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Grabbeigaben oder Paraphernalien sind Objekte die einem Toten absichtlich mit ins Grab gelegt werden Dies kommt vor allem in Kulturen vor die eine ausgepragte Vorstellung vom Jenseits haben Nicht alle Menschen einer Gesellschaft haben Grabbeigaben erhalten sondern meist reiche oder hohergestellte Menschen Grabbeigabe goldener Totenkranz aus Armento 370 360 v Chr Sammlung James LoebGrabbeigaben Glasperlen und Ohrring in einer fruhmittelalterlichen KorperbestattungKeltisches Schwert durch Verbiegen unbrauchbar gemachtFur die Archaologie sind Grabbeigaben sehr wichtig weil sie viele verschiedene Hinweise darauf erhalt wann ein Grab angelegt wurde Man kann die Funde auch besser kulturell einordnen und auf diese Weise viel uber die Sach und Denkkultur der betreffenden Gesellschaft lernen Aber auch Grabrauber interessieren sich fur Grabbeigaben um sie zu sammeln oder zu verkaufen Weil bei der Raubgrabung die Gegenstande einfach von der Fundstelle entfernt werden ohne den Fundzusammenhang zu dokumentieren fugen Grabrauber der historischen Forschung grossen Schaden zu Inhaltsverzeichnis 1 Beigabenarten 2 Beispiele fur Beigaben in vor und fruhgeschichtlichen Kulturen Europas 2 1 Alt und Mittelsteinzeit 2 2 Jungsteinzeit 2 3 Bronzezeit 2 4 Eisenzeit 3 Griechische und Romische Antike 3 1 Der griechische Kulturkreis 3 2 Rom und die romischen Provinzen 4 Fruhmittelalter 5 Mittelalter und Neuzeit 6 Aussereuropaische Kulturen Beispiele 6 1 Agypten 6 2 Skythen 6 3 China 6 4 Amerika 7 Grabraub 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksBeigabenarten BearbeitenZu unterscheiden ist zwischen echten und unechten Beigaben 1 Unechte Beigaben auch Mitgaben genannt 2 sind Kleidungsbestandteile Schmuck Waffen oder Gebrauchsgegenstande des Verstorbenen die er zu seinen Lebzeiten benutzte Dagegen sind echte Beigaben speziell fur die Bestattung gefertigte oder benutzte Gegenstande wie Totenschmuck oder spezielle Grabkeramik Manchmal wurden Tote nicht nur mit ihrem personlichen Hab und Gut sondern auch mit solchen Beigaben bestattet die als notwendig fur die Reise ins Jenseits galten Darunter waren ab dem 4 Jahrhundert n Chr auch echte bemalte oder kunstliche Eier als Grabbeigabe Kulturgeschichtlich von Beigaben zu unterscheiden sind z B Reste von Opfern die anlasslich der Bestattung vollzogen wurden und ins Grab gerieten oder die Bestattung von Angehorigen oder Gefolgsleuten im Sinne einer Totenfolge Auch zufallig in die Grabverfullung geratene Gegenstande sind keine intentionellen Beigaben Beispiele fur Beigaben in vor und fruhgeschichtlichen Kulturen Europas BearbeitenAlt und Mittelsteinzeit Bearbeiten Bereits in der jungeren Altsteinzeit sind Graber mit Beigaben ausgestattet worden so das mehr als 13 000 Jahre alte Doppelgrab von Oberkassel bei Bonn oder jenes der so genannten Red Lady of Paviland Graber aus der Altsteinzeit und der Mittelsteinzeit sind insgesamt aber nur wenige bekannt Jungsteinzeit Bearbeiten Jungsteinzeitliche Graber sind haufig mit Beigaben ausgestattet In der bandkeramischen Kultur gehoren ausser Tongefassen auch Waffen Gerate und Schmuck zu den nachgewiesenen Beigaben Sowohl im Bestattungsbrauch wie bei den Beigabenausstattungen sind in jungsteinzeitlichen Kulturen Ansatze einer Normierung erkennbar so enthielten reiche Mannerbestattungen der Glockenbecherkultur regelhaft ausser dem Glockenbecher aus Keramik einen Kupferdolch eine oder mehrere Armschutzplatten und Pfeilspitzen Einer der bedeutendsten Grabfunde uberhaupt stammt aus dem Graberfeld von Warna Bulgarien und wird um 4500 v Chr datiert Bronzezeit Bearbeiten Seit der ausgehenden Jungsteinzeit und der fruhen mitteleuropaischen Bronzezeit gehorten zu den Beigaben auch Objekte aus Metall Bei der Bestattung wurde das muhselig gewonnene Metall der Gemeinschaft der Lebenden entzogen Die so genannte Urnenfelderkultur ist nach ihren charakteristischen Graberfeldern benannt in denen ein Keramikgefass als Behalter fur den Leichenbrand diente Eisenzeit Bearbeiten In der fruheisenzeitlichen Hallstattkultur ist ein ausgepragtes Beigabenbrauchtum nachzuweisen Gerade aus der jungeren Hallstattkultur sind sogenannte Furstengraber bekannt grosse Grabhugel wichtiger Personlichkeiten die mit hochwertigen Prestigegutern ausgestattet wurden Dazu gehoren neue und teilweise nicht gebrauchsfertige Gegenstande z B Goldobjekte die extra fur die Bestattung angefertigt wurden aber auch Wagen Dolche und hochwertige Importgegenstande aus dem Mittelmeerraum Bronzegefasse griechische Keramik ja sogar Stoffe Bekannte Fundplatze sind etwa das Furstengrab von Hochdorf das Furstinnengrab von Vix Frankreich und Graber aus der Nahe der Heuneburg an der Donau In der spateisenzeitlichen Latenekultur lasst der die Sitte der reichen Grabausstattungen regional nach sehr gut ausgestattet sind etwa noch Bestattungen der Hunsruck Eifel Kultur Griechische und Romische Antike BearbeitenDie Sitte Beigaben in die Graber zu legen wird in der griechischen und romischen Antike sowohl durch archaologische Funde wie durch Schriftquellen fassbar Im sud und ostasiatischen Kulturraum dominierte bereits in der Antike die Leichenverbrennung so dass von hier keine Grabbeigaben bekannt sind Der griechische Kulturkreis Bearbeiten Bereits Homer beschreibt dass zur Bestattung auch Beigaben z B Waffen mit dem Toten verbrannt werden Odyssee XI 74 XII 13 In griechischen Jenseitsvorstellungen wurzelt auch der Glaube der Fahrmann Charon verlange eine Munze um den Toten uber den Unterweltfluss Styx ins Schattenreich zu bringen Moglicherweise gehen Munzbeigaben auf den Augen im Mund oder in der Hand auf diese Vorstellung zuruck Bei Vergina wurden 1977 1978 sehr reiche Graber entdeckt von denen das grossere vom Ausgraber versuchsweise Philipp II dem Vater von Alexander dem Grossen zugeschrieben wird Das Grab enthielt unter anderem einen goldverzierten eisernen Korperpanzer einen Helm ein Schwert vergoldete Beinschienen einen goldenen Kocherbeschlag ein vergoldetes Silberdiadem und einen Goldkasten mit der Leichenasche nbsp Romischer Spielzeugvogel als Grabbeigabe in ContiomagusRom und die romischen Provinzen Bearbeiten Die Bestattungen in Rom und den romischen Provinzen sind je nach Zeit bzw Region sehr unterschiedlich mit Beigaben ausgestattet Aus der Stadt Rom selbst sind nur relativ wenige Graber mit reichen Beigaben bekannt In den Katakomben ist falls uberhaupt haufig nur ein Schmuckstuck eine Lampe ein kleines Salbflaschchen oder eine Munze beigegeben Reichtum in Grabern Roms wurde anders sichtbar gemacht wichtig ist hier ein aufwandiger Sarkophag und Grabbau Britannien gehort zu den Provinzen in denen in der Spatantike die Beigabenhaufigkeit stark nachlasst So finden sich in einem spatantiken Graberfeld von Colchester hunderte beigabenlose Bestattungen In den Provinzen Germania superior und Inferior und der angrenzenden Belgica sind deutliche regionale Unterschiede feststellbar So halten sich auf landlichen Bestattungsplatzen am Niederrhein traditionelle germanische Beigabensitten etwa in einem Graberfeld bei Tonisvorst mit Keramik oder Scherenbeigaben in einheimischer Tradition bis in die Kaiserzeit In Koln und dem Kolner Umland bilden sich regionale Beigabensitten wie die Mitgabe von meist drei kleinen Einhenkelkannchen heraus Im generell beigabenreichen romischen Rheinland und in den westlich angrenzenden Gebieten bleibt die Mitgabe von Geschirr fur Speise und Trank bis in die Spatantike ublich Im Vergleich dazu geht z B in den Provinzen an der Donau die Beigabe von Geschirr in der Spatantike zuruck Fruhmittelalter Bearbeiten nbsp Fruhchristliche Frauenbestattung mit Kreuzfibel altsachsisch um 800 850 Im europaischen Fruhmittelalter wurden den Verstorbenen wichtige Teile der Habe mit in das Grab gegeben Bei den Frauen gehort dazu die Kleidung von der sich meist nur Metallbestandteile wie Gewandnadeln Fibeln Schnallen Schuhschnallen oder Wadenbinden erhalten haben Ausserdem Schmuck also etwa Ohrringe Perlenketten oder Ringe ausserdem Kastchen oder Spinnwirtel Zur Ausstattung der Manner gehoren oft Waffen wie Spatha Sax Axt Schild oder Pfeil und Bogen von der Kleidung sind oft die Gurtelschnallen erhalten Zu den Beigaben die Frauen und Mannern gemeinsam sind gehoren Utensilien fur die Korperhygiene wie Kamme Waschschusseln aus Bronze sowie Keramik und Glasgefasse fur Speise und Trank In alamannischen Graberfeldern von Oberflacht und Lauchheim sind durch gunstige Uberlieferungsbedingungen auch Holzobjekte erhalten geblieben dazu gehoren neben den Sargen etwa Kerzenleuchter Gefasse Schalen Flaschen Eimer eine Leier Truhen und Betten Mittelalter und Neuzeit BearbeitenIm Zuge der Christianisierung wurden Grabbeigaben unublich in Klerikergrabern wurden jedoch Wurdezeichen und miniaturisierte Gegenstande fur das Abhalten einer Messe gefunden Grabbeigaben aus Bischofsgrabern sind in der Regel Ringe Bischofsstabe Kelche und Patenen Die gesamte islamisch gepragte Welt ordnet Grabbeigaben der heidnischen Welt zu und lehnt sie ab Aussereuropaische Kulturen Beispiele Bearbeiten nbsp Kopfstutze Tutanchamuns um 1327 v Chr Agypten Bearbeiten nbsp Skythischer rennender Hirsch Kasachstan 8 7 Jh v Chr Bereits die pradynastischen jungsteinzeitlichen Kulturen Agyptens kannten ein ausgepragtes Beigabenbrauchtum Der Beigabenreichtum der Pharaonen lasst sich am 1920 entdeckten Grab des jung verstorbenen und politisch weniger wichtigen Tut anch Amun ablesen das im Agyptischen Museum Kairo aufbewahrt wird Alle anderen bis dahin bekannten Pharaonengraber waren bereits lange vor der modernen Zeit geplundert worden Skythen Bearbeiten Beruhmt fur reiche Grabbeigaben ist das Volk der Skythen in deren Kurganen zahlreiche wahrscheinlich von griechischen Goldschmieden hergestellte Goldobjekte gefunden wurden China Bearbeiten Einige Regionen Chinas haben eine lange Tradition von Bestattungen mit Grabbeigaben siehe mingqi in anderen sind solche Dinge unbekannt Neolithische Grabbeigaben der Hongshan Kultur in Nordost China in Form von Schweine Drachen und entsprechende Kultobjekte und Amulette aus Jade konnten eine Funktion bei einem schamanischen Drachenkult gespielt haben 3 Gleichwohl schlagt Michel Maucuer Chefkonservator am Musee Cernuschi vor im zhulong ein chthonisches Symbol zu sehen und sich anstelle einer Schweineschnauze eine zusammengerollte Insektenlarve vorzustellen symbolisch fur das Wiederaufleben resurrection im Zusammenhang mit seiner Rolle als Begrabnisopfer 4 Auch mit dieser Interpretation wurden die drachenformigen Zhulong Artefakte als Fruhform des spateren klassischen Ouroboros Symbols fur den Kreislauf des Lebens und die Wiedergeburt bestatigt Aus Berichten weiss man uber die reiche Ausgestaltung des bislang noch ungeoffneten Grabes von Qin Shihuangdi des ersten chinesischen Kaisers bei Xi an Auch das im Jahr 1971 entdeckte Grab der Dame Xin Zhui bei Changsha war reich mit Grabbeigaben versehen nbsp Totenmaske Pakals Palenque Mexiko 7 Jh n Chr Amerika Bearbeiten In den Furstengrabern der Kulturen Mesoamerikas Azteken Maya etc wurden zahlreiche Grabbeigaben gefunden unter denen die Totenmasken aus Jade und Turkisplattchen besonders hervorstechen Hervorzuheben ist das zapotekische Grab Nr 7 aus der Tempelstadt Monte Alban bei Oaxaca mit reichem Goldschmuck Die Graber in der Nekropole der vor der Westkuste Yucatans gelegenen Insel Jaina sind reich mit Tonfigurchen ausgestattet Beruhmt sind die seit den spaten 1970er Jahren entdeckten Graber und Grabbeigaben der vorinkaischen Lambayeque und Moche Kultur im Nordwesten des heutigen Peru vorrangig also des sogenannten Herrn von Sipan Senor de Sipan und der Herrin von Cao Senora de Cao Im karibischen Raum werden sogenannte Zemi als Grabbeigaben genutzt Grabraub BearbeitenObwohl in nahezu allen Kulturen Graber als sakrosankt galten und weder beschadigt noch beraubt werden durften wurden viele bereits in antiker Zeit ausgeraubt in diesem Zusammenhang sind vor allem die Pharaonengraber in den fruhen Pyramiden oder die komplexen Schachtgraber im Tal der Konige zu nennen die so eine Vermutung von ehemaligen Bauarbeitern oder deren Familienangehorigen ausgeraubt wurden Auch in fruhmittelalterlichen Gesetzen wurde der Grabraub durch Gesetze z B in der Lex Salica untersagt Der mittelalterliche Grabraub ist nicht zwangslaufig auf rein materielle Gesichtspunkte zu beschranken denn im Fruhmittelalter wurden Graber so gezielt aufgesucht dass wahrscheinlich die Angehorigen die die Lage der Beigaben genau kannten als Tater in Frage kommen Diese Angehorigen konnen Beigaben auch aus anderen Grunden aus der Erde geholt haben z B um einen fur die Gemeinschaft wichtigen Gegenstand wieder nutzbar zu machen oder im Falle eines Wegzuges Besitztumer der Ahnen zu bergen Im modernen Strafrecht kann die Storung der Totenruhe bestraft werden In erster Linie geht es um den Schutz des Andenkens der Angehorigen aber auch um das Pietatsempfinden der Allgemeinheit Auch eine Totengedenkstatte kann betroffen sein Wenn ein Gegenstand heutzutage in einer Raubgrabung vom Fundort entfernt wurde dann ist er fur die wissenschaftliche Erforschung fast wertlos Man kann dann nachtraglich nicht mehr erschliessen wo sich der Gegenstand genau befunden hat welche anderen Gegenstande in der Nahe lagen usw Ungenehmigte Ausgrabungen und die Ausfuhr von Bodenfunden in andere Lander sind fast uberall auf der Welt streng verboten Literatur BearbeitenHans Bonnet Beigaben In Hans Bonnet Lexikon der agyptischen Religionsgeschichte 3 unveranderte Auflage Nikol Hamburg 2000 ISBN 3 937872 08 6 S 90 93 Karlheinz Fuchs Red Die Alamannen Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1302 X Ausstellungskatalog Susanne Lamm Grabbrauch Grabraub In Christian Bachhiesl Markus Handy Hrsg Kriminalitat Kriminologie und Altertum Antike Kultur und Geschichte 17 Wien 2015 ISBN 978 3 643 50639 9 S 163 186 Tagungsband Dieter Planck Red Der Keltenfurst von Hochdorf Methoden und Ergebnisse der Landesarchaologie Theiss Stuttgart 1985 ISBN 3 8062 0441 1 Ausstellungskatalog Einzelnachweise Bearbeiten Max Martin Bemerkungen zur Ausstattung der Frauengraber und zur Interpretation der Doppelgraber und Nachbestattungen im fruhen Mittelalter In Werner Affeldt Hrsg Frauen in Spatantike und Fruhmittelalter Lebensbedingungen Lebensnormen Lebensformen Beitrage zu einer internationalen Tagung am Fachbereich Geschichtswissenschaften der Freien Universitat Berlin 1987 1990 S 89 uni heidelberg de PDF Christoph Kummel Recht der Toten rituelle Konsumtion oder Objektsammlung Zur Konzeption von Grabbeigaben und ihrer Bedeutung fur die Interpretation von Grabstorungen In Christoph Kummel Beat Schweizer Ulrich Veit Hrsg Korperinszenierung Objektsammlung Monumentalisierung Totenritual und Grabkult in fruhen Gesellschaften Waxmann Verlag 2008 ISBN 978 3 8309 2004 5 S 476 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Elizabeth Childs Johnson Jades of the Hongshan culture the dragon and fertility cult worship In Arts Asiatiques 46 Jahrgang 1991 S 82 95 doi 10 3406 arasi 1991 1303 Le dragon chinois par M Maucuer Memento des Originals vom 4 August 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www clio frWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Grabbeigaben Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Grabbeigabe Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Normdaten Sachbegriff GND 4123307 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grabbeigabe amp oldid 237285885