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Ammoniumdichromat ist ein giftiges Ammoniumsalz der in nur wassrigen Losung bekannter Dichromsaure Es besitzt die Formel NH4 2Cr2O7 Strukturformel displaystyle mathrm Biggl 2 displaystyle mathrm Biggr 2 AllgemeinesName AmmoniumdichromatAndere Namen Ammoniumbichromat Doppeltchromsaures AmmoniumSummenformel NH4 2Cr2O7Kurzbeschreibung orangefarbener geruchloser Feststoff 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 7789 09 5EG Nummer 232 143 1ECHA InfoCard 100 029 221PubChem 24600ChemSpider 23002Wikidata Q422430EigenschaftenMolare Masse 252 07 g mol 1Aggregatzustand festDichte 2 15 g cm 3 1 Schmelzpunkt 170 C 1 Loslichkeit gut in Wasser 360 g l 1 bei 20 C 1 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung EG Nr 1272 2008 CLP 3 ggf erweitert 2 GefahrH und P Satze H 272 301 312 314 317 334 330 340 350 360FD 372 410P 201 210 260 280 304 340 310 305 351 338 2 Zulassungs verfahren unter REACH besonders besorgnis erregend krebs erzeugend erbgut verandernd fortpflanzungs gefahrdend CMR 4 zulassungs pflichtig 5 MAK Schweiz 5 mg m 3 berechnet als Chrom 6 Toxikologische Daten 54 mg kg 1 LD50 Ratte oral 7 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Explosive Eigenschaften 3 Verwendung 4 Toxikologie und Okotoxikologie 5 Gesetzliche Beschrankungen 6 EinzelnachweiseEigenschaften Bearbeiten nbsp AmmoniumdichromatAmmoniumdichromat ist ein orangefarbenes Pulver das gut in Wasser loslich ist Auf Grund seiner Zusammensetzung aus einem leicht oxidierbaren Kation Ammoniumion und einem starken Oxidationsmittel Dichromat kann es sich exotherm zersetzen Das bekannteste Experiment zur Zersetzung von kristallinem Ammoniumdichromat ist der Vulkanversuch Dabei wird ein grosserer Kristall oder ein kleines Haufchen oben entzundet 8 Nach dem Entzunden schreitet die Reaktion unter lebhaftem Gluhen Rauschen Stickstoff entwicklung und der Bildung von lockerem graugrunem Chrom III oxid fort Das gebildete Chrom III oxid quillt wie Vulkanasche aus der Reaktionsstelle hervor und bildet so einen Kegel Die entsprechende Reaktionsgleichung fur diese Reaktion lautet N H 4 2 C r 2 O 7 C r 2 O 3 4 H 2 O N 2 1298 k J k g displaystyle mathrm NH 4 2 Cr 2 O 7 rightarrow Cr 2 O 3 4 H 2 O N 2 1298kJ kg nbsp Der Vulkanversuch ist an deutschen Schulen aufgrund der Bildung von Chrom III chromat untersagt 9 Insgesamt ist Ammoniumdichromat ein starkes Oxidationsmittel das mit starken Reduktionsmitteln wie zum Beispiel fein verteilten Metall pulvern Schwefel oder Phosphor sehr heftig explosiv reagiert Wegen seiner ionischen Natur und den in Wasser ausgebildeten Dissoziationsgleichgewichten wirkt das Ammoniumdichromat atzend Explosive Eigenschaften BearbeitenAmmoniumdichromat zersetzt sich ab 100 C exotherm zwischen 130 und 180 C tritt Selbstentzundung ein die Reaktion verlauft auch in Abwesenheit von Sauerstoff ab 240 C explosiv 2 Bei einer Initialzundung mittels Pikrinsaure detoniert es auch unter Verdammung nur unvollstandig 10 Die Empfindlichkeit gegenuber mechanischer Beanspruchung ist ausserst gering So reagiert Ammoniumdichromat beim Zerreiben im nichtglasierten Morser gar nicht die Empfindlichkeit gegenuber Schlag entspricht in etwa der von Ammoniumperchlorat 15 cm unter einem 10 kg Fallhammer das nicht als explosionsgefahrlich eingestufte Ammoniumnitrat detoniert unter dem 10 kg Fallhammer aus einer Hohe von 20 cm Die Detonation pflanzt sich auch unter optimalen Bedingungen nur auf sehr kurze Strecken fort 11 12 Ammoniumdichromat ist kein Sprengstoff findet jedoch vereinzelt in pyrotechnischen Satzen sowie als Katalysator in Treibmitteln auf Ammoniumnitrat Basis Verwendung 13 Verwendung BearbeitenIn der Analogfotografie Holographie und den Edeldruckverfahren besonders im Lichtdruck und Gummidruck sowie zusammen mit Gelatine Polyvinylalkohol und ggf Farbstoffen den sogenannten dichromated gelatin DCG Hologrammen 14 Ammoniumdichromat gerbt unter Lichteinwirkung Gelatine oder andere Kolloide wodurch diese lichtempfindlich und nach Belichtung und Entwicklung selbst zur Farbschicht oder aber zum Farbtrager oder Hologramm 15 werden In pyrotechnischen Erzeugnissen Zur Herstellung von Holzschutzmitteln fur industrielle Anwendung Zur Herstellung von Chrom IV oxid fur magnetische Datentrager Zur Herstellung von Katalysatoren fur organische Synthesen Toxikologie und Okotoxikologie BearbeitenAmmoniumdichromat ist toxikologisch von der EU Kommission als Krebserzeugend Kategorie 1B H350 Kann Krebs erzeugen Mutagen Kategorie 1B H340 Kann genetische Defekte verursachen und Reproduktionstoxisch Kategorie 1B H360FD Kann die Fruchtbarkeit beeintrachtigen Kann das Kind im Mutterleib schadigen eingestuft Weiterhin ist es als lebensgefahrlich beim Einatmen H330 und giftig beim Verschlucken H301 eingestuft Der Kontakt mit der Haut wird als gesundheitsschadigend H312 bewertet Eine weitere Gefahr von Ammoniumdichromat stellt die Moglichkeit einer Sensibilisierung durch Einatmen und Hautkontakt H334 317 dar Okotoxikologisch gilt es als sehr giftig fur Wasserorganismen und kann eine langerfristige schadigende Wirkung auf Gewasser haben H410 In der Verwaltungsvorschrift wassergefahrdender Stoffe VwVwS Stand Juli 2005 ist Ammoniumdichromat mit der Kenn Nummer 290 in die hochste Wassergefahrdungsklasse 3 eingestuft Auf Grund des in der Literatur angegebenen Biokonzentrationsfaktors von 200 2000 ist eine Anreicherung in Organismen moglich Gesetzliche Beschrankungen BearbeitenAmmoniumdichromat wurde im Juni 2010 aufgrund seiner Einstufung als krebserzeugend Carc 1B mutagen Muta 1B und reproduktionstoxisch Reprod 1B in die Kandidatenliste der besonders besorgniserregenden Stoffe Substance of very high concern SVHC aufgenommen 4 Im April 2013 wurde Ammoniumdichromat danach in das Verzeichnis der zulassungspflichtigen Stoffe mit dem Ablauftermin fur die Verwendung in der EU zum 21 September 2017 aufgenommen 5 16 Als Chrom VI Verbindung unterliegt Ammoniumdichromat ausserdem den Beschrankungen im Anhang XVII Nummer 47 und 72 der REACH Verordnung in Deutschland umgesetzt durch die Chemikalien Verbotsverordnung 17 Ammoniumdichromat unterliegt dem Wasserhaushaltsgesetz und dem Sprengstoffgesetz und in industriellen Mengen ausserdem der Storfallverordnung Weiterhin bestehen Beschaftigungsbeschrankungen fur Jugendliche Jugendarbeitsschutzgesetz sowie fur werdende und stillende Mutter Mutterschutzrichtlinie Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Datenblatt Ammonium dichromate bei Alfa Aesar abgerufen am 14 Januar 2020 PDF JavaScript erforderlich a b c Eintrag zu Ammoniumdichromat in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 14 Januar 2020 JavaScript erforderlich Eintrag zu Ammonium dichromate im Classification and Labelling Inventory der Europaischen Chemikalienagentur ECHA abgerufen am 1 Februar 2016 Hersteller bzw Inverkehrbringer konnen die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern a b Eintrag in der SVHC Liste der Europaischen Chemikalienagentur abgerufen am 14 Juli 2014 a b Eintrag im Verzeichnis der zulassungspflichtigen Stoffe der Europaischen Chemikalienagentur abgerufen am 14 Juli 2014 Schweizerische Unfallversicherungsanstalt Suva Grenzwerte Aktuelle MAK und BAT Werte Suche nach Chrom VI Verbindungen abgerufen am 27 Oktober 2015 Eintrag zu Ammoniumdichromat In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 9 Dezember 2015 M Binnewies et alii Allgemeine und Anorganische Chemie 2 Auflage Spektrum 2010 ISBN 3 8274 2533 6 S 676 Unterricht in Schulen mit gefahrlichen Stoffen Online Fassung PDF 10 0 MB S 21 Fussnote 2 abgerufen am 25 April 2011 Jedoch entstehen laut Gmelin nur Chrom III oxid Stickstoff und Wasserdampf Auch nach jungeren wissenschaftlichen Untersuchungen D DeWaal et al Journal of Solid State Chemistry 80 170 1989 konnte keine Bildung des befurchteten als CMR Stoff im Chemikalienrecht Verwendungsbeschrankungen unterliegenden Chrom III chromats nachgewiesen werden Tadeusz Urbanski Chemistry and Technology of Explosives Vol II Pergamon Press 1965 S 490 H Kast In Z ges Schiess und Sprengstoffwesen 22 1927 6 9 Unter der Wrkg der Detonation von 30g gepresster Pikrinsaure auf das in ein 4 cm weites 4 mm starkes und 18 cm langes Rohr vermutlich Zn Rohr gestopfte Salz tritt nur entlang einer kurzen Strecke Zerfall der Verb ein Leopold Gmelin Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie 8 Auflage Syst Nr 52 S 714 Josef Kohler Explosivstoffe Wiley VCH 2008 S 17 K Kurokawa et al Applied Optics 37 3038 1998 KUBOTA HOLOGRAPHY LAB Beispiele von DCG Hologrammen abgerufen am 3 Juni 2013 Verordnung EU Nr 348 2013 ECHA Liste der beschrankten Stoffe Anhang XVII der REACH Verordnung abgerufen am 5 September 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ammoniumdichromat amp oldid 238832922