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Dieser Artikel beschreibt das Druckverfahren Zur Anwendung in der Mikrotechnik siehe Fotolithografie Halbleitertechnik Die Lithografie oder Lithographie von altgriechisch li8os lithos Stein und graphie ist das alteste Flachdruckverfahren Es gehorte im 19 Jahrhundert zu den am meisten angewendeten Drucktechniken fur farbige Drucksachen es wird auch als Reaktionsdruckverfahren bezeichnet Mit Lithografie werden bezeichnet die Steinzeichnung als Druckvorlage und Druckform zur Vervielfaltigung mittels des Steindruckverfahrens der Abzug Farbubertragung vom Stein auf geeignetes Papier in der Steindruckpresse als das Ergebnis dieser Vervielfaltigung das handwerkliche oder maschinelle Steindruckverfahren an sich Zigarettenwerbung Lithografie um 1910 Ein Lithograf ist jemand der die Steinzeichnung also die zu druckenden Texte und Bilder auf einem Lithografiestein manuell oder mit Unterstutzung durch mechanische Ubertragungsverfahren seitenverkehrt anfertigt Der Steindruck basiert auf einer Erfindung von Alois Senefelder aus dem Jahr 1798 Es war im 19 Jahrhundert das Druckverfahren das die industrielle Fertigung von Drucksachen zu gunstigen Preisen ermoglichte Somit war es das erste Verfahren fur die Produktion von farbigen Massenmedien Als Druckform diente in Deutschland ein Kalkschieferstein der in Solnhofen in Bayern gebrochen wurde Bis um 1930 war der Steindruck eine sehr haufig verwendete Drucktechnik fur verschiedene Drucksachen wurde jedoch danach sukzessive vom Offsetdruck abgelost und wird heute nur noch im kunstlerischen Bereich eingesetzt Fur die heutige Massenproduktion von Drucksachen ist der Steindruck ungeeignet da er im Vergleich zu anderen modernen Drucktechniken unwirtschaftlich ist Inhaltsverzeichnis 1 Druckverfahren 2 Materialien Werkzeuge und Techniken 2 1 Lithografiestein 2 2 Lithografische Tusche und Kreide 2 3 Zeichengerate 2 4 Zeichentisch 2 5 Erstellung des Druckbilds 2 5 1 Lithografische Techniken 2 5 2 Erzeugen von Halbtonen 2 6 Vorbereitung des Steins fur den Druck 2 7 Steindruck 2 8 Umdruckverfahren 2 9 Chromolithografie 2 10 Fotolithografie 3 Geschichte 3 1 Alois Senefelder 3 2 Entstehung eines neuen Gewerbes 3 3 Mehrfarbiger Steindruck 3 4 Kunstler des 19 und 20 Jahrhunderts 4 Bekannte Lithografen Auswahl 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDruckverfahren BearbeitenHeute werden laut DIN 16500 vier Hauptdruckverfahren unterschieden Der Hoch Tief Durch und Flachdruck In jedem dieser Druckverfahren bezieht sich der Name auf das Verhaltnis zwischen druckenden und nichtdruckenden Partien auf der Druckform So liegen beim Hochdruck die druckenden Teile erhaben wahrend die nichtdruckenden Partien vertieft sind Beim Tiefdruck ist es genau umgekehrt Die Druckfarbe muss jedoch eine geringe Viskositat aufweisen um in die Vertiefungen zu gelangen und mit einem Werkzeug von den nichtdruckenden Teilen entfernt werden Beim Durchdruck besteht die Druckform aus einer siebartigen Schablone in der die druckenden Stellen farbdurchlassig die nichtdruckenden dagegen undurchlassig sind Siebdruck Beim Flachdruck schliesslich liegen druckende und nichtdruckende Partien in einer Ebene Das Prinzip basiert hier auf der Unmischbarkeit von Fett und Wasser Wahrend die druckenden Partien lipophil sind werden die nichtdruckenden Stellen mit einem Wasserfilm befeuchtet und stossen die fettreiche Druckfarbe ab 1 Der Steindruck gehort zu den Flachdruckverfahren Dabei wird ein Stein mit Wasser angefeuchtet welches in die Poren des Steins einzieht Die zuvor mit dem Druckmotiv versiegelten Stellen des Steins verhindern hier das Eindringen des Wassers Die danach aufgebrachte lipophile Druckfarbe wird vom Wasserfilm abgestossen nicht jedoch von der ebenfalls lipophilen Oberflache des aufgetragenen Druckmotives Die Zeichnung wird dann mit hohem Druck einer speziellen mechanischen Presse vom Stein im direkten Kontakt auf Papier oder Karton ubertragen Um verschiedene Effekte zu erzielen konnen Papiere in verschiedenen Kornungen verwendet werden 2 Materialien Werkzeuge und Techniken Bearbeiten nbsp Lithografiestein mit dem Logo der Fa Hoffmanns Starke nbsp Eine Steinhandhebelpresse im Landesamt fur Digitalisierung Breitband und Vermessung Bayern in Munchen nbsp Typische Kornung einer Kreidelithografie in der MakroansichtLithografiestein Bearbeiten Jedes Druckverfahren benotigt eine Druckvorlage also ein Medium das die zu druckenden Texte Zeichnungen und Bilder enthalt Beim Steindruck wird dazu der Lithografiestein eingesetzt Im Handel werden Lithografiesteine in unterschiedlichen Starken zwischen 5 und 10 cm angeboten Die ergiebigsten Vorkommen werden in Frankreich bei Dijon in der Schweiz in Solothurn und in Deutschland in Solnhofen abgebaut Solnhofener Plattenkalk gilt als das weltweit beste Material fur lithografische Druckplatten 3 Die Qualitat eines Lithografiesteins korreliert mit seinem Farbton Ein gelber Stein ist von minderwertiger Qualitat da er aufgrund seiner molekular offenen Struktur viel Wasser aufnehmen kann und dadurch keinen sauberen Druck zulasst Ein grauer Stein ist molekular dichter und liefert daher bessere Druckergebnisse Solnhofener Plattenkalk hat eine graublaue Farbung Seine Konsistenz ist noch dichter wodurch er nochmals bessere Druckeigenschaften hat 4 Lithografiesteine werden vor dem Gebrauch geschliffen Dieser Vorgang kann sowohl manuell als auch in einer Schleifmaschine erfolgen Neue Steine mussen plan geschliffen werden bereits benutzte Steine mussen vom vorigen Druckbild befreit werden Je nach vorgesehener Zeichentechnik wird der Stein glatt geschliffen gekornt oder poliert Um in der Lithografie einsetzbar zu sein mussen die Steine eine vorgegebene Starke haben damit sie unter dem Druck der Steindruckpresse nicht zerbrechen Die benotigte Starke betragt rund 8 10 cm um diese zu erreichen wird der Stein auf dem sich die Druckflache befindet auf einen zweiten von minderer Qualitat geklebt oder aufgegipst Entscheidend dabei ist dass der Stein absolut planparallel ist und uberall die gleiche Starke aufweist Gleichwohl kommt es vor dass der Stein beim Drucken zerbricht 4 Lithografische Tusche und Kreide Bearbeiten Um eine Zeichnung manuell auf den Stein zu ubertragen benotigt der Lithograf eine Feder und lithografische Tusche Diese Tusche besteht aus den Grundsubstanzen Wachs Fett Seife und Russ Hierbei wird zwischen industriell gefertigter flussiger Tusche und sogenannter Stangentusche unterschieden Die Stangentusche muss zum Gebrauch mit destilliertem Wasser selbst angerieben werden Lithografiekreide gibt es in Form von Stiften und als vierkantige Stabchen die in einen Halter gespannt werden Man unterscheidet hierbei sechs Hartegrade wobei 0 die weichste und 5 die harteste Variante darstellt Kreide besteht aus den gleichen Substanzen wie lithografische Tusche Die weiche Kreide eignet sich fur dunkle Flachen und Schatten wahrend die harteren Grade fur feine Abstufungen eingesetzt werden 5 Zeichengerate Bearbeiten nbsp Arbeitstisch eines LithografenLithografietusche wird mit einer Zeichenfeder aus Stahl auf den Stein ubertragen Hierbei handelt es sich um spezielle Federn die weicher als ubliche Zeichenfedern sind Wird eine Feder vom Gebrauch stumpf kann sie bei Bedarf auf einem Arkansas Olstein angespitzt werden um wieder feine Linien oder Punkte zu erzeugen Ein weiteres wichtiges Werkzeug ist der Schaber um Korrekturen wie mit einem Radiergummi an der Zeichnung vorzunehmen Der Lithograf besitzt ein ganzes Sortiment an schmalen und breiteren Schabern die haufig mit Hilfe des Olsteins nachgescharft werden mussen 5 Zeichentisch Bearbeiten Der Stein sollte moglichst nicht mit der Hand beruhrt werden da jeder Fingerabdruck fettige Spuren hinterlasst Deshalb arbeitet der Lithograf an einem besonders konstruierten Lithografie Pult oder Tisch Der gewerbliche Chromolithograf arbeitete im Stehen oder Sitzen an einem Pult aus Holz Zum Sitzen hatte er einen hohenverstellbaren holzernen Drehstuhl ohne Lehne Das Pult war von hinten nach vorn leicht geneigt und die beiden Seitenwande ragten etwa 10 12 cm uber die Tischplatte hinaus Uber die Tischplatte wurde eine sogenannte holzerne Armschiene gelegt Darunter lag der Lithografiestein der nun mit der Feder oder dem Schaber bearbeitet werden konnte ohne ihn mit der Hand zu beruhren Heute benutzen Kunstler ahnlich gestaltete Tische fur ihre lithografischen Arbeiten 5 Erstellung des Druckbilds Bearbeiten nbsp Lithografie FederzeichnungUm das Druckbild auf den Stein zu ubertragen stehen dem Lithografen verschiedene Techniken zur Verfugung Lithografische Techniken Bearbeiten Bei der Federtechnik wird eine Federzeichnung direkt auf einen glatt geschliffenen Stein gebracht In der Regel benotigt der Lithograf eine Vorzeichnung als Anhalt Er benutzt dazu Transparentpapier auf das die Konturen der Originalzeichnung ubertragen werden Anschliessend wird die Ruckseite des Transparentpapiers mit Graphit oder Rotelkreide eingerieben und das Papier auf dem Stein seitenverkehrt positioniert und befestigt Mit einer Stahlnadel zeichnet der Lithograf die Konturen nach und ubertragt sie so gut sichtbar auf den Stein Heute projizieren Kunstler ein Foto des Motivs mittels eines Episkops auf den Stein und zeichnen die Konturen nach Die Federtechnik ist eines der altesten Verfahren in der Lithografie Die Zeichnung wird mit der Stahlfeder oder der Rohrfeder und Lithografietusche seitenverkehrt auf die zuvor glatt geschliffene Oberflache des Steins gebracht Kleinere Korrekturen nimmt der Lithograf mit dem Schaber vor Ist das Bild fertig und die Tusche getrocknet wird der Stein mit Talkum abgerieben und anschliessend mit Gummi arabicum als Schutz gummiert 6 nbsp Honore Daumier Kreidelithografie 1839Zur Vorbereitung einer Kreidelithografie wird der Stein mit Sand gekornt bekommt also eine raue Oberflache Fur das Kornen wurde fruher Quarzsand verwendet Heute nimmt man Siliziumcarbid das im Handel in verschiedenen Kornungen von grob mittel und fein angeboten wird Das Druckbild wird wie bei der Federtechnik seitenverkehrt auf den Stein ubertragen Das Anspitzen der Kreide erfolgt von der Spitze her mit einem scharfen Messer Je nach Tonwert der Zeichnung wahlt der Lithograf fur helle Partien eine harte Kreide fur dunklere Bildstellen dagegen weichere Kreiden Auch hier konnen kleinere Korrekturen mit dem Schaber vorgenommen werden Die Kreidelithografie ist eine der ausdrucksstarksten Techniken in der Grafik Durch das Wischen mit einem speziellen Wischer dem Estompe und das Verreiben des Kreideauftrags lasst sich zum Beispiel eine schummrige Wirkung mit weichen Ubergangen erzielen Die Nachbehandlung der fertigen Zeichnung erfolgt wieder mit Talkum und Gummi arabicum 7 nbsp SteingravurDie Steingravur wurde besonders fur Visitenkarten Briefkopfe und Wertpapiere wegen ihrer feinen Linienzeichnung eingesetzt Der Lithograf verwendet hierzu einen graublauen Stein von hochster Qualitat der zunachst geschliffen und dann mit Kleesalz poliert wird Das giftige Kleesalz ist ein Kaliumbioxalat und bildet mit dem Kalkstein eine Verbindung in der die Poren geschlossen werden und der Bearbeiter durch Polieren mit einem Tampon eine spiegelglatte Oberflache erzeugt Danach wird der Stein mit einer dunkel gefarbten Schicht aus Gummi arabicum uberzogen Auch hier wird zunachst eine Vorzeichnung als Anhalt erstellt bevor der Lithograf die Zeichnung mit einer Graviernadel oder einem Gravurdiamanten einritzt Die Nadel durchstosst die Gummischicht und die Linien in der Steinoberflache durfen maximal 0 2 mm tief sein Anschliessend wird der Stein mit Olivenol getrankt bevor der Lithograf die Gummischicht mit Wasser entfernt Obwohl die gravierten Linien tiefer im Stein liegen konnen sie mit einer rauen Lederwalze oder mit einem Tampon eingefarbt werden Das saugfahige Papier muss leicht angefeuchtet werden damit es sich besser an den Stein anschmiegt und die Farbe annimmt 8 Erzeugen von Halbtonen Bearbeiten nbsp Chromolithografie in FederpunktmanierVor der Erfindung des Rasters konnten sogenannte Halbtone nur mit manuellen Techniken erzeugt werden In der Lithografie gibt es die folgenden Moglichkeiten Bei der Federpunktiermanier werden mit Feder und Tusche manuell Punkt an Punkt auf den Stein gesetzt Die Punktdichte und grosse hangt dabei vom jeweiligen Tonwert der Vorlage ab Die bekannteste Technik in der Chromolithografie heisst Berliner Manier bei der der Lithograf die Punkte halbkreisformig aneinandersetzt Die farbigen Lithografien bestanden haufig aus zwolf und mehr ubereinander gedruckten Farben die sich stark in der Helligkeit unterschieden So wurde bei den helleren Farben grob punktiert und die Tone sogar vollflachig unterlegt Die dunkleren zeichnenden Farben wurden von den besten Lithografen ausgefuhrt die besonders feine Punkte setzen konnten 9 Die Tangiermanier verdrangte die Federpunktiermanier schliesslich teilweise weil sie bedeutend einfacher war Hier tragt eine gehartete Gelatinefolie bereits das gewunschte Muster aus Punkten Linien oder anderen Formen das nach dem Einfarben direkt durch Andrucken auf den Stein ubertragen wird Stellen die dabei frei bleiben sollen werden mit einer abweisenden Schicht aus Gummi arabicum bedeckt Diese Technik eignet sich allerdings nur fur glatte Halbtone Verlaufe und Schattierungen konnen damit nicht erzeugt werden 10 Bei der Spritzmanier die schon Senefelder bekannt war wird eine tuschegetrankte Burste uber ein Sieb gestreift das in bestimmtem Abstand uber den Stein gehalten wird Auch hier werden wieder die Stellen mit Gummi arabicum abgedeckt auf denen spater keine Farbe haften soll Eine Abstufung der Tonwerte wird durch die Haufigkeit des Spritzvorgangs erzeugt 11 Bei der Schabmanier auch Asphalt oder Tuschemanier genannt wird auf einem gekornten Stein vollflachig eine Asphaltschicht aufgetragen Die lichten Bildpartien werden nach dem Trocknen mit einem Schabmesser mit Schleifpapier und lithografischen Nadeln der Vorlage entsprechend aufgehellt Das Verfahren eignet sich besonders fur feine Tonabstufungen Wenn die Zeichnung fertig ist wird der Stein mit einer starken Atzlosung aus Gummi arabicum und sieben Prozent Salpetersaure behandelt 12 Vorbereitung des Steins fur den Druck Bearbeiten Die Zeichnung auf dem Stein kann ohne Vorbereitung nicht gedruckt werden Diesen chemischen Vorgang nennt der Lithograf und der Steindrucker Atzen Dabei sollen die fettfreundlichen druckenden Partien also die Zeichnung in ihrer Eigenschaft verstarkt werden und die nichtdruckenden Teile des Steins fettabstossend und wasseraufnahmefahig bleiben Die Atze besteht aus einer Mischung von Salpetersaure Gummi arabicum und Wasser die mit einem Schwamm auf die Steinoberflache aufgetragen wird und einwirkt Durch das Atzen wird nichts entfernt oder weggeatzt sondern lediglich die Druckeigenschaft des Steins optimiert Der Vorgang kann mehrmals wiederholt werden und gilt als abgeschlossen wenn die ersten Probedrucke ohne jede Veranderung erfolgt sind Fur diese Tatigkeit ist neben Fachwissen sehr viel Erfahrung notwendig Kunstler lassen heute ihre Lithografien deshalb teilweise in Auftragsarbeit von einem erfahrenen Lithografen behandeln um das Ergebnis ihrer Arbeit nicht zu gefahrden 13 Steindruck Bearbeiten nbsp Steindruck Handpresse auch Kniehebelpresse genannt von Erasmus Sutter 1839 nbsp Steindruck Sternradpresse um 1850 Technisches Museum Wien nbsp Steindruck Schnellpresse von Hugo Koch um 1880 nbsp Maschinensaal um 1905Im Steindruck wird zwischen der Handpresse und der Schnellpresse unterschieden Heute sind in Deutschland neben wenigen Schnellpressen noch einige Handpressen in Betrieb in denen Drucke fur Kunstler gefertigt werden Die bekannteste Handpresse oder auch Kniehebelpresse entstand 1839 in der Werkstatt des Schlossers Erasmus Sutter in Berlin und stellt eher ein Werkzeug als eine Maschine dar Der Rahmen der Handpresse besteht aus schwerem Gusseisen in dem sich ein Karren oder Wagen und eine Walze befinden mit denen der Stein manuell vor und zuruckbewegt werden kann Der Pressdruck geschieht durch das Niederdrucken eines Reibers unter dem der Wagen mit dem Stein durchgezogen wird Zwischen dem zuvor mit Druckfarbe eingewalzten Stein und dem Reiber liegt das zu bedruckende Papier und daruber eine feste glatte Pappe Pressdeckel oder Pressspan genannt Nach dem Abnehmen des Pressdeckels wird der bedruckte Bogen vorsichtig abgehoben und begutachtet Um den richtigen Reiberdruck einzustellen braucht der Steindrucker Erfahrung und Fingerspitzengefuhl Zu jeder Handpresse gibt es verschieden breite Reiber die der jeweiligen Steingrosse angepasst sind 14 Mit der Weiterentwicklung der Lithografie im 19 Jahrhundert und dem wachsenden Bedarf an Drucksachen konnte die Handpresse den Anspruchen nicht mehr genugen Diese Anforderung erfullte die Steindruck Schnellpresse deren stundliche Druckleistung bei rund 800 Bogen lag Von dem erheblich grosseren Stein wurde nicht mittels eines Reibers sondern uber eine Walze gedruckt Das Farbwerk sorgte fur eine gleichmassige Verteilung der Farbe auf dem Farbtisch die von weiteren Farbwalzen aufgenommen und auf den Stein ubertragen wurde Feuchtwalzen ubernahmen die notwendige Befeuchtung des Steins Der Wagen mit dem Stein lief zunachst unter den Feuchtwalzen weiter unter den Farbwalzen und schliesslich unter dem Druckzylinder her Auf dem mit einem Gummituch bespannten Zylinder befand sich das Papier wurde nun bedruckt und auf dem Auslegetisch wieder abgelegt Der zu bedruckende Bogen wurde manuell zumeist von Frauen angelegt Der Antrieb der Schnellpresse erfolgte zunachst manuell spater jedoch durch Dampfmaschinen uber Treibriemen Diese Steindruck Schnellpresse konnte im Gegensatz zu den modernen Vier oder Sechsfarben Maschinen nur jeweils eine Farbe drucken Das bedeutete dass bei einer zwolffarbigen Lithografie der Druckvorgang zwolfmal wiederholt werden musste Es ist leicht vorstellbar wie aufwandig damals farbige Bilder produziert wurden 14 nbsp Farblithographie von Henri de Toulouse LautrecUmdruckverfahren Bearbeiten Unter dem Begriff Umdruck oder Autografie sind Methoden zusammengefasst mit deren Hilfe Zeichnungen oder Drucke vom Papier auf den Lithografiestein ubertragen werden Zu den Umdruckverfahren gehoren der Uberdruck bei dem von einem Stein eine Zeichnung auf ein spezielles Umdruckpapier gedruckt und anschliessend auf einen zweiten Stein zum Beispiel einen Maschinenstein ubertragen wird Dieser Vorgang wird so oft wiederholt bis der wesentlich grossere Maschinenstein seiner Grosse entsprechend viele Zeichnungen enthalt Das Umdruckpapier ist mit einem wasserloslichen Strich versehen der eine trennende Schicht zwischen Zeichnung bzw Druck und Papier bildet Es wird angefeuchtet auf einen zweiten Stein gelegt und unter Druck ubertragen Das Papier wird nun nochmals gefeuchtet bis es sich problemlos abziehen lasst Die Zeichnung ist jetzt in allen Details auf dem zweiten Stein sichtbar und kann wie eine normale Lithografie weiterbehandelt werden 15 Der in der Steindruck Schnellpresse verwendete Maschinenstein enthielt in der Regel Lithografien die im Umdruckverfahren hergestellt waren Je nach Auflagenhohe wurde eine bestimmte Anzahl Umdrucke oder Nutzen also Kopien der Originallithografie hergestellt Der Abklatsch oder Klatsch wurde in der Chromolithografie dazu verwendet der Farbenzahl entsprechend viele Steine mit den Konturen des Druckbilds zu versehen Der Lithograf erstellte zuvor vom Originalbild eine Zeichnung aus feinen Linien die Umrisse und Farbunterschiede enthielt und als Vorzeichnung fur die spatere Chromolithografie diente Auch hierzu wurde Umdruckpapier verwendet jedoch nur mit so wenig Farbe versehen dass die Konturen der Vorzeichnung spater keine Druckfarbe annahmen 15 Viele Kunstler haben sich des Umdruckpapiers bedient neben Honore Daumier und Toulouse Lautrec auch Emil Nolde Ernst Barlach Henri Matisse und Oskar Kokoschka Diese Technik hat allerdings einen leichten Qualitatsverlust im Druckbild zur Folge 15 Chromolithografie Bearbeiten nbsp Chromolithographie des Matterhorns um 1900 aus der Zentralbibliothek Zurich nbsp Zigarrendeckelbild um 1900Schon Senefelder beschaftigte sich mit der farbigen Wiedergabe von Schriften Landkarten und Bildern Er unterlegte eine Kreidelithografie mit einer Tonplatte einem Chamoiston aus dem mittels Schabtechnik die Lichter herausgenommen waren Fur den Betrachter entstand der Eindruck einer mehrfarbigen Lithografie 1837 liess sich der deutsch franzosische Lithograf Godefroy Engelmann 1788 1839 aus Mulhausen eine farbige Variante der Lithografie unter dem Namen Chromolithografie Farbsteindruck Farblithografie patentieren die bis in die 1930er Jahre das verbreitetste Verfahren fur farbige Illustrationen hoher Qualitat bleiben sollte Aus bis zu 16 21 und sogar 25 Farben bestehende Chromolithografien waren keine Seltenheit Allerdings war nicht zu verkennen dass es sich hier um ein sehr zeitaufwandiges und kostspieliges Verfahren handelte Nach der Einfuhrung der Steindruck Schnellpresse um 1871 entstanden grosse Mengen an farbigen lithografischen Drucksachen da nun hohere Auflagen moglich waren 16 Als Vorlage oder Original diente dem Chromolithografen ein gemaltes Bild Im ersten Schritt wurde eine Konturenzeichnung auf Stein hergestellt Dabei handelte es sich um eine Zeichnung aus feinen Linien welche die Umrisse und Farbunterschiede des Originals markierten Diese Konturenplatte diente dem Lithografen als Anhalt fur die genaue Ausarbeitung der vorgesehenen einzelnen Farben Mit Einsatz des Umdruckverfahrens wurden danach Klatsch genannte Kopien der Konturenplatte auf eine Anzahl Steine erstellt die der Zahl der vorgesehenen Farben entsprachen Die Klatsche zeigten die Konturen nur andeutungsweise in einem hellen Farbton und verschwanden spater bei der Druckvorbereitung der fertigen Chromolithografie 16 nbsp Farbauszug mit PasskreuzenNach dem Ausarbeiten der helleren Farben wurde mit dem Andruck begonnen Mit Hilfe von dunnen Kreuzen die Passmarken oder Passkreuze genannt wurden konnte das zu druckende Motiv uber alle Farben exakt und passgenau ubereinandergedruckt werden Dieser Vorgang hiess Nadeln der Andrucke Zuvor hatte der Steindrucker in die Mitte der Passmarken rechts und links auf dem Stein jeweils ein winziges Loch gebohrt Diese Locher wurden auf dem zu bedruckenden Papier wiederholt das nun mit Hilfe zweier Nadeln genau auf dem Stein positioniert werden konnte Nach dem Druck jeder Farbe prufte der Chromolithograf den Fortschritt seiner Arbeit und bearbeitete danach die nachstdunklere Farbe Schliesslich wurde der fertige Andruck dem Kunden vorgelegt der jetzt seine Anderungswunsche aussern konnte Nach der entsprechenden Korrektur war der Auftrag druckfertig und in der Steindruck Schnellpresse konnte die Auflage gedruckt werden 16 Da der Maschinenstein erheblich grosser als der Andruckstein war wurden je nach Auflagenhohe mehrere Umdrucke von der Originallithografie hergestellt War der Maschinenstein noch nicht ausgefullt konnten zusatzlich weitere Auftrage auf dem Stein Platz finden Der Auflagendruck vom Maschinenstein sollte trotz eines leichten Qualitatsverlusts dem Ergebnis des Andrucks moglichst nahekommen 17 Fotolithografie Bearbeiten Hauptartikel Fotolithografie Drucktechnik und Photolithographie hist Drucktechnik nbsp Schema einer ReproduktionskameraSchon der Franzose Niepce kopierte 1822 fotografische Negative auf den Lithostein Allerdings gab es noch keine Moglichkeit das fotografische Bild in druckbare Halbtone aufzulosen Als Erfinder des Glasgravurrasters gilt Georg Meisenbach der 1881 den hochprazisen Glasgravurraster entwickelte und damit erstmals auf fotografischem Wege Halbtone in druckbare Rasterpunkte zerlegen konnte Diese Aufrasterung erfolgte in einer Reproduktionskamera in der der zu belichtenden fotografischen Platte eine Rasterscheibe vorgeschaltet wurde Aufgrund der differenzierten Tonwertwiedergabe ermoglichte diese Technik die gedruckte Wiedergabe in sechs oder vier Farben anstelle von zwolf oder mehr und war damit bei weitem wirtschaftlicher als die konventionelle Chromolithografie 18 Um die benotigten Farbauszuge zu erstellen benutzte der Reprofotograf Farbfilter Die so erzeugten Negative auf Glas bearbeitete der Fotolithograf mit Farmerschen Abschwacher um sie aufzuhellen und mit blauer Keilitzfarbe um sie abzudunkeln Nichtdruckende Partien wurden mit Rotel oder Abdeckrot lichtundurchlassig gemacht Die fertig retuschierten Negative dienten als Kopiervorlagen fur die Steinkopie Ein vorbereiteter Stein wurde mit einer Eiweisschromatlosung lichtempfindlich gemacht Diese besteht aus einer Losung von destilliertem Wasser Trockeneiweiss Ammoniak und Ammoniumbichromat mit welcher der Stein begossen und in einer Schleuder gleichmassig verteilt und getrocknet wurde Der Fotolithograf legte nun das retuschierte Negativ Schicht auf Schicht auf den Stein und beschwerte es mit einer Glasplatte Die Partien ausserhalb des Negativs bekamen eine Abdeckung aus schwarzem Papier In einem Steinkopiergerat erfolgte die Belichtung mit Kohlenbogenlicht wodurch die belichteten Partien gehartet wurden Anschliessend walzte man den Stein mit schwarzer Druckfarbe ein und in einem flachen mit Wasser gefullten Becken wurde die Kopie mit einem Wattebausch entwickelt Die nichtbelichteten Partien losten sich und auf dem Stein erschien ein positiver seitenverkehrter Farbauszug Dieser konnte nun nochmals manuell bearbeitet werden bevor der Stein fur den Druck vorbereitet wurde 18 Ein ahnliches Verfahren war die Asphaltkopie bei der der Stein mit einer Losung aus Asphalt Terpentin Benzol und Chloroform lichtempfindlich gemacht wurde Allerdings war diese Methode hochst gesundheitsgefahrdend Nachdem der Steindruck vom Offsetdruck verdrangt worden war blieb nur noch die irrefuhrende Berufsbezeichnung Fotolithograf obwohl dieser Beruf nichts mehr mit einem Lithografiestein zu tun hatte Die spatere korrekte Berufsbezeichnung lautete Druckvorlagenvorbereiter in Fachrichtung Offsetdruck 18 Geschichte Bearbeiten nbsp Alois Senefelder Kreidelithografie 1834Alois Senefelder Bearbeiten Alois Senefelder gilt als Erfinder des Steindrucks den er zwischen 1796 und 1798 entwickelte Der Theaterschriftsteller fand fur ein selbstverfasstes Theaterstuck keinen Verlag fur den Druck seines Manuskripts Senefelder wollte es daraufhin selbst herausgeben und versuchte aus Geldmangel ein preiswertes und einfaches Verfahren zur Vervielfaltigung zu finden Da ihm aus dem Theater alle fur die Lithografie notigen Substanzen zur Verfugung standen versuchte er zunachst mit Hilfe der Atztechnik den Hintergrund der Druckvorlage fur den Hochdruck zu atzen was sich aufgrund des immensen Atzaufwandes als nicht praktikabel erwies Schliesslich entdeckte er die Abstossreaktion von Fett und Wasser erst auf Kelheimer Platten spater auf Solnhofener Plattenkalk 19 und entwickelte daraus den Flachdruck Kaum eine technische Erfindung wurde so akribisch beschrieben wie es in Senefelders Lehrbuch der Steindruckerey der Fall ist Dort schildert er die muhseligen vielfach missgluckten Versuche die schliesslich zu seiner Erfindung fuhrten Im Jahr 1796 gelang ihm erstmals der mechanische Druck von einem Stein und zwei Jahre spater der erste chemische Druck Nach insgesamt sieben Jahren voller Experimente und Fehlversuche gelang Senefelder der Durchbruch und er gilt seitdem als Erfinder der Chemischen Druckerey wie er das neue Verfahren nannte Senefelder arbeitete bis zu seinem Todesjahr 1834 an der Weiterentwicklung seiner Technik Er stellte Druckversuche mit Metallplatten an konstruierte eine transportable Kofferpresse und verbesserte die chemische Zusammensetzung von Lithografietusche und kreide 20 Entstehung eines neuen Gewerbes Bearbeiten nbsp Honore Daumier Kreidelithografie 1838 nbsp Handkolorierter Neuruppiner Bilderbogen um 1850Seit 1803 wurde die neue Technik in Frankreich Lithographie genannt Zunachst wurde der Steindruck nur fur nichtkunstlerische Zwecke wie Text und Notendruck verwendet Der Musikverleger Johann Anton Andre aus Offenbach am Main veranlasste die Verwendung der Lithografie fur die Vervielfaltigung von bildnerischen Darstellungen Daruber hinaus war die Lithografie in Verbindung mit Steindruckpressen ein wirtschaftliches Massendruckverfahren das Vervielfaltigungen in fur damalige Verhaltnisse hohen Auflagen erlaubte 21 Die Lithografie wurde daher nicht nur schnell zur autonomen Kunstform die es dem Maler und Zeichner erlaubte den ursprunglichen Charakter der Zeichnung zu bewahren Sie war auch fur die Presse in den Zeiten vor der Fotografie ein schnelles Medium aktuelles Zeitgeschehen bildhaft wiederzugeben Einer der Ersten die dieses Medium deshalb aufgriffen war Honore Daumier der uber seine in kritischen Zeitschriften veroffentlichten Karikaturen die politischen Zustande von etwa 1830 bis 1872 angriff Seine rund 4000 Lithografien erschienen vor allem in der Zeitschrift Le Charivari und sind heute digital mit interaktiven Suchfunktionen zuganglich im Daumier Register 21 Eine besondere Form der Aufbereitung von Tagesaktualitaten jener Zeit waren die Bilderbogen aus Neuruppin die uber wichtige politische Ereignisse und schreckliche Katastrophen berichteten oder uber Tugenden belehrten oder vor den Auswirkungen der Laster warnten Erst in den 1930er Jahren wurde der letzte Bilderbogen gedruckt Die steigende Nachfrage nach farbigen Bildern wurde zunachst mit dem nachtraglichen Kolorieren von ursprunglich einfarbigen Steindrucken befriedigt Dieser manuelle Vorgang erforderte kunstlerisches Geschick und war gleichzeitig mit hohem Zeitaufwand verbunden Mehrfarbiger Steindruck Bearbeiten nbsp Zeitgenossische Lithographie zur ersten Berliner Litfasssaule um 1855 nbsp Toulouse Lautrec Aristide Bruant 1892 nbsp Jules Cheret Jardin du Paris 1897 nbsp Amerikanisches Theaterplakat 18841837 entwickelte der deutsch franzosische Lithograf Godefroy Engelmann eine farbige Variante der Lithografie und nannte sie Chromolithografie So hochwertig die Chromolithografien auch waren nach dem Lichtdruck das hochwertigste Druckverfahren uberhaupt so aufwandig war ihre Ausfuhrung Das farbig zu druckende Bild wurde in bis zu 25 Farben zerlegt und anschliessend in ebenso vielen Druckgangen ubereinander gedruckt Der Druck erfolgte dabei von hell nach dunkel zuerst wurde die hellste Farbe gedruckt danach die jeweils dunklere Das fertige Bild erreichte eine Farbqualitat die fast mit der eines Olbilds vergleichbar war Die neu entstandenen Betriebe wurden Lithografische Kunstanstalten genannt 22 Bekannte Verlagshauser wie das Bibliographische Institut Leipzig und Wien beschaftigten gegen Ende des 19 Jahrhunderts grosse Abteilungen die nur mit dieser hohen Kunstform der Lithografietechnik beschaftigt waren In Osterreich entwickelte Karl Antal Muhlberger den Steindruck weiter so dass dieser auch grossformatig und vor allem kostengunstig in der Werbung eingesetzt werden konnte Zwischen 1855 und 1880 erhohte sich die Zahl der im Steindruck erzeugten Produkte um das Zwanzigfache Aschaffenburg Berlin Barmen Hamburg und Nurnberg entwickelten sich zu Zentren des lithografischen Gewerbes Im Jahr 1898 wurden allein in Berlin annahernd 180 Betriebe gezahlt davon fast 25 Lithografische Kunstanstalten mit 100 bis 500 Mitarbeitern Die Firma Hagelbeck in Berlin beschaftigte 750 Betriebsangehorige und der Maschinenpark bestand aus 42 Steindruck Schnellpressen Die Lithografie wurde sehr schnell die fuhrende Reproduktionstechnik fur Werbung und Reklame Bedingt durch diese neue preisgunstige Technik begannen Werbeplakate und Litfasssaulen das Stadtbild zu verandern Eine fuhrende Rolle bei der Entwicklung der fruhen Plakate spielten franzosische Kunstler wie zum Beispiel Jules Cheret und Henri de Toulouse Lautrec Toulouse Lautrec bevorzugte grossformatige Blatter verbunden mit einer leicht zu handhabenden Kolorierung von wenigen Farbsteinen in Gelb Rot und Blau die auch aus der Ferne Wirkung ausstrahlten 22 nbsp Deutsches Liebigbild um 1910Der Siegeszug des Plakates erzeugte um 1900 schnell einen Bedarf an Gebrauchsgrafikern die zunachst aus anderen Branchen mit darstellerischem Schwerpunkt kamen wie auch Architekten und Maler Daraus entwickelte sich um die Jahrhundertwende der Beruf des Plakatmalers oder Werbegrafikers und des spateren Grafikdesigners Bis in die 1950er Jahre wurden gezeichnete Filmplakate im Steindruck hergestellt Auch fur Ansichtskarten Werbeverschlussmarken Etiketten oder den sogenannten Liebigbildern und Briefmarken wurde die Lithografie als Drucktechnik verwendet Daruber hinaus wurde die Lithografie fur Verpackungen der Nahrungs und Genussmittelindustrie Ausstattungen fur die Zigarren und Zigarettenindustrie Wertpapiere Scheckformulare Sammelbilder Fleissbildchen und Abziehbilder und vieles andere mehr eingesetzt 22 Seit der Erfindung des Steindrucks im Jahr 1798 bis zu seiner Ablosung in den 1950er Jahren vergingen gut 150 Jahre Nach 1920 drangten andere Techniken den Steindruck bis auf wenige Bereiche zuruck wie zum Beispiel dem Blechdruck dem Druck von Abziehbildern kartografischen Karten und kunstlerischer Grafik Vor allem Chromolithografien sind heute begehrte Sammelobjekte die in Form ganzer Bucher oder in Einzelblattern auf dem Fachmarkt hohe Preise erzielen Die Lehrberufe Lithograf und Steindrucker wurden 1956 aus den Lehrlingsrollen der Industrie und Handelskammern gestrichen Seitdem gibt es keine gewerbliche Ausbildung mehr in diesen Berufen Grundkenntnisse konnen Interessierte durch ein Studium an Fach oder Kunsthochschulen erwerben 22 Kunstler des 19 und 20 Jahrhunderts Bearbeiten nbsp Gericault Ruckkehr aus Russland 1818 nbsp Lilium martagon var dalmaticum Walter Hood Fitch Henry John Elwes A Monograph of the Genus Lilium Band 20 Taf 23 1874 Enddruck 1877 nbsp Eduard Vuillard La Patisserie funffarbige Lithografie 1899 nbsp Spendenaufruf in Kanada im Ersten Weltkrieg Lithografie 1918Von Munchen aus verbreitete sich die neue Technik rasch in ganz Deutschland Die Lithografie wurde von den Kunstlern im fruhen 19 Jahrhundert schnell angenommen weil sie ihnen vielfaltige neue gestalterische Moglichkeiten bot Weder brauchte der Kunstler spezielle chemische Kenntnisse wie bei Radierung oder Aquatinta noch musste er wie etwa beim Kupferstich mit Werkzeugen die Widerstande des Materials uberwinden Die ersten lithografierten Landschaften erschienen schon um 1800 Einer der ersten Kunstler war Matthias Koch Anfang des 19 Jahrhunderts der die damals beliebten romantischen Landschaftsdarstellungen mit feinen Feder und Kreidestrichen auf dem Stein zeichnete Johann Nepomuk Strixner lithografierte und druckte 1809 Albrecht Durers Randzeichnungen zum Gebetbuch Maximilians I 23 Der uber 70 jahrige Francisco de Goya hat als erster Kunstler in seinem Stierkampf Zyklus Los Toros de Burdeos in der Kreidetechnik lithografiert In Frankreich entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit eine neue Kunstform in der Kreidelithografie durch Ingres Gericault Delacroix Daumier Steinlen und andere Kunstler Theodore Gericault beschaftigte sich schon seit 1817 mit dem Steindruck und pragte durch seine Kreidelithografien die Pferde und Strassenbilder zeigten einen personlichen Stil Eugene Delacroix befasste sich mit Illustrationen zu Goethes Faust und Shakespeares Hamlet Auch er bevorzugte Kreidelithografien die er anschliessend mit Schaber und Stahlburste bearbeitete 23 Honore Daumier nutzte in den 1830er Jahren die Kreidelithografie als kunstlerisches Medium um sich kritisch mit der Politik und den Alltagssorgen seiner Mitmenschen auseinanderzusetzen Im Laufe seines Lebens schuf er rund 4000 Zeichnungen und war damit der produktivste Kunstler seiner Zeit Daumiers Werke wurden als leidenschaftliche Anklagen gegen politische und soziale Missstande in der franzosischen Gesellschaft angesehen und losten haufig eine Pressezensur aus 23 In der Illustration botanischer Gartenmagazine ubernahm ab 1834 Walter Hood Fitch von William Jackson Hooker als dessen Nachfolger eingesetzt den Posten als Chefillustrator des Curtis s Botanical Magazines sowie aller Veroffentlichungen des Royal Botanic Gardens Kew Fitch blieb bis 1877 43 Jahre Chef Lithograph und fertigte in dieser Zeit mehrere tausende Abbildungen die ihn zum bedeutendsten und bei weitem produktivsten Pflanzenillustrator nicht nur der Viktorianischen Ara sondern allgemein werden liessen 24 25 Fitch wurde uber die lange Periode nicht nur vom spateren Direktor des Royal Botanic Garden Kew Joseph Hooker fur die Illustrationen beschaftigt er wurde darin fast ausgebeutet da er uber 9 900 Illustrationen anfertigte jedoch dafur nur wenig Geld bekam was 1877 zum Bruch fuhrte 26 Fitch stattete auch die aufwendige Lilien Monographie von Henry John Elwes mit Abbildungen aus unter anderen die Tafel mit Lilium dalmaticum Nach 1841 wurde Fitch der einzige Kunstler fur die offiziellen und inoffiziellen Publikationen Kews Hooker bezahlte Fitch dafur personlich Er konnte dabei simultan fur verschiedene Publikationen zeichnen und fertigte seine Illustration oft direkt auf den Lithographischen Kalksteinplatten um Zeit zu sparen nbsp Henri de Toulouse Lautrec Reine de Joie vierfarbige Lithografie 1892Henri de Toulouse Lautrecs Arbeiten erschienen um 1880 in einer Zeit als die Chromolithografie den Markt erobert hatte Er arbeitete mit der gleichen Besessenheit wie Daumier doch die Farbe wurde fur ihn ein wichtiges Ausdrucksmittel Aus Deutschland ist Adolph von Menzel zu nennen Seine Werke aus den 1880er Jahren zahlen zu den Meisterwerken des Steindrucks Weitere namhafte Kunstler des Impressionismus die ebenfalls zur Entwicklung der Farblithografie beitrugen waren am Ende des 19 Jahrhunderts Camille Pissarro Paul Cezanne Alfred Sisley und Edgar Degas Edvard Munch der sich um 1890 mehrmals in Paris aufhielt liess sich von der Lithografie inspirieren In England beschaftigten sich Richard Bonington Charles Shannon und James Whistler mit dem Steindruck 23 In Deutschland schatzte besonders Emil Nolde die Moglichkeiten der Lithografie und schuf viele technisch interessante lithografische Werke Kathe Kollwitz gehorte zu den wenigen Frauen die sich um 1890 der Lithografie als bildnerisches Ausdrucksmittel bedienten Ihre sehr dunkel gehaltenen Blatter verschaffen einen Einblick in das Leben deutscher Arbeiterfamilien Die Mitglieder der Kunstlergemeinschaft Die Brucke zu Beginn des 20 Jahrhunderts und deutsche Expressionisten wie Ernst Ludwig Kirchner Oskar Kokoschka und Lovis Corinth schufen lithografische Werke die durch ihre Spontanitat beeindruckten Pablo Picassos lithografisches Repertoire reichte von der Kreidezeichnung uber die Tusche und Federzeichnung hin bis zu Pinsellavierungen in verschiedenen Grauabstufungen Er war fasziniert von der technischen Moglichkeit das Gezeichnete zu drucken und zu variieren Auch Joan Miro erwies sich als souveraner Meister in den lithografischen Techniken 23 Bekannte Lithografen Auswahl BearbeitenEmil Adam Otmar Alt Horst Antes Bele Bachem Ernst Barlach Louis Leopold Boilly Georges Braque Julius Bretz Bruno Bruni Ramon Casas Marc Chagall Jules Cheret Ralph Chubb Jean Cocteau Le Corbusier Fritz Cremer Salvador Dali Honore Daumier Otto Dix Jean Dubuffet Hans Erni Max Ernst Nicolas Henri Jacob Maurits Cornelis Escher Paul Flora Adolph Friedlander Otto Greiner Groger amp Aldenrath Franz Hanfstaengl Wilhelm Heise Bernhard Heisig Hermann Katelhon Paul Klee Tyra Kleen Kathe Kollwitz Josef Kriehuber Christian Kruck Rosa Loy Marino Marini Jonathan Meese Joan Miro Henry Moore Erich Monch Otto Mohwald Alfons Maria Mucha Edvard Munch Rolf Munzner Emil Nolde Otto Pankok Uwe Pfeifer Pablo Picasso Neo Rauch Daniel Richter Domenico Quaglio Johann Gottfried Schadow Karl Schmidt Rottluff Alois Senefelder Theophile Alexandre Steinlen Gottlob Theuerkauf Henri de Toulouse Lautrec Andreas Paul Weber James McNeill Whistler Fritz Wotruba Paul Wunderlich Mihaly Zichy Heinrich ZilleSiehe auch BearbeitenAutografie Autotypie Grafik Drucktechnik Fotolithografie Mikrolithographie fur moderne Lithografieverfahren der Halbleiter und Elektroindustrie Nanolithographie Granolithographie Offset Lithografie SteinabreibungLiteratur Bearbeiten nbsp Rolf Munzner Der Knabe und die Macht 1991 Schablithographie zu Simplicius SimplicissimusEine umfassende Zusammenstellung historischer Handbucher zur Lithographie mit Links zu Digitalisaten findet sich bei Wikisource Michael Twyman History of chromolithography printed colour for all British Library u a London u a 2013 ISBN 978 1 58456 320 4 Helmut Hiller Stephan Fussel Worterbuch des Buches Vittorio Klostermann Frankfurt am Main 2002 ISBN 3 465 03220 9 Mario Derra Der Solnhofener Naturstein und die Erfindung des Flachdruckes durch Alois Senefelder Ein Lithographiefuhrer Burgermeister Muller Museum Solnhofen 2002 ISBN 3 00 009414 8 Michael Twyman Early lithographed music a study based on the H Baron Collection Farrand Press London 1996 ISBN 1 85083 039 8 Jurgen Zeidler Lithographie und Steindruck in Gewerbe und Kunst Technik und Geschichte Ravensburger Buchverlag Ravensburg 1994 ISBN 3 473 48381 8 Hans Jurgen Imiela Claus W Gerhardt Geschichte der Druckverfahren Teil 4 Stein und Offsetdruck Erganzungen und Gesamtregister Hiersemann Stuttgart 1993 ISBN 3 7772 9309 1 Michael Twyman Early lithographed books a study of the design and production of improper books in the age of the hand press Farrand u a London 1990 ISBN 1 85083 017 7 Walter Dohmen Die Lithographie Geschichte Kunst Technik Dumont Taschenbucher 124 DuMont Verlag Koln 1982 ISBN 3 7701 1431 0 Lothar Lang Lithografie In Der Graphiksammler Henschelverlag Kunst und Gesellschaft Berlin 1983 Insbes S 146 ff Ales Krejca Die Techniken der graphischen Kunst Handbuch der Arbeitsvorgange und der Geschichte der Original Druckgraphik Verlag Werner Dausien Hanau a M 1980 ISBN 3 7684 1071 4 R Armin Winkler Die Fruhzeit der deutschen Lithographie Katalog der Bilddrucke von 1796 1821 Prestel Munchen 1975 ISBN 3 7913 0077 6 Michael Twyman Lithography 1800 1850 The techniques of drawing on stone in England and France and their application in works of topography Oxford University Press London u a 1970 OCLC 251516647 Wilhelm Weber Saxa Loquuntur Steine reden Geschichte der Lithographie 2 Bande Impuls Verlag Moos Heidelberg Berlin 1961 1964 DNB 455397368 Alois Senefelder Vollstaendiges Lehrbuch der Steindruckerey Fleischmann Munchen 1818 2 Auflage 1821 Digitalisat DVD Die Lithographie Der manuelle Steindruck in der Kunst Produktionsjahr 2009 2010 Laufzeit 31 Minuten produziert vom Kathe Kollwitz Museum der Kreissparkasse Koln Regie Matthias Keuck Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lithographie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Lithographie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary Steindruck Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Gutenberg Museum Mainz Museum fur Buch Druck und Schriftgeschichte Webprasenz des Daumier Registers Nederlands SteendrukmuseumEinzelnachweise Bearbeiten Jurgen Zeidler Lithographie und Steindruck Ravensburger Buchverlag 1994 ISBN 3 473 48381 8 S 7 Jurgen Zeidler Lithographie und Steindruck 1994 S 8 10 Walter Dohmen Die Lithographie Geschichte Kunst Technik DuMont Taschenbucher Koln 1982 ISBN 3 7701 1431 0 S 47 54 a b Walter Dohmen Die Lithographie Geschichte Kunst Technik 1982 S 54 55 a b c Jurgen Zeidler Lithographie und Steindruck 1994 S 28 31 Jurgen Zeidler Lithographie und Steindruck 1994 S 29f Jurgen Zeidler Lithographie und Steindruck 1994 S 31f Jurgen Zeidler Lithographie und Steindruck 1994 S 42 Jurgen Zeidler Lithographie und Steindruck 1994 S 29 30 Jurgen Zeidler Lithographie und Steindruck 1994 S 36 Jurgen Zeidler Lithographie und Steindruck 1994 S 33f Jurgen Zeidler Lithographie und Steindruck 1994 S 39 42 Walter Dohmen Die Lithographie Geschichte Kunst Technik 1982 S 170 176 a b Jurgen Zeidler Lithographie und Steindruck 1994 S 66 70 a b c Walter Dohmen Die Lithographie Geschichte Kunst Technik 1982 S 123 ff a b c Jurgen Zeidler Lithographie und Steindruck 1994 S 84 89 Jurgen Zeidler Lithographie und Steindruck 1994 S 36 38 a b c Fotolithografie Memento vom 3 Juli 2009 im Internet Archive abgerufen am 29 Juni 2009 Martin Roper Monika Rothgaenger Altmuhltal Im Reich des Archaeopteryx Streifzuge durch die Erdgeschichte Quelle amp Meyer Verlag Wiebelsheim 2013 ISBN 978 3 494 01488 3 Jurgen Zeidler Lithographie und Steindruck 1994 S 105 a b Jurgen Zeidler Lithographie und Steindruck 1994 S 110ff a b c d Jurgen Zeidler Lithographie und Steindruck 1994 S 84ff a b c d e Walter Dohmen Die Lithographie Geschichte Kunst Technik 1982 S 23ff Jack Kramer The Art of flowers Watson Guptill Publications New York 2002 ISBN 0 8230 0311 6 S 152 William T Stearn Flower Artists of Kew The Herbert Press in association with The royal Botanic Gardens Kew London 1990 ISBN 1 871569 16 8 S 27 William T Stearn Flower Artists of Kew 1990 S 27 Normdaten Sachbegriff GND 4036042 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lithografie amp oldid 236758754