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37 385 27 256388888889 Koordinaten 37 23 6 N 27 15 23 ODidyma Der Apollon Tempel an den Personen auf der Treppe kann man die Grosse des Tempels erkennenDas Innere des TempelsDidyma heute Didim in der Turkei war ein antikes Heiligtum im Westen Kleinasiens mit einer bedeutenden Orakelstatte des Gottes Apollon Der hellenistische Apollontempel wird in seiner Grosse in Ionien nur vom Heratempel im Heraion von Samos und dem Tempel der Artemis in Ephesos ubertroffen Er zahlt zu den am besten erhaltenen Grossbauten des Altertums Neben dem Apollontempel gab es weitere Bauten im Heiligtum die erst in jungster Zeit entdeckt wurden Ein Theater romischer Zeit und die Fundamente eines Tempels welche zu einem inschriftlich belegten Tempel der Artemis gehoren Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Name 3 Geschichte 4 Bauten 4 1 Apollontempel 4 2 Artemistempel 4 3 Stadion 4 4 Theater 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenLage BearbeitenDas Heiligtum liegt im heutigen Ort Didim im gleichnamigen Landkreis der turkischen Provinz Aydin Das antike Didyma befand sich an der Westkuste Kleinasiens in der Nahe der antiken Grossstadt Milet zu welcher die Entfernung ca 16 km Luftlinie betragt Die naturliche Verbindung zwischen beiden war der Seeweg Zusatzlich wurde ab dem 6 Jahrhundert v Chr abseits der Kuste eine Strasse gebaut Diese Heilige Strasse verband Milet mit Didyma Ihr Name verweist auf ihren sakralen Charakter da sie fur Prozessionen bestimmt war Die Strasse zwischen Milet und Didyma fuhrte auch am Hafen Didymas vorbei der 3 km nordwestlich des Orakelheiligtums liegt und Panormos heute Mavisehir hiess 1 Name BearbeitenDie Herkunft des Namens Didyma ist umstritten er kommt entweder aus dem Karischen und damit aus der Zeit vor der griechischen Besiedlung der kleinasiatischen Westkuste oder aus dem Griechischen didymos heisst Zwilling womit Apollon und Artemis gemeint sein durften Auf der Peloponnes im Gebiet der sudostlichen Argolis existiert ebenfalls ein Ort mit dem Namen Didyma dort auf zwei Dolinen bezogen oder auf den Hausberg der mit zwei Gipfeln ebenfalls Didymos benannt ist Vielleicht wurde der Name also von einer Ortsbezeichnung aus dem griechischen Kernland ubernommen was auch fur andere fruhe griechische Grundungen an der kleinasiatischen Westkuste vermutet wird nbsp Der Apollon TempelGeschichte BearbeitenHerodot und Pausanias 2 berichten dass die Ionier um die Wende zum 1 Jahrtausend v Chr einwanderten und eine altere Kultstatte ubernahmen an der in vorgriechischer Zeit eine weibliche Naturgottheit verehrt wurde Bisher ist eine Grundungszeit im 2 Jahrtausend v Chr jedoch archaologisch nicht nachweisbar Die Kultlegende berichtet dass Leto am Ort der Orakelstatte ihren Sohn Apollon von Zeus empfangen habe Spater erschien Apollon einem einheimischen Hirten namens Branchos dem er die Sehergabe verlieh Auf diesen Hirten fuhrte sich das karische Priestergeschlecht der Branchiden zuruck die bis in die Zeit der Perserkriege Namensgeber und Vorsteher des Heiligtums waren Daher kommt auch der fruhere Name Branchidai spater wurden die Priester von Milet eingesetzt und gehorten zu angesehenen Familien der Stadt Das Orakel hatte schon im 7 Jahrhundert v Chr einen uberregionalen Ruf Dies belegt zum einen Herodot der von Weihgeschenken des agyptischen Pharao Necho und des Lyderkonigs Kroisos berichtet zum anderen der tatsachliche Fund zahlreicher Weihgeschenke Herodot berichtet dass nach dem Zusammenbruch des Ionischen Aufstandes und dem Fall von Milet 494 v Chr der Perserkonig Dareios die Tempel von Didyma und das Orakel plunderte und in Flammen aufgehen liess Strabon und Pausanias berichten wiederum dass Xerxes I nach seiner Niederlage bei Plataiai 479 v Chr das Heiligtum von Didyma zerstorte Die Branchiden sollen freiwillig die Tempelschatze dem Perserkonig ubereignet haben und nach Persien geflohen sein Archaologisch ist eine schwerwiegende Brandzerstorung weder fur 494 noch fur 479 v Chr nachweisbar Dennoch wurde zum Beispiel auf dem sogenannten Taxiarchis Hugel eine Ascheschicht gefunden die viele verbrannte Dachziegel des Apollontempels und anderer Bauten Didymas enthielt Sie belegen eine Beschadigung dieser Gebaude am Anfang des 5 Jahrhunderts v Chr Danach setzten umfangreiche Baumassnahmen fur die nachsten 150 Jahre aus Das schon in archaischer Zeit beruhmte Apollonorakel von Didyma war nach dem Ionischen Aufstand und der Verwustung durch die Perser verstummt wie Strabon schreibt 334 v Chr eroberte Alexander der Grosse Milet und befreite es von der Perserherrschaft Spatestens seit dieser Zeit wird das zuvor regionale Heiligtum Bestandteil der Polis Milet gewesen sein Weder bei dem antiken Geschichtsschreiber Arrian noch bei einem anderen wird erwahnt dass Alexander in diesem Zusammenhang Didyma besuchte Dies ist ein Indiz dafur dass das Apollonheiligtum damals keine wichtige Rolle spielte denn Alexander suchte immer die wichtigen am Weg gelegenen Heiligtumer auf wie zum Beispiel das der Artemis von Ephesos oder der Athena von Priene Alexander wird beim Wiederaufleben des Orakelkultes eine bedeutende Rolle zugeschrieben Als er sich 331 v Chr in Agypten aufhielt soll die Orakelquelle in Didyma wieder aufgesprudelt sein und Gesandte aus Milet brachten ihm Orakelspruche Darin wurde er als Sohn des Zeus bezeichnet und ihm sein Sieg in der Schlacht bei Gaugamela prophezeit 3 Anschliessend gab Milet den Auftrag zum Neubau des Apollontempels und setzte Jahresbeamte als prophetes und Opferpriester ein Im Hellenismus wurden neben Alexander auch den hellenistischen Konigen Seleukos I und Seleukos II Orakel erteilt Im 3 Jahrhundert v Chr stand Didyma folglich stark unter dem Einfluss des Seleukidenreichs dessen Konige dem Heiligtum auch reiche Stiftungen vermachten Einen Ruckschlag musste es jedoch in den Jahren 277 76 v Chr verkraften als es von den Galatern geplundert wurde die vom Balkan her nach Kleinasien gekommen waren Im 2 Jahrhundert v Chr gab es dann Stiftungen des bithynischen Konigshauses und schliesslich am Beginn des 1 Jahrhunderts v Chr noch solche der letzten Ptolemaer In diesem Zusammenhang sind die im Heiligtum zu Ehren Apollons abgehaltenen Wettkampfe zu erwahnen Diese Didymeia genannten Spiele sind zuerst Anfang des 3 Jahrhunderts v Chr bezeugt Um 200 v Chr wurden sie panhellenisch und penteterisch das heisst alle Griechen konnten daran teilnehmen und sie fanden alle vier Jahre statt Zu Beginn des 1 Jahrhunderts v Chr mussten die Megala Didymeia aber vorubergehend eingestellt werden unter anderem weil Milet den gegen die Romer aufbegehrenden Usurpator Mithradates unterstutzt hatte Ausserdem wurde das Apollonheiligtum 67 v Chr von Piraten heimgesucht Erst unter Gnaeus Pompeius Magnus konnten die Didymeia 63 v Chr wieder aufgenommen werden nachdem er den Osten des Romischen Reiches neu geordnet hatte In romischer Zeit erweiterte Gaius Iulius Caesar den Asylbezirk Angeblich versuchte Caligula sich den Apollontempel anzueignen bzw diesen fertigzustellen Trajan liess um 100 n Chr die Heilige Strasse ausbauen und innerhalb des Heiligtums pflastern Kaiser Hadrian war selbst Prophet im Heiligtum Commodus liess ab 177 n Chr die Kommodeia als Kaiserkult feiern Der religiose Betrieb des Orakels kam im Verlauf des 4 Jahrhunderts zum Erliegen In der Spatantike war Didyma Bischofssitz und wurde durch Kaiser Justinian I mit dem Titel Iustinianopolis geehrt bevor der Ort im Fruhmittelalter einen rapiden Niedergang erlebte Vom 10 bis 12 Jahrhundert war Didyma erneut Sitz eines Bischofs und es lasst sich christliche Bautatigkeit nachweisen Zweimal zerstorten Erdbeben Didyma im 7 und im 15 Jahrhundert Letzteres fuhrte zur Aufgabe der Siedlung Erst am Ende des 18 Jahrhunderts besiedelten Griechen den Ort wieder und benutzten die verfallenen antiken Gebaude als Steinbruch Seit dem 18 Jahrhundert wird Didyma erforscht zuerst durch englische dann durch franzosische schliesslich durch deutsche Archaologen Einzelne Fundstucke aus Didyma befinden sich im British Museum in London im Louvre in Paris und im Pergamonmuseum in Berlin und trugen wesentlich zur Bekanntheit der Ausgrabungsstatte in West und Mitteleuropa bei Erst im Jahre 1906 begannen deutsche Archaologen unter der Leitung von Hubert Knackfuss den Apollontempel grossflachig freizulegen Diese Arbeiten waren 1913 weitgehend beendet Nach dem Ersten Weltkrieg fanden weitere sporadische Untersuchungen statt Seit 1962 werden wieder jahrliche Ausgrabungen unter der Leitung des Deutschen Archaologischen Instituts durchgefuhrt Sie dauern bis heute an und werden unter anderem von der Nordrhein Westfalischen Akademie der Wissenschaften und der Kunste finanziert Bauten BearbeitenApollontempel Bearbeiten nbsp Schematischer Gesamtplan des ApollonheiligtumsDer hellenistische Grosstempel hatte zwei Vorgangerbauten aus archaischer Zeit Der eine Bau stammt aus der Zeit um 700 v Chr der andere aus dem 6 Jahrhundert v Chr Bereits damals erhielt die Anlage eine von Saulen getragene Ringhalle die in ihrer Gestalt das hellenistische Heiligtum vorwegnahm Da das archaische Heiligtum unter den Steinmassen des hellenistischen Tempels liegt ist relativ wenig daruber bekannt Im Tempelhof sind noch Reste der Vorgangerbauten zu sehen nbsp Der Apollon TempelMit dem Bau des hellenistischen Heiligtums wurde um 330 v Chr begonnen Es wird mit der Eroberung Milets durch Alexander den Grossen 334 v Chr und der Eingliederung Didymas in die Polis Milet in Verbindung gebracht Fur die Planung des Tempels beauftragte man laut Vitruv den milesischen Baumeister Daphnis und den fuhrenden Architekten seiner Zeit Paionios von Ephesos 4 nbsp Rekonstruktion des Apollontempels von DidymaDer Tempel hat eine doppelte Ringhalle der aussere Saulenring hat 10 21 Saulen der innere 8 19 Saulen Der Stylobat oberste Stufe des Tempelunterbaus hat eine Grosse von ca 51 m 109 m Die 120 ionischen Saulen sind 19 70 m hoch Den oberen Abschluss bildete uber dem Architrav ein Fries aus Ranken Lowenfiguren und Medusenhauptern Die Ringhalle erhebt sich auf einem siebenstufigen Unterbau dem Stereobat Sein Eingang liegt im Osten und fuhrt uber eine Freitreppe von 14 Stufen Von dort gelangt man nach dem Durchschreiten der Ringhalle in die Vorhalle Pronaos die wegen ihrer 3 4 Saulen auch Zwolfsaulensaal griechisch Dodekastylos genannt wird Anstelle einer Cellatur befindet sich hier ein uber 14 Meter hohes unverschliessbares Portal mit einer Schwelle von knapp 1 5 Metern Hohe Sie war also unuberschreitbar In das Innere des Tempels fuhren seitlich des Portals zwei Tunnelgewolbe Diese Tunnelgange sind die einzigen Zugange Im Inneren des Tempels liegt ein unuberdachter Hof der in Inschriften als Adyton bezeichnet wird Im Westen des Hofes finden sich die Fundamente eines Baus mit einer Grosse von 8 24 m 14 23 m Dieser kleine tempelartige Bau wird auch Naiskos genannt griechisch fur kleiner Tempel Den Naiskos errichtete man um 300 v Chr Das war notig weil Seleukos I zu dieser Zeit den sogenannten Kanachos Apollon 5 aus Susa zuruck nach Didyma schickte Diese Apollon Statue diente als Kultbild und man stellte sie im Naiskos auf wie kaiserzeitliche Munzen zeigen Gefertigt hatte diese spatarchaische Bronzestatue der Bildhauer Kanachos und die Perser hatten sie nach dem Ionischen Aufstand geraubt Sie stellte Apollon stehend mit einem Hirsch in der rechten und einem Bogen in der linken Hand dar Das eigentliche Kultmal des Apollonheiligtums bildete aber eine Quelle die zur Orakelerteilung benutzt wurde Ursprunglich befand sich diese Susswasserquelle im Bereich des hellenistischen Apollon Naiskos Spater versiegte sie und man legte einen Brunnen im nordostlichen Bereich des Innenhofes an Die Bedeutung dieser Quelle erschliesst sich daraus dass Didyma auf einem wasserarmen Kalkplateau liegt An der Ostseite des Hofes fuhrt zwischen den beiden erwahnten Tunnelgangen eine Freitreppe mit 24 Stufen zu einer Dreiturenwand griechisch Trithyron Diese Wand hat zwei korinthische Halbsaulen und bildet innerhalb des Hofes eine Aussen und Fassadenarchitektur Gottfried Gruben bezeichnet sie als den architektonischen Brennpunkt des Tempels Dahinter liegt ein Saal mit zwei gegenuberliegenden Treppenhausern und dem so genannten Grossen Portal Auch hier sind die Schwellen mit einer Hohe von 50 Zentimetern relativ hoch und konnten nur mit Hilfsmitteln uberschritten werden Die Treppenhauser werden labyrinthoi genannt Der Bau wurde wohl nach eindeutig kultischen Vorgaben erstellt Uber die genaue Nutzung und Funktion gibt es allerdings nur Mutmassungen nbsp MedusenhauptObwohl man etwa 600 Jahre am Tempel arbeitete wurde er nie fertiggestellt Strabon berichtet der Tempel sei wegen seiner Grosse ohne Dach geblieben Tatsachlich fehlen die Dachzone des Pronaos und der nie vollendeten Ringhallen Auch wurde die letzte Glattung der Wande nicht ausgefuhrt So blieben dort umfangreiche antike Werkzeichnungen erhalten die erst 1979 von Lothar Haselberger entdeckt wurden Es handelt sich dabei offensichtlich um Arbeitsplane fur Saulen Gebalke und andere Details In der Antike wurden die Wande vor der Ritzung mit Rotel eingerieben so dass die Linien deutlich sichtbar waren Die grossflachigen Zeichnungen umfassen bis zu 25 Meter lange Geraden und Kreisbogen mit Radien bis zu 4 5 Metern Die Linien sind mit Metallstichel Lineal und Zirkel in die Oberflache der Marmorquader geritzt und bis auf wenige Millimeter genau 6 Didyma gehorte zusammen mit Delphi Dodona und Klaros zu den bedeutendsten griechischen Orakeln Der genaue Ablauf beim Erteilen einer Prophezeiung ist nicht bekannt ihre Endform in Versen erhielten die Orakelspruche jedenfalls durch Priester Die letzte grosse Blutezeit des Heiligtums war im 1 und 2 Jahrhundert Artemistempel Bearbeiten nbsp Rekonstruktionszeichnung des Grundrisses des hellenistischen Artemistempels als tetrastyler Amphiprostylos dessen Frontseite nach Westen zeigt die erhaltenen Fundamente hellgrun die moglichen Standorte der Stufen Wande und Saulen schwarz das Grundrissraster mit den Proportionen der einzelnen Raume und des gesamten Grundrisses rot Das Fundament des Artemistempels wurde 2013 unmittelbar nordlich der heutigen Moschee entdeckt 7 In den beiden Jahren darauf konnte die Grosse des Tempelfundaments auf 11 50 m 31 70 m bestimmt werden Dieses rechteckige Streifenfundament besass zwei Querfundamente die zeigen dass der Artemistempel drei Raume hatte Im Gegensatz zum Apollontempel von Didyma ist das Fundament des Artemistempels genau ost westlich ausgerichtet wie bei den meisten griechischen Tempeln ublich Aufgehendes Mauerwerk trat bei den Grabungsarbeiten nicht zutage Nach der Freilegung wurden die Fundamente wieder zugeschuttet sodass heute von ihnen nichts mehr zu sehen ist nbsp Das Fundament des Artemistempels von SudenBereits 1994 waren bei Ausgrabungen sudlich der Moschee Bauteile des Artemistempels zum Vorschein gekommen Sie zeigen dass es sich um einen ionischen Tempel handelte dessen Vorbild der hellenistische Naiskos des Apollontempels war Denn bestimmte Bereiche des Artemistempels stimmen bis auf wenige Details exakt mit dem Apollon Naiskos uberein Fur die Abweichungen gibt es zwei Grunde Erstens war der Apollon Naiskos grosser als der Artemistempel Zweitens entstand der Apollon Naiskos schon um 300 v Chr und der Artemistempel erst im 2 Jahrhundert v Chr Die wenigen erhaltenen Bauteile des Artemistempels erlauben allein keine Rekonstruktion seiner Gestalt Erstaunlicherweise ist aber der Entwurf seiner Vorderseite als Ritzzeichnung im Massstab 1 1 uberkommen die im Innenhof des Apollontempels an der westlichen Sockelwand angebracht ist Diese Zeichnung konnte viele Jahre nicht richtig gedeutet werden Aber 2011 stellte man fest dass die bis dahin gefundenen Bauteile des vermutlichen Artemistempels exakt zu dieser Zeichnung passen Seitdem kannte man die Breite des Artemistempels 10 71 m und den Achsabstand seiner vier Frontsaulen jeweils 3 31 m Nun begann die Suche nach dem Tempelfundament welches schliesslich 2013 gefunden wurde Bei der Ausgrabung des Tempelfundaments nordlich der Moschee stellte sich heraus dass der Achsabstand der Fundamentstreifen immer ein Vielfaches des Achsabstandes der Saulen auf der genannten Ritzzeichnung betragt Spater ergab sich dass das gefundene Tempelfundament genauso breit ist wie die Tempelfront der Zeichnung im Apollontempel Uberdies ist das Fundament genau dreimal so lang wie breit sodass der Artemistempel im Grundriss die Proportion 1 3 aufwies Der Zusammenhang zwischen dem Entwurf an der Ruckwand des Apollontempels und dem Tempelfundament bei der Moschee ist damit bewiesen Noch nicht endgultig geklart ist die Frage ob die Eingangsseite des Artemistempels nach Osten oder nach Westen zeigte Die Freilegung des Fundaments nordlich der Moschee brachte daruber keine Aufschlusse Bei Ausgrabungen auf der Ostseite traten allerdings keine Altarreste zutage und auf der Westseite wurde noch nicht ausgegraben Die dortige Entdeckung des Artemisaltars oder seiner Fundamente wurde dieses Problem losen da sich der Altar in der Regel vor der Vorderseite eines griechischen Tempels befand Jedoch ist die Westorientierung des Artemistempels auch wahrscheinlich weil dies sein Grundriss nahelegt und weil die beiden beruhmten Artemistempel von Ephesos und Magnesia am Maander ebenfalls nach Westen ausgerichtet waren Bis heute wurde keine Inschrift gefunden die belegt dass der Tempel Artemis geweiht war Dennoch ist dies sicher weil der Artemistempel anhand des Apollon Naiskos entworfen wurde Apollon und Artemis waren bekanntermassen Zwillinge Deshalb ist kaum davon auszugehen dass der Apollon Naiskos dem Tempel einer anderen Gottheit als seiner Schwester Artemis als Planungsgrundlage diente Daruber hinaus ist ein solcher Entwurfsvorgang einmalig in der griechischen Baugeschichte In Didyma wurden viele Gotter verehrt aber nur fur Apollon und Artemis sind Tempelbauten inschriftlich uberliefert Da in einer Inschrift vom Anfang des 3 Jahrhunderts v Chr das Kultbild der Artemis erwahnt wird muss sie vor dem Tempelneubau im 2 Jahrhundert v Chr bereits einen eigenen Tempel besessen haben Somit ist es auch wahrscheinlich dass Artemis schon in archaischer Zeit einen Tempel hatte Das bezeugen ausserdem viele Funde aus dieser Zeit wozu auch Weihinschriften an Artemis gehoren Insgesamt sind die Erkenntnisse zum Artemistempel von Didyma noch recht durftig Aber als gesichert kann gelten dass der im Fundament 11 50 m breite und 31 70 m lange Tempel im 2 Jahrhundert v Chr errichtet wurde Dies belegt die Datierung seiner Bauornamentik Uberdies handelte es sich um einen ionischen Amphiprostylos Stadion Bearbeiten nbsp Blick von Osten auf die Sudseite des Apollontempels wo sich einst das Stadion befand nbsp Toposinschrift auf den sudlichen Tempelstufen FILISKOY Platz des Philiskos Parallel zur Sudseite des Apollontempels liegt ein Stadion welches um 200 v Chr errichtet wurde Gymnische Agone hielt man aber wahrscheinlich schon fruher in Didyma ab Auf der Nordseite des Stadions dienten die sieben Tempelstufen den Zuschauern als Sitzgelegenheit Viele sogenannte Toposinschriften haben sich auf diesen Stufen erhalten das heisst die Zuschauer hatten dort ihre Namen eingeritzt oder sogar eingemeisselt Gegenuber der sudlichen Langseite des Apollontempels gab es einen Zuschauerrang aus Kalksteinblocken Die sieben oder acht Reihen Sitzstufen begannen im Osten gegenuber der Sudostecke des Apollontempels Von dort erstreckten sie sich wenigstens bis zur Sudwestecke des Apollontempels also etwa auf einer Lange von 120 m Ostlich der Sitzstufen sind die Reste der Startvorrichtung fur lauferische Wettkampfe erhalten Interessant ist dass man beim Bau des Theaters eine unbestimmte Anzahl von Sitzstufen aus dem nahen Stadion wiederverwendete Somit scheinen in der zweiten Halfte des 1 Jahrhunderts n Chr die musischen Agone wichtiger als die gymnischen Agone geworden zu sein Theater Bearbeiten nbsp Blick von Osten auf die Nordwand der Cavea nbsp Theater nordliche Halfte der Cavea mit den ausgegrabenen Mauern und Sitzstufen grau Bei Ausgrabungen in den Jahren 2010 und 2011 wurden die Uberreste eines Theaters gefunden 8 Es traten Mauern Treppen und Sitzstufen des halbkreisformigen Zuschauerraums Cavea zutage die zwei Bauphasen bezeugen Die erste Phase liegt am Ende des 1 Jahrhunderts n Chr Dies zeigen eine Munze des romischen Kaisers Nero und viele Keramikscherben die aus der gleichen Zeit stammen Damals hatte der Zuschauerraum des Theaters einen Durchmesser von etwa 52 m und bot 3000 Zuschauern Platz In der ersten Halfte des 2 Jahrhunderts n Chr vergrosserte man die Cavea und baute einen weiteren Rang an sodass sie einen Durchmesser von etwa 61 m aufwies Damit konnte sie 4000 Zuschauer aufnehmen Zur gleichen Zeit wurde auch das Buhnengebaude Skene des Theaters erneuert Dies bezeugt die Weihinschrift auf seinem Gebalk Darin ist zu lesen dass die Skene den Gottern Apollon Artemis Leto und Zeus sowie dem Kaiser Hadrian und dem Volk von Milet geweiht war Da Kaiser Hadrian im Jahr 129 n Chr Milet und Didyma besuchte wird wahrscheinlich zu diesem Anlass das Buhnengebaude errichtet worden sein Seine Fundamente konnten bei Ausgrabungen jedoch noch nicht gefunden werden In zahlreichen kaiserzeitlichen Inschriften werden die Sieger musischer Agone gepriesen die man zu Ehren Apollons in Didyma veranstaltete Sie werden sicher in dem 2010 unvermutet gefundenen Theater abgehalten worden sein Womoglich gab es aber schon einen hellenistischen Vorgangerbau weil in einer Inschrift vom Anfang des 3 Jahrhunderts v Chr belegt ist dass Antiochos I einen Ehrenplatz bei Chorwettbewerben in Didyma innehatte Literatur BearbeitenHubert Knackfuss Didyma 1 Die Baubeschreibung in drei Banden Mann Berlin 1941 Digitalisat Uni Heidelberg Albert Rehm Didyma 2 Die Inschriften Philipp von Zabern Mainz 1958 Klaus Tuchelt Vorarbeiten zu einer Topographie von Didyma Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Abteilung Istanbul Beiheft 9 Wasmuth Tubingen 1973 Lothar Haselberger Bericht uber die Arbeit am Jungeren Apollontempel von Didyma In Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Abteilung Istanbul Band 33 1983 S 90 123 Joseph Eddy Fontenrose Didyma Apollo s Oracle Cult and Companions University of California Press Berkeley 1988 Klaus Tuchelt Didyma Branchidai Geschichte und Ausgrabung eines antiken Heiligtums Zaberns Bildbande zur Archaologie Band 3 Philipp von Zabern Mainz 1991 ISBN 3 8053 1316 0 Helga Bumke Alexander Herda Elgin Rover Thomas G Schattner Bericht uber die Ausgrabungen 1994 an der Heiligen Strasse von Milet nach Didyma Das Heiligtum der Nymphen In Archaologischer Anzeiger 2000 S 57 97 Renate Bol Ursula Hockmann Patrick Schollmeyer Hrsg Kult ur kontakte Apollon in Milet Didyma Histria Myus Naukratis und auf Zypern Akten des Table Ronde in Mainz vom 11 12 Marz 2004 Marie Leidorf Rahden Westf 2008 ISBN 978 3 89646 441 5 online Jan Breder Helga Bumke Ivonne Kaiser Ulf Weber Kulte im Kult Der sakrale Mikrokosmos in extraurbanen griechischen Heiligtumern am Beispiel von Didyma Erste Ergebnisse In Kolner und Bonner Archaeologica Band 2 2012 S 181 187 Ulf Weber Der Altar des Apollon von Didyma In Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Abteilung Istanbul Band 65 2015 S 5 61 Helga Bumke Jan Breder Ivonne Kaiser Bettina Reichardt Ulf Weber Didyma Bericht uber die Arbeiten der Jahre 2010 2013 In Archaologischer Anzeiger Ausgabe 2015 1 S 109 172 online Helga Bumke Aktuelle Forschungen in Didyma In Anatolien Brucke der Kulturen Der Anschnitt Beiheft 27 Bochum 2015 S 325 343 ISBN 978 3 937203 75 1 Jan Breder Helga Bumke Die Kulte von Didyma im Licht neu entdeckter Bauten In Antike Welt 2016 2 S 52 60 Ulf Weber Das Apollonheiligtum von Didyma Dargestellt an seiner Forschungsgeschichte von der Renaissance bis zur Gegenwart WBG Darmstadt 2020 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Didyma Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Didyma Aydin Current Archaeology in Turkey University of New England 20 Mai 2009 abgerufen am 5 Mai 2020 turkisch Anmerkungen Bearbeiten Website des Ausgrabungsprojekts www panormos de Herodot Historien 1 157 Pausanias Beschreibung Griechenlands 7 26 Strabon Geographika 17 1 43 Vitruv De architectura 7 16 Vgl Klaus Tuchelt Einige Uberlegungen zum Kanachos Apoll von Didyma In Jahrbuch des Deutschen Archaologischen Instituts Band 101 1986 S 75 84 Lothar Haselberger Aspekte der Bauzeichnungen von Didyma In Revue archeologique 1991 S 99 113 Amory Burchard Im Tempel der Artemis In Tagesspiegel 3 November 2014 Pressemitteilung des Deutschen Archaologischen Instituts Antikes Theater entdeckt 19 September 2011 Kurzfassung der wichtigsten Ergebnisse Ulf Weber Langweilige Forschungsgeschichte n Neues Altes zum Apollonheiligtum von Didyma In Antike Welt Ausgabe 2 2022 S 45 52 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Didyma amp oldid 225176400