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Das Brettchenweben auch Plattchenweben ist eine Webtechnik zur Herstellung textiler Bander und Gewebeabschlusskanten mittels Verbindung zweier Fadensysteme Beim Brettchenweben lauft das Kettfadensystem durch eine Anzahl Webbrettchen von drei bis achteckiger Form aus Holz oder Karton in fruheren Zeiten auch aus Horn oder Pergament 1 2 mit einer unterschiedlichen Anzahl von Lochern Die Bildung des Webfaches erfolgt durch seitliches Verdrehen der Webbrettchen Ein in das Webfach eingebrachter Schussfaden verbindet das Kettfadensystem zu einem Gewebe Fruhmittelalterliches Webbrettchen Augsburg Inneres Pfaffengasschen Brettchengewebte Webkanten an Tuchstucken der Hose der Moorleiche von Damendorf Inhaltsverzeichnis 1 Webtechnik 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseWebtechnik nbsp Musterband 12 Brettchen Lange etwa 1 20 m nbsp Schematische Darstellung eines WebbrettchensJe nach verwendeter Webtechnik werden in alle oder nur einige der Locher der Brettchen Kettfaden gezogen Die Anzahl der Brettchen nebeneinander und die Starke der verwendeten Kettfaden bestimmen die Breite des entstehenden Gewebes Alle Kettfaden mussen eine gleichmassige Spannung haben Die Flachen der Brettchen stehen parallel zur Kette Dreht man die Brettchen in dieser Stellung in eine der beiden moglichen Richtungen so werden die Faden jedes Brettchens fur sich zu einer Schnur verzwirnt 3 Dabei offnen sich bei vierlochrigen Brettchen nach jeder Drehung um 90 ein neues Webfach bei einer vollstandigen Drehung der Brettchen um 360 nacheinander vier Facher bei denen jeweils ein anderer Kettfaden so an der Oberflache liegt dass er im entstehenden Gewebe sichtbar ist Das zusammenhangende Gewebe entsteht indem in das sich offnende Webfach nun ein Schussfaden eingezogen und angeschlagen wird Dieser halt die Verschnurung der Kettfaden zusammen und ist im Normalfall im fertigen Gewebe nicht zu sehen Ausnahmen bilden die sogenannte Missed Hole Technik bei der durch Locher in der Oberflache des Gewebes der Schussfaden sichtbar wird und das Stippengewebe bei dem der Schussfaden als punktformiges Gebilde im Gewebe sichtbar wird Bei diesen Techniken werden jeweils nur zwei oder drei Locher der Brettchen mit Kettfaden bezogen Da sich beim Drehen der Brettchen ebenfalls der Kettvorrat entgegengesetzt zur beabsichtigten Drehrichtung der Brettchen verdreht muss die Drehrichtung der Brettchen in regelmassigen Abstanden gewechselt oder die Strange einzeln entdrillt werden Dabei entsteht je nach der Anordnung der eingezogenen farbigen Kettfaden ein wiederkehrendes Muster Man spricht hierbei auch von der Schnurbindungstechnik Andere Techniken sind das sogenannte zweifarbige Weben Doubleface bei dem das Muster mit lediglich zwei Farben gewebt wird Charakteristisch hierbei ist dass auf der Unterseite des Gewebes das Muster in den Farben genau komplementar zur Oberseite entsteht Eine weitere Technik wird Koper genannt weil die bei dieser Webtechnik entstehenden diagonalen Linien auf der Oberseite des Gewebes der Korperstruktur normaler Gewebe ahneln Bei der Broschiertechnik lassen sich durch einen oder mehrere zusatzliche Schussfaden weitere Muster erzeugen GeschichteDer Ursprung des Brettchenwebens ist nicht geklart Es wurde ein elfenbeinernes Brettchen aus Susa aus dem 3 Jahrtausend v Chr entdeckt Aus Europa liegt als altester Fund ein einzelnes quadratisches Vierlochbrettchen aus der Spatbronzezeit vor welches bei Gottingen gefunden wurde Allerdings konnen Einzelfunde dieser Art nicht als Belege fur die Technik des Brettchenwebens gelten da sie auch zur Herstellung einfacher Schnure benutzt wurden Mit Sicherheit existierte die Brettchenweberei in China schon in der Shang Zeit 16 11 Jahrhundert v Chr 4 Das alteste europaische Brettchengewebe stammt aus einem Grab der villanovazeitlichen Nekropole Sasso di Fubara in Italien aus dem 8 Jahrhundert v Chr Die Funde aus dem Grab des Keltenfursten von Hochdorf sind die altesten deutschen Funde Sie werden auf die Mitte des 6 Jahrhunderts v Chr datiert In Russland China Indien Japan 1 sowie den Arabischen Landern hat sich die Handwerkstechnik des Brettchenwebens ungebrochen bis in die Gegenwart erhalten Auch in Finnland Norwegen und Island ist sie als echte Volkskunst zu finden 1 LiteraturElisabeth Holzklau Brettchenweberei Tips und Tricks fur den Anfang Frech Stuttgart 1977 ISBN 3 7724 0264 X Marga Joliet van den Berg Heribert Joliet van den Berg Brettchenweben Haupt Bern Stuttgart 1975 ISBN 3 258 02388 3 Marga Joliet van den Berg Heribert Joliet van den Berg Mit Brettchen gewebt In Brunnen Reihe Band 116 Christophorus Freiburg 1976 ISBN 3 419 52416 1 Charlotte Lenz Brettchenweben Maier Ravensburg 1976 ISBN 3 473 42319 X Karl Schlabow Die Kunst des Brettchenwebens In Veroffentlichungen des Fordervereins Textilmuseum Neumunster e V Nr 1 Wachholtz Neumunster 1957 ISBN 3 529 01701 9 Otfried Staudigel Der Zauber des Brettchenwebens Bildmuster aus dem Orient und 25 Muster in Schnurtechnik Tablet weaving magic Staudigel Krefeld 2000 ISBN 3 8311 1313 0 Peter Collingwood The Techniques of Tablet Weaving Random House New Zealand 2002 ISBN 1 56659 055 8 englisch Heidi Stolte Technik des Brettchenwebens In Experimentelle Archaologie in Deutschland Archaologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland Beiheft Nr 4 Oldenburg 1990 ISBN 3 920557 88 3 S 434 437 Claudia Wollny Tablets at Work ISBN 978 3 00 057567 9 Grundlagen diverser Techniken roslein und wecklein ISBN 978 3 00 060775 2 Thema Broschieren Der Lilienhain ISBN 978 3 00 051033 5 Die fabelhafte Welt Arlon ISBN 978 3 00 047682 2Weblinks nbsp Commons Brettchenweben Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Rekonstruktion eines spatmittelalterlichen Brettchenwebstuhls Tablet Weaving by Lise Raeder Knudsen Forschungsergebnisse und Rekonstruktionen zu eisenzeitlichen und mittelalterlichen Brettchengeweben englisch Einzelnachweise a b c Ruth Zechlin Werkbuch fur Madchen Otto Maier Verlag Ravensburg 1972 ISBN 3 473 42315 7 S 132 Annemarie Seiler Baldinger Systematik der Textilen Techniken Ethnologisches Seminar der Universitat und Museum fur Volkerkunde Basel Basel 1991 ISBN 3 85977 185 X S 82 Heidi Stolte Technik des Brettchenwebens In Experimentelle Archaologie in Deutschland Archaologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland Beiheft Nr 4 Oldenburg 1990 ISBN 3 920557 88 3 S 434 437 Stefan Mecheels Herbert Vogler Josef Kurz Kultur amp Industriegeschichte der Textilien Wachter GmbH Bonnigheim 2009 ISBN 978 3 9812485 3 1 S 110 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Brettchenweben amp oldid 238401058