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Dieser Artikel behandelt weibliche Gottheiten zu anderen Bedeutungen siehe Gottin Begriffsklarung Eine Gottin ist eine weibliche Gottheit In vielen Religionen wurden und in einigen werden gegenwartig Gottinnen verehrt deren Vorstellungen und Wirkungsbereiche oft mit Fruchtbarkeit Mutterschaft dem Werden und Vergehen und der Erotik verbunden sind aber ebenso gibt es beispielsweise Kriegsgottinnen Meeresgottinnen und Gottinnen des Wissens und der Weisheit Schlangengottin aus dem Palast von Knossos in Kreta um 1600 v Chr 1 2 3 Sumerische Gottin Fragment einer Stele von 2120 v Chr Hinduistische Gottin Sarasvati Gottin der Kunst Wissenschaft und Weisheit in Kolkata fur das Fest Vasant Panchami hergerichtet Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung 1 1 Gottinnen in der Entwicklung der Zivilisation 2 Historische Religionen 2 1 Agypten 2 2 Griechenland und Rom 2 3 Celticum 2 4 Vorislamisches Arabien 3 Aussereuropaische Religionen 3 1 Japan China und Tibet 3 2 Hinduismus 3 3 Persien 3 4 Afrikanische und afroamerikanische Religionen 4 Westliche Gottinnen der Neuzeit 5 Theoretische Aspekte der Verehrung von Gottinnen 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 Einzelnachweise und AnmerkungenBedeutung BearbeitenGottinnen stehen wie mannliche Gotter im Hinblick auf ihre Zeugungskraft oft in Zusammenhang mit Weltschopfungssmythen Das weibliche Prinzip wird mit der Geburt also auch mit der Geburt des Kosmos assoziiert Hieraus resultieren die moglicherweise weit in die Vorgeschichte der Menschheit weisenden Vorstellungen einer Muttergottin auch Erdgottin die sich etwa durch die 100 bis 200 Venusstatuetten aus dem Jungpalaolithikum ab 40 000 Jahre vor heute wie der jungste Fund mit der Venus vom Hohlen Fels historisch zu bestatigen scheinen alles kleine figurliche Darstellungen nackter Frauenkorper unter besonderer Betonung der Geschlechtsmerkmale 4 Diese Interpretation wird jedoch von der Archaologie mehrheitlich zuruckgewiesen 5 Die Gottin erscheint in vielen Mythen auch als Gestalt die dem heute gelaufigen Bild des Weiblichen nicht zu entsprechen scheint So wird sie auch mit scheinbar mannlichen Attributen in Zusammenhang gebracht mit Krieg Jagd Herrschaft Gewalt und Macht vollkommenem Geist und autonomer Sexualitat wie er dem bis heute historisch immer noch nicht geklarten Mythos von den Amazonen zugrunde liegt Daruber hinaus stellt sie auch das Prinzip des Todes dar wobei das Leben gebende das Leben auch nimmt wenn dies auch im Zusammenhang mit dem Glauben an einer hierdurch ermoglichten Wiedergeburt steht 6 In der Rolle als Lebens und Todesgottin wird das Weibliche mit dem menschlichen Schicksal in Verbindung gebracht Durch die gegensatzlichen Eigenschaften die Gottinnen zugeschrieben werden erscheinen viele wie auch maskuline Gotter als Verkorperung der Vereinigung der komplementaren Gegensatze wie Schopfung Zerstorung Leben Tod Liebe Hass Gut Bose Geist Materie Licht Dunkel Gottinnen in der Entwicklung der Zivilisation Bearbeiten Im Ubergang von kleineren sozialen Organisationen zu Zivilisationen hatten Gottinnen Kulte weltweit eine Bedeutung so z B in Indien Agypten Mesopotamien China Japan Griechenland und Rom Gottinnen waren in diesen komplexen Agrargesellschaften u a zustandig fur fruchtbaren Ackerbau das Konigtum Schutz der religiosen Zentren und siegreiche Kriege 7 In den verschiedenen Kulturen hatten Gottinnen eine Vielzahl wichtiger Funktionen inne einen universalen Kult der Grossen Mutter kann man jedoch nicht feststellen In einigen Kulturen waren die Gottinnen eng verbunden mit dem Aufkommen grosserer Stadte sowie dem Konigtum und galten als Ursprung komplexer sozialer Organisationen Oftmals waren sie fur soziale Einrichtungen wie Steuererhebung und Verteilung von Ressourcen zustandig wahrend in anderen Kulturen Gottinnen lediglich Gefahrtinnen von mannlichen Gottern darstellten oder aus alteren schamanistischen Kulten in Mysterienkulte ubernommen wurden 8 Historische Religionen BearbeitenIm mesopotamischen Raum gehoren die Gottinnen mit zu den altesten Gottheiten und einige Forscher vermuten dass eine Prasenz weiblicher Gottheiten bis in die Vorgeschichte zuruckreicht da ein Grossteil der gefundenen Skulpturen weiblich ist und mannliche Skulpturen eher die Ausnahme bilden Umstritten ist ob ein Primat von Gottinnen mit einem sozialen Matriarchat zusammenhing Ein Vergleich mit heutigen Kulturen die viele Gottinnen kennen oder bei denen die Verehrung von Gottinnen prominent ist zeigt dass dies nicht zwingend Gesellschaften sind in denen Frauen geschatzt werden und ihnen Chancen offenstehen 9 Mit Ausnahme der hethitischen Sonnengottin von Arinna stehen in den meisten Religionen des Altertums keine Gottinnen an der Spitze einer Gotterhierarchie Sie fungieren oft als Fruchtbarkeits Mutter oder Erdgottinnen oder auch nur als spekulative Erganzungen ihres Gatten ohne eigenen Tempel 10 Die akkadische Ischtar der sumerischen Inanna und der westsemitischen Astarte entsprechend war eine Kriegs Mutter und Liebesgottin Als dominierende Gottin konnte ihr Name auch gleichbedeutend fur Gottinnen uberhaupt verwendet werden 11 Erd Fruchtbarkeits und andere Gottinnen wurden auch in Regionen verehrt in denen Ackerbauern lebten von Agypten uber den Orient und Kleinasien bis zu den Kelten Germanen und Slawen Auch die Hochkulturen der Azteken Mayas und Inkas verehrten Gottinnen Agypten Bearbeiten Im alten Agypten gab es eine Vielzahl bedeutender Gottinnen Beispielsweise die Himmelsgottin Nut die auch die Ehefrau des Erdgottes Geb war Neith die Gottin des Webens und der siegreichen Waffen und Hathor die als Himmelsgottin in unterschiedlichen Formen vorkommt 12 Andere wichtige Gottinnen in Agypten waren z B Maat Bastet und Mut Eine der bekanntesten agyptischen Gottinnen ist Isis Der Pharao wurde als Sohn der Isis angesehen und ihr Name ist linguistisch dem Wort fur Thron verwandt so dass sie auch als der heilige Sitz des Pharao galt Spater war Isis die Gattin des Osiris und Mutter des Horus und wurde schliesslich zu einer universalen Gottin deren Kult sich auch nach Griechenland und Rom ausbreitete 12 Griechenland und Rom Bearbeiten Die vorolympischen Gottinnen Griechenlands waren normalerweise in Vegetations Rituale eingebunden wie z B die Erdmutter und chthonische Mutter der Gotter Gaia Bevor das Orakel von Delphi dem Apollon gewidmet war stand es mit Gaia in Verbindung In Ausubung des Gaia Kultes wurden Opfer von Tieren Getreide und Fruchten dargebracht und Besessenheitstrance praktiziert 13 Im Mysterienkult von Eleusis wurde die Erdgottin Demeter verehrt In diesem Kult erscheint das Thema der Wiedergeburt an Demeters Tochter Persephone die von Hades in die Unterwelt entfuhrt wurde 13 Spatere griechische Gottinnen stammten haufig von prahellenischen Gottinnen der Erde ab Olympische Gottinnen waren Hera Athene Artemis Demeter Hestia und Aphrodite Diese Gottinnen hatten unterschiedliche Rollen und Funktionen die auch noch die fruheren Einflussspharen zeigten Die griechischen Gottinnen verloren teilweise fruhere chthonische Aspekte nach der Einordnung in eine Hierarchie deren oberster Gott Zeus war Sie zeigten nun haufig keine Verbindung mehr zu den Kraften des Lebens und des Todes Anstelle der Erdgottinnen traten nun im mannlich ausgerichteten Pantheon Gottinnen hervor die Teilaspekte der Gottinnenidee verkorperten In der Entwicklung der griechischen Kultur stellte diese Aufspaltung der Gottin in Einzelteile eine Transformation der Gottinnen Verehrung dar 13 In der romischen Kultur liegt eine starke Identifikation von romischen und griechischen Gottheiten vor die meisten romischen Gotter hatten eine griechische Entsprechung Gottinnen die den griechischen entsprechen sind z B Juno Diana Minerva Venus Vesta Ceres und Proserpina 13 In der Antike galten neben den Parzen Schicksalsgottinnen Artemis Eileithyia in Verbindung mit Hera Juno und Lucina u a als Geburtsgottinnen In Rom wurden auch Gottinnen anderer Volker und Kulturen ubernommen so die anatolische Kybele 13 und die agyptische Isis Celticum Bearbeiten Epona Hauptartikel Keltische Gottheiten Hauptartikel Liste keltischer Gotter und Sagengestalten Weibliche Gottheiten und Sagengestalten Im Celticum dem von den Kelten besiedelten Gebieten Europas und Kleinasiens sind Gottinnen insbesondere als Mutter und Landesgottin verehrt worden Sie spielten von Anfang an in der Keltischen Religion eine bedeutende Rolle was auch dadurch bezeugt ist dass das indogermanische deiva Gottin daraus auch lateinisch dea in allen keltischen Sprachen in der haufigsten Variante Deva gut belegt ist Diese Landesgottinnen gehen oft noch auf vorkeltische manchmal sogar vorindogermanische Lokalgottheiten zuruck Die Vorstellung der Kelten von ihren Gottinnen und deren Mythen ist kaum belegt da es fast keine Schriftquellen dazu gibt Von antiken griechischen und romischen Autoren sind wenige Namen uberliefert wie Andraste und Epona In Weihe und anderen Inschriften sind oft durch die Interpretatio Romana alte keltische mit romischen Gottheiten in Verbindung gebracht worden Beispiel Abnoba Diana Einige dieser Gottinnen sind nach der Christianisierung euhemeristisch zu weltlichen wenn auch oft zauberkundigen Heroinnen umgedeutet worden Epona Rhiannon im Pwyll Pendefig Dyfed Pwyll Furst von Dyfed Ihre ehemalige gottliche Funktion ist lediglich in einzelnen Zugen der spateren Uberlieferungen noch zu erkennen Die Muttergottinnen zeigen sich in der Verehrung der meist in Triaden auftretenden Matronen einzeln personifiziert in der Gottin Dea Matrona Als Landesgottinnen sind sie eng mit dem Brauch des Hieros gamos Heilige Hochzeit verbunden Hiemit ist die oft real mit einer Priesterin vollzogene Geschlechtsverbindung mit der Gottin des Landes gemeint da nur durch diesen Weiheakt der Konig als solcher anerkannt wurde Ein Beispiel aus der irischen Mythologie ist die Sage Baile in Scail Die Weissagung des Phantoms Die Vision des Gespenstes uber die Inthronisation Conn Cetchathachs Sowohl Mutter als auch Landesgottinnen sind eng mit der Funktion von Fruchtbarkeitsgottinnen verbunden In der Gestalt der Tailtiu ist die Wandlung einer Erd und Fruchtbarkeitsgottin zu einer Sagengestalt erkennbar 14 Vorislamisches Arabien Bearbeiten Auch die altarabische Religion kannte mehrere Gottinnen Zu den bedeutendsten Gottinnen die in vorislamischer Zeit in Nordarabien in Form von Steinmalen verehrt wurden gehorten al Lat al ʿUzza und Manat Nach der Einnahme Mekkas im Jahre 630 wurden die Steinmale dieser Gottinnen zerstort und ihre Verehrung verboten Aussereuropaische Religionen BearbeitenJapan China und Tibet Bearbeiten In Tibet und der Mongolei stellt der tantrische Buddhismus eine Religion dar die stark auf die Verehrung von Gottinnen ausgerichtet ist Dabei wird die gottliche Macht als gleichzeitig entgegengesetzt und komplementar verstanden die sich in mannlichen und weiblichen Manifestationen ausdruckt vgl Yab Yum Diese Verbindung von weiblichen und mannlichen Prinzipien und dynamischen Spannungen entstammt dem hinduistischen Tantra Es gibt eine Fulle von Gottinnen die die Gefahrtin und den Gegensatz einer mannlichen Gottheit darstellen Jedoch gibt es auch unabhangige und eher autonome Gottinnen beispielsweise den weiblichen Bodhisattva Tara 8 Im tibetischen Bon haben Gottinnen gleich dem Vajrayana auch eine bedeutende Rolle Eine bekannte Bon Gottin ist z B Palden Lhamo Im chinesischen Daoismus und Volksglauben gibt es ebenfalls eine grosse Anzahl an Gottinnen Besonders im Volk verehrt wird Guanyin ursprunglich ein Bodhisattva im Volksglauben jedoch die Gottin der Gnade Guanyin wird auch in Japan noch verehrt Im Amitabha Buddhismus bringt Guanyin Glaubige ins Reine Land des Amitabha Buddha und verleiht die Gewissheit der Erleuchtung Auch gilt sie als Lehrerin 8 Die hochste daoistische Gottin ist Xiwangmu andere populare Gottinnen sind z B Mazu und Doumu Im japanischen Shintoismus gibt es eine Vielzahl von weiblichen und mannlichen Naturgottheiten Der Gott Izanagi und die Gottin Izanami gelten als Schopfer der Welt und stellen ein Paar dar Sie sind die Eltern der Sonnengottin Amaterasu und des Sturmgottes Susano o no Mikoto und auch anderer Naturgottheiten Die japanische Kaiserfamilie bezog sich auf Amaterasu als Kultgottheit wobei sie nicht nur als shintoistische Sonnengottin angesehen wurde sondern auch als Strahlender Buddha des Himmels Der japanische Kaiser galt als Nachfahre Amaterasus und sollte deshalb den Frieden in der Welt aufrechterhalten und war fur Amaterasus Haupt Schrein verantwortlich 8 Hinduismus Bearbeiten Hauptartikel Shakti Hauptartikel Shaktismus Hauptartikel Devi Bei Hindus auf der ganzen Welt ist der Glaube an die Gestalt Gottes in weiblicher Form sehr popular Der Shaktismus eine der drei Hauptstromungen sieht die Gottin als uber die mannlichen Gottheiten dominierend an Das Bild der schwarzen Gottin Kali die triumphierend auf dem mannlich gedachten weissen Gott Shiva steht druckt diese Uberlegenheit aus Dagegen zeigen andere Darstellungen dieselbe Gottin als tugendhafte liebevolle Gattin Parvati an seiner Seite Wieder andere weisen deutlich auf die Einheit von mannlich weiblich hin wenn etwa die Tradition Rama und Sita in einer einzigen Lotusblute darstellt oder das gottliche Liebespaar zu einer anscheinend untrennbaren Einheit umschlungen ist In der Gestalt der Mahadevi hingegen erscheint die Gottin als hochste Gottheit und Allwesen aus der die mannlichen Gotter hervorgehen Obwohl meist als polytheistisch bezeichnet lehren fast alle hinduistischen Religionen das formlose gottliche Eine wenn auch in unterschiedlichen Philosophien Fur Shaktianhanger ist dieses hochste Eine Shakti die weiblich gedachte Form Gottes Erscheint sie einmal als junge Frau ohne mannliches Gegenstuck wie Durga ist sie dann wieder Ehefrau Mutter oder sehnsuchtsvolle Geliebte ist sie als Lakshmi die Gottin der Hausfrauen und der Schonheit stellt sie als Sarasvati die Herrin uber Kunste und Wissenschaften dar Nicht nur die hinduistische Philosophie druckt die Einheit des Gottlichen aus auch die Puranas und Tantras Bucher deren Wissen im Volk weit verbreitet ist machen diese Tatsache in bildhafter Sprache in Geschichten und in Gebeten deutlich Wie die Sonne die sich in den Teichen spiegelt als ungezahlte Sonnen erscheint so erscheinst auch du O Mutter als viele Du Eine ohne Zweites Hochstes Brahman aus der tantrischen Schrift Mahakalasamhita Die indische Volksreligion kennt ebenfalls eine Vielzahl von Gottinnen Persien Bearbeiten Hauptartikel Anahita Afrikanische und afroamerikanische Religionen Bearbeiten In afrikanischen Religionen darunter der Religion der Yoruba sowie in afroamerikanischen Religionen wie Candomble Santeria und Umbanda werden Gottinnen verehrt Unter den Orishas sind beispielsweise Yemaja und Oya wichtige Gottinnen Westliche Gottinnen der Neuzeit BearbeitenWahrend der Franzosischen Revolution wurde auf Betreiben Robespierres in den Jahren 1793 und 1794 versucht die herkommliche Religion durch den Kult einer allegorischen Gottin der Vernunft zu ersetzen Bei den ersten Feierlichkeiten verkorperte eine Schauspielerin diese Gottin in der Pariser Kathedrale Notre Dame Mit dem Ende der Herrschaft der Jakobiner scheiterte dieser Versuch eines atheistischen Staatskultes Mit dem Aufkommen von Wicca und Neopaganismus wurde die Idee einer Gottin auch in Europa und den USA wieder popular Hier tritt besonders die Dreifaltige Gottin hervor Theoretische Aspekte der Verehrung von Gottinnen BearbeitenEiner der ersten europaischen Forscher im 19 Jahrhundert der Gottinnen in seinem Werk darstellte war Johann Jakob Bachofen Auch von einigen Psychologen wurden Theorien uber die Verehrung von Gottinnen aufgestellt Sigmund Freud interpretierte die Verehrung von Gottinnen als kindlichen Wunsch sich wieder mit der Mutter zu vereinigen Er nahm an dass es unbewusste Fantasien gebe die aus einer Phase der fruhen psychischen Entwicklung stammen in der die Mutter als allmachtig erscheint Freuds Theorien sind heutzutage stark umstritten Carl Gustav Jung befasste sich mehr mit den religiosen Impulsen der Gottinnen Verehrung Er nahm an das feminine Prinzip sei ein universaler innerpsychischer Archetypus der in der Psyche auch eigenstandig handle Der Jungianer Erich Neumann entwickelte 1955 eine voll ausgearbeitete Theorie zur Gottinnen Verehrung in seinem Werk Die grosse Mutter das Gottinnen anhand einer Vielzahl von psychologischen Perspektiven erlautert Neumann geht nicht auf gesellschaftliche Zusammenhange ein sondern verwendet ausschliesslich Begrifflichkeiten des Innerpsychischen Obwohl Neumann methodologisch kritisiert wird stellt sein Werk eines der umfangreichsten der Gottinnen Forschung dar Er beschreibt die grosse Fulle an Erscheinungen der Gottinnen und legt transformative Aspekte der religiosen Impulse in Bezug auf Verehrung von Gottinnen dar 15 Im archetypischen Symbol der Gottin stellt er vier Dimensionen fest unter die jede Gottin eingeordnet werden konne 16 die gute Mutter die in Verbindung steht zu Themen wie Geburt Wiedergeburt und Vegetationskulten die schreckliche Mutter die in Verbindung steht zu Themen wie Krankheit Erloschen und Tod die positive Gottin der Transformation die mit Inspiration und Weisheit Ekstase und Visionen verbunden ist die negative Gottin der Transformation die mit Wahnsinn Zuruckweisung Impotenz und Deprivation in Zusammenhang steht Joseph Campbell hat in seinem Werk Die Masken Gottes ebenfalls einen jungianisch ausgerichteten Beitrag zur Gottinnen Verehrung dargelegt der auch auf phanomenologische Perspektiven eingeht 16 Der Anthropologe und Religionswissenschaftler Edwin Oliver James vertrat 1959 in Bezug auf Gottinnen einen geschichtlichen und kulturellen Ansatz jedoch auch eine jungianische Perspektive 12 Zwischen den 50er und den 80er Jahren gab es keine Hauptwerke uber das Phanomen der Gottinnen Erst in den 80er Jahren wandten sich Anthropologie Religionswissenschaft und feministische Wissenschaften diesem Forschungsgebiet wieder zu Grunde fur diese neueren Forschungen waren das Wiederaufleben der Matriarchatsdiskussion die Beschaftigung des Feminismus mit der Symbolik der Gottinnen und neue Ansatze in der vergleichenden Religionswissenschaft 16 So beschaftigte sich Mircea Eliade 1982 mit dem Thema in seinem Werk Mother Worship Theme and Variations Carl Olson war 1983 der Herausgeber des Werkes The Book of the Goddess Past and Present das Artikel von Religionshistorikern und feministischen Wissenschaftlern enthalt 16 Die Annahme uber eine Kulturstufe des Matriarchats ist obwohl die meisten Religionswissenschaftler und Anthropologen davon ausgehen eine solche habe es nie gegeben nicht aus der Diskussion verschwunden Einige wenige bekannte Wissenschaftler wie Joseph Campbell nehmen an dass es ein Mutterrecht wie Bachofen es postulierte gegeben hat Diese Forscher gehen davon aus dass ein Matriarchat archaologisch nachweisbar sei Die feministischen Wissenschaften stimmen im Allgemeinen inzwischen der anthropologischen Sichtweise zu obwohl einige feministische Autorinnen weiterhin an der Idee einer Grossen Gottin und matriarchaler Kulturen festhalten ein Beispiel stellt Starhawk dar 16 Siehe auch BearbeitenMarienverehrung Fruchtbarkeitsgottheit Geschichte der MatriarchatstheorienLiteratur BearbeitenStephen Benko The Virgin Goddess Studies in the Pagan and Christian Roots of Mariology Studies in the History of Religions Numen Bookseries 59 E J Brill Leiden 1993 ISBN 90 04 09747 3 K H Bernhardt Art Gotter fremde In Biblisch historisches Handworterbuch Band 1 S 590 593 Mircea Eliade Hrsg The Encyclopedia of Religion Band 6 New York 1987 Christoph Elsas Art Muttergottheit In Evangelisches Kirchenlexikon Band 3 S 562 565 Marija Gimbutas Gottinnen und Gotter im Alten Europa Mythen und Kultbilder 6500 bis 3500 v Chr Arun Uhlstadt Kirchhasel 2010 ISBN 978 3 86663 043 7 englisch The Gods and Goddesses of Old Europe 7000 3500 B C Myths Legends and Cult Images University of California Press Berkeley Los Angeles 1974 ISBN 0 520 01995 4 W Helck Betrachtungen zur Grossen Gottin und den ihr verbundenen Gottheiten Religion und Kultur der alten Mittelmeerwelt in Parallelforschungen 2 Oldenbourg Munchen Wien 1971 ISBN 3 486 43261 3 Joe J Heydecker Die Schwestern der Venus Die Frau in den Mythen und Religionen Heyne Munchen 1994 ISBN 3 453 07824 1 Monika Horig Dea Syria Atargatis In W Haase Hrsg ANRW II 17 3 Berlin New York 1984 S 1536 1581 Monika Horig Dea Syria Studien zur religiosen Tradition der Fruchtbarkeitsgottin in Vorderasien Alter Orient und Altes Testament 208 Neukirchener Verlag Neukirchen Vluyn 1979 ISBN 3 7887 0604 X auch Butzon und Bercker Kevelaer 1979 ISBN 3 7666 9060 4 Edwin Oliver James The Cult of the Mother Goddess An Archeological and Documentary Study Praeger New York London 1959 OCLC 807107142 auch Barnes amp Noble New York 1961 LCCN 61 003056 Othmar Keel Christoph Uehlinger Gottinnen Gotter und Gottessymbole neue Erkenntnisse zur Religionsgeschichte Kanaans und Israels aufgrund bislang unerschlossener ikonographischer Quellen Quaestiones disputatae 134 Herder Freiburg i Br u a 1992 ISBN 3 451 02134 X 6 Auflage Academic Press Fribourg Freiburg Schweiz 2010 ISBN 978 3 7278 1680 2 James J Preston Hrsg Mother Worship Theme and Variation University of North Carolina Press Chapel Hill N C 1982 ISBN 0 8078 1471 7 R Stigliti Die grossen Gottinnen Arkadiens Der Kultname Megalai theai und seine Grundlagen Sonderschriften Osterreichisches Archaologisches Institut 15 Selbstverlag Wien 1967 DNB 364670010 Christoph Uehlinger Nackte Gottin B In Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archaologie IX 1998 2001 S 53 64 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Gottin Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Christl M Maier Gottin In Michaela Bauks Klaus Koenen Stefan Alkier Hrsg Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet WiBiLex Stuttgart 2006 ff Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Emile Gillieron und sein Sohn wirkten bei der Rekonstruktion von der Funde von Knossos entscheidend mit Die Echtheit etwa der minoischen Schlangengottin von Knossos Minoische Religion wird anhand der Ergebnisse der Radiokarbonmethode 14C Datierung ernsthaft angezweifelt Kenneth D S Lapatin Snake Goddesses Fake Goddesses How forgers on Crete met the demand for Minoan antiquities Archaeology A publication of the Archaeological Institute of America Volume 54 Number 1 January February 2001 Kenneth D S Lapatin Mysteries Of The Snake Goddess Art Desire And The Forging Of History Paperback Da Capo Press 2003 ISBN 0 30681 328 9 Vgl Franz Sirocko Hrsg Wetter Klima Menschheitsentwicklung Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2009 ISBN 978 3 534 22237 7 S 79 Karte Verbreitung der Fundstellen von Venusstatuetten 34 000 24 000 BP Siegmar von Schnurbein Hrsg Atlas der Vorgeschichte Stuttgart 2009 S 28 29 vgl auch Projekt Hypersoil Universitat Munster Mutter Erde in der Altsteinzeit Russell Dale Guthrie The nature of Paleolithic art University of Chicago Press London 2005 S 368 Guthrie bezieht sich hier auf Martha Ann Dorothy Myers Imel Goddesses in world mythology ABC CLIO Santa Barbara Calif 1993 New York 1995 Vgl zur Einordnung und Bewertung ferner von Guthrie rezipiert Lynn Meskell Goddesses Gimbutas and New Age archaeology In Antiquity 69 262 1995 S 74 86 Harald Haarmann Die Madonna und Ihre Tochter Rekonstruktion einer kulturhistorischen Genealogie Georg Olms Hildesheim Zurich New York 1996 ISBN 3 487 10163 7 S 34 ff Mircea Eliade Hrsg The Encyclopedia of Religion Band 6 New York 1987 S 37 a b c d Mircea Eliade Hrsg The Encyclopedia of Religion Band 6 New York 1987 S 40 Meret Fehlmann Die Rede vom Matriarchat Chronos Verlag Zurich 2011 S 105 K H Bernhardt Gottin In Biblisch Historisches Handworterbuch BHH Band 1 S 600 R Border Art Ischtar In BHH 2 778 a b c Mircea Eliade Hrsg The Encyclopedia of Religion Band 6 New York 1987 S 38 a b c d e Mircea Eliade Hrsg The Encyclopedia of Religion Band 6 New York 1987 S 39 Bernhard Maier Lexikon der keltischen Religion und Kultur Kroners Taschenausgabe Band 466 Kroner Stuttgart 1994 ISBN 3 520 46601 5 S 146 f gesamter Abschnitt Celticum Helmut Birkhan Kelten Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1997 ISBN 3 7001 2609 3 S 513 ff Mircea Eliade Hrsg The Encyclopedia of Religion Band 6 MacMillan New York 1987 S 54 a b c d e Mircea Eliade Hrsg The Encyclopedia of Religion Band 6 MacMillan New York 1987 S 55 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gottin amp oldid 223084619