www.wikidata.de-de.nina.az
Knossos griechisch Knw s sos Knōs s os f sg lateinisch Cnossus oder Cnosus agyptisch Kunusa mykenisch 𐀒𐀜𐀰 Ko no so in Linearschrift B 1 war ein antiker Ort im mittleren Teil der Nordkuste von Kreta etwa funf Kilometer sudlich von Iraklio Bekannt ist er vor allem durch den Palast von Knossos der neben den Palasten von Malia Phaistos und Kato Zakros der grosste minoische Palast auf Kreta ist und von Griechenland mit dem Europaischen Kulturerbe Siegel ausgezeichnet wurde Knossos blieb auch nach Zerstorung des Palastes bis in die byzantinische Zeit besiedelt Rekonstruierter Nordeingang des Palastes von KnossosKnossos Griechenland Karte von Kreta Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Fruhgriechische Zeit 1 2 Klassische griechische hellenistische und romische Zeit 2 Archaologische Statte 3 Infrastruktur 4 Fresken 5 Mythos 6 Deutungen 7 Forschungsgeschichte 8 Alternative Deutungen 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenFruhgriechische Zeit Bearbeiten nbsp Verfallene Teile des TempelsKnossos war schon wahrend des akeramischen Neolithikums besiedelt Alteste Spuren der bis zu acht Meter machtigen Siedlungsschichten stammen aus dem 7 Jahrtausend v Chr 6900 6600 v Chr Einwanderer vielleicht aus Kleinasien brachten erstmals Nutztiere und pflanzen mit in die sudliche Agais Ihre Siedlung existierte wohl nur wenige Jahrhunderte 200 400 Jahre Es schliesst sich eine Fundlucke an die bis etwa 5700 5500 v Chr reicht Die nachfolgenden Neusiedler zeigen die typischen Kulturmerkmale des fruhen Neolithikums 2 Am Ende des 3 Jahrtausends v Chr entwickelten sich kleinere Konigreiche auf der Insel wie man aus den grosseren Palastanlagen in Phaistos Malia Knossos und Kato Zakros schliesst Der Palast von Knossos wurde zwischen 2100 und 1800 v Chr am Ort der neolithischen Besiedlung errichtet Knossos war besonders gross reich und prachtig Wie fast alle Palaste Kretas wurde Knossos zwischen 1750 und 1700 v Chr nach traditioneller Chronologie s u durch ein schweres Erdbeben zerstort jedoch bald wieder aufgebaut Dieses Ereignis markiert in Knossos und dem ubrigen Kreta das Ende der alteren und den Beginn der jungeren Palastzeit Auf den Fundamenten der alten Palaste wurden neue noch aufwendigere errichtet Knossos erfuhr seine grosste Blute und entwickelte sich zum fuhrenden kretischen Stadtstaat vermutlich das religiose und politische Zentrum der Insel Knossos verfugte damals wahrscheinlich uber die grosste und kampfstarkste Flotte deren Schiffe zu den phonizischen agyptischen und peloponnesischen Hafen ausliefen und die Kykladen Athen sowie den Nahen Osten ansteuerten Knossos hatte zwei Seehafen einen bei Amnissos den anderen in Iraklio Um 1650 v Chr folgen kleinere Zerstorungen durch ein erneutes Erdbeben nbsp Die folgenden Abschnitte bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Die Fehler veralteten Forschungsstande in den Absatzen konnte man recht zugig korrigieren aber nicht ohne viel Zeitaufwand belegen deshalb besteht Gefahr dass fundierte Anderungen von Unwissenden zuruckgesetzt werden Daher Baustein wieder eingesetzt Ich hoffe dass sich auch andere einbringen die Fehler zu korrigieren Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Der gewaltige Vulkanausbruch der sogenannten Minoischen Eruption auf der Kykladeninsel Santorin der nach naturwissenschaftlichen Datierungen womoglich schon im Jahre 1628 v Chr stattfand fallt in Knossos ans Ende der fruhen Phase der sogenannten Neupalastzeit nach bisheriger traditioneller Chronologie wird die Neupalastzeit auf etwa 1700 bis 1430 v Chr datiert Der Santorin Katastrophe entsprechen in Knossos jedoch keine bisher archaologisch nachweisbare Zerstorungen Je nach verwendetem Datum der Eruption mussen auch die Funde in Knossos rund 100 Jahre fruher bzw spater datiert werden Daher spielt es fur die Suche nach sichtbaren Folgen fur Knossos keine Rolle ob das naturwissenschaftliche oder traditionelle Datum der Eruption angenommen wird Um 1400 v Chr nach traditioneller Chronologie uberstand die Stadt ein schweres Erdbeben dank der vertikal und horizontal in die Mauern eingebauten Zedernholzer nahezu unbeschadigt Der Palast wurde bis 1370 v Chr genutzt Eine Invasion der mykenischen Griechen vom Festland zu Beginn des 14 Jahrhunderts v Chr fuhrte nach Ansicht mancher Archaologen moglicherweise in Verbindung mit einem Aufstand der bereits auf der Insel ansassigen Mykener zum vollstandigen Untergang der minoischen Kultur Einer Theorie nach hatte die Macht der Minoer durch die Zerstorung der Flotte und aller nordkretischen Hafen einen empfindlichen Schlag erlitten 3 Zusatzlich hatten demnach Missernten durch Ascheablagerungen sowie eine von der Eruption ausgeloste mehrjahrige Klimaverschlechterung bedingt sowohl die minoische Kultur weiter geschwacht als auch die Autoritat der herrschenden Schichten untergraben was zu wachsender Instabilitat und moglicherweise auch Zuwanderung mykenischer Griechen gefuhrt habe nbsp Der folgende Absatz ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Die mykenischen Eroberer zerstorten in Knossos alles was das Erdbeben von etwa 1400 v Chr verschont hatte Ein Feuer das mehrere Tage gewutet haben muss und dem Holz und Ol zusatzliche Nahrung gaben zerstorte um 1370 v Chr die obersten Etagen und viele der aus Kalkstein und Gipsstein haufig als Alabaster bezeichnet zum Teil sehr grobkristallin hergestellten Wande des Palastes Daraufhin wurde der Palast aufgegeben In der protogeometrischen Zeit wurde Knossos wiederbesiedelt Klassische griechische hellenistische und romische Zeit Bearbeiten Vor 472 v Chr wurde der in Knossos geborene Olympionike Ergoteles durch einen burgerlichen Zwist aus der Stadt vertrieben und siedelte nach Himera auf Sizilien uber 4 Um 343 v Chr rekrutierten knossische Werber die Soldner des phokischen Feldherrn Phalaikos um Lyktos zu erobern Dieses Unternehmen gelang doch der spartanische Konig Archidamos III nahm sich der Einwohner von Lyktos an und verjagte mit einem Heer Phalaikos wieder 5 Im Kampf gegen den Diadochen Demetrios Poliorketes fanden 305 v Chr die Rhodier beim agyptischen Konig Ptolemaios I und bei Knossos das ihnen 150 Mann Hilfstruppen sandte Unterstutzung 6 Im 3 Jahrhundert v Chr wurde Knossos die machtigste Stadt Kretas und beherrschte mit dem verbundeten Gortyn die ganze Insel mit Ausnahme von Lyktos Gegen die letztgenannte Stadt begann es mit seinen Alliierten den von etwa 221 219 v Chr wahrenden sog Lyktischen Krieg Dieser hatte indessen den Abfall verschiedener kretischer Gemeinden und Parteien in Gortyn zur Folge Aber Knossos gewann mit Hilfe von 1000 Aitolern Gortyn ergab sich den Knossiern die auch Lyktos einnahmen und zerstorten Eine vom Achaiischen Bund und dem makedonischen Konig Philipp V den Gegnern von Knossos gesandte Soldnertruppe u a 400 Illyrer unter dem Kommando von Plator verlangerte die Kampfe auf der Insel 7 Der romische Prator Quintus Fabius Labeo kam 189 v Chr nach Kreta und verlangte u a auch von Knossos die Herausgabe romischer Gefangener was die Knossier aber verweigerten 8 Gebietsstreitigkeiten zwischen Knossos und Gortyn entschied der romische Gesandte Appius Claudius 184 v Chr im Sinn von Knossos 9 Um 165 v Chr verbundeten sich die beiden rivalisierenden Stadte um die zwischen ihnen gelegene Stadt Rhaukos zu erobern 10 Fur das Jahr 144 v Chr wird wieder Knossos Streben nach der Hegemonie uber Kreta erwahnt 11 In einem neuen Krieg siegte um 110 v Chr der altere Dorylaos eine Freund des pontischen Konigs Mithridates V als Feldherr von Knossos uber Gortyn 12 Ab 69 v Chr bekampfte der Konsul Quintus Caecilius Metellus die Kreter wegen deren Begunstigung der kilikischen Piraten und ihres Sieges uber Marcus Antonius Creticus Dabei belagerte und eroberte er auch Knossos 13 67 v Chr machten die Romer Gortyn zur Hauptstadt der neuen Provinz Creta et Cyrene zu der neben Kreta auch die libysche Mittelmeerkuste gehorte 36 v Chr siedelte Octavian seine Veteranen von Capua als Kolonisten auf dem Gebiet von Knossos an 14 Seither war die Stadt eine romische Kolonie unter dem Namen Colonia Iulia Nobilis 15 Sie bestand bis zum Ende des Altertums Die griechische und romische Stadt lag in unmittelbarer Nahe des Palastes doch ist sie nur zu einem kleinen Teil ausgegraben worden Das Titularbistum Cnossus geht auf Knossos zuruck Archaologische Statte Bearbeiten nbsp Rekonstruktion in KnossosDer jungste Palast von Knossos entstand als Gebaudeensemble mit bis zu funf Stockwerken mit einer umbauten Flache von 21 000 m auf einer lichten Flache von 2 2 ha 800 Raume sind nachweisbar doch durfte der Palast insgesamt bis zu 1300 besessen haben Der Palast war zu keinem Zeitpunkt befestigt Er ist wie alle Palastanlagen der Minoer um einen rechteckigen Zentralhof von 53 28 m errichtet Aus vier Richtungen kommen verwinkelte vergleichsweise schmale Gange reich dekorierte Korridore bemalte Sale aufwendig gestaltete Treppenhauser und saulenumstandene Galerien auf diesen Hof zu Die Anlage war Verwaltungszentrum und enthielt zahlreiche Werkstatten nbsp Magazin mit Pithoi in KnossosDiese Raume und Korridore sind in einer verwirrenden Anordnung aneinandergefugt Es gibt Turen und Durchgange Treppen und Rampen Einige Raume sind durch Polythyra verbunden Innenwande die als Reihen deckenhoher doppelflugeliger Turen zwischen Pfeilern ausgefuhrt waren Waren sie geschlossen waren die Raume abgetrennt wurde eine Tur geoffnet ergab sich ein Durchgang wurden alle Turen geoffnet waren die Raume verbunden Es gab auch Werkstatten und Magazine bis zu 400 teilweise mannshohe Pithoi voll Wein Olivenol Getreide oder Honig mit einem Fassungsvermogen von etwa 78 000 Litern nbsp Thronsaal von KnossosDas Herzstuck des Palastes ist der sogenannte Thronsaal der aufgrund eines dort gefundenen Alabasterthrons so genannt wurde An den Seitenwanden des Vorraums sind steinerne Banke aufgestellt Eine kostbare Porphyrschale steht im Zentrum des Vorraums Sie diente wahrscheinlich rituellen Waschungen Andere Interpretationen deuten dies als Aquarium Am nordwestlichen Rand der Palastanlage befindet sich eine im rechten Winkel aufeinanderstossende Treppenanlage wie sie auch in Phaistos zu finden ist Sie schliesst einen von Westen herankommenden Prozessionsweg ab und wird als Theater fur etwa 500 Menschen gedeutet Infrastruktur BearbeitenNach Ansicht von Archaologen hatte die Stadt im 16 Jahrhundert v Chr zwischen 10 000 und 100 000 Einwohner Ausgegraben wurden Wohnraume mit Warmwasserheizung Badezimmer mit Sitzbadewannen und Klosetts mit Wasserspulung Der Regen wurde auf dem Palastgelande durch sorgfaltig verlegte konisch geformte Rohren aus Terrakotta und abgedeckelte steinerne Rinnen aufgefangen die Zisternen waren vergleichsweise klein Der nahegelegene Bach Kairatos heute Katsambas von dem einige Archaologen annahmen er sei mit grossen Booten schiffbar gewesen kommt als Trinkwasserversorgung ebenfalls in Frage Auf dem Palastgelande hat man nur wenige Brunnen gefunden Kairatos soll nach Strabon Geographika 10 4 8 16 neben der Benennung des Baches ein Alternativname fur die Stadt Knossos gewesen sein 17 An der Mundung des Baches am heutigen Hafen von Iraklio befand sich der Hafen von Knossos Ein weiterer Hafen der Stadt soll das ostliche Amnisos gewesen sein Fresken Bearbeiten nbsp Die Pariserin Wandmalerei aus Knossos ca 1500 v Chr Zu den aufregendsten Entdeckungen von Arthur Evans zahlen die farbigen Fresken Die Damenkleidung bevorzugte Puffarmel schlanke Taillen und schmale Rocke Die blaue Farbe der Kleidung weist auf Seehandel mit den Phoniziern hin Die Fresken stellen Sportwettbewerbe wahrscheinlich ritueller Bedeutung dar in denen Junglinge und Madchen akrobatisch den Stiersprung ausuben Mythos BearbeitenNach dem von Homer etwa 700 Jahre nach der Zerstorung von Knossos uberlieferten Mythos herrschte im 16 Jahrhundert v Chr der erstgeborene Sohn des Zeus und der Europa der sagenhafte Konig Minos uber Knossos Minos war Gemahl der Pasiphae und Vater von Ariadne und Androgeos Der Gott Poseidon schenkte Minos einen herrlichen weissen Stier den er Zeus opfern sollte Doch Minos gefiel der Stier so gut dass er ihn zu seiner Herde treiben und an seiner Stelle einen anderen Stier opfern liess Zur Strafe fur dieses Vergehen entfachte Zeus in Pasiphae eine Begierde nach dem Tier Pasiphae liess sich vom koniglichen Baumeister Daidalos eine hohle Holzkuh anfertigen die mit Kuhhaut uberzogen war Daidalos brachte die holzerne Kuh zur Herde woraufhin die darin versteckte Pasiphae mit dem gottlichen Stier den Stiermenschen Minotauros ein menschenfressendes Ungeheuer zeugte und gebar Konig Minos liess dieses Ungeheuer mit menschlichem Leib und Stierkopf nicht toten sondern beauftragte Daidalos mit dem Bau eines sicheren Verstecks des sagenhaften Labyrinths Den Tod seines Sohns Androgeos bei einem sportlichen Wettkampf in Attika nahm Konig Minos zum Anlass die Athener jedes neunte Jahr zu einem Tribut von sieben Junglingen und sieben Jungfrauen zu zwingen die dem Minotauros geopfert wurden Prinz Theseus verfugte sich freiwillig unter die Geiseln um den Minotauros zu toten Als er nach seiner Ankunft auf Kreta Minos Tochter Ariadne kennenlernte verliebten sich beide ineinander Theseus vertraute ihr seine Absicht an und sie versprach ihm ihre Hilfe falls er sie heiraten und nach Athen mitnehmen wurde Als er einwilligte schenkte sie ihm das magische Wollknauel des Daidalos mit dem er aus dem Labyrinth jederzeit wieder herausfand Theseus gelang es mit Hilfe der Gotter den Minotauros zu erlegen den er dem Poseidon opferte zusammen mit Ariadne und seinen Mitgeiseln floh er daraufhin von den Gottern unterstutzt nach Naxos Deutungen BearbeitenDie Minoer hatten vielleicht eine matriarchale Kultur und beteten moglicherweise eine Erd Vegetations und Fruchtbarkeitsgottin an Der Mythos des Konigs Minos symbolisiert fur manche Forscher den Ubergang dieser Kultur zu der patriarchalen Kultur der viehzuchtenden Nomaden nbsp Olgemalde der Ruinen des Palastes des Minos von N Lambrinides im Jahr 1930 aus den Arbeiten von Arthur Evans zu Ausgrabungen in Knossos auf Kreta Originale im Ashmolean MuseumDer Stier nimmt in der minoischen Religion eine Sonderstellung ein Anfangs wurde er vielleicht als heiliges Tier verehrt doch seine Unberechenbarkeit machte ihn zu einem feindlichen Damon und damit zum Opfertier Die minoischen Stierspiele bei denen Junglinge und Madchen kultisch uber einen Stier springen und ihn damit uberwinden konnten in dieser Auffassung wurzeln nbsp Pithoi in Knossos im Hintergrund stilisierte StierhornerDas uberdimensionale Kulthorn das sich wahrscheinlich als Kultsymbol oft an den Begrenzungen von Treppen und Terrassen des Palastes findet ist einem Stierhorn nachempfunden Wie die Prozessionsfresken in Knossos belegen wurde die minoische Kultur von Agypten beeinflusst Dort wurde der Sonnengott Re auf dem Rucken einer Himmelskuh in den Himmel gebracht In den Pyramidentexten des Alten Reichs ist die Kuh belegt sie wird mit den Gottinnen Hathor und Neith identifiziert Die verwinkelte Anlage des Palastes war vermutlich der Ursprung der Legende vom Labyrinth von griechisch Labrys Doppelaxt oder Lehnwort aus dem Altagyptischen mit der Bedeutung Palast am See nach dem moglichen Vorbild des Labyrinths von Hawara 18 in dem Theseus den Minotaurus totete Die Doppelaxt ist ein auf den Palastwanden wiederkehrendes Motiv und konnte moglicherweise bedeuten dass der Palast ursprunglich als Haus der Doppelaxt bezeichnet wurde Erst vor einigen Jahren wurden in Knossos mogliche Beweise fur Menschenopfer gefunden Auf dem Gelande hinter dem Stratigraphischen Museum entdeckte man Kinderknochen mit Schnittspuren Manche Forscher nehmen an dass der Minotauros der griechischen Sage der oberste Priester als Reprasentant der kretischen Stiergottheit war Der Sieg des Theseus konnte den Sieg der vom Festland nach Kreta einsickernden Achaer uber die Minoer und ihr angebliches Matriarchat symbolisieren Forschungsgeschichte BearbeitenDem wohlhabenden kretischen Kaufmann Juristen und Hobby Archaologen Minos Kalokairinos gelang 1878 die Entdeckung Knossos Er legte zwei Magazinraume mit Pithoi und Kultgegenstanden frei Der Mecklenburger Kaufmann und Troja Entdecker Heinrich Schliemann der den Palast von Konig Minos in der Nahe von Iraklio vermutete besuchte 1886 gemeinsam mit dem Archaologen Wilhelm Dorpfeld das Terrain von Knossos Dorpfeld bemuhte sich um die Genehmigung zu einer grossangelegten archaologischen Grabung durch das Deutsche Archaologische Institut dessen Direktor er wenig spater in Athen wurde Doch der turkische Eigentumer des Grundstucks verlangte einen den Deutschen zu hohen Kaufpreis von 100 000 Goldfranken Nach einem Herunterhandeln auf 40 000 Franken kam es zu Unstimmigkeiten beim Abstecken des Grundstucks weshalb Schliemann den Kauf des Grundstucks von Knossos zugunsten einer weiteren Grabungskampagne in Troja verschob vor dem erstrebten Erwerb des Grundstucks jedoch 1890 verstarb 19 nbsp Der Thronsaal von Knossos zur Zeit der Ausgrabungen 1900 1894 gelangte der englische Museumsdirektor Ethnologe und Zeitungskorrespondent Arthur Evans auf der Suche nach vorgriechischen Schriftzeugnissen erstmals nach Kreta Schliesslich begeisterte er sich fur die neu entdeckte vorgriechische minoische Kultur am Kefala Hugel Infolge des griechischen Befreiungskampfes gegen die osmanische Regierung konnte er die Flache durch Vermittlung des britenfreundlichen Hochkommissars erst 1900 kaufen Am 23 Marz 1900 begann Evans in Knossos mit systematischen Ausgrabungen 20 die bis 1914 andauerten Nahezu gleichzeitig wurde in Phaistos Kato Zakros Palekastro Gournia Lato und der Zeus Hohle Psichro mit Ausgrabungen begonnen Arthur Evans verfugte uber genugend Geld um sich seinen Lebenstraum der Ausgrabung Knossos zu erfullen Finanziell beteiligte sich die neu gegrundete Cretan Exploration Fund Stiftung Unterstutzt durch Duncan Mackenzie der sich durch die Ausgrabungen auf der Insel Melos empfohlen hatte und Mr Fyfe den Architekten der Britischen Schule von Athen beschaftigte Evans anfangs 30 Arbeiter mit den Ausgrabungen Doch schnell wuchs deren Zahl auf 200 mit deren Hilfe er in drei Jahren 20 000 m des Palasts freilegte Da ihn die Uberbauungen der mykenischen Zeit nicht weiter interessierten wurden diese ohne Dokumentation abgetragen nbsp Rekonstruiertes Doppelgeschoss nbsp Holz Replik des Alabasterthrons Evans eigenwillige Benennung von Raumen wie dem Thronsaal dem Badezimmer der Konigin der Karawanserei dem Zollhaus und anderen trug ihm viel Kritik der Archaologen ein Hierin sehen viele Archaologen die Suggestion einer Befundsicherheit die keineswegs existiert Seine kuhnen Rekonstruktionen sind hochst umstritten da sie diese individuellen Interpretationen zementieren und weitere Forschung am Objekt in situ praktisch unmoglich machen In seinem Bemuhen die freigelegten und dadurch der schnellen Verwitterung zuganglichen Raume und Artefakte vor dem Verfall zu konservieren und dem Betrachter eine Vorstellung des denkbaren Aussehens des ehemaligen Palasts zu geben experimentierte er zunachst mit aus England und Skandinavien eingefuhrtem Holz Als dieses nicht die erhoffte Langlebigkeit aufwies setzte er den damals modernsten und langlebigsten Baustoff ein Beton Doch dieser ist viel schwerer als antike Gips und Holzkonstruktionen und bedarf nach knapp hundert Jahren angesichts Tausender Touristen pro Tag laufender Restaurierung Andererseits muss man Evans als Kind seiner Zeit ansehen in der antike Ruinen im Geiste des Philhellenismus wiederhergestellt wurden Auch die Wirkungen von Emile Gillieron der gemeinsam mit seinem Sohn Emile 1885 1939 eine wichtige Rolle bei der Wiederherstellung und dabei kunstlerisch sehr frei 21 von Fresken und anderer Funden in Knossos fur Arthur Evans arbeitete sind moglicherweise als Falschungen zu betrachten 22 Ausgrabungen von J D Evans in den 1960er Jahren legten Schichten des Neolithikums und des akeramischen Neolithikums frei 23 24 25 26 27 die zu den fruhesten neolithischen Funden in Griechenland zahlen 28 Seit 2005 fuhrt Todd Whitelaw vom University College London Begehungen im Umfeld von Knossos durch die die Besiedlungsgeschichte des Ortes erhellen sollen 29 30 Alternative Deutungen Bearbeiten nbsp Rekonstruierte Wandmalerei in KnossosAufgrund des weichen Bau Steins kamen dem deutschen Geologen Hans Georg Wunderlich 1970 bei seinem Besuch von Knossos Zweifel an der herkommlichen Deutung der Palastanlage Zwei Jahre spater trug er seine Interpretation in dem Buch Wohin der Stier Europa trug vor in deren Mittelpunkt die These steht die minoischen Palaste Kretas seien keine geistig kulturellen oder politischen Zentren gewesen sondern Nekropolen zur Bestattung der Toten Das Fehlen einer Befestigungsmauer trotz der exponierten Lage deutete Wunderlich als Friedhofsruhe wahrend die Schulauffassung dies als Friedfertigkeit der Epoche und die Wirksamkeit einer starken Flotte interpretiert Brunnen Wasserleitungen Zisternen und Abflusskanale wurden von Wunderlich im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Toten auf die Einbalsamierung gedeutet Badewannen wurden zu Sargen Pithoi zu Grabstatten und die bunten Kannen mit langgezogenen Giessoffnungen zu Hilfsmitteln bei der Einbalsamierung der Toten Die Lichtschachte des Palastes fasste er als Be und Entluftungsschachte der Nekropole auf Bis zu seinem Tod 1974 beherrschten Wunderlichs Thesen zeitweilig viele Diskussionen Der Archaologe und Hohlenforscher Paul Faure halt statt Knossos eine weitverzweigte Hohle bei Skontino dreieinhalb Stunden von Knossos entfernt fur das Labyrinth Literatur BearbeitenArthur Evans The Palace of Minos a comparative account of the successive stages of the early Cretan civilization as illustred by the discoveries at Knossos London Digitalisat sechs Bande 1921 1935 Hans Georg Wunderlich Wohin der Stier Europa trug Rowohlt Hamburg 1972 ISBN 3 499 17198 8 umstrittene Deutung des Palastes als Totenstadt Erik Hallager The Mycenaean Palace of Knossos Medelhavsmuseet Stockholm 1977 ISBN 91 7192 367 5 Heinz Geiss Reise in das alte Knossos Prisma Verlag Zenner und Gurchott Leipzig 1981 Heinz Eberhard Giesecke Wie sah Knossos wirklich aus In Talanta Proceedings of the Dutch Archaeological and Historical Society Band 16 17 1984 85 ISSN 0165 2486 S 7 52 Digitalisat PDF 3 3 MB abgerufen am 20 Oktober 2017 Robin Hagg Nanno Marinatos Hrsg The Function of the Minoan Palaces Proceedings of the international symposium at the Swedish Institute in Athens 10 16 Juni 1984 Skrifter Bd 35 Astroms Forlag Stockholm 1987 ISBN 91 85086 94 0 Costis Davaras Knossos und das Museum von Herakleion Athen 1986 J Wilson Myers Eleanor Emlen Myers Gerald Cadogan Hrsg The Aerial Atlas of Ancient Crete Thames and Hudson London 1992 ISBN 0 500 05066 X Rainer Vollkommer Neue Sternstunden der Archaologie Beck sche Reihe Nr 1727 C H Beck Munchen 2006 ISBN 978 3 406 55058 4 John G Younger Paul Rehak The Material Culture of Neopalatial Crete In Cynthia W Shelmerdine Hrsg The Cambridge Companion to the Aegean Bronze Age Cambridge 2008 S 140 164 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Knossos Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Knossos Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Offizielle Seite des griechischen Ministerium fur Bildung engl Knossos Der Hauptpalast des minoischen Kreta In antikefan de Der minoische Palast in Knossos In explorecrete comEinzelnachweise Bearbeiten Fritz Gschnitzer Fruhes Griechentum Historische und sprachwissenschaftliche Beitrage In Kleine Schriften zum griechischen und romischen Altertum Band 1 Franz Steiner Verlag Stuttgart 2001 ISBN 3 515 07805 3 S 5 books google de Katerina Douka et al Dating Knossos and the arrival of the earlisest Neolithic in the southern Aegean In Antiquity Volume 91 No 356 April 2017 S 304 321 317 Carl Knappelt Ray Rivers Tim Evans The Theran eruption and Minoan palatian collaps new interpretations gained from modelling the maritime network In Antiquity 85 329 S 1008 1023 Pausanias Beschreibung Griechenlands 7 4 11 Pindar Olympische Oden 12 19 Diodor Bibliothḗke historikḗ 16 62 Diodor Bibliothḗke historikḗ 20 88 9 Polybios Historiai 4 53 ff Titus Livius Ab urbe condita 37 60 2 ff nach Polybios Polybios Historiai 22 19 Polybios Historiai 31 1 Diodor Bibliothḗke historikḗ 33 10 Strabon Geographika 10 4 10 p 477 Appian Sikelike 6 Livius Ab urbe condita periocha 99 Cassius Dio Romische Geschichte 49 14 5 Strabon Geographika 10 4 9 p 477 Keith Branigan Knossos Temenos Crete In Richard Stillwell u a Hrsg The Princeton Encyclopedia of Classical Sites Princeton University Press Princeton NJ 1976 ISBN 0 691 03542 3 englisch perseus tufts edu Strabon Geographika 10 4 8 Perseus Project abgerufen am 5 November 2015 Ivana Petrovic Von den Toren des Hades zu den Hallen des Olymp Artemiskult bei Theokrit und Kallimachos Brill Leiden Boston 2007 ISBN 978 90 04 15154 3 Die amnisischen Nymphen bei Apollonios Rhodios S 261 books google de abgerufen am 5 November 2015 Digitalisat Hans Georg Wunderlich Wohin der Stier Europa trug Anaconda Verlag GmbH Koln 2007 S 288 und andere Gunther Kehnscherper Kreta Mykene Santorin 6 Auflage Urania Leipzig Jena Berlin 1986 Wissenschaft des Spatens S 15 William H Stiebing Uncovering The Past A History of Archaeology Oxford University Press New York 1994 ISBN 0 19 508921 9 S 135 Kenneth D S Lapatin Snake Goddesses Fake Goddesses How forgers on Crete met the demand for Minoan antiquities In Archaeology A publication of the Archaeological Institute of America Band 54 Nr 1 Januar Februar 2001 Abstract Kenneth D S Lapatin konnte anhand von Ergebnissen einer 14C Datierung Radiokarbonmethode fur die Schlangengottin im Museum of Fine Arts Boston und weitere eine moderne Herstellung aus mittelalterlichem Elfenbein nachweisen siehe auch Kenneth D S Lapatin Snake Goddesses Fake Goddesses How Forgers on Crete Met the Demand for Minoan Antiquities In Archaeology Band 54 Nr 1 2001 S 333 336 Abstract Kenneth D S Lapatin Mysteries of the Snake Goddess Art Desire and the Forging of History Houghton Mifflin Boston 2002 ISBN 0 618 14475 7 Judith Weingarden Review zu Kenneth D S Lapatin Mysteries of the Snake Goddess Art Desire and the Forging of History In American Journal of Archaeology Band 108 Nr 3 2004 S 459 460 academia edu N Efstratiou A Karetsou E S Banou D Margomenou The Neolithic Settlement of Knossos New Light on an Old Picture In G Cadogan E Hatzaki A Vasilakis Hrsg Knossos Palace City State British School at Athens Studies 12 London 2004 S 39 49 J D Evans Excavations in the Neolithic Settlement of Knossos 1957 60 Part I In The annual of the British School at Athens Band 59 1964 S 132 240 J D Evans u a Knossos Neolithic Part II In The annual of the British School at Athens Band 63 1968 S 239 276 J D Evans Neolithic Knossos the Growth of a Settlement In Proceedings of the Prehistoric Society Band 37 Nr 2 1971 S 95 117 J D Evans The Early Millennia Continuity and Change in a Farming Settlement In D Evely H Hughes Brock N Momigliano Hrsg Knossos A Labyrinth of History Oxford 1994 S 1 20 C Perles The early Neolithic in Greece The first farming communities in Europe Cambridge 2001 Todd Whitelaw J Bennet E Grammatikaki A Vasilakis The Knossos Urban Landscape Project 2005 Preliminary results In Pasiphae Rivista di Filologia e Antichita Egee Band 1 2008 S 103 109 T Whitelaw M Bredaki A Vasilakis The Knossos urban landscape project investigating the long term dynamics of an urban landscape In Archaeology International Band 10 2007 ISSN 1463 1725 S 28 31 ai journal com 35 297888888889 25 163166666667 Koordinaten 35 18 N 25 10 O Normdaten Geografikum GND 4031362 1 lobid OGND AKS LCCN sh85072723 VIAF 312586982 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Knossos amp oldid 237609142