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Das Panionion Paniwnion war das Zentralheiligtum des Ionischen Bundes zu dem sich vermutlich im 7 Jahrhundert v Chr zwolf ionische Stadte an der Westkuste Kleinasiens zusammengeschlossen hatten In der Antike beruhmt und in mehreren Quellen erwahnt wurde es jedoch erst im September 2004 von Archaologen der Bochumer Ruhr Universitat entdeckt Es liegt rund 100 km von Izmir entfernt nordlich von Priene in 750 Metern Hohe im Mykale Gebirge was mit der Angabe bei Strabon 1 annahernd ubereinstimmt Die Ionier waren nach 1100 v Chr vom griechischen Festland aus nach Kleinasien eingewandert und grundeten in der Folge eine Reihe bedeutender Stadte die als Hafen und Handelsplatze sowie als Mutterpoleis zahlreicher weiterer Koloniegrundungen zu Wohlstand und politischer Macht kamen Im Siedlungsgebiet der einheimischen Karer kam es Mitte des 7 Jahrhunderts zu einem Krieg um die Stadt Melia Die Stadt wurde zerstort den Kultus den die Ionier vorfanden ubernahmen sie jedoch Bereits Homer 2 erwahnt die Verehrung des Poseidon Helikonios auf der Mykale luftigem Scheitel dem Stieropfer dargebracht wurden Und hier an der Stelle des karischen Kultortes errichteten nach Herodot 3 die Stadte des ionischen Zwolferbundes ihr gesamt ionisches Heiligtum das Panionion Alle sakralen Zeremonien aber auch die politischen Beratungen der Probulen der ionischen Stadtevertreter fanden in diesem Tempel statt Stufenbau des jungeren Panionions bei GuzelcamliZwar war die einsame Lage im Mykale Gebirge unweit Priene von jeher bekannt Auch wurde bereits 1673 eine Inschrift gefunden die das Panionion erwahnt Dennoch irrten die Wissenschaftler nahezu ein ganzes Jahrhundert als sie die von Theodor Wiegand 1904 beim Dorf Guzelcamli entdeckten Reste einer halbkreisformigen Stufenanlage und eines Altars fur das ionische Heiligtum hielten Erst die Forschungskampagne des Archaologen Hans Lohmann bestatigte wovon schon 1900 der Altphilologe Ulrich von Wilamowitz Moellendorff uberzeugt war Das Panionion muss in unmittelbarem Zusammenhang mit alteren karischen Funden gesucht werden Und diese liessen sich an Wiegands Fundstelle auch durch Nachgrabungen nicht nachweisen Was Lohmanns Team wahrend des Surveys 2004 entdeckte waren die weitlaufigen Ruinen einer befestigten karischen Hohensiedlung Hier fanden sie auch die Fundamente und stark zerstorten Mauern eines jungeren Tempels ionischer Architektur aus dem 6 Jahrhundert v Chr Seine Lange von etwa 30 Metern Lange weist ihn als griechischen Hekatompedos hundert Fuss langen Tempel aus Ersten Untersuchungen zufolge wurde er um 540 v Chr errichtet und fiel spater vermutlich wahrend der Perserkriege Zerstorung und Brand zum Opfer Rekonstruktion des archaischen Panionions im Museum AydinDie Entdeckung des Panionions ermoglicht nun auch eine Zuordnung der bislang dafur gehaltenen Reste beim Dorf Guzelcamli Nach Diodor 4 habe man das Heiligtum in spaterer Zeit verlegen wollen Diesen Hinweis konnte Lohmann jetzt bestatigen Tempel und Altar sind niemals fertiggestellt worden Der Plan um die Wende des 4 zum 3 Jahrhunderts v Chr das Ioniertum noch einmal aufleben zu lassen war offensichtlich aufgegeben worden Im Sommer 2005 wurden weitere Nachforschungen in Form einer Notgrabung in Zusammenarbeit mit dem Museum Aydin durchgefuhrt der Vandalismus von Raubgrabern zwang zu einer schnellen Sicherung der Uberreste Lohmanns Identifizierungen und Deutungen sind in der Fachwelt nicht unumstritten So bestreitet etwa Alexander Herda die These es habe zwei Panionia gegeben und hat stattdessen vorgeschlagen die neu entdeckte Hohensiedlung mit Mykalessos Mykale zu identifizieren einer wohl boiotischen Grundung die dem Gebirge den Namen gegeben hat In der Stadt existierte ein laut lokaler Legenden von Perseus gegrundetes Heiligtum des Zeus Mykaleus bei dem es sich um den ebenfalls neu entdeckten Hekatompedos handeln konnte Literatur BearbeitenUlrich von Wilamowitz Moellendorff Panionion In Sitzungsberichte der Koniglich Preussischen Akademie der Wissenschaften 1906 H 3 S 38 57 Internet Archive Gerhard Kleiner Peter Hommel Wolfgang Muller Wiener Panionion und Melie de Gruyter Berlin 1967 Hans Lohmann Survey in Theben an der Mykale 1 Kampagne 2001 In 20 Arastirma Sonuclari Toplantisi 2 Cilt 27 31 Mayis 2002 Ankara Ankara 2003 S 247 260 Hans Lohmann Melia le Panionion et le culte de Poseidon Heliconios In G Labarre J M Moret Hrsg Les cultes locaux dans les mondes grec et romain Lyon 7 8 juin 2001 Lyon 2004 S 109 122 Hans Lohmann Survey in der Mykale 2 Kampagne 2002 In 21 Arastirma Sonuclari Toplantisi 2003 Ankara 2004 S 251 264 Hans Lohmann Melia das Panionion und der Kult des Poseidon Helikonios In E Schwertheim E Winter Hrsg Neue Forschungen zu Ionien Asia Minor Studien 54 Bonn 2005 S 57 91 Hans Lohmann Survey in the Mycale 3rd Campaign The Discovery of the Archaic Panionion In 23 Arastirma Sonuclari Toplantisi 2005 Ankara 2006 I S 241 252 Alexander Herda Panionion Melia Mykalessos Mykale Perseus und Medusa Uberlegungen zur Besiedlungsgeschichte der Mykale in der fruhen Eisenzeit In Istanbuler Mitteilungen 56 2006 S 43 102 Digitalisat Hans Lohmann u a Forschungen und Ausgrabungen in der Mykale 2001 2006 In Istanbuler Mitteilungen 57 2007 S 59 178 Digitalisat Hans Lohmann u a Das Dach des archaischen Panionion Forschungen in der Mykale 3 2 Asia Minor Studien 70 Habelt Bonn 2013 ISBN 978 3 7749 3741 3 Frank Hulek Der hocharchaische Tempel am Catallar Tepe Architektur und Rekonstruktion Forschungen in der Mykale 3 1 Asia Minor Studien 89 Habelt Bonn 2018 ISBN 978 3 7749 4179 3 Alexander Herda Douglas Frame and Homer in the Panionion What is left of Poseidon Helikonios His Sanctuary and His Bulls In Ioanna Papadopoulou Hrsg Interdisciplinary Uses of Homer In Dialogue with Douglas Frame 2021 Digitalisat Weblinks BearbeitenPanionien In Die Zeit 21 Oktober 2004 Pressemitteilung der Ruhr Universitat BochumAnmerkungen Bearbeiten Strabon 14 1 20 Homer Ilias 20 403 404 Herodot 1 142 143 148 Diodor 15 49 1 37 703924 27 329993 Koordinaten 37 42 14 1 N 27 19 48 O Normdaten Geografikum GND 4230551 2 lobid OGND AKS VIAF 243069036 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Panionion amp oldid 239019269