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Der Mann von Damendorf auch Damendorf 1900 ist eine Moorleiche aus der Romischen Kaiserzeit die im Jahr 1900 beim Torfstechen im Seemoor bei Damendorf im Schleswig Holsteinischen Kreis Rendsburg Eckernforde gefunden wurde Die Kleidung sowie die Hauthulle des Mannes sind hervorragend erhalten und befinden sich in der Dauerausstellung des Archaologischen Landesmuseums Schloss Gottorf in Schleswig Mann von Damendorf Inhaltsverzeichnis 1 Fundort 1 1 Weitere Funde 2 Fund 3 Konservierung 4 Befunde 5 Kleidung 5 1 Mantel 5 2 Hose 5 3 Wickelbinden 5 4 Gurtel 5 5 Schuhe 6 Literatur 7 EinzelnachweiseFundort BearbeitenDas Seemoor hat eine Flache von 23 ha liegt etwa 200 Meter ostlich der Gemeinde Damendorf und etwa 1500 Meter nordwestlich von Gross Wittensee in der Landschaft Huttener Berge In dem Moor wurde in der Vergangenheit Torf als Brennstoff abgebaut Heute ist es ein Feuchtgebiet mit weitgehend naturbelassenen Flachen das als Naturerlebnisraum ausgewiesen und mit einem etwa 2 5 Kilometer 1 langen Rundwanderweg erschlossen ist 2 3 Weitere Funde Bearbeiten Im nahe gelegenen Ruchmoor bei Damendorf wurden insgesamt drei menschliche Leichen gefunden Im Jahre 1884 und 1947 Reste von Leichen und Kleidung die jedoch nicht mehr erhalten sind Ausserdem wurden 1934 der Schadel und einige Knochen eines etwa 14 jahrigen Madchens sowie Kleidungsreste einige Pfahle Steine und ein Lederbehalter gefunden die in die Bronzezeit datiert wurden 4 Fund BearbeitenAm 28 Mai 1900 stiessen zwei Torfarbeiter auf der Parzelle des Damendorfer Gastwirts Hagge beim Torfstechen in etwa 2 5 bis drei Metern Tiefe auf Reste wollener Kleidungsstucke und beim Weitergraben trafen sie auf die Leiche eines Menschen Die Arbeiter meldeten ihren Fund dem Damendorfer Gemeindevorsteher Sye der die Fundmeldung an den Landrat Freiherrn von der Reck weitergab Der Landrat telegrafierte die Fundmeldung umgehend an das Museum vaterlandischer Alterthumer in Kiel worauf der Museumskurator Dr Splieth und von der Reck nach Damendorf reisten um den Fund zu untersuchen und zu sichern Der Fund wurde dem Besitzer der Moorparzelle Hagge abgekauft sorgfaltig verpackt und traf am 1 Juni im Museum ein worauf die ersten Konservierungsmassnahmen eingeleitet wurden 5 Konservierung BearbeitenZunachst wurde die Oberseite der Leiche mechanisch von Pflanzenwurzeln befreit die teilweise durch die Haut gedrungen waren Anschliessend wurde der Korper mit einer Losung aus 0 1 Sublimat und Alkohol abgewaschen um Schimmelbefall zu verhindern Damit die Leiche bei der anschliessenden Trocknung nicht zu stark schrumpfte wurde sie in Glycerin und Terpentin getrankt Schliesslich wurde die Leiche mehrere Wochen unter Zugluft vollstandig getrocknet 5 Befunde BearbeitenDer Mann von Damendorf lag auf der linken Korperseite sein Kopf war etwas in den Nacken gezogen und ruhte auf dem ausgestreckten linken Arm Der rechte Arm war uber dem Kopf ausgestreckt Beide Beine waren leicht angewinkelt Sein Korper ist durch die uber ihm lastenden Torfschichten auf eine Starke von nur ein bis vier Zentimetern flachgedruckt Innerhalb der Hauthulle des Mannes wurden erhaltene Skelettteile unter anderem Teile des Beckens Reste von Gehirnmasse und Gedarmen gefunden 6 Seine durch die Moorsauren rotlich verfarbten Haare waren an den Seiten etwa 15 cm lang vorn jedoch auf etwa 2 cm eingekurzt In den Haaren fanden sich ungewohnlich hohe Konzentrationen an Quecksilber und Blei die darauf schliessen lassen dass der Mann zu Lebzeiten Metalle wie Gold oder Silber verarbeitet hat aus deren Schmelzen diese Schwermetalle ausgasen 6 Todesursache war wohl ein noch deutlich erkennbarer Einstich in der Herzgegend vermutlich eine Messerstichwunde Durch eine 14C Untersuchung konnte der Mann von Damendorf in die Romische Kaiserzeit genauer 135 335 n Chr datiert werden 7 Kleidung Bearbeiten nbsp Einzelteile der Hose des Mannes nbsp Die abgerollten Wadenwickel nbsp Bundschuhe des MannesMit dem Toten wurden zahlreiche Kleidungsstucke gefunden darunter ein Mantel der die Leiche bedeckte eine lange Hose die zu seinen Fussen lag ein Paar Wadenwickel lederne Bundschuhe sowie zwei lederne Riemen Alle erhaltenen Textilien bestehen aus Wolle die durch die Einwirkung der Moorsauren eine mittelbraune Farbe angenommen hatten Die ledernen Schuhe und Riemen haben dagegen eine dunkel bis schwarzbraune Farbe angenommen Mantel Bearbeiten Der Mantel war ursprunglich rechteckig mit einer Lange von etwa 238 cm und einer Breite von 183 cm am oberen Ende und 165 cm am unteren Das Manteltuch ist in zwei Fragmenten von 52 32 cm und 66 96 cm erhalten Das Tuch war stark abgenutzt an mehreren Stellen gestopft und mit aufgesetzten Flicken aus groberem Tuch ausgebessert worden Die oberen 75 cm des Manteltuchs waren umgeschlagen und uberwendlich festgenaht so dass der Mantel bei der Niederlegung im Moor eine annahernd quadratische Form hatte Das Tuch selbst war in einem Gleichgratkoper gewebt der stellenweise in Tuchbindung ubergeht Das Gewebe wurde mit 3 6 Z gedrehten Faden in Kette und etwa 3 3 ebenfalls Z gedrehten Faden im Schuss gewebt wobei die Schussfaden eine lockerere Drehung aufwiesen als die Kettfaden Stellenweise liegen die Kettfaden doppelt in den Fachern In regelmassigen Abstanden wurden Gruppen von zwei mal drei andersfarbigen vermutlich rot gefarbten Schussfaden verwebt wodurch auf dem fertigen Tuch ein dekoratives Streifenmuster entstand Die ubrigen Kett und Schussfaden bestanden aus ungefarbter leicht krauseliger Schafwolle mit nur wenigen Stichelhaaren Der Mantel aus Damendorf ist mit erhaltenen Manteln wie aus dem Thorsberger Moor dem Vehnemoor oder Vaalermoor gut vergleichbar In Grosse und qualitativer Ausfuhrung entspricht er jedoch eher den kleineren und einfacheren Exemplaren wie beispielsweise denen des Mannes von Obenaltendorf oder des Mannes von Bermuthsfeld 8 Hose Bearbeiten Die Hose ist in sechs losen Stoffteilen nicht ganz vollstandig erhalten Alle Nahte waren aufgelost was hochstwahrscheinlich auf Nahfaden aus Leinen zuruckzufuhren ist die in den Moorsauren vergangen sind Alle Stoffteile liessen sich jedoch nach Vorbild der Hose aus dem Thorsberger Moor zu einer knochellangen Hose rekonstruieren Das Tuch der Hose erscheint heller und feiner als das des Mantels Es wurde in einem sorgfaltigen Rautenkoper mit etwa 12 Faden je Zentimeter gewebt Die Hose hat nach der Restaurierung eine Lange von 115 cm und die Weite des beschadigten Bundes betragt etwa 85 cm Den unteren Abschluss der Hosenbeine bildeten Laschen die vermutlich unter den Fussen als Stege vernaht waren Auf Hohe der Knie zeigt der Hosenstoff starkere Abnutzungsspuren 5 8 Wickelbinden Bearbeiten Bei der Leiche lagen zwei Wickelgamaschen aus Wolle mit Langen von je 105 und Breiten von 10 cm Die Gewebe wurden in Koperbindung auf Form gewebt und besitzen auf drei Seiten feste Webkanten die vierte Seite ist nur beschadigt erhalten 5 8 Gurtel Bearbeiten Der lederne Gurtel ist in zwei Bruchstucken mit einer Gesamtlange 75 cm erhalten Der drei cm breite Riemen ist zu den Enden auf zwei cm verjungt und an einem Ende umgebogen und mit einigen Stichen vernaht das andere Ende ist mit sieben Lochern versehen wovon eines starker aufgeweitet ist Metallene Teile einer Schnalle sind nicht erhalten diese bestand vermutlich aus Eisen und ist im sauren Moormilieu vergangen Die Oberflache des Riemens ist mit sieben Gruppen aus eingepressten liegenden Kreuzen und senkrechten Strichen verziert Die Gesamtlange des Gurtels lasst sich nicht mehr rekonstruieren da die Bruchflachen der beiden Teile nicht aneinander passen 5 Schuhe Bearbeiten Die Bundschuhe wurden aus je einem einzigen Stuck behaartem Rindleder geschnitten Die Fersen sind mit Nahfaden aus Sehne oder Darm vernaht und durch eine angesetzte Kappe erhoht Auf dem Fussrucken wurde das Leder des Schuhes durch zahlreiche geometrisch angeordnete Einschnitte gestreckt und in Form gebracht und auf der Innenseite der Fusse durch einen durchgezogenen Riemen auf dem Rist verschnurt Reste von Haaren auf der Innenseite des Schuhleders deuten an dass die Rinderhaut noch behaart war und mit der Haarseite nach innen getragen wurde Auf den Sohlen waren nach der Bergung noch deutlich vollstandige etwa 24 cm lange Fussabdrucke erkennbar Nach der Konservierung hatten die Schuhe eine Lange von 27 cm was der modernen Schuhgrosse 38 entspricht wobei eine gewisse Schrumpfung gegenuber der ursprunglichen Grosse durch die lange Lagerung im Moor und der anschliessenden Konservierung zu berucksichtigen ist 5 Literatur BearbeitenMichael Gebuhr Moorleichen in Schleswig Holstein Hrsg Verein zur Forderung des Archaolog Landesmuseums e V Schloss Gottorf Wachholtz Neumunster 2002 ISBN 3 529 01870 8 Wijnand van der Sanden Mumien aus dem Moor Die vor und fruhgeschichtlichen Moorleichen aus Nordwesteuropa Batavian Lion International Amsterdam 1996 ISBN 90 6707 416 0 niederlandisch Originaltitel Vereeuwigd in het veen Ubersetzt von Henning Stilke Einzelnachweise Bearbeiten Seemoor In Strassenkatalog de Abgerufen am 5 Dezember 2011 Damendorf Amt Huttener Berge abgerufen am 27 April 2020 Karl Kersten Ein Moorleichenfund von Osterby bei Eckernforde In Institut fur Ur und Fruhgeschichte der Christian Albrechts Universitat zu Kiel Hrsg Offa Berichte u Mitteilungen zur Urgeschichte Fruhgeschichte u Mittelalterarchaologie Band 8 Wachholtz 1949 ISSN 0078 3714 S 1 Abb 1 Wijnand van der Sanden Mumien aus dem Moor Die vor und fruhgeschichtlichen Moorleichen aus Nordwesteuropa Batavian Lion International Amsterdam 1996 ISBN 90 6707 416 0 S 82 84 103 104 niederlandisch Originaltitel Vereeuwigd in het veen Ubersetzt von Henning Stilke a b c d e f Johanna Mestorf Moorleichen In Bericht des Museums Vaterlandischer Altertumer bei der Universitat Kiel Band 42 Lipsius amp Tischer Kiel 1900 S 3 10 Erstpublikation a b Heather Catherine Gill Robinson The iron age bog bodies of the Archaeologisches Landesmuseum Schloss Gottorf Schleswig Germany Dissertation University of Manitoba Manitoba Kanada 2006 ISBN 978 0 494 12259 4 englisch Johannes van der Plicht Wijnand van der Sanden A T Aerts H J Streurman Dating bog bodies by means of 14C AMS In Journal of Archaeological Science Band 31 Nr 4 April 2004 ISSN 0305 4403 S 471 491 doi 10 1016 j jas 2003 09 012 englisch ub rug nl PDF 388 kB abgerufen am 2 Juni 2010 a b c Karl Schlabow Textilfunde der Eisenzeit in Norddeutschland In Gottinger Schriften zur Vor und Fruhgeschichte Band 15 Wachholtz Neumunster 1976 ISBN 3 529 01515 6 S 58 59 Abb 101 103 54 4227 9 743114 Koordinaten 54 25 21 7 N 9 44 35 2 O PersonendatenNAME Mann von DamendorfKURZBESCHREIBUNG MoorleicheGEBURTSDATUM 2 Jahrhundert oder 3 JahrhundertSTERBEDATUM zwischen 135 und 335STERBEORT bei Damendorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mann von Damendorf amp oldid 237356339