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Die ionische Ordnung ist eine der funf klassischen Saulenordnungen In der Hierarchie der Ordnungen steht sie zwischen der dorischen und der korinthischen Ordnung Das Erechtheion auf der Akropolis in Athen von SudwestenMan unterscheidet die kleinasiatisch ionische Ordnung von der attisch ionischen Ordnung deren charakteristische Unterscheidungsmerkmale eine unterschiedliche Ausbildung der Saulenbasis und der Figurenfries auch Zophoros genannt uber dem Architrav sind Die Spielart der romischen Architektur wird als romisch ionische Ordnung bezeichnet Eine barocke Variante der ionischen Ordnung stellt die deutsche Saulenordnung dar Inhaltsverzeichnis 1 Historische Entwicklung 2 Aufbau der ionischen Ordnung 2 1 Sockel 2 2 Saule 2 3 Gebalk 3 Ionischer Eckkonflikt 4 Siehe auch 5 Literatur 6 WeblinksHistorische Entwicklung BearbeitenDie Anfange der ionischen Ordnung reichen bis in das beginnende 6 Jahrhundert v Chr zuruck Sie war zunachst hauptsachlich im kleinasiatischen Ionien auf den ionisch besiedelten Inseln der Agais und in Attika verbreitet Die Bezeichnung ionische Ordnung ist abgeleitet von den Ioniern einem der griechischen Volksstamme Nach dem Eindringen der Dorer infolge der Dorischen Wanderung wichen sie vorwiegend nach Osten auf die Inseln der Agais und an die Westkuste Kleinasiens aus Ferner konnten sie sich im Gebiet um Athen gegen die Dorer behaupten Die Begriffsbildung betont bewusst den Gegensatz zur zweiten bedeutenden Bauordnung der Griechen der dorischen Die ionische Ordnung erreichte nie die geschlossene Strenge allgemein gultiger Regeln ihrer Gestaltung wie sie die dorische Ordnung auszeichnet Zu unterschiedlich waren die Anfangsbedingungen im zersplitterten Siedlungsraum Erst im 4 Jahrhundert v Chr kommt es zur Ausbildung einer Art ionischen Kanons betrieben vor allem von kleinasiatischen Architekten in bewusster Auseinandersetzung mit der dorischen Ordnung und zur Abgrenzung nbsp Der Apollon Tempel in DidymaWahrend sich bisweilen uberzeugende Verbindungen zum Holzbau nachweisen lassen wie etwa am Zahnschnitt als ehemals vortretenden Balkenkopfen liegt eine der Wurzeln der ionischen Ordnung im reinen Steinbau der Kykladen der vor allem die attische Baukunst beeinflusste Kennzeichen ionischer Bauten ist denn auch ihre ausgepragte Individualitat ist die Tendenz der dahinterstehenden Werkstatten in kleinen lokalen Stilen zu arbeiten Dies geht uber den groben Gegensatz zwischen attisch ionischem und kleinasiatisch ionischem Stil weit hinaus und teilt gerade in der Fruhzeit die ionische Ordnung in verschiedene Stile wie den samischen oder den ephesischen die ganz unterschiedliche Saulenbasen ausbildeten auch wenn kein lokal begrenzter Stil zu fassen ist Erst im Lauf der Entwicklung wurden die Formen mehr und mehr vereinheitlicht und angeglichen wurden Elemente und Bauglieder von einem landschaftlichen Bereich in den anderen ubernommen So setzte sich etwa die attische Basis auch in Kleinasien durch wurde dort aber mit der kleinasiatischen Plinthe kombiniert Auch der ursprunglich inselionische Figurenfries wurde uber Athen kommend in Kleinasien ubernommen wo man anfanglich nur den Zahnschnitt uber dem Architrav kannte Der Zahnschnitt wanderte nun auf den Fries diente aber wie vorher dem durch ein Wellenprofil Kymation vermittelten Geison als Auflager Der Architrav konnte glatt gearbeitet sein oder zwei bis drei leicht nach vorn tretende horizontale Faszien aufweisen Die Form mit drei Faszien wurde in den kanonischen Formenapparat ubernommen Am Geison wurde mit der Einfuhrung von Konsolen in Pergamon Rhodos und Alexandria ab dem 2 Jahrhundert v Chr eine gravierende Neuerung eingefuhrt die das ursprunglich als einfache Hangeplatte gebildete Geison im Lauf der weiteren Entwicklung fast verdrangte Wie die dorischen Saulen wiesen auch die ionischen eine Schwellung des Schaftes auf die sogenannte Entasis Allerdings war sie nie so ausgepragt wie an ihren dorischen Verwandten Die Kanneluren der Saulenschafte waren im 6 Jahrhundert v Chr noch ahnlich wie bei dorischen Saulen mit scharfem Grat gearbeitet Ihre Anzahl schwankte zwischen 28 und 48 Erst im 5 Jahrhundert v Chr wurde ein flacher Steg zwischen den nun tiefer eingeschnittenen Kanneluren eingefuhrt deren Anzahl sich bei 24 einpendelte Doch gab es weiterhin Ausnahmen wie in der dorisch beeinflussten Argolis die nur ionische Saulen mit 20 Kanneluren kannte Die unteren Teile der Saulenschafte wurden ab dem Hellenismus bisweilen facettiert gern wurden die Kanneluren im unteren Drittel auch mit sogenannten Pfeifenstaben gefullt Als Sonderformen konnte der Saulenhals mit Anthemienbandern geschmuckt sein oder der Saulenfuss wurde mit figurlichen Reliefs den columnae caelatae verziert Beispiele hierfur finden sich an alterem und jungerem Artemision von Ephesos und am Apollontempel in Didyma Die Volutenbander der ionischen Kapitelle konnten in der Fruhzeit bis um 500 v Chr noch gefullt sein wurden aber spater unter attischem Einfluss konkav gekehlt und als Canalis ausgearbeitet Die anfangliche Freiheit und Ungebundenheit der ionischen Ordnung zeigt sich auch daran dass sie unbekummert andere Kapitellformen wie das aolische Kapitell das Eierstabkapitell oder das korinthische Kapitell in die Ordnung aufnehmen konnte nbsp Monopteros im Englischen Garten in MunchenDie ionische Ordnung stellt sich wesentlich schmuckfreudiger dar als die dorische Allenthalben wurden zwischen den Baugliedern vermittelnde Wellenprofile eingesetzt die meist mit Perlstab Eierstab lesbischem Kyma oder anderen Ornamentformen geschmuckt waren Gleichzeitig setzt sich die ionische Ordnung durch eine aufstrebende Schlankheit und Leichtigkeit welche die Proportionen aller Bauglieder durchzieht von der viel kraftigeren und gedrungeneren dorischen Ordnung ab Noch Vitruv IV 1 7 vergleicht die ionische Saule mit der gracilitas der Schlankheit des weiblichen Korpers Mit diesen Eigenschaften war die ionische Ordnung geradezu pradestiniert um in unterschiedlichsten Bauzusammenhangen eingesetzt zu werden Vor allem den Innenraum eroberte sie selbst im dorischen Gebiet bald wie der um 400 v Chr errichtete Apollontempel bei Bassae belegt Dank ihrer vielfaltigen Einsetzbarkeit verbreitete sie sich im gesamten griechisch beeinflussten Kulturraum und fand Eingang auch in die romische Architektur Mit der Wiederentdeckung antiker Architektur und der einsetzenden Vitruv Rezeption in der Renaissance setzt auch die Wertschatzung der ionischen Ordnung wieder ein Bis in die Neuzeit erfreut sie sich einer gewissen Beliebtheit wie der Monopteros im Englischen Garten in Munchen zeigt Aufbau der ionischen Ordnung Bearbeiten nbsp Die ionische Ordnung Erlauterung der Nummern siehe TextDer Aufbau der ionischen Ordnung entspricht in Grundzugen jenem der dorischen Ordnung Doch unterscheidet sich die ionische Ordnung in einigen Punkten von der dorischen Ordnung Sockel Bearbeiten Fundament und Sockel eines Gebaudes ionischer Ordnung bestehen aus dem Stereobat Grundung und der Krepis Stufenunterbau Das Fundament lagert hauptsachlich im Boden und ist nur an der geglatteten und halb freiliegenden obersten Schicht der Euthynterie sichtbar Dem Fundament folgt die Krepis mit ihren drei Stufen Die oberste Stufe wird als Stylobat bezeichnet und dient als Unterlage fur die aufstrebenden Saulen In der Fruhzeit ist der Stufenbau allerdings nicht unbedingt gegeben vielmehr kann der Stylobat direkt der Euthynterie aufliegen Erst ab dem 5 Jahrhundert v Chr begegnet er regelmassig und kann im 4 3 Jahrhundert v Chr gewaltige Dimensionen annehmen und die Stufenanzahl gegenuber dorischen Bauten leicht verdoppeln am jungeren Artemision von Ephesos besass die Krepis gar mindestens zehn Stufen Saule Bearbeiten Die Saule 17 erhebt sich nicht wie in der dorischen Ordnung direkt auf dem Stylobat 19 sondern besitzt eine Basis 23 Die kleinasiatisch ionische Basis besteht in der Regel aus einer quadratischen Bodenplatte der Plinthe und einer Abfolge von Hohlkehlen unter einem abschliessenden waagerechten Wulst Der untere Teil wird Spira der meist horizontal kannelierte Wulst wird Torus genannt Bei der ephesischen Basis weist die Spira zwei tiefe Kehlen auf die von jeweils doppelten Rundstaben gerahmt werden Die leicht eingezogene Spira samischer Basen hingegen besitzt eine Folge von etwa sieben horizontalen Kanneluren Im Gegensatz hierzu ist die attisch ionische Basis ursprunglich plinthenlos und besteht aus einem weiter ausladenden unteren Torus dem eine Hohlkehle der sogenannte Trochilus und ein abschliessender Torus 24 folgen Im Verhaltnis zu dorischen Saulen sind ionische Saulen wesentlich schlanker und verjungen sich nur leicht Auch die Kannelierung 18 der ionischen Saule unterscheidet sich von jener dorischer Saulen stossen bei Saulen dorischer Ordnung die Kanneluren mit scharfen Graten aneinander bleibt zwischen den Auskehlungen ionischer Kanneluren ein schmaler Steg stehen Man spricht hier auch von Stegkannelierung oder Stumpfkannelierung Die Anzahl der Kanneluren betragt meist zwischen 20 und 24 wobei 24 Kanneluren die klassische Anzahl darstellen Doch kann sie auch deutlich hoher liegen Das von der Saule getragene ionische Kapitell 14 besitzt wie das dorische Kapitell einen Echinus 21 der zierlicher als am dorischen Kapitell gebildet ist und zumeist einen schmalen Perlstab mit einem folgenden kraftig gebildeten Eierstab als Ornament tragt Oberhalb des Echinus liegt das typische Pulvinium mit seitlichen Voluten 20 ein Polster das seitlich zu gefurchten Schnecken eingerollt ist Der innere sich schneckenhausartig einrollende Volutengang der sogenannte Kanalis kann hierbei tief gekehlt flach gebildet oder gar mit einem Rundstab gefullt und von schmalen Stegen begleitet sein Aus den Zwickeln der Voluten konnen zur Kapitellmitte hin Palmetten oder andere florale Motive entspringen Der Abakus ist flach kleiner als das Pulvinium und oft mit einem lesbischen Kymation verziert Im Gegensatz zum dorischen Kapitell ist das ionische nicht allansichtig sondern besitzt eine Front und eine Seitenansicht Die von der Seite zu sehenden Volutenpolster sind meist mittig eingeschnurt wobei verschiedene Blattmotive als schnurendes Element eingesetzt werden konnte Gebalk Bearbeiten Das Gebalk ist in der Regel zweigeteilt Der Architrav 13 ist glatt oder in bis zu drei leicht vorkragenden Streifen sogenannte Faszien gegliedert Daruber folgt entweder ein einfaches Gesims mit Zahnschnitt als kleinasiatisch ionische Variante wie am Athena Tempel von Priene oder ein Fries 7 der glatt oder skulptiert sein kann in der attisch ionischen Auspragung vertreten beispielsweise durch das Erechtheion in Athen Gelegentlich finden sich auch Fries und Zahnschnitt gemeinsam in ionischen Gebalken etwa am jungeren Apollon Tempel von Didyma Ein einfach geschwungenes Geison 4 schliesst das Gebalk ab Die Traufrinne Sima 3 der ionischen Ordnung konnte aufwendig dekoriert sein und figurliche Friese ebenso tragen wie Rankenfriese oder Anthemien Ionischer Eckkonflikt BearbeitenDa die ionische Saule fur die Vorder oder Frontalansicht konzipiert ist nicht wie die dorische fur die Ansicht von allen Seiten ergibt sich an den Ecksaulen aller ionischen Gebaude der sog ionische Eckkonflikt da hier die Eckvoluten zweier Ansichtsseiten aufeinander treffen Dieser Konflikt wird zumeist durch das Herausdrehen dieser Volute um 45 Grad ausgeglichen Mit dem ab dem 3 Jahrhundert v Chr immer beliebter werdenden vierseitigen Diagonalkapitell bei dem alle vier Voluten um 45 Grad gewendet werden wird der ionische Eckkonflikt hinfallig nbsp Kapitell mit geraden Voluten nbsp Eckkonflikt Die Eckvolute wird herausgedreht nbsp Aufhebung des Eckkonflikts Alle Kapitelle haben herausgedrehte VolutenSiehe auch BearbeitenGriechischer Tempel Romischer TempelLiteratur BearbeitenOrhan Bingol Das ionische Normalkapitell in hellenistischer und romischer Zeit in Kleinasien Istanbuler Mitteilungen 20 Beiheft 1980 Gottfried Gruben Die Tempel der Griechen Hirmer Munchen 2001 5 Aufl ISBN 3 7774 8460 1 Klaus Herrmann Anmerkungen zur ionischen Architektur in der Peloponnes In Ernst Ludwig Schwandner Hrsg Saule und Gebalk Zu Struktur und Wandlungsprozess griechisch romischer Architektur Bauforschungskolloquium in Berlin vom 16 18 Juni 1994 Diskussionen zur Archaologischen Bauforschung Bd 6 Zabern Munchen 1996 S 124 132 ISBN 978 3 8053 1770 2 Vassilis Lambrinoudakis Beobachtungen zur Genese der ionischen Gebalkformen In Ernst Ludwig Schwandner Hrsg Saule und Gebalk Zu Struktur und Wandlungsprozess griechisch romischer Architektur Bauforschungskolloquium in Berlin vom 16 18 Juni 1994 Diskussionen zur Archaologischen Bauforschung Bd 6 Zabern Munchen 1996 S 55 60 ISBN 978 3 8053 1770 2 Heiner Knell Architektur der Griechen Grundzuge Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1988 ISBN 3 534 80028 1 Manolis Korres Ein Beitrag zur Kenntnis der attisch ionischen Architektur In Ernst Ludwig Schwandner Hrsg Saule und Gebalk Zu Struktur und Wandlungsprozess griechisch romischer Architektur Bauforschungskolloquium in Berlin vom 16 18 Juni 1994 Diskussionen zur Archaologischen Bauforschung Bd 6 Zabern Munchen 1996 S 90 113 ISBN 978 3 8053 1770 2 Wolfgang Muller Wiener Griechisches Bauwesen in der Antike C H Beck Munchen 1988 ISBN 3 406 32993 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ionische Ordnung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Normdaten Sachbegriff GND 4162364 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ionische Ordnung amp oldid 233028086