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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Gens Begriffsklarung aufgefuhrt Im Romischen Reich wurde das Wort gens lateinisch wortlich das Geschlecht Mehrzahl gentes ursprunglich als Bezeichnung fur eine Sippe oder Gruppe von Familien benutzt siehe auch Geschlecht Genealogie die im Glauben an einen gemeinsamen mannlichen Ahnen dessen Namen das nomen gentile trugen Gemass romischer Namenskonvention der Zeit zwischen 200 v Chr und 100 n Chr war der Name der gens der zweite Teil des dreiteiligen Namens eines Mannes So gehorte etwa Gaius Iulius Caesar zur gens Iulia Marcus Licinius Crassus zur gens Licinia Spater bezeichnete gens im weiteren Sinne auch einen Volksstamm oder ein Volk deren gemeinsame Abstammung angenommen wurde daher wurde gens Bestandteil des Begriffs ius gentium des Volkerrechts Inhaltsverzeichnis 1 Romische gentes 2 Barbarische gentes 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseRomische gentes BearbeitenUrsprunglich waren die romischen gentes in Familien gegliederte Siedlungsverbande obgleich der Begriff wohl nicht so alt ist wie die Romer vermeinten Bei wenigen von einzelnen Kulten oder Zeremonien abgeleitet waren die Namen hauptsachlich personlicher oder familiarer Natur Die gentes wiesen ublicherweise keinen kultisch verehrten legendaren Grunder auf Von den Sippenversammlungen wird nicht berichtet dass sie rechtlich bindende Beschlusse gefasst hatten Die Beziehungen der gentes waren lange ein wesentlicher Faktor der romischen Politik Mitglieder der gleichen gens gehorten zur Familie und waren deshalb haufig politische Verbundete Die ursprunglich nicht erlaubten Ehen zwischen Plebejern und Patriziern fuhrten zum Erloschen mehrerer patrizischer Familien Das im Jahr 445 v Chr verabschiedete Lex Canuleia gestattete Ehen zwischen Patriziern und Plebejern und liess plebejische gentes in die Fuhrungsschicht aufsteigen was zur Entstehung der Nobilitat fuhrte Unter den patrizischen gentes gab es die gentes maiores und minores Erstere waren Roms fuhrende Familien der Aemilier Claudier Cornelier Fabier und Valerier die einige Privilegien religioser und weltlicher Art fur sich reklamierten letztere waren die im Laufe der Zeit sozial und politisch abgestiegenen Daneben gab es auch plebejische gentes wie die Sempronier oder die Livier die ebenfalls hochste Amter und grosses Ansehen erlangten Grundsatzlich gehorte jeder romische Burger einer gens an Spatestens seit der Constitutio Antoniniana 212 n Chr wurde die gens fur die grosse Mehrheit der Romer bedeutungslos in der westromischen Senatsaristokratie hielt man formal an diesem Konzept bis ins 6 Jahrhundert fest Barbarische gentes BearbeitenIm Hinblick auf die sogenannte Volkerwanderungszeit wurden die gentes in der alteren Forschung als homogene Volker betrachtet und eine biologische Abstammung der diversen Verbande Goten Langobarden Franken aber auch der Hunnen vorausgesetzt Diese lange Zeit pragende Ansicht wurde im Rahmen moderner Forschungsansatze in Frage gestellt und letztlich widerlegt 1 Die germanischen Stamme lateinisch gentes bzw nationes der Volkerwanderungszeit stellten nach heute dominierender Forschungsmeinung keine konstanten Einheiten oder Abstammungsgemeinschaften dar wenngleich antike Quellen dies teils suggerieren Vielmehr schlossen sich beispielsweise gotischen Verbanden auch Rugier oder Heruler an einzelne Individuen und ganze Gruppen konnten ihre Zugehorigkeit wiederholt wechseln Die neuere Forschung hat nachgewiesen dass Gleichartigkeiten der Sprache der Kleidung oder der Waffen allein fur eine ethnische Zuordnung kaum aussagekraftig sind 2 Der Kerngedanke der modernen Forschung ist ausgehend vom lange Zeit einflussreichen Ethnogeneseansatz dass man keine uranfangliche uberzeitliche und statische Entwicklung von Volkern voraussetzen kann sondern sich Gruppen aus dem Barbaricum in der Spatantike vielmehr in einem dynamischen sozialen Prozess zusammenschliessen und auch wieder trennen konnten Sie entwickelten erst anschliessend eine eigene Identitat die sich beispielsweise in Herkunftsgeschichten ausdruckte siehe Origo gentis 3 Demnach sind Volker und Stamme heterogene nicht biologisch determinierte Gemeinschaften sondern Ergebnis einer komplexeren historisch sozialen Entwicklung Die Entstehung der germanisch romanischen Reiche im Fruhmittelalter erfolgte ebenfalls in diesem Kontext In neuerer Zeit wird vor allem der Identitatsbegriff benutzt um so der Herausbildung der gentes in einem fortlaufenden Prozess der Identitatsbildung besser gerecht zu werden 4 Siehe auch BearbeitenListe romischer Familien Genos nbsp Wiktionary gens Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenLiteratur BearbeitenPatrick J Geary Barbarians and Ethnicity in Peter Brown u a Hrsg Late Antiquity A Guide to the Postclassical World Cambridge MA 1999 S 107ff Einfuhrung zu den gentes der Volkerwanderungszeit und ihrer Ethnogenese Bernhard Linke Von der Verwandtschaft zum Staat Die Entstehung politischer Organisationsformen in der romischen Fruhgeschichte Stuttgart 1995 Wichtige aber umstrittene Studie zu den romischen gentes der Fruhzeit Christopher J Smith The Roman Clan The Gens from Ancient Ideology to Modern Anthropology Cambridge 2006 Standardwerk zu den romischen gentes Smith argumentiert die gens sei fur die romische Aristokratie faktisch von geringer Relevanz gewesen und das Patriziat uberdies nur a fiction of its own making Einzelnachweise Bearbeiten Vgl beispielsweise den Uberblick bei Walter Pohl Identitat und Widerspruch Gedanken zu einer Sinngeschichte des Fruhmittelalters In Walter Pohl Hrsg Die Suche nach den Ursprungen Von der Bedeutung des fruhen Mittelalters Wien 2004 S 23ff Walter Pohl Telling the Difference Signs of ethnic Identity In Walter Pohl Helmut Reimitz Hrsg Strategies of Distinction The Construction of Ethnic Communities 300 800 Leiden u a 1998 S 17ff Vgl Helmut Castritius Stammesbildung Ethnogenese In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 29 Berlin New York 2005 S 508 515 hier S 509 511 Walter Pohl Identitat und Widerspruch Gedanken zu einer Sinngeschichte des Fruhmittelalters In Walter Pohl Hrsg Die Suche nach den Ursprungen Von der Bedeutung des fruhen Mittelalters Wien 2004 S 23ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gens amp oldid 219010744