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Bandweberei ist ein Fabrikationszweig der Textilindustrie in dem mit Hilfe von Bandwebmaschinen glatte und gemusterte Schmalgewebe aller Art als Bander und Gurte mit beidseitig festen Webkanten in Breiten von 5 bis 400 mm hergestellt werden Bandweberin an einer NadelwebmaschineIn der Bandweberei unterscheidet man wie in der Breitweberei zwischen Webmaschinen mit Schaften siehe Webmaschine Aufbau und Funktionsweise einer einfachen Webmaschine und solchen mit Jacquard Vorrichtungen zum Heben und Senken der Kettfaden Mit den ersteren werden einfachere Bindungen wie Leinwandbindung Koperbindung oder Atlasbindung erzeugt mit der jacquardgesteuerten Einzelfadenbewegung komplizierte Musterungen 1 2 Fur Hohl Doppel und Mehrfachgewebe oder fur gummielastische Bander werden besondere Bindungen angewendet die Spezialeinrichtungen erfordern 3 4 Beim Schussfadeneintrag haben die Nadelbandwebmaschinen fast ganzlich die Schutzenbandwebmaschinen abgelost Textile Bander werden fur unterschiedliche technische Zwecke eingesetzt in der Bekleidungsindustrie gebraucht bei Etiketten fur Pflegehinweise oder zur Markenkennzeichnung verwendet sowie als Zier in vielfaltiger Weise genutzt In manchen Regionen wird noch der Ausdruck Bandwirkerei synonym zu Bandweberei verwendet Das Herstellen oder Wirken von Bandern war fruher eine handwerkliche Aufgabe von spezialisierten Webern 5 6 Heute werden maschinell erzeugte textile Stoffe nach den Fadensystemen unterschieden in Webwaren und Maschenwaren letztere nach ihrer Maschenbildung in Strickware und Kulierwirkware sowie Kettenwirkware Dem steht die manuelle Bildwirkerei als Kunsthandwerk gegenuber Die Arbeit der Bandwirker im Bergischen Land 1975 source source source source source source Herrichten des Webstuhls source source source source source source und das Weben Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bandwebmaschinen 2 1 Nadelwebmaschinen 2 2 Schutzenbandwebmaschinen 2 3 Breite Webmaschinen 3 Siehe auch 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Bandwebstuhl mit Loch Schlitz Blatt Bandwebkamm im Textilen Zentrum Haslach nbsp Bandwebkamme mit Schlitzen und Lochern nbsp modernes Hand Bandwebgerat mit SchnurhalblitzenFur das Bandweben alternativ zum Brettchenweben wurde bereits um 3000 bis 2000 v Chr ein Bandwirkrahmen mit zwei Walzenpaaren Kett und Warenbaum und Spannvorrichtungen der Kettfaden zwischen denen der Schussfaden von Hand oder mittels Nadel eingetragen und mit einem Kamm angeschlagen wurde benutzt Aus diesem Wirkrahmen wurde spater der Posamentierstuhl mit kleinen Schaften Tritten Webriet und Wurfschutzen entwickelt 7 Nachweise einer umfangreichen Bandweberei in Deutschland gibt es bereits aus dem 13 Jahrhundert aus Krefeld Zum selbstandigen Gewerbe wurde sie aber erst am Anfang des 17 Jahrhunderts Traditionell ansassig war sie vor allem auch im Wuppertaler Stadtteil Ronsdorf im Remscheider Stadtteil Luttringhausen und im ubrigen Bergischen Land wo man in der Regel von Bandwirkerei sprach sowie in Sachsen wo in der Westlausitz mit den Hauptorten Grossrohrsdorf Pulsnitz Ohorn und Oberlichtenau uber 300 Jahre lang bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts die Erlose aus der Band und Gurtweberei fur nahezu 70 der erwerbsfahigen Bevolkerung die Haupteinnahmequelle waren 8 Als die Industrialisierung einsetzte erzeugten Bandweber meist in Heimarbeit Bander aus Leinen Baumwolle Seide und anderen Materialien auf einfachen eingangigen Handwebstuhlen In 16 Stunden stellte ein Hausbandweber der seine Werkstatt oft in einem Shed genannten Anbau des Hauses oder auf dem Dachboden hatte etwa 15 Meter Band her In der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts konnten auf den weiter verbesserten Bandwebstuhlen Bandmuhlen genannt gleichzeitig mehrere Bander und so taglich 400 bis 600 m Band gewebt werden Das 19 Jahrhundert brachte einen starken Anstieg der Bandweberei beispielsweise wurden 1754 in Basel 1225 Bandstuhle gezahlt 1860 waren es dort schon 7250 9 Auch zur Zeit der Bandmuhlen hat das hausliche Bandweben weiter bestanden Gewebt wurde auf Bandwebkammen die reich verziert aus Holz geschnitzt waren und haufig als Brautgeschenk ubergeben wurden Aus Hinterpommern stammt der jungste datierte Bandwebkamm 1892 Jamund das jungste museal verwahrte Band entstand 1912 Museum Europaischer Kulturen Berlin Noch 1935 wurde in Jamund eine altere Dame beim Weben von Schurzenbandern fotografiert Heute werden Bander auf automatisch laufenden Bandwebmaschinen fabriziert auf denen bis zu 80 Bander nebeneinander gewebt werden konnen Bandwebmaschinen BearbeitenNachdem in den 1950er Jahren die ersten Bandwebmaschinen bei denen der Schussfaden mit einer Nadel in das Webfach eingetragen wurde auf dem Markt erschienen loste die Nadeltechnik zwischen 1960 und 1980 wegen der enormen Produktionssteigerung die Schiffchen Bandwebtechnik Schutzen Bandwebtechnik nahezu komplett ab Sie wird nur noch aus bindungstechnischen Grunden fur wenige Artikel eingesetzt 10 Nadelwebmaschinen Bearbeiten Herkommliche Nadelwebmaschinen fur verschiedene Zwecke sind zur Herstellung von bis zu 40 cm breiten Bandern ausgelegt 11 Die Maschinen werden je nach Breite des gewebten Bandes mit 2 bis etwa 14 Webbahnen gebaut Die Kettfaden werden entweder vom gescharten Kettbaum oder vom Spulengatter den einzelnen Webbahnen zugefuhrt Der Schusseintrag erfolgt von einer Seite des Webfaches mit Hilfe einer Lochnadel und mit einer Geschwindigkeit bis zu 1500 Schuss min Wirknadeln an beiden Seiten der Webbahn bilden Maschen die sie miteinander oder mit einem zusatzlichen Schussfaden verbinden und somit die Gewebekanten verfestigen So entsteht eine echte also keine abgeschnittene Webkante Die Maschinen konnen mit einer Jacquardeinrichtung fur komplexe Muster mit bis zu mehreren Dutzend Farben oder fur Bander mit wechselnder Breite mit zwei Websystemen hintereinander ausgestattet sein Spezialmaschinen werden zur Fertigung elastischer Bander Sicherheitsgurten von Gardinenband Saumband und anderen verwendet Schutzenbandwebmaschinen Bearbeiten nbsp Lochkartengesteuerte Schutzen Bandwebmaschine mit 4 Schusssystemen ubereinander die bis etwa 1995 eingesetzt wurde im Bocholter Textilmuseum mit Etikett fur SarottiDieser Maschinentyp ermoglicht die effiziente Herstellung von besonders dichten Geweben oder auch fur Schlauche mit rohrenformigen Verzweigungen wie sie fur Blutfilter oder Benzinfilter benotigt werden Schutzenwebstuhle konnen zurzeit maximal 300 Schuss min bei einer max Bandbreite von 85 mm arbeiten Die Kanten von flachen Bandern mussen in der Regel mit einer speziellen Gewebebindung verfestigt werden Hohlbindung Im Gegensatz von Breitwebstuhlen verlassen die Schutzen auch Schiffchen bezeichnet nie die Fuhrung das bedeutet dass sie immer entweder rechts oder links vom Band gefuhrt werden 12 13 Fur spezielle Bindungen konnen bis zu vier Schutzen ubereinander angeordnet sein die dann von der Steuerung der Kette abhangig mehrere Bander mit Einfachgewebe ubereinander oder auch Verbundgewebe wie beispielsweise Gardinenbander die einen Y formigen Querschnitt haben oder auch Knopflochbander wo ein oberes und ein unteres Band jeweils nur an bestimmten Stellen miteinander verbunden ist Breite Webmaschinen Bearbeiten Greifer oder Luftdusenwebmaschinen verwendet man beispielsweise fur die Herstellung von Etiketten Diese fertigen zuerst eine breite Gewebebahn Das fertige Gewebe wird anschliessend an der Webmaschine mit einer mechanischen oder thermischen Schneidvorrichtung zu Bandern mit einer Breite ab 6 mm geschnitten Siehe auch BearbeitenBandwirkermuseumEinzelnachweise Bearbeiten Paul August Koch Gunther Satlow Grosses Textil Lexikon Fachlexikon fur das gesamte Textilwesen Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1965 Bd A K S 110 Alois Kiessling Max Matthes Textil Fachworterbuch Fachverlag Schiele amp Schon Berlin 1993 ISBN 3 7949 0546 6 S 30 Autorenkollektiv Gewebetechnik Fachbuchverlag Leipzig 1975 S 420 Hans Walter Kipp Bandwebtechnik Verlag Sauerlander Aarau Frankfurt Salzburg 1988 ISBN 3 87529 023 2 S 180ff Auf den Spuren der Bandwirker abgerufen am 2 November 2018 Walther v Hahn Die Fachsprache der Textilindustrie im 17 und 18 Jahrhundert VDI Verlag Dusseldorf 1971 S 235 Paul August Koch Gunther Satlow Grosses Textil Lexikon Fachlexikon fur das gesamte Textilwesen Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1965 Bd A K S 114 Frank Nurnberger Geschichte der Oberlausitzer Textilindustrie Oberlausitzer Verlag Frank Nurnberger Spitzkunnersdorf 2007 ISBN 978 3 933827 70 8 S 120 Anton Lubke Weltmacht Textil Eine Wirtschaftsbiographie des Kleides Veria Verlag Dr Walter Schmid Stuttgart 1953 S 403 Eich Essig Nadel Bandwebtechnik Jakob Muller Institute of Narrow Fabrics Frick 2005 ISBN 3 906491 08 0 S 8 Bernhard Engesser Nadelbandwebmaschine EP 3 269 855 S 2 Hans Walter Kipp Bandwebtechnik Verlag Sauerlander Aarau Frankfurt Salzburg 1988 ISBN 3 87529 023 2 S 20 Heinz Hollstein Hanskarl Hahn Rolf Meixner Fertigungstechnik Weberei Band 2 Mechanismen zur Gewebebildung Fachbuchverlag Leipzig 1980 S 283 284 Literatur BearbeitenAlois Kiessling Max Matthes Textil Fachworterbuch 5 Auflage Schiele amp Schon Berlin 1993 ISBN 3 7949 0546 6 Heinz Hennig Christa Aipperspach Johann Bauer Gewebetechnik 2 Auflage Friedr Vieweg Sohn Wiesbaden 1983 ISBN 978 3 528 04114 4 Sabine Schachtner Markische Hausbandweber Arbeit und berufsbezogene Einstellung selbstandiger Lohnarbeiter 1986 Volltext als PDF Herbert Vogler Aus der Geschichte der Bandweberei In Band und Flechtindustrie Jahrg 39 2002 S 62 65 Industrie und Bandmuseum Grossrohrsdorf e V und Technisches Museum der Bandweberei Grossrohrsdorf Hrsg Grossrohrsdorf und die Bandweberei Eine Reminiszenz 2 Auflage 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bandwebstuhle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Bandweben Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienNormdaten Sachbegriff GND 4143999 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bandweberei amp oldid 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