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Lithograf oder Lithograph von altgriechisch li8os lithos Stein und grafein grafein schreiben ist ein ehemaliger Beruf aus der Drucktechnik Die Aufgabe eines Lithografen war eine der Druckvorlage moglichst genau entsprechende Reproduktion auf den Lithografiestein zu ubertragen Ein Lithograf war also jemand der die zu druckenden Texte und Bilder auf einem Lithografiestein manuell und seitenverkehrt anfertigte Vom Stein zu drucken war die Aufgabe des Steindruckers der Druck selbst wiederum wurde Lithografie genannt Wappen der Lithographen Steindrucker und Offsetdrucker Inhaltsverzeichnis 1 Anforderungen und Techniken 2 Geschichte und heutige Situation 3 Einzelnachweise 4 LiteraturAnforderungen und Techniken Bearbeiten Hauptartikel Lithografie nbsp Chromolithografie in Federpunktmanier nbsp Lithografie in GravurtechnikDer Steindruck war im 19 Jahrhundert das einzige Druckverfahren das grossere Auflagen farbiger Drucksachen ermoglichte und basierte auf einer Erfindung von Alois Senefelder aus dem Jahr 1798 Als Drucktrager diente ein Kalkschieferstein der in Solnhofen in Bayern gebrochen wurde Die Lehre dauerte in der Regel drei bis dreieinhalb Jahre an deren Ende die Gesellenprufung stand Voraussetzung war dass der angehende Lithograf zeichnen konnte und eine gute Farbwahrnehmung hatte Nach der Lehrzeit als Geselle wurde der Lithograf nach seinen Fahigkeiten und dem Bedarf des Betriebes als Schrift Chromo oder Gravurlithograf beschaftigt Bei der Lithografie war es nicht moglich Texte aus dem Buchdruck zu ubernehmen sondern sie wurden manuell seitenverkehrt mit Zeichenfeder und Lithografietusche auf den Stein gezeichnet Diese Aufgabe wurde von Schriftlithografen ausgefuhrt die vorgezeichnete Buchstaben mit grosser Akribie auf den Stein ubertrugen 1 Haufig wurden Texte mit farbigen Bildern kombiniert so dass der Chromolithograf tatig werden musste Diesem diente ein gemaltes Bild als Vorlage Vor der Erfindung des Rasters konnten sogenannte Halbtone nur mit manuellen Techniken erzeugt werden Die bekannteste Technik in der Chromolithografie heisst Berliner Manier bei der der Lithograf kleine Punkte halbkreisformig aneinandersetzte Die farbigen Lithografien bestanden haufig aus zwolf und mehr ubereinander gedruckten Farben die sich stark in der Helligkeit unterschieden So wurde bei den helleren Farben grob punktiert und die Tone sogar vollflachig unterlegt Die dunkleren zeichnenden Farben wurden von speziellen Lithografen ausgefuhrt die besonders feine Punkte setzen konnten Der Gravurlithograf ritzte die Zeichnung mit einer Nadel oder einem Gravurdiamanten in die Steinoberflache Die Technik der Steingravur wurde besonders fur Visitenkarten Briefkopfe Landkarten und Wertpapiere wegen ihrer feinen Linienzeichnung eingesetzt Gravurlithograf wurden nur die besten Fachleute und hatten ein hohes Ansehen In der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts wurden zunehmend Elemente der Fotografie ubernommen und es bildete sich die Bezeichnung Fotolithograf In der Fotolithografie sind drei Verfahrensstufen zu unterscheiden namlich die fotografische Aufnahme bzw Erstellung der Farbauszuge durch den Reprofotografen die manuelle Korrektur der Farbauszuge und die Ubertragung der Aufnahme auf den Stein durch die Steinkopie beides Aufgaben des Fotolithografen Haufig wurde der Stein von einem Chromolithografen noch manuell nachbearbeitet Nachdem der Steindruck in den 1950er Jahren vom Offsetdruck verdrangt worden war blieb nur noch die irrefuhrende Berufsbezeichnung Fotolithograf obwohl dieser Beruf inzwischen nichts mehr mit einem Lithografiestein zu tun hatte Im englischen Sprachraum heissen die in diesem Bereich tatigen Fachleute noch immer lithographer also Lithograf 1 Geschichte und heutige Situation Bearbeiten nbsp Alois Senefelder LithographieAlois Senefelder gilt als Erfinder des Steindrucks den er zwischen 1796 und 1798 entwickelte Er entdeckte die Abstossreaktion von Fett und Wasser auf dem Stein und entwickelte daraus den Flachdruck Senefelder nannte sein neues Verfahren Chemische Druckerey und arbeitete bis zu seinem Todesjahr 1836 an der Weiterentwicklung des Steindrucks Seit 1803 wurde die neue Technik in Frankreich Lithographie genannt Im Jahr 1804 einigte man sich in Munchen ebenfalls auf die Bezeichnung Lithografie Zunachst wurde der Steindruck nur fur nichtkunstlerische Zwecke wie Text und Notendruck verwendet 2 Schon bald entdeckten Kunstler die Lithografie als autonome Kunstform die es dem Maler und Zeichner erlaubte den ursprunglichen Charakter der Zeichnung zu bewahren Auch fur die Presse war sie vor der Entdeckung der Fotografie ein geeignetes Medium um aktuelles Zeitgeschehen bildhaft darzustellen 1837 liess sich der deutsch franzosische Lithograf Godefroy Engelmann 1788 1839 aus Mulhausen eine farbige Variante der Lithografie unter dem Namen Chromolithografie Farbsteindruck Farblithografie patentieren Nach Einfuhrung der Steindruck Schnellpresse um 1871 entstanden grosse Mengen an farbigen lithografischen Drucksachen da nun hohere Auflagen moglich waren Bis in die 1930er Jahre war die Chromolithografie das verbreitetste Verfahren fur farbige Illustrationen hoher Qualitat und eine entsprechend hohe Anzahl an Lithografen wurde in den Lithografischen Kunstanstalten ausgebildet und beschaftigt Qualifizierte Lithografen wurden im Vergleich zu anderen Berufsgruppen relativ gut bezahlt und die Ausbildung war sehr begehrt 2 Nach der Erfindung der Fotografie und des Glasgravurrasters durch Georg Meisenbach 1881 gab es Versuche die neue Technik auch in der Lithografie einzusetzen Aufgrund der differenzierten Tonwertwiedergabe ermoglichte diese neue Technik die gedruckte Wiedergabe in sechs oder vier Farben anstelle von zwolf oder mehr und war damit bei weitem wirtschaftlicher als die konventionelle Chromolithografie Zu Beginn des 20 Jahrhunderts entwickelte sich der Beruf des Fotolithografen Allerdings war um 1906 mit der Erfindung des Offsetdrucks durch Ira W Rubel aus den Vereinigten Staaten und Caspar Hermann aus Deutschland dem Steindruck ein ernsthafter Konkurrent entstanden Bis in die 1950er Jahre gab es beide Verfahren nebeneinander wobei der wirtschaftlichere Offsetdruck kontinuierlich immer mehr Anteile am Druckvolumen ubernahm Die Lehrberufe Lithograf und Steindrucker wurden 1956 aus den Lehrlingsrollen der Industrie und Handelskammern gestrichen Seitdem gibt es keine gewerbliche Ausbildung mehr in diesen Berufen Grundkenntnisse konnen Interessierte durch ein Studium an Fach oder Kunsthochschulen erwerben 2 Die Nachfolgeberufe hiessen Druckvorlagenhersteller und galten fur alle Druckverfahren Die Bezeichnungen waren zwischen der Bundesrepublik und der DDR zum Teil unterschiedlich So gab in der Bundesrepublik den Druckvorlagenhersteller in den Fachrichtungen Reprofotografie Reproretusche und Reprovorbereitung In der DDR hiessen diese Berufe Facharbeiter fur Satztechnik Reproduktionstechnik und Druckformherstellung Ab 2008 heisst der alle Druckverfahren umfassende aktuelle Ausbildungsberuf Mediengestalter mit den Fachrichtungen Beratung und Planung Konzeption und Visualisierung sowie Digital und Print 3 Es gab nahezu keine weiblichen Lithografen obwohl es sich um eine korperlich leichte Arbeit handelte Erst in den 1950er Jahren wurden die ersten weiblichen Lehrlinge ausgebildet vor allem in der DDR Der Anteil der Frauen die als Druckvorlagenherstellerinnen arbeiteten wuchs in den folgenden Jahrzehnten kontinuierlich Heute stellen sie als Mediengestalterinnen rund 57 aller Berufsangehorigen in dieser Branche Mit diesem Anteil unterscheidet sich dieser Beruf deutlich von den anderen Berufen im IT Bereich 4 Einzelnachweise Bearbeiten a b Entwicklung der Reprotechnik abgerufen am 10 Januar 2010 MS Word 64 kB a b c Jurgen Zeidler Lithographie und Steindruck Ravensberger Buchverlag 1994 ISBN 3 473 48381 8 Ausbildungs Informationen Mediengestalter innen Digital und Print der Fachrichtung Gestaltung und Technik Bundesagentur fur Arbeit Zugriff am 9 Dez 2020 Frauenanteil Mediengestalter abgerufen am 10 Januar 2010 PDF 3 3 MB Literatur BearbeitenMichael Twyman History of chromolithography printed colour for all British Library u a London u a 2013 ISBN 978 1 58456 320 4 ISBN 0 7123 5710 6 ISBN 978 0 7123 5710 4 Helmut Kipphan Hrsg Handbuch der Printmedien Technologien und Produktionsverfahren Springer Verlag Berlin 2000 ISBN 3 540 66941 8 mit CD ROM Michael Limburg Der digitale Gutenberg Springer Verlag Berlin 1996 ISBN 3 540 61204 1 Ulrich Paasch und Roland Golpon Hrsg Informationen verbreiten Medien gestalten und herstellen 3 Aufl Verlag Beruf und Schule Itzehoe 2006 ISBN 978 3 88013 660 1 Jurgen Zeidler Lithographie und Steindruck in Gewerbe und Kunst Technik und Geschichte Ravensburger Buchverlag Ravensburg 1994 ISBN 3 473 48381 8 Walter Domen Die Lithographie Geschichte Kunst Technik Dumont Taschenbucher Bd 124 2 Aufl Dumont Koln 1982 ISBN 3 7701 1431 0 Normdaten Sachbegriff GND 4398813 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lithograf amp oldid 237460269