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Die Belagerung von Rhodos war eine von 305 bis 304 v Chr andauernde militarische Auseinandersetzung auf der Insel Rhodos Belagerung von Rhodos 305 304 v Chr Teil von DiadochenkriegeDatum Sommer 305 bis Sommer 304 v Chr Ort RhodosAusgang Belagerung abgebrochenFolgen Kompromissfrieden zwischen den Antigoniden und RhodosKonfliktparteienAntigoniden RhodosUnterstutzer PtolemaiosKassanderLysimachosKnossosBefehlshaberDemetrios Poliorketes Truppenstarkenach Diodor 40 000 Mann200 Kriegsschiffe170 Transportschiffe nach Diodor 6 000 Rhodier1 000 Auswartige2 000 ptolemaische Krieger150 Krieger aus KnossosVerlusteunbekannt unbekanntSchlachten der Diadochenkriege Erster Diadochenkrieg 321 320 v Chr HellespontZwischenzeit 320 319 v Chr Orkynia Kretopolis NoraZweiter Diadochenkrieg 319 316 v Chr Megalopolis Byzantion Kopratas Paraitakene GabieneDritter Diadochenkrieg 315 311 v Chr Tyros GazaBabylonischer Krieg 311 309 v Chr Vierter Diadochenkrieg 309 301 v Chr Salamis Rhodos IpsosFunfter Diadochenkrieg 288 286 v Chr Sechster Diadochenkrieg 282 281 v Chr Kurupedion Als Konfrontation im vierten Diadochenkrieg gehort die Belagerung zu den historischen Ereignissen im Zeitalter der Diadochen das auf den Tod Alexanders des Grossen 323 v Chr folgte Die weit unterlegenen Rhodier verteidigten ihre Stadt gegen einen Angriff des Demetrios Poliorketes der Stadtebelagerer Das Ausbleiben ihrer Ersturmung trotz der Durchbrechung ihrer drei Mauern nahmen sie zum Anlass den Koloss von Rhodos zu errichten eines der sieben Weltwunder Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Rhodos und die Diadochen 3 Rhodos im Konflikt mit Antigonos 4 Kriegsausbruch und diplomatisches Ringen 5 Die Belagerung 5 1 Beginn 5 2 Phase I Kampf um den Hafen 5 3 Kampfpause Maschinenbau 5 4 Phase II Sturm auf die Mauern 5 5 Phase III Durchbruch 5 6 Abbruch 6 Kompromiss und Folgen 7 Der Koloss von Rhodos 8 Quellen 9 Literatur 10 FussnotenHintergrund BearbeitenSeit dem Tod Alexanders im Jahr 323 v Chr befanden sich dessen Generale Nachfolger Diadochen genannt in einem unablassigen Kampf um die Vorherrschaft in dessen Weltreich Die makedonische Konigsdynastie war in sich zerstritten die Konige Philipp III Arrhidaios und Alexander IV Aigos waren geistig behindert oder unmundig und deshalb regierungsunfahig In diesen von mannigfaltigen Koalitionen gepragten Kriegen die nur von kurzen Friedensphasen unterbrochen wurden stritten in ihrer Fruhphase die Anhanger eines auf Einheit und Erhalt bedachten Alexanderreichs gegen die Vertreter partikularistischer Interessen welche das Reich zu ihren Gunsten aufzuteilen beabsichtigten Nach drei Diadochenkriegen hatten sich bis zum Jahr 311 v Chr funf Diadochen eigene Herrschaftsgebiete im Raum des Alexanderreichs eingerichtet die sie nach der Ausrottung der alten Konigsfamilie faktisch als selbststandige Herrscher regierten Dies waren Kassander in Makedonien Ptolemaios in Agypten Lysimachos in Thrakien Seleukos in Mesopotamien und schliesslich Antigonos Monophthalmos der die Regionen Kleinasien Syrien und Palastina beherrschte Unter den Diadochen ragte Antigonos heraus weil er der einzig Verbliebene war welcher einen Erhalt des Alexanderreichs anstrebte unter seiner eigenen Konigsherrschaft Im dritten Diadochenkrieg hatte Antigonos versucht seinen Anspruch gegen die ubrigen Diadochen durchzusetzen scheiterte aber nach langwierigen ergebnislosen Kampfen weshalb sich die Kriegsparteien im sogenannten Diadochenfrieden 311 v Chr auf eine allgemeine Waffenruhe einigten Der Frieden erwies sich allerdings als wenig standfest als vor allem Ptolemaios ab dem Jahr 309 v Chr im Agaisraum aktiv wurde und mehrere Kustenstadte Kleinasiens die zu Antigonos gehorten angriff Die Folge war der Ausbruch des vierten Diadochenkrieges der in den Konstellationen des dritten gefuhrt wurde also Antigonos gegen alle anderen Diadochen Rhodos und die Diadochen BearbeitenRhodos stand ursprunglich unter dem Einfluss des persischen Grossreichs der Achameniden und war deren Statthalter Satrapen von Karien tributpflichtig Zu Beginn des Alexanderzugs 334 v Chr standen Stadt und Insel folglich auf der Seite des persischen Grosskonigs Nachdem sich aber nach der Schlacht bei Issos 332 v Chr eine dauerhafte Herrschaft Alexanders uber Kleinasien abzeichnete sandte die Stadt zehn Kriegsschiffe zur Belagerung von Tyros als Zeichen der Unterwerfung die Alexander bereitwillig annahm Die Stadt musste eine makedonische Garnison aufnehmen was faktisch einem Verzicht auf Unabhangigkeit und damit die Selbstbestimmung uber eigene Handelseinkunfte bedeutete 1 Auf die Nachricht vom Tod Alexanders 323 v Chr wurde die Besatzung sogleich vertrieben und somit die faktische Unabhangigkeit von Rhodos begrundet Zugleich war man darauf bedacht sich nicht in den lamischen Krieg gegen Makedonien hineinziehen zu lassen trotz Bundnisangebote seitens Athens womit die Rhodier sich mit dem Sieger Antipatros in ein gutes Einvernehmen stellen und zugleich ihre Unabhangigkeit bewahren konnten Diodor beschrieb Rhodos als die am besten regierte Stadt der griechischen Poleiswelt zu jener Zeit die durch freundschaftliche Beziehungen zu allen Herrschern und einem starken maritimen Engagement besonders in der Piratenbekampfung zu einem hohen Grad an wirtschaftlichem Wohlstand gelangte Besondere Sympathien hatten die Rhodier dabei wegen des lukrativen Handels zum Herrscher von Agypten Ptolemaios gehegt 2 Tatsachlich fuhrte die Stadt seit ihrer Unabhangigkeit eine Politik des standigen Lavierens innerhalb der Machtkampfe der Diadochen Vor allem war man dabei bedacht stets in einem guten Einvernehmen mit dem jeweiligen Herrscher der Provinz Karien zu stehen dem kleinasiatischen Hinterland rhodische Peraia und zugleich das Sprungbrett auf die Insel Nach dem ersten Diadochenkrieg war man folglich mit dem Satrapen Asandros gegen die Fraktion der Perdikkaner verbundet und wehrte im Spatjahr 320 v Chr einen Landungsversuch des Admirals Attalos ab der ein Schwager des getoteten Regenten Perdikkas war 3 Zwar gelang den Perdikkanern der Durchzug durch Karien in der Schlacht von Kretopolis 319 v Chr wurden sie von Antigonos Monophthalmos aber vernichtend geschlagen Dieser avancierte fur das folgende Jahrzehnt zur zentralen Bezugsperson fur die rhodische Aussen und Wirtschaftspolitik Zu Beginn des dritten Diadochenkriegs wurde Asandros durch Antigonos beseitigt der somit Karien wie auch ganz Kleinasien seiner direkten Herrschaft unterwarf Er schickte sogleich Abgesandte zu den Agaisinseln und auf den Peloponnes um Alliierte fur den Kampf gegen seine Feinde zu werben darunter auch nach Rhodos 4 Fur den folgenden Krieg muss Rhodos faktisch als verbundet mit Antigonos betrachtet werden auch wenn es stets darauf bedacht war sich nicht direkt an den Kampfhandlungen zu beteiligen Aber in seinen Werften liess Antigonos einen grossen Teil seiner Flotte bestellen die seit 313 v Chr in der Agais operierte und deren Inseln zum Nesiotenbund zusammenschloss als deren Hegemon Antigonos nun auch die Herrschaft in der Agais ubernahm Rhodos selbst war nicht Mitglied dieses Bundes aber mit der zunehmenden geostrategischen Macht des Antigonos erhohte sich auch seine Abhangigkeit von ihm Einzig das ptolemaische Agypten konnte noch als Alternativmacht gelten besonders nachdem es 313 v Chr die Herrschaft auf Zypern ubernommen hatte Aber einstweilen musste man auf die antigonidischen Interessen Rucksicht nehmen was 312 v Chr in einen formlichen Bundnisvertrag symmachia mundete indem sich Rhodos mit zehn voll ausgerusteten Schiffen zur Beteiligung am Zug zur Befreiung der Griechen des Antigonos Neffen Ptolemaios verpflichtete 5 Der Krieg endete bereits 311 v Chr im Diadochenfrieden indem sich die Kriegsparteien in ihren Machtstellungen anerkannten Rhodos im Konflikt mit Antigonos BearbeitenWeiter reichende Bestimmungen des Vertrags von 312 v Chr sind nicht uberliefert allerdings ist es nicht unwahrscheinlich dass Antigonos die Waffenhilfe der Rhodier fur den Griechenlandfeldzug nicht als eine einmalige Gefalligkeit sondern als allgemeine Verpflichtung zur Waffenhilfe ihm gegenuber betrachtete Rhodos seinerseits durfte mit dem Diadochenfrieden den militarischen Pakt mit Antigonos als erfullt und beendet angesehen haben andernfalls waren die folgenden Konflikte mit Antigonos kaum zu erklaren In den Jahren 310 309 v Chr zeigte Ptolemaios von Agypten mit seiner Flotte Prasenz in der Agais suchte dort eigene Positionen zu gewinnen was freilich nur auf Kosten von Antigonos zu bewerkstelligen war In dieser Zeit lief der gleichnamige Antigonos Neffe mit seiner gesamten Flotten und Heeresmacht zu ihm uber worauf die antigonidische Position in Griechenland zusammenbrach Als Ptolemaios dann auch noch einige Angriffe auf kleinasiatische Kustenstadte fuhrte war der vierte Diadochenkrieg im Gang Durch die Entsendung seines Sohnes Demetrios Poliorketes im Jahr 307 v Chr konnte Antigonos seinen alten Besitzstand in Griechenland wiedergewinnen und daruber hinaus vermehren besonders durch den Einzug seines Sohnes in Athen Im Fruhjahr 306 v Chr gab er Demetrios schliesslich den Befehl mit ganzer Flottenmacht gegen Ptolemaios zu ziehen mit Zypern als erstem Angriffsziel Von Karien kommend legte Demetrios mit seiner Flotte im Hafen der Rhodier an um ihre materielle und personelle Unterstutzung einzuholen Die aber lehnten jede Beteiligung am Feldzug ab und begrundeten dies mit ihrer allgemein neutralen Haltung zu der sie durch ihre Vertrage mit den Diadochen verpflichtet waren Unverrichteter Dinge setzte Demetrios seine Fahrt fort und noch wahrend er die Schlacht von Salamis schlug entsandte Antigonos eine Delegation welche die Rhodier erneut zur Waffenhilfe gegen Ptolemaios aufforderte die aber ebenso zuruckgewiesen wurde 6 Die Beweggrunde fur diese Verweigerungshaltung gehen aus den historischen Uberlieferungen nicht eindeutig hervor Mit den Vertragen auf die sich die Rhodier beriefen war vermutlich der Diadochenfrieden gemeint der eine Autonomie der griechischen Stadte beinhaltete und der von allen Vertragspartnern und Poleis als umfassende Friedensordnung aufgefasst wurde Bis in die moderne Forschung hinein wurde ausserdem eine okonomische Abhangigkeit zu Agypten als ausschlaggebend fur die rhodischen Motive angegeben die allerdings quellenmassig nicht zu untermauern ist Tatsachlich pflegte Rhodos auch ausgezeichnete Handelsbeziehungen zu den Hafen der syrischen und kleinasiatischen Kuste und naturlich zu den griechischen Stadten Gebiete also die von den Antigoniden beherrscht wurden 7 Der Inselstaat befand sich in der ausserordentlich komfortablen Position eines Hauptumschlagplatz des Warenverkehrs zwischen Orient und Okzident wobei es gegenuber Agypten sogar eine Monopolstellung einnahm und daher gerade fur Ptolemaios faktisch alternativlos fur seine eigene okonomische Potenz war Von dieser Seite aus hatte man also keine ernstzunehmende Bedrohung zu erwarten trotz der politischen Nahe zu Antigonos Und gegenuber diesen mochte der Inselstaat sich ein Beispiel an Byzantion genommen haben das sich im dritten Diadochenkrieg ebenfalls standhaft geweigert hatte seine Neutralitat ihm zugunsten aufzugeben ohne dass daraus irgendwelche Nachteile erwachsen waren 8 Wer in Agypten also regierte konnte vom wirtschaftlichen Standpunkt aus fur Rhodos egal sein nur ein Sieg des Antigonos und die damit verbundene Bildung eines asiatischen Grossreichs ahnlich dem persisch achamenidischen hatte unweigerlich in die politische Abhangigkeit zu ihm gefuhrt was letztlich ausschlaggebend fur die Verweigerungshaltung gewesen sein durfte 9 Die Hoffnung trotzdem einer Strafexpedition entgehen zu konnen wie zuvor Byzantion stellte sich allerdings als Fehlkalkulation heraus Kriegsausbruch und diplomatisches Ringen BearbeitenNach der siegreichen Schlacht von Salamis gingen Antigonos und Demetrios daran Agypten in einer kombinierten Land und Seeoperation zu erobern Zu deren Vorbereitung beorderte Antigonos eine kleinere Flotte nach Rhodos um den Schiffsverkehr zwischen der Insel und Agypten zu blockieren zweifelsohne um damit zuerst Ptolemaios zu schaden aber auch um seine Macht gegenuber Rhodos zu demonstrieren Die Rhodier aber schlugen diese Flotte in einem kurzen Gefecht zuruck was Antigonos als ungerechtfertigte Kriegserklarung und als eigentlichen Beginn seiner Feindschaft zu Rhodos auffasste Trotz alledem wurden die auftretenden Differenzen zueinander noch nicht als unuberbruckbar betrachtet Wohl nach dem Scheitern des Agyptenfeldzuges im Herbst 306 v Chr entsandte Antigonos eine weitere Delegation auf die Insel um erneut deren Waffenhilfe einzufordern was wohl im Rahmen der Vorbereitung eines erneuten Feldzuges gegen Ptolemaios fur das kommende Jahr geschah Zwar begluckwunschten die Rhodier Antigonos zu seiner Konigserhebung und man ehrte ihn und seinen Sohn durch die Aufstellung zweier Statuen aber die Aufforderung wurde erneut zuruckgewiesen 10 Diese abermalige Bruskierung nahm Antigonos zum Anlass einer Strafexpedition ob er dabei eine langwierige Auseinandersetzung im Sinn gehabt hatte ist zu bezweifeln da er der Bekampfung des ihm gefahrlicheren Ptolemaios sicher eine wesentlich hohere Prioritat eingeraumt haben durfte Im Sommer 305 v Chr erreichte Demetrios von Syrien aus kommend mit einer Flotte aus 200 Kriegs und 170 Transportschiffen einschliesslich 40 000 Soldaten sowie Belagerungsmaschinen den karischen Hafenort Loryma 11 Noch immer versuchte man eine gewaltsame Konfrontation zu vermeiden und die militarische Demonstration verfehlte dieses Mal ihre Wirkung nicht Durch eine an Demetrios gerichtete Gesandtschaft signalisierten die Rhodier nun doch ihre Bereitschaft zur Waffenhilfe fur seinen Vater gegen Ptolemaios Demetrios aber gab sich damit nun nicht zufrieden und verlangte zusatzlich die Stellung von 100 Geiseln aus vornehmen Familien sowie die Aufnahme seiner Flotte in rhodischen Hafen 12 Inwieweit diese Zusatzbedingungen in vorheriger Absprache zwischen Vater und Sohn aufgestellt wurden ist unklar Rhodos aber wies sie umgehend zuruck und Demetrios begann mit der Ubersetzung seiner Truppen auf die Insel Noch in diesem Stadium unternahmen die Rhodier diplomatische Versuche zur Abwendung einer Belagerung aber Demetrios liess ihre Botschaften nun nicht mehr beantworten worauf man schliesslich Hilferufe an die Hofe der anderen Diadochen entsandte 13 Die Belagerung BearbeitenBeginn Bearbeiten nbsp Die Topographie der Insel Rhodos Die Stadt Rhodos liegt an der Nordspitze der Insel mit ihrem Hafen an der Ostkuste Demetrios hatte seine Landestelle und Feldlager vermutlich in der Bucht von Trianda sudwestlich der Stadt aufgeschlagen Demetrios landete mit seiner Flotte in der Nahe der Stadt im Norden der Insel an Neben einem Hafen den er eigens anlegen lassen musste liess er sein Feldlager vor den Stadtmauern ausserhalb der Schussweite der Verteidiger aufschlagen Dazu liess er die Walder roden und die ausserhalb der Mauer gelegenen Gutshofe zerstoren weiterhin sandte er Piraten aus um die Insel wie auch die sie umgebenden Seegebiete zu plundern 14 Die Landestelle und damit der Standort des Hafens wie auch des Feldlagers sind in den Uberlieferungen nicht prazisiert worden wahrscheinlich aber nutzte Demetrios die Bucht von Trianda heute Ialysos sudwestlich der Stadt als Operationsbasis die fur den Ausbau zum Hafen bestens geeignet war Auf der Gegenseite besetzten die Rhodier ihre Mauern mit 6 000 einheimischen und 1 000 kampfwilligen auslandischen Mannern zusatzlich wurden Sklaven aus der Staatskasse freigekauft damit sie sich an der Verteidigung beteiligen konnten Weiterhin wurden Dekrete zur Ehrung der Gefallenen und sozialen Absicherung ihrer Hinterbliebenen erlassen 15 Drei Schiffe wurden sogleich gegen die Piraten ausgesandt von denen mehrere versenkt und gefangen genommen werden konnten Die Kriegsparteien hatten im Vorfeld die Losegeldsatze zum Freikauf der Gefangenen vereinbart eintausend Drachmen fur freie Manner und funfhundert fur Sklaven 16 Phase I Kampf um den Hafen Bearbeiten In der ersten bis zum Einsetzen der Wintermonate 305 v Chr andauernden Phase der Belagerung konzentrierte sich Demetrios hauptsachlich auf den Kampf von der Seeseite aus gegen den Hafen wahrend seine Landstreitkrafte die Stadt vom Rest der Insel abriegelten Wie schon in Griechenland und auf Zypern zuvor liess er dabei seiner Vorliebe fur das Entwerfen und den Bau neuer und grosser Belagerungsmaschinen freien Lauf die in ihren Ausmassen und Durchschlagskraft die vorangegangenen Entwurfe ubertreffen und generell neue Dimensionen im antiken Maschinenbau erreichen sollten Von allen Autoren der Antike berichtete vor allem Plutarch uber die regelrechte Begeisterung des Demetrios an den technischen Neuerungen und Moglichkeiten seiner Zeit die er fordern und mitgestalten wollte 17 Mit dem unerschopflichen Ressourcenreichtum Asiens und dem durch die Verschmelzung griechischen und orientalischen Wissens entstehenden Geisteshorizont besass Demetrios im einsetzenden Hellenismus jene Voraussetzungen fur sein Streben wie sie keinem hellenischen Feldherrn in der voralexandrinischen Zeit je zur Verfugung gestanden haben Zuerst wurden zwei grosse uberdachte Gebaude auf je einem Transportschiff errichtet die den Ballisten und Katapulten als Schutz vor feindlichem Beschuss dienen sollten Beide Schiffe wurden dazu zu einem grossen Schwimmkorper verbunden Weiterhin wurden zwei je vier Etagen hohe Turme gebaut die hoher als die Turme des Hafens waren und die beide auf den Decks von ebenfalls zwei miteinander verbundenen Schiffen aufgestellt werden mussten Vor den Belagerungsschiffen wurde ein Abwehrschirm aus schwimmenden Holzern die mit Eisenspornen versehen wurden die sich in die Rumpfe angreifender Schiffe bohren und Lecks in sie schlagen sollten ausgelegt Die Rhodier versuchten durch eine Erhohung ihrer Hafenmauer die Turme zu neutralisieren aber Demetrios liess ein speziell gepanzertes Schiff mit kretischen Bogenschutzen besetzt vorfahren die mit ihren Pfeilen die Bauarbeiten an der Mauer unterbinden konnten 18 Die Rhodier reagierten ihrerseits mit der Aufstellung von Katapulten und Ballisten auf der Hafenmole die schmale Hafeneinfahrt wurde mit Frachtschiffen blockiert auf denen wiederum Geschutze aufgestellt waren 19 Demetrios erster Angriff auf den Hafen wurde aufgrund eines starken Wellengangs zuruckgedrangt Nachdem er gunstige Wetterbedingungen abgewartet hatte fuhrte er einen Nachtangriff auf den Molenkopf den er erfolgreich mit 400 Mann besetzen und durch Wallarbeiten absichern konnte In den folgenden Tagen liess er hier mehrere Geschutze aufstellen und die Molenmauer und die darauf befindlichen Gerate der Rhodier zerstoren Nachdem deren Widerstand angewachsen war zog er seine Maschinen von der Mole wieder ab Im Gegenzug fuhrten die Rhodier mit Brandbooten einen Angriff auf die Belagerungsschiffe aus die aber von dem Abwehrschirm abgefangen wurden Am folgenden Tag liess Demetrios einen weiteren Angriff auf den Hafen und zugleich erstmals auch einen von der Landseite auf die Stadtmauern ausfuhren um die Verteidiger zu verunsichern 20 Nach acht Tagen des Kampfes hatte Demetrios die Hafenmole sowie einige Befestigungen entlang der Hafenmauer erobert und sie mit Geschutzen besetzt Nach einer weiteren Woche der Instandsetzung seiner beschadigten Geschutze und Schiffe begann er das Feuer auf die im Hafen ankernden rhodischen Schiffe aufzunehmen Von denen nahmen drei umgehend Fahrt auf um die Belagerungsschiffe des Demetrios zu rammen der dabei zwei seiner Maschinen verlor die durch den Aufprall uber Bord sturzten Demetrios aber gelang es seinerseits die drei gegnerischen Schiffe mit den seinigen zu rammen worauf auf den in sich verkeilten Schiffskorpern nun ein Nahkampf Mann gegen Mann gefuhrt wurde den die Krieger des Demetrios schliesslich fur ihre Seite entscheiden konnten 21 Den Verlust seiner Belagerungsschiffe glich Demetrios mit dem Bau neuer aus Als er diese an den Hafen heranbringen liess wurden sie allerdings von einem von Suden hereinbrechenden Sturm uberrascht in dem die Maschinen uber Bord gingen Die Rhodier suchten zugleich den Sturm zu nutzen um einen Gegenangriff auf die Hafenmole zu fuhren Weil Demetrios wegen des Sturms keine Verstarkung heranfuhren konnte waren seine dort positionierten Manner auf sich gestellt und konnten dem Angriff nicht lange standhalten Uber 400 Mann kamen in Gefangenschaft die Mole und damit der Hafen waren wieder unter Kontrolle der Rhodier Die wussten den Erfolg zu nutzen um Unterstutzungstruppen 500 von Ptolemaios aus Agypten und 150 aus Knossos in den Hafen einfahren zu lassen 22 Diese Ereignisse haben sich bis in den Oktober 305 v Chr hineingezogen bis zum Einsetzen der Wintersturme worauf eine Fortsetzung des Kampfes zur See nicht mehr moglich war Damit endete die erste Phase der Belagerung und die Kampfe kamen vorerst zum Erliegen Demetrios war es nur kurzzeitig gelungen die Hafeneinfahrt zu erobern konnte diese aber nicht dauerhaft halten womit den Verteidigern der wichtigste Verbindungs und Nachschubweg zu seinem Nachteil offen blieb Den Gesetzmassigkeiten des antiken Schiffsbaus Rechnung tragend war es fur Demetrios nicht moglich eine dauerhafte Seeblockade gegen den Hafen von Rhodos zu errichten da die hochseeuntuchtigen Schiffe stets und besonders nachts in Ufernahe ankern mussten um dem hohen Wellengang der Wintermonate entgehen zu konnen Vor allem nachts war an eine effektive Storung der Ein und Ausfahrt deshalb nicht zu denken Das Problem wurde durch den vom Hafen zu weitab gelegenen Ankerplatz noch zusatzlich verscharft und sollte spater selbst von den Turken 1480 und 1522 trotz erdruckender Ubermacht zur See nicht behoben werden 23 Kampfpause Maschinenbau Bearbeiten Wie beide Seiten die Wintermonate zur Verbesserung ihrer Lage nutzten ist nicht bekannt da vor allem Diodor dieser Zeit in seinen Aufzeichnungen keine Zeile widmete Wahrscheinlich aber nutzte Demetrios die Zeit um die Belagerung von Land aus vorzubereiten vor allem mit der Konstruktion der Helepolis Stadteeinnehmerin in deren Bau angeblich 30 000 Mann involviert waren was angesichts der insgesamt 40 000 mitgefuhrten Mann letztlich nur in einer langeren Kampfpause zu bewerkstelligen war 24 Der verantwortliche Athener Architekt Epimachos in seinem Gefolge war wahrscheinlich schon fur den Bau der Helepolis von Salamis verantwortlich Nun erbaute er auf einem quadratischen Grundriss einen sich nach oben hin verjungenden Turm mit einer Seitenlange von je 50 Ellen ca 23 m an der Basis und einer Hohe von mehr als 100 Ellen ca 46 m 25 Acht Rader mit einem Durchmesser von 2 Ellen ca 1 m bildeten das Fahrwerk das von Rollen antistrepta unterstutzt wurde die neben der Vor und Ruckwartsbewegung auch ein Manovrieren des Turms zu den Seiten hin ermoglichten An drei Seiten war der Turm mit Metallplatten zum Schutz vor Brandpfeilen und grosseren Geschossen bewehrt Der Turm verjungte sich nach oben wahrend er an seiner Basis 4300 Quadratfuss umfasste mass das oberste Stockwerk 900 26 Auf insgesamt neun Stockwerken die uber zwei Treppenaufgangen erreichbar waren wurden Geschutze aller Art positioniert die ihre Geschosse durch verschliessbare mit Wolle gedammte Offnungen abfeuern konnten Etwa 3 400 Mann waren fur die Bedienung der Geschutze und Manovrierung des Turmes notig 27 Die Helepolis von Rhodos war die grosste Belagerungsmaschine ihrer Art die je erbaut wurde Zwar bauten Demetrios und spater andere Feldherren wie beispielsweise die Romer bei der Belagerung von Jerusalem 70 n Chr weitere Turme dieser Art diese erreichten jedoch nicht mehr die Ausmasse derer von Rhodos Neben der Helepolis liess Demetrios zwei grosse bewegliche Schutzbehausungen fur je einen Rammbock von 120 Ellen Lange bauen die mit Eisenspitzen ahnlich den Rammspornen antiker Kriegsschiffe versehen waren Zu ihrer Bedienung mussten je 1 000 Mann abgestellt werden Dazu wurden noch acht kleinere fahrbare Schutzbehausungen gebaut welche den Mineuren bei ihren Grabungsarbeiten zur Unterminierung der Stadtmauer und zur Einebnung der Ebene vor den Mauern fur die grossen Maschinen Deckung geben sollten 28 Wahrend seiner Bautatigkeit durfte Demetrios auch die Gelegenheit zu seinem Besuch des beruhmten Malers Protogenes gehabt haben der in seiner Werkstatt vor den Mauern der Stadt lebte Seine Verwunderung daruber warum der Kunstler trotz der Kampfe weiterhin an seinen Gemalden arbeite erklarte dieser dass Demetrios mit der Stadt und nicht mit der Kunst im Krieg liege In dieser Zeit entstand mit dem schlafenden Satyr das bekannteste Gemalde des Protogenes auch sollte Demetrios spater das Werk Ialysos welches an der zweiten Stadtmauer angebracht war unter seinen Schutz stellen 29 Auf der Gegenseite suchten die Rhodier mit eigenen Konstruktionen das Krafteverhaltnis auszugleichen Dazu entliessen sie ihren bereits bewahrten Architekten Diognetos zugunsten des Kallias von Arados Der wartete mit einer Konstruktion eines Kranes auf welcher auf der Stadtmauer positioniert werden und von dort feindliche Maschinen greifen und uber die Mauer schwingen sollte Nachdem die Rhodier aber die wachsende Grosse der im Bau befindlichen Helepolis erkannten entliessen sie Kallias umgehend aus ihren Diensten und stellten erneut Diognetos ein der nun nach anderen Wegen zur Ausschaltung der Helepolis suchte 30 Parallel dazu errichteten sie hinter ihrer Mauer eine zweite in der Voraussicht dass die erste Mauer den Maschinen des Demetrios nicht standhalten wurde Neben den Steinen der fur den Bau im Wege stehenden Hauser verwendeten sie daruber hinaus auch jene ihres Theaters und ihrer Tempel 31 Ebenso versuchten sie mit ihren wenigen Schiffen den Nachschub des Demetrios zu storen wobei sie unter anderem eine von Kilikien kommende Quadrireme der Phila der ersten Frau des Demetrios aufbrachten und dabei seine koniglichen Gewander erbeuteten Weiterhin kaperten sie mehrere Schiffe in der Agais und nahmen unter anderem elf namhafte Geschutzkonstrukteure gefangen 32 Von der Zerstorung der Statuen die einst zu Ehren fur Antigonos und Demetrios aufgestellt worden waren sahen die Rhodier trotz der Belagerung nach einer demokratischen Abstimmung ab Zum einen weil sie weiterhin den Einsatz der Antigoniden fur die Befreiung des griechischen Demos von der makedonischen Hegemonie honorierten zum anderen als versohnliches Signal fur den Fall dass sich die Stadt eines Tages doch dem Belagerer ergeben musste 33 Phase II Sturm auf die Mauern Bearbeiten nbsp Skizze des antiken Rhodos aus dem Jahr 1861 Die Angaben zum Standort von Hafen Archandia Bucht und Feldlager des Demetrios E und F gelten als veraltet Im Fruhjahr 304 v Chr flammten die Kampfe wieder auf nachdem die Unterminierung der Mauer durch Verrat eines Uberlaufers an die Rhodier gescheitert war Bei dieser Gelegenheit war Demetrios nur durch Zufall der eigenen Gefangennahme entgangen 34 Einen ersten Angriff seiner Maschinen verschob Demetrios zunachst um einen Vermittlungsversuch einer Gesandtschaft aus Knidos zu ermoglichen die vermutlich auf seine Veranlassung hin tatig wurde Als deren Gesprache ergebnislos endeten liess er den Angriff von neuem beginnen Mit der Helepolis im Zentrum auf beiden Seiten flankiert von je vier der kleineren Schutzbehausungen ruckten seine Truppen gegen die Mauer vor Bereits beim ersten Ansturm gelangen ihm die Einnahme ihres starksten Verteidigungsturms und die Zerstorung des sich diesem anschliessenden Mauerabschnitts Die Rhodier gaben ihre erste Mauer daraufhin auf und zogen sich hinter die zweite zuruck gegen die Demetrios nun seine Maschinen fuhrte 35 Etwa um diese Zeit zog eine Transportflotte des Ptolemaios bestehend aus ca 75 Schiffen mit 300 000 Artaben Getreide vor Rhodos auf Demetrios sandte umgehend seine Schiffe aus um sie abzufangen Da aber die Windverhaltnisse die ptolemaische Flotte begunstigte war es ihr moglich in den sicheren Hafen einzufahren noch bevor das Abfanggeschwader sie erreichen konnte Kurz darauf vermochten auch Lieferungen des Kassander mit 10 000 Medimnen Gerste und von Lysimachos mit 40 000 Medimnen Weizen auf insgesamt etwa 30 Schiffen unbehelligt in den Hafen einzulaufen 36 Diese Nahrungsmittellieferungen verschafften den Verteidigern eine Verlangerung ihrer Kraftreserven fur einige Monate entsprechend ernuchternd wurde ihr erfolgreiches Anlegen im Hafen von den Belagerern registriert Durch die Unterstutzung von aussen neu motiviert wagten die Rhodier einen Nachtangriff auf die Maschinen wobei sie diese mit einem regelrechten Hagel aus Wurf und Brandgeschossen eindeckten Dort wo die Eisenverkleidung der Helepolis aufbrach konzentrierten sie das Feuer mit Brandpfeilen und verursachten damit mehrere Brande an der Maschine Wie schon zwei Jahre zuvor bei Salamis drohte seine Helepolis erneut ein Opfer des Feuers zu werden aber Demetrios hatte daraus seine Lehren gezogen und dieses Mal beim Entwurf vorausschauend vorgesorgt indem er auf allen Stockwerken Wasserreserven unterbringen liess mit denen die Brandherde verhaltnismassig schnell geloscht werden konnten Dennoch musste er seine beschadigten Maschinen von der Mauer zuruckziehen um sie zeitaufwendig reparieren zu konnen 37 Dies wussten die Rhodier zur Errichtung einer dritten Mauer hinter den am starksten beschadigten Abschnitten der zweiten zu nutzen wo ein baldiger Durchbruch zu erwarten war Dazu schutteten sie die Uberreste der bereits eingesturzten Mauerabschnitte auf weshalb dieser dritte Bau eher einem Wall als einer Mauer entsprach Den Raum vor ihm hoben sie zu einem Graben aus der das Vorankommen der Angreifer zusatzlich behindern sollte Zudem entsandten die Rhodier wiederum ihre Schiffe aus dem Hafen um entlang der asiatischen Kuste Schiffe des Demetrios anzugreifen Zusatzlich zu einer weiteren Getreidelieferung aus 300 000 Artaben trafen 1 500 Manner des Ptolemaios ein 38 Bevor Demetrios seinen Angriff auf die dritte Mauer begann traf zu Sommerbeginn 304 v Chr in seinem Lager eine Gesandtschaft aus Abordnungen von funfzig griechischen Stadten unter Anfuhrung Athens ein Nach ihrem erneut erfolglos verlaufenen Vermittlungsversuch reisten sie wieder ab allerdings durften sie dabei Demetrios zur dringenden Ruckkehr nach Griechenland gedrangt haben wo inzwischen Kassander wieder militarisch aktiv geworden war 39 Phase III Durchbruch Bearbeiten nbsp Das Theater von Rhodos Schauplatz des letzten Kampfes Demetrios war nun gewillt die dritte Mauer zu durchbrechen um die Entscheidung des fast ein Jahr andauernden Kampfes herbeizufuhren Zu diesem Zweck befahl er 1 500 seiner Elitekrieger sich des Nachts unbemerkt von den Verteidigern in dem Graben direkt vor dem Mauerwall zu positionieren 40 Auch die Rhodier beschlossen ihre letzten Verteidigungsmassnahmen die sich vor allem auf die Ausschaltung der Helepolis konzentrierten Der Architekt Diognetos erkannte dass fur die Ausschaltung der Maschine in Ermangelung eigener technischer Mittel nur eine unorthodoxe Losung Aussicht auf Erfolg haben konnte Er liess in dem Mauerabschnitt an dem die Annaherung der Helepolis am wahrscheinlichsten war eine Offnung schlagen und dadurch eine Rinne legen Dazu ordnete er an dass jede Privatperson wie auch jeder offentliche Amtstrager samt deren Angehorigen so viel Wasser Schlamm und Fakalien wie vorhanden entbehren sollten das uber die Rinne auf das Vorfeld des Mauerabschnittes verstreut wurde und die Flache so zu einem Morast verwandelte 41 Am nachsten Tag begann Demetrios mit dem Angriff indem er seine Land und Seestreitkrafte zugleich gegen alle Mauerabschnitte und den Hafen von Rhodos ansturmen liess Die zahlenmassig unterlegenen Verteidiger wurden dadurch bald uberfordert und wurden gezwungen ihre Krafte ausgedunnt entlang der Mauer zu positionieren Darauf hatte Demetrios nur gewartet der nun seine Elitekrieger aus ihrem Versteck befahl Die erklommen den nur schwach besetzten dritten Mauerwall konnten ihn uberwinden und das dahinter befindliche Theater auf der Akropolis samt Umgebung einnehmen 42 Dies stellte den entscheidenden Durchbruch dar mit dem Theater als Bruckenkopf besass Demetrios nun einen offenen Zugang in die Stadt uber den er ihr nun den Todesstoss versetzten konnte Obwohl die Rhodier ihre Krafte darauf ganz auf das Theater konzentrierten und nach langem und harten Kampf die Eindringlinge wieder vor die Mauer zuruckschlagen konnten wurde ihnen bewusst dass sie einem neuerlichen Angriff nun nicht mehr standhalten konnten 43 Abbruch Bearbeiten Als Demetrios seinen letzten Angriff vorbereitete mit der er die Stadt endgultig einzunehmen gedachte erreichte ihn eine Nachricht seines Vaters der ihm zum Abschluss einer vertraglichen Einigung mit den Rhodiern riet Eine gleichzeitig eintreffende Abordnung des aitolischen Bundes der sich dem zunehmenden Druck Kassanders ausgesetzt sah pflichtete dem bei und stellte sich als Vermittler zu Verfugung Etwa zur gleichen Zeit hatten die Verteidiger ebenfalls eine Botschaft von Ptolemaios erhalten der ihnen neben der Zusicherung neuer Getreidelieferungen und 3 000 Mann auch den Rat mitgab wenn moglich einen Kompromissfrieden mit Demetrios zu schliessen 44 Die genauen Beweggrunde des Demetrios auf den Sieg bringenden letzten Schlag zu verzichten der mit dem Durchbruch durch die dritte Mauer sehr wahrscheinlich geworden war wird in den antiken Uberlieferungen nur vage beantwortet Sowohl Diodor als auch Plutarch gaben die Hilfsgesuche der Griechen als ausschlaggebendes Motiv an obwohl ein rasch folgender Sturmangriff auf die Stadt sicher nicht mehr allzu viel Zeit in Anspruch genommen hatte um sich noch rechtzeitig gegen Kassander wenden zu konnen Auch die von Ptolemaios noch versprochenen Hilfsleistungen fur die Stadt durften fur Demetrios kaum ins Gewicht gefallen sein da sie bei einer mehrtagigen Anfahrt aus Alexandria sicher zu spat eingetroffen waren Jedenfalls berichtet Diodor bereits kurz nach dem Eintreffen der aitolischen Gesandtschaft vom Abschluss eines Friedensvertrags zwischen den Rhodiern und Demetrios der sogleich seine Truppen auf seine Schiffe bringen und Segel Richtung Griechenland setzten liess 45 Kompromiss und Folgen BearbeitenLetztlich aber durften weder Demetrios noch sein Vater Antigonos eine Eroberung und damit einen drohenden Untergang von Rhodos je wirklich im Sinn gehabt haben Zu bedeutend war diese Stadt mit ihren Werften fur ihre eigene Seemachtstellung in der Agais und dem ostlichen Mittelmeer als dass man sie so leichtfertig opferte Neben dem okonomischen Schaden der bei einer Zerstorung angefallen ware sind auch die politischen und propagandistischen Auswirkungen zu berucksichtigen die besonders das Verhaltnis der Antigoniden zu ihren griechischen Verbundeten belastet hatten Ihr Engagement in der Agais und in Griechenland galt nicht zuletzt der Befreiung der Poleis von der von Kassander unterstutzten Oligarchie und Tyrannis zugunsten der demokratischen Bewegungen zumindest zogen sie dies propagandistisch als Rechtfertigung ihrer Politik in Griechenland heran Rhodos war demokratisch regiert und die Auswirkungen seiner Eroberung bargen unvorhersehbare Konsequenzen in denen ein Ansehens und Machtverfall der Antigoniden in Griechenland mit inbegriffen waren Letztlich gab sich Demetrios im Sommer 304 v Chr mit dem Abschluss eines Vertrags zufrieden der die Gesichter beider Seiten wahrte Rhodos wurde darin seine politische Autonomie bestatigt und von der Verpflichtung zur Waffenhilfe befreit fur den Fall dass Antigonos gegen Ptolemaios zu Felde ziehen wurde Auch musste die Stadt keine antigonidische Besatzung aufnehmen dafur allerdings die Hauptforderung des Demetrios zur Stellung von einhundert ausgesuchten Geiseln akzeptieren 46 Der Passus nicht mit gegen Ptolemaios ziehen zu mussen wurde in der alteren Forschung haufig als Anerkennung des rhodesischen Neutralitatsrechts in Konflikten zwischen Antigonos und Ptolemaios betrachtet jungst aber eher als Befreiung von der Bundnispflicht im Falle eines Angriffskrieges gegen Ptolemaios aufgefasst 47 Da aber Antigonos mit den einhundert Geiseln aus vornehmsten rhodischen Familien uber ein Druckmittel verfugte lag die Definitionshoheit uber Angriffs oder Verteidigungskrieg letztlich bei ihm und konnte sie den Rhodiern gegebenenfalls diktieren Folglich hatte der Vertrag im Endergebnis die antigonidische Seite begunstigt und damit der Belagerung einen gewissen Erfolg beschieden Die Machtposition des Antigonos wurde gegenuber Rhodos gefestigt das seine Politik bis zu seinem Tod in der Schlacht von Ipsos 301 v Chr nach dessen Interessen ausrichtete auch nachdem schon 302 v Chr seine in Ephesos untergebrachten Geiseln von Truppen des Kassander unter Prepelaos befreit worden waren Zweifelsohne aber stand der fur die Antigoniden recht positive Ausgang der Belagerung in keiner Relation zum dafur betriebenen Aufwand Antigonos selbst hatte von 314 bis 313 v Chr uber ein Jahr funfzehn Monate lang die bedeutende phoinikische Hafenstadt Tyros erfolgreich belagert Belagerung von Tyros und diese Stadt am Ende seiner direkten Herrschaft unterworfen ohne dabei auf ein Reservoir aufsehenerregender Maschinen oder auf eine ubergrosse Flotte zuruckgreifen zu konnen Zwar war auch Demetrios der entscheidende Durchbruch durch die Verteidigungsanlagen gelungen durch den der Fall der Stadt faktisch unausweichlich wurde doch hat ihn am Ende die politische Entwicklung in Griechenland zu einem Verzicht des entscheidenden Schlags genotigt Die Frage muss daher offenbleiben welche Moglichkeiten sich ihm unter Einsparung der Zeit und der personellen Kraftanstrengungen fur den Maschinenbau zugunsten eines schnelleren Vorankommens eroffnet hatten noch bevor der Druck seitens der anderen Diadochen besonders von Kassander ihn zu einem Umdenken hatte drangen konnen Der Koloss von Rhodos Bearbeiten nbsp Der Koloss von Rhodos in einer Darstellung aus dem 19 Jahrhundert Hauptartikel Koloss von Rhodos Fur die Rhodier die nach dem Fall der dritten Mauer bereits in Panik verfallen waren und das Ende kommen sahen war der ausbleibende Untergang vor allem durch gottliches Einwirken zu erklaren und sie betrachteten sich dank solcherart Begunstigung als wahre Sieger der militarischen Auseinandersetzung Ihrem traditionellen Schutzpatron dem Sonnengott Helios errichteten sie in Hafennahe eine Kolossalstatue kolossos mit einer Hohe von etwa 70 Ellen 48 Baumaterial fur dieses Mammutprojekt war reichlich vorhanden denn Demetrios hatte seine grossen aus solidem Holz und Metall gefertigten Maschinen auf der Insel zuruckgelassen allen voran die Helepolis deren Grosse und Gewicht ihr zum Verhangnis geworden war als sie beim letzten Angriff tatsachlich wie von den Verteidigern vorhergesehen in das praparierte Vorfeld der Mauer manovriert wurde sich dort im Morast festfuhr und bewegungslos steckenblieb Entsprechende Ehrungen wurden dafur dem Architekten Diognetos von seinen Mitburgern entgegengebracht 49 Ob Demetrios aber je beabsichtigte seine Maschinen zeitaufwandig zu demontieren und zum Transport auf seine Schiffe zu verladen ist zweifelhaft Plutarch berichtete von der grosszugigen Uberlassung mehrerer Maschinen anlasslich des Vertragsabschlusses mit den Rhodiern 50 Ob der Stadtebelagerer diesem zwischen 292 und 280 v Chr fertiggestellten Koloss von Rhodos jemals ansichtig geworden war ist unwahrscheinlich Freilich gedachten die Rhodier auch ihren hochst irdischen Helfern die sie durch die Aufstellung von Statuen fur Lysimachos und Kassander ehrten gleich neben denen des Antigonos und Demetrios Fur Ptolemaios aber entsandten sie eine Mission zu einem in Libyen gelegenen Orakel des Amun vermutlich das von Siwa das sie darum ersuchten ihn als Gott verehren zu durfen Nachdem das Orakel ihr Ersuchen positiv beantwortet hatte erbauten sie dem Ptolemaios in Rhodos einen Tempel Ptolemaion mit einer Lange von einem Stadion in dem sie ihn nach Pausanias fortan als rettenden Gott Soter verehrten 51 Quellen BearbeitenHauptquelle zur Belagerung von Rhodos sind die Kapitel 82 bis 99 des zwanzigsten Buchs von Diodors Universalgeschichte Bibliotheke historike Zum Maschinenbau des Demetrios und den Gegenmassnahmen der Rhodier ist zusatzlich das sechzehnte Kapitel aus dem zehnten Buch uber die Architektur des Vitruv de Architectura zu nennen Plutarch behandelte die Ereignisse in seiner Vita zu Demetrios in den Kapiteln 20 bis 22 nur sehr oberflachlich Literatur BearbeitenHans Ulrich Wiemer Krieg Handel und Piraterie Rhodos und Antigonos Monophthalmos in Klio Bd 6 2003 S 66 96 P van Dessel Hans Hauben Rhodes Alexander and the Diadochi from 333 332 to 304 B C in Historia Zeitschrift fur Alte Geschichte Bd 26 1977 S 307 339 A W Gomme A Forgotten Factor of Greek Naval Strategy in The Journal of Hellenic Studies Vol 53 1933 S 16 24 A W Gomme The reliance of Greek navies on the land in Essays in Greek History and Literature 1937 S 190 203 C M Harrison Triremes at Rest on the beach or in the water in The Journal of Hellenic Studies Vol 119 1999 S 168 171Fussnoten Bearbeiten Arrian Anabasis 2 20 2 Curtius Rufus 4 5 9 Justin 11 11 1 Diodor 20 81 1 4 Arrian Ta meta Alexandron FGrHist 156 F11 39 Diodor 19 57 4 Diodor 19 77 3 Diodor 20 46 6 Siehe dazu Wiemer S 95 96 Diodor 19 77 7 siehe dazu Wiemer S 81 Historikerfragment wahrscheinlich Zenon von Rhodos zum Jahr der Konige P Koln VI 247 FGrHist 523 Die Rhodier begrussten die Konigserhebung des Ptolemaios 305 v Chr in Reaktion auf die des Antigonos da sie in ihm einen beschutzenden Hegemon gegenuber einer antigonidischen Grossmacht sahen Siehe dazu G A Lehmann Das neue Kolner Historiker Fragment P Koln Nr 247 und die xroniϰὴ ϲynta3iϲ des Zenon von Rhodos FGrHist 523 in Zeitschrift fur Papyrologie und Epigraphik Bd 72 1988 S 1 17 Diodor 20 82 2 Diodor 20 82 4 Diodor 20 82 3 Diodor 20 84 1 Diodor 20 83 3 4 Diodor 20 84 2 3 Diodor 20 84 5 6 Plutarch Demetrius 20 3 Diodor 20 85 1 3 Diodor 20 85 4 Diodor 20 86 1 4 Diodor 20 88 1 6 Diodor 20 88 7 9 Die Beziehungen zu Knossos resultierten aus der Zeit als Rhodos noch dem persischen Satrapen von Karien tributpflichtig war Etwa ein halbes Jahrhundert zuvor hatten Maussolos und Artemisia II ebenfalls die Unterstutzung der Knossier gesucht und gefunden und sie dafur mit der Proxenie geehrt siehe dazu Jonas Crampa Labraunda Swedish excavations and researches Band 3 Teil 2 Lund 1972 Inschrift Nr 40 englisch Siehe dazu Gomme und Harrison sowie Wiemer S 90 Diodor 20 91 8 Diodor 20 91 2 Bei Plutarch Demetrius 21 1 wird die Seitenlange mit 48 Ellen und die Hohe mit 66 Ellen angegeben Vitruv de Architectura 10 16 4 gab eine Seitenlange von 60 Fuss eine Hohe von 120 Fuss und ausserdem das Gewicht von 360 000 Pfund einschliesslich der Geschutze an Diodor 20 91 4 In der Massangabe fur das oberste Stockwerk 900 Quadratfuss ist Diodor wahrscheinlich ein Schreibfehler unterlaufen Diodor 20 91 5 7 Diodor 20 95 1 Plinius Naturalis historia 35 36 Plutarch Demetrius 22 2 Vitruv de Architectura 10 16 3 6 Diodor 20 93 1 Diodor 20 93 4 5 Die Anzahl der Schiffe die den Rhodiern zu Verfugung standen ist unbekannt ihre Flotte durfte aber der des Demetrios weit unterlegen gewesen sein da sie eine offene Seeschlacht nicht wagten Und wenn sie Schiffe zum Kampf aussandten dann nie mehr als drei auf einmal Diodor 20 93 6 7 Diodor 20 94 1 5 Diodor 20 95 1 5 Diodor 20 96 1 3 Eine ptolemaisch agyptische Artabe 39 39 Liter eine athenische Medimne 52 53 Liter Siehe dazu Wiemer S 88 Anm 165 Diodor 20 96 4 7 Die Rhodier haben in dieser Nacht mehr als 800 Brandpfeile und 1 500 Katapultgeschosse verbraucht D 20 97 2 Diodor 20 97 5 7 und 98 1 Diodor 20 98 2 3 Plutarch Demetrius 23 1 Diodor 20 98 4 5 Vitruv de Architectura 10 16 7 Diodor 20 98 5 7 Diodor 20 98 9 Diodor 20 99 1 3 Plutarch Demetrius 23 1 Demnach legte Demetrios mit 340 Schiffen von Rhodos ab was nach den Angaben des Diodor zu Beginn der Belagerung einen Verlust von 30 Schiffen impliziert Diodor 20 99 3 Siehe dazu Wiemer S 91 Plinius Naturalis historia 34 18 Vitruv de Architectura 10 16 7 8 Plutarch Demetrius 20 5 Diodor 20 100 2 4 Pausanias Hellados Periegesis 1 8 6 Die Verleihung des Beinamens Soter beziehungsweise die Ehrung des Ptolemaios als rettenden Gott durch die Rhodier wie von Pausanias uberliefert ist umstritten zumal Diodor davon nichts erwahnt und das Weiheepigramm des Tempels ihn einfach nur als Gott bezeichnet Siehe dazu R A Hazzard Did Ptolemy I get his Surname from the Rhodians in 304 in Zeitschrift fur Papyrologie und Epigraphik Bd 93 1992 S 52 56 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Belagerung von Rhodos 305 304 v Chr amp oldid 235773282