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Kalomel IMA Symbol Clo 1 auch als Calomel im Englischen bis heute Hornquecksilber Merkurochlorid und anderen veralteten Bezeichnungen bekannt ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Halogenide mit der chemischen Zusammensetzung Hg2Cl2 und damit chemisch gesehen Quecksilber I chlorid KalomelFast farblose und durchsichtige Kalomelkristalle aus der Mariposa Mine Terlingua Distrikt Brewster County Texas USAAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Clo 1 Andere Namen Calomel 2 Hornquecksilber 3 Hydrargyrochlorid 2 Mercurochlorid 4 oder auch Merkurochlorid 2 Quecksilber I chlorid Quecksilberchlorur 4 Quecksilberhornerz 5 Chemische Formel Hg2Cl2Mineralklasse und ggf Abteilung HalogenideSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana III A 05 III A 05 010 3 AA 30 09 01 08 01Kristallographische DatenKristallsystem tetragonalKristallklasse Symbol ditetragonal dipyramidal 4 m2 m2 m 6 Raumgruppe I4 mmm Nr 139 Vorlage Raumgruppe 139 6 Gitterparameter a 4 45 A c 10 89 A 6 Formeleinheiten Z 2 6 Physikalische EigenschaftenMohsharte 1 5 bis 2Dichte g cm3 7 15 bis 7 23 7 Spaltbarkeit undeutlich nach 100 und 011 Bruch Tenazitat muscheligFarbe farblos weiss weissgelb bis graugelb braunStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz DiamantglanzKristalloptikBrechungsindizes nw 1 973ne 2 656 8 Doppelbrechung d 0 683Optischer Charakter einachsig positivKalomel kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem und entwickelt entweder kleine durchsichtige bis durchscheinende flachenreiche Kristalle mit prismatisch tafeligem Kristallhabitus und Diamantglanz oder krustenformige bzw erdige Mineral Aggregate Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErste Erwahnung fand Kalomel bereits in den Aufzeichnungen von 1608 durch Beguin und 1609 durch Oswald Croll Er soll jedoch schon den alten Tibetern bekannt gewesen sein Wissenschaftlich beschrieben wurde das Mineral aber erst 1612 durch Theodore Turquet de Mayerne der dem Mineral die Bezeichnung schones Schwarz gab Der Name ist eine Zusammensetzung der altgriechischen Worte kalos kalos fur schon und melas melas fur schwarz der Legende nach inspiriert durch seinen schwarzen Sklaven der Praparate dieser Substanz gut zu bereiten wusste 9 10 Tatsachlich ruhrt der Name daher dass das Quecksilber I im Kalomel leicht in elementares Quecksilber und Quecksilber II disproportioniert Das sich bildende Quecksilber ist fein verteilt und sorgt dadurch fur die schwarze Farbe Die Disproportionierung kann durch Licht oder in wassrigen Losungen durch Anheben des pH Wertes geschehen Zum Beispiel fallt beim Ubergiessen von Kalomel mit Ammoniaklosung feinverteiltes schwarzes Quecksilber und weisses Quecksilber II amidochlorid aus 11 H g 2 C l 2 2 N H 3 H g H g N H 2 C l N H 4 C l displaystyle mathrm Hg 2 Cl 2 2 NH 3 longrightarrow Hg Hg NH 2 Cl downarrow NH 4 Cl nbsp Kalomelreaktion mit AmmoniakAls Typlokalitat gilt der Moschellandsberg bei Obermoschel Rheinland Pfalz Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Kalomel zur Mineralklasse der Halogenide und dort zur Abteilung der Einfachen Halogenide wo er zusammen mit Kuzminit und Moschelit eine eigenstandige Gruppe bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Kalomel ebenfalls in die Klasse der Halogenide und dort in die Abteilung der Einfachen Halogenide ohne H2O ein Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhaltnis von Kationen M zu Anionen X so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung M X 1 1 und 2 3 zu finden ist wo es ebenfalls zusammen mit Kuzminit und Moschelit die nach ihm benannte Kalomelgruppe mit der System Nr 3 AA 30 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Kalomel in die Klasse der Halogenide und dort in die gleichnamige Abteilung ein Hier ist er ebenfalls als Namensgeber der Kalomelgruppe mit der System Nr 09 01 08 und den weiteren Mitgliedern Kuzminit und Moschelit innerhalb der Unterabteilung der Wasserfreien und wasserhaltigen Halogenide mit der Formel AX zu finden Kristallstruktur BearbeitenKalomel kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem in der Raumgruppe I4 mmm Raumgruppen Nr 139 Vorlage Raumgruppe 139 mit Gitterparametern a 4 45 A und c 10 89 A sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle 6 Eigenschaften Bearbeiten nbsp Gelber erdiger Kalomel aus der Mariposa Mine Texas USA Sichtfeld 5 mm Reiner Kalomel ist farblos Er kann jedoch durch Verunreinigungen oder Beimengungen formelfremder Ionen von weisser weissgelber bis graugelber oder brauner Farbe sein die bei langerem Kontakt mit Luft allmahlich nachdunkelt Seine Optische Dispersion reicht an die des Diamanten und seine Doppelbrechung ubertrifft die des gerade fur diese Eigenschaft bekannten Calcits bei weitem Gegenuber Salz und Salpetersaure ist Kalomel relativ unempfindlich in Konigswasser ist er jedoch loslich Mit Sodalosung Ammoniaklosung oder anderen alkalischen Losungen behandelt fallt metallisches Quecksilber aus Beim Erhitzen auf 400 C geht das Mineral direkt vom festen in den gasformigen Zustand uber Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Kalomel auf Cinnabarit aus der Mine von Almaden SpanienKalomel bildet sich als Sekundarmineral durch Verwitterung primarer Quecksilberminerale Als seltene Mineralbildung konnte Kalomel nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden Bisher Stand 2011 sind etwa 80 Fundorte bekannt 12 Neben seiner Typlokalitat Moschellandsberg trat das Mineral in Deutschland noch im Daimbacher Hof ehemals Alte Grube in Daimbach bei Morsfeld am Potzberg in der Grube Frischer Mut bei Stahlberg und in der Grube Christiansgluck am Konigsberg bei Wolfstein in Rheinland Pfalz auf Weitere Fundorte sind unter anderem die Chatsworth Mine bei Grassington in England die La Coipa Mine bei Diego de Almagro in Chile die Guilaizhuang Mine bei Pingyi in China das Departement Herault in Frankreich San Quirico in der Region Parma und die Levigliani Mine bei Stazzema in Italien die Ainoura Mine in der japanischen Prafektur Nagasaki an mehreren Stellen im Alai Gebirge im kirgisischen Gebiet Osch in einigen Regionen von Mexiko am Fluss Kelyana im Nordlichen Mujagebirge und am Ujuk in Ostsibirien sowie am Mutnovskoe auf Kamtschatka im Fernen Osten Russlands die Avala Mine in Serbien an mehreren Stellen in der Region um Kosice in der Slowakei bei Almeria und Almaden in Spanien Nerezin im tschechischen Bohmen sowie in mehreren Regionen der Vereinigten Staaten von Amerika US 13 Verwendung BearbeitenGrossere abbauwurdige Vorkommen von Kalomel sind nicht bekannt Aus diesem Grund ist es als Quecksilbererz von untergeordnetem Interesse Anwendungen des Minerals sind eher von historischem Interesse So entdeckte William Alexander in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts die antiseptische Wirkung von Quecksilber II chlorid auch Sublimat und Kalomel Unter dem Mikroskop beobachtete er Infusorien die unter Einwirkung der beiden Substanzen in wenigen Minuten zugrundegingen 14 Weitere historische und medizinische Anwendungen finden sich unter Quecksilber I chlorid Siehe auch BearbeitenListe der Minerale Kalomel ElektrodeLiteratur BearbeitenPetr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler im Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 72 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 487 Erstausgabe 1891 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Calomel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kalomel In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 21 Oktober 2022 Calomel search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 21 Oktober 2022 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Calomel In rruff geo arizona edu Abgerufen am 21 Oktober 2022 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB a b c Hermann Thoms Grundzuge der Pharmazeutischen Chemie 7 verbesserte Auflage Springer Berlin Heidelberg 1921 S 198 200 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 21 Oktober 2022 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 487 Erstausgabe 1891 a b Otto Lueger Lexikon der gesamten Technik Quecksilberchlorur Mercurochlorid Kalomel bei Zeno org Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 320 321 a b c d David Barthelmy Calomel Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 26 Marz 2022 englisch Calomel In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 63 kB abgerufen am 26 Marz 2022 Calomel In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 4 April 2022 englisch Elias Altschul Real Lexicon fur Homoopathische Arzneimittellehre Therapie u Arznei Bereitungskunde Sondershausen 1864 S 225 226 books googleusercontent com PDF 20 1 MB abgerufen am 4 April 2022 F Chance Calomel In Notes and Queries A Medium of Intercommunication for literary men general readers etc Band 2 Francis London 1874 S 4 englisch online verfugbar bei archive org Internet Archive Eintrag zu Prazipitate In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 23 Mai 2014 Localities for Calomel In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 4 April 2022 englisch Fundortliste fur Kalomel beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 4 April 2022 Friedrich Wilhelm Gierhake Asepsis In Franz Xaver Sailer Friedrich Wilhelm Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 33 42 Erwahnung von Kalomel in der genannten Literatur bei der Google Buchsuche abgerufen am 4 April 2022 hier S 38 Normdaten Sachbegriff GND 4383429 2 lobid OGND AKS LCCN sh85019022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kalomel amp oldid 237330077