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Die Gepiden auch Gepidi Gebidi lateinisch Gipedae Gepidae waren ein ostgermanischer Stamm im Gebiet der heutigen Staaten Ungarn Serbien und Rumanien der moglicherweise mit den Goten verwandt war Sie wurden bekannt als sie unter Ardarich in der Schlacht am Nedao 454 oder 455 die Sohne Attilas aus dem heutigen Ungarn vertrieben Das danach errichtete Gepidenreich an der mittleren Donau bestand noch bis ins 6 Jahrhundert Das Reich der Gepiden im Karpatenbecken zwischen 539 und 551 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Anfuhrer und Konige der Gepiden 3 Archaologie 4 Quellen 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenGeschichte BearbeitenDie Gepiden werden in spatantiken Quellen oft als Verwandte der Goten bezeichnet 1 doch ist ihre genaue Herkunft unbekannt Annahmen in der alteren Forschung sie konnten aus Skandinavien stammen haben sich als nicht fundiert erwiesen zumal diesbezugliche Aussagen in manchen Quellen als Topos zu werten sind Im Rahmen solcher gentiler Erzahlungen siehe Origo gentis wurden oft derartige Abstammungen konstruiert Es ist aufgrund der archaologischen Befunde nicht moglich eindeutig gepidische Funde aus der fruhen romischen Kaiserzeit zu erfassen Es ist daher gut moglich dass sich die Gepiden erst im 3 Jahrhundert als eigenstandige Gruppe herausbildeten nbsp Das Romische Reich unter Kaiser Hadrian die Gepiden leben damals im WeichselgebietMitte des 3 Jahrhunderts zur Zeit der Reichskrise des 3 Jahrhunderts und der damit einhergehenden Schwachephase des Imperiums stiessen die Gepiden unter ihrem Konig Fastida uber die Weichsel nach Suden vor Sie sollen in diesem Zusammenhang die Burgunden vernichtend geschlagen haben und erreichten schliesslich das nordliche Siebenburgen Ein Teil zog dann mit den Goten ans Schwarze Meer Es ist aber unwahrscheinlich dass sich die Gepiden an den damit zusammenhangenden Einfallen ins Imperium beteiligten Nur in der sehr umstrittenen Historia Augusta werden sie diesbezuglich zweimal erwahnt In den Quellen wird aber berichtet dass die Gepiden Ende des 3 Jahrhunderts in Kampfe mit den Goten verwickelt waren Uber Auseinandersetzungen mit den Romern im 4 Jahrhundert liegen keine Berichte vor Anscheinend waren die Gepiden damit beschaftigt sich im Konflikt mit ihren Nachbarn zu behaupten In der Zeit der Volkerwanderung zog im fruhen 5 Jahrhundert vielleicht ein Teil der Gepiden mit den Vandalen nach Gallien siehe Rheinubergang von 406 Der Grossteil der inzwischen unter die Herrschaft der Hunnen geratenen Gepiden blieb aber im Theissraum zuruck In der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern wurden die auf hunnischer Seite kampfenden Gepiden von den auf romischer Seite stehenden Franken vernichtend geschlagen Ardarich und sein ostgotischer Gegenpart Valamir waren enge Anhanger Attilas gewesen Als Attila 453 starb hinterliess er eine Anzahl jugendlicher Sohne deren altester Ellac war Die neuen untereinander uneinigen Hunnenfuhrer verteilten dabei kriegserfahrene Konige wie die Dienerschaft eines Hauses und provozierten so einen Aufstand der Skiren Rugier Heruler Goten Gepiden und anderer Gruppen an dessen Spitze sich der Gepide Ardarich setzte Ardarich erlangte die wohlwollende Neutralitat Valamirs und siegte am Nedao 454 oder 455 Ellac fiel mit mehreren seiner Krieger Damit war die hunnische Vorherrschaft in diesem Raum gebrochen und das ohnehin nur locker aufgebaute Hunnenreich zerfiel rasch Die Gepiden ubernahmen das heutige Siebenburgen Das so entstandene Gepidenreich unter Ardarichs Fuhrung etablierte sich rasch als wichtiger Machtfaktor in diesem Raum Doch schon bald begann auch der Verfall ihrer gerade errungenen Machtstellung Die Ostgoten liessen sich in Pannonien nieder und ubten einigen Druck auf ihre Nachbarn aus Im Jahr 469 unterlag eine Koalitionsstreitmacht zu der auch die Gepiden gehort hatten in der Schlacht an der Bolia den Ostgoten Dennoch gaben diese um 473 ihren pannonischen Herrschaftssitz auf Einige Teile traten in romische Dienste uber andere bildeten ein romisches Foderatenreich auf dem Balkan Nach dem Abzug der Ostgoten konnten die Gepiden wieder einigen Einfluss in diesem Raum gewinnen Sie besetzten auch Sirmium wo die gepidischen Konige in der Folgezeit residierten 2 Im Jahr 488 stellten sich die Gepiden erfolglos dem Zug des Ostgoten Theoderich entgegen der mit ostromischer Billigung in Italien einfallen wollte um dort Odoaker zu sturzen Der Gepidenkonig Thraustila fiel in diesen Kampfen Nach dessen Tod scheint das Gepidenreich geteilt gewesen zu sein Wahrend Thraustilas Sohn Thrasarich weiter in Sirmium residierte herrschte ein gewisser Gunderith uber die Theissgepiden Im Jahr 504 wurde Thrasarich von Theoderich der sich inzwischen in Italien durchgesetzt hatte aus Sirmium verjagt Nach dem Tod Theoderichs versuchten die Gepiden Sirmium zuruckzuerobern Nachdem dies 530 zunachst gescheitert war gelang die Einnahme schliesslich doch noch nachdem die Goten in Italien gegen ostromische Truppen zu kampfen hatten siehe Gotenkriege Die Stellung der Gepiden an der mittleren Donau schien wieder gestarkt zu sein doch wurden gegen Mitte des 6 Jahrhunderts die Langobarden zu Gegenspielern der Gepiden wobei Ostrom die Langobarden als Gegengewicht zu den Gepiden aufzubauen versuchte Bei dem Streit um die Nachfolge des langobardischen Konigs Wacho und der Ermordung seines Sohnes Walthari stellte der Enkel Tatos Hildigis Anspruche auf den Thron musste aber von dem Usurpator Audoin zu den Gepiden fliehen Umgekehrt musste auch der gepidische Thronpratendent Ostrogota vor dem gepidischen Usurpator Turisind in das Reich der Langobarden fliehen Diese beiden Storenfriede des damals herrschenden Machtgefuges wurden von ihren Gaststammen kurzerhand umgebracht Damit hatte also wieder Friede herrschen konnen aber beide verfeindeten Konige rusteten auf Im Jahr 547 brach zwischen Gepiden und Langobarden ein erster Krieg aus Dieser wurde aber vertraglich beendet Bereits 549 kam es zu der nachsten Auseinandersetzung die aber hochst merkwurdig durch einen Streik der Krieger endete die Kampfer verweigerten ihren Konigen den Gehorsam und flohen in Panik vom Schlachtfeld vermutet wird dass eine totale Mondfinsternis vom 25 auf den 26 Juni 549 der Grund war es konnte aber auch sein dass die Krieger den beiden Usurpatoren die Gefolgschaft verweigerten 3 Der ostromische Kaiser Justinian I war offenbar vor allem daran interessiert die Gepiden als storenden Machtfaktor in diesem Raum auszuschalten wobei er teils vorgab die Gepiden zu unterstutzen aber heimlich den Langobarden half Drei Jahre spater 552 erlitten die Gepiden in einer entscheidenden Schlacht eine schwere Niederlage der Sohn ihres Konigs Turisind fiel Daraufhin kam ein Friedensvertrag zustande doch blieben die Spannungen bestehen Im Jahr 567 wurden die Gepiden unter ihrem Konig Kunimund von den Langobarden unter Alboin vernichtend geschlagen und dieser getotet Vorher hatte Alboin ein Bundnis mit den Awaren dem neuen Machtfaktor in diesem Raum vereinbart wodurch die Gepiden von zwei Seiten bedroht wurden 4 Um einen Zweifrontenkrieg zu vermeiden hatten die Gepiden die Langobarden angegriffen wobei sie unterlagen Angeblich wurde der Gepidenkonig eigenhandig von Alboin erschlagen Bereits diese Niederlage brachte das Gepidenreich zum Einsturz weshalb die Awaren gar nicht in die Kampfe eingreifen mussten Der Untergang des Gepidenreichs hing auch mit dem Tod Justinians und der veranderten ostromischen Aussenpolitik unter dessen Nachfolger Justin II zusammen Bereits im Jahr 565 lehnte dieser ein Hilfsgesuch der Gepiden ab Die Langobarden wiederum uberliessen nach ihrem Sieg den Awaren das Gepidenreich sowie auch ihr eigenes Stammesgebiet in Westpannonien und zogen 568 nach Italien ab 5 Der Hauptteil der uberlebenden Gepiden und Kunimunds Tochter Rosamunde zog mit den Langobarden nach Italien ab andere verblieben unter awarischer Herrschaft zuruck oder traten auf ostromisches Reichsgebiet uber Denkbar ist dass Alboin mit der vereinbarten Besetzung der Gepidia durch die Awaren erreichen wollte dass sich ein Grossteil der Gepiden ihm anschloss Moglicherweise plante er bereits zur Zeit des Gepidenkrieges den Marsch nach Italien wobei es von Vorteil war moglichst viele Kriegerverbande des Karpatenbeckens in seinen langobardischen Verbund zu integrieren Die gepidische Konigsstadt Sirmium fiel nach der Niederlage gegen die Langobarden anscheinend kampflos in ostromische Hand Ihr gepidischer Kommandant Usdibad sowie Kunimunds Neffe Reptila und der arianische Bischof Thrasarich hatten den Konigsschatz der Gepiden an Ostrom ausgeliefert und waren ins Exil gegangen Als die Awaren das Gepidenland in Besitz nahmen belagerten sie erfolglos die Stadt und forderten die Herausgabe Usdibads In den Jahren 599 und 601 wurden viele gepidisch besiedelte Landstriche im Rahmen der Balkanfeldzuge des Maurikios der schon zu Beginn seiner Regierungszeit als erster ostromischer Kaiser den Triumphalnamen Gepidicus angenommen hatte durch die Feldherren Priskos Petros und Komentiolos verwustet Danach verlieren sich die Spuren der Gepiden Anfuhrer und Konige der Gepiden BearbeitenFastida Mitte des 3 Jahrhunderts Ardarich Mitte des 5 Jahrhunderts Thraustila 488 im Kampf gegen die Goten gefallen Thrasarich um 500 Turisind bis 560 Kunimund bis 567Archaologie BearbeitenAus dem historisch uberlieferten Siedlungsgebiet der Gepiden ostlich in Siebenburgen und im Ungarischen Tiefland ostlich der Theiss sind Schatzfunde und Graberfelder bekannt die mit diesem Volksstamm in Verbindung gebracht werden konnen Dazu gehoren der Schatzfund von Szilagysomlyo und die reichen Graber von Apahida fruhmittelalterliche Reihengraberfelder mit zahlreichen Grabbeigaben wie Waffen oder Fibeln fanden sich beispielsweise in Szentes Nagyhegy und in Hodmezovasarhely Kishomok Quellen BearbeitenPal Lakatos Quellenbuch zur Geschichte der Gepiden Opuscula Byzantina Bd 2 ISSN 0139 2751 Acta Universitatis de Attila Jozsef Nominatae Acta antiqua et archaeologica Bd 17 JATE Szeged 1973 lateinische und griechische Quellen keine Ubersetzung Literatur BearbeitenIstvan Bona Der Anbruch des Mittelalters Gepiden und Langobarden im Karpatenbecken Corvina Budapest 1976 Istvan Bona Margit Nagy Janos Cseh u a Gepidische Graberfelder im Theissgebiet Monumenta Germanorum Archaeologica Hungariae Band 1 2 2 Bande Magyar Nemzeti Muzeum Budapest 2002 2005 ISBN 963 9046 77 9 Band 1 ISBN 963 7061 17 7 Band 2 Wilfried Menghin Tobias Springer Egon Wamers Hrsg Germanen Hunnen und Awaren Schatze der Volkerwanderungszeit Die Archaologie des 5 und 6 Jahrhunderts an der mittleren Donau und der ostlich merowingischen Reihengraberzeit Germanisches Nationalmuseum Nurnberg 1987 ISBN 3 9801529 4 4 Ausstellungskatalog Walter Pohl Die Gepiden und die Gentes an der mittleren Donau nach dem Zerfall des Attilareiches In Herwig Wolfram Falko Daim Hrsg Die Volker an der mittleren und unteren Donau im funften und sechsten Jahrhundert Osterreichische Akademie der Wissenschaften Philosophisch historische Klasse Denkschriften Band 145 Veroffentlichungen der Kommission fur Fruhmittelalterforschung Band 4 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1980 ISBN 3 7001 0353 0 S 239 305 Gunter Neumann Margit Nagy Walter Pohl Attila B Toth Gepiden In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 11 Walter de Gruyter Berlin New York 1998 ISBN 3 11 015832 9 S 115 140 einfuhrender Fachartikel Walter Pohl Die Awaren Ein Steppenvolk in Mitteleuropa 567 822 n Chr 2 aktualisierte Auflage Beck Munchen 2002 ISBN 3 406 48969 9 Dieter Quast Goten und Gepiden Textfragmente aus der Wulfila Bibel In Matthias Knaut Hrsg Die Volkerwanderung Europa zwischen Antike und Mittelalter Archaologie in Deutschland Sonderheft 2005 Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1574 X S 46 48 Roland Steinacher Rom und die Barbaren Volker im Alpen und Donauraum 300 600 Kohlhammer Stuttgart 2017 Agnes B Toth Gepidische Siedlungen im Theissgebiet Monumenta Germanorum Archaeologica Hungariae Band 4 Magyar Nemzeti Muzeum Budapest 2006 ISBN 963 7061 33 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gepids Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Michael Muller Die Wanderung der Gepiden In gepiden info 2005 abgerufen am 26 August 2021 Anmerkungen Bearbeiten Jordanes Kap XVII 94 Jordanes Getica in engl Ubersetzung von Charles C Mierow Webveroffentlichung der Universitat von Calgary Hrsg J Vanderspoel Grundsatzlich zu dieser Zeit siehe Pohl Die Gepiden und die Gentes an der mittleren Donau nach dem Zerfall des Attilareiches Karin Priester Geschichte der Langobarden Gesellschaft Kultur Alltagsleben S 30 Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2004 Vgl Pohl Die Awaren S 52ff Walter Pohl Die Volkerwanderung Eroberung und Integration Kohlhammer Stuttgart u a 2002 ISBN 3 17 015566 0 S 195 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gepiden amp oldid 230660528