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Das Keltenmuseum Hochdorf Enz befindet sich im Eberdinger Ortsteil Hochdorf rund 18 km westlich von Ludwigsburg im Landkreis Ludwigsburg Es zeigt vor allem Repliken der Funde aus dem 1978 ausgegrabenen keltischen Hugelgrab am Rande des Orts und gibt einen Uberblick uber die Lebensweise der Kelten im Allgemeinen Keltenmuseum HochdorfKeltisches Hugelgrab rekonstruiert Luftaufnahme des Grabhugels am Abend aus nordlicher RichtungAusblick vom Grabhugel Richtung Osten zum Hohenasperg Inhaltsverzeichnis 1 Grossgrabhugel mit Prunkgrab 2 Museum 3 Grabfunde 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGrossgrabhugel mit Prunkgrab BearbeitenAm Ortsrand befindet sich ein gewaltiges hallstattzeitliches Hugelgrab 48 53 20 N 9 0 35 O 48 888833333333 9 0096111111111 das nach den Ausgrabungen wieder rekonstruiert wurde Mit einer Hohe von ca sechs Metern und einem Durchmesser von 60 Metern zahlt es zu den grossten seiner Art Hier wurde um 550 vor Christus ein Furst der Hallstattkultur mit grossem Aufwand und reichen Grabbeigaben bestattet Die Lage der Grabstatte wurde mit Bedacht gewahlt Vom Hugel aus hat man Richtung Osten einen freien Blick auf den Hohenasperg den vermuteten Furstensitz Die Grabkammer hat eine Grosse von 4 70 m 4 70 m und war aus Eichenholz angefertigt Diese Kammer wurde von einer weiteren Kammer umgeben und das Ganze zum Schutz vor Grabraubern von einer 50 Tonnen schweren Steinpackung bedeckt 1 Das Grab blieb so lange vor Entdeckung und Plunderern geschutzt weil der Grabhugel bis auf eine unmerkliche Erhebung abgeflacht war 2 Steine die beim Pflugen zum Vorschein kamen brachte eine ehrenamtliche Mitarbeiterin des Landesdenkmalamtes auf die Spur der alten Anlage Museum BearbeitenZur Gestaltung des 1991 eroffneten Museumsgebaudes wurden Elemente des Grabhugels aufgegriffen 3 Der Metallbogen an der Front des Gebaudes stellt den Grabhugel dar die nachgebaute und mit Repliken ausgestattete Grabkammer befindet sich unter diesem Bogen an der gleichen Stelle wie einst im richtigen Grab Die Repliken wurden mit eisenzeitlicher Technik hergestellt die originalen Funde befinden sich im Landesmuseum Wurttemberg in Stuttgart Zur Dauerausstellung gehort ausserdem das originale Skelett des Fursten sowie Dokumentationsfilme uber den Fund und die Ausgrabung Neben dem Museumsgebaude befindet sich ein kleines Freilichtmuseum mit Rekonstruktionen verschiedener keltischer Gebaude deren Uberreste an ebendieser Stelle gefunden worden waren Hier werden hallstattzeitliche Handwerkstechniken wie z B die Eisengewinnung mit einem Rennofen dargestellt und ein umfassender Uberblick uber die intensive eisenzeitliche Besiedlung der Region Ludwigsburg vermittelt in der uber 150 Fundstellen aus dieser Zeit entdeckt wurden Im Sommer findet im Freilichtmuseum regelmassig ein Programm rund um die Eisenzeit statt Es gibt eine vom Keltenmuseum veranstaltete Vortragsreihe die meist in Kooperation mit dem Forderverein Keltenmuseum Hochdorf Enz und der Gesellschaft fur Archaologie in Wurttemberg und Hohenzollern durchgefuhrt wird Im Museum werden im Wechsel Sonderausstellungen uber ahnliche Funde oder spezielle Themen wie z B Goldschmuck gezeigt Grabfunde Bearbeiten nbsp Rekonstruktion des Keltengrabs im Museum Vorn der Wagen mit Geschirr hinten die Totenliege Vor der Wand sind Trinkhorner aufgehangt Hinten rechts steht der grosse Bronzekessel nbsp Replik des Dolches aus dem FundDa das Grab vor der Ausgrabung nicht ausgeraubt worden war konnten hier besonders spektakulare Funde gemacht werden Personliche Ausstattung des TotenDer Tote selbst war reich ausgestattet und geschmuckt Er trug goldene Fibeln einen Goldarmreif einen Gurtel von dem noch das goldene Gurtelblech vorhanden ist sowie einen Prunkdolch und goldene Schuhbesatze Diese Beigaben wurden eigens fur die Bestattung angefertigt Zu Lebzeiten getragen wurde der breite Goldhalsreif mit umlaufenden Reihen aus Reiterfigurchen Zudem trug der Verstorbene einen kegelformigen Hut aus Birkenrinde Diese als Statussymbole zu betrachtenden Beigaben finden sich ebenfalls an der Statue des Kriegers von Hirschlanden Die weitere personliche Ausstattung des Toten besteht aus zwei bronzenen Gewandspangen welche die Grabtucher zusammenhielten einem fein gesagten Kamm einem Rasiermesser einem Nagelschneider aus Eisen drei Angelhaken und einem kleinen Eisenmesser Diese Beigaben befanden sich in einem Stofftaschchen mit bronzebeschlagenem Lederverschluss auf der Brust des Toten Die Ausstattung wurde durch funf Bernsteinperlen vervollstandigt Im Kopfbereich des Grabherrn lag ein bronzebeschlagener Kocher aus dem Wurzelholz der Schwarzpappel in dem sich 14 Pfeile befanden ausserdem ein Messer mit geschnitzter Holzscheide Das SkelettDie sterblichen Uberreste des Toten bestehen ausschliesslich aus Knochen es konnten weder Haare noch Gewebe gefunden werden 4 Beim Zusammensturz der Grabkammer wurde die Bronzesitzbank inklusive des darauf gebetteten Toten zusammengedruckt und das Skelett dadurch fragmentiert Besonders der Schadel wurde in Mitleidenschaft gezogen der rechte Unterarm befand sich bei der Ausgrabung sogar unter der Sitzflache Basierend auf dem Skelett konnte das Sterbealter auf ca 50 Jahre festgelegt werden Auch das biologische Geschlecht liess sich so bestimmen 5 Die bestimmte Korperhohe von 1 80 m ist auffallend gross fur die Zeit dies kann eventuell durch Akromegalie erklart werden 6 Der Keltenfurst hatte des Weiteren bereits arthritische Veranderungen an den Knochen sowie eine Stirnhohlenentzundung Seine Wirbelsaule zeigt Verschleisserscheinungen und seine Zahne sind stark abgenutzt was durch den Konsum von saurehaltigen Lebensmitteln wie Wein und Fruchten erklart werden kann Das originale Skelett befindet sich im Keltenmuseum Hochdorf Enz Die BronzesitzbankDer Tote wurde auf einer Bronzesitzbank zur letzten Ruhe gebettet Diese ist mit gepunzten Szenen verziert in der Mitte der Ruckenlehne befinden sich hierbei drei Schwertkampfpaare an den Seiten vierradrige Wagen Diese Motive sind allerdings fremd im Motivschatz der Hallstattkultur Die nachsten stilistischen Vergleiche zu diesen Motiven finden sich in der Situlenkunst Oberitaliens und dem Sudostalpenraum Dort werden meist festliche Gelage Wagenfahrten die Jagd oder Musik und Sportwettkampfe dargestellt Die Sitzbank ist 2 75 m lang und wird von acht weiblichen Figuren mit je einem Rad zwischen den Fussen getragen Gepolstert wurde die Sitzbank mit einer Bastunterlage und abwechselnd Dachsfellen Basttextilien Textilien aus Dachswolle Woll und Leinenstoffen Die Bronzesitzbank weist Abnutzungsspuren und eine altertumliche Bildebene auf was dafur spricht dass sie bereits als Altstuck ins Grab gelangte 1 nbsp Sitzbank aus Bronze Original im Landesmuseum WurttembergDer PrunkwagenEin Prunkwagen gehorte zur Zeit der Grablege zur typischen Beigabe der damaligen Elite Diese dienten nicht zum Transportieren von Lasten sondern wurden bei festlichen Prozessionen verwendet vielleicht auch fur den Transport des Toten zum Begrabnisplatz Bei dem Wagen des Grabherrn von Hochdorf handelt es sich um einen fast vollstandig erhaltenen vierradrigen Prunkwagen mit dazugehorigem Pferdegeschirr Die Rader die Deichsel und die Aussenseite sind fast vollstandig mit Eisenblech beschlagen die Verkleidung besteht hierbei aus uber 1300 Einzelteilen von denen die meisten mit Punzmustern verziert wurden Der Wagenkasten besteht aus Ulmen und Eschenholz und enthielt das Schirrzeug fur zwei Pferde bestehend aus einem Doppeljoch aus Ahornholz welches mit Bronzebandern und einander zugewandten Bronzepferdchen geschmuckt war und den mit Bronzeapplikationen verzierten Ledergurten Das Kopfgeschirr bestand aus dem Lederzaumzeug das mit Schmuckscheiben aus Bronze verziert war und den Trensen mit Mundstucken aus Eisen und Trensenknebeln aus Holz Ausserdem gehort ein holzerner Treibstachel mit Bronzegriff und Eisenspitze mit dem die Pferde angetrieben wurden dazu Das Trink und SpeiseserviceEbenfalls im Wagenkasten befand sich das Speiseservice Es besteht aus drei Bronzebecken mit seitlichen Griffen und punzenverzierten Randern sowie neun Tellern aus Bronze Es war also fur neun Personen gedacht Das Speiseservice ist eine einheimische Arbeit nach etruskisch italischen Vorbildern Es war worauf Abnutzungsspuren und Reparaturen hindeuten schon zu Lebzeiten des Grabherrn in Gebrauch Zum Speiseservice gehort noch ein mehrteiliges Schlacht und Opferbesteck Auch das Trinkservice war ausreichend fur neun Personen Dazu gehoren acht Trinkhorner die an der sudlichen Kammerwand mithilfe von zierlichen Bronzehenkeln und Wandhaken aufgehangt wurden Die Horner stammen von Auerochsen die Mundungen wurden mit Goldblechen verziert Uber dem Kopf des Toten befand sich das machtige neunte Trinkhorn aus Eisen welches fur den Verstorbenen selbst bestimmt war Es hat ein Fassungsvermogen von 5 5 l und ist am Ende mit kleinen Stierkopfen verziert Das Prunkstuck des Trinkservices stellt allerdings der grosse griechische Bronzekessel dar Er stand in der Nordwestecke der Grabkammer zu Fussen des Toten Der Kessel ist aus Altteilen zusammengesetzt und am Rand mit drei Lowenfiguren geschmuckt Zwei dieser Lowen wurden um 540 v Chr in einer griechischen Werkstatt hergestellt der dritte Lowe ist eine einheimische Produktion Er ist meisterhaft ausgefuhrt gegenuber den griechischen Lowen aber plastisch reduziert Der Bronzekessel hat ein Fassungsvermogen von 500 l und war bei der Grablege zu etwa drei Vierteln mit frisch angesetztem Met gefullt Im Kessel befand sich bei der Ausgrabung eine goldene Schopf und Trinkschale sowie ein Ruckstand von Met Das Speise und Trinkservice kennzeichnet den Herrn von Hochdorf als den Gastgeber eines Festgelages TextilfundeBedeutende Grabfunde sind auch die besonders gut erhaltenen Textilien die als Wandbehang Sitzauflage und als Prunktucher die um den Toten und den Bronzekessel gewickelt wurden dienten Dieses Ensemble ist einzigartig fur die Eisenzeit in Mitteleuropa Die meisten Textilien wurden aus Schafwolle gewebt verwendet wurden aber auch Hanf und Leinen Die Webarten reichen von der einfachen Leinenbindung bis hin zur aufwendigen Koperbindung Verziert wurden die Textilien mit kompliziert eingewebten Rauten und Mustern sowie grosstenteils mit brettchengewebten Borten Die meisten Textilien waren blau und gelb es gab aber auch wertvolle mit dem aus dem Mittelmeerraum importierten Farbstoff der Kermeslaus rot gefarbte Textilien Nebengraber und NachbestattungIm Grabhugel befanden sich zwei Nebengraber die wahrend der Aufschuttung des Hugels angelegt wurden sowie eine Nachbestattung am Rand des Hugels welche deutlich junger als das Zentralgrab ist Das erste Nebengrab befand sich sudwestlich vom Zentralgrab In ihm war ein Mann bestattet der als Beigaben Fibeln des gleichen Typs wie die im Hauptgrab erhalten hatte Das zweite Nebengrab befand sich unter dem Steinkreis des Hugels Es besteht aus einer mit Steinen umstellten Kammer in der ein Mann mit Bronzeschmuck bestattet wurde Ausserdem enthielt dieses Nebengrab ein Tongefass mit der Asche eines weiteren mannlichen Toten 1 Literatur BearbeitenJorg Biel Das fruhkeltische Furstengrab von Eberdingen Hochdorf Landkreis Ludwigsburg In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege 7 Jg 1978 Heft 4 S 168 175 doi 10 11588 nbdpfbw 1978 4 14500 abgerufen am 5 Dezember 2016 Jorg Biel Der Keltenfurst von Hochdorf 3 Aufl Theiss Stuttgart 1995 ISBN 3 8062 1172 8 Jorg Biel Die eisenzeitliche Siedlung in der Flur Reps und andere vorgeschichtliche Fundstellen von Eberdingen Hochdorf Kreis Ludwigsburg mit Beitragen von Carmen Adusumalli und Petra Edtbauer Landesamt fur Denkmalpflege im Regierungsprasidium Stuttgart Theiss Darmstadt 2015 ISBN 978 3 8062 3268 4 Thimo Jacob Brestel Einflussreich uber den Tod hinaus 40 Jahre Forschung uber das Furstengrab von Eberdingen Hochdorf In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 2 2019 S 112 116 Leif Hansen Hochdorf VIII Die Goldfunde und Trachtbeigaben des spathallstattzeitlichen Furstengrabes von Eberdingen Hochdorf Kr Ludwigsburg Forschungen und Berichte zur Vor und Fruhgeschichte in Baden Wurttemberg 118 Theiss Stuttgart 2010 ISBN 978 3 8062 2395 8 Thomas Hoppe Wahre Schatze Kelten Prunkgraber und Machtzentren des 7 bis 5 Jahrhunderts vor Christus in Wurttemberg Ausstellungskatalog des Landesmuseums Wurttemberg Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 3 Juni 2016 S 36 41 Erwin Keefer Jorg Biel Hochdorf X Das bronzene Sitzmobel aus dem Furstengrab von Eberdingen Hochdorf Kr Ludwigsburg Forschungen und Berichte zur Archaologie in Baden Wurttemberg 20 Verlag Dr Ludwig Reichert Wiesbaden 2021 Julia Katharina Koch Hochdorf VI Der Wagen und das Pferdegeschirr aus dem spathallstattzetilichen Furstengrab von Eberdingen Hochdorf Kr Ludwigsburg Forschungen und Berichte zur Vor und Fruhgeschichte in Baden Wurttemberg 89 Stuttgart 2006 Antje Theel Die Rekonstruktion von Sozialstrukturen am Beispiel des so genannten Furstengrabes von Hochdorf Universitat Leipzig Leipzig 2006 PDF 221 kB abgerufen am 5 Dezember 2016 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Keltenmuseum Hochdorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Keltenmuseum HochdorfEinzelnachweise Bearbeiten a b c Thomas Hoppe Wahre Schatze Kelten Prunkgraber und Machtzentren des 7 bis 5 Jahrhunderts vor Christus in Wurttemberg Jan Thorbecke Verlag Ulm 2016 ISBN 978 3 7995 1141 4 S 36 41 Laut Auskunft von Dr Simone Stork vom Keltenmuseum Keltenmuseum Hochdorf Enz Das Keltenmuseum Abgerufen am 11 Dezember 2020 Jorg Biel Der Keltenfurst von Hochdorf 2 Auflage Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1985 ISBN 3 8062 0425 X S 52 Alfred Czarnetzki Der Keltenfurst von Hochdorf Rekonstruktion eines Lebensbildes In Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg Hrsg Der Keltenfurst von Hochdorf methoden und Ergebnisse der Landesarchaologie Katalog zur Ausstellung Stuttgart Kunstgebaude vom 14 August bis 13 Oktober 1985 Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1985 ISBN 3 8062 0441 1 S 43 45 Joachim Wahl Die menschlichen Skelettreste aus dem hallstattzeitlichen Furstengrabhugel von Eberdingen Hochdorf In Jorg Biel Erwin Keefer Hrsg Das bronzene Sitzmobel aus dem Furstengrab von Eberdingen Hochdorf Kr Ludwigsburg Forschungen und Berichte zur Archaologie in Baden Wurttemberg Band 20 Hochdorf 10 Dr Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden 2021 ISBN 978 3 7520 0026 9 S 194 48 88919 9 00345 Koordinaten 48 53 21 1 N 9 0 12 4 O Normdaten Korperschaft GND 5065443 3 lobid OGND AKS LCCN n2001007679 VIAF 122706807 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Keltenmuseum Hochdorf amp oldid 234078113