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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Pfeiler Begriffsklarung aufgefuhrt Ein Pfeiler ist im Bauwesen die Bezeichnung fur eine senkrechte Stutze die die Lasten der daruber liegenden Bauteile beispielsweise Bogen Balken Decken Dachkonstruktionen aufnimmt Pfeiler finden Verwendung als Bruckenpfeiler Strompfeiler Trennpfeiler Strebepfeiler als Eckpfeiler in eine Wandecke eingebunden oder als Wandpfeiler einem Pilaster ahnlich in eine Wand eingebunden Von Pfeilern getragene Arkaden in CorreggioStrebepfeiler am Chor von St Marien Plau Inhaltsverzeichnis 1 Terminologie 2 Arten 2 1 Rundpfeiler 2 2 Wandstandige Pfeiler 2 3 Material 2 4 Trumeau 3 Architekturgeschichte 4 Spezielle Verwendungen des Pfeilers 4 1 Bruckenbau 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelnachweise und AnmerkungenTerminologie BearbeitenDas Wort ist im Deutschen seit dem 10 Jahrhundert belegt mhd pfilaere ahd pfilari und aus dem spatlateinischen pilare entlehnt das auf das lateinische pila Pfeiler Stutze zuruckgeht 1 Der Pfeiler kann als eine Ableitung des Standers Pfostens Stehers im Rahmen oder als die Reduktion eines Wandstuckes aufgefasst werden 2 Er soll auch eine Funktion als Raumabschluss haben konnen 3 Charakteristisch ist die tragende Funktion Als Pfeiler benannte Stutzen besitzen haufig einen quadratischen Grundriss aber auch polygonale oder runde Ausformungen werden so bezeichnet Innerhalb der Stilepochen der Architektur entwickelten sich vielfaltige Ausformungen des Pfeilers Er kann insofern wie eine Saule auch in Basis Schaft und Kapitell gegliedert sein 4 Diesbezuglich wird der Begriff uneinheitlich verwendet Abseits der Architektur Fachsprache wird der Ausdruck Pfeiler auch fur nicht tragende Elemente verwendet So werden gemauerte Abschlusse von Zaunen und Einfassungen von Einfahrten haufig als Pfeiler bezeichnet eigentlich Pfosten oder Pfahl Als Denkmal dienende freistehende Pfeiler ohne tragende Funktion werden meist als Stele bezeichnet In der Landesvermessung gibt es Messpfeiler die architektonisch ebenfalls Stelen sind Arten BearbeitenBenennungen konnen auch die Lage eines Pfeilers am Gebaude ansprechen 5 So steht der Freipfeiler frei ohne Verbindung seines Querschnittes zu einer Wand Normalform des Pfeilers Rundpfeiler Bearbeiten Insbesondere eine Abgrenzung des Rundpfeilers zum Fachbegriff der Saule ist unklar 6 Es findet sich die Auffassung ein Pfeiler mit rundem Querschnitt sei dann von der Saule zu unterscheiden wenn er weder eine Verjungung noch eine Entasis Schwellung des Schaftes der Saule aufweist 7 6 Andere Autoren verweisen darauf eine fehlende Entasis sei auch vielen Saulen eigen 4 Als allgemeines Unterscheidungsmerkmal gilt auch dass kapitelllose Rundstutzen die vergleichsweise stark gedruckt oder aber sehr schlank sind als Pfeiler bezeichnet werden wahrend die Saule einer Proportionslehre verhaftet ist 8 Der Kunsthistoriker Hans Jantzen differenzierte im Zusammenhang mit seinen Untersuchungen der Kathedralen der Gotik streng zwischen der antiken Saule und der gotischen Rundstutze die er dezidiert als Rundpfeiler bezeichnet 9 Der Autor betont damit das Funktionale trotz ahnlicher Ausformung war die Gotik keine Antikenrezeption Da es auch polygone Saulenformen gibt wird die Bezeichnung fur aussereuropaische Architektur endgultig fliessend Rundpfeiler im Palast von Mitla Mexiko Chichen Itza Gruppe der 1000 Saulen spatgotische Rundpfeiler am Mont Saint Michel Moderne Rundpfeiler im Eingangsbereich der Pinakothek der Moderne MunchenWandstandige Pfeiler Bearbeiten Wandpfeiler in tragender Funktion mit pfeilerartigen Eck respektive Doppelwand und halben Wandpilastern respektive Kehlpilastern in Saulengestaltung HistorismusDer Wandpfeiler ist als Teilpfeiler in eine Wand eingebunden Ein Eckpfeiler ist als Wandpfeiler in eine Wandecke eingebunden Der Doppelwandpfeiler ist ein gedoppelter gekuppelter WandpfeilerLetztere Formen sind einem Pilaster vergleichbar das Wort hat dieselbe sprachliche Wurzel und leitet sich ebenfalls von der Saule als Scheinarchitektur her und so spricht man bei runden Pilastern auch von Halbsaule Aber auch hier konnen schlichtere stutzenartige Formen erscheinen die dann als Lisene bezeichnet werden Die Unterscheidung ist dann ob die tragende oder fassadengliedernde ornamentale Wirkung uberwiegt und ebenfalls uneinheitlich Ausserdem ist an gemauerten Gebaudeoffnungen der Ubergang zur Zarge fliessend Die genau Charakteristik des Wand oder Fassadenelements offenbart oft nur der Grundriss des Baues Tragende Wandpfeiler mit saulierender Pilastrierung Pilaster in strenger Saulenauspragung Lisene das lombardische Band dazu nur mehr dekorativMaterial Bearbeiten Genieteter StahlpfeilerPfeiler konnen nach dem Material unterschieden werden und beispielsweise als Holzpfeiler Mauerwerkspfeiler oder Betonpfeiler bezeichnet werden Trumeau Bearbeiten Befindet sich ein Pfeiler zwischen zwei Fenstern wird er Trumeau genannt 10 Fur die spezielle Verwendung des Wortes Trumeau in Portalen siehe Trumeau Architekturgeschichte BearbeitenDer Pfeiler der romischen Architektur war aufgrund der einfachen Wolbkonstruktionen meist vergleichsweise einfach gestaltet 11 Mit komplexeren Gewolbekonstruktionen und deren Bogen entwickelten auch die lastabtragenden Pfeiler differenziertere Formen So beispielsweise beim Kreuzpfeiler mit einem kreuzformigen Grundriss 4 In der Romanik werden dem Pfeilerkern sogenannte Vorlagen angefugt die die Bogen der Arkaden und der Gewolbe aufnehmen Diese aus mehreren Elementen Gliedern bestehenden Pfeiler nennt man Gliederpfeiler Die Vorlagen konnen halbrund oder eckig sein In der Gotik entwickelt sich um 1200 in Chartres eine eigene Form des Gliederpfeilers der kantonierte Pfeiler Er besteht aus einem runden oder achteckigen Pfeilerkern und davorgestellten Vorlagen Wenn die Vorlage als schlanker Rundschaft ausgefuhrt wird bezeichnet man sie als Dienst Im Verlauf der Hochgotik wird der Pfeiler immer dichter von Diensten umformt dadurch entsteht der Bundelpfeiler der aus einem Bundel schlanker Dienste oder Profile besteht und den Gliederpfeiler ablost Eine daraus entstandene Sonderform ist der Palmettenpfeiler uber welchem sich Gewolberippen in alle Richtungen ausbreiten Jantzen schreibt im Zusammenhang mit der Umformung der Pfeiler zwischen Mittelschiff und Seitenschiff in den Kathedralen der Gotik Die Romanik gestaltete die Arkadenstutzen als einen kreuzformig gebildeten Mauerpfeiler der auch wenn er noch mit Vorlagen versehen wird strukturmassig noch den Zusammenhang mit der als homogene Mauermasse aufgefassten Wand bewahrt Die Gotik kann diesen Pfeiler nicht verwenden da sie die Wand plastisch durchknetet und im Prinzip darauf ausgeht sie aus lauter rundstabformigen Elementen zusammenzufugen 12 Die gotische Architektur entwickelte im Aussenraum auch den Strebepfeiler zur Stutzung der Aussenmauer gegen die Schubkrafte des Gewolbes oder als Trager der Strebebogen Ab der Renaissance verschwimmt dann die Abgrenzung von Saule zu Pfeiler wie auch zu den Dekorationselementen Pilater und Lisene insbesondere im Barock mit seinem Hang Funktionales hinter Ornamentalem zu verstecken Der Klassizismus bevorzugt wieder die strenge Trennung bevor im Eklektizismus des Historismus endgultig die Grenzen aufgehoben werden Erst die Moderne wendet sich wieder weitgehend von der Saule ab im Betonbau wird der Pfeiler zum zentralen Bau und auch Gestaltungselement gewinnt aber ausser im Funktionalismus und verwandten Stromungen vielfaltigste Erscheinungsform Spezielle Verwendungen des Pfeilers BearbeitenBruckenbau Bearbeiten Pfeiler der EuropabruckeIm Bruckenbau gibt es ebenfalls keinen einheitlichen Sprachgebrauch Als Pfeiler oder Stutzen bezeichnet man die Unterstutzungen von Bruckenuberbauten zwischen den Widerlagern Die Uberbauten konnen Durchlauftrager oder aneinandergereihte Balken Rahmen oder Bogen sein Als Pfeiler werden haufig die wandartigen Bauteile bezeichnet die uber die gesamte Breite des Uberbaus reichen wahrend schmalere Bauteile deren Abmessung wesentlich geringer als die Uberbaubreite sind und die oft aus mehreren Elementen bestehen haufig als Stutzen bezeichnet werden 13 Historische Brucken hatten Pfeiler aus Holzkonstruktionen Mauerwerk Eisen oder Stahlkonstruktionen Die Trestle Brucken hatten teils hohe Gerustpfeiler aus standardisierten Holz oder Stahlbalken Die Pfeiler und Stutzen moderner Brucken bestehen fast durchweg aus Stahlbeton gelegentliche Stahlstutzen bilden die Ausnahme Mauerwerk wird nur noch bei der Sanierung denkmalgeschutzter Bauwerke oder als Verblendmauerwerk verwendet Pfeiler im Fluss haben meist Vollquerschnitte dagegen haben die Pfeiler und Stutzen hoher Talbrucken meist Hohlquerschnitte bestehen also nur aus Stahlbetonwanden um einen leeren Innenraum 13 In dem Innenraum sind in der Regel Leitern oder Treppen fur das Wartungspersonal bei sehr hohen Brucken auch Aufzuge untergebracht Die Pfeiler und Stutzen bestehen in der Regel aus dem Kopf der die Auflagerbank darstellt dem Schaft und der Grundung Sie haben oft einen Anzug d h ihr Querschnitt verjungt sich mit zunehmender Hohe Die Verbindung mit dem Uberbau kann je nach den konstruktiven Erfordernissen biegesteif gelenkig oder verschieblich sein Gelegentlich kommen auch Pendelstutzen und Pendelpfeiler vor Paarweise angeordnete Stutzen sind haufig durch Querriegel oder Auflagerbalken miteinander verbunden und versteift 13 Pfeiler konnen nach Lage oder Funktion benannt werden beispielsweise Strompfeiler Trennpfeiler Mussen Pfeiler im Bereich von Hangrutschungen errichtet werden werden in den Hang grosse nach oben offene Betonkasten eingebaut in denen der vollstandige Pfeiler von Zeit zu Zeit verschoben werden kann wie beispielsweise bei der Grunwalder Isarbrucke oder der Ganterbrucke Der hochste Pfeiler der 1963 fertiggestellten Europabrucke auf der Brenner Autobahn ist 146 5 m hoch und war damit der hochste Bruckenpfeiler der Welt bis er 1974 von den 150 m hohen Pfeilern des Viadotto Rago in Kalabrien abgelost wurde auf das 1979 die Kochertalbrucke mit 178 m hohen Pfeilern folgte Seit 2004 hatte das Viaduc de Millau den mit 245 m Hohe grossten Pfeiler der Welt auf dem einer der 98 m hohen Stahlpylone der Brucke steht bis es 2019 von dem 332 m hohen Betonpylon der Pingtang Brucke abgelost wurde Literatur BearbeitenGunther Binding Der gotische Gliederpfeiler In Wallraf Richartz Jahrbuch 59 1998 S 29 58 Gunther Binding Lisene Pilaster Wandpfeiler In Denkmal Kultur im Rheinland Festschrift fur Udo Mainzer zum 65 Geburtstag Werner Verlag Worms 2010 Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 75 2010 ISBN 978 3 88462 300 8 S 128 141 Weblinks Bearbeiten Commons Pfeiler Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Pfeiler in P W Hartmanns grosses KunstlexikonEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Satz nach Kluge Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache 24 Auflage 2002 Satz nach Hans Joachim Kadatz Worterbuch der Architektur Leipzig 1988 Lemma Pfeiler so Pfeiler In Gunther Wasmuth Hrsg Wasmuths Lexikon der Baukunst Berlin 1929 1932 4 Bande a b c Satz nach Wilfried Koch Baustilkunde 27 Auflage Gutersloh Munchen 2006 Stichwortverzeichnis Pfeiler bzw folgende Komposita unter 567 Liste nach Hans Koepf Gunther Binding Bildworterbuch der Architektur Kroners Taschenausgabe Band 194 4 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2005 ISBN 3 520 19404 X a b Satz nach Nikolaus Pevsner Hugh Honour John Fleming Lexikon der Weltarchitektur 3 Auflage Munchen Prestel 1992 Lemma Pfeiler vgl Hans Koepf Gunther Binding Bildworterbuch der Architektur Stuttgart 2005 S 402 Hier sind sich Nikolaus Pevsner Hugh Honour John Fleming einerseits und Wilfried Koch andererseits einig auch Fritz Baumgart DuMont s kleines Sachlexikon der Architektur Koln 1977 Lemma Pfeiler schreibt dass der Rundpfeiler im Gegensatz zur Saule meist sehr gedruckt sei vgl Hans Jantzen Kunst der Gotik Klassische Kathedralen Frankreichs Chartres Reims Amiens Art 1 1 Das Langhaus Rowohlt 1957 1968 S 18 Duden Trumeau Rechtschreibung Bedeutung Definition Synonyme Herkunft In duden de Abgerufen am 25 Juni 2018 Satz nach Gunther Wasmuth Hrsg Wasmuths Lexikon der Baukunst Berlin 1929 1932 4 Bande Lemma Pfeiler Zitat nach Hans Jantzen Kunst der Gotik Klassische Kathedralen Frankreichs Chartres Reims Amiens Rowohlt 1957 1968 S 18 a b c Gerhard Mehlhorn Hrsg Handbuch Brucken 2 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2010 ISBN 978 3 642 04422 9 S 507 f Normdaten Sachbegriff GND 4174014 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pfeiler amp oldid 230938323