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Der Aitolische Bund war ein Zusammenschluss von Stadten in der antiken griechischen Landschaft Aitolien Griechenland um 200 v Chr Makedonien orange abhangige Staaten gelb unabhangige violettBis ins 3 Jahrhundert v Chr hinein war Aitolien eine eher unbedeutendere Region Griechenlands auch wenn ein Zusammenschluss der dortigen Poleis zu einem Bund koinon bereits fur das Jahr 367 v Chr dokumentiert ist Angesichts der Auseinandersetzungen der Diadochenkriege ab 321 v Chr bei denen Makedonien und andere Diadochenreiche ihre Konflikte auch auf griechischem Boden austrugen sowie angesichts des Einfalls der Kelten von den Griechen Galater genannt ab etwa 280 v Chr gewannen die Stadtebunde Griechenlands an Bedeutung und verwandelten sich in Bundesstaaten deren Mitglieder vor allem eine gemeinsame Aussenpolitik verfolgten Neben den beiden alten Grosspoleis Athen und Sparta sowie der Insel Rhodos erlangten so vor allem der Achaiische Bund u a mit Sikyon und Korinth auf der Peloponnes und der Aitolische Bund dessen Gebiet sich zwischen Epirus Akarnanien und Bootien erstreckte die Rolle neuer Regionalmachte All diesen hellenistischen Mittelmachten war gemeinsam dass sie bemuht waren sich im Schatten der Grossmachte nicht nur zu behaupten sondern auch auf Kosten ihrer Nachbarn zu expandieren Bald gehorten dem Aitolischen Bund so auch viele Griechen an die keine Aitoler waren Eine erste Bewahrungsprobe bestanden die Aitol i er gegen die Galater die 279 v Chr bei Delphi besiegt werden konnten Wenig spater 277 gelang es ihnen die Kontrolle uber die delphische Amphiktyonie zu gewinnen ohne ihr formal anzugehoren Infolge des Aufstiegs des Achaiischen Bundes unter Aratos von Sikyon kam es zwischen den beiden grossen griechischen Bunden zu zunehmender Rivalitat die von den makedonischen Konigen Antigonos II Gonatas und Demetrios II ausgenutzt wurden um die makedonische Hegemonie uber Griechenland aufrechtzuerhalten Zeitweise gelang es Aratos zwar auch die Aitoler als Bundnispartner gegen Makedonien zu gewinnen in der Regel standen sich aber beide Bunde feindselig gegenuber 212 verbundeten sich die Aitoler mit Rom gegen den antigonidischen Makedonenkonig Philipp V und die Karthager unter Hannibal sie konnten die Makedonen davon abhalten effektiv in den Krieg zwischen Romern und Karthagern siehe Zweiter Punischer Krieg einzugreifen 206 musste man aber aufgrund mangelnder romischer Unterstutzung einen Separatfrieden mit Philipp schliessen Nach dem Zweiten Makedonischen Krieg an dem der Aitolische Bund seit 199 v Chr als wichtiger Verbundeter Roms teilgenommen hatte erwarteten die Aitoler von den Romern als Lohn fur ihre Bundnistreue eine Ausweitung ihrer Macht Umso grosser war ihre Enttauschung als der romische Feldherr Titus Quinctius Flamininus stattdessen 196 die Freiheit aller Griechen verkundete und dem Bund nur die Kontrolle uber einige wenige eroberte Gebiete liess Die Aitoler sahen sich betrogen War ihnen das Eingreifen der Romer gegen die Makedonen zunachst sehr willkommen gewesen so suchten sie nun ein Bundnis mit dem Seleukidenreich unter Antiochos III den sie als Verbundeten gegen die Romer nach Griechenland riefen Rom konnte Antiochos und seine griechischen Verbundeten aber fast muhelos uberwaltigen siehe Romisch Syrischer Krieg Die Aitoler wurden daraufhin 189 v Chr durch die Einnahme ihres wichtigsten Hafens Ambrakia besiegt und zu extrem hohen Zahlungen an Rom verpflichtet Sie schlossen mit den Romern ein foedus iniquum ungleiches Bundnis mit dem sie faktisch die Oberhoheit Roms anerkennen mussten Hierdurch und durch die sich anschliessenden schweren inneren Unruhen wurde die politische Bedeutung des Bundes endgultig beseitigt Nach dem Dritten Makedonischen Krieg wurde er 167 auf das ursprungliche Stammesgebiet der Aitoler Atolien begrenzt im Bund ubernahmen mit Rom verbundete Politiker die Macht indem sie ihre Rivalen toteten oder deportierten Nachdem 146 v Chr auch der Widerstand der Achaier und Korinther gegen die romische Herrschaft brutal unterdruckt worden war wurde Aitolien faktisch vom romischen Statthalter der Provinz Macedonia kontrolliert bis es schliesslich unter Augustus wohl 27 v Chr der neuen romischen Provinz Achaea angegliedert wurde Der Aitolische Bund wird oft deutlich negativer bewertet als sein grosser Rivale der Achaiische Bund Dieses Urteil dem zufolge die Aitoler primitiver organisiert und vornehmlich an Beute und gewaltsamer Expansion interessiert gewesen seien wird auch heute noch in Teilen der Forschung vertreten es geht aber wesentlich auf die Darstellung des Polybios zuruck der selbst aus dezidiert pro achaiischer und pro romischer Perspektive schreibt Literatur BearbeitenWerner Dahlheim Gewalt und Herrschaft Das Provinziale Herrschaftssystem der Romischen Republik de Gruyter Berlin u a 1977 ISBN 3 11 006973 3 S 112 ff Arthur M Eckstein Mediterranean Anarchy Interstate War and the Rise of Rome Hellenistic Culture and Society Bd 48 University of California Press Berkeley CA u a 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