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Dieser Artikel behandelt die politische Institution Fur das Koinon in der Rhetorik siehe Apokoinu Als Koinon koinon dt Gemeinschaft Gemeinwesen oder Bund Pl Koina koina 1 wird in der modernen Forschung eine fruhe Form der foderativen politischen Organisation im antiken Griechenland bezeichnet Diese Bundesstaaten erlebten insbesondere im Hellenismus ihre grosse Zeit Griechenland um 200 v Chr Das Konigreich Makedonien im Norden die hellenistischen Bundesstaaten unter anderem im Suden Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Typische Merkmale 3 Struktur 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenKoinon bedeutet zunachst nur das Gemeinsame die Verengung des Begriffs auf Bund ist modern So bezeichnete Koinon zum Beispiel manchmal auch ganz grundsatzlich die Gemeinschaft jener die irgendwie zur Teilnahme am politischen Leben berechtigt waren und zwar insbesondere dann wenn es sich nicht um Burger einer Stadt handelte So gab es beispielsweise ein Koinon der Makedonen Koinὸn Makedonwn Es war die Gemeinschaft der personlich freien Makedonen die im Staat dem Monarchen gegenuberstanden und je nach den Machtverhaltnissen mehr oder weniger Einfluss auf die Politik nehmen konnten zum Beispiel dann wenn sie vom Konig zur Volksversammlung zusammengerufen wurden Bei den griechischen Koina des Hellenismus handelte sich dagegen entweder um den auf Dauer angelegten Zusammenschluss vormals unabhangiger Stadtstaaten Poleis oder seltener um staatsahnliche Gebilde von Stammen Ethnos in Randgebieten der griechischen Welt wo die Polis nicht die vorherrschende Form der politischen Herrschaft war Zum Zusammenschluss mehrerer Poleis zu einem Bund kam es meist aufgrund ausserer Bedrohung Das Koinon war also ahnlich einer zeitlich begrenzten Symmachie zunachst in erster Linie ein Verteidigungsbundnis Eine scharfe Abgrenzung zwischen Symmachie und Koinon ist aber nicht immer moglich Im Koinon waren die Mitglieder im Allgemeinen gleichberechtigt und die Vereinbarung daruber hatte einen multilateralen Charakter wahrend sich Symmachien meist um eine starke Polis gruppierten und ihre Mitglieder durch einzelne bilaterale Vertrage an den Hegemon gebunden waren Typische Merkmale BearbeitenDen Koina des Hellenismus war gemein dass sie im Unterschied zu den Bundnissen der klassischen Zeit wie dem Attischen Seebund oder dem Peloponnesischen Bund ein gemeinsames Burgerrecht kannten Die Vollburger einer Mitgliedspolis besassen zugleich das Burgerrecht des Koinon Anders als bei einem blossen Staatenbund waren die Beschlusse und Regelungen des Bundes zudem den Gesetzen und Entscheidungen der einzelnen Poleis ubergeordnet Wesentlich war zwar die gemeinsame Aussen und Militarpolitik doch griffen die Bundesversammlungen mitunter durchaus auch in die inneren Angelegenheiten der Poleis ein bis hin zum erzwungenen Verfassungswechsel Gerade die bedeutenden Koina bemuhten sich oft auch um eine Erweiterung durch eine aggressive Expansionspolitik Eine Doppelmitgliedschaft einer Polis in mehreren Koina war nicht moglich ein Austritt der ohne die Zustimmung der Bundesversammlung erfolgte wurde in der Regel gewaltsam verhindert Die Koina hatten oft eine gemeinsame Wahrung eine gemeinsame Armee gemeinsame Masse und Gewichte Aus praktischen Grunden beruhten sie auf dem Prinzip der Reprasentation im Unterschied zu den meisten Poleis in denen in der Regel direkte Burgerbeteiligung das Ideal darstellte Die innere Autonomie die die Poleis in den Koina genossen etwa in Hinblick auf das Strafrecht schwankte erheblich so war sie zum Beispiel im Aitolischen Bund offenbar grosser als im Achaiischen Bund Die meisten Koina waren institutionell grundsatzlich in Analogie zur typischen Polis aufgebaut und verfugten demnach uber eine Bundesversammlung die zwei bis viermal im Jahr zusammentrat und aus den Reprasentanten der Stadte oft nach Grosse gestaffelt bestand uber einen Bundesrat und uber Bundesbeamten die in der Regel fur ein Jahr gewahlt wurden Das genaue Prozedere und das Machtverhaltnis zwischen Versammlung und Rat unterschied sich von Koinon zu Koinon Dies ist einer der Grunde weshalb man nicht pauschal beantworten kann ob die Koina des Hellenismus noch Staatenbunde oder bereits Bundesstaaten waren Struktur BearbeitenZur Stabilisierung nach innen und nach aussen ubertrugen die autonomen Mitglieder des Koinons neben der Verteidigung weitere Kompetenzen auf den Bund so zum Beispiel die Bildung gemeinsamer Gesandtschaften Das Koinon diente auch zur Streitschlichtung zwischen den Mitgliedern und damit der Friedenswahrung Um sich der geschaffenen Gemeinschaft zu vergewissern wurden zudem gemeinsam kultische Handlungen vollzogen In Dodona zum Beispiel traten das Koinon der Epiroten aber auch andere Bunde mit gemeinsamen Anfragen an das Orakel sowie mit gemeinsamen Opfern und Weihegeschenken in Erscheinung Oder es wurde gar ein gemeinsames Heiligtum eingerichtet Beruhmt ist das Panionion des Ionischen Bundes in Kleinasien Um im Konzert der hellenistischen Machte dauerhaft bestehen zu konnen musste zumindest ein Minimum an stadteubergreifenden Institutionen fur das Koinon gebildet werden Im Allgemeinen gab es eine Bundesversammlung oder und einen Bundesrat Synhedrion der von den Mitgliedern mit Gesandten beschickt wurde Diese wahlten Magistrate welche die Bundesaufgaben versahen Fur den Kriegsfall beispielsweise wahlte man einen oder mehrere Strategen die die Bundestruppen anfuhrten Manche Bunde hatten eine Bundeskasse und deshalb auch Beamte welche diese verwalteten Wie weit die Befugnisse der Bundesinstitutionen gingen war sehr unterschiedlich Genaue Angaben lassen sich dazu mangels Quellen oft nicht machen Die Anzahl der zu einem Koinon gehorenden Stadte war wie auch die Dauer der Bundnisse sehr unterschiedlich Der bereits erwahnte Ionische Bund umfasste zwolf Stadte er existierte uber 200 Jahre und war damit ausserst stabil Der Aitolische und der Achaiische Bund existierten in ihrer hellenistischen Auspragung ohne Unterbrechung jeweils rund 130 Jahre zum Teil aber mit wechselnden Mitgliedern die teils auch geographisch weit voneinander entfernt waren nbsp Epirus in der AntikeIn Epirus und den angrenzenden illyrischen Gebieten gab es eine Reihe Koina die sich um einen Stamm ethnos gruppierten oder mehrere Stamme miteinander vereinten Unter der Fuhrung der Molosser wurde im 4 Jahrhundert das Koinὸn tῶn Molossῶn Koinon ton Molosson gebildet das zuerst zehn und spater funfzehn Stamme umfasste Hegemon dieses Bundes waren die molossischen Konige jedoch agierte das Koinon auch unabhangig vom Konig Im Unterschied zu den anderen genannten Bunden gab es bei den Epiroten keine autonomen Poleis als Mitglieder Die Stadte verwalteten zwar ihre inneren Angelegenheiten selbst nach aussen wurden sie aber durch das Koinon des Stammes vertreten Der nach der Beseitigung der Monarchie 231 v Chr neu gebildete epirotische Bund umfasste mindestens 12 Stamme von denen manche im Inneren wiederum als Koinon organisiert waren so die Chaonier und die Thesproter Unter dem Schutz des Antigonos wurde in Delos 314 der kykladische Nesiotenbund nhsiwtῶn koinon gegrundet Er stand in der Folgezeit unter wechselnder Hegemonie der rivalisierenden hellenistischen Konige und wurde zwischenzeitlich mehrfach aufgelost Zuletzt 188 167 v Chr waren die Rhodier Protektoren des Bundes In romischer Zeit wurde als Koinon der Zusammenschluss von Stadten in den ostlichen Provinzen bezeichnet die in einer Art Provinzialversammlung Concilium provinciae zusammenkamen zum Beispiel in Asia unter Leitung der Asiarchen Hauptaufgabe dieser spaten Koina war der Kaiserkult sie fungierten aber auch als Vertretung der Provinz gegenuber dem Kaiser und dem Senat Siehe auch BearbeitenLiga von Zagori unter Osmanischer HerrschaftLiteratur BearbeitenAndreas Bastini Der achaische Bund als hellenische Mittelmacht Geschichte des achaischen Koinon in der Symmachie mit Rom Europaische Hochschulschriften Reihe 3 Geschichte und ihre Hilfswissenschaften Bd 335 Lang Frankfurt am Main u a 1987 ISBN 3 8204 9193 7 Zugleich Koln Universitat Dissertation 1982 Hans Beck Polis und Koinon Untersuchungen zur Geschichte und Struktur der griechischen Bundesstaaten im 4 Jahrhundert v Chr Historia Einzelschriften Bd 114 Steiner Stuttgart 1997 ISBN 3 515 07117 2 Zugleich Erlangen Nurnberg Universitat Dissertation 1996 1997 Hans Beck Peter Funke Hrsg Federalism in Greek Antiquity Cambridge University Press Cambridge 2015 ISBN 978 0 521 19226 2 Hans Beck Peter Funke An introduction to federalism in Greek antiquity In Dies Hrsg Federalism in Greek Antiquity Cambridge University Press Cambridge 2015 S 1 29 Neritan Ceka Le Koinon des Bylliones In Pierre Cabanes Hrsg L Illyrie meridionale et l Epire dans l Antiquite Actes du colloque international de Clermont Ferrand 22 25 octobre 1984 Editions Adosa Clermont Ferrand 1987 S 136 149 Thomas Corsten Vom Stamm zum Bund Grundung und territoriale Organisation griechischer Bundesstaaten Studien zur Geschichte Nordwest Griechenlands Bd 4 Oberhummer Gesellschaft e V Munchen 1999 ISBN 3 934137 02 4 Jurgen Deininger Die Provinziallandtage der romischen Kaiserzeit von Augustus bis zum Ende des dritten Jahrhunderts n Chr Vestigia Bd 6 ISSN 0506 8010 Beck Munchen u a 1965 Zugleich Tubingen Universitat Dissertation 1961 Die Provinzialversammlungen im romischen Kaiserreich in der Zeit des Prinzipats Alexander Demandt Die spatgriechischen Bundesrepubliken In Alexander Demandt Antike Staatsformen Eine vergleichende Verfassungsgeschichte der Alten Welt Akademie Verlag Berlin 1995 ISBN 3 05 002794 0 S 235 63 Peter Funke Die staatliche Neuformierung Griechenlands Staatenbunde und Bundesstaaten In Gregor Weber Hrsg Kulturgeschichte des Hellenismus Von Alexander dem Grossen bis Kleopatra Klett Cotta Stuttgart 2007 ISBN 978 3 608 94126 5 S 78 98 Digitalisat Peter Funke Matthias Haake Hrsg Greek Federal States and their Sanctuaries Identity and Integration Steiner Stuttgart 2013 ISBN 978 3 515 10307 7 Jorg Dieter Gauger Koinon In Hatto H Schmitt Ernst Vogt Hrsg Kleines Lexikon Hellenismus Studienausgabe Harrassowitz Wiesbaden 2003 ISBN 3 447 04727 5 S 376 381 Kaja Harter Uibopuu Das zwischenstaatliche Schiedsverfahren im achaischen Koinon Zur friedlichen Streitbeilegung nach den epigraphischen Quellen Akten der Gesellschaft fur Griechische und Hellenistische Rechtsgeschichte Bd 12 Bohlau Koln u a 1998 ISBN 3 412 11798 6 Zugleich Graz Universitat Dissertation 1996 Jakob A O Larsen Greek Federal States Their Institutions and History Clarendon Press Oxford 1968 Giuseppe Mafodda Il koinon beotico in eta arcaica e classica Storia ed istituzioni Seia Quaderni del Dipartimento di Scienze Archeologiche e Storiche dell Antichita dell Universita di Macerata NS Bd 4 1999 Bretschneider Rom 1999 ISBN 88 7689 166 8 Maurice van der Mijnsbrugge The Cretan Koinon Stechert New York NY 1931 Reprint Hakkert Amsterdam 1989 ISBN 90 256 0972 4 Joseph B Scholten The politics of plunder Aitolians and their koinon in the early Hellenistic era 279 217 B C Hellenistic Culture and Society Bd 24 University of California Press Berkeley CA u a 2000 ISBN 0 520 20187 6 Peter Siewert Politische Organisationsformen im vorromischen Sudillyrien In Gianpaolo Urso Hrsg Dall Adriatico al Danubio L Illirico nell eta greca e romana I Convegni della Fondazione Niccolo Canussio Bd 3 Atti del Convegno Internazionale Cividale del Friuli 25 27 settembre 2003 Edizioni ETS Pisa 2004 ISBN 88 467 1069 X S 53 61 online PDF 128 kB Frank W Walbank Where there Greek Federal States In Scripta Classica Israelica Bd 3 1976 1977 ISSN 0334 4509 S 27 51 Weblinks BearbeitenJulian Bogdani Il Ruolo Di Phoinike Entro la Symmachia ed Entro il Koinon ton Epeiroton italienisch Koina in romischer Zeit franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten Peter Siewert Politische Organisationsformen im vorromischen Sudillyrien PDF 128 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Koinon amp oldid 235526558