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Theodor Wiegand 30 Oktober 1864 in Bendorf Rheinprovinz 19 Dezember 1936 in Berlin war ein deutscher Klassischer Archaologe Er war von 1911 bis 1931 Direktor der Antikenabteilung der Staatlichen Museen zu Berlin Theodor Wiegand 1901 Theodor Wiegand Lithographie von Konrad Bose aus dem Jahr 1923Wiegands Zeichnung der Makestosbrucke in Mysien Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Veroffentlichungen Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenTheodor Wiegand wurde als altester Sohn des Arztes Konrad Wiegand und dessen Frau Ida geboren Nach dem Abitur in Kassel studierte er zunachst an der Universitat Munchen Kunstgeschichte Klassische Archaologie und Altertumswissenschaft 1887 wurde er wie Richard Du Moulin Eckart im traditionsreichen Corps Suevia Munchen recipiert 1 Dort schloss er mehrere Freundschaften die zeitlebens hielten 2 Als Inaktiver wechselte er an die Friedrich Wilhelms Universitat zu Berlin und die Universitat Freiburg 1894 begab er sich nach Athen wo er sich unter Wilhelm Dorpfeld an den Grabungen auf der Akropolis beteiligte 1895 ging er als Assistent des Archaologen Carl Humann nach Priene in Kleinasien Als jener nach drei Wochen erkrankte fuhrte er die Grabungskampagne fort Nach Humanns Tod 1896 wurde er zu dessen Nachfolger als Ausgrabungsleiter in Priene und als Direktor der Berliner Museen mit Sitz in Smyrna ernannt Nachdem er 1899 die Freilegung Prienes das wegen der Geschlossenheit der Stadtanlage und des guten Erhaltungszustandes der Hausergrundrisse auch das griechische Pompeji genannt wird erfolgreich abgeschlossen hatte grub er von 1899 bis 1911 in Zusammenarbeit mit Hubert Knackfuss Teile der antiken Weltstadt und Handelsmetropole Milet aus Hier waren bedeutende Vorarbeiten zu leisten da der Grabungsplatz besiedelt war und das sumpfige Gelande erst trockengelegt werden musste Die Hoffnung Wiegands die archaische Stadt das Milet der Naturphilosophen Thales und Anaximander wiederzufinden das 494 v Chr wahrend des Ionischen Aufstandes durch die Perser zerstort worden war sollte sich nur bedingt erfullen Stattdessen stiess er auf die hellenistisch romische Schicht mit ihren prachtigen Reprasentationsbauten darunter das beruhmte Markttor von Milet heute eines der Hauptwerke des Berliner Pergamonmuseums nbsp Marie Wiegand geb von Siemens auf einem Gemalde von Max Koner nbsp Das von Peter Behrens erbaute Haus Wiegand beherbergt heute die Zentrale des Deutschen Archaologischen Instituts nbsp Saulenvorhof Peristyl des Hauses WiegandWeitere Ausgrabungen fanden in Didyma 1905 bis 1911 und auf Samos 1910 bis 1911 statt Wiegands letzte Grabung war 1927 die Wiederaufnahme der Untersuchung von Pergamon wo er die Arsenale auf der Burg entdeckte und das vor der Stadt gelegene Heiligtum des Asklepios freilegte Am 14 Januar 1900 heiratete er Marie von Siemens eine Tochter des Bankiers Georg von Siemens Grunder der Deutschen Bank mit der er zwei Sohne hatte Deren Schwester Charlotte von Siemens 1880 1974 heiratete 1901 Hans Schrader Theodor Wiegand war von 1899 bis 1911 auswartiger Direktor der Berliner Museen in Konstantinopel und daruber hinaus wissenschaftlicher Attache bei der deutschen Botschaft in Konstantinopel Als somit diplomatischer Arm der Museen vertrat er die archaologischen Interessen Deutschlands im Osmanischen Reich und koordinierte die immer umfangreicheren deutschen Grabungen im Orient u a auch in Mesopotamien 1912 ging Wiegand zuruck nach Berlin um die Leitung der Antikenabteilung der Museen in Berlin zu ubernehmen 1911 1912 erbaute der Architekt Peter Behrens fur Wiegands Familie das Haus Wiegand eine reprasentative neoklassizistische Villa in Berlin Dahlem in der heute die Zentrale des Deutschen Archaologischen Instituts residiert Im Ersten Weltkrieg leitete Wiegand als Hauptmann der Landwehrartillerie im Asien Korps das Deutsch Turkische Denkmalschutzkommando dem unter anderem die Architekten Karl Wulzinger Carl Watzinger und Walter Bachmann angehorten Notaufnahmen beziehungsweise Surveys unter anderem von Damaskus Petra und im Sinai werden nach dem Krieg publiziert 3 1917 bis 1918 war Wiegand auch fur den Abschluss der 1898 nach dem dortigen Besuch von Kaiser Wilhelm II begonnenen deutschen Grabungsaktivitaten in Baalbek im Libanon verantwortlich deren Ergebnisse er 1921 bis 1924 in einem dreibandigen Werk herausgab Die Tatigkeit im Libanon fiel in die Zeit der militarischen Besatzung dieser bis 1915 unter einem armenisch christlichen Gouverneur selbstverwalteten Provinz durch deutsche und turkische Truppen bei der ca 100 000 von zu Kriegsbeginn 450 000 uberwiegend christliche Einwohner der Provinz aufgrund von Hunger und Seuchen infolge einer alliierten Seeblockade und Requirierungen durch die turkische Armee starben Hungersnot im Libanon 1916 1918 Wiegand fertigte Aufzeichnungen uber diese Katastrophe in seinen spater unter dem Titel Halbmond im letzten Viertel veroffentlichten Briefen an Als Direktor der Antikenabteilung der Museen in Berlin war Wiegand fur den Aufbau und die Einrichtung des Pergamonmuseums auf der Berliner Museumsinsel zustandig 1916 erwarb er die Thronende Gottin aus Tarent fur die Berliner Museen und 1925 die hocharchaische Berliner Gottin aus Keratea Attika 1922 wurde Wiegand als ordentliches Mitglied in die Preussische Akademie der Wissenschaften aufgenommen 4 Im Jahr seines Ausscheidens aus dem Staatsdienst wurde er 1930 zum auswartigen Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften gewahlt 5 Ab 1931 war er Mitglied des Ordens Pour le Merite fur Wissenschaft und Kunste 1932 erhielt er den Bayerischen Maximiliansorden fur Wissenschaft und Kunst Im gleichen Jahr ubernahm er die Prasidentschaft des Archaologischen Instituts des Deutschen Reiches In dieser Funktion versuchte er in der Fruhphase des Dritten Reichs eine ideologische Einflussnahme seitens des Amtes Rosenberg auf die Klassische Archaologie zu verhindern obwohl er 1934 den Wahlaufruf Deutsche Wissenschaftler hinter Adolf Hitler im Volkischen Beobachter unterschrieb 6 Im Jahr 1935 ernannte ihn seine Geburtsstadt Bendorf zum Ehrenburger In seinem letzten Lebensjahr musste er hinnehmen dass die von ihm vorgesehene Ernennung des Archaologen und Bauforschers Armin von Gerkan zum Direktor der Abteilung Athen des Deutschen Archaologischen Instituts durch eine Intrige hintertrieben wurde und mit Walther Wrede ein Funktionar der NSDAP die Stelle erhielt nbsp Das Grab von Theodor und Marie Wiegand auf dem Waldfriedhof Dahlem vor der Abraumung 2014 Theodor Wiegand starb im Dezember 1936 im Alter von 72 Jahren in Berlin an den Spatfolgen einer Malaria Die Beisetzung erfolgte auf dem Waldfriedhof Dahlem Grablage 014 259 7 Auch die Witwe Marie Wiegand geb von Siemens wurde 1960 dort bestattet Zudem erinnerte eine Inschrift am Grabstein an den gemeinsamen Sohn Werner Wiegand der Ende des Zweiten Weltkriegs als Soldat in Schlesien gefallen war Die letzte Ruhestatte von Theodor Wiegand war von 1990 bis 2014 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet Nach Auslaufen der Widmung wurde die Grabstatte bereits 2015 wegen Platzmangels auf dem Friedhof abgeraumt 8 Wiegand ist Namensgeber der Theodor Wiegand Gesellschaft Gesellschaft der Freunde des Deutschen Archaologischen Instituts 9 Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenDie puteolanische Bauinschrift sachlich erlautert Leipzig 1894 Dissertation mit Hans Schrader Hrsg Priene Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen in den Jahren 1895 1898 Berlin 1904 Digitalisat Literatur BearbeitenHans Lietzmann Martin Schede Carl Weickert Friedrich Schmidt Ott Gedachtnisreden fur Theodor Wiegand Archaologisches Institut des Deutschen Reiches Berlin 1937 Gerhart Rodenwaldt Gedachtnisrede auf Theodor Wiegand Sonderausgabe aus den Sitzungsberichten der Preussischen Akademie der Wissenschaften Offentliche Sitzung vom 1 Juli 1937 Verlag der Akademie der Wissenschaften Berlin 1937 Carl Watzinger Theodor Wiegand Ein deutscher Archaologe Beck Munchen 1944 Gerhard Wiegand Hrsg Halbmond im letzten Viertel Briefe und Reiseberichte aus der alten Turkei von Theodor und Marie Wiegand 1895 bis 1918 Bruckmann Munchen 1970 ISBN 3 7654 1375 5 Auf den Spuren der Antike Theodor Wiegand ein deutscher Archaologe Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Stadtischen Museum Bendorf vom 22 Marz bis 30 September 1985 Stadtverwaltung Bendorf 1985 ISBN 3 923888 01 5 Olaf Matthes Theodor Wiegand und der Erwerb der Thronenden Gottin fur das Berliner Antikenmuseum In Thomas W Gaehtgens Martin Schieder Hrsg Mazenatisches Handeln Studien zur Kultur des Burgersinns in der Gesellschaft Festschrift fur Gunter Braun zum 70 Geburtstag Burgerlichkeit Wertewandel Mazenatentum Band 1 Fannei und Walz Berlin 1998 ISBN 3 927574 44 9 S 82 104 Johannes Althoff Ein Meister des Verwirklichens Der Archaologe Theodor Wiegand In Klaus Rheidt Barbara A Lutz Hrsg Peter Behrens Theodor Wiegand und die Villa in Dahlem von Zabern Mainz 2004 ISBN 3 8053 3374 9 S 134 159 Justus Cobet Theodor Wiegand Das Osmanische Reich und die Berliner Museen In Charlotte Trumpler Hrsg Das grosse Spiel Archaologie und Politik zur Zeit des Kolonialismus 1860 1940 DuMont Essen 2008 S 346 353 Justus Cobet Wiegand Theodor In Peter Kuhlmann Helmuth Schneider Hrsg Geschichte der Altertumswissenschaften Biographisches Lexikon Der Neue Pauly Supplemente Band 6 Metzler Stuttgart Weimar 2012 ISBN 978 3 476 02033 8 Sp 1307 1309 Ioannis Andreas Panteleon Eine Archaologie der Direktoren Die Erforschung Milets im Namen der Berliner Museen 1899 1914 Mittelmeerstudien Bd 5 Schoningh Paderborn 2015 ISBN 978 3 7705 5676 2 Johannes Althoff und Frederick Jagust mit einem Beitrag von Stefan Altekamp Theodor Wiegand 1864 1936 In Gunnar Brands Martin Maischberger Hrsg Lebensbilder Klassische Archaologen und der Nationalsozialismus Band 2 Forschungscluster 5 Geschichte des Deutschen Archaologischen Instituts im 20 Jahrhundert Verlag Marie Leidorf Rahden Westfalen 2016 ISBN 978 3 86757 394 8 S 1 37 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Theodor Wiegand Sammlung von Bildern nbsp Wikisource Theodor Wiegand Quellen und Volltexte Literatur von und uber Theodor Wiegand im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Theodor Wiegand in den Historischen Pressearchiven der ZBW Theodor Wiegand beim Portal Rheinische Geschichte bendorf geschichte Digitalisate von Schriften Theodor Wiegands bei der Universitatsbibliothek Heidelberg Propylaeum VitaeEinzelnachweise Bearbeiten Kosener Corpslisten 1960 114 972 Gabriele Mietke Theodor Wiegand und die byzantinische Kunst Reichert Wiesbaden 2014 ISBN 978 3 95490 042 8 S 5 Charlotte Trumpler Das Deutsch Turkische Denkmalschutz Kommando und die Luftbildarchaologie In dies Hrsg Das grosse Spiel Archaologie und Politik zur Zeit des Kolonialismus 1860 1940 Begleitbuch zur Ausstellung Das Grosse Spiel Archaologie und Politik Ruhr Museum Weltkulturerbe Zollverein Essen 11 Februar 13 Juni 2010 DuMont Koln 2008 ISBN 978 3 8321 9063 7 S 474 483 Mitglieder der Vorgangerakademien Theodor Wiegand Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 14 Mai 2017 Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Bd 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 258 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Fischer Frankfurt 2005 ISBN 978 3 596 16048 8 S 587 Hans Jurgen Mende Lexikon Berliner Begrabnisstatten Pharus Plan Berlin 2018 ISBN 978 3 86514 206 1 S 590 Carolin Bruhl Ehrengraber mit Verfalsdatum In Berliner Morgenpost 22 November 2015 Abgerufen am 16 November 2016 Theodor Wiegand Gesellschaft Gesellschaft der Freunde des Deutschen Archaologischen Instituts Bonn Direktoren der Antikensammlung Berlin Vorsteher des Antikenkabinetts Lorenz Beger Johann Carl SchottSkulpturensammlung Friedrich Tieck Theodor Panofka Eduard Gerhard Karl Botticher Alexander Conze Reinhard Kekule von Stradonitz AntikenabteilungAntiquarium Konrad Levezow Ernst Heinrich Toelken Karl Friederichs Ernst Curtius AntikenabteilungAntikenabteilung Reinhard Kekule von Stradonitz Theodor Wiegand Robert Zahn Carl Weickert Getrennte Ost und Westberliner AntikensammlungAuswartiger Direktor Carl Humann Smyrna und Pergamon Theodor Wiegand Smyrna und Konstantinopel Antikensammlung Ost Carl Blumel Elisabeth Rohde Max Kunze Wiedervereinigte AntikensammlungAntikensammlung West Adolf Greifenhagen Klaus Vierneisel Wolf Dieter Heilmeyer Wiedervereinigte AntikensammlungWiedervereinigte Antikensammlung Wolf Dieter Heilmeyer Andreas Scholl Siehe auch Liste der Direktoren der Antikensammlung BerlinGeneralsekretare bis 1926 und Prasidenten ab 1926 des Deutschen Archaologischen Instituts Alexander Conze 1887 1905 Otto Puchstein 1905 1911 Hans Dragendorff 1911 1922 Gerhart Rodenwaldt 1922 1932 Theodor Wiegand 1932 1936 Martin Schede 1938 1945 Carl Weickert 1947 1954 Erich Boehringer 1954 1960 Kurt Bittel 1960 1972 Werner Kramer 1972 1980 Edmund Buchner 1980 1988 Helmut Kyrieleis 1988 2003 Hermann Parzinger 2003 2008 Hans Joachim Gehrke 2008 2011 Friederike Fless seit 2011 Normdaten Person GND 118767801 lobid OGND AKS LCCN n83165522 VIAF 12347811 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wiegand TheodorKURZBESCHREIBUNG deutscher Klassischer ArchaologeGEBURTSDATUM 30 Oktober 1864GEBURTSORT BendorfSTERBEDATUM 19 Dezember 1936STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theodor Wiegand amp oldid 239379840