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Ernst Heinrich Toelken seltener in der Schreibweise Tolken 1 November 1785 in Bremen 16 Marz 1864 1 in Berlin war ein deutscher Klassischer Archaologe Philosoph Kunsthistoriker Hochschullehrer und Direktor des Berliner Antiquariums Ernst Heinrich Toelken in einer Kreidezeichnung von Carl Blechen 1832 Grafiksammlung des Stadtmuseums Berlin GHZ 82 69 79 Inhaltsverzeichnis 1 Jugend Studium und Wirken fur Hansestadte 2 Beginn der akademischen Laufbahn 3 Professor in Berlin 4 Tod und Grabstatte 5 Veroffentlichungen Auswahl 6 Literatur 7 EinzelnachweiseJugend Studium und Wirken fur Hansestadte BearbeitenToelken war Sohn des Bremer Kaufmanns Heinrich Toelken Seine schulische Bildung erfolgte sowohl in Heimschulung durch den Vater und nach dessen Tod durch den Onkel als auch durch offentliche Schulen und durch Privatunterricht Griechisch brachte er sich selbst bei 1804 begann er ein Studium der Theologie an der Universitat Gottingen konzentrierte sich jedoch schon wahrend des ersten Semesters immer mehr auf die Geschichtswissenschaft und nahm Klassische Philologie und Philosophie hinzu Akademische Lehrer waren in der Theologie Johann Gottfried Eichhorn und Gottlieb Jakob Planck in der Geschichte Arnold Heeren und insbesondere Johann Friedrich Herbart in der Philosophie und Padagogik Toelken schloss sich Herbarts neuhumanistisch ausgerichteter Privatsozietat Padagogische Gesellschaft an zu diesem Kreis gehorten unter anderem auch Ernst Karl Friedrich Wunderlich Georg Ludolf Dissen Friedrich Thiersch und Friedrich Kohlrausch Nach sieben Semestern in Gottingen ging Toelken an die Berliner Universitat wo Friedrich Schleiermacher und Johann Gottlieb Fichte seine wichtigsten Lehrer wurden Mit Erlaubnis der Mutter begab er sich auch auf ausgedehnte Wanderschaften in Deutschland um Kunstwerke an verschiedenen Orten zu sehen Den Versuch an der Kunstakademie Dresden zu studieren beendete er jedoch nach einem halben Jahr 1808 begab er sich mit seinem Gottinger Mitstudenten Otto Magnus von Stackelberg auf eine fast zweijahrige Italienreise die einen 16 monatigen Aufenthalt in Rom beinhaltete In Rom trennten sich die Wege von Toelken und Stackelberg 1810 kehrte Toelken in seine Heimatstadt Bremen zuruck die er sieben Jahre nicht mehr besucht hatte Ursprunglich sollte er als Prediger die Kirche St Martini ubernehmen doch fand er Verwendung im diplomatischen Dienst seiner Stadt und war als Sekretar Teilnehmer einer Delegation nach Frankreich die Probleme der Eingliederung des norddeutschen Kustenstreifens nach Frankreich klaren sollte Bis Sommer 1811 gehorte er der sogenannten Organisationskommission in Hamburg an Beginn der akademischen Laufbahn BearbeitenIm Sommer 1811 wurde Toelken erneut Student in Gottingen wo er sich nun besonders der Archaologie widmete Die Promotion erfolgte mit einer Dissertation zum Thema Comparatio politiarum Platonis in libris de republica et de legibus delineatarum einer Studie zum Fortwirken der politischen Konzeptionen bei Platon in seiner Schrift Der Staat Mittlerweile hatte Toelken beschlossen eine akademische Laufbahn einzuschlagen Hauptprufer bei seinem Examen war Heeren auch Christian Gottlob Heyne gehorte bei der Prufung in Alter und Neuer Geschichte zu den Prufenden Noch im selben Semester gab Toelken nach Erteilung der Venia legendi mit Entwicklung der stufenweisen Ausbildung der Gotteridole der griechischen Kunst seine erste Lehrveranstaltung Fur das folgende Semester durfte er nur unter der Voraussetzung lehren dass er binnen einer bestimmten Frist seine Habilitation einleitete was Toelken tat und Mitte Marz 1812 die Schrift De Phidiae Jove Olympio observationes einreichte Die Heyne gewidmete Schrift beschaftigte sich mit dem Bildhauer Phidias Im Sommersemester 1812 gab er als Privatdozent schon drei Lehrveranstaltungen und wurde Mitglied der Societas philologica Gottingensis Wegen seiner guten Verbindungen in die Berliner Kunstszene war Toelken noch im selben Jahr massgeblich fur die Vergabe eines Auftrages zur Schaffung eines Bildwerkes fur den gerade verstorbenen Jura Professor Christian August Gottlieb Goede an Johann Gottfried Schadow mit zustandig Ein 1814 eingebrachter Antrag auf Anstellung als ausserordentlicher Professor wurde von der Universitat abschlagig beantwortet Toelken zog Konsequenzen aus der Absage und wechselte zum November 1814 als Privatdozent an die Berliner Universitat Fur das finanzielle Auskommen sorgte eine gleichzeitige Anstellung als Gymnasialprofessor am Friedrichwerderschen und spater am Kollnischen Gymnasium Toelken war nicht der einzige Gottinger Gelehrte der diesen Schritt ging da die Universitat zu dieser Zeit einer Verjungung im Lehrkorper gegenuber noch abgeneigt war und diese erst ein paar Jahre spater etwa mit der Berufung Karl Otfried Mullers auf die vakante Professur von Heyne erfolgte Beispielsweise mit Karl Lachmann gab es weitere junge Wissenschaftler die die Universitat verliessen Als Probeschrift fur seine Berliner Habilitation entstand 1814 Ueber das Basrelief und die Grenzen der Plastik und Malerey die Schrift gilt als Toelkens wichtigstes Werk 1815 eroffnete sich ein neues Betatigungsfeld fur ihn als er die nach der Verschleppung nach Frankreich durch napoleonische Truppen 1815 zum Teil zuruckgegebenen Antiken inventarisierte Von 1816 bis 1818 gehorte er zu den Mannern die zur Vorbereitung eines grossen nationalen und offentlichen Museums die an viele Standorte verstreuten Kunstgegenstande zusammentragen sollten Toelken war insbesondere fur die geschnittenen Steine und die Munzen zustandig Professor in Berlin BearbeitenIm April 1816 wurde er ausserordentlichen Professor in Berlin Er hielt nicht nur Vorlesungen zur Archaologie sondern auch zur Philosophie Nach Fichtes Tod war langere Zeit dessen Lehrstuhl vakant und auch die philosophischen Lesungen Toelkens wurden vom zustandigen Ministerium zur Ablehnung mehrerer Kandidaten wie Georg Wilhelm Friedrich Hegel Hebart und Karl Krause ins Feld gefuhrt 1823 wurde er ordentlicher Professor fur Kunstgeschichte und Archaologie 1827 Sekretar der Akademie der Kunste und ordentliches Mitglied des akademischen Senats der Universitat Berlin Als Sekretar der Akademie gab er 1828 29 die kurzlebige Zeitschrift Berliner Kunst Blatt heraus 1825 26 und 1833 31 war er Dekan seiner Fakultat 1832 wechselte Toelken in den Museumsdienst behielt zugleich aber seine Professur Zunachst war er als Direktoralassistent unter Konrad Levezow am Antiquarium beschaftigt nach dessen Tod 1835 wurde er 1836 zum Direktor der Sammlung Mit der Ubernahme des Direktorenpostens wurde Toelken auch Mitglied der artistischen Kommission 28 Jahre lang bestimmte er die Geschicke des Antiquariums kein anderer Leiter einer der Berliner Antikensammlungen konnte eine so lange Amtszeit erreichen Als Archaologe teilte er Eduard Gerhards Auffassung von der Archaologie als historischer Wissenschaft als monumentaler Philologie Wichtigste Leistung als Museumsarchaologe wurde die Bearbeitung der Gemmensammlung Sein Nachfolger wurde Carl Friederichs Toelken war umfassend gebildet und nahm regen Anteil am offentlichen Leben Er verfasste Schriften zu vielen verschiedenen Themen so zu agyptologischen mythologischen kunstgeschichtlichen und asthetischen Problemen im Bereich der Malerei Poesie und des Theaters In seiner Vielseitigkeit lag auch ein Problem in einer Zeit in der sich viele Disziplinen der Wissenschaften verselbststandigten und der Zuwachs an Wissen und Forschungsleistungen immens war Toelken konnte auf vielen Gebieten ob seiner Interessenvielfalt nicht langfristig mithalten Er war Mitglied mehrerer in und auslandischer wissenschaftlicher Gesellschaften und Akademien so Grundungsmitglied und Vizeprasident der 1843 errichteten Numismatischen Gesellschaft zu Berlin 2 Tod und Grabstatte BearbeitenErnst Heinrich Toelken starb 1864 im Alter von 78 Jahren in Berlin Beigesetzt wurde er im Erbbegrabnis Toelken Pfeiffer auf dem Friedhof III der Jerusalems und Neuen Kirche vor dem Halleschen Tor Von der Anlage sind nur Teile der neoklassizistischen verputzten Grabwand samt Inschriftentafeln erhalten 3 Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenDe Phidiae Jove olympio observationes Dissertation Gottingen 1812 Digitalisat Erklarendes Verzeichniss der antiken vertieft geschnittenen Steine der Koniglich Preussischen Gemmensammlung Berlin 1835 Digitalisat Literatur BearbeitenNachruf in der National Zeitung Morgen Ausgabe Jg 17 Nr 143 25 Marz 1864 Digitalisat Ernst Curtius Tolken Ernst Heinrich In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 38 Duncker amp Humblot Leipzig 1894 S 415 Johannes Tutken Privatdozenten im Schatten der Georgia Augusta PDF 3 9 MB Zur alteren Privatdozentur 1734 bis 1834 Teil II Biographische Materialien zu den Privatdozenten des Sommersemesters 1812 Universitatsverlag Gottingen Gottingen 2005 S 518 531Einzelnachweise Bearbeiten Vgl die Todesanzeige in der National Zeitung Morgen Ausgabe Nr 131 18 Marz 1864 Zweites Beiblatt Digitalisat Die zuerst durch Ernst Curtius in seinem ADB Artikel siehe Literatur verbreitete Angabe 1869 ist irrig Bernd Kluge Alexa Kuter Die Numismatische Gesellschaft zu Berlin gegrundet 1843 Geschichte Fundus Dokumente Festgabe zum 175 Grundungsjubilaum am 22 Dezember 2018 Hrsg Numismatische Gesellschaft zu Berlin Berlin 2018 S 32 41 Hans Jurgen Mende Lexikon Berliner Begrabnisstatten Pharus Plan Berlin 2018 ISBN 978 3 86514 206 1 S 247 Inhaber der Lehrstuhle fur Klassische Archaologie an der Friedrich Wilhelms Universitat zu Berlin Erster Lehrstuhl Aloys Hirt 1810 1837 Eduard Gerhard 1843 1867 Ernst Curtius 1868 1896 Zweiter Lehrstuhl Ernst Heinrich Toelken 1785 1864 Carl Robert 1880 1890 Reinhard Kekule von Stradonitz 1890 1911 Georg Loeschcke 1912 1915 Ferdinand Noack 1916 1931 Gerhart Rodenwaldt 1932 1945 Direktoren der Antikensammlung Berlin Vorsteher des Antikenkabinetts Lorenz Beger Johann Carl SchottSkulpturensammlung Friedrich Tieck Theodor Panofka Eduard Gerhard Karl Botticher Alexander Conze Reinhard Kekule von Stradonitz AntikenabteilungAntiquarium Konrad Levezow Ernst Heinrich Toelken Karl Friederichs Ernst Curtius AntikenabteilungAntikenabteilung Reinhard Kekule von Stradonitz Theodor Wiegand Robert Zahn Carl Weickert Getrennte Ost und Westberliner AntikensammlungAuswartiger Direktor Carl Humann Smyrna und Pergamon Theodor Wiegand Smyrna und Konstantinopel Antikensammlung Ost Carl Blumel Elisabeth Rohde Max Kunze Wiedervereinigte AntikensammlungAntikensammlung West Adolf Greifenhagen Klaus Vierneisel Wolf Dieter Heilmeyer Wiedervereinigte AntikensammlungWiedervereinigte Antikensammlung Wolf Dieter Heilmeyer Andreas Scholl Siehe auch Liste der Direktoren der Antikensammlung Berlin Normdaten Person GND 117404993 lobid OGND AKS VIAF 32773144 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Toelken Ernst HeinrichALTERNATIVNAMEN Tolken Ernst HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Klassischer Archaologe Philosoph Kunsthistoriker Hochschullehrer und Direktor des Berliner AntiquariumsGEBURTSDATUM 1 November 1785GEBURTSORT BremenSTERBEDATUM 16 Marz 1864STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Heinrich Toelken amp oldid 238286729