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Die Rugier auch Rygir oder Routiklioi 1 waren ein zwischen Weichsel und Oder ansassiger ostgermanischer Stamm Weichselgermanen Wahrend der Volkerwanderung schlossen sich Teile der Rugier den Hunnen an Rugische Krieger errichteten anschliessend ein Reich im heutigen Niederosterreich und zogen schliesslich 489 mit den Ostgoten nach Italien Karte der germanischen Stamme um 50 n Chr ohne Skandinavien Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Volkerwanderung 2 1 Reichsbildung 2 2 Teil der Ostgoten 3 Nachleben 4 Literatur 5 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenTacitus erwahnte in seinen Germania 44 1 2 die Rugii und Lemovii die zum Ozean hin nahe den Goten an der Sudkuste der Ostsee wohnten Laut Tacitus zeichneten sich die drei Stamme durch runde Schilde kurze Schwerter und Gehorsam gegenuber ihren Konigen aus Bei Ptolemaios wird der Ort Rougion erwahnt Der Name Rugier Rugini oder Rugen bedeutet Roggenbauer oder Roggenesser 3 Ein Stamm gleichen Namens rygir ist auch im sudwestlichen Norwegen Rogaland Rugaland nachweisbar Da es unwahrscheinlich ist dass es zwei germanische Stamme gleichen Namens gab geht die Forschung oft davon aus dass es sich um einen Teil der Rugier handelt Da aber Roggenfunde in dieser Zeit in Sudnorwegen nicht bezeugt sind ist das Ursprungsgebiet des Stammes bis heute unbekannt Ebenso ist es moglich dass nur der Name im Sinne eines Traditionskerns wanderte Ebenso fehlen archaologische Beweise fur einen Ursprung der Rugier aus Skandinavien 3 Auch ob sie die Insel Rugen deren Name sich von den Rugiern ableiten soll was heute hochst umstritten ist 4 vor dem Festland besiedelten ist nicht geklart Im 15 Jahrhundert leitete Enea Silvio in seinem Werk De situ et origine Pruthenorum spekulativ die Ulmigeri in Ulmigeria Kulmerland von den bei Jordanes beschriebenen Ulmerugi ab 5 Matthaus Merian vertrat wiederum 1632 die Meinung die Rugier seien aus ostlicher Richtung eingewandert und hatten erst danach auf Rugen Siedlungen gegrundet Volkerwanderung Bearbeiten nbsp Die Rugier am Rand des Hunnischen Reichs um 450Im Zuge der Volkerwanderung bewegten sich offenbar viele Rugier nach Suden Sie nahmen wie die Goten den Arianischen Glauben an Im Gebiet der nordlichen mittleren Donau setzten sie sich fest tauschten Bernstein Pelze und Sklaven gegen Lebensmittel und andere Waren aus dem Romischen Reich ehe sie vom Hunnenkonig Attila besiegt wurden und dessen Untertanen wurden Die Rugier begleiteten wie viele andere germanische Krieger Attila auf seinen Feldzugen zuletzt 451 nach Gallien Reichsbildung Bearbeiten nbsp Die rugisch romische Allianz in Noricum Ripense kam wesentlich durch Severin von Noricum zustande Abbildung im Wappen des Wiener Stadtteils Sievering Nach dem Tod Attilas 453 siedelten sich viele Rugier als romische Foederaten im heutigen Niederosterreich an wo sie nordlich der Donau im Wald und Weinviertel ein Reich Rugiland mit dem Zentrum gegenuber von Mautern bei Krems begrundeten 6 Rugier waren 455 an der Schlacht am Nedao beteiligt als eine Koalition unter den Gepiden die Hunnen und Ostgoten besiegte Im Jahr 469 unterlagen sie an der Bolia gemeinsam mit anderen Stammen den Ostgoten 3 Mit den sudlich der Donau lebenden Romern unter Fuhrung des Heiligen Severin pflegten sie obwohl es anfangs unter rex Flaccitheus 467 472 75 haufige Plunderungszuge sudlich der Donau auf romischem Gebiet gab letztlich ein gutes Verhaltnis Severin hatte bereits vor seiner Ubersiedlung nach Norikum Kontakt mit Flaccitheus aufgenommen und wurde dessen politischer Ratgeber 7 Auch Markte in denen die romanische Bevolkerung mit den Rugiern handelte wurden unter Schutz des rugischen Anfuhrers abgehalten 3 Die Vita Severini des Eugippius schildert die Rugier insgesamt als kriegerisches Volk mit ausgepragtem Stammesbewusstsein das von Viehzucht primitivem Ackerbau und Raubzugen lebte 8 Feletheus Feva der 472 Flaccitheus nachfolgte heiratete die Gotin Giso moglicherweise eine amalische Cousine von Theoderich dem Grossen was ein Bundnis mit den Ostgoten begrundete Wegen der Bedrohung von Lauriacum durch Thuringer und Alamannen nahm Feletheus die bedeutende Stadt schliesslich selbst ein 9 Er zwang die romanisierte Bevolkerung der Stadt sich in ihm tributpflichtigen Orten anzusiedeln Diese Ereignisse stellten die grosste politische Niederlage Severins dar 10 476 unterstutzten rugische Krieger Odoaker beim Sturz des letzten westromischen Kaisers Romulus Augustulus In den Augen romischer Beobachter galt Odoakar daher entweder als herulischer oder rugischer rex 11 Das rugische regnum fungierte daraufhin als einigermassen berechenbare Schutzmacht uber Norikum Ripense etwa zwischen Wienerwald und Enns 3 Als diese Rugier vom ostromischen Kaiser Zeno zum Kampf gegen Odoaker angestiftet wurden kam es zum Konflikt zwischen Feletheus und seinem Bruder Ferderuchus Da letzterer Odoakar unterstutzte wurde er durch seinen Neffen Friderich Fredericus getotet 12 13 Odoaker kam daraufhin selbst einem moglichen Angriff von dieser Seite zuvor und schlug ein rugisches Heer in der Nahe des Wienerwaldes Das regnum der Rugier wurde trotz Unterstutzung durch die romischen Provinzialen 487 488 in zwei Kriegen durch Odoaker zerstort Feletheus und seine Frau wurden gefangen genommen und 487 in Ravenna hingerichtet 14 13 Ihr Sohn Friderich entkam mit der rugischen Reiterei und versuchte das Rugierreich wiederherzustellen Hunulf der Bruder Odoakars verhinderte dies durch Zwangsevakuierung der romischen Bevolkerung im Osten Ufernoricums nach Italien wodurch er den Rugiern die wirtschaftliche Basis entzog 13 Teil der Ostgoten Bearbeiten Friderich schloss sich mit den uberlebenden Rugiern 488 Theoderich an und zog vorerst ins ostgotische regnum nach Novae in Mosien 15 Von dort folgte ein Grossteil der Rugier 489 den Ostgoten nach Italien und sturzten wieder im Auftrag Zenos im Jahr 493 Odoaker 16 Die Rugier konnten auch in Italien noch eine gewisse Selbstandigkeit bewahren stellten mit Erarich 541 sogar kurze Zeit den Konig des Ostgotenreiches gingen aber mit dem Ostgotenreich 553 im Kampf gegen die Soldaten Kaiser Justinians unter 17 Nachleben BearbeitenNach der Gisolegende die Eugippius berichtet soll Konigin Giso zwei Goldschmiede gefangengehalten haben die fur sie Schmuck anfertigen mussten Es gelang den Schmieden den Sohn der Konigin zu fangen und gegen dessen Freilassung zu entkommen 18 Aus diesem Stoff und unter Hinzunahme griechisch romischer Sagen Vulcanus bzw Hephaistos Dadalus soll die Wielandsage entstanden sein was aber in der Wissenschaft umstritten ist oder ganzlich abgelehnt wird 19 Literatur BearbeitenThorsten Andersson Walter Pohl Rugier In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 25 Walter de Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 3 11 017733 1 S 452 458 Online Version Roland Steinacher Rom und die Barbaren Volker im Alpen und Donauraum 300 600 Kohlhammer Stuttgart 2017 ISBN 978 3 17 025168 7 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Thorsten Andersson Walter Pohl kostenpflichtig abgerufen uber GAO De Gruyter Online Rugier In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 25 Walter de Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 3 11 017733 1 S 452 458 Publius Cornelius Tacitus Die Germania des Tacitus Herder sche Verlagshandlung Freiburg i Br 1876 Seite 40 hier 43 a E Volltext auf Wikisource a b c d e Heinrich Beck u a Hrsg Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 25 de Gruyter Berlin 2003 ISBN 3 11 017733 1 S 452ff Heinrich Beck u a Hrsg Reallexikon der germanischen Altertumskunde Band 25 de Gruyter Berlin 2003 ISBN 3 11 017733 1 S 419 Eneo Silvio Piccolomino 148 149 Ulmigeri Ulmerugi Preussen Eintrag zu Rugier im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Anton Scharer Georg Scheibelreiter Hrsg Historiographie im fruhen Mittelalter Oldenbourg Munchen 1995 ISBN 3 486 64832 2 S 248 Richard Klein Rugier In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 7 LexMA Verlag Munchen 1995 ISBN 3 7608 8907 7 Sp 1092 f Herwig Wolfram Hrsg Die Geburt Mitteleuropas Verlag Kremayr und Scheriau Wien 1987 ISBN 3 218 00451 9 S 41f Edward A Thompson Romans and Barbarians The decline of the Western Empire The University of Wisconsin Press Madison WI 1982 S 131f Herwig Wolfram Hrsg Die Geburt Mitteleuropas Verlag Kremayr und Scheriau Wien 1987 ISBN 3 218 00451 9 S 40 Patrick J Geary Die Merowinger Europa vor Karl dem Grossen Beck Munchen 2003 ISBN 3 406 49426 9 S 14 a b c Friedrich Lotter Volkerverschiebungen im Ostalpen Mitteldonau Raum zwischen Antike und Mittelalter 375 600 Erganzungsbande zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde 39 de Gruyter Berlin 2003 ISBN 3 11 017855 9 S 25f und 114 Arnulf Krause Die Geschichte der Germanen Campus Verlag Frankfurt am Main 2005 ISBN 978 3 593 37800 8 S 173 Wilhelm Ensslin Theoderich der Grosse 2 Aufl Munchen 1959 S 62 Walter Pohl Die Germanen Oldenbourg Munchen 2004 Enzyklopadie deutscher Geschichte 57 ISBN 3 486 56755 1 S 42 Meyers Grosses Konversations Lexikon Band 17 Leipzig 1909 S 242 Eugippius Vita Sancti Severini 8 Alfred Becker Franks Casket Zu den Bildern und Inschriften des Runenkastchens von Auzon Verlag Carl Regensburg 1973 ISBN 3 418 00205 6 S 167 und Fussnoten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rugier amp oldid 237541893