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Der romische Senat lateinisch Senatus Rōmanus lateinisch senatus abgeleitet von senex alter Mann Altester war bis zum Ende der Republik die wichtigste Institution des romischen Staates Die Mitgliedschaft im Senat war im Wesentlichen den ehemaligen Magistraten vorbehalten Dadurch versammelten sich im Senat die durch Reichtum Familienbeziehungen oder Ruf nicht aber Amt machtigsten Manner Roms was wiederum die Bedeutung des Senats begrundete Denn obwohl seine Beschlusse nie rechtlich bindend waren sondern nur Empfehlungen darstellten bestimmte er bis in die Zeit des Augustus und in Ausnahmesituationen auch noch danach im Prinzipat und der Romischen Kaiserzeit die romische Politik Der Senat bestand bis in die ausgehende Spatantike Darstellung einer Senatssitzung in fiktiver Umgebung Cicero greift den rechts isoliert sitzenden Catilina an Fresko Cesare Maccaris aus dem Jahr 1889 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte des romischen Senats 1 1 Der Senat in der Konigszeit 1 2 Der Senat in der Republik 1 2 1 Zusammensetzung 1 2 2 Funktion und Bedeutung 1 3 Der Senat im Kaiserreich 1 4 Der Senat in der Spatantike 2 Senatorische Sonderbefugnisse und Geschaftsordnung 2 1 Der Senatsbeschluss 2 2 Rechtsprechung im Senat 3 Literatur 4 AnmerkungenGeschichte des romischen Senats BearbeitenDer Senat in der Konigszeit Bearbeiten Die Informationen uber den Senat in der Zeit als Rom angeblich noch von Konigen beherrscht wurde sind sparlich gesat alle Quellen stammen aus viel spaterer Zeit und vieles ist daher unter Althistorikern sehr umstritten Mitunter wird sogar bezweifelt dass er damals uberhaupt schon existierte Vermutlich entsprach das Gremium damals noch einem Kronrat der den Konig in dessen Politik beriet selbst aber keine Handlungsmoglichkeit besass denkbar ist aber auch dass es sich um eine Versammlung der Haupter der grossen Familien handelte die zumindest teilweise grundsatzlich in Opposition zum Konig standen Die Behauptung vieler spaterer antiker Autoren dass der legendare Stadtgrunder Romulus den ersten Senat einberufen habe muss ebenso wie die Existenz von Romulus bezweifelt werden auch die Historizitat der ubrigen romischen Konige ist umstritten Sollte es nie ein regelrechtes Konigtum in Rom gegeben haben so kann der fruhe Senat naturlich kein Kronrat gewesen sein Fest steht Die Einrichtung eines Rates war fur die meisten antiken Stadtstaaten typisch auch Athen Sparta Karthago und zahlreiche weitere Gemeinwesen kannten vergleichbare Gremien das Vorhandensein einer Monarchie war demnach keine Voraussetzung fur die Existenz eines Rates Der fruhe romische Senat der anfangs kaum mehr als 100 Mitglieder besessen haben durfte setzte sich laut Cicero der viel spater lebte aus senes also alteren und erfahrenen Mannern sowie vor allem aus den patres den Oberhauptern angesehener romischer Familien zusammen Daher kommt auch die Bezeichnung als senatus also als Rat der Altesten oder Altestenrat Zusatzlich zu der Beratungsfunktion stellten die Senatoren auch den interrex den obersten Verwalter fur die Zeit zwischen dem Tode des fruheren und der Wahl eines neuen Konigs Daneben waren die Aufgaben des Senats mutmasslich grosstenteils sakraler Natur Erst etwa unter Konig Tarquinius Priscus der den Senat angeblich um hundert Mitglieder erweiterte soll er diese Funktion unter griechischem Einfluss allmahlich aufgegeben haben wie alle Uberlieferungen uber die romische Fruhzeit konnte aber auch dies eine spatere Konstruktion sein Der Senat in der Republik Bearbeiten nbsp S P Q R senatus populusque romanusNach Ende der Konigszeit ubernahm der Senat eine Rolle im Gesetzgebungsprozess und in der Regierung im noch kleinen Rom Im System der Magistrate das sich bald herauskristallisierte war der Senat die einzige Institution die wirklich von Dauer war schliesslich wurden die Beamten jahrlich neu gewahlt Ausserliche Zeichen fur die hoheren sogenannten kurulischen Magistrate unter den Senatoren kurulische Adile Praetoren Consuln waren ab dem spaten 2 Jahrhundert v Chr ein breiter Purpurstreifen latus clavus auf der Toga 2 den hingegen alle Senatoren auf der Tunika zu tragen berechtigt waren 3 und ein goldener Siegelring symbolum 4 Mary Beard zufolge entstanden die die romische Republik konstituierenden Institutionen und Administrationen nur allmahlich 5 Die Auseinandersetzungen zwischen der Nobilitat den Patriziern und den Plebejern hatte bereits zu Beginn des 5 Jahrhunderts v Chr Form angenommen Es waren Themen wie Macht und dessen Missbrauch Teilhabe und Ausgrenzung Unter der druckenden Schuldenlast organisierten im Jahre 496 v Chr Gruppen von Plebejern mehrere Massenauszuge aus der Stadt Rom um fur mehr Rechte zu kampfen Sie nutzten hierfur den Ausmarsch des einfachen Volkes aus der Stadt die secessio plebis In der Folge entstanden zwischen Patriziern und Plebejern Veranderungen innerhalb der Machtstrukturen Die erste Veranderung brachte den Plebejern im Jahre 494 v Chr die Ernennung offizieller Interessenvertreter der Volkstribunen tribuni plebis gefolgt von einer Volksversammlung concilium plebis 6 Sie waren in Stimmblocken organisiert deren Organisationsgrundlage die geographische Zuordnung der Wahler zur Tribus dem Wahlbezirk innerhalb der romischen Territoriums bestand So erhielten Plebejer Zutritt zu hohen Amtern der staatlichen Institutionen und durften den cursus honorum durchlaufen Uber die Zeit etwa zwischen 494 bis 287 v Chr erkampften sich die Plebejer weiteren Zugang zu hoheren Staats und Priesteramtern Als Ergebnis bestanden nun das Einspruchsrecht im Senat durch Volkstribunen die Aufhebung des Heiratsverbotes zwischen Patriziern und Plebejern der Zugang zu allen Staatsamtern und das Zwolftafelgesetz Das Zwolftafelgesetz das in einer partiell rekonstruierten Fassung vorliegt behandelt und regelt uberwiegend hausliche Probleme mit einem Schwerpunkt auf Familie Nachbarschaft Eigentum und den Folgen des Todes eines Burgers und war letztlich in seiner verschriftlichten Form die judikative Konsequenz aus den Standekampfen 7 Mit der Abschaffung der Schuldknechtschaft im Jahre 326 v Chr war die Freiheit eines romischen Burgers zu einem unverausserlichen Gut geworden Im Jahre 367 v Chr konnten die Plebejer paritatisch auch ein Konsulat innehaben um dann ab dem Jahre 342 v Chr sogar beide Konsuln zu stellen Obgleich die antike romische Geschichtsschreibung die Entstehung des Senats in die Ursprunge der romischen Geschichte zuruckdatiert sprechen viele Fakten dafur dass der Senat als permanentes Gremium mit auf Lebenszeit bestimmten Mitgliedern erst um die Mitte des 4 Jahrhunderts v Chr entstand 8 Das abschliessende judikative Ende der Standekampfe markierte die Lex Hortensia aus dem Jahre 287 v Chr Zusammensetzung Bearbeiten Die Zusammensetzung des Senats wurde durch das Erstellen der Senatsliste festgelegt lectio senatus eine Aufgabe die fur den grossten Abschnitt der romischen Republik in den Verantwortungsbereich des obersten Magistrats fiel zunachst des praetor maximus und bis 313 v Chr der Konsuln dann der Zensoren Jedoch durften diese nicht willkurlich Senatoren ernennen sondern waren an die uberlieferten Sitten mores der Republik gebunden Diese besagten vor allem dass ein Angehoriger des Senats zumindest einen Teil des cursus honorum der traditionellen Amterlaufbahn absolviert haben sollte Damit ein Senatsbeschluss moglich und gultig war mussten mindestens hundert Senatoren anwesend sein ein Zeichen dafur dass viele Mitglieder selten und nur zu wichtigen Anlassen die curia betraten Bis das Quorum erreicht war versammelten sich die Senatoren an einem senaculum genannten Ort Die Eintrittsschwelle wurde im Laufe der Jahrhunderte immer weiter gesenkt Hatten zunachst nur ehemalige Pratoren und Konsuln einzig diese Amter waren mit einem imperium also militarischer Kommandogewalt ausgestattet einen Anspruch darauf in den Senat aufgenommen zu werden galt dies seit Ende des 3 Jahrhunderts v Chr auch fur die kurulischen Adile seit Ende des 2 Jahrhunderts v Chr fur die Volkstribunen und plebejischen Adile und seit 81 v Chr schon fur die Quastoren Die gewesenen Konsuln in der Regel um die 30 Personen dominierten das Gremium und besassen das hochste Ansehen auctoritas sie und ihre direkten Nachkommen bildeten den Kern der Nobilitat Uber zwei Drittel der Senatoren erreichten dagegen nicht einmal die Pratur ihre Meinung hatte daher normalerweise wenig Gewicht Da die Erstellung der Senatsliste in der hohen Republik wahrend der Zensur also in der Regel nur alle funf Jahre erfolgte mussten ehemalige Amtsinhaber zumeist einige Jahre warten bis sie offiziell Senatoren wurden qui in senatu sunt In der Zwischenzeit besassen sie einen Sonderstatus und durften im Senat ihre Meinung kundgeben quibus in senatu sententiam dicere licet Es konnten aber ausnahmsweise auch einzelne Personen in den Senat aufgenommen werden weil sie dem verantwortlichen Magistrat dessen wurdig erschienen optimus quisque auch wenn sie noch kein offentliches Amt bekleidet hatten Umgekehrt konnten ehemalige Amtstrager denen nach der Tradition ein Sitz im Senat zugestanden hatte ubergangen werden wenn sie als unwurdig empfunden wurden Erst seit den Reformen Sullas in der spaten Republik traten die Beamten nach Ablauf ihrer Amtszeit also seit der zeitgleichen Festschreibung des cursus honorum normalerweise nach der Quastur automatisch und sofort in den Senat ein Damit entfiel ab 81 v Chr die Rolle der Zensoren bei der Zusammenstellung der Senatsliste allerdings konnte ein Zensor nach wie vor unwurdige Senatoren ausschliessen Im 3 Jahrhundert v Chr hatte der Senat bereits rund 300 Mitglieder Nach der Schlacht von Cannae 216 v Chr in der zahlreiche Senatoren fielen wurde das Gremium in einem Schub mit Mitgliedern aufgefullt von denen viele sonst wohl keine Chance auf Zugang zum Senat gehabt hatten Unter Sulla kamen weitere Mitglieder hinzu womit die Anzahl des Gremiums auf 500 bis 600 anstieg Spater erhohte Gaius Iulius Caesar die Anzahl zeitweilig noch einmal auf rund 900 Mitglieder 9 Funktion und Bedeutung Bearbeiten Seit den sogenannten Standekampfen des 4 Jahrhunderts v Chr war es auch den Plebejern erlaubt Amter zu ubernehmen und anschliessend in den Senat einzutreten Bis ins 3 Jahrhundert n Chr war der Senat seither stets fest in der Hand der Nobilitat zu der neben den Patriziern patres auch jene plebejischen Familien gehorten die es bis zum Konsulat gebracht hatten Aus Patriziern und aufgestiegenen reichen Plebejern bildete sich eine Gruppe von recht wenigen Familien die uber Jahrhunderte den Staat kontrollierten Zwar wurde die offizielle Anrede fur die Senatoren nach den Standekampfen auf patres conscripti Vater und neu Eingetragene Plebejer moglicherweise auch eingetragene Vater erweitert doch die scharfe Kontrolle uber den Zugang zum Senat machte es einem Aufsteiger schwer Senator zu werden und fast unmoglich als homo novus bis zum Konsulat aufzusteigen Die Senatoren waren ganz uberwiegend Grossgrundbesitzer in der spaten Republik von Latifundien zumal ihnen seit der lex Claudia de nave senatorum von 218 v Chr die Ausubung von Handelsgeschaften ausser der Vermarktung der eigenen landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Gewerbe prinzipiell verboten war In Anbetracht der langen Tradition die der Senat innehatte fiel ihm die Rolle des kontrollierenden und leitenden Gremiums zu obwohl diese eigentlichen Gewohnheitsrechte niemals gesetzlich verankert wurden auctoritas senatus In den Jahrhunderten der Republik bestimmte der Senat die Richtlinien der Politik Er pragte die Aussenpolitik da er auswartige Gesandte empfing und seinerseits Gesandtschaften aussandte uber Krieg und Frieden allerdings entschied das Volk hatte durch Vorberatung entscheidenden Einfluss auf die Gesetzgebung vergab anfangs wohl bestimmte Magistraturen konnte Beamte unter bestimmten Umstanden auch absetzen und verwaltete vor allem die Staatsfinanzen Fruh waren viele dieser Entscheidungen und die Gesetzgebung zwar den Volksversammlungen ubertragen worden doch entschieden diese im Normalfall nur uber Vorlagen die der Senat zuvor diskutiert und akzeptiert hatte Verbunden mit der altehrwurdigen Tradition machten diese wichtigen Aufgaben den Senat klar zum Herzen des Staates Den Senat nicht zu respektieren hiess fur einen einfachen Romer den Staat nicht zu respektieren Diese Verbundenheit schlug sich auch in der vielmals beschworenen Formel S P Q R senatus populusque romanus Senat und Volk von Rom nieder Da im Senat die soziale militarische und politische Elite Roms versammelt war die sich nach allgemeiner Ansicht durch Leistungen fur die res publica legitimiert hatte genossen sowohl einzelne Senatoren als auch das Gremium als Ganzheit ein enormes Prestige so dass sich die Masse der romischen Burger dem Senat normalerweise nicht widersetzte sofern dieser nach aussen geschlossen auftrat Der Senat konnte prinzipiell uber jeden die res publica betreffenden Zustandigkeiten Gegenstand beraten doch seine Domane bildeten die Kriegs Herrschafts und Aussenpolitik im weitesten Sinn mithin die Kernbereiche gemeindlichen Handelns Dabei blieb die Arbeitsteilung in Kraft Hinter dem Ratschlag des Senats standen die geballte soziale Autoritat und die geschichtliche wie praktische Erfahrung der regierenden Aristokratie aber allein der Magistrat bundelte in sich die ganze Durchsetzungsmacht der res publica die in Volksbeschlussen z B uber Krieg und Frieden bekraftigt werden konnte Jedenfalls stellte das Verhaltnis zwischen Senat und Magistratur einen vielleicht den eigentlichen Kern der romischen Verfassungsordnung dar J Bleicken Uwe Walter Politische Ordnung in der Romischen Republik Berlin Boston 2017 S 53 Vor dem Beginn des Prinzipats siehe unten bildeten die Senatoren keinen eigenen Stand sondern bis zu seinem Eintritt in den Senat gehorte auch ein nobilis formal dem Ritterstand den equites an Die Senatorenwurde war also vor Augustus nicht erblich Die Geldmittel fur den cursus honorum standen in der Regel aber nur Mitgliedern der Nobilitat oder anderer reicher romischer Ritterfamilien wie etwa im Fall Cicero zur Verfugung Der Wahlkampf war sehr kostspielig das Amt unbezahlt Dennoch war es ehrgeizigen Mannern meist mit Unterstutzung durch reiche Forderer durchaus moglich die niedrigen senatorischen Amter zu bekleiden und als ehemalige Quastoren oder Volkstribune auf den hinteren Banken des Senats Platz zu nehmen Selbst die Pratur war fur solche Manner mitunter erreichbar Konsul wurden sie aber nur in Ausnahmefallen zum Beispiel Gaius Marius und Cicero Gelang es ihnen doch war dies faktisch gleichbedeutend mit der Aufnahme ihrer Familie in die Nobilitat Auch untereinander hatten die Senatoren eine eigene Hierarchie die sich an der Herkunft so hatten die Patrizier beispielsweise gegenuber den Plebejern anfangs ein erweitertes Stimmrecht dem zuvor ausgeubten Amt und dem Alter orientierte Der alteste ehemalige Konsul bzw derjenige der am haufigsten Konsul gewesen war oder der alteste gewesene Zensor war demnach prinzipiell der angesehenste Senator doch konnte der jeweilige Vorsitzende hier eigene Akzente setzen Zusatzlich wurde derjenige Senator der sich bei einer Senatstagung als erstes in die Liste eintragen und als erster sein Votum abgeben durfte princeps senatus Erster des Senats oder auch caput Senatus Haupt des Senats genannt Den Vorsitz der Tagung jedoch fuhrte stets der Beamte der den Senat einberufen hatte Das Recht dazu hatten die Konsuln die Pratoren und nach den Standeskampfen auch die Volkstribunen Zu beachten ist dass es bereits vor der Endphase der Republik durchaus Phasen gab in der sowohl die Hierarchie innerhalb des Senates 10 als auch die Dominanz des Senats innerhalb des Staatswesens massiv in Frage gestellt wurden Die Senatssitzungen mussten in geweihten Raumen innerhalb der Stadt Rom stattfinden oder maximal eine Meile ausserhalb des Pomeriums etwa wenn Promagistrate die die Stadt nicht betreten durften im Senat sprechen sollten Der wichtigste Tagungsort war die Curia Hostilia am Rand des Forum Romanum nach ihrer Zerstorung 52 v Chr die Curia Iulia Daneben gab es eine Curia auch auf dem Kapitol und im Komplex des Pompeiustheaters bekannt als Ort der Ermordung Caesars Der Senat konnte auch im Inneren eines Tempels tagen bekannt ist dies etwa fur den Tempel des kapitolinischen Iuppiter des Iuppiter Stator des Castor und Pollux und des Apollo 11 Abstimmungen waren nur gultig wenn sich ausschliesslich Senatoren im Raum befanden Der Senat ubte seine administrativen Aufgaben nach Gewohnheitsrecht aus Die wenigen in Gesetze gefassten Aufgaben bestanden unter anderem in der Zuweisung bestimmter Aufgaben an die verschiedenen Feldherren im Krieg oder von Provinzen an die gewesenen Pratoren und Konsuln allerdings konnten die entsprechenden Beschlusse unter Umstanden durch die Volksversammlung aufgehoben bzw ersetzt werden Auch die Finanzhoheit oblag den Senatoren Zusatzlich war der Senat aufgrund seiner langen Tradition und der damit verbundenen Autoritat Huter von Sitte und Ordnung und Bewahrer der Traditionen Insgesamt stand die Republik ganz im Zeichen der senatorischen Gewalt trotz demokratischer Elemente war die Romische Republik daher nach vorherrschender Forschungsmeinung eine Aristokratie die faktisch von der Nobilitat kontrolliert wurde 12 Seit Tiberius Sempronius Gracchus 133 v Chr wurden die Konflikte innerhalb des Senats immer intensiver jene Senatoren die wie Gracchus in einen Gegensatz zur Mehrheit gerieten wandten sich nun immer ofter an die Volksversammlung um ihre Ziele zu erreichen Diese popularen Politiker versuchten daher die Autoritat des Senats zu schwachen wahrend ihre Gegner die Optimaten bemuht waren den traditionellen Vorrang des Gremiums in dem sie die Mehrheit stellten zu bewahren Der populare Politiker Caesar war es der den entscheidenden Schritt zur Entmachtung des Senats tat indem er sich im Rahmen eines Burgerkriegs gegen die Senatsmehrheit durchsetzte und sich zum Dictator auf Lebenszeit ernennen liess Der Senat im Kaiserreich Bearbeiten Nach einem Jahrhundert der romischen Burgerkriege hatten die meisten Senatoren akzeptiert dass die Ara der nahezu unbeschrankten Senatsherrschaft vorbei war Der letzte Versuch die Republik mit der Ermordung Caesars in ihrer alten Form zu erhalten endete in einem blutigen Desaster das fur viele Senatoren todlich ausging In einem weiteren langen Burgerkrieg besiegten die Caesarianer zunachst die verbliebenen Anhanger der Republik und fochten anschliessend gegeneinander um die Macht Als Caesars Adoptivsohn Oktavian nach seinem Sieg in der Schlacht bei Actium 31 v Chr eine Neuordnung des romischen Staatssystems durchfuhrte leisteten nur noch die wenigsten Senatoren ernsthaften Widerstand Im Januar 27 v Chr erhielt Oktavian den Ehrennamen Augustus weil er die Republik erneuert habe In Wahrheit aber errichtete er eine Alleinherrschaft Im nun folgenden System des Prinzipats das formell die Republik zwar weiterbestehen liess entscheidende Vollmachten jedoch dem princeps also dem Ersten des Staates ubertrug busste der Senat faktisch die Entscheidungsgewalt ein Doch zugleich bemuhte sich der erste princeps bzw Kaiser das Ansehen der Senatoren die erst jetzt zu einem eigenen vererbbaren Stand ordo senatorius wurden zu heben Augustus erliess daher Sittengesetze und die Anzahl der Senatoren wurde wieder auf 600 verringert um die Exklusivitat zu erhohen Die Selbstbezeichnung als princeps weckte daher bewusst Assoziationen mit der republikanischen Position des princeps senatus nbsp Das Prinzipat lateinisch principatus unter Augustus politische Strukturen und Institutionen in englischer Sprache Als Ausdruck des Handelns der administrativen Bestimmungsgewalt Macht werden Personen vorgeschlagen englisch advise gewahlt elect ernannt admit und in ihrem Amt bestatigt confirm bzw neu bewertet review Unter Augustus konnte der Senat ausgeblutet und dankbar fur das Ende der Burgerkriege ein relativ freundliches Verhaltnis zu dem neuen Machthaber aufbauen Augustus selbst trachtete stets danach mit dem Senat ausserlich in friedlicher Koexistenz zu regieren zumal er auf die Kooperation der Senatoren angewiesen war wenn er das Reich verwalten wollte Durch Ehegesetze die verheiratete Senatoren und insbesondere Senatoren mit Kindern bevorzugten versuchte er erfolglos die alten senatorischen Familien zu erhalten Bereits zu Beginn des 2 Jahrhunderts gab es unter Hadrian mit den Cornelii Dolabelae nur noch eine einzige alte Patrizierfamilie Servius Cornelius Dolabella Metilianus Pompeius Marcellus war im Jahr 113 der letzte uberlieferte Suffektkonsul altpatrizischer Abstammung 13 Neue gentes die ihre Stellung allein den Kaisern verdankten traten an die Stelle der alten republikanischen Geschlechter Seit 14 n Chr lag die Wahl der Konsuln und Pratoren nicht mehr beim Volk sondern beim Senat der sich auf diese Weise indirekt selbst erganzte Der Kaiser wiederum besass von Anfang an das Recht auch solche Manner in den Senat aufzunehmen die zuvor noch kein entsprechendes Amt bekleidet hatten adlectio Eine adlectio inter consulares also in die hochste Rangklasse im Senat die gewesenen Konsuln war allerdings erst seit dem 3 Jahrhundert moglich Die Rivalitat zwischen den einzelnen Senatoren war dabei auch in Prinzipat und Spatantike erheblich nun allerdings ausserte sich diese nicht mehr im Wettstreit um Wahlerstimmen sondern im Buhlen um die Gunst des Kaisers der Quelle von Amtern und Ehrungen Gerade in Krisenphasen etwa in Zusammenhang mit Nachfolgestreitigkeiten oder Usurpationen agierte der Senat dabei regelmassig nicht geschlossen sondern zerfiel in zwei oder mehr Parteiungen Immer mehr Mitglieder des Senats waren romanisierte Provinziale die zunachst aus dem Westen des Reiches spater aus Griechenland Kleinasien und dem Orient und im 3 Jahrhundert schliesslich auch aus Illyrien und Nordafrika stammten Am Ende des 2 Jahrhunderts stammte nur noch knapp die Halfte der Senatoren aus Italien Die Senatorenwurde loste sich nun mehr und mehr von der Teilnahme an den Senatssitzungen die weiterhin zweimal monatlich in Rom stattfanden Ehemalige Magistrate lebten als Ehrensenatoren auf Landgutern uberall im Reich die direkt dem Statthalter unterstellt waren Der erste Konflikt zwischen Kaiser und Senat entstand schon bei Augustus Tod im Jahre 14 n Chr Weder sein Nachfolger Tiberius noch der Senat wussten mit dieser vollig neuen Situation sollte doch die eigentlich einzigartige Stellung des ersten princeps nun auf einen Erben ubergehen umzugehen und begegneten einander mit scharfem Misstrauen In den ersten Jahren seiner Herrschaft kooperierte Tiberius aber dennoch recht eng mit dem Senat Er betrachtete ihn als nicht nur beratendes sondern demonstrativ auch als entscheidendes Gremium und ubertrug ihm fruh wichtige Rechte der Volksversammlung insbesondere die Wahl der Konsuln und Pratoren damit starkte er das Organ das in Augustus letzten Jahren faktisch stark an Bedeutung verloren hatte wieder Der Prinzipat war jedoch bereits so etabliert dass viele Senatoren sein Entgegenkommen fur unangemessen und heuchlerisch hielten Die wenigen Bereiche in denen der Senat nun noch mit gesetzlichem Recht entscheiden durfte waren keinesfalls fur die grosse Politik von Bedeutung Allein die Gesetzgebung oblag formal zunachst weiterhin dem Senat obwohl der Kaiser faktisch auch ohne Zustimmung Recht setzen konnte siehe Reskript Erst im spateren 3 Jahrhundert konstatierte dann Herennius Modestinus ausdrucklich dass eine lex zu seiner Zeit nicht mehr vom Volk sondern von den Kaisern gemacht werde Digesten 48 tit 14 s1 nbsp Der Romische Senat in der Zeit zwischen dem 3 Jahrhundert und 2 Jahrhundert v Chr Organigramm mit franzosischen Bezeichnungen Seit Tiberius versuchte der Senat stets das ihm weiterhin zugestandene Recht der formalen Ernennung zum Kaiser fur sich zu behalten Formal legitimiert wurde eine Kaiserherrschaft eigentlich erst durch einen entsprechenden Senatsbeschluss wobei spatestens seit Vespasian alle Sondervollmachten durch eine einzige lex de imperio verliehen wurden doch gab es in der romischen Geschichte genug Falle in denen sich neue Kaiser nicht darum scherten sondern allein mit den sie unterstutzenden Legionen im Rucken regierten und die Zustimmung des Senats schlicht erzwangen Zum Imperator wurde man von der Armee ausgerufen nicht von den Senatoren Dagegen war der Senat machtlos auch wenn er mitunter versuchte einen Gegenpol zur standig wachsenden Einflussnahme der Militars darzustellen Noch im Jahr 41 nach der Ermordung Caligulas diskutierte man vergeblich die Wiedereinfuhrung der Republik Den Hohepunkt erreichte diese Auseinandersetzung wohl im Sechskaiserjahr 238 als der Senat nach dem Tode der beiden Gordiane die gegen Maximinus Thrax rebelliert hatten eigenmachtig mit Pupienus und Balbinus gleich zwei neue Kaiser einsetzte ein einzigartiger Vorgang Nur 99 Tage spater wurden die beiden zerstrittenen Herrscher hinter denen unterschiedliche Gruppierungen im Senat standen aber von den Soldaten der Pratorianergarde ermordet was die realen Machtverhaltnisse illustrierte Manche Senatoren artikulierten die Interessen ihres Standes und bisweilen ihre Ablehnung bestimmter Kaiser durch die Abfassung von Geschichtswerken in denen ein deutlich pro senatorischer Standpunkt vertreten wurde siehe Senatorische Geschichtsschreibung Der Einfluss des Senats hing im Prinzipat stark vom jeweiligen Kaiser ab Suchten in den ersten drei Jahrhunderten des Kaiserreichs noch viele Herrscher wie beispielsweise Vespasian oder auch Trajan und Severus Alexander demonstrativ im Einvernehmen mit dem Gremium zu herrschen wurde der Senat vor allem ab dem 3 Jahrhundert in der Zeit der Soldatenkaiser mehr und mehr marginal Seit den spaten 260er Jahren verzichteten die Kaiser in aller Regel darauf den Senat um eine formale Bestatigung ihrer Herrschaft zu bitten diese war uberflussig geworden Dies hing auch damit zusammen dass Kaiser Gallienus um 260 die Senatoren vom Militardienst ausgeschlossen hatte Waren die Kaiser seit Augustus zunachst lange auf die Mitarbeit der Senatoren in Militar und Verwaltung angewiesen gewesen so gelangte diese Phase nun an ihr Ende und damit sank auch die Bedeutung des Senats weiter ab Seit dieser Zeit der Reichskrise des 3 Jahrhunderts war es zudem nicht mehr notig Senator zu sein um Kaiser werden zu konnen Der Senat in der Spatantike Bearbeiten nbsp Die Curia Iulia auf dem Forum RomanumDiokletian gab der Senatscuria ihre heute erhaltene Gestalt Da sich die meisten Kaiser in der Spatantike spatestens seit 312 kaum noch fur langere Zeit in Rom aufhielten konnte der Senat bisweilen zwar wieder grossere politische Freiraume nutzen seinen Bedeutungsverlust insgesamt aber nicht aufhalten Zu Beginn des 4 Jahrhunderts verlor er auch die letzten Reste an realer Macht Ubrig blieb nur das Privileg uber Standesgenossen zu richten wenn diese des Hochverrats angeklagt waren Die Kaiser bedurften nicht mehr der Anerkennung durch den Senat und das Gesetzgebungsrecht bestand zwar de jure weiter wurde aber nicht mehr wahrgenommen Konstantin der Grosse liess sich wahrend der Burgerkriege vom Senat in den Rang eines senior Augustus erheben um gegenuber seinen Rivalen an Prestige zu gewinnen doch blieb dies eine Ausnahme Nur noch vereinzelt bot die Versammlung zumindest eine Buhne fur politische Entscheidungen etwa bei der Verkundung des Codex Theodosianus 438 Da viele bis dahin ritterliche Amter nun mit senatorischem Rang verbunden wurden verlor auch die Zugehorigkeit zum ordo senatorius an Exklusivitat Dennoch genossen die Senatoren weiterhin ein enormes Sozialprestige und sahen sich als den besseren Teil der Menschheit pars melior generis humani Symm epist 1 52 Viele Senatoren waren ausserst konservativ und stutzten ihren Anspruch auf sozialen Vorrang auf die grosse Vergangenheit Roms Entsprechend zuruckhaltend reagierten sie auf Neuerungen Mindestens bis zur Niederschlagung der Usurpation des Eugenius 394 war der Senat daher ein Hort der paganen Traditionen Wenn auch im Verlauf des 4 Jahrhunderts immer mehr Christen dem Senat angehorten wie etwa der extrem einflussreiche Sextus Petronius Probus so stellten die heidnischen Senatoren doch noch eine betrachtliche Oppositionsgruppe gegen die Christianisierung dar 14 wie sich letztmalig im Streit um den Victoriaaltar zeigte Die bekanntesten Vertreter dieser Gruppe waren am Ende des 4 Jahrhunderts Quintus Aurelius Symmachus Virius Nicomachus Flavianus und Vettius Agorius Praetextatus Nach dem gewaltsamen Ende des Eugenius verschwanden die heidnischen Traditionalisten aber bald in der Bedeutungslosigkeit kaum einer ergriff jedenfalls noch offentlich Partei fur die alten Gotterkulte die unter Theodosius I verboten worden waren Auch nach der so genannten Reichsteilung von 395 behielt der westliche Senat sein Prestige doch seit Konstantin sass auch in Konstantinopel ein Senat der seit Constantius II die gleichen Privilegien besass wie der westromische Allerdings waren die ostromischen Senatoren offenbar nie so uberaus wohlhabend wie ihre italischen Kollegen Der Senat galt weiterhin als die Verkorperung der Grosse Roms Einige machtige senatorische Geschlechter wie die Anicier waren in beiden Reichshalften prasent und bildeten damit ein verbindendes Glied In Ost und West unterteilten sich die Senatoren in die Rangklassen der clarissimi spectabiles und illustres als ihre Zahl um 430 zu gross geworden war nahm man den clarissimi und spectabiles das Recht zur Teilnahme an Senatssitzungen Damit wurde der Senat faktisch zu einer Versammlung der hochsten aktiven und ehemaligen kaiserlichen Beamten er zahlte fortan kaum mehr als 100 tatsachliche Mitglieder und reprasentierte erneut die weltliche Reichselite Theodosius II und Valentinian III verfugten 446 zudem dass der Senat fortan wieder uber jedes neue Gesetz zu beraten habe was die gestiegene Bedeutung des Gremiums im Osten unterstrich Sehr vereinzelt wurden Senatoren nun sogar wieder als militarische Befehlshaber eingesetzt so etwa 528 unter Kaiser Justinian 15 Das Ende des westromischen Kaisertums 476 bedeutete nicht das Ende des Senats in Rom Vielmehr bestand er noch das ganze 6 Jahrhundert hindurch weiter Seine Bedeutung unter den germanischen Nachfolgeherrschern der Kaiser ist unklar aber offenbar kooperierte er mit den neuen Herren Noch unter Odoaker oder Theoderich wurden die Privilegien der Senatoren bestatigt man pragte Munzen mit der Legende SC senatus consultum und es wurden weiterhin jahrlich zwei Konsuln ernannt je einer im Osten und einer in Italien Wie erhaltene Inschriften beweisen wurden die bevorzugten Sitze fur die Senatoren im Kolosseum um 500 noch einmal erneuert Das gewaltige Vermogen einiger senatorischer Geschlechter blieb zunachst bestehen und der letzte uberlieferte Senatsbeschluss ist fur das Jahr 533 belegt Nach 534 im folgenden Jahr begann der Angriff der ostromischen Truppen auf das Ostgotenreich ist fur den Westen dann kein Konsul mehr aufgelistet Der Senat bestand zwar weiter doch ruinierte der lange Gotenkrieg die westlichen Senatoren Als Kaiser Justinian dann nach seinem Sieg 554 fast alle senatorischen Amter Italiens bis auf die Stadtprafektur abschaffte um das Land direkt von Konstantinopel aus zu regieren sank die Bedeutung des westromischen Senates noch einmal rapide und mit dem Einfall der Langobarden 568 war sein Schicksal endgultig besiegelt Die letzte sicher bezeugte Aktion bestand in der Entsendung zweier Gesandtschaften nach Konstantinopel 578 gratulierte der patricius Pamphronius dem neuen Kaiser Tiberios I zu seiner Thronbesteigung und uberbrachte diesem 3000 Pfund Gold im Namen des Senats Doch seine Bitte um kaiserliche Hilfe gegen die Langobarden blieb wirkungslos und auch eine zweite Gesandtschaft im Jahr 580 hatte keinen nennenswerten Erfolg zu verzeichnen da Tiberios seine Aufmerksamkeit auf andere Fronten richten musste Noch bei der Erhebung von Papst Gregor dem Grossen 590 hat der Senat vielleicht noch einmal eine kleine Rolle gespielt Zwar sprach ebendieser Gregor dann 593 in einer Predigt davon es gebe keinen Senat mehr Senatus deest or 18 doch erwahnt er selbst das Gremium noch ein letztes Mal als romischer Klerus und Senat am 25 April 603 in Rom den Bildern des neuen Kaisers Phokas und der Kaiserin Leontia akklamierten 16 Seit 542 gab es auch in Konstantinopel keinen nicht kaiserlichen Konsul mehr der Byzantinische Senat bestand jedoch noch bis zum Ende des Byzantinischen Reiches weiter Allerdings verschwand die ostromische Senatsaristokratie nach der Mitte des 7 Jahrhunderts Sie wurde wahrend der Abwehrkampfe gegen die Araber durch neue aufgestiegene Familien ersetzt die nicht mehr uber das alte Standesbewusstsein oder uber die klassische Bildung paideia verfugten die fur die antiken Senatoren typisch gewesen waren Der Senat der mittel und spatbyzantinischen Ara erinnerte daher nur noch entfernt an jenen der Antike Eine Besonderheit stellte der galloromische Senatsadel dar Senatorische Sonderbefugnisse und Geschaftsordnung BearbeitenDer Senatsbeschluss Bearbeiten Hauptartikel Senatus consultum Der Senatsbeschluss das senatus consultum abgekurzt SC gelegentlich auch als decretum oder sententia bezeichnet war eine Anweisung die der Senat nach erfolgter nichtoffentlicher Diskussion und Abstimmung einem Beamten erteilte Theoretisch gesehen war ein solcher Beschluss oder wortlich Ratschlag nicht bindend in den Tagen der Republik wagte es jedoch kaum jemand sich einem solchen Rat zu widersetzen da dies eine Auflehnung gegen den expliziten Mehrheitswillen der Nobilitat und damit in aller Regel das Karriereende bedeutet hatte Nach der Abstimmung wurde der Senatsbeschluss niedergeschrieben und im Saturntempel in dem auch der Staatsschatz ruhte archiviert Weniger wichtige Schriftstucke beispielsweise Protokolle nicht sonderlich wichtige Reden und so weiter wurden im Tabularium einem 78 v Chr erbauten Staatsarchiv aufbewahrt Zudem waren die Senatoren verpflichtet ihre Beschlusse zu veroffentlichen Seit Caesar wurden die Beschlusslisten auf dem Forum Romanum fur die gesamte Offentlichkeit ausgehangt Bisweilen kam es vor dass einem Senatsbeschluss verfassungsmassige Hindernisse in den Weg gelegt wurden So konnte es zum Beispiel vorkommen dass ein Volkstribun sein Veto einlegte oder dass religiose Bedenken bzw Vorwande vorgebracht wurden In diesem Fall wurde das Abstimmungsergebnis von einem senatus consultum zu einer senatus auctoritas also einer Willensabsicht des Senats herabgestuft und musste erneut zur Abstimmung vorgelegt werden Grundsatzlich durften wahrend einer Abstimmung ausschliesslich Senatoren anwesend sein Seit 133 v Chr existierte zusatzlich ein so genanntes senatus consultum ultimum also ein ausserordentlicher Senatsbeschluss der bestimmten Beamten fur eine gewisse Zeitdauer ausserordentliche Rechte verlieh Mit dieser Massnahme sollte die Notwendigkeit der Ernennung eines Diktators moglichst selten vorkommen In der Regel bestand diese Handlung darin den beiden Konsuln fur ihre einjahrige Amtszeit uneingeschrankte Macht zu verleihen um die angeblichen Feinde hostes des Staates mit allen Mitteln zu bekampfen Rechtsformel videant consules ne quid res publica detrimenti capiat mogen die Konsuln darauf schauen dass das Gemeinwesen keinerlei Schaden nehme Die Rechtmassigkeit dieses Instrumentes mit dem sich der Senat in der spaten Republik offen als die oberste Entscheidungsinstanz prasentierte wahrend dies ja theoretisch die diversen Volksversammlungen sein sollten war allerdings stets sehr umstritten Dies galt auch fur den Umstand dass sich der Senat in der Burgerkriegszeit zunehmend anmasste eigenstandig Manner in seine Reihen aufzunehmen die zuvor noch gar nicht vom Volk in ein Amt gewahlt worden waren Mitte des ersten Jahrhunderts erging das senatus consultum Velleianum das Interzessionen durch Frauen regelte und bis in die Neuzeit relevant blieb Wahrend der Kaiserzeit kamen unabhangig vom Kaiser eingebrachte Gesetzesabstimmungen jedoch immer seltener vor der spateste bekannte Fall dieser Art lag vor als wohl 178 mit dem senatus consultum Orfitianum per Gesetz das Vererbungsrecht im Falle des Todes einer Frau zugunsten ihrer Kinder neu geregelt wurde Dessen ungeachtet fasste der Senat auch in den folgenden Jahrhunderten weiter Beschlusse Das letzte bezeugte senatus consultum stammt aus dem Jahr 533 Rechtsprechung im Senat Bearbeiten Als Gegenmassnahme zur schwindenden Macht des Senats unter den Kaisern wurde ab 4 v Chr dem Senat das Recht zugebilligt in Fallen von repetundae Prozess gegen einen Provinzstatthalter wegen illegaler Gelderaneignung sowie maiestas Hochverrat in entsprechenden Ausschussen Recht zu sprechen Mit dem ersten Fall dieser Art unter Augustus entwickelte sich so ein Gewohnheitsrecht Ein Prozess de repetundis also uber Ruckforderung illegal erlangter Gelder kam sehr haufig vor da die Statthalter einer Provinz praktisch durch keinerlei Gesetz in ihrer Gier gezugelt werden konnten Am bekanntesten ist hier wohl die von Plinius in seinen Briefen beschriebene Anklage gegen Marcus Priscus den Statthalter von Africa Plinius und Tacitus klagten hier gegen den Statthalter und behaupten ubereinstimmend dass der Angeklagte auch strafrechtliche Konsequenzen zu furchten hatte Das Verfahren entsprach der ublichen Vorgehensweise bei Gerichtsprozessen Je zwei Senatoren waren fur Anklage bzw Verteidigung zustandig Nach einem dreitagigen Prozess hielten alle vier Betreffenden ihre Abschlussrede Danach wurden von den Konsuln und Prokonsuln verschiedene Strafen zur Debatte gestellt Schlussendlich wurde mit einer Abstimmung uber den Angeklagten geurteilt Die Anklage wegen maiestas ist weniger gut bekannt Tatsachlich war der Begriff des Hochverrats bei den Romern extrem weit auslegbar seit Augustus galt auch und vor allem die Beleidigung des Kaisers als ein Vergehen gegen die Majestat des Staates Der Senat urteilte uber Falle deren Bandbreite von einem bewaffneten Putsch bis hin zu der Mitnahme einer Munze mit dem kaiserlichen Portrat darauf auf die Toilette oder dem Verkauf einer Kaiserstatue reichen konnte Theoretisch konnte fast jeder wegen Hochverrats angeklagt werden sofern sich ein Anklager fand was unter anderem zu den Schrecken der Hochverratsprozesse unter Tiberius oder Nero fuhrte bei denen Hunderte umgebracht wurden wahrend es als Zeichen eines guten Kaisers galt solche Anklagen nicht zuzulassen Senatoren zu verschonen oder zumindest den Senat uber ihr Schicksal entscheiden zu lassen Dabei sollte man bedenken dass Majestatsprozesse stets ein Mittel innersenatorischer Konkurrenz waren schliesslich waren es nie die Herrscher die Anklage erhoben sondern Senatoren oder romische Ritter die im Falle einer Verurteilung zudem auf einen Grossteil des Vermogens der Beschuldigten hoffen durften Mit dem Ende des Prinzipats verschwanden auch die Majestatsprozesse doch noch in der Spatantike gewahrten einige Kaiser den Senatoren mitunter das Recht uber des Hochverrats angeklagte Standesgenossen zu Gericht zu sitzen doch war dies nur mehr eine freundliche Geste des Herrschers In solchen Fallen berief man nun meist das Funfmannergericht iudicium quinquevirale ein das aus dem Stadtprafekten und vier weiteren Senatoren bestand und beispielsweise den Prozess gegen Boethius durchfuhrte In zivilrechtlichen Angelegenheiten hatte der Senat bereits in der Republik gewisse Gerichtsbarkeitsmoglichkeiten die in der Kaiserzeit ein wenig erweitert werden konnten Jedoch ist in der spaten Republik auch ein Fall bekannt als vor dem Senat ein Hochverratsprozess durchgefuhrt wurde Als Lucius Sergius Catilina mit seinem Putschversuch gescheitert war wurde im Senat uber ihn geurteilt Verschiedene hohe Politiker so Gaius Iulius Caesar prangerten das als unrechtmassig an und konnten die Hinrichtung der Catilinarier zwar so nicht verhindern aber dem verantwortlichen Konsul Cicero spater erhebliche Schwierigkeiten machen Literatur BearbeitenJochen Bleicken Die Verfassung der Romischen Republik Grundlagen und Entwicklung UTB Bd 460 8 Auflage unveranderter Nachdruck Schoningh Paderborn 2008 ISBN 3 8252 0460 X Ursula Hackl Senat und Magistratur in Rom von der Mitte des 2 Jahrhunderts v Chr bis zur Diktatur Sullas Regensburger historische Forschungen Bd 9 Lassleben Kallmunz 1982 ISBN 3 7847 4009 X Zugleich leicht gekurzt Regensburg Universitat Habilitations Schrift 1979 Arnold Hugh Martin Jones The Later Roman Empire 284 602 A Social Economic and Administrative Survey 3 Bde durchgehend nummeriert Blackwell Oxford 1964 ND in 2 Bde 3 printing Johns Hopkins Univ Press Baltimore 1992 Umfassende Darstellung der Spatantike in der auch auf den spatromischen Senat eingegangen wird Wilhelm Kierdorf Senatus In Der Neue Pauly Band 11 Stuttgart 2001 Sp 400 405 Christine Radtki The Senate at Rome in Ostrogothic Italy In Jonathan Arnold Shane Bjornlie Kristina Sessa Hrsg A Companion to Ostrogothic Italy Brill Leiden 2016 S 121 146 Ainsworth O Brien Moore Senatus In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Supplementband VI Stuttgart 1935 Sp 660 800 Digitalisat Dirk Schlinkert Ordo senatorius und nobilitas Die Konstitution des Senatsadels in der Spatantike Mit einem Appendix uber den praepositus sacri cubiculi den allmachtigen Eunuchen am kaiserlichen Hof Hermes Einzelschriften Bd 72 Steiner Stuttgart 1996 ISBN 3 515 06975 5 Zugleich Gottingen Universitat Dissertation 1995 Richard Talbert The Senate of Imperial Rome Princeton University Press Princeton 1984 ISBN 0 691 05400 2 Standardwerk Uwe Walter Politische Ordnung in der Romischen Republik Oldenbourg Berlin Boston 2017 ISBN 978 3 486 59696 0 Anmerkungen Bearbeiten Mary Beard sieht etliche Ungenauigkeiten in der fiktiven kunstlerischen Darstellung die sich an faktuale uberlieferte Ereignisse der Catilinarischen Verschworung anlehnen So fand etwa die erste Rede Ciceros Ciceros 1 Rede vor dem Senat im Tempel des Jupiter Stator statt Cicero wird als weisshaariger alterer Staatsmann dargestellt obgleich Catalina nur zwei Jahre alter als Cicero war Der dargestellte Raum ist fur diese Zeit sehr pompos die Marmorverkleidung entspricht nicht den historischen Gegebenheiten des ursprunglichen Versammlungsorts Siehe Mary Beard SPQR Die tausendjahrige Geschichte Roms Fischer Frankfurt am Main 2018 ISBN 978 3 596 03134 4 S 28 38 Eduard Hula Clavus 2 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band IV 1 Stuttgart 1900 Sp 4 9 Rolf Hurschmann Toga In Der Neue Pauly DNP Band 12 1 Metzler Stuttgart 2002 ISBN 3 476 01482 7 Sp 654 655 Peter Scholz Zur offentlichen Reprasentation romischer Senatoren und Magistrate Einige Uberlegungen zur verlorenen materiellen Kultur der republikanischen Senatsaristokratie In Tobias L Kienlin Hrsg Die Dinge als Zeichen Kulturelles Wissen und materielle Kultur Internationale Fachtagung an der Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main 3 5 April 2003 Universitatsforschungen zur Prahistorischen Archaologie Band 127 Habelt Bonn 2005 ISBN 3 7749 3317 0 S 409 431 PDF Cecilie Brons Amalie Skovmoller Colour Coding the Roman Toga In Antike Kunst Jahrgang 60 2017 S 55 79 Karl Wilhelm Weeber Alltag im alten Rom Ein Lexikon Dusseldorf u a 1995 S 208 Insgesamt zu den Abzeichen der senatorischen Tracht zu denen auch besonderes Schuhwerk gehorte siehe Theodor Mommsen Romisches Staatsrecht Band 3 Burgerschaft und Senat Hirzel Leipzig 1888 S 887 892 Digitalisat Mary Beard SPQR Die tausendjahrige Geschichte Roms Frankfurt am Main 2016 S 136 f 160 Otto Leggewie Die Welt der Romer Munster 1978 S 20 22 Mary Beard SPQR Die tausendjahrige Geschichte Roms Frankfurt am Main 2016 S 151 Mary Beard SPQR Die tausendjahrige Geschichte Roms Frankfurt am Main 2016 S 154 f 160 Vgl Uwe Walter Politische Ordnung in der Romischen Republik Berlin Boston 2017 S 51 f Vgl Francis X Ryan Rank and Participation in the Republican Senate Stuttgart 1998 Jochen Bleicken Die Verfassung der romischen Republik 3 Auflage Paderborn 1982 S 110 Obwohl einige bedeutende Forscher allen voran Fergus Millar in den letzten Jahren dafur pladiert haben den Einfluss von Senat und Nobilitat nicht zu uberschatzen und die Romische Republik im Kern als Demokratie zu betrachten hat sich diese Position nicht durchgesetzt Vgl Fergus Millar The Political Character of the Classical Roman Republic 200 151 B C In The Journal of Roman Studies Band 74 1984 S 1 19 Mason Hammond Composition of the Senate A D 68 235 In The Journal of Roman Studies Band 47 Nummer 1 2 1957 S 74 81 hier S 75 Zum Wandel der Senatsaristokratie die formlich christianisiert wurde vgl die wichtige Studie von Salzman Michele R Salzman The Making of a Christian Aristocracy social and religious change in the western Roman Empire Cambridge Mass 2002 Johannes Malalas 18 26 vgl Hartmut Leppin Justinian Stuttgart 2011 S 128 Monumenta Germaniae Historica Epistolae II Gregorii I papae Registrum epistolarum Liber XIII 1 S 364 f vgl T H Neomario Geschichte der Stadt Rom Kiel 1931 S 675 Jeffrey Richards The Popes and the Papacy in the Early Middle Ages 476 752 London 1979 S 246 Normdaten Korperschaft GND 4070408 7 lobid OGND AKS VIAF 239895420 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romischer Senat amp oldid 239587703