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Das Grosse vollstandige Universallexicon Aller Wissenschafften und Kunste 1 erschien in den Jahren 1731 bis 1754 in Halle Saale und Leipzig und umfasst rund 63 000 Seiten und war damit das umfangreichste enzyklopadische Projekt im Europa des 18 Jahrhunderts 2 In 64 Banden und vier Supplementbanden sind rund 284 000 alphabetisch geordnete Eintrage verzeichnet Die einzelnen Artikel sind durch rund 276 000 Verweise miteinander verknupft 3 wobei jedoch viele Verweise ins Leere fuhren Die in Pergament gebundenen 64 Bande mit 34 bis 36 Zentimetern Hohe der Originalausgabe ergeben eine Strecke von 4 30 Metern Titelseite von Zedlers Universal Lexikon 1731 1754 Wie der ausfuhrliche Titel besagt hat das Lexikon den Anspruch alles bekannte Wissen aus samtlichen Fachgebieten zu verzeichnen Dabei listet der Titel 33 Wissensbereiche auf die drei grosse Klassen bilden Biographie etwa 120 000 Eintrage Geographie 73 000 und Fachwissen 91 000 4 Veroffentlicht wurde das Universal Lexicon vom Buchhandler und Verleger Johann Heinrich Zedler 1706 1751 nach welchem es haufig Zedlersches Lexikon oder auch nur Zedler genannt wird ab 1731 zur Leipziger Michaelis Messe Schon im Vorfeld hatte Zedler am 13 September 1730 ein Privileg zum Schutz gegen den Nachdruck seines geplanten Universallexikons bei der kursachsischen Regierung beantragt 5 Heute ist bekannt dass der uberwiegende Teil der Artikel plagiiert wurde Schon bei Erscheinen des Lexikons waren Vorwurfe dieser Art gegen den Verleger Zedler erhoben worden Ab 1737 lag das Werk in Handen des Leipziger Kaufmanns Johann Heinrich Wolf 1690 Inhaltsverzeichnis 1 Mitarbeiter 1 1 Anonymitat der Mitarbeiter 1 2 Die Mitarbeiter als Musen 2 Historischer Kontext 2 1 Lexika und Enzyklopadien mit ahnlichem Anspruch 2 2 Lexika auf dem Buchmarkt im fruhen 18 Jahrhundert 2 3 Lexika als Ubersetzungen 3 Konzeption 3 1 Zielsetzung 3 2 Die programmatischen Vorreden 3 3 Art und Umfang der Artikel 3 4 Schwerpunktsetzung 3 5 Widmungspolitik 3 6 Visualisierungen im Universal Lexicon 4 Reaktionen 4 1 Offizielle Reaktion 4 2 Inoffizielle Reaktion 5 Heutige Bedeutung 5 1 Arbeitsteilung und Spezialisierung der einzelnen Autoren 5 2 Demokratisierung des Wissens 5 3 Probleme bei der Auswahl des zu verzeichnenden Wissens 5 4 Die Vernetzung von Wissen und veraltendes Wissen 5 5 Plagiat 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenMitarbeiter BearbeitenAnonymitat der Mitarbeiter Bearbeiten Die Namen von Zedlers Mitarbeitern sind weitgehend unbekannt In der Vorrede zum ersten Band werden sie als die Neun Musen vorgestellt die als Spezialisten fur verschiedene Wissensbereiche fur die Artikel aus diesen Bereichen zustandig seien 6 Die Ankundigung dass mit Fertigstellung des Werkes die Mitarbeiter namentlich genannt wurden 7 wurde nicht umgesetzt 8 Es ist schon allein wegen der uber 20 Jahre dauernden Entstehungszeit zu bezweifeln dass die Zahl der Mitarbeiter tatsachlich nur neun betrug wahrscheinlich wirkten mehr Autoren am Lexikon mit Gerade wegen der Plagiatsvorwurfe gegen Zedler siehe dazu den Abschnitt Plagiat ware eine Identifizierung der Mitarbeiter interessant Andererseits war es im 18 Jahrhundert durchaus normal dass die Lexikographen anonym blieben eine namentliche Kennzeichnung einzelner Artikel war auch dann unublich wenn neben dem Herausgeber andere Mitarbeiter an dem Lexikon mitgeschrieben hatten Dies scheint seit dem 18 Jahrhundert bei allen grosseren Lexikonprojekten der Fall gewesen zu sein 9 Allerdings ist das Universal Lexicon das erste Werk das in gleichberechtigter Zusammenarbeit mehrerer Gelehrter die wohl weitgehend autonom arbeiteten entstand und nicht unter der Fuhrung nur eines Autors dem ungenannte Helfer zur Seite standen Eine weitere Neuerung ist dass die Arbeitsteilung nicht alphabetisch organisiert wurde sondern die Arbeitsbereiche der Musen nach Themen verteilt wurden 10 Dadurch wurde eine sinnvolle Verteilung der Arbeit auf Fachkrafte erreicht 11 Dennoch gab es anscheinend kein detailliertes redaktionelles Konzept so dass sinnverwandte Lemmata die durch die alphabetische Ordnung zwangslaufig auseinandergerissen wurden nicht miteinander verknupft worden sind 12 Schuld daran waren wohl auch der Umfang des Projekts und die Dauer seiner Fertigstellung Von der Identitat der Mitarbeiter weiss man wenig Bislang sind nur die Hauptredakteure und einige wenige Zutrager bekannt Wahrscheinlich ist dass alle Redakteure eng mit den Universitaten Halle und Leipzig verbunden 13 waren Die Hauptredakteure die die Arbeit am Lexikon koordinierten waren 14 Jacob August Franckenstein 1689 1733 Bande 1 2 Paul Daniel Longolius 1704 1779 Bande 3 18 Carl Gunther Ludovici 1707 1778 Bande 19 64 Uber andere Mitarbeiter ist fast nichts bekannt Heinrich Winkler ist als Verfasser der meisten medizinischen Artikel gesichert Friedrich August Muller ist mit grosser Wahrscheinlichkeit der Verfasser von Artikeln zur Philosophie 15 Lorenz Christoph Mizler 1711 1778 verfasste nach eigener Aussage mathematische Artikel 16 In der Auseinandersetzung um das Erscheinen des Lexikons wurden Johann Heinrich Rother und Johann Christoph Gottsched von anderen Verlegern als Mitarbeiter genannt Beide bezogen offentlich dazu Stellung und reichten eine Erklarung ein in der sie aussagten nichts fur den Zedler geschrieben zu haben 17 Die Mitarbeiter als Musen Bearbeiten Die Bezeichnung der Mitarbeiter als Muse sichert den Autoren nicht nur ihre Anonymitat und personlichen Schutz vor Plagiatsvorwurfen Nicola Kaminski sieht darin ein wohluberlegtes Konzept den Plagiatsvorwurf auch vom Gesamtwerk fernzuhalten Durch die Rede von den Musen die sich von Band 1 an leitmotivisch durch die Vorreden zieht wird die Diskussion um das Abschreiben der Zedlerschen Musen vom Feld der juristischen Auseinandersetzung um Privilegienverstosse auf das Feld der Poesie und der freien Kunste verlegt 18 Dazu gehort auch dass Johann Peter von Ludewig 1668 1743 in der ersten Vorrede nicht von unerlaubtem Nachdruck Privilegienverletzung spricht sondern von Originalien Copien oder nachmachen siehe dazu Abschnitt Die programmatischen Vorreden So wird das Abschreiben legalisiert indem er es mit der poetologischen Tradition der Nachahmung und des imitatio Diskurses legitimiert Historischer Kontext BearbeitenSiehe auch Geschichte und Entwicklung der Enzyklopadie Systematische Kompendien aller Wissenschaften und Kunste Lexika und Enzyklopadien mit ahnlichem Anspruch Bearbeiten Einen vergleichbaren Anspruch wie das Universal Lexicon namlich umfassend Wissen aus allen Wissenschaftsbereichen zu sammeln und zu systematisieren hatten schon weit vor dem 18 Jahrhundert viele enzyklopadische Werke Sie waren jedoch in der Regel nicht in der Volkssprache verfasst sondern auf Latein und richteten sich damit ausschliesslich an einen Kreis von Universalgelehrten Noch zu Zedlers Zeiten gab es Werke dieser Art wie beispielsweise das 1698 erschienene Lexicon Universale Historico Geographico Chronologico Poetico Philologicum 19 von Johann Jakob Hofmann 1635 1706 oder die ebenfalls noch wirkungsmachtige ausserst erfolgreiche Encyclopaedia Cursus Philosophici von Johann Heinrich Alsted 1588 1638 welche allerdings noch nicht alphabetisch organisiert war Lexika auf dem Buchmarkt im fruhen 18 Jahrhundert Bearbeiten Das Universal Lexicon war nicht das erste alphabetisch geordnete enzyklopadische Werk in deutscher Sprache Als Prototypen des alphabetisch angelegten deutschsprachigen Konversationslexikons gelten das 1704 erschienene Reale Staats und Zeitungs Lexicon bekannt als Hubners Lexikon und Johann Franz Buddeus 1667 1729 Allgemeines Historisches Lexicon Erstausgabe Leipzig 1709 Besonders im Bereich der Partikular Lexika das heisst der auf ein Fachgebiet beschrankten Lexika nahm die Anzahl der auf dem Markt befindlichen Werke in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts sprunghaft zu 1741 hat allein der Verlag von Johann Friedrich Gleditsch 20 verschiedene Lexika im Programm 20 Lexika bzw enzyklopadische Werke waren offenkundig ein Literaturgenre mit dem sich Geschafte sic machen liess dementsprechend fehlte es nicht an Konkurrenz zwischen den Verlagen Schneider 21 was mit ein Grund dafur sein durfte warum das Erscheinen des Universal Lexicons auf erheblichen Widerstand stiess Lexika als Ubersetzungen Bearbeiten Viele deutschsprachige Lexika des 18 Jahrhunderts waren jedoch Ubersetzungen franzosischer oder englischer Werke die nach den Bedurfnissen einer deutschen Leserschaft uberarbeitet und erweitert wurden 22 So entstand beispielsweise Buddeus Allgemeines Historisches Lexicon 1709 auf der Grundlage von Louis Moreris 1643 1680 1674 erschienenem enzyklopadischem Werk Le Grand Dictionaire Historique und Pierre Bayles 1647 1706 Dictionnaire historique et critique Auch das Reale Staats und Zeitungs Lexicon Hubners Lexikon 1704 besteht grosstenteils aus Ubersetzungen doch wird darauf nicht wie beim Allgemeinen Historischen Lexicon im Vorwort hingewiesen Diese Ubersetzungen waren im Wesentlichen ebenso Plagiat wie das Universal Lexicon siehe dazu Abschnitt Plagiat doch indem sie in einer anderen Sprache erschienen stellten sie keine Konkurrenz auf dem Buchmarkt dar Der Zugriff auf fremdsprachige Lexika schutzte vor Rechtsstreit und die nationale Farbung brachte die Kunden So waren es die lokalen und nicht die auswartigen Lexikaverleger die Zedler mit Plagiatsvorwurfen attackierten Zedler wehrte sich mit dem Argument dass die abgeschriebenen Produkte selbst Kompilationen seien und von den franzosischen Verlegern der Ausgangswerke sich ja niemand beschwert habe 23 Konzeption BearbeitenZielsetzung Bearbeiten Das Titelblatt des laut Ludewig ursprunglich als zwolfbandiges Werk 24 geplanten Universal Lexicons in seiner ausfuhrlichen Darstellung steht noch in der Tradition der ausgehenden Barockzeit Der Ausdruck universal bezeichnet den Anspruch auf inhaltliche Vollstandigkeit 25 Wenngleich das Universal Lexicon nicht das erste deutschsprachige Lexikon war so war es doch von seiner Konzeption her revolutionar Das bisher in Fachlexika gesammelte Wissen einzelner wissenschaftlicher und nicht wissenschaftlicher Bereiche sollte in einem Werk versammelt werden Die Leistungen des Universal Lexicons liegen also vor allem in seinem Umfang und der gleichberechtigten Darstellung von Fachwissen wie auch allgemeinem Wissen Als offizielle Zielsetzung wird genannt das Aufnehmen und die Ausbreitung gelehrter Wissenschafften zu befordern 26 Dies deckt sich mit dem Ziel der Aufklarung im Allgemeinen Als eines der besten Mittel Wissen auszubreiten und damit die Gluckseligkeit zu fordern erschien den Vertretern der Aufklarung die Edition von enzyklopadischen Werken die die Gesamtheit der Wissenschaften oder einzelne ihrer Disziplinen in kompakter Form dem Leser vermitteln 27 Im Gegensatz zum Konversationslexikon das fur den interessierten aber nicht speziell gebildeten Leser geschaffen war will das Universallexikon vor allem den gelehrten Laien ansprechen 28 Die wissenschaftliche Funktion soll im Vordergrund stehen Carl Gunther Ludovici spricht in diesem Zusammenhang von der Planung eines systematischen Registers um das Wissen in einer bestimmten Ordnung prasentieren zu konnen Trotz dieser wissenschaftlichen Schwerpunktsetzung hatte das Universal Lexicon wie der Titel sagt einen universalen Anspruch und zwar in dem Sinne dass alles zu Beginn des 18 Jahrhunderts bekannte Wissen verzeichnet werden sollte In der Vorrede zum ersten Band wird ausdrucklich darauf hingewiesen dass das Universal Lexicon nicht nur akademisches Wissen darstellen sondern auch alltagliche Wissensbereiche wie Handwerk Hauswirtschaft oder Gewerbe mit abdecken will 29 Aus diesem Grunde ist in dem Universal Lexicon ein breiteres Wissen reprasentiert als dies heute von einem Lexikon erwartet wurde siehe dazu auch Abschnitt Probleme bei der Auswahl des zu verzeichnenden Wissens Die programmatischen Vorreden Bearbeiten nbsp Beispielseite aus der Vorrede zum Zedler 1731 die Marginalien dienen als ZwischenuberschriftenDie 16 seitige Vorrede zum ersten Band ist von dem Juristen Johann Peter von Ludewig verfasst und beinhaltet Erlauterungen zum Gesamtplan des Werkes zu den Umstanden der Entstehung und zu der damals vorherrschenden rechtlichen Situation In Band 19 stellt sich Carl Gunther Ludovici als neuer Herausgeber vor Weitere Vorreden folgen in Band 21 und 23 und legen die Vermutung nahe dass Vorreden in jedem zweiten Band geplant waren In diesen spricht Ludovici uber grundsatzliche Uberlegungen was den Sinn der Lexika betrifft Es folgen Verbesserungen Erganzungen Ankundigungen und Mitteilungen Konkret setzt sich Ludovici zum Ziel die Artikel in ein ausgeglicheneres Verhaltnis zueinander zu setzen und die Verweise umfangreicher zu gestalten Insbesondere die historischen Artikel sollen erweitert werden Ludovici fordert nicht nur die blosse Nennung der Schriftsteller sondern vor allem auch der von ihnen verfassten Schriften Die z T ubertriebene Lange mancher Artikel mochte er vermeiden und die theologischen Artikel sollen keine predigtartige Gestalt mehr haben Neu ist die Forderung lebende Standespersonen Gelehrte und Kunstler im Lexikon zu verzeichnen Aufgrund dieses umfangreichen Vorhabens werden die Leser in Band 19 dazu ermutigt selbst Artikel einzureichen was fur die damalige Zeit ausserst ungewohnlich ist Ferner fordert Ludovici die Verbesserung von genealogischen und geographischen Artikeln weil das Lexikon bestandig aktuell bleiben soll siehe hierzu auch Abschnitt Die Vernetzung von Wissen und veraltendes Wissen Art und Umfang der Artikel Bearbeiten Die Artikel verwenden die Schrifttypen Fraktur Antiqua fur lateinische Texte und Kursive Wenn man einzelne Artikel miteinander vergleicht stellt man quantitative Unverhaltnismassigkeiten fest Der langste Artikel des Universal Lexicons ist die Wolffische Philosophie mit 349 Spalten Im selben Band folgt noch ein Artikel uber Christian Wolff 1679 1754 selbst mit einem Umfang von 128 Spalten Diese Umfangsunterschiede lassen sich damit erklaren dass das Projekt des Universal Lexicons anfangs noch nicht so gross angelegt war Deutlich lasst sich dies daran ablesen dass den ersten zwolf Buchstaben 18 und den restlichen 14 Buchstaben 46 Bande gewidmet sind Vor allem in den ersten Banden sind die Artikel noch recht unubersichtlich gestaltet allein dadurch dass auf sichtbare Unterteilungen sowohl nach sachlichen als auch nach formalen Gesichtspunkten nicht zuruckgegriffen wird Die Literaturangaben folgen nicht am Ende des Artikels sondern uber den ganzen Text verteilt Dies macht es fur den Leser recht schwierig innerhalb des Artikels eine bestimmte Information zu finden Allerdings verandert sich die Artikelgestaltung im Laufe der Zeit Es erfolgt eine Gliederung nach historischem und systematischem Zugriff Romische Zahlen unterteilen den Text und erste Uberschriften werden verwendet Ausserdem finden sich fortan die Literaturangaben komprimiert am Ende des Artikels Vor allem die Personendarstellungen haben sich verandert Es wird im Laufe der Zeit zwischen Lebensbeschreibung und Literaturteil unterschieden Auch lasst sich eine deutliche Schwerpunktverschiebung feststellen Gegenuber Mitteilungen uber die individuellen Lebensumstande Lebensgewohnheiten und familiaren Verhaltnisse rucken nun bei Autoren ihre Schriften in den Fokus 30 Das literarische Werk erscheint wichtiger als die Person die dahinter steht Neben deutschen Begriffen verfugt das Universal Lexicon uber eine Fulle von lateinischen Stichwortern etwas seltener auch uber griechische Termini Es zeigt sich dass oft die Fachsprache der jeweiligen Einzeldisziplin ubernommen wird da das Universal Lexicon wissenschaftlichen Anspruchen genugen wollte Tendenziell lasst sich feststellen je spater ein Band erschienen ist desto seltener stehen die Artikel unter dem lateinischen Stichwort es sei denn dass sich in der Fachterminologie der lateinische Ausdruck gehalten hat Die Entwicklung zu immer mehr Verweisungen um so den Suchenden auf jede erdenkliche Art und Weise zum Artikel zu fuhren ist deutlich bemerkbar ebenso wie die Tendenz zu immer mehr Volkssprachigkeit dies zeigt sich besonders bei den Personennamen Diese werden erst latinisiert spater in der jeweiligen Landessprache wiedergegeben 31 Schwerpunktsetzung Bearbeiten Schwerpunkte lassen sich in den Bereichen Geographie Genealogie Biographie und Philosophie auffinden In der Vorrede zu Band 32 betont Carl Gunther Ludovici die Wichtigkeit von Genealogie und Ahnentafeln Der Anteil der biographischen Artikel ist im Vergleich zu modernen allgemeinen Nachschlagewerken wesentlich hoher Die Biographien werden z T bis an ihre Grenzen gefuhrt So werden Personen erwahnt von denen nur der Titel eines Werkes bekannt ist und mitgeteilt wird Ab Band 19 werden auch lebende Personen aufgefuhrt Als markante Ausnahmen sind zu nennen Johann Peter von Ludewig der die Vorrede zum ersten Band des Universal Lexicons verfasst hat und der Redakteur Carl Gunther Ludovici beide wurden schon in Band 18 aufgenommen Ebenso ist bereits ein Artikel zu Ludwig XV zu finden Bd 18 ab Spalte 872 Im Bereich der Philosophie lasst sich feststellen dass die Darstellung sich an der Wolffischen Philosophie orientiert dies gilt sowohl fur den Text in den Artikeln als auch fur die Auswahl der Stichworter Im zweiten Teil des Lexikons tauchen Begriffe auf die erst durch Wolffs deutsche Schriften in der philosophischen Fachsprache relevant wurden 32 Widmungspolitik Bearbeiten Zedlers Grossprojekte wie das Universal Lexicon bedurften der Unterstutzung des herrschenden Adels Wie Zedler selbst und seine Konkurrenten wussten war die wichtigste Unterstutzung der Schutz vor Nachdruck in Form von Druckprivilegien Von Kaiser Karl VI bekam Zedler fur das Universal Lexicon ein Privileg fur das Reich Als Gegengabe wurde ihm und seiner Frau Elisabeth Christine der erste Band gewidmet Der zweite Band 1732 ist Friedrich Wilhelm I gewidmet der ihm als Konig in Preussen ein Privileg fur Preussen verlieh dort lag der fur die Publikation des Universal Lexicons entscheidend wichtige Druckort Halle wohin Zedler hatte ausweichen mussen nachdem ihm das begehrte kursachsische Privileg und damit die im fruhen 18 Jahrhundert wichtigste Verlagsstadt Leipzig als Druckort verwehrt geblieben waren Mit Anna Iwanowa Zarin von Russland Band 4 1733 dem Konig von Grossbritannien Georg II Band 5 1733 und Ludwig XV Konig von Frankreich Band 6 1733 ist die monarchische Prominenz auch uber Europa hinaus in den folgenden Banden vertreten Dem Sohn von Friedrich Wilhelm I wurden zwei Widmungen zuteil einmal als preussischem Kronprinzen Band 13 1735 und dann in Band 25 1741 als er als Friedrich II Konig von Preussen geworden war Diese prachtig klingenden Namen der mit Russland uber Europa hinausgehenden Monarchen dienten dazu den Leser davon zu uberzeugen dass es sich um ein erhabenes Projekt von internationalem Prestige handele Die anderen Bande sind Fursten und Adligen aus Sachsen und Umgebung gewidmet und sollten dem Universal Lexicon wohl die lokale Unterstutzung sichern 33 Wie wichtig die ist zeigt die offizielle Reaktion der Leipziger Verleger auf das Erscheinen des Universal Lexicons Visualisierungen im Universal Lexicon Bearbeiten Die visuellen Darstellungen sind im Universal Lexicon bereits auf den ersten Blick recht karg Diese Feststellung ist nicht verwunderlich wenn man die konzeptionellen Hinweise von Ludewigs in der Vorrede zum ersten Band beachtet Dort gibt er den Schlusselbegriff Lexicon als Worterbuch wieder 34 Damit ist der Fokus eindeutig auf eine textuelle Darstellung gerichtet Folgende Visualisierungen sind im Universal Lexicon vorzufinden FunktionsdiagrammeDiese Form ist im Universal Lexicon am haufigsten anzutreffen Die Diagramme sind vor allem auf einfache geometrische Figuren beschrankt und umfassen meist nicht mehr als zehn Druckzeilen Oft findet man diese direkt in der Kolumne selten werden sie separat mit eigenen Nummerierungen dargestellt Grundsatzlich sind solche Diagramme recht sparsam verwendet und einfach gestaltet Eine Ausnahme davon ist die Illustration zum Reichs Tag in Deutschland Besonders interessant hierbei ist dass mit Hilfe dieses Schemas auch die Sitzordnung der Mitglieder visualisiert werden soll Der Anspruch einer exakten Wiedergabe die auch die Hierarchie der einzelnen Standesvertreter mit einschliesst ist deutlich vorhanden IllustrationenSachillustrationen die die Aufgabe haben Sachgegenstande durch ihre Darstellung zu verdeutlichen sind erstmals im 18 Band aufzufinden Auffallend ist der Umgang mit diesen Veranschaulichungen Sie werden so kompatibel gemacht dass sie in die Kolumne eingefugt werden konnen Es handelt sich hierbei nicht um eigene Anfertigungen sondern um Ubernahmen aus Christian Wolffs 1679 1754 Werk Allerhand Nutzliche Versuche dadurch zu genauer Erkantnis der Natur und Kunst der Weg gebahnet wird 3 Bde Halle 1721 1723 Diese Illustrationen stellen im Verhaltnis zum gesamten Werk eher eine Seltenheit dar Ahnentafeln und FamilienstammbaumeAhnentafeln und Familienstammbaume sind die weitaus auffallendsten Darstellungen im Universal Lexicon Sie werden in Form von ausklappbaren Tafeln zu den einzelnen Artikeln hinzugefugt Hierbei geht es auch nicht mehr nur um eine schematische Abbildung sondern durch eine z T verschnorkelte Prasentation erhalten sie eine asthetische Qualitat Dedikationstafeln nbsp Grafik zu Beginn des Abschnitts zum Buchstaben A im Zedler 1732 Zwischen 1732 und 1750 besitzt jeder Band eine eindrucksvolle Dedikationstafel auf welcher die Person abgebildet ist der auch der Band gewidmet wird Dabei handelt es sich um eine zu dieser Zeit durchaus ubliche Praxis die zum einen die Aufmerksamkeit auf die Publikation erhohen und zum anderen das Druckprivileg sichern soll KupfersticheAlle Bande eroffnen den lexikographischen Hauptteil mit einem Kupferstich Hinsichtlich der Motive lassen sich in den Bildern vor allem mythologische und allegorische Figuren erkennen Ebenso sind die Darstellungen angereichert mit Symbolen die aus dem Bereich wissenschaftlicher Tatigkeiten stammen Insgesamt lassen sich 15 verschiedene Bildmotive erkennen die vorerst ohne Regelmassigkeit und dann ab dem 27 Band mit einer grosseren Regelmassigkeit wieder herangezogen werden Von da an wird nach jedem vierten Band ein neues Motiv gewahlt 35 Reaktionen BearbeitenOffizielle Reaktion Bearbeiten Noch bevor er um Privilegien fur Preussen und das Reich nachsuchte beantragte Zedler fur das Universal Lexicon am 13 September 1730 ein Privileg fur Kursachsen bei dem Oberkonsistorium in Dresden der kursachsischen Regierung Die Leipziger Verleger Gleditsch und Fritsch Erben legten Einspruch gegen den Antrag Zedlers ein Diese hatten selbst einige Partikularlexika auf dem Markt und furchteten dass Zedler aus diesen abschreiben lasse Fritsch etwa hatte Sorge dass aus dem von ihm verlegten Allgemeinen Historischen Lexicon 1726 von Buddeus abgeschrieben wurde auf das er ein Privileg auf zehn Jahre hatte Diesem Einspruch wurde stattgegeben und Zedler der Druck und Vertrieb in Kursachsen verboten wenn er aus dem Historischen Lexicon abschreibe ein Verstoss dagegen werde mit 300 Talern Strafe und der Einziehung der bis dahin gedruckten Bande geahndet 36 Zwar erhielt Zedler 1731 fur das Universal Lexicon zwei Druckprivilegien aber nur fur Preussen und fur das Reich nicht fur Sachsen Als er mit dem ersten Band zur Michaelismesse 1731 erschien wurde die gesamte Auflage konfisziert Durch das preussische Privileg erreichte er aber dass er nur eine ermassigte Strafe von 100 Talern zahlen musste und seine kursachsischen Pranumeranten von Halle aus beliefern durfte 37 1732 liess Zedler den ersten Band noch einmal zusammen mit dem zweiten Band 1733 dann noch einmal drucken um die Pranumeranten doch noch beliefern zu konnen Fritsch und seine Erben beschwerten sich erneut und reichten dieses Mal eine zwanzigseitige Liste mit ungefahr 3600 abgeschriebenen Artikeln ein Durch die rechtlichen Schritte seiner Konkurrenten blieb Zedler nichts anderes ubrig als mit dem Druck nach Halle auszuweichen wo Johann Peter von Ludewig Autor der Vorrede zum ersten Band nicht nur Kanzler der Universitat war sondern auch Direktor der Waisenhausdruckerei wo Zedlers Werk hergestellt wurde bis es spater teilweise wieder in Leipzig gedruckt wurde Durch die erhohten Produktionskosten in finanzieller Not gab Zedler am 7 Marz 1735 bekannt eine Bucherlotterie abhalten zu wollen Die Bucherlotterie schaffte aber ebenfalls nicht das notige Geld herbei so dass er schliesslich die Bande 13 und 14 verpfanden musste Als ihm der Bankrott drohte ubernahm 1737 Johann Heinrich Wolff die weitere Finanzierung und die Leitung des Universal Lexicons Zugute kam dem Projekt dass 1738 Fritschs Privileg auf das Historische Lexicon ablief und auch dem Druck und offenen Vertrieb in Sachsen die Behorden nicht mehr im Wege standen Die Sachsische Bucherkommission schlug sich sogar auf Zedlers Seite als die Bande 17 und 18 des Universal Lexicons von Johann Ernst Schultze aus Hof nachgedruckt wurden 33 Inoffizielle Reaktion Bearbeiten Den Anfang macht eine fingierte Anzeige in den Niedersachsischen Neuen Zeitungen von Gelehrten Sachen vom 19 Dezember 1730 Dort wird ein Pranumerations betrugs Lexicon angekundigt herausgegeben von dem beruhmt beruchtigten fiktiven Verleger Pierre beziehungsweise Peter Marteau Auf Zedler und sein Lexikon gemunzt wenngleich ohne direkte Nennung tauchen schon hier die meisten der spateren Vorwurfe in komprimierter Form auf Sie werden in den Jahren 1732 33 von mehreren Polemiken aufgegriffen Zedler wird vorgeworfen die Pranumeration das heisst die mit Vorauszahlung verbundene Subskriptionsverpflichtung von Kaufern des Gesamtwerks sei Betrug da Zedler den angekundigten Umfang von acht Banden nicht einhalten konne und so ein finanzieller Nachschuss fallig werde Zedler sei kein gelernter Buchhandler und seine Musen keine Gelehrten sondern ausschreibende Collectores Sie seien stumper die sich durch Abschreiben auf anderer leute kosten einen namen machen wollten 38 1732 erschien die erste nicht offizielle Reaktion auf das unerhorte Unternehmen in Form eines Pasquills Die Charlatanerie Der Buchhandlung welche den Verfall derselben durch Pfuschereyen Praenumerationes Auctiones Nachdrucken Trodeleyen u a m befordert Von zwey der Handlung Beflissenen unpartheyisch untersuchet Die schon in der Anzeige vorhandenen Vorwurfe werden hier weiter ausgefuhrt und mit Beispielen versehen So sei das Universal Lexicon sorgfaltig aus andern Lexicis zusammen geschrieben 39 Neben dem Historischen Lexicon von Buddeus hatten Zedlers Musen das Musicalische Helden und Heldinnen ingleichen das Mythologische und viel andre Lexica 40 ausgeschrieben Schon der erste Artikel zum Buchstaben A sei eine Kompilation aus dem Historischen Lexicon und dem Allgemeinen Lexicon der Kunste und Wissenschaften von Johann Theodor Jablonski Die Charlatanerie konstatiert ausserdem dass zwar der Nach Druck mit ausdrucklichen Worten in keinen Gesetzen weder im Jure Civili noch Canonico verboten worden 41 gesetzlich also nicht geregelt sei trotzdem sei es eine ausgemachte Sache dass ein iedes Buch demjenigen der es verfertigt eigenthumlich zustehe 42 Die 1733 erschienene Polemik Eines Aufrichtigen Patrioten Unpartheyische Gedancken uber einige Quellen und Wirckungen des Verfalls der ietzigen Buch Handlung Worinnen insonderheit Die Betrugereyen der Bucher Pranumerationen entdeckt Und zugleich erwiesen wird Dass der unbefugte Nachdruck unprivilegirter Bucher ein allen Rechten zuwiederlauffender Diebstahl sey nimmt die Vorwurfe der beiden vorherigen Schriften wieder auf Sie ist zwar immer noch auf Zedler und sein Lexikon konzentriert baut aber die schon in der Charlatanerie rudimentar vorhandene juristische Argumentation mit Anspruch auf Allgemeingultigkeit aus Anders als die offizielle Reaktion der Bucherkommission und des Oberkonsistoriums die spatestens 1738 mit dem Auslaufen von Fritschs Privileg auf das Historische Lexicon und dem Verbot des Nachdrucks des Universal Lexicons durch Johann Ernst Schultze endete ging die Diskussion um den Nachdruck in den Polemiken weiter Den seit 1733 ersten Schritt machte das Universal Lexicon selbst In dem Artikel Nachdruck derer Bucher in Band 23 43 wird der Nachdruck inhaltlich verurteilt Allerdings handelt es sich bei dem Artikel selbst um einen Nachdruck namlich der Kapitel 19 bis 29 aus den Unpartheyischen Gedancken Dies wiederum greift die 1742 erschienene Polemik Unpartheyisches Bedenken worinnen aus allen Naturlichen Gottlich und Menschlichen Civil und Criminal Rechten und Gesetzen klar und deutlich ausgefuhret und bewiesen wird dass der unbefugte Nachdruck privilegirter und unprivilegirter Bucher Ein grob und schandliches allen Gottlich und Menschlichen Rechten und Gesetzen zuwider lauffendes Verbrechen und infamer Diebstahl sey verlegt in Koln bei Peter Marteau wieder auf Als erste der Polemiken behandelt sie den Nachdruck allein und verurteilt ihn nicht nur inhaltlich mit juristischen Argumenten sondern greift den Nachdruckgestus von Zedlers Musen performativ auf indem sie selbst ein Nachdruck aus den Unpartheyischen Gedancken und dem Artikel Nachdruck derer Bucher ist 44 Nachweisbare rechtliche Folgen hatte allerdings keine der Polemiken Sie sind dennoch wertvoll da sie nicht gerade unparteiische Hinweise darauf liefern dass und wie die Zedlerschen Musen plagiiert haben und inwieweit dies bereits den zeitgenossischen Lesern bewusst war Heutige Bedeutung Bearbeiten nbsp Zedler in einigen Einbanden der damaligen Zeit nbsp und in einer heutigen Universitatsbibliothek in einem Nachdruck von 1964Heute wird das Universal Lexicon vorwiegend als historische Quelle genutzt die aufgrund ihrer Konzeption einigermassen genau Aufschluss daruber gibt welchen Wissensstand in verschiedenen Bereichen man fur das ausgehende 17 Jahrhundert und die erste Halfte des 18 Jahrhunderts ansetzen kann Daruber hinaus zeigt die Beschaftigung mit diesem ersten grossen Lexikon in deutscher Sprache welche konzeptionellen Innovationen aber auch welche juristischen finanziellen und verlagspolitischen Probleme ein derartiges Projekt mit sich brachte Dabei fallt auf dass viele Fragen und Probleme mit denen der Verleger Zedler in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts zu kampfen hatte heute im Zeitalter der Digitalisierung und Verbreitung des Wissens im Internet erneut an Aktualitat gewinnen Lexika und Enzyklopadien der Fruhen Neuzeit stehen fur das Vertrauen in die Macht des Wissens 45 diese Beobachtung zeigt wie aktuell die Beschaftigung mit dem Universal Lexicon heute im sogenannten Informationszeitalter ist denn die Frage nach dem Vertrauen in die Macht des Wissens ist heute aktueller denn je Arbeitsteilung und Spezialisierung der einzelnen Autoren Bearbeiten Das Universal Lexicon ist das erste Lexikon das ausdrucklich nicht von einem Gelehrten stammt sondern durch die Mitarbeit mehrerer Autoren entstanden ist Fur das 18 Jahrhundert ist es eine durchaus revolutionare Idee dass nicht ein Universal Gelehrter ein sogenannter Polyhistor sein Wissen systematisiert aufschreibt und damit anderen zuganglich macht sondern viele Mitarbeiter jeweils ihr Spezialwissen zu einem grossen Projekt beitragen Daruber hinaus werden auch die Leser mehrmals aufgefordert am Lexikon mitzuwirken indem sie Artikel einsenden was vor allem Artikel zu Personen und Orten betrifft Dadurch findet eine Verstandigung mit dem Publikum statt Was ein wesentlicher Schritt aus der Tradition der gelehrten Wissensverwaltung hinaus sein wird ist die Enzyklopadie als kollektives Unternehmen als arbeitsteilige Einlassung auf die Fulle des Wissbaren Dadurch demonstriere das Universal Lexicon das Prinzip einer weit ausgreifenden nunmehr wirklich offentlichen Wissensverwaltung 46 Demokratisierung des Wissens Bearbeiten Das Universal Lexicon ist nicht in Latein sondern in der Volkssprache Deutsch verfasst und wendet sich damit an ein breites Zielpublikum statt an einen kleinen Kreis lateinischsprachiger Gelehrter Da das Lexikon wie wir heute wissen zu einem grossen Teil seine Informationen aus anderen Lexika wortlich ubernommen das heisst plagiiert hat konnte es zu einem sehr niedrigen Preis erscheinen und hat dadurch eine sehr weite Verbreitung gefunden Daher kann von einer Demokratisierung des Wissens gesprochen werden da Wissen erstmals einer breiten Masse zuganglich gemacht wurde Aus diesem Grunde stimmte das Universal Lexicon von seiner Konzeption her mit wesentlichen Zielen der Aufklarung uberein siehe dazu Abschnitt Zielsetzung Probleme bei der Auswahl des zu verzeichnenden Wissens Bearbeiten Die Beschaftigung mit den Artikeln des Universal Lexicons zeigt dass die Auswahl der Lemmata die Gestaltung und der Inhalt der Artikel noch sehr uneinheitlich oder aus heutiger Sicht befremdlich sind Da durch den Schritt vom Fachlexikon zum Universallexikon der Anspruch entstanden ist wirklich alles Wissen zu verzeichnen findet man im Universal Lexicon zum Beispiel auch Kochrezepte oder alchimistisches Wissen beziehungsweise Aberglauben So finden sich beispielsweise unter dem Stichwort Krebs Lateinisch Cancer 47 nicht nur eine ausfuhrliche Beschreibung des Tieres sondern auch mehrere Rezepte und Hinweise wie ein Krebs zubereitet werden kann Andererseits hat das Universal Lexicon erstmals auch lebende Personen verzeichnet was als ungewohnlich modern anzusehen ist Dies zeigt dass in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts noch nicht eindeutig definiert war welche Informationen in ein enzyklopadisches Werk gehoren und wie ein Lexikoneintrag sinnvoll gestaltet und aufgebaut sein muss Die Frage der Relevanz war also noch nicht abschliessend beantwortet Die Vernetzung von Wissen und veraltendes Wissen Bearbeiten Besonders unter der Redaktion von Carl Gunther Ludovici wird grosser Wert auf die Verweisstruktur innerhalb des Lexikons gelegt so dass das Wissen einerseits benutzerfreundlich also alphabetisch organisiert dargestellt wird andererseits in grosstmoglichem Umfang miteinander verknupft verlinkt ist Angestrebt wird also eine Vernetzung des Wissens die zwar aus heutiger Sicht noch primitiv wirkt tatsachlich aber durch ihre Konzeption heutige Formen der Wissensvernetzung wenigstens vordenkt Durch die angestrebte Wissensbreite unter anderem durch die Aufnahme lebender Personen stand das Universal Lexicon bald vor dem ebenfalls modernen Problem dass Wissen schnell veraltet 48 Dieses Problem war wie es scheint nicht im Bewusstsein der Verfasser oder des Verlegers Dies ist mit ein Grund dafur warum auf lange Sicht das Universal Lexicon trotz seiner zukunftsweisenden Konzeption und Struktur weniger einflussreich war als manches kleinere Projekt Hier hat die fortschreitende Technik entscheidende Vorteile mit sich gebracht da auch sehr grosse Wissensmengen mit verhaltnismassig wenig Aufwand auf dem neuesten Stand gehalten werden konnen Plagiat Bearbeiten Besonders umstritten war mit Erscheinen des Universal Lexicons die Frage des Plagiats Heute weiss man dass die Vorwurfe Zedler gegenuber nicht grundlos waren da sich ein Grossteil des Lexikons aus Plagiaten zusammensetzt Das Universal Lexicon ist eine gigantische Kompilationsleistung aus noch weitgehend unerforschten Quellen 49 Die Erschliessung des Lexikons ist noch nicht so weit fortgeschritten dass genau gesagt werden konnte welche anderen Lexika plagiiert wurden Als gesichert kann gelten dass folgende Lexika eingearbeitet wurden Christian Wolffs 1679 1754 Mathematisches Lexikon von 1716 50 Johann Georg Walchs 1693 1775 Philosophisches Lexikon 1726 49 Nicolas Lemerys Materialien Lexikon frz 1716 dt 1721 49 Benjamin Hederichs 1675 1748 Grundliches Lexicon Mythologicum 51 Johann Theodor Jablonskis 1654 1731 Allgemeines Lexicon der Kunste und Wissenschaften 51 Dass das Universal Lexicon trotz umfangreicher Textubernahmen an die sich teilweise oft um Verbesserung bemuht eng angelehnt wurde 52 aus anderen Werken und der damit verbundenen rechtlichen Schwierigkeiten vollstandig realisiert werden konnte liegt vorwiegend daran dass es im 18 Jahrhundert noch keine entwickelte Urheberrechtsregelung gab und die Anonymitat der Verfasser gewahrt blieb Konzeptionell stand das Projekt des Universal Lexicons vor einem Problem vor dem letztlich alle Lexika stehen da sie bei der moglichst vollstandigen Versammlung von Wissen auf andere Quellen zuruckgreifen mussen Dieses Problem ist auch heute noch aktuell doch hat sich inzwischen die vollstandige Kennzeichnung von wortlichen oder sinngemassen Ubernahmen als wissenschaftlicher Standard etabliert Siehe auch BearbeitenGeschichte und Entwicklung der Enzyklopadie Liste von Enzyklopadien und Lexika in deutscher Sprache Liste der UniversalenzyklopadienLiteratur BearbeitenElger Bluhm Johann Heinrich Zedler und sein Lexikon In Jahrbuch der schlesischen Friedrich Wilhelms Universitat zu Breslau 1962 S 184 200 zedleriana de Martin Gierl Kompilation und die Produktion von Wissen im 18 Jahrhundert In Helmut Zedelmaier Martin Mulsow Hrsg Die Praktiken der Gelehrsamkeit in der Fruhen Neuzeit Niemeyer Tubingen 2001 ISBN 3 484 36564 1 S 63 94 Fruhe Neuzeit Band 64 Ulrike Hass Verfahren der Quellenverarbeitung in Zedlers Universal Lexicon Aller Wissenschaften und Kunste 1732 1754 In Michael Prinz Jurgen Schiewe Hrsg Vernakulare Wissenschaftskommunikation De Gruyter Berlin 2018 ISBN 978 3 11 047695 8 S 169 188 Fritz Juntke Johann Heinrich Zedlers Grosses Vollstandiges Universallexikon Ein Beitrag zur Geschichte des Nachdruckes in Mitteldeutschland In Schriften zum Bibliotheks und Buchereiwesen in Sachsen Anhalt Heft 15 Halle 1956 S 13 32 zedleriana de Nicola Kaminski Die Musen als Lexikographen Zedlers Grosses vollstandiges Universal Lexicon im Schnittpunkt von poetischem wissenschaftlichem juristischem und okonomischem Diskurs In Daphnis 29 2000 S 649 693 Bernhard Kossmann Deutsche Universallexika des 18 Jahrhunderts Ihr Wesen und ihr Informationswert dargestellt am Beispiel der Werke von Jablonski und Zedler In Borsenblatt fur den Deutschen Buchhandel 24 89 Frankfurt am Main 1968 Sp 1553 1596 Bernhard Kossmann Deutsche Universallexika des 18 Jahrhunderts Ihr Wesen und ihr Informationswert dargestellt am Beispiel der Werke von Jablonski und Zedler In Borsenblatt fur den Deutschen Buchhandel Frankfurter Ausgabe Nr 89 5 November 1968 Archiv fur Geschichte des Buchwesens Band 62 S 2947 2968 insbesondere S 2952 2966 Joachim Krause Der deutsche Buchhandel Kurze Geschichte und Organisation Verlag Buchhandler heute Dusseldorf 1975 Andreas Muller Vom Konversationslexikon zur Enzyklopadie Das Zedlersch Universal Lexicon im Wandel seiner Druckgeschichte In Das achtzehnte Jahrhundert 43 1 2019 S 73 90 Ines Prodohl Aus denen besten Scribenten Zedlers Universal Lexicon im Spannungsfeld zeitgenossischer Lexikonproduktion In Das achtzehnte Jahrhundert 29 1 2005 S 82 94 Werner Raupp Zedler Johann Heinrich In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 26 Bautz Nordhausen 2006 ISBN 3 88309 354 8 Sp 1576 1588 Enthalt unter anderem eine Auswahl der von Zedler verlegten und betreuten Werke Ulrich Johannes Schneider Hrsg Seine Welt wissen Enzyklopadien in der Fruhen Neuzeit Katalog zur Ausstellung der Universitatsbibliothek Leipzig und der Herzog August Bibliothek Wolfenbuttel Primusverlag Darmstadt 2006 ISBN 3 89678 560 5 Ulrich Johannes Schneider Helmut Zedelmaier Wissensapparate Die Enzyklopadistik der Fruhen Neuzeit In Richard van Dulmen Sina Rauschenbach Hrsg Macht des Wissens Die Entstehung der modernen Wissensgesellschaft Bohlau Koln Weimar Wien 2004 S 349 363 ISBN 3 412 13303 5 Koln Weimar ISBN 3 205 77179 6 Wien Ulrich Johannes Schneider Das Universallexikon von Johann Heinrich Zedler oder die Wikipedia des 18 Jahrhunderts In Gegenworte Heft 19 gegenworte org Ulrich Johannes Schneider Die Erfindung des allgemeinen Wissens Enzyklopadisches Schreiben im Zeitalter der Aufklarung Akademie Verlag Berlin 2013 ISBN 978 3 05 005780 4 Steffen Siegel Das Bild am Rande Zur Signifikanz der Bildmedien in Johann Heinrich Zedlers Universal Lexicon In Robert Charlier Hrsg Wissenswelten Historische Lexikografie und Europaische Aufklarung Wehrhahn Hannover 2010 S 41 62 ISBN 978 3 86525 221 0 Zhengxiang Gu Zum China Bild des Zedlerschen Lexikons Bibliographie der in seinen China Artikeln besprochenen oder als Quellen genannten Werke In Suevica Beitrage zur schwabischen Literatur und Geistesgeschichte In dem milden und glucklichen Schwaben und in der Neuen Welt Beitrage zur Goethezeit Festschrift fur Hartmut Froschle Akademischer Verlag Stuttgart 2004 2005 ISBN 978 3 88099 428 7 S 477 506 Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik Nr 423 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Quellen und Volltexte nbsp Commons Universal Lexicon Zedler Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien vollstandig digitalisierte Ausgabe des Universal Lexicons erlaubt durch mehrere Suchfunktionen den Zugriff auf alle Artikel des Lexikons auch die Suche nach Kategorien ist moglich Bandaufteilung und Artikelverzeichnis nach Kategorien ohne Verweise PDF Ausfuhrliche Darstellung der Entwicklungsgeschichte der Enzyklopadien bis Zedler von Geschichte Charakter und Entwicklung des Lexikons sowie umfangreiche Bibliographie zum Thema Materialien und Literatur zum Universal Lexicon weiterfuhrende Literaturhinweise Frank Weiske Tagungsbericht Die gesammelte Welt Wissensformen und Wissenswandel in Zedlers Universal Lexicon 18 11 2010 19 11 2010 Wolfenbuttel In H Soz u Kult 5 Marz 2011 Zedlers Universal Lexikon in der Bibliotheca AugustanaAnmerkungen Bearbeiten vollstandiger Titel Grosses vollstandigesUNIVERSALLEXICON Aller Wissenschafften und Kunste Welche bisshero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden Darinnen so wohl die Geographisch Politische Beschreibung des Erd Creyses nach allen Monarchien Kayserthumern Konigreichen Furstenthumern Republiquen freyen Herr schafften Landern Stadten See Hafen Vestungen Schlossern Flecken Aemtern Klostern Ge burgen Passen Waldern Meeren Seen Inseln Flussen und Canalen samt der naturlichen Abhandlung von dem Reich der Natur nach allen himmlischen lufftigen feurigen wasserigen und irrdischen Corpern und allen hierinnen befindlichen Gestirnen Planeten Thieren Pflantzen Metallen Mineralien Saltzen und Steinen etc Als auch eine ausfuhrliche Historisch Genealogische Nachricht von den Durchlauchten und beruhmtesten Geschlechtern in der Welt Dem Leben und Thaten der Kayser Konige Churfursten und Fursten grosser Helden Staats Minister Kriegs Obersten zu Wasser und zu Lande den vornehmsten geist und weltlichen Ritter Orden etc Ingleichen von allen Staats Kriegs Rechts Policey und Hausshaltungs Geschafften des Adelichen und burgerlichen Standes der Kauffmannschafft Handthierungen Kunste und Gewerbe ihren Innungen Zunfften und Gebrauchen Schiffahrten Jagden Fischereyen Berg Wein Acker Bau und Viehzucht etc Wie nicht weniger die vollige Vorstellung aller in den Kirchen Geschichten beruhmten Alt Vater Propheten Apostel Pabste Cardinale Bischoffe Pralaten und Gottes Gelehrten wie auch Concilien Synoden Orden Wallfahrten Verfolgungen der Kirchen Martyrer Heiligen Sectirer und Ketzer aller Zeiten und Lander Endlich auch ein vollkommener Inbegriff der allergelehrtesten Manner beruhmter UniversitatenAcademien Societaten und der von ihnen gemachten Entdeckungen ferner der Mythologie Alterthumer Muntz Wissenschafft Philosophie Mathematic Theologie Jurisprudentz und Medicin wie auch aller freyen und mechanischen Kunste samt der Erklarung aller darinnen vorkommenden Kunst Worter u s f enthalten ist Nebst einer Vorrede von der Einrichtung dieses muhsamen und grossen Wercks Joh Pet von Ludewig JCti Konigl Preussischen geheimden und Magdeburg Regierungs und Consistorial Raths Cantzlers bey der Vniversitat und derJuristen Facultat Praesidis Ordninarii Erb und Gerichts Herrn auf Bendorff Pretz und Gatterstatt Halle und Leipzig Wikisource Ein photomechanischer Nachdruck erschien 1961 1964 bei der Akademischen Druck und Verlagsanstalt Graz Zedlers Grosses Universallexicon Online Vgl Schneider Seine Welt wissen S 58 Bernhard Kossmann Deutsche Universallexika des 18 Jahrhunderts 1968 S 2953 f Vorrede In Universal Lexicon Band 1 Leipzig 1732 Sp 1 16 hier Seite 6 Vorrede In Universal Lexicon Band 1 Leipzig 1732 Sp 1 16 hier Seite 15 Kaminski Die Musen als Lexikographen S 670 Vgl Schneider Seine Welt wissen S 127 Vgl Kaminski Die Musen als Lexikographen S 650 Kossmann Deutsche Universallexika des 18 Jahrhunderts Sp 1570 Prodohl Aus denen besten Scribenten S 83 f Prodohl Aus denen besten Scribenten S 87 Vgl Kossmann Deutsche Universallexika des 18 Jahrhunderts Sp 1569 f Schneider Die Konstruktion des allgemeinen Wissens in Zedlers Universallexikon S 87 Anm 24 Zitate ebd Prodohl Aus denen besten Scribenten S 91 Prodohl Aus denen besten Scribenten S 89 f Kaminski Die Musen als Lexikographen S 670 Schneider weist darauf hin dass Hofmanns Lexikon von seinem umfassenden Anspruch her ein Vorlaufer des Universal Lexicons sei Schneider Seine Welt wissen S 75 Vgl Schneider Seine Welt wissen S 126 Seine Welt wissen 2006 S 134 Schneider Seine Welt wissen S 131 Martin Gierl Kompilation und die Produktion von Wissen im 18 Jahrhundert In Helmut Zedelmaier Martin Mulsow Hrsg Die Praktiken der Gelehrsamkeit in der Fruhen Neuzeit Niemeyer Tubingen 2001 Fruhe Neuzeit 64 S 63 94 hier S 90 Kossmann Deutsche Universallexika des 18 Jahrhunderts 1968 S 2956 Kossmann Deutsche Universallexika des 18 Jahrhunderts Sp 1572 Widmungsvorrede In Universal Lexicon Band 9 Leipzig 1735 Sp 1 16 Schneider Seine Welt wissen S 125 Kossmann Deutsche Universallexika des 18 Jahrhunderts Sp 1575 Vgl Johann Peter von Ludewig Vorrede In Universal Lexicon Band 1 Leipzig 1732 Sp 1 16 hier Seite 6 13 Kossmann Deutsche Universallexika des 18 Jahrhunderts Sp 1588 f Kossmann Deutsche Universallexika des 18 Jahrhunderts Sp 1586 Vgl Kossmann Deutsche Universallexika des 18 Jahrhunderts Sp 1577 f a b Vgl Kossmann Deutsche Universallexika des 18 Jahrhunderts Sp 1566 f Vgl Johann Peter von Ludewig Vorrede In Universal Lexicon Band 1 Leipzig 1732 Sp 1 16 hier Seite 2 3 Vgl Schneider Seine Welt wissen S 171 179 Vgl Fritz Juntke Johann Heinrich Zedler s Grosses Vollstandiges Universallexikon S 22 Vgl Albrecht Kirchhoff Lesefruchte aus den Acten des stadtischen Archivs zu Leipzig S 199 Niedersachsische Neue Zeitungen von Gelehrten Sachen vom 19 Dezember 1730 Charlatanerie der Buchhandlung S 26 Charlatanerie der Buchhandlung S 49 Charlatanerie der Buchhandlung S 73 Charlatanerie der Buchhandlung S 74 Nachdruck derer Bucher In Universal Lexicon Band 23 Leipzig 1740 Sp 60 80 Vgl Kaminski Die Musen als Lexikographen S 690 Schneider und Zedelmaier Wissensapparate S 349 363 hier S 349 Schneider und Zedelmaier Wissensapparate S 360 f Krebs Lateinisch Cancer In Universal Lexicon Band 15 Leipzig 1737 Sp 1800 1811 Auf dieses Problem wird hingewiesen bei Schneider und Zedelmaier Wissensapparate S 361 a b c Schneider Seine Welt wissen S 9 Vgl Schneider Seine Welt wissen S 128 a b Vgl Gierl Kompilation und Produktion von Wissen S 87 Anm 85 Bernhard Kossmann Deutsche Universallexika des 18 Jahrhunderts Ihr Wesen und ihr Informationswert dargestellt am Beispiel der Werke von Jablonski und Zedler In Borsenblatt fur den Deutschen Buchhandel Frankfurter Ausgabe Nr 89 5 November 1968 Archiv fur Geschichte des Buchwesens Band 62 S 2947 2968 hier S 2960 f Die Quellen nbsp Dieser Artikel wurde am 8 November 2009 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Werk GND 4307830 8 lobid OGND AKS LCCN n84805361 VIAF 186329187 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste amp oldid 230847525