse 18 Auch im Koran werden zahlreiche Traume berichtet 19 Der islamische Gebetsruf und sein Text gehen auf den Traum eines Gefolgsmannes des Propheten Mohammed zuruck 20 Neuzeit bis vor der modernen Psychologie Bearbeiten Seit dem Zeitalter der Aufklarung wird der Charakter des Traums als Uberbringer von Botschaften philosophisch bezweifelt Im 18 Jh wurden samtliche Formen von Wahrsagerei wie auch die Traume zunehmend des Aberglaubens und der Scharlatanerie verdachtigt Der Traum stellte Philosophen und Wissenschaftler vor ein Ratsel Einerseits sollte eine klare Abgrenzung von Traum und ausserer Wirklichkeit vollzogen werden andererseits wurde versucht verschiedene Arten von Traumen deutend zu systematisieren Beispielsweise wurden neben angenommenen ubernaturlichen Ursachen gottliche oder teuflische Einwirkungen naturliche Ursachen wie Erinnerungen Gefuhlslagen oder Krankheiten diskutiert 21 Somit fand im 18 Jahrhundert eine Sakularisierung und Psychologisierung bei der Interpretation von Traumen statt 22 Traume wurden als verworrene Funktion der Einbildungskraft abgetan Gottgesandte Traume wurden nicht mehr benotigt Traume entstanden im Schlaf als die Vernunft vorubergehend ausgeschaltet war eine romantische Gegenbewegung zum Rationalismus begann bezuglich Traumen aber bereits mit Johann Gottfried Herder in seiner Adreastea 1801 1803 wo der Traum zum Vorbild von Dichtung besonders Marchen und Roman wurde 23 1814 erschien Gotthilf Heinrich von Schuberts einflussreiches Werk Die Symbolik des Traumes in dem zuruckgreifend auf vor aufklarerische Konzepte den Traumbildern wiederum eine prophetische Combinationsgabe S 11 zugeschrieben wurde Psychologische Herangehensweisen BearbeitenSigmund Freud Bearbeiten Freud begrundete die moderne Traumdeutung und zeigte in seinem Werk Die Traumdeutung Wege zur Aufdeckung des Traumsinns auf Freud stellte eine Theorie auf wonach Traume keine Produkte einer blossen Verarbeitung vorheriger Tageserlebnisse seien Ihnen wohne auch kein prophetischer Gehalt inne Vielmehr sei der Traum eine Befriedigung eines verdrangten Triebwunsches und enthalte eine hochst intime Botschaft uber die von den Erfahrungen der Kindheit massgeblich bedingte Situation des Traumenden In der Tiefenpsychologie steht daher die systematische Entschlusselung der Traume im Dienste der Selbsterkenntnis und hat daruber hinaus eine existentielle Bedeutung fur die psychische Diagnostik die Voraussetzung einer fundierten Therapie Aus den Ergebnissen seiner Methode der Traumdeutung leitete Freud ab dass es psychische Inhalte gebe die aktiv daran gehindert werden das Bewusstsein zu erreichen Den dafur massgeblichen Verdrangungs Mechanismus bezeichnete er in Anlehnung an eine Massnahme der Machtpolitik als Zensur Der Vorgang der Traumgestaltung wird als Primarprozess bezeichnet Dieser Vorgang spielt sich im Unbewussten ab Der Schlaf setze jedoch die kognitive Hemmung herab die den Ubergang unbewussten Materials zum Bewusstsein im Wachzustand verhindert und ermogliche so den ins Unbewusste verdrangten Inhalten sich zu Traumen zu gestalten und in dieser neuen Form das Vorbewusste und das Bewusstsein wieder zu erreichen als manifeste Trauminhalte s u Die Inhalte des Unbewussten bei denen es sich immer um Bedurfnisse wie Hunger Lust usw handele s u mit den Erlebnissen der vorherigen Tage sogenannten Tagesresten Eindrucken aus dem Langzeitgedachtnis und selbst Anteilen bewusster Erwagungen vermischt alles verdichtet zu primitiv oder auch hochst komplex anmutenden filmischen Sequenzen und ohne Rucksicht gegen den im Wachzustand gewohnten Zeitverlauf verschoben 24 Ebenfalls scheinen gelegentlich die anderen Naturgesetze wie die Schwerkraft aufgehoben was insgesamt dazu fuhre dass sich der Sinn eines Traumes erst uber den Umweg der Analyse erschliessen lasse Hauptverantwortlich dafur dass die Botschaft eines Traumes nicht unmittelbar nachvollzogen werden konne sei aber die Zensur die wahrend des Schlafes zwar herabgesetzt jedoch nicht ganzlich aufgehoben werde Die tiefsten Inhalte der Traume entstammen Freuds Theorie zufolge dem Es das weitreichend mit dem Unbewussten identisch sei also triebhaften Bedurfnissen die befriedigt werden sollen teils weil sie fur die Erhaltung des Organismus unabdingbar seien z B der Drang nach Ernahrung teils weil erforderlich fur seine Vermehrung sexuelle Bedurfnisse Diese biologisch verankerten Wunsche zu denen die der Neugierde und solche sozialer Natur hinzukommen die Mutter Kind und die Gruppenbindungsbedurfnisse bilden nach Freud das Hauptreservoir der psychischen Energie der so genannten Libido Aus ihrer Quelle gestalte sich der gesamte biologische Organismus und die von Freud nach drei Instanzen unterschiedene Struktur der Psyche das Es das Ich und das Uber Ich Alle drei Instanzen seien verbunden mit spezifischen auch organisch reprasentierten Funktionen die im Zustand der psychischen Gesundheit konfliktfrei kooperieren Erst die Erziehung zu Moral und Reinlichkeit deren Vorschriften und Verhaltensnormen wahrend der Kindheit vom Uber Ich verinnerlicht werden seien dafur verantwortlich dass diese Kooperation gestort wird und etliche Anteile der dem Es eigenen Triebwunsche das Ich Bewusstsein nicht mehr erreichen Dennoch blieben sie im Unbewussten erhalten und so stelle jeder Traum einen Versuch des Es dar diese Triebwunsche dem Ich entgegen den Forderungen des Uber Ichs bewusst zu machen Aus diesen einander widerstrebenden Forderungen ergebe sich der sogenannte latente Inhalt des Traumes seine in Symbolen verkleidete einer Deutung bedurfenden Botschaft Die latenten Trauminhalte werden von Freud auch Traumgedanken genannt Im Gegensatz hierzu stelle der manifeste Traum dar was dem Traumer in Gestalt der ihm meist unverstandlichen Symbole beim Erwachen im Gedachtnis haften blieb er entspricht also nicht der unter der bewusst erinnerten Oberflache latent vorliegenden erst durch die analytische Arbeit aufzudeckenden Botschaft Zu ihr gelange der Psychoanalytiker vor allem uber die freien Assoziationen die sein Klient uber jedes erfragte Symbol seines Traumes anfertigen soll 25 Fur die freie Assoziation wird der Traumer aufgefordert sowohl spontane unkritische als auch gezielt beschreibende Einfalle uber die Symbole seines Traumes zu gewinnen Mit Hilfe dieser zusatzlichen Informationen konne dann die unter der erinnerten Traumoberflache verborgen gebliebene latente Botschaft ausfindig gemacht werden Mit Hilfe der hier z T genannten Mechanismen der Traumarbeit wie Verschiebung Verdichtung Verbildlichung und Symbolbildung kann der Traum leichter entschlusselt werden 24 Diesen Mechanismen kann man noch die Mechanismen der sekundaren Verarbeitung hinzufugen also der naturlichen Tendenz des Traumers eine Form von Sinn oder Geschichte aus den verschiedenen Elementen des manifesten Inhalts zu erstellen 26 C G Jung Bearbeiten Carl Gustav Jung verstand den Traum als unmittelbar deutlich werdende Darstellung der inneren Wirklichkeit des Traumenden d h es bedurfe von diesem keiner freien Assoziationen um den Traum verstehen zu konnen Jung stellte fest dass man durch freie Assoziation von jedem beliebigen Objekt gleichermassen zu den eigenen Komplexen gelange Eine Untersuchung nach den Methoden Freuds fuhre jeweils zu den personlichen Komplexen und damit weg vom spezifischen Traumsinn Das besondere an Traumen seien jedoch die im Traum spezifisch verwendeten Symbole Um den spezifischen Traumsinn zu verstehen schlagt Jung statt der freien Assoziationen die vom Traummaterial wegfuhren eine Umkreisung deren Zentrum das Traumbild bleibt 27 als Methode zur Traumdeutung vor Indem man jedes einzelne Symbol eines Traumes mit direkt dazugehorigen personlichen Assoziationen anreichert sowie mit den unpersonlichen Amplifikationen konne der Traumsinn deutlich werden Jung pragte auch den Begriff des kollektiven Unbewussten ein Bereich aus dem kulturunabhangig gleiche Motivbilder entstehen 28 z B Animus und Anima als Personifikationen des Unbewussten als Bild der Seele das sich in Traumen meist in weiblicher Gestalt im Manne und als mannliche Gestalt in der Frau zeigt 29 Jung teilte Freuds Auffassung dass Traume ein Konigsweg zum Unbewussten seien Jedoch unterscheiden sich die Ansatze Jungs und Freuds wie oben angedeutet folgendermassen Dadurch dass Jung die unpersonliche kollektive Bedeutung des jeweiligen Symbols zu den personlichen Assoziationen hinzunimmt Jung betonte dass es keine gebrauchsfertige systematische Anleitungen zur Traumdeutung gibt als ob man einfach ein Nachschlagewerk kaufen und ein bestimmtes Symbol und seine Bedeutung heraussuchen konnte Kein Traumsymbol kann von dem Menschen der davon getraumt hat abgetrennt werden denn es gibt keine allgemeingultige Deutung fur einen Traum Motive und Symbole mussen jeweils im Kontext des Traumes nicht als sich selbst erklarende Chiffren gesehen werden 30 Die Traumdeutung hangt von der personlichen Situation des Einzelnen ab Jung betont Zwei verschiedene Personen konnen fast genau den gleichen Traum haben Wenn aber zum Beispiel der eine jung und der andere alt ist so sind auch ihre Probleme verschieden und es ware absurd beide Traume auf dieselbe Weise zu interpretieren Er schildert als Beispiel den Traum eines Mannes der an der Spitze einer Gruppe junger Manner uber ein weites Feld reitet Der junge Mann uberspringt im Traum einen Wassergraben wahrend die anderen hineinsturzen Dieser Traum wurde von einem jungen vorsichtigen introvertierten Mann getraumt Jung horte einen entsprechenden Traum auch von einem alten Mann mit mutigem Wesen der ein aktives und unternehmendes Leben gefuhrt hatte und zum Zeitpunkt des Traumes krank war und Arzt und Krankenschwester viel Muhe bereitete weil er ihren Anweisungen nicht folgte Fur Jung war klar dass der Traum dem jungen Mann ermutigend sagte was er tun sollte dem alten Mann aber klarmachte was er immer noch tat und was ihm Schwierigkeiten bereite 31 Fur Freud waren die freien Assoziationen seiner Patienten massgeblich fur die Auslegung derer Traume Unerlasslich fur seine Arbeit waren ihm dabei zum einen sein Strukturmodell der Psyche zum anderen die Forderung dass zwischen den Bedurfnissen der gesunden Psyche und biologischen Befunden kein Widerspruch bestehen durfe Freud kritisierte bei Jung dass dessen Methode die Naturwissenschaften zu sehr ausser Acht lasse Jung hingegen verstand sich als Empiriker und somit Naturwissenschaftler und betont an vielen Stellen seines Werkes die Hypothesenhaftigkeit seiner Begriffe und Konzepte In seiner Auseinandersetzung mit Freud erorterte er jedoch auch die Bedeutung der personlichen individuellen Voraussetzungen des Forschers fur die von einem Einzelnen entwickelte Psychologie 32 Er reflektierte auch uber die Grenzen der naturwissenschaftlichen statistischen Arbeitsweise fur subjektive Fragen des Individuums 33 Nach Jung spricht der Traum eine eigene Bildersprache die es zu verstehen gilt die jedoch direkt ausdruckt was der Traum zu sagen hat 34 Nach Freud wirkt im Traum ein Zensor der die Traumaussage verzerrt Wahrend nach Freud der Traum eine versteckte Wunscherfullung bringt ist der Traum nach Jung ein naturliches Phanomen das die bewusste Haltung des Ichbewusstseins kompensiert und ausgleicht 35 Calvin Hall Bearbeiten Calvin Hall begrundete 1953 eine Theorie wonach Traume als ein kognitiver Prozess betrachtet werden sollen Hall argumentierte dass ein Traum einen Gedanken oder eine Serie von Gedanken darstelle die einem im Traum widerfahren 36 Die Traumbilder sind in diesem Sinne visuelle Reprasentationen der personlichen Vorstellung dieser Gedanken Nach Calvin Halls Theorie ware beispielsweise ein Traum in dem der Traumer von einem Freund angegriffen wird als Angst vor Freundschaft zu interpretieren Ann Faraday Bearbeiten Ann Faraday war in den 1970er Jahren mitverantwortlich fur die steigende Popularitat der Traumdeutung Sie veroffentlichte Bucher zur Trauminterpretation und organisierte Gruppen in denen Traume erzahlt und analysiert wurden Faraday konzentrierte sich dabei auf die Umlegung der Traume auf bestimmte Lebensereignisse Im Besonderen stellte Faraday fest dass die Mehrzahl der Traume auf Ereignisse zuruckzufuhren sei die dem Traumer in den letzten ein oder zwei Tagen widerfahren seien 37 In den 1980er und 1990er Jahren untersuchten Wallace Clift und Jean Dalby Clift den Zusammenhang zwischen Bildern die im Traum produziert werden und dem Wachleben des Traumers In ihren Publikationen beschrieben sie Muster beim Traumen und Methoden diese Muster zu analysieren 38 39 Gestalttherapie Bearbeiten In der Gestalttherapie werden Traume als existenzielle Botschaften des Traumenden betrachtet Die bekannte psychoanalytische Traumdeutung rein verbale Arbeit mit den Symbolen und Erforschen des latenten Trauminhalts wird ersetzt durch die szenische Darstellung des Traumes sowie durch Dialoge und Rollenwechsel mit ausgewahlten Traumteilen Der Traumer kann auf diesem Weg die vorkommenden Personen und Gegenstande als enteignete Teile von sich und seiner Umwelt erforschen erkennen und integrieren 40 41 Daseinsanalyse Bearbeiten Entsprechend der Daseinsanalyse ist Traumen eine Art In der Welt sein siehe Heidegger wie der Wachzustand Der Unterschied zeichnet sich dadurch aus dass dem Traumer nur das erscheint was seiner stimmungsgemassen Befindlichkeit in hohem Masse entspricht Traume geben Aufschluss uber Offenheit und Verschlossenheit gegenuber den eigenen Seinsmoglichkeiten Es gibt keine Sinnsuche hinter der erinnerten Traumoberflache es werden nur die erkennbaren Bedeutungsgehalte erfragt Bei der Interpretation des Manifesten Erinnerten werden Analogien zwischen Traumgeschehen und Verhaltensweisen Emotionen und Konflikten in der Wachwelt gesucht Im Gegensatz zu Freud der das Unbewusste in Triebwunschen verwurzelt sieht lehnt Binswanger diese Sicht und Herangehensweise ab und setzt dem eine Ganzheit der Person entgegen die er mit der Terminologie Heideggers und der Methode Husserls fundiert Klientenzentrierte Psychotherapie Bearbeiten Die Klientenzentrierte Psychotherapie orientiert sich am manifesten Trauminhalt Bei der Interpretation werden Traumstimmung wahrnehmung und handlung aufgegriffen und als Moglichkeit zur Selbstaktualisierung eingesetzt Als Selbstaktualisierung wird die innere Kraft zum Wachstum und zur Selbstverwirklichung verstanden Focusing Bearbeiten Der Begrunder des Focusing Eugene T Gendlin sieht in der Traumarbeit einen Zugang zu bewusstseinsfernen Personlichkeitsanteilen Gedeutet werden korperliche Reaktionen wenn der Traumer im Wachzustand ein weiteres Mal in die Traumbilder eintaucht Die Befragung uber die korperliche Resonanz den sogenannten Felt Sense ermoglicht dabei neue Bedeutungsaspekte Der Traumer kann auch die Rolle von Teilen seines Traums einnehmen ahnlich wie bei der Traumarbeit in der Gestalttherapie Neurowissenschaftlich begrundete Herangehensweisen BearbeitenDieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung In den Neurowissenschaften sind der Stellenwert und die Sinnhaftigkeit einer tiefenpsychologischen Traumdeutung umstritten Crick und Mitchison beispielsweise fuhren das Traumphanomen auf neuronale und kognitive Prozesse des Gehirns zuruck in deren Verlauf unwichtige Verhaltensmodi geloscht wurden eine Deutung der Traume sei deswegen nicht erforderlich Andere Wissenschaftler interpretieren bestimmte Befunde ihrer experimentellen Forschung als Bestatigung einiger der Grundannahmen der psychoanalytischen Traumdeutung Unter anderen sehen Gerhard Roth und Mark Solms eine mogliche Parallele zwischen dem freudschen Unbewussten einerseits und einem speziellen Phanomen andererseits das sie durch den Vergleich der durch die Tomografie sichtbar gemachten Gehirnprozesse mit den bewussten Denkinhalten der wahrend des Versuchs befragten Probanden entdeckten Die neuronale Aktivitat eines mit einem Bild oder einer zu losenden Aufgabe konfrontierten Gehirns nimmt eine Weile zu ohne dass dem Probanden wahrenddessen ein Gedanke oder Gefuhl schon bewusst wurde so scheinen z B auch die Entscheidungen bereits lange vor ihrer Bewusstwerdung gefallt zu werden Roth erachtet dieses Phanomen als indirekten Beleg fur das von Freud angenommene Strukturmodell der Psyche das von wesentlicher Bedeutung fur die Traumanalyse ist Siehe auch BearbeitenKlartraum Oneiromantie Traumtagebuch Wahrtraum Wilde Erdbeeren Film von Ingmar Bergman in dem Traumdeutung eine zentrale Rolle spieltLiteratur BearbeitenKlaus Uwe Adam Therapeutisches Arbeiten mit Traumen Theorie und Praxis der Traumarbeit 2 Auflage Springer 2005 ISBN 3 540 28827 9 Paul Diepgen Traum und Traumdeutung als medizinisch naturwissenschaftliches Problem im Mittelalter Berlin 1912 Holger Bertrand Flottmann Traume zeigen neue Wege Systematik der Traumsymbole 3 erw Auflage Books on Demand Norderstedt 2009 ISBN 978 3 8370 2088 5 Sigmund Freud Die Traumdeutung Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 1991 ISBN 3 596 10436 X Sigmund Freud Schriften uber Traume und Traumdeutungen Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 1994 ISBN 3 596 10437 8 Claire Gantet Der Traum in der fruhen Neuzeit Ansatze zu einer kulturellen Wissenschaftsgeschichte de Gruyter Berlin New York 2010 ISBN 978 3 11 023112 0 C G Jung Traum und Traumdeutung dtv Munchen 1997 ISBN 3 423 35123 3 Robert E Lerner Himmelsvision oder Sinnendelirium Franziskaner und Professoren als Traumdeuter im Paris des 13 Jahrhunderts Schriften des Historischen Kollegs Vortrage Band 39 Stiftung Historisches Kolleg Munchen 1995 Digitalisat Helmut Siefert Traumdeutung In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 1415 f Elizabeth Sirriyeh Dreams and Visions in the World of Islam A History of Muslim Dreaming and Foreknowing I B Tauris London 2015 Michael H Wiegand Hrsg Schlaf amp Traum Neurobiologie Psychologie Therapie Schattauer Verlag Stuttgart 2006 ISBN 3 7945 2386 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Traumdeutung Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Traumarbeit in Osterreich Traumarbeit in der SchweizEinzelnachweise Bearbeiten Traum und Traumdeutung Buch aus der Reihe Geheimnisse des Unbekannten TIME LIFE 4 deutsche Auflage 1993 S 26 Horst Steible Die altsumerischen Bau und Weihinschriften Teil 2 FAOS 5 Wiesbaden 1982 ISBN 3 515 02590 1 S 41 f W H Ph Romer Die Zylinderinschriften von Gudea AOAT 376 Munster 2010 ISBN 978 3 86835 040 1 S 41 49 Annette Zgoll Traum und Welterleben im antiken Mesopotamien AOAT 333 Munster 2006 ISBN 3 934628 36 2 A R George The Babylonian Gilgamesh Epic Oxford 2003 ISBN 0 19 814922 0 S 175 Sally A L Butler Mesopotamian Conceptions of Dreams and Dream Rituals AOAT 258 Munster 1998 ISBN 3 927120 65 0 A Leo Oppenheim The Interpretation of Dreams in the Ancient Near East With a Translation an Assyrian Dream Book Philadelphia 1956 Siehe Gen 37 5 EU Gen 40 2 EU Gen 41 1 EU und folgende Alfons Rosenberg 1954 Weisheiten des Talmud Mystische Texte und Traumdeutungslehre Munchen Barth Verlag S 33 Zitiert nach Hansueli F Etter 2018 Weisheit aus den Traumen Die evolutionspsychologische Bedeutung innerer Bilder S 36 Hansueli F Etter 2018 Weisheit aus den Traumen Die evolutionspsychologische Bedeutung innerer Bilder S 38 41 Hansueli F Etter 2018 Weisheit aus den Traumen Die evolutionspsychologische Bedeutung innerer Bilder S 18 Traum Deuterey In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 45 Leipzig 1745 Sp 209 215 Hansueli F Etter 2018 Weisheit aus den Traumen Die evolutionspsychologische Bedeutung innerer Bilder S 23 Sirriyeh Dreams and Visions in the World of Islam 2015 S 28 Sirriyeh Dreams and Visions in the World of Islam 2015 S 30 Sirriyeh Dreams and Visions in the World of Islam 2015 S 63 Sirriyeh Dreams and Visions in the World of Islam 2015 S 92 94 104 Sirriyeh Dreams and Visions in the World of Islam 2015 S 105 f Hansueli F Etter 2018 Weisheit aus den Traumen Die evolutionspsychologische Bedeutung innerer Bilder S 33 Annemarie Schimmel 1998 Die Traume des Kalifen Traume und ihre Deutung in der islamischen Kultur Munchen Beck S 146 Zitiert nach Hansueli F Etter 2018 Weisheit aus den Traumen Die evolutionspsychologische Bedeutung innerer Bilder S 33 f Traum In Krunitz Oekonomische Encyklopadie Claire Gantet Der Traum in der fruhen Neuzeit Ansatze zu einer kulturellen Wissenschaftsgeschichte de Gruyter Berlin New York 2010 ISBN 978 3 11 023112 0 S 432 ff und S 468 ff Hansueli F Etter 2018 Weisheit aus den Traumen Die evolutionspsychologische Bedeutung innerer Bilder S 51 a b Sigmund Freud Die Traumdeutung 1900 In Gesammelte Werke Band II III S Fischer Frankfurt am Main folgende Seitenangaben aus Taschenbuchausgabe der Fischer Bucherei 1966 VI Die Traumarbeit S 234 ff VII Zur Psychologie der Traumvorgange A Das Vergessen der Traume S 432 f Freud Uber den Traum Die Traumdeutung inauguriert 1899 verlegt 1900 Moller Hartmann mundl Mitteilung 27 September 2007 Fortbildungsreihe uber 100 Jahre Traumdeutung 2007 Ulrich Kobbe XI Vorlesung Die Traumarbeit PDF In Unbewusstes Traum Phantasma Vor Lesungen zur Einfuhrung in die Psychoanalyse 2 Universitat Duisburg Essen 2004 C G Jung u a Der Mensch und seine Symbole Patmos Verlag Dusseldorf Zurich 1968 Erstausgabe Man and his Symbols London 1964 Folgende Seitenangabe entstammt der 16 Auflage 2003 der Sonderausgabe von 1999 S 29 Im Kapitel Uber den Einfluss der Traume Der Archetyp ist eine Tendenz Vorstellungen zu erzeugen die sehr variabel sind ohne ihr Grundmuster zu verlieren Siehe C G Jung Traum und Traumdeutung C G Jung Taschenbuchausgabe in elf Banden Band 4 herausgegeben von Lorenz Jung Zitiert aus der 12 Auflage 2005 ISBN 3 423 35173 X S 54 Kapitel Der Archetypus in der Traumsymbolik Marie Louise von Franz Der Individuationsprozess In C G Jung u a Der Mensch und seine Symbole Patmos Verlag Dusseldorf Zurich 1968 Erstausgabe Man and his Symbols London 1964 Folgende Seitenangabe entstammt der 16 Auflage 2003 der Sonderausgabe von 1999 ISBN 3 530 56501 6 S 177 Im Kapitel Die Anima als Frau im Manne und C G Jung Seele Seelenbild In Definitionen In Gesammelte Werke Band 6 Walther Verlag Solothurn Dusseldorf 1995 ISBN 3 530 40081 5 par 805 813 C G Jung u a Der Mensch und seine Symbole Patmos Verlag Dusseldorf Zurich 1968 Erstausgabe Man and his Symbols London 1964 Folgende Seitenangabe entstammt der 16 Auflage 2003 der Sonderausgabe von 1999 S 53 im Kapitel Die Funktion der Traume C G Jung u a Der Mensch und seine Symbole Patmos Verlag Dusseldorf Zurich 1968 Erstausgabe Man and his Symbols London 1964 Folgende Seitenangabe entstammt der 16 Auflage 2003 der Sonderausgabe von 1999 S 66 im Kapitel Das Typenproblem C G Jung Der Gegensatz Freund und Jung In Freud und die Psychoanalyse In Gesammelte Werke Band 3 Walter Verlag Solothurn Dusseldorf 1995 ISBN 3 530 40079 3 par 775 u 784 Z B im Brief von C G Jung an Henry A Murray vom August 1956 In Briefe Band 3 Walter Verlag Olten Freiburg 1973 3 Auflage von 1990 ISBN 3 530 40760 7 S 50 C G Jung Traum und Traumdeutung C G Jung Taschenbuchausgabe in elf Banden Band 4 herausgegeben von Lorenz Jung 12 Auflage 2005 ISBN 3 423 35173 X S 50 ff Kapitel Der Archetypus in der Traumsymbolik und S 25 ff Die Sprache der Traume C G Jung Traum und Traumdeutung C G Jung Taschenbuchausgabe in elf Banden Band 4 herausgegeben von Lorenz Jung 12 Auflage 2005 ISBN 3 423 35173 X S 50 Kapitel Der Archetypus in der Traumsymbolik A Cognitive Theory of Dreams Ann Faraday The Dream Game HarperPrism 1990 S 3 Jean Dalby Clift Core Images of the Self A Symbolic Approach to Healing and Wholeness The Crossroad Publishing Company 1992 ISBN 0 8245 1218 9 Jean Dalby Clift Wallace Clift The Hero Journey in Dreams The Crossroad Publishing Company 1988 ISBN 0 8245 0889 0 Frederick S Perls Gestalt Therapie in Aktion Klett Stuttgart 1974 ISBN 3 12 906270 X Lotte Hartmann Kottek Gestalttherapie Springer Heidelberg 2008 ISBN 978 3 540 75743 6 S 226 ff Normdaten Sachbegriff GND 4060750 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Traumdeutung amp oldid 237758945