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Bei romischen Namen ist grundsatzlich zu unterscheiden zwischen Manner und Frauennamen sowie zwischen romischen Burgern und Freigelassenen Ausserdem unterscheidet sich die Namensgebung in den verschiedenen Epochen der romischen Antike Die nachfolgenden Ausfuhrungen beziehen sich vor allem auf den Zeitraum zwischen der Mitte des 2 Jahrhunderts v Chr und dem fruhen 3 Jahrhundert n Chr Sie betreffen zudem vor allem die Oberschicht und spiegeln das romische Namenssystem folglich nur teilweise wider Nicht behandelt werden hier Sklaven und freie Reichsangehorige ohne romisches Burgerrecht Inhaltsverzeichnis 1 Mannernamen 1 1 Praenomen Nomen gentile und Cognomen 1 2 Besonderheiten 1 3 Namen von Freigelassenen 1 4 Entwicklung des Namenssystems 2 Frauennamen 3 Beispiele 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseMannernamen BearbeitenPraenomen Nomen gentile und Cognomen Bearbeiten Namen romischer Burger in der Antike bestanden in der Regel aus mindestens zwei Teilen praenomen Vorname und nomen gentile Gentilname Der Vorname wurde vom Vater traditionell am 9 Tag nach der Geburt aus einer kleinen Zahl haufiger Vornamen gewahlt Nur wenige Vornamen z B Marcus Gaius Lucius sind bekannt und noch weniger waren allgemein gebrauchlich einige nur in bestimmten adligen Familien Gelegentlich wurde der Zusatz maior oder minor der Altere der Jungere benotigt um Vater und Sohn zu unterscheiden da diese haufig denselben Vornamen trugen denn in vielen Familien beschrankte man sich auf wenige praenomina Wahrscheinlich gab es anfangs weitaus mehr praenomina doch da die meisten ungebrauchlich geworden waren als die epigraphische Uberlieferung einsetzte sind sie unbekannt In Inschriften wurden die Vornamen meist abgekurzt Der Gentilname z B Iulius Antonius der bei genuin romischen gentes immer auf ius endete wurde vom Vater als Familienname vererbt In einigen weitverzweigten Familien bestand das nomen gentile aus zwei Teilen zwecks Unterscheidung einzelner Zweige So spalteten sich beispielsweise die Cornelier in fast 20 Zweige auf Ab etwa 200 v Chr trat das Cognomen als drittes Element hinzu da die Kombination von praenomen und nomen gentile keine Eindeutigkeit mehr gewahrleistete Immer mehr Romer trugen somit drei Namen Die typische Namensform war dann etwa 300 Jahre lang die der tria nomina drei Namen zum Beispiel Marcus praenomen Tullius nomen gentile Cicero cognomen Besonderheiten Bearbeiten Bei besonderen Verdiensten konnten Ehrennamen hinzukommen zum Beispiel Africanus Ein solches Agnomen ubernahm in der Spatantike zunehmend die Funktion des Cognomen als auch dieses anfing erblich zu werden In offiziellen Dokumenten und Inschriften fugte man oft den Vornamen des Vaters hinzu z B Marci filius Sohn des Marcus abgekurzt M f vgl Patronym sowie um sich als romischer Burger zu kennzeichnen die Angabe der tribus der man angehorte Adoptierte fugten ihrem neuen Namen den bisherigen Familiennamen mit der Endung ianus an Namenslangen reichten zwischen Marcus Antonius uber Imperator Caesar Marcus Aurelius Antoninus Augustus Germanicus Sarmaticus bis hin zu jenem Konsul von 169 n Chr der insgesamt 38 Namen trug man spricht hier von Polyonymie Namen von Freigelassenen Bearbeiten Freigelassene ehemalige Sklaven erhielten Vornamen und den oder die Familiennamen des ehemaligen Herrn Der fruhere Rufname des Sklaven diente als cognomen An der Stelle an der bei freigeborenen romischen Burgern der Vorname des Vaters stand stand bei Freigelassenen der Vorname des ehemaligen Herrn z B Marci libertus So hiess z B der Sekretar von Marcus Tullius Cicero der Sklave Tiro nach seiner Freilassung Marcus Tullius Marci libertus Tiro Wegen der Vielzahl kaiserlicher Freigelassener und ihrer Nachkommen fuhrte die Namensvergabe bei der Freilassung dazu dass die Namen der Kaiser weit verbreitet waren Auch peregrini und socii die das volle romische Burgerrecht verliehen bekamen nahmen nach demselben Muster den Namen dessen an der es ihnen verliehen hatte meist des jeweiligen Kaisers Entwicklung des Namenssystems Bearbeiten In der Forschung ist darauf hingewiesen worden dass die tria nomina heute im Grunde irrtumlich als typisch romisch gelten In den Jahrhunderten um Christi Geburt habe sich das romische Namenssystem schlicht in einer langen Ubergangsphase von einem Zweinamensystem zu einem anderen befunden Das praenomen war noch nicht unublich doch zugleich wurde das cognomen immer mehr zum eigentlichen Individualnamen bis das praenomen schliesslich im 4 Jahrhundert n Chr so gut wie ganz verschwand und allenfalls in der traditionsbewussten Oberschicht ublich blieb etwa bei Gaius Sidonius Apollinaris Wahrend dieser Phase in der vorubergehend drei Namen ublich waren fanden aber entscheidende Weichenstellungen der romischen Geschichte statt und klassische Werke die unser Bild von Rom pragen wurden verfasst so dass das ohnehin weitgehend auf die Elite begrenzte Phanomen der tria nomina in den Augen der Nachwelt Prominenz erlangte 1 Nach der Verleihung des romischen Burgerrechts an fast alle freien Reichsbewohner im Jahr 212 durch Kaiser Caracalla geriet die klassische romische Namensform langsam ausser Gebrauch da der Name als Unterscheidungsmerkmal von Nichtburgern und Burgern uberflussig geworden war In der Spatantike ab 300 n Chr setzte sich daher weitgehend die Sitte durch einem Menschen nur noch einen Rufnamen zu geben Die zusatzlichen Namen Flavius und Aureli an us hatten im 5 und 6 Jahrhundert faktisch eher die Funktion eines Titels wer in kaiserlichen Diensten tatig war trug ihn Nur in den hochsten Kreisen der Gesellschaft blieb Polyonymie weiterhin ublich wie etwa die Beispiele des Senators Quintus Aurelius Memmius Symmachus des Philosophen Anicius Manlius Severinus Boethius oder des letzten romischen Konsuls Anicius Faustus Albinus Basilius zeigen Diese Praxis die wohl Unabhangigkeit von kaiserlicher Gunst demonstrieren sowie die Verbindungen zu anderen Adelsgeschlechtern anzeigen sollte verschwand gemeinsam mit dem westromischen Senat um das Jahr 600 Frauennamen BearbeitenAuch Frauen trugen ein individuelles praenomen das jedoch in klassischer Zeit nur selten erwahnt wurde 2 Meist wurden sie nur mit dem Familiennamen ihres Vaters in der weiblichen Form bezeichnet z B Iulia die Tochter Gaius Iulius Caesars Tullia die Tochter Marcus Tullius Ciceros Schwestern wurden durch maior minor tertia etc die Altere die Jungere die Dritte unterschieden oder durchnummeriert wie Marcus Iunius Brutus Schwestern Iunia Prima Iunia Secunda und Iunia Tertia Seit der Kaiserzeit kam gelegentlich ein cognomen dazu das wie bei den Mannern zunehmend den vor dem Gentilnamen stehenden Eigennamen ersetzte Beispiele BearbeitenPraenominaFolgende mannliche Vornamen kommen in der Liste der romischen Konsuln 509 v Chr 541 n Chr in abgekurzter Form vor A Aulus Ap Appius C Gaius Cn Gnaeus D Decimus K Kaeso L Lucius M Marcus M Manius Mam Mamercus N Numerius P Publius Q Quintus Ser Servius Sex Sextus Sp Spurius T Titus Ti TiberiusNomina gentilia Annaeus Antonius Aponius Aurelius Atius Caecilius Calpurnius Claudius Cornelius Flavius Gavius Hortensius Iulius Licinius Mamilius Pompeius Sempronius Valerius Cognomina Caesar Cicero Crispus Hibrida Metellus Nobilior Piso Scipio Seneca SullaSiehe auch BearbeitenListe romischer Familien Romischer VornameLiteratur BearbeitenAlan Cameron Polyonymy in the late Roman aristocracy The case of Petronius Probus In Journal of Roman Studies 75 1985 S 164 182 Bruno Doer Die romische Namengebung Ein historischer Versuch Kohlhammer Stuttgart 1937 Benet Salway What s in a Name A survey of Roman onomastic practice from c 700 BC to AD 700 In Journal of Roman Studies 84 1994 S 124 145 Helmut Rix Romische Personennamen In Ernst Eichler et al Hrsg Namenforschung Name Studies Les Noms Propres Ein internationales Handbuch zur Onomastik Bd 1 Handbucher zur Sprach und Kommunikationsforschung HSK 11 1 Walter de Gruyter Berlin New York 1995 ISBN 3 11 011426 7 S 724 732 Helmut Castritius Das romische Namensystem Von der Dreinamigkeit zur Einnamigkeit In Dieter Geuenich et al Hrsg Nomen et gens Zur historischen Aussagekraft fruhmittelalterlicher Personennamen Erganzungsbande zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 16 Walter de Gruyter Berlin New York 1997 ISBN 3 11 015809 4 S 30 40 Weblinks BearbeitenT Mommsen K Bielefeld Bearb Die romischen Eigennamen der republikanischen und augusteischen ZeitEinzelnachweise Bearbeiten vgl B Salway Mommsen Frauennamen im alten Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romischer Name amp oldid 227031539