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Dieser Artikel behandelt ein Verfahren zur Textilherstellung Fur weitere Bedeutungen siehe Weben Begriffsklarung Weberei ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zum Kulturzentrum in Gutersloh siehe Die Weberei Gutersloh Das Weben die Weberei oder Webekunst ist eine der altesten Techniken der Herstellung textiler Flachengebilde bei dem mindestens zwei Fadensysteme die Kette Kettfaden und der Schuss Schussfaden rechtwinklig verkreuzt werden Die vorgespannten Kettfaden bilden den Trager in den nacheinander die Schussfaden von einer Webkante zur anderen durch die gesamte Webbreite eingezogen werden Das Erzeugnis wird in der Fachsprache als Gewebe bezeichnet ein Begriff der sowohl Tuche umgangssprachlich Stoff als auch andere Produkte umfasst wie beispielsweise gewebte Teppiche oder Tapeten Einfachste Gewebeart in LeinwandbindungSchemazeichnung der Konstruktion durch Kettfaden 1 und Schussfaden 2 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 3 Werkzeuge 4 Weben heute 5 Museen Bildung und Kultur 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDie Technik des Webens differenziert sich von jener des Flechtens insofern als die Faden sich bei letzterer nicht rechtwinklig sondern diagonal kreuzen Verwandt aber nicht identisch mit der Weberei ist auch die Bildwirkerei bei der die Schussfaden jedoch nicht durch die gesamte Webbreite eingearbeitet sondern nur bis zum Rand einer vorgegebenen Farbflache hin und zuruckgewirkt werden Die fur die Gewebeherstellung erforderliche Vorrichtung ist der Webstuhl Der ursprungliche Handwebstuhl wurde im Laufe der Jahrtausende verbessert ab dem 18 Jahrhundert zunehmend automatisiert und schliesslich im Zuge der Industrierevolution durch die Webmaschine ersetzt Der uberaus grosste Teil der weltweiten Produktion wird heute maschinell gefertigt Geschichte Bearbeiten nbsp Weben im Alten Agypten nbsp Weben im Europa des 15 JahrhundertsDas Weben gehort nach Holz und Steinbearbeitung zu den altesten Handwerken der Menschheit und gilt bereits seit 32 000 Jahren als nachgewiesen erheblich langer als die Topferei 1 2 In den Grabkammern des agyptischen Altertums sind Gewebereste von Gewandern nachgewiesen worden Gewichtswebstuhle waren spatestens seit dem Neolithikum bekannt Bei diesen wurden die Kettfaden mit einem Webgewicht an einem horizontalen Balken befestigt und hangen gelassen Einige Forscher nehmen an dass bereits im Jungpalaolithikum gewebt wurde wie Tonabdrucke aus dem mahrischen Pavlov belegen sollen Aus den Feuchtbodensiedlungen der Schweiz ist eine Reihe neolithischer Textilien uberliefert die entweder aus Flachs oder aus Wolle bestehen Daneben wurde auch Rindenbast von Linde Ulme und Eiche verwendet Gewichtswebstuhle wurden bis ins Mittelalter verwendet Das Webmaterial der Bronzezeit ist vor allem durch die Funde aus danischen Baumsargen bekannt In Egtved findet sich unter anderem der erste bekannte Minirock der Geschichte Gewobene Textilien und Teppiche verhalfen den handelstreibenden Assyrern Babyloniern und spater den Phoniziern zu ihrem Reichtum Sie konnten ihren technischen Vorsprung in der Textilindustrie in Kleinasien Persien und Arabien bis ins 13 Jahrhundert hinein behaupten Auch die Griechen kannten das Weben Bei Homer scheinen Weben Spinnen und die Herstellung von Kleidungsstucken die Hauptbeschaftigung der Frauen gewesen zu sein Nach anderen Uberlieferungen konkurrierte im kunstlerischen Bereich die Bildweberei ernsthaft mit der Malerei Vasenbilder der schwarzfigurigen Zeit belegen auch hier den Gebrauch des Gewichtswebstuhls Aus der romischen Kaiserzeit sind Gewebe aus anderen Materialien als Wolle bekannt agyptisches und spanisches Leinen und chinesische Seide Die Germanen verwendeten sowohl Woll als auch Leinengarne Sie woben komplizierte Muster wie zum Beispiel der beruhmte Thorsberg Mantel belegt Im fruhen Mittelalter und in der romanischen Kunstperiode beherrschte die orientalische Webkunst den Weltmarkt Sassanidische sarazenische und byzantinische Seiden und Wollengewebe waren mit reichen Ornamenten verziert und gearbeitet Aus ihnen wurden Prunkgewander fur Kaiser Fursten Ritter und den Klerus hergestellt Ebenfalls uber Byzanz kam die Seide nach Europa Auch in Europa begann die Weberei als Industriezweig aufzubluhen In Augsburg gab es Mitte des 15 Jahrhunderts eine Weberzunft mit uber 700 Mitgliedern Vielerorts so etwa im Muhlviertel wurden in den Gemeinden mit einem hohen Anteil von Webern oftmals die Halfte der Bevolkerung eigene Webermarkte abgehalten Eines der wichtigsten Zentren der traditionellen Leinenweberei in Wurttemberg war Laichingen als auch Bielefeld war als Leinenstadt bekannt Vielerorts in Deutschland entstanden dann uber Jahrhunderte hinweg sogenannte Hauswebereien die eine zusatzliche kargliche Erwerbsquelle in Heimarbeit ermoglichten Das Verlagssystem und Faktoreien waren Partner der Hausweber Sie gaben die Auftrage und verkauften den Webern das Garn und kauften die fertige Ware zuruck Mit der industriellen Weberei verschwanden die Hauswebereien Werkzeuge Bearbeiten Hauptartikel Webstuhl nbsp Schemazeichnung eines FlachwebstuhlsJahrtausendelang wurden weltweit Varianten des einfachen Webstuhls mit vertikaler Kette Hochwebstuhl verwendet Erst durch die Erfindung des Webstuhls mit horizontaler Kette Flachwebstuhl im hohen Mittelalter fand eine Veranderung der Produktionstechnik statt Einer der Vorlaufer des mechanischen Webstuhls war die um 1600 entwickelte in der Bandweberei gebrauchliche sogenannte Bandmuhle Durch sie war es moglich zwanzig oder mehr Bander gleichzeitig auf einem Webstuhl zu weben Erst im 18 Jahrhundert wurde der Webstuhl wesentlich weiterentwickelt So wurde zu dieser Zeit von John Kay der so genannte Schnellschutzen zur automatischen Bewegung des Schutzen erfunden Der erste mechanische Webstuhl wurde 1784 vom Geistlichen Edmond Cartwright erbaut Eine weitere revolutionare Neuerung wurde durch den Lyoner Seidenweber J M Jacquard eingefuhrt Bei seinem 1805 erbauten Webstuhl konnen die Kettfaden mit Hilfe von Lochkarten gezielt einzeln gehoben und gesenkt werden wodurch es moglich wurde grossflachig gemusterte Stoffe zu weben Hierdurch wurde eine unbegrenzte Musterungsvielfalt gegenuber der begrenzten Bindungsmuster in der Schaftweberei moglich Die mechanischen Webstuhle wurden uber Transmissionen durch Dampfmaschinen und mitunter auch durch Wasserrader angetrieben Der erste elektrische Antrieb fur einen mechanischen Webstuhl wurde 1879 von W von Siemens auf der Berliner Gewerbeausstellung vorgestellt nbsp Putzeisen Fur das Ausbessern das sogenannte Putzen von gelegentlich entstehenden Webfehlern werden kleine Werkzeuge wie die Putznadel Putzschere und Putzeisen eingesetzt Von diesen eignet sich das Putzeisen Standardgrosse 13 cm mit seiner scharfen Schneide besonders zum Abknipsen dunner Faden und mit der anderen Seite zum Durchstecken eingewebter Knoten auf die Ruckseite des Gewebes Weben heute BearbeitenDas Handweben wird im 21 Jahrhundert meist als Kunsthandwerk betrieben aber findet auch Anwendung in der Ergotherapie sowohl an Tischwebrahmen als auch an Webstuhlen Museen Bildung und Kultur BearbeitenFast jedes Textilmuseum zeigt einen oder mehrere Webstuhle Auch in vielen Heimatmuseen Industriemuseen und Bildungseinrichtungen befinden sich alte Webstuhle Manche Museen sind auf bestimmte Webprodukte spezialisiert So zeigt das Textilmuseum Mindelheim eine der grossten offentlich zuganglichen Sammlungen von Paramenten und anderen kirchlichen Textilien das Haus der Seidenkultur in Krefeld prasentiert das Thema Seidenweberei Im Kloster Zinna befindet sich die Manufaktur der Weberkolonie source source source source source source source source source source Reaktivierter Grossenhainer Webstuhl Baujahr 1939 in der ehemaligen Tuchfabrik Muller LVR Industriemuseum Euskirchen Im Staatlichen Textil und Industriemuseum Augsburg tim erleben Besucher voll funktionstuchtige Webmaschinen Historische Modelle ab den 1880er Jahren produzieren neben modernen High Tech Maschinen von heute In Bocholt bei Munster NRW zeigt das Textilmuseum Bocholt eine Vielzahl von Webstuhlen In der Tuchfabrik Muller LVR Industriemuseum in Euskirchen werden u a vier schwere Webstuhle von den Firmen Schonherr Chemnitz und Grossenhainer Webstuhl und Maschinenfabrik AG beides Sachsen fur Wollgewebe in Betrieb vorgefuhrt im Heimatmuseum Greiz Thuringen befindet sich eine Textilschauwerkstatt in der die Geschichte der Kammgarnweberei in Greiz und Umgebung dokumentiert und an Maschinen vorgefuhrt wird 3 In Haslach an der Muhl im Muhlviertel Oberosterreich gibt es ein Webereimuseum eine Textilfachschule sowie den Kulturverein Textile Kultur Haslach der neben einem Textilsymposium und Webkursen alljahrlich einen Webermarkt veranstaltet Hinsbeck NRW Textilmuseum Die ScheuneDas Textilmuseum der Brennet AG in Wehr Brennet zeigt neben einer sehenswerten Ausstellung im Bereich der Weberei viele Impressionen uber die Textilbranche in Deutschland im 20 Jahrhundert das Maschenmuseum stellt die Geschichte der Maschenindustrie im Raum Albstadt etwa auf halbem Weg zwischen Stuttgart und dem Bodensee von 1750 bis heute dar Es ist in einem ehemaligen Gebaude der Textilmaschinenfabrik Mayer amp Cie also in einem Industriedenkmal 4 In Neumunster ist das Tuch Technik Textilmuseum Im Deutschen Damast und Frottiermuseum in Grossschonau wird die Tradition und Geschichte der Damast und Frottierwarenweberei in der Lausitz an Maschinen und Geraten dokumentiert 5 Im Brandenburgischen Textilmuseum Forst Lausitz wird im Gebaude einer ehemaligen Textilfabrik die Tuchherstellung gezeigt die in einer Schauwerkstatt an funktionierenden historischen Maschinen die Tuchherstellung live erleben lasst 6 Das Sachsische Industriemuseum Chemnitz zeigt in Crimmitschau in der ehemaligen Tuchweberei Pfau den Weg von der gewaschenen Rohwolle bis zum fertigen Tuch an original erhaltenen Maschinen live vorgefuhrt In Chemnitz werden im Museum unter anderem ebenfalls Textilmaschinen gezeigt ausserdem eine noch mit Dampf funktionierende Dampfmaschine 7 In der Leinenweberstadt Laichingen auf der Schwabischen Alb befindet sich ein Heimat und Webereimuseum mit Informationen zum Flachsanbau und zur Flachsverarbeitung zum Weben mit dem Handwebstuhl sowie Muster alter Handwerkskunst aus der Tradition der Laichinger Bettwascheherstellung In Schwielowsee Geltow bei Berlin ist die Handweberei Henni Jaensch Zeymer Die seit 1927 existierende Werkstatt ist Produktionsstatte und Museum zugleich An 200 bis 300 Jahre alten Handwebstuhlen kann man den gesamten Herstellungsprozess beobachten siehe Aktives Handweberei Museum Henni Jaensch Zeymer Schweiz Textilmuseum St Gallen In Wegscheid Niederbayern uberlebte als letzter der Handwerksbetrieb F X Moser Im Jahr 2023 arbeiten funf Weberinnen in dem Familienbetrieb an vierzehn Webstuhlen der alteste 160 Jahre alt Besucher konnen das Weben des Stoffes fur die Passauer Goldhaube sehen 8 Siehe auch BearbeitenBandchenweben Brettchenweben Flechten Gewirke Liste von Textilmuseen Muster Textil dessen kleinste abgeschlossene Einheit ist der Rapport Textil Weber Weberaufstand WeberschiffchenLiteratur BearbeitenOlga Soffer Palaeolithic perishables made permanent Antiquity 74 2000 812 821Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Weben Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Weben am Gewichtswebstuhl Landschaftsmuseum Obermain Weben und Spinnen als hallstattzeitliche UrnendarstellungEinzelnachweise Bearbeiten Olga Soffer Recovering perishable technologies through use wear on tools Preliminary evidence for Upper Paleolithic weaving and net making In Current Anthropology Band 45 Nr 3 Juni 2004 S 407 413 Bruce Bower Stone Age twining unraveled New finds suggest that people used plant fibers for sewing and other purposes in western Asia by 32 000 years ago In Science Band 11 September 2009 www thueringen tourismus de Albstadt Maschenmuseum Deutsches Damast und Frottiermuseum Grossschonau Schauwerkstatt Brandenburgisches Textilmuseum Forst Sachsisches Industriemuseum Chemnitz Friedemann Fegert Spinnen und Weben das ist ihr Leben Eine Kulturgeschichte vom Flachs zum Leinen edition Lichtland Freyung 2023 ISBN 978 3 947171 46 0 Normdaten Sachbegriff GND 4064881 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Weben amp oldid 236347599