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Quecksilber II chlorid HgCl2 oder Sublimat auch Hydragyrum bichloratum und fruher auch Mercurius sublimatus 5 6 sublimiertes Quecksilber 7 ist eine chemische Verbindung des Quecksilbers aus der Gruppe der Chloride StrukturformelAllgemeinesName Quecksilber II chloridAndere Namen Sublimat Hydrargyri dichloridumSummenformel HgCl2Kurzbeschreibung farb und geruchloser Feststoff 1 mit atzendem Geschmack 2 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 7487 94 7EG Nummer 231 299 8ECHA InfoCard 100 028 454PubChem 24085ChemSpider 22517DrugBank DB13765Wikidata Q143200EigenschaftenMolare Masse 271 50 g mol 1Aggregatzustand fest 1 Dichte 5 4 g cm 3 3 Schmelzpunkt 277 C 3 Siedepunkt 304 C 3 Dampfdruck 10 mPa 20 C 1 Loslichkeit massig in Wasser 74 g l 1 bei 20 C 1 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung EG Nr 1272 2008 CLP 4 ggf erweitert 3 GefahrH und P Satze H 341 361f 300 372 314 410P 260 273 280 303 361 353 304 340 310 305 351 338 3 MAK 0 1 mg m 3 1 Toxikologische Daten 1 mg kg 1 LDLo Mensch oral 1 1 mg kg 1 LD50 Ratte oral 3 41 mg kg 1 LD50 Ratte transdermal 3 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Quecksilber II chlorid in Pulverform Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Darstellung 3 Verwendung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseEigenschaften BearbeitenQuecksilber II chlorid ist eine farblose kristalline in Wasser massig losliche sehr giftige molekulare Verbindung die bei 281 C schmilzt Da sie beim Erhitzen leicht sublimiert bezeichnet man sie als Sublimat Der Siedepunkt bei 302 C ist kaum zu beobachten 8 Im kristallinen Zustand in der Dampfphase und in Losung liegt Quecksilber II chlorid in Form von kovalent gebundenen linearen Cl Hg Cl Molekulen vor In wassriger Losung dissoziieren die Molekule nur geringfugig in Ionen daher leitet eine Losung den elektrischen Strom kaum Quecksilber II chlorid ist im Vergleich zu anderen Halogeniden wie Quecksilber II iodid die in Wasser nur in Spuren loslich sind recht gut loslich Aquaporine Kanalproteine durch die Wasser eine Biomembran passieren kann werden durch Quecksilber II chlorid bzw Quecksilber II ionen spezifisch gehemmt 9 Darstellung BearbeitenQuecksilber II chlorid entsteht beim Erhitzen von Quecksilber II sulfat mit Natriumchlorid und sublimiert dabei als leichtestfluchtige Komponente ab H g S O 4 2 N a C l H g C l 2 N a 2 S O 4 displaystyle mathrm HgSO 4 2 NaCl longrightarrow HgCl 2 Na 2 SO 4 nbsp Bei der Reaktion von Quecksilber I chlorid mit Chlor oder von Quecksilber II oxid mit Salzsaure oder auch direkt aus den Elementen Quecksilber und Chlor in beheizten Retorten entsteht Quecksilber II chlorid Auch die Reaktion von Salzsaure mit Quecksilber I Verbindungen z B Quecksilber I nitrat ist moglich H g 2 N O 3 2 4 H C l 2 H g C l 2 2 H 2 O 2 N O 2 displaystyle mathrm Hg 2 NO 3 2 4 HCl longrightarrow 2 HgCl 2 2 H 2 O 2 NO 2 nbsp Verwendung BearbeitenQuecksilber II chlorid wirkt pilztotend darum wurde es fruher zum Beizen von Saatgut und zur Impragnierung von Holz verwendet Kyanisierung Da es ausserdem wie William Alexander in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts entdeckt 10 hatte antiseptisch wirkt wurde es als Desinfektionsmittel bei Wunden und als Alternative zur Karbolsaure bei Operationen 11 sowie auch kombiniert mit Alkohol zur hygienischen Desinfektion von Handen und Unterarmen vor chirurgischen Eingriffen 12 verwendet Der Chirurg fuhrte Sublimat etwa in Form der Sublimatgaze als Bestandteil der Verbandpackchen deutscher Soldaten als Wundantiseptikum ein 13 In starker Verdunnung wurde es sogar als Arzneistoff eingesetzt 14 und fand wie Kalomel Einsatz als unter die Haut verabreichtes Medikament 15 bei Syphilis Dem franzosischen Anatomen Francois Chaussier 1746 1828 gelang der Nachweis dass Quecksilber II chlorid einen Leichnam vor Faulnis schutzt und seine Austrocknung begunstigt Damit erzielte er einen wesentlichen Fortschritt im Bereich der Leichenkonservierung 16 Aufgrund seiner fixierenden Wirkung wurde es bis um 1900 als Konservierungsmittel fur anatomische Praparate benutzt Wegen seiner bereits langer bekannten Giftigkeit 17 werden heute jedoch andere Stoffe benutzt Auch in der Leichenkonservierung ging man von der alleinigen Verwendung von Quecksilber II chlorid und anderen Metallverbindungen wieder ab als bemerkt wurde dass Metall aus der Losung ausfiel und entstellende Flecken an den solcherart behandelten Leichen hinterliess Ausserdem bewirkte Quecksilber II chlorid eine graue Verfarbung der Haut 16 Quecksilber II chlorid ist Bestandteil von Atzmitteln fur die Stahl und Kupferatzung Katalysator in der Synthesechemie wie zum Beispiel bei der Herstellung von Vinylchlorid und wurde vor Einfuhrung der RoHS Richtlinien als Depolarisator in Trockenbatterien wie beispielsweise Zink Kohle Zellen verwendet 14 Literatur BearbeitenBrockhaus ABC Chemie VEB F A Brockhaus Verlag Leipzig 1971 S 1159 1160 Friedrich Moll Grosse Manner der Holzimpragnierungstechnik In Angewandte Chemie 1930 43 S 830 834 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Datenblatt Quecksilber II chlorid bei Merck abgerufen am 24 April 2010 Eugen Frohner Lehrbuch der Toxikologie fur Tierarzte Dritte Auflage Ferdinand Enke Verlag 1910 S 77 a b c d e f g Eintrag zu Quecksilber II chlorid in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 20 Januar 2022 JavaScript erforderlich Eintrag zu Mercury dichloride im Classification and Labelling Inventory der Europaischen Chemikalienagentur ECHA abgerufen am 1 Februar 2016 Hersteller bzw Inverkehrbringer konnen die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern Friedrich Dobler Die chemische Fundierung der Heilkunde durch Theophrastus Paracelsus Experimentelle Uberprufung seiner Antimonpraparate In Veroffentlichungen der Internationalen Gesellschaft fur Geschichte der Pharmazie Neue Folge Band 10 1957 S 76 86 hier S 81 Otto Zekert Hrsg Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570 Hrsg vom osterreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft fur Geschichte der Pharmazie Deutscher Apotheker Verlag Hans Hosel Berlin 1938 S 147 Vgl dazu Udo Benzenhofer Johannes de Rupescissa Liber de consideratione quintae essentiae omnium rerum deutsch Studien zur Alchemia medica des 15 bis 17 Jahrhunderts mit kritischer Edition des Textes Heidelberger Studien zur Naturkunde der fruhen Neuzeit Band 1 Steiner Wiesbaden Stuttgart 1989 ISBN 3 515 05388 3 Zugleich Philosophische Dissertation Universitat Heidelberg 1988 S 189 A F Holleman E Wiberg N Wiberg Lehrbuch der Anorganischen Chemie 91 100 verbesserte und stark erweiterte Auflage Walter de Gruyter Berlin 1985 ISBN 3 11 007511 3 Ulrich Welsch Thomas Delle Lehrbuch Histologie 3 Auflage Urban amp Fischer Verlag Elsevier GmbH 2010 ISBN 978 3 437 44431 9 Seite 19 Friedrich Wilhelm Gierhake Asepsis In Franz Xaver Sailer Friedrich Wilhelm Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 33 42 hier S 38 Otto Schmidt Beitrag zur Frage der Verwendung des Sublimat bei Laparotomien In Centralblatt fur Gynakologie Band 10 Nr 15 10 April 1886 S 227 229 Robert Ziegenspeck Sublimat Ebenda Nr 34 21 August 1886 S 546 561 Hans Killian Hinter uns steht nur der Herrgott Sub umbra dei Ein Chirurg erinnert sich Kindler Munchen 1957 hier Lizenzausgabe als Herder Taschenbuch Herderbucherei Band 279 Herder Freiburg Basel Wien 1975 ISBN 3 451 01779 2 S 42 Nicolai Guleke Kriegschirurgie und Kriegschirurgen im Wandel der Zeiten Vortrag gehalten am 19 Juni 1944 vor den Studierenden der Medizin an der Universitat Jena Gustav Fischer Jena 1945 S 38 a b H Hager F v Bruchhausen P Surmann E Nurnberg Hagers Handbuch Der Pharmazeutischen Praxis Springer Verlag 1999 ISBN 3 540 52641 2 S 472 Emil Stern Ueber das Quecksilberchlorid Chlornatrium und seine subcutane Anwendung In Berliner klinische Wochenschrift Band 15 1878 S 59 64 a b Magdalena Hawlik van de Water Der schone Tod Zeremonialstrukturen des Wiener Hofes bei Tod und Begrabnis zwischen 1640 und 1740 Freiburg Wien 1989 S 203 211 uber Die Methoden des Einbalsamierens vom Altertum bis zur Neuzeit Vgl etwa Carl Fleischmann Todliche Sublimatvergiftung nach einer zweimaligen Scheidenausspulung In Centralblatt fur Gynakologie Band 10 Nr 47 20 November 1886 S 761 765 Quecksilberhalogenide Quecksilber I Verbindungen Quecksilber I fluorid Quecksilber I chlorid Quecksilber I bromid Quecksilber I iodidQuecksilber II Verbindungen Quecksilber II fluorid Quecksilber II chlorid Quecksilber II bromid Quecksilber II iodidQuecksilber IV Verbindungen Quecksilber IV fluorid Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Quecksilber II chlorid amp oldid 230729278