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Dieser Artikel befasst sich mit der Saule als Bauglied Fur weitere Verwendungen siehe Saule Begriffsklarung Eine Saule ist ein lotrechter freistehender Pfeiler eine Stutze aus Holz Stein Ziegel oder Metall mit rundem oder polygonalem Querschnitt Sie unterscheidet sich durch den Querschnitt von der Halbsaule und der Dreiviertelsaule und dem Pilaster Vom Rundpfeiler unterscheidet sie sich weil sie als Stutzglied mit einer Verjungung und manchmal auch mit einer Entasis ausgefuhrt wird 1 Saulen konnen das Gebalk ein Gewolbe oder Arkaden eines Gebaudes tragen und dabei teilweise oder ganz die Wande ersetzen Agyptische Saulen mit Kapitellen die das Gesicht der Gottin Hathor zeigen Korinthische SauleSie konnen jedoch auch nur der Dekoration dienen eine Votivgabe tragen oder gar als Monument allein stehen In der klassisch griechischen der klassisch romischen und der neuzeitlichen Architektur wurde die Zuordnung von Saulen und zugehorigen Gebalken durch ein System von funf Saulenordnungen festgelegt Dieses System war der verbindliche architektonische Gestaltungskanon bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts In der mittelalterlichen Architektur Europas entwickelten sich eigene Gestaltungsmethoden fur Saulen die jedoch wieder verworfen wurden nachdem man ab dem 16 Jahrhundert Architekturstudien an antiken Hinterlassenschaften aufnahm und die antike Architektur zum Vorbild erhob Inhaltsverzeichnis 1 Bestandteile einer klassischen Saule 1 1 Basis 1 2 Schaft 1 3 Kapitell 2 Geschichte der Saulenformen 2 1 Agyptische Saulen 2 2 Babylonische assyrische persische Saulen 2 3 Griechisch romische Saulenordnungen 2 4 Romanische Saulen 3 Doppelsaulen und Saulenreihen 4 Salomonische Saulen 5 Herstellung 6 Saulen in der Neuzeit 7 Bauformen 8 Nicht tragende Saulen 8 1 Freistehende Saulen 8 2 Ziersaulen 8 3 Sonderformen 8 4 Weitere Sonderfalle 9 Aussereuropaische Saulen 9 1 Indien 9 2 Ostasien 9 3 Mesoamerika 10 Weblinks 11 Literatur 12 EinzelnachweiseBestandteile einer klassischen Saule Bearbeiten Abbildung 1 Bezeichnungen und Elemente einer korinthischen Saule A Unterer Schaftdurchmesser B Grosster Schaftdurchmesser an der Entasis C Oberer Schaftdurchmesser D Entasis E Stylobat a Krepis b Saule c Gebalkzone d Basis Fuss e Schaft Stamm f Kapitell Knauf g Epistyl Unterbalken h Fries Borte i Traufgesimszone Gesimszone Kranz j Scamillus k Plinthe l Scheiben m Volutenkapitell n AbakusTraditionell gliedert sich eine Saule in drei Teile Der Schaft ruht auf dem Saulenfuss der Basis und wird von einem Kapitell bekront Der Saulenschaft ist der einzige statisch notwendige Bestandteil einer Saule Die ubrigen Bauglieder haben uberwiegend dekorative Aufgaben In vielen Architekturstilen bildet die Kombination von Basis Schaft und Kapitell festgelegte Saulenordnungen die nur wenig Variation zulassen Basis Bearbeiten Hauptartikel Basis Architektur Die Basis sofern vorhanden ist in den klassischen Saulenordnungen oft zweigeteilt in eine untere quadratische Platte die Plinthe Sie verteilt die Last der Saule auf eine grossere Grundflache Die Plinthe ist in seltenen Fallen mit Ornamenten oder Blattmotiven verziert Auf ihr konnen weitere horizontale Platten ruhen die der optischen Gliederung der Basis dienen Der Querschnitt der eigentlichen Basis ist rund Eine Abfolge von Hohlkehlen Trochilus und Wulsten Torus gliedert den Basiskorper und bestimmt dessen Profil Anzahl und Abfolge der Kehlen und Wulste ist meist typologisch festgelegt man spricht je nach dem von ephesischer samischer attischer peloponnesischer oder kompositer Basis um nur einige Beispiele zu nennen In Abbildung 1 steht die Basis auf einem treppenformigen Unterbau dem Stereobat oder der Krepis Dessen oberste Stufe wird Stylobat genannt Saulen konnen aber auch vor allem ab dem Hellenismus auf einem meist kubischen Sockel oder Postament stehen Ein solch erhohter Sockel kommt oft zum Einsatz wenn die Saule in der vollen Grosse zu wuchtig wirken wurde zum Beispiel bei mehrstockigen Kolossalordnungen aber auch bei kleineren Saulenhallen oder Peristylen Schaft Bearbeiten Hauptartikel Schaft Architektur Der Schaft einer Saule kann monolithisch aus einem Teil gearbeitet sein ist bei grosseren Saulen aber meist aus mehreren sogenannten Saulentrommeln zusammengesetzt In der Antike waren die Lagerflachen der Trommeln dabei meist planparallel gearbeitet und im Randbereich mit einer Anathyrosis versehen um durch absoluten Fugenschluss grosstmogliche Standfestigkeit zu gewahrleisten In archaischer Zeit wurden die Saulentrommeln durch einen mittigen langen Holzdubel in Bleiverguss verbunden Ab dem 5 Jahrhundert v Chr kamen mehrteilige Dubelformen auf die aus in die Trommelmitte eingelassenen bronzenen Einlassstucken meist quadratischen Querschnitts bestanden die ihrerseits holzerne oder metallene Dubel aufnahmen und so die Trommeln verbanden Im 4 Jahrhundert v Chr wurde diese Dubelform abgelost durch runde Mitteldubel meist aus Metall im Bleiverguss die an den Seiten um Scheibendubel oder Eisendornen erganzt wurden Der Schaft kann aber auch aus sogenannten Formziegeln gemauert sein Fast uberall werden Schaftformen eingesetzt die sich nach oben verjungen ja diese Verjungung ist grundlegendes Unterscheidungsmerkmal gegenuber dem einfachen Rundpfeiler Zu den Ausnahmen gehoren die kretischen Saulen der minoischen Kultur deren Schafte sich nach unten verjungen Bei Saulen der klassischen Antike weist der Schaft ausser der Verjungung eine leichte scheinbare Wolbung die Entasis auf Diese Wolbung ubertrifft aber niemals den unteren Saulendurchmesser Vielmehr folgt die Verjungung der Saule keinem linearen Verlauf sondern dem Ausschnitt eines Kreisbogens so dass die Verjungung sich etwa nach einem Drittel der Hohe beschleunigt Der wichtigste Schmuck des Schaftes ist in der dorischen der ionischen und der korinthischen Ordnung die Kannelierung Wahrend bei dorischen Saulen die Kanneluren mit scharfem Grat aneinander stossen trennt ein schmaler Steg die Kanneluren ionischer und korinthischer Saulen Oftmals konnen die Schafte ab dem Hellenismus aber auch nur teilweise kanneliert oder fazettiert sein oder die Kanneluren wurden mit Rundstaben gefullt Bisweilen wurden aber auch nur die trennenden Stege dem Schaft aufgelegt wie es etwa bei stuckverzierten Saulen zum Beispiel am Gymnasium in Olympia zu beobachten ist Insbesondere bei ionischen Saulen kann der Schaftfuss Trager figurlicher Reliefs der sogenannten columnae caelatae sein Alexandrinische Schafte sind gern mit Blattranken aus Akanthus an der Schaftbasis geschmuckt Toskanische Saulenschafte sind demgegenuber vollkommen schmuck und kannelurenlos Andere Stilrichtungen betreiben aber gerade am Schaft uppigste Dekoration Saulen der byzantinischen romanischen und gotischen Architektur aber auch der deutschen Renaissance sind oft mit geometrischen oder organischen Ornamenten uberzogen Bereits auf antike Vorbilder zuruckgeht auch die Moglichkeit den Schaft einfach im Werkzoll mit Hebebossen zu belassen eine beabsichtigte nur scheinbare Unfertigkeit Auch der Anlauf mit dazugehorigem Profilplattchen am Ubergang zur Basis sowie Ablauf Plattchen und Astragal am oberen Schaftende wurden in der Antike abhangig von der Bauordnung oft als Teil des Schaftes aufgefasst wo es jedoch moglich war zugunsten eines vereinfachten Steinschnitts aufgegeben An und Ablauf waren dann der Basis oder dem Kapitell angearbeitet Kapitell Bearbeiten Hauptartikel Kapitell Zwischen Schaft und Gebalk liegt der Saulenkopf das sogenannte Kapitell Die antike Architektur kennt neben vielen anderen drei Grundformen des Kapitells das dorische das ionische und das korinthische Kapitell Zwischen Kapitell und Schaft liegt der Saulenhals das Hypotrachelion meist durch Ringe oder Einkerbungen vom Schaft abgesetzt Er vermittelt optisch zwischen den Bauteilen und kann mit Ornamenten zum Beispiel einem Blatt oder Eierstab verziert sein Der zentrale Kapitellkorper ist je nach Saulenordnung unterschiedlich gebildet kann einfach nur als wulstartiges Kissen dem Echinus der dorischen Kapitelle als Voluten tragendes Polster wie in der ionischen Ordnung oder als blattverzierter Kelch etwa an korinthischen Kapitellen geformt sein Daruber hinaus gibt es zahlreiche weitere Moglichkeiten der Kapitellbildung Eine quadratische manchmal ornamental verzierte Platte der Abakus bildet den oberen Abschluss des Kapitells Er bildet das Auflager fur das folgende Gebalk Wenn die Saule kein horizontales Gebalk tragt sondern einen Bogen oder ein Gewolbe kann auf dem Abakus ein weiteres trapezformig auskragendes Bauteil liegen der Kampfer Impost Er hat vor allem statische Funktion weil er den Druck des Gewolbes auf die Mitte der Saule leitet und so die Ecken des Kapitells schont Geschichte der Saulenformen BearbeitenAgyptische Saulen Bearbeiten Agyptische Saule mit geschlossenem Papyrusbundel Kapitell Tempel von Medinet Habu Theben West Die altesten Saulen sind in Agypten erhalten Obwohl sie aus behauenem Stein gefertigt sind imitieren sie Formen wie sie beim Bauen mit Schilfrohr entstehen Saulenhallen Hypostyle etwa im Luxor Tempel oder beim Tempel von Dendera wurden von monumentalen Saulen getragen Die sehr massiv wirkenden Saulen waren reich mit Hieroglyphen und Bildwerken bemalt Es werden vier Arten von Saulen unterschieden Lotossaulen deren Kapitell einer stilisierten Lotosblute ahnelt Papyrussaulen die mit Streifen von Papyrus umwickelt zu sein scheinen sowie Palmensaulen deren Kapitelle Palmblattern gleichen Hals und Kapitell imitieren umgurtete Bundel von Zweigen oder Schilfrohren Das Kapitell ist entweder knospenartig geschlossen und verjungt sich nach oben geschlossenes Kapitell oder verbreitert sich kelchformig offenes Kapitell Auch mit den Gesichtern von Gottern verzierte Wurfelkapitelle wurden eingesetzt Dazu kommen noch die protodorischen Saulen die wegen ihrer Ahnlichkeit zur dorischen Saule ihren Namen erhalten hat z B in Deir el Bahari aus der Zeit von Hatschepsut Da hier der untergliederte Abakus haufig das Kapitell ersetzt werden sie auch Abakussaulen genannt Babylonische assyrische persische Saulen Bearbeiten Saulen in PersepolisDie Saulen die in Assyrien Babylonien und Persien in den Jahrhunderten um 500 v Chr zum Einsatz kamen konnen als Vorformen der griechischen Saulenformen angesehen werden teilweise wurden sie jedoch auch direkt aus Griechenland importiert Hier sind bereits schlanke hohe Saulen mit Kannelierung beliebt die von einheitlich gestalteten Kapitellen bekront werden Die persischen Voluten wurden wohl von ionischen Baumeistern nach Persepolis gebracht Andere noch erhaltene Kapitelle sind mit Pferde oder Stierkopfen geformt Griechisch romische Saulenordnungen Bearbeiten Die antiken Saulenordnungen im UberblickDie Saulenordnung umfasst neben Proportionierung Bauform und Ornamentierung von klassischen Saulen auch deren Position zueinander und zum Rest des Gebaudes wie auch die daraus folgende Anordnung des Gebalks und dessen Ausfuhrung Die toskanische Ordnung ist eine romisch latinische Variante der dorischen Ordnung mit meist unkanneliertem Saulenschaft und einer Basis Die dorische Ordnung ist die alteste der griechischen Saulenordnungen Sie hat vergleichsweise gedrungene sich nach oben deutlich verjungende Saulen mit deutlicher Entasis und meist 20 Kanneluren Die Saule steht ohne Basis direkt auf dem Unterbau dem Stylobat Der Schaft tragt am oberen Ende mindestens eine waagerecht umlaufende Einkerbung und tragt ein in drei Bereiche gegliedertes Kapitell bestehend aus dem Hypotrachelion dem unauffalligen ebenfalls kannelierten Saulenhals dem Echinus einem wulstformigen Kissen und dem Abakus der abschliessenden quadratischen Deckplatte auf der das Gebalk ruht Klassische KapitelleDie ionische Ordnung hat schlankere Saulen die sich nur leicht verjungen Die 20 bis 24 von Stegen getrennten Kanneluren sind tiefer gekehlt und enden kurz vor Saulenfuss und kopf in einer Rundung Sie stehen auf einer Basis Das Kapitell der Saule ist komplexer als das dorische und bildet eine doppelte Spiralform die Voluten Die korinthische Ordnung entwickelte sich erst relativ spat ab dem 5 Jahrhundert v Chr Zunachst nur aus dem korinthischen Kapitell bestehend das einem ionischen Saulenschaft samt Basis aufgesetzt wurde erlangt sie erst im 1 Jahrhundert v Chr den Status einer in sich geschlossenen Saulenordnung Zuvor konnte sie mit ionischem oder dorischem Gebalk kombiniert werden Ab dem 1 Jahrhundert v Chr setzt sich die Losung mit ionischem Gebalk und einem bekronenden Konsolengeison als feststehende Kombination durch Abweichungen hiervon mit dorischem Gebalk bleiben nun lokal begrenzt oder der Kleinarchitektur vorbehalten Die korinthischen Saulen sind noch schlanker und hoher als ionische Saulen unter den floralen Voluten ihres Kapitells befinden sich zusatzlich zwei Kranze von Akanthusblattern Als Kompositordnung im Zusammenhang mit Saulenordnungen bezeichnet man die Kombination einer weitgehend korinthischen Gebalkordnung mit dem Kompositkapitell das eine Verschmelzung des Blattkranzes korinthischer Kapitelle mit den Voluten ionischer Diagonalkapitelle darstellt Das erst in romischer Zeit entwickelte Kompositkapitell ist hierbei reich verziert und besitzt grossere Voluten als sie etwa an korinthischen Kapitellen vorkommen Siehe auch Griechische Architektur Romische Architektur Romanische Saulen Bearbeiten Romanische Saulenreihe Kathedrale von Canterbury Romanische Saulen haben eine Basis die eine quadratische Grundflache besitzt und nach oben in eine kreisformige Oberseite uberfuhrt wird Die dreieckigen Zwickel die dabei entstehen sind manchmal durch Blattformen Eckblatter oder Figuren geschmuckt Der Schaft ist manchmal spiralformig gedreht oder mit Rautenmustern etc verziert z B Kathedrale von Durham England Altar der Kirche San Salvador de Cantamuda Kastilien Eine eigenartige und ausserst seltene romanische Saulenform stellen die Bestiensaulen dar deren Schaft teilweise oder vollstandig von Tierfiguren uberdeckt bzw ersetzt ist in Deutschland erhaltene Beispiele sind die Bestiensaule in der Hallenkrypta des Freisinger Doms sowie Saulen und Pfeiler mit Reliefdarstellungen im Kreuzgang Sudflugel der Stiftskirche in Berchtesgaden In romanischen Saulenreihen wird oft Wert darauf gelegt dass Saulen und Kapitelle individuell gestaltet sind Das Kapitell romanischer Saulen ist wie die Basis wurfelformig wobei die unteren Kanten abgerundet sind um an den kreisrunden Querschnitt der Saule anzuschliessen Romanische Kapitelle sind oft mit Figuren oder Blattwerk geschmuckt Romanische aber auch gotische Kreuzgange oder Kolonnaden haben oft Doppelreihen von Saulen In den christlichen Basilikabauten wird in der Gotik die romanische Saule zunehmend durch den Bundelpfeiler verdrangt Doppelsaulen und Saulenreihen BearbeitenAls statisch meist uberflussig aber als besonders reprasentativ gelten paarweise oder in Dreier und Vierergruppen angeordnete Saulen sowie die Reihung von Saulen in einer Portikus oder an einem Portalgewande Beides kam vereinzelt bereits in der Antike und verstarkt in mittelalterlichen Kreuzgangen oder in den Portalzonen von Kirchen vor und erlebte in der Baukunst der Renaissance und des Barock eine neue Blutezeit Abtei Santo Domingo de Silos Kreuzgang San Miguel Arcangel Sotosalbos Portikus Argenton les Vallees romanisches Portal Granada Lowenhof der Alhambra Vicenza Basilica Palladiana Bonn Koblenzer TorSalomonische Saulen Bearbeiten Jose Benito de Churriguera Altarretabel im Convento de San Esteban in Salamanca Spanien 1692 Fassade der Kirche Santa Prisca in Taxco de Alarcon Mexiko 1751 1758 Als Salomonische Saulen werden um eine fiktive innere Achse gedrehte Saulen bezeichnet mit denen gemass der Uberlieferung der Tempel Salomos in Jerusalem ausgestattet war Hauptartikel Jachin und Boas Auch die Reliefs der Trajanssaule und der Mark Aurel Saule in Rom waren spiralformig angeordnet und viele romische Saulen waren mit gedrehten Kaneluren versehen z B am Theater von Segobriga Einige wenige romanische Saulen sind umeinander gedreht oder haben ebenfalls eine spiralformige Ornamentik z B in der Kathedrale von Durham oder am Altar der Kirche San Salvador de Cantamuda Doch bereits in der Antike gab es Saulen deren Schafte um eine innere Achse gedreht waren einige Exemplare haben sich im Petersdom erhalten In der franzosischen und spanischen Architekturtheorie des 16 Jahrhunderts vertreten durch Jacques Androuet Ducerceau bzw Juan Bautista Villalpando wird dieser Gedanke wieder aufgenommen und eine Salomonische Saulenordnung postuliert Weblink Letztlich jedoch war es Gianlorenzo Bernini der mit seinem im Jahr 1624 entstandenen Baldachin uber dem Grab Petri im Petersdom in Rom das Vorbild fur eine Vielzahl von gedrehten Saulen der Barockzeit schuf die v a im churrigerersken Stil Spaniens und dem darauf beruhenden Kolonialbarock sowohl an Portalfassaden als auch an Altarretabeln eine wichtige Rolle spielen Herstellung Bearbeiten gedrechselte Saulen im Hoysala Tempel von Halebidu KarnatakaBedauerlicherweise hat sich die architekturhistorische Forschung bislang kaum mit der Herstellungsweise von Steinsaulen beschaftigt und so ist vieles in Vergessenheit geraten Vorlaufer von Steinsaulen waren mit Sicherheit Holzsaulen die in einer Art Drehbank beschliffen und geglattet wurden Es ist davon auszugehen dass derartige Techniken auch bei vielen Steinsaulen Anwendung fanden denn nach anfanglicher Grobbearbeitung im Steinbruch war eine gleichmassige Rundung Glattung oder gar Drehung der Oberflache auch bei Saulentrommeln in einer Drehbank sehr viel einfacher und gleichzeitig genauer herzustellen Kanneluren oder Reliefierungen wurden ublicherweise erst angebracht als die Saulen aufrecht standen und verbaut waren In Indien haben sich derartige Dreh oder Drechsel Techniken vor allem in der mittelalterlichen Hoysala Architektur zu ausserst kunstvollen Formen entwickelt Bereits in der Romerzeit und verstarkt wieder seit der Barockzeit gab es auch aus Ziegelsteinen gemauerte und mit Stuck verkleidete Saulen Seit der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts werden Saulen meist aus Beton in Schalrohren Schaft und Schalformen Basis und Kapitell gegossen und anschliessend verputzt oder anderweitig verkleidet Saulen in der Neuzeit Bearbeiten Uber die Verwendung von Saulen im architektonischen Kontext siehe den Hauptartikel Saulenordnung In der Renaissancearchitektur vor allem seit Andrea Palladio werden nicht nur Palaste und Amtshauser mit Saulen betont und ihre Fassaden aufgewertet sondern auch den christlichen Kirchen werden antikische Tempelfronten vorgeblendet Hier beginnt die Inflationierung der Saule die einst heilig war und dann heiligen Bauten vorbehalten war bis das 19 Jahrhundert sie vor Borsen und Bahnhofe stellte Hans Weigert 1960 2 Die Saulen bleiben nicht der Architektur allein vorbehalten Motive und Regeln aus den Saulenbuchern werden mehr noch von Mobeltischlern als von Architekten adaptiert und praktisch umgesetzt 3 Bauformen BearbeitenDer Abstand zwischen den Saulenachsen in einer Saulenreihe wird als Achsweite oder Joch die lichte Weite zwischen den Saulen an ihrem unteren Durchmesser als Interkolumnium bezeichnet Eine Fassadengliederung mit Saulen die sich uber mehrere Geschosse eines Gebaudes erstrecken wird als Kolossalordnung bezeichnet und dient vor allem der optischen Strukturierung der Fassade Neben der frei stehenden Saule Freisaule gibt es die nur teilweise hervortretende Blendsaule die als Halbsaule oder Dreiviertelsaule gebildet sein kann Sie konnen zu Bundeln zusammengefasst werden die insbesondere in der mittelalterlichen Architektur zu finden sind Hier spricht man auch von Diensten oder Dienstbundeln von Halb oder Dreiviertelsaulen die einem Pfeiler vorgelagert sind und die Last des Gewolbes zumindest teilweise tragen Wird eine Freisaule zwischen zwei Mauerteilen eingeengt spricht man von einer Ricetto Form beziehungsweise Ricettoarchitektur Bauformen bei denen Saulen bevorzugt eingesetzt wurden sind Tempel und Saulenhalle Kolonnade und Arkade Portal und Propylon Nicht tragende Saulen BearbeitenIn der modernen Architektur haben Saulen meist weniger die Aufgabe einer tragenden Funktion In vielen Fallen wird in der Architektur in unserer heutigen Zeit der Saule ein Schmuck Charakter zugewiesen und die Saule entwickelt sich zu einer weiteren Art des Fassaden oder Innenraumdekors Durch das Wegfallen der Notwendigkeit der tragenden Eigenschaften einer Saule kommen vermehrt nicht tragende Saulen zum Einsatz Eine Sonderform einer nicht tragenden Saule ist z B die Hohlsaule die aus modernen Betonwerksteinen in Halbteilen gefertigt wird und die durch diese neuartige Fertigungstechnik so wohl zum Verschalen als auch zum Verzieren installiert werden kann Ein weiterer Vorteil der Hohlsaulen ist u a ihr geringerer Herstellungspreis so wie ihr deutlich geringeres Gewicht Freistehende Saulen Bearbeiten In bestimmten Formen treten Saulen auch als allein stehende Monumente auf So gehorten die altesten erhaltenen ionischen Kapitelle zu freistehenden Saulen die als Weihgeschenktrager in Heiligtumern aufgestellt waren Eine weitere bereits seit der romischen Antike existierende Form sind die Ehrensaulen z B zwei um 260 v Chr in Rom errichtete Columnae rostratae fur Gaius Duilius Ehrensaulen werden oft als reprasentatives Denkmal wichtiger Staatsmanner oder gewonnener Schlachten auf offentlichen Platzen aufgestellt sie sind in einigen Fallen als eigenstandige Bauwerke konzipiert die im Innern begehbar sind Die beruhmtesten Beispiele in Rom sind die Trajanssaule und die Mark Aurel Saule die beide von einem spiralformigen Bilderfries umwunden sind Der Klassizismus bediente sich bei dieser romischen Form des Ehrenmonuments und gliederte sie in grossangelegte Stadtentwurfe ein Zum Vorbild wurde hier Napoleon der sich eine Ehrensaule nach Art der Trajanssaule auf die Place Vendome in Paris bauen liess fertiggestellt 1810 Weitere bekannte klassizistische Ehrensaulen sind die Admiral Nelson Saule am Trafalgar Square in London 1843 die Ludwigssaule in Darmstadt 1844 und die Berliner Siegessaule 1873 Eine interessante Variante die zeigt dass die verwendeten Stilelemente auch anders eingesetzt werden konnen ist dabei der Munchner Friedensengel der zwar die Generale des Deutsch Franzosischen Krieges von 1870 71 sowie deren Sieg positiv darstellt anders als fruhere Siegessaulen jedoch dem darauf folgenden Frieden gewidmet ist Nicht in jedem Falle handelt es sich bei einer freistehenden Saule um ein Denkmal Es gibt sie auch mit nahezu funktionaler Bedeutung z B Edikttrager Hoheitszeichen etc Letztlich zahlt dazu auch die sogenannte Litfasssaule Ashoka Saule Vaishali Indien 3 Jh v Chr Heliodoros Saule bei Vidisha Indien um 100 v Chr Trajanssaule Rom 112 n Chr Eiserne Saule Delhi Indien um 400 n Chr Nelson Saule London 1843 Berliner Siegessaule 1873 Weitere Monumente die aus freistehenden Saulen bestehen Jupitergigantensaule Strasse der MenschenrechteZiersaulen Bearbeiten Kleine Saulchen siehe auch Baluster haben nur in ausserst seltenen Fallen eine wirklich tragende Funktion in erster Linie sind sie als Zier und Schmuckelemente zu verstehen die den Baukorper auflockern und gliedern sollen In der antiken Architektur sind sie unbekannt doch kommen sie in praromanischen Zwillingsfenstern ebenso vor wie als Fensterrahmung an romanischen Apsiden oder innerhalb von Dekorfeldern Auch die fruhe indische Architektur oder der Puuc Stil der Maya auf der Halbinsel Yucatan arbeitet mit derartigen Zierelementen Steintor torana des Stupa von Bharhut um 100 Casa de las Tortugas Uxmal Yucatan um 800 San Miguel de Lillo Asturien um 850 Kollegiatkirche Santillana del Mar Kantabrien um 1180 Friedhofskapelle Chambon sur Lac Auvergne um 1200 Sonderformen Bearbeiten An vielen Bauwerken der Antike aber auch des Barock und des Jugendstils ersetzen Skulpturen die Saulen Weibliche Figuren werden dabei Karyatiden Kanephoren oder Koren genannt mannliche je nach Korperhaltung Atlanten mit nach oben gereckten Armen die das Gebalk stutzen oder Kouroi in aufrechter Haltung mit angelegten Armen Weitere Sonderfalle Bearbeiten Teilweise werden auch alleinstehende Bauelemente aufgrund ihrer vertikalen Form als Saule bezeichnet auch wenn ihnen Basis und Kapitell fehlen Die unter Denkmalschutz stehende Abluftsaule in Osnabruck Niedersachsen be und entluftet eine unterirdische Toilettenanlage Schlanke hohe Bildstocke werden oft auch Betsaule genannt Eine Memorialfunktion haben die Gedenksaulen Als Bildsaule werden Denkmaler mit Statuen wegen ihrer schlanken Form bezeichnet Pestsaule Mariensaule und ahnliche Monumente Im Jahr 1855 wurde die Litfasssaule von dem Berliner Drucker Ernst Litfass als Werbeflache erfunden Zur Angabe von Entfernungen diente die Postmeilensaule Die Tanksaule oder auch Zapfsaule hat ihre Bezeichnung wegen ihrer ursprunglich schlanken runden Form Mit Bismarcksaule werden Denkmaler bezeichnet die den Bismarckturm Entwurf Gotterdammerung des Architekten Wilhelm Kreis als Vorbild haben Abluftsaule einer Toilettenanlage in Osnabruck mit Tonreliefplatten und Plastiken Kursachsische Postmeilensaule in Neustadt Sachsen bei der es sich baulich um einen Obelisken handelt Saulen an einer mexikanischen KircheAussereuropaische Saulen BearbeitenIndien Bearbeiten Abgesehen von nicht erhaltenen holzernen Vorbildern scheinen die fruhesten indischen Saulen freistehende Monumentalsaulen des 3 Jahrhunderts v Chr gewesen zu sein Ashoka Saulen Sie sind wahrscheinlich antiken griechischen Vorbildern nachempfunden Die buddhistische und hinduistische Architektur Indiens konnte sich nie so recht zwischen Saulen und Pfeilern entscheiden Bereits in den fruhen buddhistischen Hohlentempeln Indiens wurden halb pfeilerartige Saulen aus dem Felsgestein herausgearbeitet Je nach den verfugbaren Geldmitteln der Stifter ist der meist oktogonal zugehauene Schaft basis und kapitelllos oder hat eine runde oder eckige Basis einen teilweise kanelierten Schaft und endet in der Regel in einem umgedrehten Lotosbluten Kapitell spater dann auch in kissenformigen amalaka Kapitellen die Kampferblocke sind dann oft figurlich ausgearbeitet Die ab dem 4 5 Jahrhundert erbauten meist hinduistischen freistehenden Tempel Gupta Tempel benutzen teilweise persisch beeinflusste saulen bzw pfeilerartige Gebilde vor allem in den Vorhallen mandapas Eine Blutezeit erleben gedrechselte Steinsaulen im 12 13 Jahrhundert in den Hoysala Tempeln Sudindiens Spater treten Saulen gegenuber Pfeilern eher in den Hintergrund Ajanta Hohle Nr 10 Kanheri Hohle Nr 3 Ajanta Hohle Nr 26 Karli Hohlentempel Tigawa Kankali Devi Tempel Halebid Hoysaleshwara Tempel Hampi Pattabhirama TempelOstasien Bearbeiten Die meisten alteren Tempel in China Japan und Korea sind aus Holz gebaut Oberhalb der Saulen befinden sich Architravbalken Erst bei Bauten des 20 Jahrhunderts finden sich Steinsaulen mit Kapitellen die sich in manchen Fallen an europaischen Vorbildern orientieren Mesoamerika Bearbeiten Wahrend die Kulturen des mesoamerikanischen Hochlandes hauptsachlich Pfeiler einsetzten saalartige Wandelhallen mit Saulen gab es allerdings in Tula und Chichen Itza gab es im Flachland v a auf der Halbinsel Yucatan vergleichsweise viele Bauten mit runden meist monolithischen Saulen Diese hatten jedoch keine Kapitelle sondern lediglich Kampferblocke zur Aufnahme der Last und selbst die fehlen manchmal Tulum Xbalche Kiuic Chichen Itza Mitla TulaWeblinks Bearbeiten Commons Saule Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Saule Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wiktionary Siegessaule Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Persische Saulenordnungen Griechische Tempelarchitektur Salomonische SaulenordnungLiteratur BearbeitenChristof Berns Saule archaologisch In Christian Hornung u a Hrsg Reallexikon fur Antike und Christentum Band 29 Anton Hiersemann Stuttgart 2019 Sp 296 317 Hans Gerhard Evers Tod Macht und Raum als Bereiche der Architektur Munchen Neuer Filser Verlag 1939 Erweiterte Neuauflage Verlag W Fink 1970 Kapitel Macht und Machtausdruck in der Architektur Die Saule als Hoheitszeichen S 93 98 PDF 41 MB Einzelnachweise Bearbeiten vgl Hans Koepf Gunther Binding Bildworterbuch der Architektur Kroners Taschenausgabe Band 194 4 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2005 ISBN 3 520 19404 X S 402 Hans Weigert Baukunst der Renaissance in Europa Umschau Frankfurt 1960 S XXV Reinhard Peesch Saulenbucher Zur Antikenrezeption in den Tischlerzunften des 16 bis 18 Jahrhunderts In Jahrbuch fur Volkskunde und Kulturgeschichte 1967 S 87 107 Normdaten Sachbegriff GND 4178902 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Saule amp oldid 230815682